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Experimentieren.
Einblicke in Praktiken und Versuchsaufbauten
zwischen Wissenschaft und Gestaltung
Séverine Marguin
Henrike Rabe
Wolfgang Schäffner
Friedrich Schmidgall
(Hg.)
Science Studies
Séverine Marguin (Dr.), geb. 1985, Soziologin,
ist Leiterin des Methodenlabs im SFB 1265
Re-Figuration von Räumen an der Technischen
Universität Berlin. Sie forschte zwischen 2015 und
2018 am Exzellenzcluster Bild Wissen Gestaltung.
Ein interdisziplinäres Labor der Humboldt-Uni versität
zu Berlin und promovierte in Arbeits- und Kunst-
soziologie an der Leuphana Universität Lüneburg
sowie der École des Hautes Études en Sciences
Sociales Paris.
Henrike Rabe (Dipl.-Ing.), geb. 1980, ist Architektin
und forschte von 2012 bis 2018 am Exzellenz -
cluster Bild Wissen Gestaltung. Ein interdiszi-
plinäres Labor der Humboldt-Universität zu Berlin.
Zuvor betreute sie als Senior Architect bei Kazuhiro
Kojima + Kazuko Akamatsu/CAt in Tokio die
Planung von Universitäten, Schulen, Medien zentren
und Museen. Sie studierte Architektur an der
Technischen Universität Berlin.
Wolfgang Schäffner (Prof. Dr. phil.), geb. 1961,
ist Professor für Wissens- und Kulturgeschichte
an der Humboldt-Universität zu Berlin. Er ist
Sprecher des Exzellenzclusters Matters of Activity
und Direktor des Hermann von Helmholtz-Zentrums
für Kulturtechnik der Humboldt-Universität zu
Berlin. Seit 2005 ist er Profesor invitado permanente
und Direktor des Walter Gropius Forschungs-
programms an der Universidad de Buenos Aires.
Friedrich Schmidgall (Dipl.-Des.), geb. 1984, ist
Interaction Designer und leitet das Open Lab am
Einstein Center Digital Future der Technischen
Universität Berlin. Von 2012 bis 2018 forschte er
am Exzellenzcluster Bild Wissen Gestaltung. Ein
interdisziplinäres Labor der Humboldt-Universität zu
Berlin. Er studierte Industriedesign an der Hoch-
schule der Bildenden Künste Saar in Saar brücken
und Interaction Design an der Weißensee Kunst-
hochschule Berlin.
Experimentieren.
Einblicke in
Praktiken und
Versuchsauf bauten
zwischen
Wissenschaft
und Gestaltung
Séverine Marguin
Henrike Rabe
Wolfgang Schäffner
Friedrich Schmidgall
(Hg.)
Experimentieren. Einblicke in Praktiken
und Versuchsau auten zwischen
Wissenschaft und Gestaltung
Herausgegeben von Séverine Marguin,
Henrike Rabe, Wolfgang Schä ner und
Friedrich Schmidgall
Für den Exzellenzcluster Bild Wissen
Gestaltung. Ein interdisziplinäres Labor
Humboldt-Universität zu Berlin
Lektorat (außer Beitrag Berg) und Korrektorat
Dagmar Deuring (Deutsch)
Beste Worte GmbH (Englisch)
Umschlaggestaltung, Innen-Layout und Satz
www.studiogretzinger.de
Koordination
Sarah Etz
Schriften
A-Grotesk (Katja Gretzinger),
GT Super (Grilli Type)
Druck
Majuskel Medienproduktion GmbH, Wetzlar
Print-ISBN 978-3-8376-4638-2
PDF-ISBN 978-3-8394-4638-6
https://doi.org/10.14361/9783839446386
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mit chlorfrei gebleichtem Zellsto .
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gungen durch den jeweiligen Rechteinhaber.
Erschienen 2019 im transcript Verlag, Bielefeld
© Séverine Marguin, Henrike Rabe, Wolfgang
Schä ner, Friedrich Schmidgall (Hg.)
Trotz intensiver Bemühungen ist es nicht bei allen
Abbildungen gelungen, Urheberschaft und
Herkunft zu klären. Berechtigte Ansprüche
werden selbstverständlich abgegolten.
Die Publikation wird ermöglicht durch den Exzel-
lenzcluster Bild Wissen Gestaltung. Ein Interdiszi-
plinäres Labor der Humboldt-Universität zu Berlin
(Fördernr. EXC 1027/1) und die fi nanzielle Unter-
stützung durch die Deutsche Forschungsgemein-
schaft im Rahmen der Exzellenzinitiative.
9Einleitung
Séverine Marguin, Henrike Rabe,
Wolfgang Schäffner, Friedrich
Schmidgall
25 Etwas über Kulturen
des Experimentierens
Hans-Jörg Rheinberger
37 Durchqueren Experimentieren im Feld der
Kunst als Praxis im Offenen
Elke Bippus
51 Entwerfen Upscaling Textiles.
Experimenteller Materialentwurf
im räumlichen Kontext
Christiane Sauer
67 Erfahren Experimente mit technischer
Demokratie in Entwurfskursen
Ignacio Farías,
Thomás Sánchez Criado
81 Experimen tieren
Probieren
Versuchen
Experimentelle Praktiken
in Wissen schaften, Technik
und Literatur
Gunhild Berg
93 Improvisieren Playing with Virtual Realities.
A Practice- based-Research
Experiment in Dancing with
Technology
Einav Katan-Schmid
107 Ko-laborieren Die Experimentalzone.
Raumforschung an der
Schnittstelle zwischen Gestaltung
und Sozialwissenschaft
Séverine Marguin, Henrike Rabe,
Friedrich Schmidgall
123 Kombinieren Durch den Datendschungel
auf der Suche nach Erkenntnis.
Experimentieren in der
molekularen Mikrobiologie
Regine Hengge
137 Kontrollieren Laborexperimente in der
wirtschafts wissen schaftlichen
Forschungspraxis
Juliane Haus
151 Messen Ein Bericht aus der
Physikforschung
Interview mit Norbert Koch
161 Modellieren Virtuelle Experimente zur
funktionellen Morphologie
der Wirbeltiere
John A. Nyakatura, Oliver E.
