ArticlePDF Available

Schulleitung in Deutschland. Repräsentative Befunde zur Attraktivität, zu Karrieremotiven und zu Arbeitsplatzwechselabsichten [School Leaders in Germany Representative Findings on Attractiveness, Career Motives and Turnover Intentions]

Authors:
  • University College of Teacher Education Vorarlberg

Abstract

Dieser Beitrag stellt repräsentative Befunde zu Karrieren von Schulleitung in Deutschland vor. Ein knappes Drittel der Lehrpersonen hat bereits über eine Schulleitungsposition nachgedacht, diesen Weg aber vorwiegend aus Gründen der Zufriedenheit mit der pädagogischen Arbeit und der befürchteten Beanspruchung nicht verfolgt. Schulleitungen ergreifen das Amt zuvorderst, um mehr Gestaltungsmöglichkeiten, Verantwortung und Autonomie zu haben. Trotz einer hohen Zufriedenheit mit der Arbeit insgesamt, zieht derzeit ein Fünftel der Schulleitungen in Deutschland einen Arbeitsplatzwechsel in Erwägung. Die Befunde werden vor dem Hintergrund des virulenten Mangels an Schulleitungen diskutiert. [This article reports representative findings regarding the careers of school leaders in Germany. Almost a third of teachers already thought about applying for a position as a school leader but decided otherwise, not only because they fear stress and strain, but also because they are content with their current pedagogical work. School leaders choose their career first and foremost to widen their creative scope and to gain more responsibility and autonomy. Despite a high level of overall job satisfaction, one fifth of school leaders in Germany has a turnover intention. The findings are discussed against the backdrop of the virulent shortage of school leaders.]
132 DDS, 113. Jg., 2(2021) Führungskrä e gewinnen
Zusammenfassung
Dieser Beitrag stellt repräsentative Befunde zu Karrieren von Schulleitung in Deutsch-
land vor. Ein knappes Drittel der Lehrpersonen hat bereits über eine Schul leitungs-
position nachgedacht, diesen Weg aber vorwiegend aus Gründen der Zufrieden heit
mit der pädagogischen Arbeit und der befürchteten Beanspruchung nicht verfolgt.
Schulleitungen ergreifen das Amt zuvorderst, um mehr Gestaltungs möglich keiten, Ver-
antwortung und Autonomie zu haben. Trotz einer hohen Zufriedenheit mit der Arbeit
insgesamt zieht derzeit ein Fün el der Schulleitungen in Deutschland einen Arbeits-
platzwechsel in Erwägung. Die Befunde werden vor dem Hintergrund des virulenten
Mangels an Schulleitungen diskutiert.
Schlüsselwörter: Schulleitung, Attraktivität, Karrieremotive, Arbeitsplatzwechselabsicht
School Principals in Germany
Representative Findings on Attractiveness, Career Motives and Turnover
Intentions
Abstract
is article reports representative  ndings regarding the careers of school principals in
Germany. Almost a third of teachers already thought about applying for a position as
a school principal but decided otherwise, not only because they fear stress and strain,
but also because they are content with their current pedagogical work. School principals
choose their career  rst and foremost to widen their creative scope and to gain more
responsibility and autonomy. Despite a high level of overall job satisfaction, one  h
of school principals in Germany has a turnover intention.  e ndings are discussed
against the backdrop of the virulent shortage of school principals.
Keywords: leadership, attractiveness, career motives, turnover intentions
Colin Cramer, Jana Groß Opho , Marcus Pietsch & Pierre Tulowitzki
Schulleitung in Deutschland
Repräsentative Befunde zur Attraktivität, zu Karrieremotiven
und zu Arbeitsplatzwechselabsichten
DDS – Die Deutsche Schule
113. Jahrgang 2021, He 2, S. 132–148
https://doi.org/10.31244/dds.2021.02.02
CC BY-NC-ND 4.0 Waxmann 2021
FÜHRUNGSKRÄFTE GEWINNEN
Schulleitung in Deutschland
133DDS, 113. Jg., 2(2021)Führungskrä e gewinnen
1 Einleitung
Die Relevanz von Schulleitung für die Schulentwicklung und indirekt auch für
Leistungen von Schüler*innen wird international (Day & Sammons, 2013; Leith-
wood, Harris & Hopkins, 2020; Leithwood & Louis, 2012) wie national (Bonsen,
2016; Pietsch & Tulowitzki, 2017) konstatiert. Angesichts der hohen Relevanz
von Schulleitung ist erstaunlich, dass in Deutschland zwar vereinzelt Studien
zum Schulleitungshandeln vorliegen (im Überblick z. B. Schwanenberg, Klein &
Walpuski, 2018), doch was das Amt der Schulleitung für Lehrpersonen attraktiv
macht, warum Schulleitungen diese Position ergri en haben und welche Gründe ge-
gen einen Verbleib im Amt sprechen, ist bislang im deutschsprachigen Raum we-
nig erforscht, obgleich es recht häu g zu Schulleitungswechseln kommt (Pietsch,
Tulowitzki & Hartig, 2019). Dabei galten 2018 z. B. in Baden-Württemberg 251 Schul-
leitungspositionen als unbesetzt (Kramer & Bauer, 2019); die dpa ging im Dezember
2019 von deutschlandweit mehr als 1.000 unbesetzten Stellen aus (Sadigh & dpa,
2019). Vor dem Hintergrund dieses akuten Mangels an Schulleitungen wir die-
ser Beitrag im Projekt Leadership in German Schools (LineS2020) die Frage auf: Was
macht das Amt der Schulleitung (un)attraktiv und welche Karrieremotive und Arbeits-
platzwechselabsichten haben Schulleitungen?
2 Forschungsstand
In Deutschland – wie auch in anderen westeuropäischen Ländern oder den USA
– liegt ein Mangel an Bewerbungen für das Amt der Schulleitung vor (Tulowitzki,
2019a). Grundsätzlich nehmen sich Schulleitende in Deutschland als erfolgreich
wahr, vor allem im Bereich Administration, weniger in Personalführung oder Organi-
sationsentwicklung (Schwanenberg et al., 2018). Trotz der zunehmend wichtige-
ren Aufgabe der Schulentwicklung wenden Schulleitende mindestens 30 Prozent ih-
rer Arbeitszeit für Administration und nur 16 Prozent für Aufgaben rund um
Curriculum und Unterricht auf (OECD, 2018, S. 38). Entsprechend gilt in Deutsch-
land das Aufgabenpro l als stark durch Verwaltung geprägt (Huber, Gördel, Kilic &
Tulowitzki, 2016, S. 176; Meyer, Richter, Marx & Hartung-Beck, 2019). Ebenso gel-
ten Arbeitsbelastung und Burnout-Risiko als hoch (Pont, Nusche & Moorman,
2008, S. 177). Mehrere Studien verdeutlichen, dass Schulleitende in Deutschland
besonderen Belastungen aufgrund struktureller Rahmenbedingungen ausgesetzt
sind (z. B. Warwas, 2012; Brauckmann & Herrmann, 2013; Dadaczynski & Paulus,
2016). Studien aus den USA und Kanada zeigen wiederum negative Wirkungen der
Arbeitsbelastung auf Motivation und E ektivität im Beruf (Federici & Skaalvik, 2012;
Wang, Pollock & Hauseman, 2018; für Deutschland vgl. Huber, Wolfgramm & Kilic,
2013).
Colin Cramer, Jana Groß Opho , Marcus Pietsch & Pierre Tulowitzki
134 DDS, 113. Jg., 2(2021) Führungskrä e gewinnen
Die Motive von Lehrpersonen, sich (potenziell) für oder gegen das Schulleitungsamt
zu entscheiden, wurden in Deutschland bislang kaum untersucht. Müller, Hancock,
Wang und Stricker (2017) widmeten sich der  ematik in einer internationalen, nicht
repräsentativen vergleichenden Befragung (Deutschland – USA). Sie unter schieden
drei Faktoren: Schulkultur (z. B. Wunsch nach mehr Beteiligung an Schüler*in-
nen aktivitäten), Supervision/Unterstützung von Mitarbeiter*innen (z. B. Wunsch
nach mehr Zeit für Entwicklungsaktivitäten) sowie Vergütung und Sozial leistungen
(z. B. Wunsch nach höherer Bezahlung). Vom US-amerikanischen Sample unter-
schied sich die deutsche Stichprobe im Bedürfnis nach höherem Gehalt und besse-
rer Vorquali kation.
Zu zentralen Karrieremotiven von Schulleiter*innen zählen nach Müller et al. (2017)
die (vermeintliche) Ho nung, Schule gestalten, Ein uss auf die Lernchancen von
Schüler*innen nehmen und Lehrpersonen unterstützen zu können – verbunden mit
der Ho nung auf mehr Autonomie und eine Besserstellung der eigenen Position
(Hancock, Hary & Müller, 2012; Hancock, Müller & Wang, 2016; Hancock, Müller,
Wang & Hachen, 2019). Die US-amerikanischen Befunde lassen sich verkürzt mit
dem Slogan „Deciding to lead: Loving the mission and doing it my way“ (Torres,
2018, S. 8) resümieren. Befunde für Deutschland verweisen ebenfalls auf (persönli-
che) Verbesserung bzw. Entwicklung als zentrales Motiv für das Ergreifen des Amtes
(Brauckmann, 2014). So konnte Wissinger (1996) für bayerische Schulleitungen zei-
gen, dass diese mit ihrer Karriereentscheidung retrospektiv vor allem mehr Verant-
wortung tragen wollen, die Vielfalt der Leitungsaufgaben attraktiv erscheint und
Freude an verwaltungsbezogenen Aufgaben besteht; höheres Einkommen, höhere
Reputation und verstärkte Zusammenarbeit mit Erwachsenen werden hingegen als
weniger bedeutsam erachtet.
