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Wintersport, Klimawandel, Umweltmanagement
Konfliktfeld Sport und Ökologie
GEOGRAPHISCHE RUNDSCHAU 6-202034
Carmen de Jong
Umweltauswirkungen der
Kunstschneeproduktion
in den Skigebieten der Alpen
Die künstliche Beschneiung in Skigebieten wird als
Anpassungsstrategie an den Klimawandel gese-
hen, doch der Ausbau von Kunstschneeinfrastruk-
tur, Speicherbecken, Straßen und Pisten führt zu
tiefgreifenden, teils irreversiblen landscha lichen
Veränderungen. Lokale Wasserressourcen und
Wasserqualität werden zunehmend belastet, Bö-
den erosionsanfällig sowie Biodiversität vermin-
dert. Umweltzertifi zierungen und Verfahren sind
o intransparent. In Zukun sind Umweltmanage-
mentpläne erforderlich, die an den Klimawandel
und die wachsende Industrialisierung der Gebirgs-
landscha angepasst sind.
D
ie tiefgreifendsten Umweltveränderungen
während der etwa 100-jährigen alpinen Ski-
entwicklung (Bätzing 2015) entstanden in den
letzten 20 Jahren durch den flächenhaften Aus-
bau der künstlichen Beschneiung, hochgelegene
Speicherbecken, Straßen und Pistenplanierungen
(de Jong 2012, 2013; vgl. Abb. 1). Als Anpassungs-
strategie an den Klimawandel werden derzeit
mehr als 50 % der Skipisten künstlich beschneit
(vgl. Foto 1). Die natürliche Schneedecke in den
Schweizer Alpen bleibt heute sechs Wochen kür-
zer liegen als in den 1970er-Jahren (Klein et al.
2016). Es wird ein Verlust von bis zu 70 % bis zum
Jahr 2100 prognostiziert, mit einer deutlich ver-
kürzten Skisaison (Marty et al. 2017). Allerdings
wird der Klimawandel nicht als Warnsignal gese-
hen, um die Berge nachhaltig zu nutzen. Vielmehr
Foto: Kees Wolthoorn
Foto 1: Versuch künstlicher Beschneiung auf einer Skipiste in Val Thorens, Frankreich vor Beginn der Skisaison, 17.10.2007 (2 000–2 450 m)
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wird der Winter künstlich verlängert (vgl. Foto
2). Die vormalige punktuelle Beschneiung (vgl.
Alpenkonvention 2002) wird, noch vor Beginn des
Schneefalls, durch eine flächenhafte 30 cm mäch-
tige Kunstschneedecke auf allen beschneibaren
Pisten, sogar Gletschern, ersetzt (Hamberger und
Doering 2015). Während der Skisaison folgen wei-
tere Nachbeschneiungen.
Was ist Kunstschnee?
Kunstschnee besteht hauptsächlich aus schnell
gefrorenem Wasser. In der Schweiz ist Snomax
(sterilisierte Bakterien der Art Pseudomonas sy-
ringae) als Zusatzstoff zugelassen, um als Eisnu-
kleationskern bei ungünstigen Temperaturen zu
dienen (Rixen et al 2003). Es werden auch Salze
für die Pistenpräparation hinzugefügt, z. B. bei
Skimeisterschaften in allen Alpenländern (Ham-
berger und Doering 2015). In Schneekanonen
oder Schneilanzen wird das in Rohren zugeführ-
te Wasser mithilfe von Pressluft zu Wassertröpf-
chen zerstäubt und hinauskatapultiert. Nur bei
Minustemperaturen gefrieren diese Tröpfchen
und fallen zu Boden. Im Gegensatz zu natürlichen
Schneeflocken besteht Kunstschnee aus kleinen,
gerundeten Eispartikeln, die eine sehr viel dich-
tere, härtere und sauerstoffarme Schneedecke
bilden (Rixen et al. 2003).
40–60 % des Wassers geht durch Verdunstung
sowohl während der Beschneiung als auch aus
den Speicherbecken, durch Windverwehungen,
sowie durch undichte Rohre verloren (de Jong
2013). In den Alpen wurden Ende 2014 schät-
zungsweise 280 Mio. m³ Wasser auf 70 000 ha
Pistenfläche beschneit (Hamberger und Doering
2015), was dem dreifachen Jahreswasserver-
brauch von München entspricht. Die Skiindustrie
hat sich somit zu einer intensiven alpinen Was-
serindustrie entwickelt.