Demuth
175 Multiplizieren The experiment assemblage.
Transforming healthcare through
three versions of the experiment
Peter Danholt, Morten Bonde
Klausen, Claus Bossen
189 Plausibilisieren (Re-)Konstruktion als Experiment.
Sehen und Hören in antiker
Architektur
Christian Kassung, Susanne Muth
205 Proben Ein Bericht aus der
choreogra fischen Praxis
Interview mit Lea Moro
215 Programmieren Zwischen Mensch und Technik.
Das Experiment in der Informatik
Claudia Müller-Birn,
Jesse Josua Benjamin
227 Prototyping Von Grund auf. Einige Bemer-
kungen zum Experi mentieren
im Design
Jörg Petruschat
247 Provozieren Unwiederholbare Experimente.
Entwerfen zwischen Grenzziehung
und Überschreitung
Carolin Höfler
263 Publizieren Ein Bericht aus der interdis-
ziplinären Wissensvermittlung
Interview mit Kerstin Germer
275 Rechnen Mathematische Physik von
Raum, Zeit und Materie
Matthias Staudacher
283 Simulieren Experimente in der Büro -
raum gestaltung. Konzepte,
Heraus forderungen und
praktische Beispiele aus Sicht
der Architektur
Kerstin Sailer
297 Skalieren The Seductive Trap of Linear
Thinking. Skalierungseffekte
im Experiment
Reinhard Wendler
309 Spielen Ludische Intervention. Experiment
und Gameplay
Robert M. Erdbeer
323 Systematisieren Entwerfen um 1960. Methodische
Objektivität zwischen Kalkül
und Intuition
Claudia Mareis
341 Variieren Die Psychologie des
Experi mentierens und das
Experiment in der Psychologie
Robert Gaschler
355 Über die AutorInnen
Abbildungsnachweise
9
Forschen und Gestalten sind Vorgehensweisen, die darauf ausge-
richtet sind, etwas Neues, noch nicht Existierendes hervorzu-
bringen. Insoweit haben beide Projektcharakter, da sie sich einem
Nullpunkt des Wissens aussetzen, wo noch nicht sicher ist, ob und
wie ein Problem gelöst oder als Projekt realisiert werden kann.
Doch welche Strategien und Verfahren sind es, die aus diesem
Nichtwissen, diesen Vermutungen und Ideen zu konkreten Ergeb-
nissen führen? Als Raum des Experimentierens ist für solche
Vorgehensweisen seit dem 19. Jahrhundert das Labor als elemen-
tarer Ort der Wissensproduktion entworfen worden: Hier werden in
kontrollierter Weise kritische Konstellationen und Momente des
Nichtwissens untersucht und manipuliert, die etwas Neues möglich
machen. „Was wirklich neu ist, muss sich einstellen, es muss sich
ereignen“, schreibt Hans-Jörg Rheinberger. „In den neuzeitlichen
Wissenschaften hat sich der Forscher mit dem Experiment eine
empirische Struktur geschaen, eine Umgebung, die es erlaubt, in
diesem Zustand des Nichtwissens um das Nichtwissen handlungs-
fähig zu werden“ (Rheinberger 2014: 233 f.). Beschreibungen dieser
fundamentalen Serendipität des Forschens machen deutlich, dass
es beim Experimentieren um einen Prozess geht, für den bestimmte
Routinen entwickelt werden, der aber auch eine große Oenheit
darstellt und einen elementaren Kern des Entwerfens und Gestal-
tens enthält.
Vor diesem Hintergrund haben wir am interdisziplinären Labor
Bild Wissen Gestaltung eine enge Zusammenarbeit von historisch-
theoretischer Analyse, naturwissenschaftlichem Experimentieren
und gestalterischem Entwerfen entwickelt. Diese Kolla boration
von Geistes-, Natur- und Technikwissenschaften mit Gestaltungs-
disziplinen als gleichrangigen Partnerinnen verbindet sehr unter-
schiedliche Wissenskulturen und Praktiken und sie verändert
tradierte Forschungsprozesse in entscheidender Weise. Eine solche
Zusammenarbeit, die als „trading zone“ (Galison 1997, 1999) selber
zum Experiment mit hybriden Anordnungen wird, macht das
Anliegen des vorliegenden Bandes deutlich, in dem es darum geht,
die Schauplätze des historischen Arbeitens, empirischer
Einleitung
Séverine Marguin, Henrike Rabe, Wolfgang Schäffner
und Friedrich Schmidgall
soziologischer Analysen, des gestalterischen Entwerfens und des
naturwissenschaftlichen Forschens durch die Frage nach dem
Experimentieren in einen methodischen Zusammenhang zu
bringen. Für ein solches Unternehmen gibt es gegenwärtig einzig-
artige Bedingungen, wie der Blick auf die erstaunliche Wende der
Naturwissenschaften zur Gestaltung deutlich macht (Schäner
2010). Diese bisher auf die Analyse der Natur ausge richteten Diszi-
plinen wenden sich nun der gestaltenden Synthese von elementaren
Bausteinen zu. Damit zeigen sich im Inneren dieser Experimental-
wissenschaften Entwurfsprozesse, wie sie sonst nur in den klassi-
schen Gestaltungsdisziplinen zu finden waren. Und umgekehrt
wird durch die neuere Gestaltungs- und Entwurfsforschung
deutlich, dass auch Entwurfsprozesse eine fundamentale experi-
mentelle Dimension verkörpern. Daraus ergeben sich viele überra-
schende Überschneidungen und Kombinationsmöglichkeiten, die
klassische Unterschiede von Disziplinen gerade in einer auf experi-
mentelle Praktiken ausgerichteten Zusammenarbeit produktiv
werden lassen.