Die Mehrbelastung durch erweiterte Aufgaben in der Schulleitung (z. B. Brauck-
mann, 2014) wir zudem die Frage nach Arbeitsplatzwechselabsichten von Schul-
leiter*innen bzw. nach Gründen für den Verbleib im Beruf auf. Tran (2017) zeigt
anhand US-amerikanischer Daten, dass eine höhere Zufriedenheit mit dem Ge-
halt die Wahrscheinlichkeit einer Wechselabsicht verringert, während etwa die
Schüler*innenklientel, die Schulgröße oder die Erfahrung der Befragten keinen
signi  kanten Ein uss haben. Eine Studie von Tekleselassie und Villarreal (2010)
unter streicht die Bezahlung als Ein ussfaktor; zusätzlich geraten jedoch Berufs-
zufriedenheit, Autonomieerleben und individuelle Merkmale in den Blick. Boyce und
Bowers (2016) unterscheiden zwei Schulleitungstypen, die ihren Arbeitsplatz verlas-
sen: solche, die zufrieden sind und einen Wechsel als Chance sehen, Gehalt, Hand-
lungsspielräume und Herausforderungen zu vergrößern, und die es deshalb aus dem
aktuellen Amt zieht („pull“) – und jene Unzufriedenen, die politische Rahmen be-
dingungen für problematisch erachten, zwischenmenschliche Kon ikte und schlech-
te Arbeitsbeziehungen sehen oder persönliche Gründe anführen, warum sie sich aus
dem Amt gedrängt („push“) fühlen.
Schulleitung in Deutschland
135DDS, 113. Jg., 2(2021)Führungskrä e gewinnen
Schließlich existieren angesichts der im internationalen Vergleich eher kurzen Quali-
zierung von Schulleitungen in Deutschland z. T. beträchtliche Unterschiede zwi-
schen den Bundesländern bezüglich des Verp ichtungsgrades, Umfanges sowie der
Modalitäten der Maßnahmen (Tulowitzki, Hinzen & Roller, 2019). Ebenso stellt sich
die beru iche Entwicklung von Schulleitungen, etwa mit Blick auf die einschlägigen
Fortbildungsangebote, heterogen dar (Klein & Tulowitzki, 2020).
3 Methode
Die repräsentativen Daten zu Lehrpersonen und Schulleitungen in Deutschland wurden
durch den Felddienstleister forsa GmbH erhoben. Gefördert wurde die Durchführung
der Studie durch die Qualitätso ensive Lehrerbildung von Bund und Ländern aus
Mitteln des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (FKZ: 01JA1611).
3.1 Grundgesamtheit, Stichprobe und Durchführung der Studie
Die Grundgesamtheit der beiden repräsentativen Studien waren Lehrpersonen und
Schul leitungen (inkl. Stellvertretungen) an allgemeinbildenden Schulen in ganz
Deutsch land. Auswahl und Rekrutierung erfolgten telefonisch im Rahmen bevölke-
rungs repräsentativer Mehrthemenumfragen. Zur Teilnahme bereite Personen er-
hielten unmittelbar per E-Mail eine Einladung zur Online-Befragung. Im Rekrutie-
rungsverfahren hatte jedes Mitglied der Grundgesamtheit die gleiche statistische
Chance, in die Stichprobe aufgenommen zu werden. Kleinere Abweichungen der
Struktur der Stichprobe von der Grundgesamtheit wurden durch Gewichtung (ite-
ratives Verfahren) angeglichen und entsprechende Gewichtungsfaktoren ermittelt.
Grundlage hierfür waren Daten des Statistischen Bundesamtes für Lehrkrä e im
Schuljahr 2018/2019 an allgemeinbildenden Schulen, die für die Ziel-Verteilung der
Stichprobe die Merkmale Alter, Geschlecht, Region (Ost/West) und Schulform vor-
gaben.
In Summe wurden 1.636 Lehrpersonen in vier in sich repräsentativen Rotationen
(Zufallssplits) befragt. Hiervon bilden n = 405 Lehrpersonen (Befragung: September
bis November 2019) die hier analysierte Stichprobe, welche kontrastiert wird mit
der Stichprobe von n = 405 Schulleitungen oder deren Stellvertretungen (Befragung:
August bis November 2019). Die Beschreibung der beiden Stichproben in Tabelle 1
auf der folgenden Seite weist die Verteilung nach Alter, Geschlecht, Berufserfahrung,
Migrationshintergrund und Schulform aus.
Colin Cramer, Jana Groß Opho , Marcus Pietsch & Pierre Tulowitzki
136 DDS, 113. Jg., 2(2021) Führungskrä e gewinnen
Tab. 1: Stichprobenmerkmale der Lehrpersonen und Schulleitungen (in %)
Variable Kategorie Lehrpersonen Schulleitungen
Alter bis 29 Jahre 4.7 0.0
30-44 Jahre 36.8 11.6
45-59 Jahre 42.7 56.0
60 und mehr Jahre 15.8 32.2
Geschlecht weiblich 65.2 55.8
männlich 34.8 43.7
Berufs-
erfahrung
bis 1 Jahr 1.0 0.0
1-5 Jahre 12.3 0.7
6-10 Jahre 16.3 12.8
11-20 Jahre 33.1 28.9
20 und mehr Jahre 35.1 64.4
unsicher bzw. keine Angabe 2.2 1.0
Migration Migrationshintergrund 4.7 4.2
Schulform Grundschule 23.7 51.9
Hauptschule 5.7 3.0
Realschule 11.0 9.1
(Berufliches) Gymnasium 30.7 14.8
Integrierte Gesamtschule 3.2
Schule mit mehreren Bildungsgängen
(z.B. Stadtteilschule oder Gemeinschaftsschule)
19.5 8.1
Sonder- und Förderschule 8.5 6.4
andere Schulform 1.0 3.5
Anm.: Lehrpersonen: n = 405; Schulleitungen: n = 405. Eine (formale) Leitungsposition hatten
die Schulleitungen im Schnitt bereits 10.1 (SD = 7.4) Jahre inne; an der spezi schen Schule
arbeiteten sie im Mittel bereits 8.7 (SD = 6.9) Jahre.
Quelle: eigene Berechnung
3.2 Erhebungsinstrumente und Datenanalyse
Die Online-Fragebögen bestanden aus geschlossenen Fragen, die neben thematisch
relevanten Skalen und Items auch demogra sche Angaben (u. a. Alter, Geschlecht,
Schulform, Dienstalter) umfassten und zur Vermeidung von Reihenfolgee ekten in
zufälliger Reihenfolge innerhalb einer Rotation angezeigt wurden. Hierbei wurden
überwiegend etablierte Skalen (s. u.) eingesetzt, die durch forsa einem Pretest im Feld
unterzogen wurden (je nach Rotation 20–28 Lehrpersonen; 25 Schulleitungen). Die
deskriptiven Statistiken wurden mit der So ware SPSS 26 berechnet.
Schulleitung in Deutschland
137DDS, 113. Jg., 2(2021)Führungskrä e gewinnen
In der Befragung der Lehrpersonen wurde zunächst die A nität, eine Schul leitungs-
stelle zu übernehmen, über ein kategoriales Single-Item erhoben: „Haben Sie jemals
konkret darüber nachgedacht, sich auf eine Stelle als Schulleiterin oder Schulleiter
zu bewerben?“ (Antwort: ja, nein, keine Angabe). Weiterhin wurde eine Skala entwi-
ckelt zu Gründen, warum sich Lehrpersonen nicht auf eine Schulleitungsstelle bewer-
ben bzw. nicht Mitglied der Schulleitung sind (vgl. Kap. 4.1). Grundlage hierfür war
eine Masterarbeit, in welcher Lehrpersonen hierzu interviewt wurden (Nebel, 2016).
Aus den Ergebnissen wurden zehn Items abgeleitet, die typische Hinder nis gründe
(Unattraktivität Schulleitung) operationalisieren. Mittels explora ti ver Faktoren-
analysen (Mplus Version 8; Muthén & Muthén, 2017; vgl. die An merkungen zu Tab. 2
auf S. 139) wurden Modelle unterschiedlicher Dimensionalität über etablierte Good-
ness-of-Fit-Indizes verglichen (Moosbrugger & Schermelleh-Engel, 2012). Dabei er-
wies sich eine dreidimensionale Lösung als die passendste (vgl. Tab. 2), wobei von
ur sprünglich zehn Items zwei aufgrund keiner eindeutigen Faktorzugehörigkeit bzw.
einer Mindestladung λij .30 auf allen Faktoren ausgeschlossen wurden (Comrey &
Lee, 1992).
