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Der internationale Freiname (INN, Abkürzung von englisch International Nonproprietary Name) ist der von der WHO vergebene Name für einen Arzneistoff. Er ist gemeinfrei und
erlaubt so eine einheitliche Kommunikation über Arzneimittel. Der INN hat auch in die deutsche Gesetzgebung Eingang gefunden, was seine Bedeutung als Kommunikations- und Ordnungsprinzip
unterstreicht. So schreiben das SGB V seit über 10 Jahren die Verwendung des INN bei der Weiterverordnung nach stationärem Aufenthalt und auch der aktuelle Rahmenvertrag zum Entlassmanagement
die Nennung des INN vor. Der Arzneimittelversorgungsprozess beginnt aber bereits bei der Lagerung in der Apotheke. Eine Strategie zur Verbesserung der Prozesssicherheit und damit der AMTS ist die
konsequente Verwendung von INN.
Ziel dieser Arbeit war es, die Verwendung des INN als Ordnungsprinzip in den Arzneimittellagern der Apotheke und der Stationen zu prüfen und umzusetzen, um bei der Verordnung, der Distribution und
der Dokumentation eine klinikweit einheitliche Arzneimittelbezeichnung zu erreichen. Dazu wurden der Aufwand für eine Lagerumstellung eingehend untersucht und verschiedene Konventionen für die
Arzneimittelbezeichnung diskutiert.
Hintergrund
Veränderung: Überblick für alle Mitarbeiter wichtig
gezielte Delegation einzelner Prozesse
Nutzung persönlicher Stärken
Einbeziehung anderer Berufsgruppen (IT, Pflege)
Methode/Durchführung: Wie groß ist der Aufwand einer Lagerumstellung hin zur Sortierung nach INN?
24 % (224/932) Artikel Verschiebung des Lagerortes
lässt man dabei Arzneimittel mit Sonderlagerplätzen (Kühlschrank,
BTM-Schrank etc. 34/932) außen vor, verbleiben gar nur 20 %
(190/932) mit Lagerortverschiebung (s. Diagramm rechts)
17 % (155/932) Artikel behalten durch Konvention Handelsnamen
Schlussfolgerungen Die richtigen Konventionen und eine detaillierte Vo rbereitung sind die Schlüssel zu einer erfolgreichen Lagerumstrukturierung.
Neben den Lagerortverschiebungen ist die Stammdatenpflege ein erheblicher Arbeitsaufwand.
Ergebnisse belegen die Machbarkeit für Apotheke und Stationen in einem Krankenhaus der Regelversorgung im laufenden Betrieb
Die Arbeit zeigt modellhaft einen Weg für eine Lagerumstellung. Die damit ermöglichte konsequente Verwendung des INN im gesamten
Arzneimittelversorgungsprozess von der Lagerung bis zur Dokumentation ist eine Strategie zur Erhöhung der AMTS im Krankenhaus.
INN – Ordnungsprinzip im Arzneimittellager von Stationen und Apotheke
B. Ziehr, J. Buro, S. Pabel, U. Warnke, Apotheke der Havelland Kliniken GmbH, Nauen
65 % (604/932) der Arzneimittelnamen unverändert
automatisierte Namensänderung mit Hilfe einer Austausch-
liste im Warenwirtschaftssystem
Austauschliste Arbeitshilfe für Stationen bei der
Arzneimittelbestellung nach der Umstellung
lediglich 190 Arzneimittel mit neuem Lagerort im
Generalalphabet
Insgesamt wurden 932 Arzneimittel in die Untersuchung einbezogen. Zunächst erfolgte die Analyse und Gruppeneinteilung aller Artikelstammsätze der Arzneimittelliste der Havelland Kliniken GmbH und
die Zuordnung der INN. Dabei wurde auf die Nennung von Salzformen verzichtet. Im nächsten Schritt mussten Konventionen für bestimmte Arzneimittel wie z.B. Kombinationspräparate, TFG-Präparate,
Pflanzenextrakte, Infusionen oder Arzneimittel mit probiotischen Kulturen gefunden, diskutiert und bestimmt werden. Die Festlegung der pharmakologisch aktiven Substanz, also des Wirkstoffes ist dabei
nicht unbedingt trivial (z.B. Colchicin vs. Herbstzeitlosenblütenextrakt vs. Konvention).