Um Kollaborationsformen einer Vielzahl von Disziplinen zu
untersuchen, haben wir einerseits eine empirische Versuchsappara-
tur entwickelt, die es ermöglicht, interdisziplinäre Arbeitsprozesse
selbst als Experiment zum Gegenstand der Untersuchung zu
machen, um sie als hybride Praxis beobachten, analysieren und
gestalten zu können. Zugleich haben wir das Experimentieren als
vielfältige Praxis ins Zentrum unserer Untersuchungen gestellt,
die als gemeinsamer Nenner den Raum, die Praktiken und kollabo-
rativen Aktivitäten im interdisziplinären Labor bestimmen. Zur
genaueren Verdeutlichung der Vielfalt und Produktivität des
Experimentierens haben wir zwischen 2015 und 2017 die Workshop-
reihe „ExpertInnen des Experiments“ mit VertreterInnen aus
unterschiedlichen Disziplinen organisiert. Vor diesem Hintergrund
stellt dieser Band an eine ganze Reihe von Forschenden die Frage
nach dem Experiment und damit die Frage nach ganz unter-
schiedlichen Kulturen des Experimentierens, die als solche vor
allem im Vergleich dieser verschiedenen Formate sichtbar werden
können. Dabei geht es nicht darum, eine einförmig naturwissen-
schaftlich geprägte Definition als Maßstab an andere Formate des
Experimentierens anzulegen. Vielmehr soll in dieser vergleichen -
den Analyse experimenteller Kulturen der eigentümliche Raum der
Oenheit deutlich werden: Wir haben deshalb eine möglichst
breitgefächerte Auswahl an Disziplinen angestrebt und konnten
ExpertInnen aus den Feldern Anthropologie, Archäologie, Archi-
tektur, Biologie, Choreografie, Designtheorie und -forschung,
11 Einleitung
Einleitung
Ethnologie, Wissenschaftsillustration, Human-Centered Compu-
ting, Informatik, Interaction Design, Literaturwissenschaft,
Kunst theorie und -geschichte, Kulturwissenschaft, Medien-
wissenschaft, Mikrobiologie, biologische Morphologie, Physik,
Philo sophie, Psychologie, Science and Technology Studies, Sozio-
logie, Tanz, theoretische Physik und Wissenschaftsgeschichte
gewinnen. Es ging uns dabei darum, die Experimente der unter-
schied lichen Disziplinen „auf einer Ebene“ zu verorten, zu analysie-
ren (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte 2001) und
damit in einen produktiven Zusammenhang zu bringen.
Die von uns durchgeführten Workshops hatten gezeigt, dass
der Begri des Experiments nicht disziplinär zu fassen ist. Denn
Experimente zeichnen sich durch eine große Vielfalt auch inner-
halb einer vermeintlich homogenen Disziplin aus, wie auch durch
überraschende Gemeinsamkeiten zwischen unterschiedlichen
Disziplinen. Wie kann man also die Praxis des Experimentierens
disziplinenübergreifend untersuchen und beschreiben? Wie kann
dabei der Komplexität der unterschiedlichen Konstellationen
Rechnung getragen werden? Und wie verändert sich schließlich
auch das Bild des Experimentierens und welche neuen kollaborati-
ven Möglichkeiten ergeben sich daraus für eine interdisziplinäre
Forschungspraxis?
Das klassische Bild des Experimentierens ist vor allem von den
Naturwissenschaften geprägt, die in ihren Labors seit Mitte des
19. Jahrhunderts in fast allen Disziplinen das Experimentieren als
zentrales Vorgehen entwickelt haben. Der wissenschaftliche Versuch
gilt heute als eine „scientific procedure undertaken to make a
discovery, test a hypothesis, or demonstrate a known fact“ (Oxford
Dictionaries 2018). Dafür werden durch die Forschenden Variablen
bestimmt und in einer künstlichen, stark kontrollierten Umge-
bung getestet. Es gilt, Vorgänge „möglichst frei von allen unge-
wollten Einwirkungen zu verwirklichen, um durch Messung der
Zahlenwerte der in sie eingehenden Größen und durch Variation
der Versuchsbedingungen zur Aufstellung eines mathematisch
for mu lierten Gesetzes zu gelangen“ (Westphal 1956: 6). Die natur-
wis senschaftliche Definition im Sinne von „Reproduzierbarkeit,
Stan dardisierbarkeit und Messbarkeit“ (Kühl 2009: 535) prägt
das heutige Verständnis des Begris maßgeblich (Berg 2011: 140).
Im Unterschied dazu ist das Experiment im Sinne eines gewagten
Unternehmens definiert als „course of action tentatively adopted
without being sure of the outcome“ (Oxford Dictionaries 2018).
Diese Definition wird oft mit gestalterischen Experimenten assozi-
iert, wie die Charakterisierung künstlerischen Experimentierens als
Séverine Marguin, Henrike Rabe, Wolfgang Schäffner
und Friedrich Schmidgall
„erkundendes, probierendes, ungewohntes Vorgehen“ zeigt (Jäger
1997: 546). Darüber hinaus wird das künstlerische Experiment
als „innovativer wie singulärer Akt der Erfindung, Entdeckung
oder Schöpfung durch neuartige künstlerische Techniken“
beschrieben (Berg 2011: 143), während es andererseits auch nur
als ein Experimentieren „im metaphorischen Sinne“ verstanden
wird (Jäger 1997: 546).
Diese Vorstellungen zeigen jedoch, dass sich mit dem Expe-
rimen tieren ein breites und heterogenes Aktionsfeld erönet.
So situieren sich die Experimente in den ganz unterschiedlichen in
diesem Band vertretenen Disziplinen in einem Spannungsfeld
zwischen hypothesengeleitetem und explorativem Vorgehen. Während
einige ForscherInnen vorrangig hypothesengeleitet arbeiten (z.B.
Robert Gaschler), andere eher explorativ (z. B. Ignacio Farías und
Thomás Sánchez Criado), ist unter den Beiträgen überraschender-
weise eine kombinierte Vorgehensweise recht häufig (z.B. Regine
Hengge). Darüber hinaus kann auch das von vielen AutorInnen
beschriebene iterative Vorgehen oder Trial-and-Error-Verfahren
zwischen hypothesengeleitetem und explorativem Vorgehen ver -
ortet werden. Denn während solche Vorgehensweisen insgesamt oft
explorativ sind, wird bei einem einzelnen Trial oder Versuch meist
eine implizite oder explizite These getestet. Iterative und Trial-and-
Error-Methoden werden sowohl von Natur- und Geisteswissen-
schaftlerInnen als auch von GestalterInnen und KünstlerInnen in
diesem Sammelband als Methode genannt.
Zudem fokussieren die Experimente häufig entweder auf wieder-
holbare oder gerade auf unwiederholbare Ereignisse. Während
Wiederholbarkeit beispielsweise in den von NorbertKoch beschrie-
benen Physikexperimenten von großer Bedeutung ist, spielt sie
CarolinHöfler zufolge in den von ihr untersuchten Architekturpro-
jekten keine Rolle. Geht es um die Analyse von Ausnahmen und
Singu laritäten, soll das Experiment gerade Sachverhalte sichtbar
werden lassen, deren Einmaligkeit oftmals schwer detek tierbar und
kaum wiederholbar ist. Darüber hinaus gibt es ambivalente Bei-
spiele wie bei LeaMoro in der Choreografie, wo die Wieder hol-
barkeit erst nach dem Experiment wichtig wird.
Als wichtiges Charakteristikum lassen sich Experimente auch in
einem Spannungsfeld zwischen physisch und virtuell oder simuliert
verorten. Vorrangig physisch experimentiert wird bei spielsweise in
der gestaltenden Materialforschung von Christiane Sauer, während
die archäologischen Experimente von ChristianKassung und
SusanneMuth ausschließlich im virtuellen Raum simuliert werden.