Bei der Befragung der Schulleitungen wurden deren Karrieremotive für das Anstreben
einer (formalen) Schulleitungsposition mithilfe einer Adaption des revidierten Work
Values Inventory (Super, 1970; Zytowski, 2006; Robinson & Betz, 2008) erhoben.
Zu zehn der dort enthaltenen zwölf Dimensionen wurde je ein Item zur Er hebung
der folgenden Bereiche eingesetzt: geistige Herausforderung, Leistung, Kreati vität,
Altruismus, Abwechslung, Führung Anderer, Sicherheit des Arbeitsplatzes, Un ab-
hängig keit, Berufsprestige und Einkommen. Ergänzt wurde dies durch eine Frage
zu den antizipierten Karrierechancen: „Ich wurde Schulleitung, um meine beru i-
chen Aufstiegsmöglichkeiten zu verbessern.“ (vgl. die Anmerkungen zu Abb. 1). Zur
Erfassung der Arbeitsplatzwechselabsicht wurde ein Item aus dem US-amerikanischen
Schools and Sta ng Survey (Boyce & Bowers, 2016) übernommen: „Wie lange planen
Sie, Schulleiterin/Schulleiter an dieser Schule zu bleiben?“ (vgl. die Anmerkungen
zu Abb. 2). Sofern die Befragten einen Arbeitsplatzwechsel in Erwägung zogen,
wurden sie zudem mit Items aus der Studie Beru iche Lau ahn entwicklung von
Akademikerinnen und Akademikern der Universität Erlangen-Nürn berg (Abele &
Spurk, 2006) sowie mit zwei ergänzten Items (altersbedingte und gesundheitliche
Gründe) nach Gründen für den anvisierten Stellenwechsel befragt (Mehrfachauswahl:
nein / ja).
4 Ergebnisse
Im Folgenden werden die zentralen Ergebnisse zu Schulleitung in Deutschland mit
Blick auf die Aussagen der bevölkerungsrepräsentativen Samples von Lehrpersonen
(vgl. Kap. 4.1) sowie Schulleitungen (vgl. Kap. 4.2) dargestellt.
Colin Cramer, Jana Groß Opho , Marcus Pietsch & Pierre Tulowitzki
138 DDS, 113. Jg., 2(2021) Führungskrä e gewinnen
4.1 Was Schulleitung für Lehrpersonen unattraktiv macht
Ein knappes Drittel der Lehrpersonen in Deutschland (30.1 %) hat entsprechend
der Angaben in der Befragung bereits konkret darüber nachgedacht, sich auf eine
Stelle in der Schulleitung zu bewerben. Empirisch lassen sich drei Dimensionen
(vgl. Tab. 2 auf der folgenden Seite) unterscheiden, die das Amt der Schulleitung
potenziell unattraktiv machen, nämlich mit dem Amt unvereinbare, andere (päd-
agogische) Interessen (Dimension 1), Unsicherheit und mangelnde Vorbereitung
auf die mit Schulleitung verbundenen Aufgaben (Dimension 2) sowie die erwartete
Beanspruchung im Amt und seine geringen Anreize (Dimension 3). Das Modell zeigt
gemäß dem Comparative Fit Index (CFI) eine gute, nach dem Root Mean Square
Error of Approximation (RMSEA) eine akzeptable Modellpassung. Trotz der ver-
gleichsweise niedrigen Faktorladung (vgl. Kap. 3) des Items „Ich emp nde die forma-
len Anreize als zu gering […]“ auf dem zugehörigen Faktor wurde es angesichts der
inhaltlichen Passung beibehalten. Die Skalen weisen eine für Gruppenvergleiche ak-
zeptable interne Konsistenz auf (Rost, 2013), und es ergeben sich keine signi kanten
Schulformunterschiede.
Gegen das Amt der Schulleitung sprechen demnach vor allem die erwartete Be-
anspruchung und die geringen Anreize, die ihm zugeschrieben werden. Aufgaben-
fülle und Arbeitsbelastung werden als zu hoch angesehen. Die Rahmen bedingungen
der Amtsausübung werden als schwierig erachtet, obwohl formalen Anreizen (z. B.
Gehaltssteigerung) vergleichsweise weniger Bedeutung beigemessen wird. Die sich
überschneidenden Kon denzintervalle der Mittelwerte lassen den Schluss zu, dass die
Lehrpersonen mit dem Amt der Schulleitung unvereinbare (pädagogische) Interessen
als ähnlich bedeutsam erachten. Dagegen scheinen Unsicherheit und mangelnde
Vorbereitung auf Aufgaben von Schulleitungen signi kant weniger ins Gewicht zu
fallen: Lehrpersonen sind der Au assung, Aufgaben von Schulleitung recht gut ein-
schätzen zu können. Eher noch sehen sie in der mangelnden Vorbereitung auf die
Aufgaben einen Grund, sich nicht für das Amt zu interessieren.
4.2 Karrieremotive und Arbeitsplatzwechselabsichten von Schulleitungen
Die zentralen Karrieremotive von Schulleitungen sind in der Retrospektive vor al-
lem der Wunsch, neue Ideen entwickeln und erproben (93 %), eine abwechslungsrei-
che und kreative Tätigkeit ausüben (86 %), für das Wohl anderer Menschen sorgen
(85 %) sowie eigene Entscheidungen tre en zu wollen (85 %) (vgl. Abb. 1 auf S. 140).
Auch wollen 81 Prozent der befragten Schulleiter*innen anderen Menschen beistehen
und helfen. Demgegenüber artikulieren nur 22 Prozent der Schulleitungen, dass ein
(sehr) wichtiges Motiv für ihre Berufswahl gewesen sei, ihr beru iches Ansehen ver-
bessern zu wollen, und 27 Prozent gaben an, so ihre weiteren Aufstiegsmöglichkeiten
zu erhöhen. Die Steigerung des Einkommens spielte für 36 Prozent der Befragten
Schulleitung in Deutschland
139DDS, 113. Jg., 2(2021)Führungskrä e gewinnen
Tab. 2: Gründe von Lehrpersonen gegen die Entscheidung für die Schulleitung
Dimension 1: Andere (pädagogische) Interessen
Item MSD λ1λ2λ3
Ich habe berufliche Interessen, die sich nicht mit Schullei-
tung verbinden lassen (z. B. primäres Interesse am Unter-
richten).
4.8 2.1 0.92 -0.00 -0.11
Ich habe kein Interesse an zentralen Aufgaben der Schul-
leitung (z. B. Verwaltung, Personalführung, Konfliktmanage-
ment).
4.2 2.2 0.56 0.01 0.10
Ich bin mit meiner Tätigkeit als Lehrperson zufrieden (z. B.
Zufriedenheit mit dem Unterrichten und Arbeitsumfeld).
5.6 1.5 0.54 -0.15 0.01
Skala gesamt (α = .70) 4.8 1.6 (95%-KI: 4.7–5.0)
Dimension 2: Unsicherheit und mangelnde Vorbereitung auf Aufgaben
Ich bin unsicher, welche Aufgaben sich letztlich mit Schullei-
tung verbinden (z. B. unzureichende Kenntnis der Abläufe).
3.0 1.8 -0.02 0.89 -0.01
Ich erachte mich nicht ausreichend für die Aufgaben der
Schulleitung vorbereitet (z. B. keine hinreichende Qualifika-
tion).
4.1 2.1 0.08 0.52 0.07
Skala gesamt (α = .65) 3.5 1.7 (95%-KI: 3.4–3.7)
Dimension 3: Erwartete Beanspruchung und geringe Anreize
Ich erachte die Aufgabenfülle und Arbeitsbelastung von
Schulleitungen als zu hoch (z. B. hohe zeitliche Belastung,
große Verantwortung, Stress).
5.6 1.8 -0.03 -0.02 1.03
Ich sehe die Rahmenbedingungen der Schulleitung als
schwierig an (z. B. enge Vorgaben aus der Schuladministra-
tion).
5.4 1.7 0.22 0.09 0.46
Ich empfinde die formalen Anreize als zu gering (z. B. Ge-
haltssteigerung ist zu klein).
4.7 2.2 0.05 -0.07 0.35
Skala gesamt (α = .65) 5.2 1.5 (95%-KI: 5.1–5.4)
Anm.: Frage: Inwieweit tre en die folgenden Gründe auf die Tatsache zu, dass Sie sich bislang
nicht auf eine Stelle als Schulleiterin oder Schulleiter beworben haben bzw. nicht
der Schulleitung angehören? Antwortformat: siebenstu ge Skala mit Polbeschri ung
(1 = tri überhaupt nicht zu; 7 = tri voll und ganz zu). Anmerkungen: Nmin = 386;
M = Arithmetisches Mittel; SD = Standardabweichung; λ = Faktorladung; 95%-
KI = 95%-Kon denzintervall Mittelwert. Faktorenanalyse: Extraktionsmethode: Maxi mum
Likelihood; Rotationsmethode: Geomin; Chi2 = 18.09; df = 7; Chi2/df = 2.6; RMSEA =
.063; CFI = .982.
Quelle: eigene Berechnung
eine wichtige oder sehr wichtige Rolle bei der Entscheidung. Während aus Sicht von
Schulleitungen insbesondere intrinsische und autonomiebezogene Motive genannt
werden, scheinen extrinsische Motive eine vergleichsweise nebengeordnete Rolle zu
spielen.