Arzneimittel werden einheitlich mit dem INN des Wirkstoffs
geführt;
Konvention: Kombinationspräparate)behalten den Handelsnamen
Von der Konventionsfindung bis zur Nachsorge der Umstellung – ein mehrstufiger Prozess
Erwartet wurde ein Anstieg der Sonderanforderungen
gelisteter Arzneimittel nach der Namensänderung. Daten
hierzu wurden über zwei Wochen erfasst.
lediglich eine „falsche“ Sonderanforderung pro Tag
Das Ergebnis bestätigt einen überwiegend problemlosen
Arzneimittelbestellvorgang nach Umstellung.
Diskussion
Betreuung
der Stationen
Team-
arbeit
Planung
Lösungen für „Problemgruppen“
Dokumentationspflichtige Zytostatika und Blutprodukte
Handelsname bleibt
Umgang mit Bakterienstämmen
wie Wirkstoffe zu behandeln „INN“
Was ist ein echter Wirkstoff? Physikalisches Wirkprinzip?
Beispiele: Vidisic®EDO, Peritrast®, ...
Konvention Handelsname
diskussionswürdig: Insuline durch Konvention je nach Mono-
oder Kombipräparat nach INN bzw. Handelsname benannt
Aufteilung
Je > Anzahl der Konventionen,
desto > Komplexität des Modells
Je < Ausnahmen, desto > die
Anzahl der von einer Umstellung
betroffenen Arzneimittel
Aufwand durch
Eingruppierung abschätzen
neue Arzneimittebezeichnung
hinzufügen
Aufklärungsgespräche mit PDL
und Stationen
Erstellung von Austauschlisten
für Stationen und IT
Lagerplatzbedarfsanalyse
Bestellstopp für Stationen
Kenntnis des Platzbedarfs jedes
Artikels ermöglicht simultane LOV
Automatisierte Änderung der
Arzneimittelnamen durch IT
Betreuung der Stationen bei
Problemen in der Anwendung
der erstellten Arbeitshilfen
evtl. notwendige Adaption der
Austauschlisten
Konventionsfindung
Analyse
Arzneimittellager
Vorbereitung
Durchführung
Nachsorge
Ergebnisse
Beschränkung auf eine einzige Konvention möglich:
Analyse Arzneimittellager - Eingruppierung
449; 48%
104; 11%
155; 17%
224; 24%
Keine Lagerortverschiebung
Namensänderung, keine Lagerortverschiebung
Ausnahme ( kein/mehrere Wirkstoffe )
Lagerortverschiebung notwendig
Konventionsfindung
Entscheidende Prozesse
Stammsatzpflege/Lagerortverschiebungen
Erfolgsindikator Sonderanforderungen
708; 76%
34; 4%
190; 20%
Übersicht Lagerortverschiebungen ( LOV )
keine LOV LOV von Sonderlagern LOV
Fokus: Praktikabilität oder Arzneimitteltherapiesicherheit?
Fokusentscheidung unbedingt vor der Konventionsfindung
feste Zeitfenster für Realisierung von „Zwischenzielen“ erleichtern
die Abstimmung im Team und gewährleisten einen kontrollierten
Prozess
größte Hürde: Akzeptanz und sichere Anwendung auf den Stationen
Individueller Kommunikationsbedarf
frühzeitige Etablierung einheitlicher Arbeitslisten
Angebot unkomplizierter Vor-Ort-Hilfe
1. Planung
2. Teamarbeit
3. Betreuung der Stationen
Einkonventionsmodell steigert Akzeptanz und Pra ktikabilität
INN-Sortierung erleichtert Umgang bei Lieferausfällen
z.B. AtorvastatinSTADA® Atorvastatin
z.B. Simvahexal® Simvastatin
z.B. Unacid® Unacid®
z.B. Tegretal® Carbamazepin
Lagerplatzanalyse
Ermittlung des Platzbedarfs pro Arzneimittel ermöglicht
Vorausberechnung der neuen Lagerplätze im Lager
nicht sukzessive, sondern simultane Umstellung im
laufenden Betrieb möglich
Zeitaufwand für LOV dieser Untersuchung: 4 Stunden