Darüber hinaus wurden auch Experimente, die physische und
13 Einleitung
Einleitung
virtuelle Strategien kombinieren, dargestellt: Die Experimente von
John A.Nyakatura und Oliver E.Demuth wechseln zwischen
physisch und virtuell, denn die Knochen und Muskeln eines petri -
fizierten Tieres werden zunächst vom physischen Objekt digital
gescannt, dann digital weiter modelliert und getestet und schließ-
lich wieder als Material 3D-gedruckt. Nicht abwechselnd, sondern
gleichzeitig physisch und virtuell sind dagegen die Tanzexperi-
mente von EinavKatan-Schmid, die diese Schnittstelle dezidiert
thematisieren. Zudem gibt es auch viele Simulationsexperimente
etwa in den Bereichen des Ingenieur wesens, wo physische Experi-
mente, die enorme Kosten bedeuten würden, zunächst durch
Simulationsexperimente ersetzt werden, um die physischen
Experimente dann schon weit präziser durchführen zu können.
All diese sehr unterschiedlichen Formen haben die Möglich keit
einer Definition des Experimentierens auf der Basis naturwissen-
schaftlicher Richtlinien immer mehr zurückgedrängt. Auch die
klassische Dichotomie zwischen wissenschaftlichen Experimenten
auf der einen und gestalterischen Versuchen auf der anderen Seite
ist längst obsolet geworden. Sogar in Bezug auf die natur wissen-
schaftlichen Experimente selbst wurde deren Reduktion auf
Messbarkeit, Standardisierbarkeit, kontrollierte Umgebung und
Reproduzierbarkeit bereits vielfach in Frage gestellt.
Demzufolge spielen in allen Konstellationen die Dierenz, das
Zufällige, die Kreativität, unscharfe Konturen und das Einmalige eine
wichtige Rolle: Der Wissenschaftshistoriker Hans-Jörg Rheinberger
plädiert für eine „dierentielle Reproduktion“, bei der die Repro-
duktion – im Sinne der Aufrechterhaltung der materiellen Bedin-
gungen eines Experimentalprozesses – Dierenz im Sinne eines
Abweichens erzeugt: „Letztlich ist jede Innovation in einem
grundlegenden Sinn ein Resultat – vielleicht eher noch ein Zufall,
ein Abfall – solcher Reproduktion“ (Rheinberger 2001: 77). Das
Zufällige, auch als Serendipity bezeichnet, definiert er als ein „Auf-
treten von Dingen und Zusammenhängen, nach denen man nicht
gesucht hat“ (Rheinberger 2001: 145). Solche nicht vorwegnehmba-
ren Ereignisse sind hochrelevant, denn sie können die Neufokussie-
rung ganzer Forschungsunternehmen bewirken (ebd.). Inwieweit
eine solche Kreativität unabdingbar ist, zeigen schon die Experi-
mente des Chemikers Antoine Lavoisier: Seine Laborbücher bele-
gen, dass er „immer mehrere Projekte zugleich verfolgte, wobei die
Ergebnisse eines Projektes oft unerwartet ein anderes Projekt aus
der Sackgasse führten, in die es geraten war. […] Die experimentelle
Arbeit selbst nahm die Struktur eines kreativen Prozesses an“
(Rheinberger 2003: 371). Experimente bilden zudem – entgegen der
Séverine Marguin, Henrike Rabe, Wolfgang Schäffner
und Friedrich Schmidgall
üblichen Vorstellung – keine in sich geschlossenen Abläufe inner-
halb einer hermetischen Laborumgebung, sondern haben unscharfe
Konturen bzw. Verbindungen nach außen (Rheinberger 2001,
Pickering 1984). Rheinberger nennt es die „ausfransende oder sogar
fraktale Ränderung, die in der Regel unscharfen Konturen von
Experimentalsystemen“ (Rheinberger 2001: 146). Andere naturwis-
senschaftliche Experimente sind nur noch zum Teil oder gar nicht
mehr im Labor situiert und überspannen mehrere Kontinente wie
die Experimente des CERN oder das Human Genome Project
(Galison/Jones 1999, Knorr Cetina 2001, Schmidgen 2011). Es ist
gar von einer „Experimentiergesellschaft“, einem „world wide
lab“ die Rede (Schmidgen et al. 2004). Isabelle Stengers beschreibt
zudem die Relevanz des Einmaligen: Momente der Erfindung neuer
Paradigmen sind ihr zufolge „rare events“ (Stengers 2000: 49).
Umgekehrt kann man auch in den Architektur- und Design-
disziplinen das Experimentieren als essentielles Verfahren im
Rahmen der Entwurfs- und Gestaltungsprozesse bezeichnen.
Hier ist es allerdings methodisch noch weniger festgelegt. Vielmehr
gibt es eine ganze Bandbreite von Formen, das heißt nicht nur
Experimente im Sinne eines Explorierens oder eines gewagten
Unternehmens, sondern auch solche, die den Kriterien natur- oder
ingenieurwissenschaftlicher Experimente entsprechen, das heißt
die hypothesengeleitet, kontrolliert, reproduzierbar oder messbar
sind wie beispielsweise Experimente am Architektur modell
bei Frei Otto (Kotnik 2011), Eyetracking-Experimente im Webde-
sign (Nielsen/Pernice 2010), generative Gestaltungsmethoden in
Design und Architektur (Groß 2009, Kotnik 2011), die Simulationen
von Luftströmen oder Schallwellen wie etwa bei Kazuhiro Kojima
+ Kazuko Akamatsu / CAt (Rabe 2016) oder Simulationen der
Bewegung von Menschen in Gebäuden bei Space Syntax (Turner/
Penn 2002). Dass der Begri des Experiments in Gestaltung und
Kunst nicht auf einen metaphorischen Sinn reduziert werden kann,
wird vor allem durch einen Blick in die Geschichte deutlich, wie
die Literaturwissenschaftlerin Gunhild Berg in ihrem Beitrag in
diesem Band zeigt. Sie belegt, dass sich der Begri des Experi-
ments erst mit dem britischen Empirismus des 17. Jahrhunderts in
den Natur wissen schaften etabliert hat. Zuerst verwendet wurde
der Begri stattdessen in der Medizin, die zu diesem Zeitpunkt
nicht als Wissenschaft, sondern als Kunst galt. Da in den medi-
zinischen Experimenten dieser Epoche nicht streng methodolo-
gisch, viel mehr probierend vorgegangen wurde, war das Probieren
und damit das Wagnis von Anfang an in den Begri Experiment
eingeschrieben.