Colin Cramer, Jana Groß Opho , Marcus Pietsch & Pierre Tulowitzki
140 DDS, 113. Jg., 2(2021) Führungskrä e gewinnen
Abb. 1: Die fünf wichtigsten Motive von Schulleitungen, sich für den Karriereschritt entschie-
den zu haben
Anm.: Frage: Wie wichtig war der jeweilige Grund für Ihre Entscheidung, Schulleiterin oder
Schulleiter zu werden? Antwortformat: Die prozentuale Zustimmung wurde als Summe
über die Antwortstufen 3 und 4 gebildet: 1 = sehr unwichtig, 2 = eher unwichtig, 3 = eher
wichtig, 4 = sehr wichtig.
Quelle: eigene Darstellung
Mit Blick auf die Arbeitsplatzwechselabsichten von Schulleitungen zeigt sich, dass
die befragten Schulleitungen vor Besetzung der aktuellen Stelle im Mittel 2,8-
mal (SD = 1,91) die Stelle gewechselt haben. Dabei beabsichtigt der überwiegen-
de Anteil (67 %), auf der jetzigen Stelle so lange wie möglich zu bleiben. Dennoch
planen 15 Prozent der Schulleitungen, die aktuelle Schule zu verlassen, sobald sich
eine bessere Möglichkeit ergibt. Vier Prozent geben an, ihren aktuellen Arbeitsplatz
so schnell wie möglich verlassen zu wollen. 13 Prozent der Befragten haben hier-
zu keine Auskun gegeben. Somit beabsichtigt etwa jede fün e Schulleitung in
Deutschland, (in Zukun ) ihren Arbeitsplatz zu wechseln. Ob für diese Personen eine
Schulleitungsposition an einer anderen Schule in den Blick gerät oder ob sie nicht
mehr als Schulleiter*in arbeiten wollen, kann auf Basis der Daten nicht di erenziert
werden. Der Wechselwille variiert zwischen Schulformen (vgl. Tab. 3 auf der folgen-
den Seite): Schulleitungen an integrierten Gesamtschulen haben eine 71 Prozent ge-
ringere Chance, ihren Arbeitsplatz zu wechseln (OR = 0.29) als Schulleitungen al-
ler anderen Schulformen. Die Schulleitungen an Hauptschulen hingegen haben
eine deutlich stärker ausgeprägte Absicht, ihren Arbeitsplatz zu wechseln, als Schul-
leitungen an anderen Schulformen (OR = 1.86).





 
(7('((1(169,&.(/171'(4342%(1
,1($%9(&+5/71*54(,&+(!=6,*.(,6+$%(1
?4'$5#2+/$1'(4(4(15&+(1524*(1
,*(1(165&+(,'71*(164())(1
1'(4(1(15&+(1%(,56(+(171'+(/)(1
 

Schulleitung in Deutschland
141DDS, 113. Jg., 2(2021)Führungskrä e gewinnen
Tab. 3: Arbeitsplatzwechselabsicht nach Schulform
Schulform Wechselabsicht (in %) Odds Ratio (OR)
Grundschule 22.4 1.17
Hauptschule 36.4 1.86
Realschule 26.7 1.13
(Berufliches) Gymnasium 16.7 0.74
Integrierte Gesamtschule 7.7 0.29
Schule mit mehreren Bildungsgängen
(z. B. Stadtteilschule oder Gemeinschaftsschule)21.2 0.94
Anm.: Odds Ratio (OR) geben an, wie hoch die Chance von Schulleitungen einer bestimmten
Schulform ist, im Vergleich zu Schulleitungen aller anderen Schulformen ihren aktuellen
Arbeitsplatz verlassen zu wollen. Ein Wert von OR = 1 zeigt keinen Unterschied zwis chen
den Gruppen, bei OR > 1 ist die Chance der Arbeitsplatzwechselabsicht größer, bei OR < 1
geringer.
Quelle: eigene Berechnung
Wird nach Gründen für die Arbeitsplatzwechselabsicht gefragt (vgl. Abb. 2 auf der fol-
genden Seite), so verweisen wechselwillige Schulleiter*innen insbesondere auf schwie-
rige Kon textbedingungen. Der zentrale Grund für einen beabsichtigten Arbeits-
platz wechsel ist der Wunsch nach beru icher Entwicklung (52 %), was etwa jeder
zehnten aller Schulleitungen in Deutschland entspricht. 44 Prozent der wechselwilli-
gen Schulleitungen nennen eine nicht angemessene Bezahlung als Motiv, 31Prozent
beklagen zu wenig Unterstützung. 25 Prozent der Schulleitungen nennen Über-
forderung durch die Arbeitsbedingungen als Motiv der Wechselabsicht, und 24 Pro-
zent weisen auf allgemein schlechte Arbeitsbedingungen hin, während nur zwölf
Prozent der Befragten ein generell unbefriedigendes Aufgabenfeld nennen. Der
Wunsch nach mehr Zeit für die Familie (19 %) sowie gesundheitliche (15 %) und al-
tersbedingte Gründe (15 %) spielen hingegen eine geringere Rolle. Vergleichsweise
selten werden auch Gründe wie ungünstige Arbeitszeiten (7 %), das Arbeitsklima vor
Ort (5 %) oder ein ungünstiger Standort der Schule (5 %) genannt.
Colin Cramer, Jana Groß Opho , Marcus Pietsch & Pierre Tulowitzki
142 DDS, 113. Jg., 2(2021) Führungskrä e gewinnen
Abb. 2: Die fünf wichtigsten Motive von Schulleitungen, den aktuellen Arbeitsplatz wechseln
zu wollen
Anm.: Frage: Wie lange planen Sie, Schulleiterin/Schulleiter an dieser Schule zu bleiben?
Antwortformat: Die prozentuale Zustimmung wurde als Summe über die Antwortstufen 2
und 3 gebildet: 1 = so lange, wie möglich, 2 = so lange, bis sich mir eine bessere Möglichkeit
bietet, 3 = Ich plane de nitiv, die Schule so schnell wie möglich zu verlassen, 4 = kann ich
nicht sagen.
Quelle: eigene Darstellung
5 Diskussion
Die Befragung von Lehrpersonen konnte zeigen, dass nur ein knappes Drittel bereits
einmal konkret darüber nachgedacht hat, Schulleiter*in zu werden. Die wichtigsten
Gründe gegen eine Schulleitungskarriere sind insbesondere die mit dem Amt verbun-
dene erwartete hohe Arbeitsbelastung und Aufgabenfülle sowie die Zufriedenheit mit
der (Unterrichts-)Tätigkeit als Lehrperson. Auch werden die Rahmenbedingungen,
unter denen Schulleitungen arbeiten, als problematisch angesehen. Fehlende ( nanzi-
elle) Anreize spielen eine, wenn auch nachgeordnete Rolle.
Der Befragung von Schulleitungen zufolge erweisen sich ein Streben nach Gestaltungs-
möglichkeiten, nach Verantwortung für andere und nach Autonomie in der Berufs-
ausübung retrospektiv als zentrale Karrieremotive, während extrinsische Anreize
(z. B. ein besseres Gehalt) eine geringere Rolle spielen – was sich überwiegend mit
dem eingangs dargestellten Stand der (US-)Forschung deckt. Im Vergleich zu den
befragten Lehrpersonen ist für Schulleitungen (also für Lehrpersonen, die den
Karriereschritt vollzogen haben) die tatsächlich hohe Belastung im Amt kein maß-
geblicher Hinderungsfaktor für ihre Entscheidung. Ob sich damit die Klientel der
Lehrpersonen von derjenigen der Schulleitungen auch mit Blick auf Bean spruchungs-
erleben unterscheidet, bleibt eine o ene Forschungsfrage. Wenn ein Fün el der





 
#715&+1$&+ %(47)/,&+(4 169,&./71*
1,&+6$1*(0(55(1((;$+/71*
;79(1,*"16(456?6;71*
<%(4)24'(471*'74&+4%(,65%(',1*71*(1
5&+/(&+6(4%(,65%(',1*71*(1


Schulleitung in Deutschland
143DDS, 113. Jg., 2(2021)Führungskrä e gewinnen
Schulleitungen – insbesondere an Hauptschulen – über einen Arbeitsplatzwechsel
nachdenken, so tun sie dies insbesondere aufgrund des Wunsches nach beru icher
Weiterentwicklung sowie aufgrund von zu geringer Bezahlung und Unterstützung
oder schlechten Arbeitsbedingungen; private bzw. gesundheitliche Motive oder ein
generell als unbefriedigend erachtetes Aufgabenfeld fallen dagegen kaum ins Gewicht.
