Das Rechnungswesen gilt als zentraler Bestandteil der kaufmännischen Ausbildung (Berding 2019; Deppe 2017; Jähning 2014; Preiß & Tramm 1990, 1996), und fachdidaktische Fragen sind Gegenstand intensiver Forschung. Dabei geht es nicht nur um die vermeintlich „richtige“ Ausrichtung des Rechnungswesenunterrichts, sondern auch um die vertiefte Analyse von Lehr-Lernprozessen und Lernschwierigkeiten (z.B. Deppe 2017; Pawlik 1979; Preiß & Tramm 1990; Seifried 2004, 2009; Sloane 1996). Insbesondere der Analyse kognitiver Prozessen kommt dabei Bedeutung zu. Für das Fach Rechnungswesen ist hier allerdings Forschungsbedarf zu konstatieren; Erkenntnisse über die Denkprozesse von Lernenden liegen nur vereinzelt vor (für eine Ausnahme siehe die Studie von Deppe 2017; siehe auch Link & Minnameier 2008). Hier setzt unser Beitrag an. Wir berichten über die Ergebnisse einer explorativen Studie zur Erfassung von Denkprozessen im Rechnungswesen. Dabei analysieren wir kognitive Prozesse von 21 Studierenden, die im Zuge der Bearbeitung von Rechnungswesenaufgaben mittels Think Aloud-Protokollen gewonnen wurden. Ergänzend werden biografische Daten der Testpersonen sowie die Testleistung erfasst. Auf dieser Basis kann gezeigt werden, dass kognitive Prozesse bei der Bearbeitung von Rechnungswesenaufgaben mittels der Methoden des Lauten Denkens erfasst und klassifiziert werden können. Es sind eine Reihe von Befunden zu berichten: Wissensarten und entsprechende kognitive Prozesse sind eng verschränkt, und Studierende mit domänenspezifischen außeruniversitären Vorerfahrungen zeigen bessere Leistungen als jene ohne entsprechende Lernerfahrungen. Zudem beeinflussen Einstellungen zumindest tendenziell den Prozess der Aufgabenbearbeitung und die Testleistung. Individuelle Lernvoraussetzungen, Prozessdaten und Testerfolg lassen sich so in eine nachvollziehbare Verbindung bringen.