15 Einleitung
Einleitung
Eine zentrale Beschränkung für eine vergleichende Analyse
von Experimenten liegt darin, dass die meisten Forschungen über
das Experiment sehr disziplinär ausgerichtet sind. Es gibt wenige
disziplinenübergreifende Untersuchungen. Eine wichtige Ausnahme
ist an dieser Stelle zu erwähnen: Bei der interdisziplinären Konfe-
renz „Experimentalkulturen“ am Berliner Max-Planck-Institut
für Wissenschaftsgeschichte wurden 2011 Experimente in Biologie,
Medizin, Literatur und Theater in den Blick genommen. Indem
dabei das „Zusammenwirken von Wissenschaft, Kunst und Tech-
nik als ein oener Zusammenhang“ analysiert wurde, ergab sich
im Spannungsfeld von wissenschaftlichem und künstlerischem
Experiment, von Wissenschaft und Gestaltung ein weitaus kom-
plexeres und verwobeneres Bild (Max-Planck-Institut für Wissen-
schaftsgeschichte 2001). Die zentrale These war, dass „die dynami-
sche Entwicklung der Moderne […] von heterogenen Kollektiven
getragen [wurde], die ihre Wirksamkeit oftmals quer zu den eta-
blierten Disziplinen, Schulen und Branchen entfaltet haben: Experi-
mentalkulturen […]“ (ebd.). Mit unserem Sammelband knüpfen
wir an diese Untersuchungen insbesondere auch in Person von
Hans-Jörg Rheinberger an, der in diesem Band seinen Begri der
Experimentalkulturen genauer erläutert. Anhand einer Fallstudie,
einem biologischen In-vitro-Experiment, vollzieht er nach, wie
Ensembles von Experimentalsystemen Experimentalkulturen
bilden, die durch eine materielle Wechselwirkung gekennzeichnet
sind und sich eine oder mehrere konstituierende Komponenten
teilen, sei es technischer, materieller, sozialer oder biologischer Art.
Wie können wir diesen Experimentalkulturen näher kommen?
Laborstudien haben gezeigt, wie komplexe Wissensprozesse
und -kulturen anhand eines praxistheoretischen Ansatzes unter-
sucht werden können. Der Begri der Kultur wird dabei nach
Knorr Cetina direkt auf die Praktiken bezogen, das heißt es werden
materialisierte Kulturen unter die Lupe genommen (Knorr Cetina
1999). Mit den Praktiken werden nicht nur die Personen, sondern
auch die Artefakte, die Körper, die Materialität und die Routinen
untersucht – letztlich genau die Elemente, die Rheinberger als
Experimentalsystem beschreibt (Rheinberger 2001). In diesem
Sinne haben wir die WissenschaftlerInnen explizit eingeladen, vor
allem über ihre alltägliche Praxis des Experimentierens zu berich-
ten und Einblicke in ihre Vorgehensweisen und Versuchsauauten
zu geben.
Auf der Basis der Beiträge, die wir in diesem Band versammeln,
konnten wir herausarbeiten, welche unterschiedlichen Praktiken
dieses Feld des Experimentierens umfassen kann. Denn in der
Séverine Marguin, Henrike Rabe, Wolfgang Schäffner
und Friedrich Schmidgall
Praxis der AutorInnen heißt experimentieren nicht nur „kontrollie-
ren“, „systematisieren“, „beobachten“, „messen“ oder „auswerten“,
sondern – wie das Vokabular dieses Bandes belegt – auch „durch-
queren“, „entwerfen“, „erfahren“, „improvisieren“, „ko-laborieren“,
„kombinieren“, „modellieren“, „multiplizieren“, „plausibilisieren“,
„proben“, „programmieren“, „prototyping“, „provozieren“, „publizie-
ren“, „rechnen“, „simulieren“, „skalieren“, „spielen“ oder „varieren“.
Diese unterschiedlichen Praktiken werden damit zu essentiellen
Komponenten des Experimentierens oder sogar selbst zu Synony-
men für das Experimentieren. Aus ihnen kann man eine komplexe
Praxeologie des Experiments ableiten:
Die Kunsthistorikerin Elke Bippus beschreibt in einem Vergleich
zwischen der künstlerischen Arbeit Democracy und Rheinbergers
Experimentalsystem die Ambivalenz zwischen Gemeinsamkeiten
und Unterschieden: Während beide durch das Zusammenfügen
von Elementen unterschiedlicher Art und Herkunft gekennzeichnet
sind, fungiert das künstlerische Experimentieren als eine Praxis
des DURCHQUERENS von sich überschneidenden Systemen und
führt damit zu einer radikalen Önung. Die Experimente der
Architektin Christiane Sauer dienen dem ENTWERFEN von
neuen leichten Baumaterialien, für die die Prinzipien und Struktu-
ren von Textilien imitiert, vergrößert oder abgewandelt werden.
Experimentieren begreift sie nicht als abgeschlossenen Prozess,
vielmehr als eine andauernde Tätigkeit. Ihre Versuche folgen
keinem festgelegten Handlungsablauf, sondern sind oen für
Richtungswechsel, Zufall und Intuition. Experimentieren kann
aber auch ERFAHREN bedeuten, wie die Anthropologen Ignacio
Farías und Tomás Sánchez Criado darlegen. In ihren pädagogi-
schen Experimenten mit Architekturstudenten testen sie drei
Methoden aus der Anthropologie: Ko-laboration, Fallenstellen und
Intravention. Durch den Fokus auf die Erfahrung gelingt es den
Studierenden, vom PROBLEM-SOLVING zum PROBLEM-MA-
KING zu gelangen. Die Literaturwissenschaftlerin Gunhild Berg
zeichnet die historische Verwendung der Begrie EXPERIMENTIE-
REN, PROBIEREN und VERSUCHEN sowie ihre Überlappungen
und Doppeldeutigkeiten nach. Damit zeigt sie, wie die Begrie
schon seit dem 17. Jahrhundert zwischen verschiedenen Erkenntnis-
bereichen changieren und sowohl philosophische und künstlerische
als auch technische und wissenschaftliche Praktiken inkorporieren.