Angesichts dieser repräsentativen Befunde steht infrage, ob alleine die von der
Bildungsadministration bislang unternommenen formalen Maßnahmen zur Behebung
des Mangels an Schulleitungen (z. B. moderate Erhöhung der Bezüge, Ausbau des
Fortbildungsangebots, Werbemaßnahmen) zielführend sind: Entscheidend erscheint,
ob die passenden (im Sinne tätigkeitsbezogener A nität) Lehrpersonen für die
Schulleitung gewonnen werden können und inwiefern Entwicklungsmöglichkeiten
gegeben sind, die sie im Amt der Schulleitung halten. O enbar zu wenig wird bis-
lang in Rede gestellt, dass die Beanspruchung im Amt auf Seiten von Lehrpersonen
möglicherweise als (zu) bedrohlich wahrgenommen wird und sie zugleich mit ihrer
Tätigkeit in Schule und Unterricht zufrieden sind. Es erscheint daher zuvorderst not-
wendig zu diskutieren, wie Schulleitungen im Amt unterstützt, gefördert und entlas-
tet werden können (z. B. Raum scha en für Entwicklungsaktivitäten durch höhere
Schulautonomie, Delegation von Verwaltungsaufgaben an neu zu scha ende Stellen,
Aufwertung der Quali zierung für Schulleitungen), um r potenziell interessier-
te (und geeignete) Lehrpersonen attraktiver zu sein. Auch erscheint ein frühzeitige-
rer Kontakt mit  emen der Leitung und Schulentwicklung auf Organisationsebene
sinnvoll, beispielsweise im Lehramtsstudium im Rahmen eines Wahlmoduls, um ein
Verständnis für die Organisationsebene zu schärfen und frühzeitig für die Karriere-
option Schulleitung zu sensibilisieren. Schulleitungen selbst sind im Amt eben falls
überwiegend mit ihrem Aufgabengebiet zufrieden, da die Tätigkeit an sich kaum ei-
nen Grund für eine Arbeitsplatzwechselabsicht darzustellen scheint.
Keinen Ein uss hingegen hat die Bildungsadministration auf die Berufswahlmotive
von Lehrpersonen, die aus ganz spezi schen und vorwiegend pädagogisch-intrin-
sischen Motiven heraus ihren Beruf ergreifen (Cramer, 2016) und damit kaum ei-
nen ausreichenden Pool zur Akquise von geeigneten Schulleitungen darstellen.
Solche intrinsischen Motive (wie z. B. das pädagogische Interesse) sind schon zu
Beginn des Lehramtsstudiums ausgeprägt (Cramer, 2012; Franz & Groß Opho ,
2019), vergleichsweise stabil (Roness & Smith, 2010; Richardson & Watt, 2016) und
– zumindest aus Sicht der Mehrheit der befragten Lehrpersonen – inkompatibel mit
den Tätigkeiten von Schulleitungen. Während der Fit-Choice- eorie zufolge die
Berufswahl von Lehrpersonen ein komplexes Zusammenspiel der Bewertung beruf-
licher Anforderungen und Erträge unter Einbezug der eigenen Kompetenzerwartung
ist (Watt et al., 2012), spielen für Schulleitungen extrinsisch-verlegenheitsbezogene
Motive retrospektiv eine geringere bzw. keine Rolle. Mentoring-Programme müssten
daher eher dem Abgleich der Motivlagen dienen als zum Ziel zu haben, Lehrpersonen
Colin Cramer, Jana Groß Opho , Marcus Pietsch & Pierre Tulowitzki
144 DDS, 113. Jg., 2(2021) Führungskrä e gewinnen
das Amt der Schulleitung „schmackha “ zu machen; denn sie meinen, die Aufgaben
von Schulleitung zu kennen, und nehmen diese ggf. als abschreckend wahr.
Damit gerät die Frage nach einem eigenen und vom Lehramt zu unterscheiden-
den Berufsstand Schulleitung samt spezi scher Quali kationswege in den Blick.
Nicht beantwortet werden kann allerdings, ob solche Lehrpersonen ihre A nität im
Rahmen ihrer besonderen Aufgaben allererst entwickeln oder ob diese A nität be-
reits der Anlass für die Übernahme besonderer Aufgaben ist. Nur im letzteren Fall
könnte Schulleitung als ein vom Lehrer*innenberuf entkoppeltes Berufsbild ver-
standen werden, für das interessierte und geeignete Personen auch außerhalb des
Lehrkörpers gewonnen und quali ziert werden sollten. Plausibel erscheint es viel-
mehr, vielfältige Wege in den Beruf zu scha en. Eine eigenständige Quali zierung
vor dem Hintergrund des tatsächlichen Aufgabenpro ls könnte Diskrepanzen zwi-
schen Erwartungen an die Schulleitung und dem Berufsalltag verringern. Bislang ist
die Schulleitungsquali zierung in Deutschland nach wie vor zu heterogen und un-
strukturiert (Tulowitzki et al., 2019), während Schulleitungen fast vollständig aus dem
Lehrpersonal akquiriert werden. Die Rolle von Schulaufsicht und Schulinspektion,
die Schulleitungen unterstützen und motivieren können, ist ungeklärt (Heinrich,
2017; Tulowitzki, 2019b).
Die repräsentativen Ergebnisse der Studie zum  ema Schulleitung aus der teils kom-
plementären Sicht von Lehrpersonen und Schulleitungen weisen besonderes Potenzial
für die Quali kationswege von Schulleitung auf. Limitationen ergeben sich u. a. da-
raus, dass die Karrieremotive von Schulleitungen retrospektiv erhoben wurden, wo-
mit die realen Motivlagen zum Zeitpunkt der Karriereentscheidung verzerrt erfasst
sein könnten (recall bias; z. B. Schwarz, 2007). Diese Unschärfe kann durch die Be-
fragung von Lehrpersonen zu Hinderungsgründen, eine Schulleitungsposition zu
ergreifen, partiell kompensiert werden. Das eigens hierfür entwickelte Instrument
zeigt zwar eine akzeptable bis gute Modellpassung, weist aber nur befriedigende in-
terne Konsistenzen in den Subskalen auf. Es sollte daher in kün iger Forschung op-
timiert (z. B. Entwicklung weiterer Items) und um Aspekte wie Schulkultur und
Schulentwicklung (vgl. Müller et al., 2017) erweitert werden, um die Motive von
Lehrpersonen und Schulleitungen stärker aufeinander beziehen zu können. Ferner
sollte untersucht werden, warum gerade Schulleitungen an Hauptschulen besonders
häu g über einen Arbeitsplatzwechsel nachdenken. Solche Analysen werden möglich,
weil das Projekt LineS als Längsschnitt angelegt ist. Forschungsdesiderate zeigen sich
zudem hinsichtlich der Analyse homogener Subgruppen sowohl seitens Lehrpersonen
als auch Schulleitungen.
Schulleitung in Deutschland
145DDS, 113. Jg., 2(2021)Führungskrä e gewinnen
Literatur und Internetquellen
Abele, A. E., & Spurk, D. (2006). Beru iche Lau ahnentwicklung von Akademikerinnen und
Akademikern der Universität Erlangen-Nürnberg (BELA-E). Zugri am 24.01.2020.
Verfügbar unter: https://www.sozialpsychologie.phil.fau.de/ les/2016/10/BELA2.pdf.
Bonsen, M. (2016). Wirksame Schulleitung. In H. Buchen & H.-G. Rol (Hrsg.), Pro-
fessionswissen Schulleitung (4., überarb. u. erw. Au .) (S. 193–228). Weinheim: Beltz.
Boyce, J., & Bowers, A. J. (2016). Principal Turnover: Are there Di erent Types of Principals
Who Move from or Leave  eir Schools? Leadership and Policy in Schools, 15 (3), 237–
272. http://dx.doi.org/10.1080/15700763.2015.1047033
Brauckmann, S. (2014). Ergebnisbericht im Rahmen des BMBF Forschungsschwerpunkts
„Steuerung im Bildungssystem“ (SteBis) geförderten Forschungsprojekts „Schul leitungs-
handeln zwischen erweiterten Rechten und P ichten (SHaRP)“. Unter Mitarbeit von C.
Herrmann, K. D. Hanßen, S. Böse, T. Holz & T. Feldho . Berlin: DIPF.
Brauckmann, S., & Herrmann, C. (2013). Belastungserleben von Schulleiterinnen und
Schulleitern im Rahmen erweiterter schulischer Eigenständigkeit – Erste empirische
Befunde aus der SHaRP-Studie. In I. van Ackeren, M. Heinrich & F.  iel (Hrsg.),
Evidenzbasierte Steuerung im Bildungssystem? Befunde aus dem BMBF-SteBis-Verbund
(DDS – Die Deutsche Schule, 12. Beihe ) (S. 172–196). Münster: Waxmann.
Comrey, A. L., & Lee, H. B. (1992). A First Course in Factor Analysis. Hillsdale, MI:
Lawrence Erlbaum.
Cramer, C. (2012). Entwicklung von Professionalität in der Lehrerbildung. Empirische Befunde
zu Eingangsbedingungen, Prozessmerkmalen und Ausbildungserfahrungen Lehramts-
studierender. Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Cramer, C. (2016). Berufswahl Lehramt: Wer entscheidet sich warum? In M. Rothland
(Hrsg.), Beruf Lehrer/Lehrerin. Ein Studienbuch (S. 261–276). Münster: Waxmann.
Dadaczynski, K., & Paulus, P. (2016). Wohlbe nden von Schulleitungen in Deutschland:
Ausprägungen und Zusammenhänge mit Arbeit und Gesundheit. Prävention und
Gesundheitsförderung, 11 (3), 171–176. https://doi.org/10.1007/s11553-016-0544-3
Day, C., & Sammons, P. (2013). Successful Leadership: A Review of the International
Literature. Zugri am 23.07.2020. Verfügbar unter: https:// les.eric.ed.gov/fulltext/
ED546806.pdf.
Federici, R. A., & Skaalvik, E. M. (2012). Principal Self-E cacy: Relations with Burnout, Job
Satisfaction and Motivation to Quit. Social Psychology of Education, 15 (3), 295–320.
https://doi.org/10.1007/s11218-012-9183-5
Franz, E.-K., & Groß Opho , J. (2019). Kompetenzerleben Lehramtsstudierender im
Semesterpraktikum. In T. Ehmke, P. Kuhl & M. Pietsch (Hrsg.), Lehrer. Bildung.
Gestalten. Beiträge zur empirischen Forschung in der Lehrerbildung (S. 116–127).
Weinheim: Beltz.
Hancock, D. R., Hary, C., & Müller, U. (2012). An Investigation of Factors Impacting the
Motivation of German and US Teachers to Become School Principals. Research in
Comparative and International Education, 7 (3), 352–363. https://doi.org/10.2304/
rcie.2012.7.3.352
Hancock, D. R., Müller, U., & Wang, C. (2016). Motivating Teachers to Become School
Principals in the U.S.A. and Germany. Journal of Global Research in Education and
Social Science, 7 (2), 83–93.
Hancock, D. R., Müller, U., Wang, C., & Hachen, J. (2019). Factors In uencing School
Principals’ Motivation to Become Principals in the U.S.A. and Germany. International
Journal of Educational Research, 95, 90–96. https://doi.org/10.1016/j.ijer.2019.04.004
Heinrich, M. (2017). Zum Verhältnis von Schulinspektion und Schulaufsicht: Zwei
Institutionen zwischen Ausdi erenzierung und Entdi erenzierung. In A. Paseka, M.
Colin Cramer, Jana Groß Opho , Marcus Pietsch & Pierre Tulowitzki
146 DDS, 113. Jg., 2(2021) Führungskrä e gewinnen
Heinrich, A. Kanape & R. Langer (Hrsg.), Schulentwicklung zwischen Steuerung und
Autonomie (S. 155–174). Münster: Waxmann.
Huber, S. G., Gördel, B.-M., Kilic, S., & Tulowitzki, P. (2016). Accountability in the German
School System. In J. Easley II & P. Tulowitzki (Hrsg.), Educational Accountability –
International Perspectives on Challenges and Possibilities for School Leadership (S. 165–
183). London: Routledge.
Huber, S. G., Wolfgramm, C., & Kilic, S. (2013). Vorlieben und Belastungen im
Schulleitungshandeln. In S. G. Huber (Hrsg.), Jahrbuch Schulleitung 2013 (S. 259–271).
Köln: Carl Link.
Jong, D. D., Grundmeyer, T., & Yankey, J. (2017). Identifying and Addressing  emes of
Job Dissatisfaction for Secondary Principals. School Leadership & Management, 37 (4),
354–371. https://doi.org/10.1080/13632434.2017.1338253
Klein, E. D., & Tulowitzki, P. (2020). Die Fortbildung von Schulleiter*innen in Forschung
und Praxis – ein Systematisierungsversuch. DDS – Die Deutsche Schule, 112 (3), 257–
276. https://doi.org/10.31244/dds.2020.03.02
Kramer, C., & Bauer, L. (2019). Das Standortnetz von Grundschulen in Baden-Württemberg
im Wandel – Entwicklungen und Ein ussfaktoren. In D. Fickermann & H. Weishaupt
(Hrsg.), Bildungsforschung mit Daten der amtlichen Statistik (DDS – Die Deutsche
Schule, 14. Beihe ) (S. 87–104). Münster: Waxmann. https://doi.org/10.31244/dds.
bh.2019.14.06
Leithwood, K., Harris, A., & Hopkins, D. (2020). Seven Strong Claims about Successful
School Leadership Revisited. School Leadership & Management, 40 (1), 5–22. https://
doi.org/10.1080/13632434.2019.1596077
Leithwood, K., & Louis, K. S. (2012). Linking Leadership to Student Learning. San Francisco,
CA: Jossey-Bass.
Meyer, A., Richter, D., Marx, A., & Hartung-Beck, V. (2019). Welche Aufgaben haben
Schulleitungen heute? Eine Analyse von Schulleitungsaufgaben im innerdeutschen
Vergleich. Zeitschri für Bildungsverwaltung, 35 (2), 23–44.
Moosbrugger, H., & Schermelleh-Engel, K. (2012). Exploratorische (EFA) und Kon rma to-
rische Faktorenanalyse (CFA). In H. Moosbrugger & A. Kelava (Hrsg.), Te s t t h e o r ie u n d
Fragebogenkonstruktion (S. 325–343). Berlin: Springer.
Müller, U., Hancock, D. R., Wang, C., & Stricker, T. (2017). Warum fällt es so schwer, sich
für das Schulleitungsamt zu entscheiden? Beruf: Schulleitung, 12 (1), 33–35.
Muthén, L. K., & Muthén, B. O. (2017). MPlus Version 8. Los Angeles, CA: Muthén &
Muthén.
Nebel, L. (2016). Unbeliebter Chefsessel. Eine explorative Untersuchung von hemmen-
den Faktoren bei der Übernahme von Schulleitungspositionen. Unverö . Masterarbeit.
Tübingen: Universität Tübingen.
OECD (Organization for Economic Cooperation and Development). (2018). TALIS 2018
Results, Vol. I: Teachers and School Leaders as Lifelong Learners. Paris: OECD. https://
doi.org/10.1787/1d0bc92a-en
Pietsch, M., & Tulowitzki, P. (2017). Disentangling School Leadership and Its Ties to
Instructional Practices – an Empirical Comparison of Various Leadership Styles.
School E ectiveness and School Improvement, 28 (4), 629–649. https://doi.org/10.1080
/09243453.2017.1363787
Pietsch, M., Tulowitzki, P., & Hartig, J. (2019). Examining the E ect of Principal Turnover
on Teaching Quality: A Study on Organizational Change with Repeated Classroom
Observations. School E ectiveness and School Improvement, Advance Online Publication,
1–23. https://doi.org/10.1080/09243453.2019.1672759
Pont, B., Nusche, D., & Moorman, H. (2008). Improving School Leadership, Vol. 1: Policy and
Practice. Paris: OECD.
Schulleitung in Deutschland
147DDS, 113. Jg., 2(2021)Führungskrä e gewinnen
Richardson, P. W., & Watt, H. M. G. (2016). Factors In uencing Teaching Choice: Why
Do Future Teachers Choose the Career? In J. Loughran & M. L. Hamilton (Hrsg.),
International Handbook of Teacher Education (S. 275–304). Singapore: Springer.
Robinson, C. H., & Betz, N. E. (2008). A Psychometric Evaluation of Super’s Work Values
Inventory–Revised. Journal of Career Assessment, 16 (4), 456–473.
Roness, D., & Smith, K. (2010). Stability in Motivation during Teacher Education. Journal of
Education for Teaching, 36 (2), 169–185. https://doi/10.1080/02607471003651706
Rost, D. H. (2013). Interpretation und Bewertung pädagogisch-psychologischer Studien. Eine
Einführung (3. Au .). Bad Heilbrunn: Klinkhardt.
Ryan, R. M., & Deci, E. L. (2017). Self-Determination  eory. Basic Psychological Needs in
Motivation, Development, and Wellness. New York: Guilford.
Sadigh, P., & dpa (2019, 15. Dezember). Schulleiter: Bundesweit fehlen Rektoren in den
Schulen. ZEIT online. Zugri am 06.02.2020. Verfügbar unter: https://www.zeit.de/ge
sellscha /schule/2019-12/schulleiter-mangel-schule-grundschule.
Schwanenberg, J., Klein, E. D., & Walpuski, M. (2018). Wie erfolgreich fühlen sich Schul-
leitungen und welche Unterstützungsbedürfnisse haben sie? (SHIP Working Paper Reihe,
No. 03). Essen: Universität Duisburg-Essen. https://doi.org/10.17185/duepublico/
47202
Schwarz, N. (2007). Retrospective and Concurrent Self Reports.  e Rationale for Real-time
Data Capture. In A. A. Stone, S. Shi man, A. A. Atienza & L. Nebeling (Hrsg.), e
Science of Real-time Data Capture (S. 11–26). New York: Oxford University Press.
Steiger, J. H. (1990). Structural Model Evaluation and Modi cation: An Interval Estimation
Approach. Multivariate Behavioral Research, 25 (2), 173–180. http://dx.doi.org/10.1207/
s15327906mbr2502_4
Super, D. E. (1970). Wo rk Values Inv e n tor y . Boston, MA: Houghton Mi in.
Tekleselassie, A. A., & Villarreal, P. I. (2010). Career Mobility and Departure Intentions
among School Principals in the United States: Incentives and Disincentives. Leadership
and Policy in Schools, 10 (3), 251–293.