Die Experimente der Tanzphilosophin Einav Katan-Schmid sind
auf der Praxis des IMPROVISIERENS begründet. In ihrem inter-
disziplinären und praxisbasierten Forschungsprojekt Playing with
Virtual Realities erkundet sie gemeinsam mit TänzerInnen und unter
17 Einleitung
Einleitung
Anwendung von VR-Technologie die Schnittstelle zwischen
physisch und virtuell. Für die Soziologin Séverine Marguin, die
Architektin Henrike Rabe und den Designer Friedrich Schmidgall
heißt Experimentieren KO-LABORIEREN mit Bindestrich. Mittels
einer experimentellen und gestaltungsbasierten Feldforschung
betreiben sie eine Raumforschung, bei der sie nicht über die Unter-
suchten, sondern gemeinsam mit ihnen forschen. Für die Experi-
mente der Mikrobiologin Regine Hengge ist das KOMBINIEREN
zentral. Sie beschreibt drei Arten des Experiments – hypothesenge-
triebenes und nichthypothesengetriebenes Experimentieren sowie
mathematisches Simulieren und Modellieren – und legt dar, wie
diese Typen beim explorativen ERSCHLIESSEN von wissenschaft-
lichem Neuland kombiniert werden. Ähnlich wie in der Biologie
wird auch in der experimentellen Wirtschaftsforschung angestrebt,
die Erhebungssituation möglichst stark zu KONTROLLIEREN und
zu standardisieren, wie die Wissenssoziologin Juliane Haus
darlegt. In ihrem Beitrag skizziert sie die Entwicklung dieses Feldes
und stellt – basierend auf einer eigenen ethnografischen Untersu-
chung – einen typischen Experimentablauf dar. Der Physiker
Norbert Koch spricht in einem Interview über die Zusammenhänge
von Experimentieren und BEOBACHTEN und gibt Einblicke in die
interdisziplinäre Experimentierpraxis der molekularen Elektronik.
Er beschreibt, wie Physiker, Chemiker und Ingenieure auf der Suche
nach besseren Halbleitern neue Moleküle herstellen und deren
Eigenschaften experimentell MESSEN. In den Experimenten des
Biologen John A. Nyakatura und des Gestalters Oliver E. Demuth
stellt das MODELLIEREN eine zentrale Praktik dar. In ihrem
Forschungsprojekt zu einer fossilen Krokodilart werden die Hebel-
armverhältnisse von Muskeln mittels unterschiedlicher dreidimen-
sionaler Modellierungen untersucht. Sie erläutern ihre experimen-
telle Vorgehensweise und vergleichen sie mit anderen Experimenten
dieses Felds. Die Wissenschafts- und Technikforscher Peter
Danholt, Morten Bonde Clausen und Claus Bossen beschreiben
das von ihnen beobachtete Experiment im dänischen Gesundheits-
wesen als eine Assemblage. Die Praktik des MULTIPLIZIERENS
ermöglicht es ihnen als teilnehmenden Beobachtern, dessen
Heterogenität und Komplexität aufzufächern und zu erforschen.
Eine Akteursanalyse zeigt darüber hinaus die Reichweite des
Experimentierverständnisses bei einem sozialen Experiment auf.
Die Archäologin Susanne Muth und der Kultur wissenschaftler
Christian Kassung rekonstruieren in ihren inter diszi pli nären
historischen Experimenten mit Hilfe von VISU ELLEN und AKUS-
TISCHEN SIMULATIONEN das Forum Romanum als Bühne für
Séverine Marguin, Henrike Rabe, Wolfgang Schäffner
und Friedrich Schmidgall
verschiedenste Handlungen und Nutzungen des Platzes. Da das
TESTEN der unterschiedlichen Parameter der Raumrekonstruktion
auf ihre Plausibilität hin ausgerichtet ist, bedeutet Experimentieren
für sie auch PLAUSIBILISIEREN. Die Choreografin und Tänze-
rin Lea Moro beschreibt in einem Interview ihre Arbeit als experi-
mentellen Prozess. Zentral darin sei das PROBEN, bei dem das
jeweilige Stück in einer iterativen Vorgehensweise gemeinsam mit
den TänzerInnen entwickelt wird. Themen wie Wiederholbarkeit
und Beobachtung zeigen Gemeinsamkeiten und Unterschiede
im Vergleich zum wissenschaftlichen Experimentieren auf. Die
InformatikerInnen Claudia Müller-Birn und Jesse Benjamin
beschreiben das Experimentieren als PROGRAMMIEREN und
vollziehen den Wandel von einem natur wissenschaftlich hin zu
einem gestalterisch geprägten Experimentierbegri in der Infor-
matik nach. Denn wurden in der Informatik zunächst meist
abstrakte Modelle getestet, so wurde mit dem Entstehen des Feldes
der Human-Computer-Interaction ein neues Vorgehen erforderlich.
Der Designtheoretiker Jörg Petruschat versteht Gestaltung als
Basisprozess aller Wissensproduktion und löst damit die Dichoto-
mie zwischen Wissenschaft und Gestaltung grundsätzlich auf.
Er identifiziert im Design drei unterschiedliche Experimenttypen,
nämlich faszinations-, explorations- und resonanzgetriebenes
Experimentieren. Verbunden sind die drei Typen durch die Praktik
des PROTOTYPINGS. Die Architekturtheoretikerin Carolin Höfler
hebt das PROVOZIEREN und das BASTELN, die Bricolage, als
Praktiken der experimentellen Architektur der 1960er und siebziger
Jahre hervor und beschreibt die Unwiederholbarkeit dieser Experi-
mente sowie die durch sie bewirkte Bedeutungsverschiebung. Da
diese alten Gegenkulturen zunehmend in eine Marktlogik einge-
bunden werden, stellt sie die Frage nach dem gestalterischen
Experiment heute. Ein neues Feld des Experimentierens wird durch
die Frage nach den Formaten der interdisziplinären Wissensver-
mittlung aufgemacht. In einem Interview spricht die Literaturwis-
senschaftlerin Kerstin Germer über die Zusammenhänge von
Experimentieren und PUBLIZIEREN und überden Wandel des
wissenschaftlichen Kommunikationssystems. Die Gedankenexpe-
rimente des theoretischen Physikers Matthias Staudacher werden
durch die Praktik des RECHNENS bestimmt. Er untersucht die
Frage nach der einheitlichen mathematischen Struktur von Raum,
Zeit und Materie, denn die Quantenfeldtheorie und die Allgemeine
Relativitätstheorie ergeben in der Zusammenführung logische
Widersprüche. Überprüft werden die durch Trial-and-Error entstan-
denen Szenarien dann online durch die internationale Community.