Torres, A. C. (2018). Push, Pull, Tap and Switch: Understanding the Career Decisions of
Charter School Leaders. Leadership and Policy in Schools, 19 (2), 171–189. https://doi.
org/10.1080/15700763.2018.1513155
Tran, H. (2017).  e Impact of Pay Satisfaction and School Achievement on High School
Principals’ Turnover Intentions. Educational Management Administration & Leadership,
45 (4), 621–638. https://doi.org/10.1177/1741143216636115
Tulowitzki, P. (2019a). School Leader Recruitment, Retention and Motivation in Europe.
Desk-Research-Bericht für das European Educational Policy Network (EEPN). http://
dx.doi.org/10.26041/ nw-2034
Tulowitzki, P. (2019b). Supporting Instructional Leadership and School Improvement?
Re ections on School Supervision from a German Perspective. Journal of Educational
Administration, 57 (5), 571–581. https://doi.org/10.1108/JEA-03-2019-0040
Tulowitzki, P., Hinzen, I., & Roller, M. (2019). Die Quali zierung von Schulleiterinnen und
Schulleitern in Deutschland – ein bundesweiter Überblick. DDS – Die Deutsche Schule,
111 (2), 149–170. https://doi.org/10.31244/dds.2019.02.04
Wang, F., Pollock, K., & Hauseman, C. (2018). School Principals’ Job Satisfaction:  e
E ects of Work Intensi cation. Canadian Journal of Educational Administration and
Policy, 185, 73–90.
Warwas, J. (2012). Beru iches Selbstverständnis, Beanspruchung und Bewältigung in der
Schulleitung. Wiesbaden: VS.
Watt, H. M. G., Richardson, P. W., Klusmann, U., Kunter, M., Beyer, B., Trautwein, U., et al.
(2012). Motivations for Choosing Teaching as a Career: An International Comparison
Colin Cramer, Jana Groß Opho , Marcus Pietsch & Pierre Tulowitzki
148 DDS, 113. Jg., 2(2021) Führungskrä e gewinnen
Using the FIT-Choice Scale. Teaching and Teacher Education, 28 (6), 791–805. http://
dx.doi.org/10.1016/j.tat
Wissinger, J. (1996). Perspektiven schulischen Führungshandelns. Eine Untersuchung über das
Selbstverständnis von SchulleiterInnen. Weinheim: Juventa.
Zytowski, D. (2006). Super Work Values Inventory-Revised: Technical Manual (Version 1.0).
Zugri am 01.07.2020. Verfügbar unter: https://www.kuder.com/research/technical-
briefs/supers-work-values-inventory-r/.
Colin Cramer, Prof. Dr., geb. 1979, Lehrstuhlinhaber für Professionsforschung unter
besonderer Berücksichtigung der Fachdidaktiken an der Eberhard Karls Universität
Tübingen.
E-Mail: colin.cramer@uni-tuebingen.de
Korrespondenzadresse: Eberhard Karls Universität Tübingen, Wilhelmstraße 31,
72074 Tübingen
Jana Groß Opho , Prof. Dr., geb. 1976, Professorin für Bildungswissenscha en an der
Pädagogischen Hochschule Vorarlberg.
E-Mail: jana.grossopho @ph-vorarlberg.ac.at
Korrespondenzadresse: Pädagogische Hochschule Vorarlberg, Liechtensteiner Straße
33–37, 6800 Feldkirch, Österreich
Marcus Pietsch, PD Dr., geb. 1974, Professur für Empirische Grundschulpädagogik an
der Leuphana Universität Lüneburg.
E-Mail: marcus.pietsch@leuphana.de
Korrespondenzadresse: Leuphana Universität Lüneburg, Universitätsallee 1, 21335
Lüneburg
Pierre Tulowitzki, Prof. Dr., geb. 1982, Leiter der Professur für Bildungsmanagement
und Schulentwicklung an der Pädagogischen Hochschule der Fachhochschule Nord-
west schweiz.
E-Mail: pierre.tulowitzki@ nw.ch
Korrespondenzadresse: Pädagogische Hochschule der Fachhochschule Nordwest-
schweiz, Bahnhofstrasse 6, 5210 Windisch, Schweiz
... The data was collected within the Leadership in German Schools (LineS) study a biennial survey of German school leaders launched in 2019 (Cramer et al., 2021). For our analysis, data was collected from August to November 2021, explicitly emphasizing innovation. ...
Article
Full-text available
Schools' digitalization requires a shift of stakeholders' mindsets, specific forms of leadership, and strategic knowledge management to deal with current and future educational challenges. The relationship between school leaders' open innovation mindset, transformational leadership, knowledge management practices, and the effects on digital innovation are presented. A random sample of German school leaders is analyzed through confirmatory factor analysis to investigate the construct of school leaders' open innovation mindset followed by structural equation modeling. Results show that digital innovations and transformational leadership in schools require school leaders with an open innovation mindset who foster a collaborative culture of knowledge exchange.
Article
Full-text available
This study examines the relationship between gratification crisis and burnout syndrome in German school leaders and explores how sociodemographic and school-level factors relate to burnout. Additionally, it investigates how these factors influence the likelihood of experiencing burnout and engagement based on sociodemographic and school characteristics. The research design focuses on the relationship between the effort–reward imbalance (ERI) model and latent profiles of the Maslach Burnout Inventory. Statistical analyses include group comparisons and logistic regression to examine the relationships between variables, such as ERI and sociodemographic and school-level characteristics. The ERI ratio significantly associated with burnout, indicating higher risk as the ratio rises. Sociodemographic and school-level factors showed significant variations by student numbers and school type. Regression models revealed a positive relationship between ERI and burnout, while age negatively correlated, suggesting lower burnout risk in older leaders. Logistic regression highlighted associations between age, gender, and engagement, with increasing age positively associated with engagement and lower ERI scores associated with higher engagement. The results of the study demonstrate a significant relationship between perceived reward crisis as measured by the ERI model and burnout syndrome among school leaders in Germany. School leaders who feel undervalued and overburdened are more susceptible to burnout. The reported ERI depends on specific contextual variables, including the type of school, the number of students, and the age of the school principal. It is important for schools and educational institutions to address the multiple factors that influence burnout and work engagement among school leaders.
Article
Full-text available
Zusammenfassung Vor dem Hintergrund eines zunehmenden Mangels an Schulleitungen in Deutschland erscheint es von zentraler Bedeutung, dass Schulleitungen sich als erfolgreich in ihrem Amt wahrnehmen (subjektiver Berufserfolg) und auch anhand von Faktoren wie Gehalt als erfolgreich erachtet werden können (objektiver Berufserfolg), da sich diese Faktoren auf das Belastungserleben sowie die Motivation auswirken können. Ziel der Studie war es, für Deutschland zu ermitteln, welche Determinanten aus den Bereichen Soziodemographie, (objektiviertes) Humankapital und (organisationale) Förderungsmaßnahmen den Berufserfolg von Schulleitungen beeinflussen. Die Studie nutzt Daten der Studie Leadership in German Schools 2020 (Cramer et al. 2020), die durch die forsa Politik- und Sozialforschung GmbH zwischen September und November 2019 erhoben wurden. Die Grundgesamtheit für die Befragung umfasste alle Schulleitungen an allgemeinbildenden Schulen in Deutschland. In dieser Gruppe wurde eine zufällig ausgewählte und für Deutschland repräsentative Stichprobe von insgesamt n = 405 Schulleitungen mithilfe eines standardisierten und pilotierten Onlinefragebogens befragt. Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass zwischen dem wahrgenommenen Erfolg und universitären Qualifikationen und Qualifikationen an einem Landesinstitut ein tendenzieller Zusammenhang besteht. Zwischen Einkommen und Qualifikationsmaßnahmen und Mentoring konnte hingegen kein statistisch signifikanter Zusammenhang gefunden werden. Weibliche Schulleitungen haben, auch nach Kontrolle einer Vielzahl von Kovariaten, ein geringeres Einkommen als männliche.
Article
Full-text available
Schools are considered knowledge-creating organisations that find it difficult to develop and implement innovations on their own. Knowledge mobilisation is seen as the key to overcoming this problem. In particular, the use of external sources of knowledge is regarded as an important lever for change. However, there is a lack of concepts and empirical studies in educational research on the extent to which external knowledge is used for innovation in schools. Based on a sample of N = 411 schools, this article explores whether the concept of open innovation can be used in the context of education. Originating from the field of innovation research, open innovation regimes are seen as imperative if organisations are to create and benefit from technology. Multinomial logistic regression analyses show that mobilising external knowledge significantly increases the likelihood of implementing innovations in schools. A machine-learning approach reveals that it is necessary to tailor open innovation regimes to the specific conditions of any given school. In particular, with regard to the use of new technologies and innovations in the field of digitalisation, open innovation can be a lever for change.