19 Einleitung
Einleitung
Die Architekturforscherin Kerstin Sailer versteht Gebäude als
ungetestete Thesen und plädiert für deren Überprüfung im Sinne
evidenzbasierter Forschung. Sie beschreibt Methoden, die es
zukünftigen NutzerInnen ermöglichen, Entwürfe bereits vor der
Realisierung der Gebäude zu TESTEN: das SIMULIEREN und
virtuelle Begehen von Entwürfen, Simulationen anhand von
Grundrissen und physischen Testbereichen. Der Kunsthistoriker
Reinhard Wendler setzt sich in seinem Beitrag mit der Experi-
mentalpraktik des SKALIERENS auseinander. Anhand eines
Experiments, bei dem einem Elefanten eine auf seine Körpergröße
skalierte Menge von LSD verabreicht wurde, zeigt er auf, dass
die fehlerhafte Skalierung in Experimenten fatale Konsequenzen
haben kann. Der Literaturwissenschaftler Robert Matthias
Erdbeer untersucht in seinem Beitrag das SPIELEN als Experi-
mentalpraktik. Er beschreibt das Videogame The Stanley Parable als
ein Selbstexperiment, das als eine ludische Erzählung über Experi-
mentalsysteme verstanden werden kann. Die Designtheo retikerin
Claudia Mareis setzt sich mit der Praktik des SYSTEMATI-
SIERENS in der Gestaltung der 1960er Jahre aus einander und
vollzieht die Erfindung und Entwicklung des sogenannten morpho-
logischen Kastens, einer einflussreichen Ent wurfsmethode der Zeit,
nach. Abschließend stellt der Psychologe Robert Gaschler dar,
wie der Mensch, aber auch höher entwickelte Tiere wie Ratten
systematisch Einfluss auf ihre Umwelt nehmen, um Wissen über
die Welt zu erlangen. Darauf auauend beschreibt er anhand
mehrerer Beispiele, vor welche Herausforderungen Experimen-
tatoren in der Psychologie gestellt sind und wie sie diese durch ein
geschicktes VARIIEREN von bekannten und unbekannten Stör-
variablen meistern.
Die in diesem Sammelband vereinten Beiträge aus diesem breiten
Spektrum von Disziplinen zeigen, dass es die diametral entgegen-
gesetzten Idealtypen des Experiments – naturwissenschaftlich und
gestalterisch – nicht gibt und dass diese beiden Formen selbst auch
kein einheitliches Bild ergeben würden. Ob grundlegende Zusam-
menhänge erkundet werden (vgl. z.B. Staudacher oder Hengge), ob
historische Konstellationen rekonstruiert (vgl. Kassung und Muth,
Nyakatura und Demuth), Möglichkeitsräume erönet (vgl. Bippus
oder Moro) oder Neues erschaen werden soll (vgl. Koch, Petru-
schat oder Sailer), ob Experimente als Gesellschaftskritik fungieren
(vgl. Höfler), ob Problematiken identifiziert und verstanden werden
sollen (vgl. Farías und Sánchez Criado) oder ein Experiment ande -
rer beobachtet und evaluiert werden soll (vgl. Danholt et al. sowie
Haus) – die unterschiedlichen Vorgehensweisen werden nicht
Séverine Marguin, Henrike Rabe, Wolfgang Schäffner
und Friedrich Schmidgall
disziplinär, sondern jeweils dem Ziel einer Untersuchung angepasst
und spezifisch ausgewählt.
Die Fokussierung auf die Vielfalt der Praktiken des Experimen-
tierens zeigt, dass viele AutorInnen ihre Experimente in einem
Spannungsfeld zwischen geschlossen und oen positionieren. Viele
der beschriebenen Experimente werden nicht als in sich geschlos-
sene und zeitlich begrenzte Abläufe beschrieben, sondern als
räumlich oder zeitlich oene und nicht vollständig kontrol lierbare
Prozesse mit – nach Rheinberger – ausgefransten Rändern. Einige
Experimente sind oen in Bezug auf die AkteurInnen; beispiels-
weise können diese zahlreich und unstetig sein (vgl. Danholt et al.,
Moro) oder das Experiment findet online mit unzähligen Akteu-
rInnen statt (vgl. Erdbeer, Müller-Birn und Benjamin). Es wird aber
auch über zeitlich oene Experimente berichtet – entweder indem
das Ende des Experiments nicht von vornherein festgelegt wird
(vgl. Danholt et al.) oder indem das Experiment als ein andauerndes,
permanentes Experimentieren verstanden wird (vgl. Sauer).
Gemeinsam thematisieren die AutorInnen durch die Beschrei-
bung ihrer Experimentalpraktiken auch ihr Verständnis und Verhält -
nis zur Frage der Wissenschaftlichkeit und zu den Grenzen des
Wissens, an die die Experimente immer vorstoßen. Können experi-
mentelle Anordnungen als Garant für die Wissenschaftlichkeit
Abb. 1. Spielfeld der Experimentalpraktiken.
21 Einleitung
Einleitung
eines Vorhabens fungieren? Anders formuliert: Sorgen Experi-
mente dafür, dass den aus ihnen resultierenden Erkenntnissen eine
besondere Gültigkeit zuteil wird? Diese Frage wird in dem Buch
nicht direkt beantwortet, an ihr schärfen sich jedoch fast alle Posi-
tionierungen. Besonders instruktiv ist es, das Verhältnis zwischen
Gestaltung und Wissenschaft anhand der vorliegenden Beiträge
aus der Gestaltung zu eruieren. Es ist beispielsweise bemerkens-
wert, dass mehrere AutorInnen, auch außerhalb der Natur-
wissenschaften, Rheinbergers Begri des Experimental systems
heranziehen, um Experimente in der Kunst (vgl. Bippus), in der
Spielerfahrung (vgl. Erdbeer) oder in der Designgeschichte (vgl.
Mareis) zu beschreiben.
Was folgt nun aus diesem vergleichenden Blick, diesem Spiel
mit den Komponenten, die sich aus den unterschiedlichen Experi-
mentalverfahren gewinnen lassen? Zum einen erlaubt diese Zusam-
menschau die Identifizierung ähnlicher Verfahren, die in sehr
vielen Formen des Experimentierens auftauchen, etwa das Model-
lieren und Visualisieren. Eine gemeinsame Arbeit an diesen Verfah-
ren ermöglicht es, den Einsatz von Bildern und Visualisierungen,
die in den verschiedenen Disziplinen ganz unterschiedlichen
Anforderungen und Standards entsprechen, integrativ zu analysie-
ren und daraus praktische Konsequenzen zu ziehen, etwa im Sinne
eines elaborierteren Gebrauchs von Diagrammen, die beispielsweise
für die Bildwissenschaften oder für das Grafik- und Informations-
design kaum genutzte Erkenntnisse bereitstellen. In unserem
Cluster Bild Wissen Gestaltung haben wir uns diesem Bereich in
besonderem Maße gewidmet.
Der vorliegende Band schlägt vor, die diversen Praktiken des
Experimentierens in einen engeren Zusammenhang zueinander
zu setzen: Die unterschiedlichen Nachbarschaften und Ähnlich-
keiten, die verschiedenen Zuordnungen, die man treen kann,
erönen ein Spielfeld, in dem die Verfahren der Daten pro duktion,
der Komplexitätsanreicherung oder -reduktion und der Modellie-
rung strategische Achsen und Bereiche markieren. Dabei verlieren
die klassischen Unterschiede von Disziplinen an Bedeutung und
es tauchen neue Zusammenhänge und Unterschiede auf, die sich
quer durch das ganze Spielfeld legen. Dies kann zeigen, dass
disziplinär als sehr unterschiedlich verstandene Vorgehens weisen
dennoch große Ähnlichkeiten miteinander aufweisen, oder um -
gekehrt, dass ein disziplinäres Experiment erstaunlich heterogene
Verfahren integriert.
Diese Wahrnehmung erlaubt es, noch einen Schritt weiterzu-
gehen. Indem man die in dem Spielfeld abgebildeten Verfahren
Séverine Marguin, Henrike Rabe, Wolfgang Schäffner
und Friedrich Schmidgall
selbst in interdisziplinäre Untersuchungsgegenstände und Experi-
mente verwandelt, wird eine weitere Konsequenz aus dieser Unter-
suchung experimenteller Praktiken deutlich: Sie liegt in den sich
dadurch erönenden Möglichkeiten interdisziplinärer Zusam-
menarbeit, die sich durch die große gegenseitige Anschlussfähigkeit
der Verfahren vor allem mit dem Blick auf die praktische Ebene
ergeben: Diese Interaktion haben wir als Ko-laborieren mit Binde-
strich in Gang gesetzt (vgl. Marguin et al.) und daraus Verfahren
entwickelt, die Disziplinen miteinander verbinden, die bisher kaum
zusammengearbeitet haben. Gerade mit dem Fokus auf das Experi-
mentieren kommt ein Bereich von Disziplinen in den Blick, der als
eine Art innerer Önung beschrieben werden kann, als der Bereich
der Veränderung und Transformation, welcher sich in besonderem
Maße für die Kollaboration mit anderen Disziplinen eignet.
Betrachtet man zudem die einzelnen Experimentalsituationen
mit ihren sehr heterogenen Verfahren, so lassen sich diese als
Vorgehensweisen beschreiben, die die Ordnung von Daten pro-
duktion als Filtern, die Steuerung der Komplexität und die Model-
lierung und Gestaltung auch als sequenzielle Schritte deutlich
machen, die, wenn auch in jeweils veränderter Form, nahezu in
jedem Experiment vorkommen. Zugleich zeigen diese Vorgehens-
abläufe, dass sie in ähnlicher Form auch für Entwurfsprozesse
konstitutiv sind.
Die Beiträge belegen damit, dass auch gestalterische und geistes-
wissenschaftliche Experimente als „Experimentalräume im Sinne
eines materialisierten Entdeckungszusammenhanges“ verstanden
werden können (Rheinberger 2003: 371). Allerdings heißt das eben
nicht, dass sich die Gestaltung etwa naturwissenschaftlich aus-
richten sollte, sondern vielmehr, dass all diese unterschiedlichen
Dis zi plinen etwas Grundlegendes teilen, nämlich eine Wissenspro-
duktion, in der sich Projektieren, Gestaltung und Experimentieren
eng miteinander verbinden. Damit ergibt sich als besonders wich-
tige und folgenreiche Einsicht, dass Experimentieren und Entwer-
fen als Verfahren, die man gewöhnlich strikt voneinander trennt,
immer mehr ineinander übergehen: Kein Experimentieren ohne
Entwerfen, kein Entwerfen ohne Experimentieren, denn es handelt
sich um zwei Betrachtungsweisen und Formen von Wissens- und
Gestaltungsprozessen, deren innerer Zusammenhang insbesondere
die in diesem Band beschriebenen interdisziplinären Experimente
bestimmt .
Die hiermit unserem Band vorangestellten Überlegungen sollen
einladen, die große Dierenziertheit der in den folgenden Texten
präsentierten experimentellen Zugänge wahrzunehmen. Aus
23 Einleitung
Einleitung
diesem Grund haben wir als Anordnung der Texte im Buch die
bloße alpha betische Reihung als oene Form gewählt, die es
erlaubt, unterschiedliche Wege durch die einzelnen Texte zu finden.
Die Abfolge der Texte bedeutet deshalb auch keine privilegierte
Verbindung von Text zu Text. Wichtiger ist, dass Texte, die aus für
LeserInnen möglicherweise fremderen disziplinären Zusammen-
hängen kommen, weit näher den eigenen Interessen und Überle-
gungen erscheinen können, als man vermutet hätte. Damit kann
dieses Buch selbst zum Ort des Experimentierens werden.
So zeigen diese Beiträge die Chancen und auch Herausforderun-
gen einer Zusammenarbeit mit noch nicht vertrauten Disziplinen.
Gerade Experimente im Rahmen einer Zusammenarbeit, die
Geistes-, Natur- und Technikwissenschaften sowie Gestaltungs-
disziplinen verbindet, werfen besondere methodologische Fragen
auf, weil nicht auf disziplinäre Experimentalpraktiken zurück-
gegrien werden kann, sondern spezifische interdisziplinäre
Forschungsdesigns entwickelt werden müssen. Zudem stellen sie
eine besondere Herausforderung dar, weil mit jedem Schritt die
Gültigkeit bzw. deren Evaluierung sowie die Relevanz der produ-
zierten Erkenntnisse hinterfragt werden. Mit Hilfe solcher Experi-
mente werden Erkenntnisse produziert, die aus den Routinen
der einzelnen Disziplinen ausbrechen und umgekehrt diese Routi-
nen selbst zum Gegenstand einer auch für diese einzelnen Diszipli-
nen unerwarteten Experimentalisierung werden lassen. Das sind
die Momente, in denen Neues entstehen kann – und in denen in
den vergangenen Jahren in unserem interdisziplinären Labor Bild
Wissen Gestaltung auch tatsächlich Neues entstanden ist.
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