Article
Full-text available
Zusammenfassung Während die einzelnen Komponenten professioneller Kompetenz von Lehrer*innen – affektiv-motivationale Merkmale und professionelles Wissen – bereits Gegenstand mehrerer Forschungsarbeiten waren, wurde das Verhältnis zwischen ihnen bislang noch nicht intensiv untersucht. Im Anschluss daran werden in dem Beitrag Zusammenhänge zwischen Karriereaspirationen als Teil beruflicher Motivation von (angehenden) Lehrer*innen und dem Erwerb pädagogischen Wissens in den Fokus gerückt. Verwendet wird eine Stichprobe von 321 angehenden sowie bereits berufstätigen Lehrkräften aus Deutschland und Österreich, deren pädagogisches Wissen über drei Messzeitpunkte im Turnus von zwei Jahren mit dem TEDS‑M Testinstrument erfasst wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass Karriereaspirationen mit Bezug zu professioneller Entwicklung und Weiterbildung einen positiven Zusammenhang zum Wissensaufbau aufweisen. Dies trifft auf Führungsaspirationen und den anvisierten Verbleib im Lehrer*innenberuf nicht zu. Ferner verdeutlichen Analysen auf Basis eines Kompetenzniveaumodells, dass Karriereaspirationen besonders stark in Zusammenhang mit der Erreichung des höchsten Kompetenzniveaus, das als wichtige Grundlage für die professionelle Entwicklung von Lehrer*innen angesehen werden kann, stehen.
Article
Full-text available
Zusammenfassung In diesem Artikel der Zeitschrift Gruppe. Interaktion. Organisation. werden auf Basis von Daten aus einer Interviewstudie die Perspektiven von Landesinstituten für Schulen (LiS) auf die Schnittstelle zur Schulleitung im Rahmen digitalisierungsbezogener Schulentwicklung analysiert. Die LiS verantworten in diesem Kontext bedeutsame Professionalisierungsmaßnahmen für Schulleitungen. In der Analyseperspektive der Educational Governance werden die LiS bzgl. der Schnittstelle in einen doppelten Fokus genommen: Zum einen stellt sich die Herausforderung einer gelingenden Passung von Qualifizierungsmaßnahmen an der Schnittstelle von LiS und Schulleitung (sowohl inhaltlich als auch organisatorisch), sodass schulische Führungskräfte in ihrer digitalisierungsbezogenen Kompetenzentwicklung effektiv unterstützt werden können. Zum anderen kann diese Schnittstelle mit Fokus auf die Steuerung und Implementation gelingender digitalisierungsbezogener Schulentwicklung innerhalb des Bildungssystems analysiert werden. Das Ziel der Studie liegt darin, Relevanzsetzungen (im Sinne von Handlungslogiken) der LiS in der Gestaltung der Professionalisierungsangebote zu identifizieren und auf die Herstellung von Passung an der Schnittstelle (im Sinne gelingender Handlungskoordination) zu diskutieren. Es zeigt sich, dass die Handlungslogik der LiS u. a. von Steuerungsimpulsen des übergeordneten Ministeriums, aber maßgeblich auch von normativen Erwartungen sowie Anpassungsstrategien an die (wahrgenommenen) Handlungslogiken der Schulleitungen beeinflusst ist. Für die Steuerung und Handlungskoordination kommt insofern nicht nur (unilateral) den LiS, sondern (wechselseitig) auch der Schulleitung eine zentrale Bedeutung für die Gestaltung und potenzielle Wirkung der digitalisierungsbezogenen Professionalisierungsangebote zu. Hieran anschließende Probleme, Herausforderungen und Implikationen für die Forschung und (Steuerung der) Praxis werden diskutiert.
Article
Full-text available
Purpose The purpose of this contribution is to draw on several recent contributions from the Journal of Educational Administration to reflect on the relationship between school supervision and educational leadership. Design/methodology/approach The German context of school supervision was first laid out. A comparative analysis of all contributions was then performed against the backdrop of the German context. Findings One finding from the analysis of the relationship between school supervision and educational leadership from a German perspective is the need to have structures of (mandatory) further training and development in place at the level of school principalship and school supervision. These structures represent building blocks for capacity building and for shifting cultures over time. Without reliable vehicles of professional development for all concerned parties, both school supervisory authorities and principals risk staying stuck in old professional identities that no longer match their current missions or emergent national aspirations. Originality/value This paper sheds a light on the complex relationship between school supervision, school leadership and school performance. The findings from the papers analyzed for this paper point to issues which scholars have been pondering about for decades now: Can supervision and support be successfully implemented within one agency? How can a supervisory authority change its professional identity? What combination of supervision, support and space creates conditions favorable to successful educational leadership and school improvement?
Article
Full-text available
Schulleitungsaufgaben haben sich im Zuge der Dezentralisierung schulischer Steuerung in den vergangenen Jahren deutlich verändert. Vor diesem Hintergrund geht der vorliegende Beitrag der Frage nach, welche Aufgaben Schulleitungen in Deutschland heute übernehmen sollen. Ziel des Beitrags ist die Entwicklung eines Aufgabenrasters von Schulleitungen, welches auf Grundlage von schulrechtlichen Vorgaben beschreibt, für welche Aufgabenbereiche Schulleitungen verantwortlich sind. In die Analyse gehen Gesetze und relevante Rechtsvorschriften aller 16 Bundesländer ein, sodass ein Vergleich der Aufgaben über alle Bundesländer möglich wird. Die Befunde machen deutlich, dass sich Schulleitungsaufgaben in die Aufgabenbereiche Organisationsentwicklung, Unterrichtsentwicklung, Personalentwicklung, Organisation und Verwaltung, Personalführung sowie Kooperation differenzieren lassen. In allen Bundesländern zeigt sich eine hohe Anzahl von Aufgaben im Bereich Organisation und Verwaltung. Darüber hinaus lassen sich Unterschiede in der Anzahl von Aufgaben einzelner Aufgabenbereiche zwischen den Bundesländern finden. Der vorliegende Beitrag zieht erstmalig Gesetzestexte aller Bundesländer als Datengrundlage heran und folgt einer transparenten und replizierbaren Methodik. Die Befunde können u.a. für die inhaltliche Ausrichtung von Fortbildungsangeboten für Schulleitungen genutzt werden. ++++++++++++++++++ Principals’ tasks in Germany have changed due to decentralization of educational governance. Therefore, the present study investigates the responsibilities German school principals do have nowadays. The main objective is to develop a category system based on school laws, which allows to compare principals’ tasks systematically. Documents of all 16 federal states were examined by means of a document analysis. Results indicate that principals’ tasks can be differentiated in organisational development, instructional development, personnel development, management and administration, personnel management, and collaboration. For every state, the majority of tasks were located in the domain management and administration. Findings indicate differences between the emphasis on the categories between the states. For the first time, legal documents of all German states were used as data base. The evidence can be used for shaping content of principal professional development programs.
Chapter
The set of techniques known collectively as real-time data capture (RTDC) is becoming increasingly important in medical research. Based on the collection of data in people's typical environments, RTDC is primarily used with self-reported data, such as medical symptoms and psychological states. Now, its guiding principles and supporting technologies also provide a framework for scientists to monitor physiological information such as heart rate, blood pressure, and skin conductance. This volume gives the most complete view yet of the state of RTDC science and its potential for use across the health and behavioural sciences.
Article
Die Veränderung der Rolle von Schulleiter*innen hat einen Bedarf an wirksamen Aus- und Fortbildungsangeboten für Leitungspersonen in Schulen erzeugt. Gleichwohl ist insbesondere das Feld der Schulleitungsfortbildung bislang sowohl hinsichtlich seiner Praxis als auch der theoretischen und empirischen Analyse kaum strukturiert. Der Beitrag hat vor diesem Hintergrund zum Ziel, einen Überblick über den Stand von Forschung und Praxis zur Schulleitungsfortbildung in Deutschland zu geben und so einen Ausgangspunkt für die Weiterentwicklung der Fortbildungspraxis wie auch für die Beforschung von Bedingungen, Formen und Wirkungen der Schulleitungsfortbildung zu bieten. Hierzu greift der Beitrag auf eine Perspektivierung möglicher Lernfelder, den Versuch einer Systematisierung der Fortbildungsstrukturen in Deutschland sowie eine Zusammenfassung der Forschung zur Schulleitungsfortbildung zurück.
Article
There is a large base of empirical evidence that points to the importance of school leadership with regard to functional schools and student achievement. Based on this importance, a change of principal can be a critical event for a school. Routines might be altered or given up completely, social relationships can be disrupted, and a school may lose its institutional memory when a school leader leaves her/his position and a new one takes over the responsibility for a school. Although some studies have demonstrated an association between principal turnover and school culture, climate and resources consequences of such an event for classroom instruction and teaching have been studied rarely so far. Against that background, this study seeks to answer the question, if principal turnover is associated with a change in a school’s teaching quality and the role of moderators and interactions in this regard, by applying multi-level regression models. Based upon data from n = 10,036 high-stakes classroom observations gathered cross-sectional within n = 101 primary schools at two time points, the results show that teaching quality seems to be buffered from direct effects of principal turnover to some extent. However, further analyses demonstrate that the change in principal leadership might have severe negative effects on teaching quality in low-SES schools when newly installed principals try to apply strong instructional leadership. Furthermore, for schools without a principal turnover sharing leadership power proved to have a positive effect on the stability of teaching quality within schools over time.
Article
In Germany and the U.S.A, the importance of effective school leadership toward creating successful schools is undisputed. Yet in both countries, attracting and retaining highly qualified school principals is a continuing challenge. The current study examined the impact of nine work-related factors that influenced the motivation of 145 German principals and 134 U.S.A. principals to become school leaders. Through survey data and follow-up interviews, researchers identified similarities and differences in the factors that shaped the motivation of principals in the two countries. These findings offer opportunities for Germany and the U.S.A. to learn from each other regarding ways to entice people to become school leaders.