Die Skigebietsbetreiber, Investoren der Im-
mobilienbranche, Hotellerie und Gastronomie
argumentieren, dass die künstliche Beschneiung
notwendig ist, um den Gästen eine „Schneegaran-
tie“ zu geben. Im Konkurrenzkampf zwischen den
Skigebieten wird immer früher und häufiger be-
schneit. Dabei müssen zwei grundsätzliche Bedin-
gungen erfüllt sein: Erstens sollten Temperaturen
von -3 bis -5 °C (je nach Luftfeuchte) ununterbro-
chen über einen Zeitraum von 72 Stunden anhal-
ten. Danach darf kein Tauwetter auftreten. Durch
den Klimawandel nehmen die geeigneten Zeit-
fenster für die Beschneiung oberhalb von 2400
m jedoch stark ab (Olefs et al. 2010, vgl. Fotos 2
und 5). Oft muss die Saisoneröffnung verschoben
und manchmal selbst die Saison unterbrochen
werden (de Jong 2012). Zweitens muss genügend
Wasser verfügbar sein. Einerseits wird Wasser di-
rekt aus lokalen Quellen und Bächen entnommen.
Dies ist aber oft nicht ausreichend und es kommt
während der abflussschwachen Wintermonate zu
Konflikten um Restwassermengen und Trinkwas-
ser (Lanz 2016). Zur Lösung pumpt man Wasser
sogar aus den Talflüssen bis zu 1000 m hoch oder
baut Speicherbecken. Aber auch dies führte nur
zu weiteren Wasserproblemen.
Wasserverfügbarkeit und Speicherbecken
Bei steigendem Wasserbedarf wachsen das Volu-
men, die Anzahl und die Höhenlage der Speicher-
becken (vgl. Tab.). Große Skigebiete wie die ös-
Daten: MeteoSwiss
27434EX
6
5
4
3
2
1
0
1860 190070 80 90 10 20 10 20
30 40 1950 60 70 80 200090
Temperatur (°C) 1
Bau der ersten Skigebiete
Alpenweite Neubauphase Skigebiete
Beginn der künstlichen Beschneiung
Beginn Speicherbeckenausbau
234
1
2
3
4
© Westermann
Abb. 1: Skigebietsausbau und Anstieg der mittleren Jahrestemperatur in Davos,
Schweiz (1594 m)
Foto: C. de Jong
Foto 2: Erfolglose Beschneiung in La Plagne (Savoyen) auf 2 200 m am
23.11.2011. Die Saisonerö nung musste um zwei Wochen verschoben werden
Land Speicherbecken Jahr
Österreich 420 2013
Italien 373 2015
Frankreich 157 2015
Schweiz 80 2015
Deutschland 26 2015
Slowenien 17 2015
Liechtenstein 0 2015
Gesamt 1073
Quellen: Ringler 2016, Iseli 2015
Anzahl der Speicherbecken für die künstliche
Beschneiung in den Alpen, geschätzte aktuelle
Summe ca. 1500
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Konfliktfeld Sport und Ökologie
GEOGRAPHISCHE RUNDSCHAU 6-202036
2016). Während der Winterdürre 2017/18 durf-
te im La Berra, Freiburg (Schweiz) kein Wasser
mehr vom Schwarzsee für die Beschneiung ent-
nommen werden. Der Skibetrieb wurde während
mehrerer Wochen im Januar eingestellt.
Wenn die bewilligte Menge nicht ausreicht,
werden aber oft die Genehmigungen für Wasser-
entnahmen aus Bächen entsprechend erhöht.
Trotzdem werden Wasserverfügbarkeit- und Ent-
nahmen häufig gar nicht erst gemessen.
Nachhaltigkeit und Naturrisiken
Aufgrund der steilen Gebirgstopographie wer-
den fast immer bestehende Feuchtgebiete mit
Seen oder Quellen für Speicherbecken ausgebaut
(Evette et al. 2011). Die Auswirkungen auf die
Gewässer sind vielfältig. Die angezapften Quel-
len, Bäche und Feuchtgebiete trocknen aus und
das ursprüngliche aquatische Ökosystem wird
vernichtet. Darüber hinaus kommt es zur regel-
rechten „Enthauptung“ von Bergspitzen und der
Beseitigung von Moränenlandschaften (vgl. Abb.
2) oder traditionellen Almen. Diese Eingriffe sind
irreversibel.
Hinzu kommt der großmaßstäbige Straßen-
bau und -ausbau für das Befahren mit schweren
Fahrzeugen zur Konstruktion und zum Unterhalt
der Speicherbecken mit Wasserkühltürmen und
Kunstschneefabrik. Im Gegensatz zu den klei-
nen, flachen, natürlichen Seen, benötigt man für
terreichischen Saalbach-Hinterglemm und Ischgl
verfügen jeweils über mehr als zwölf Speicherbe-
cken sowie über 1 100 Schneekanonen und Lan-
zen. Mehrmals während der Saison muss genü-
gend Wasser zur Grund- und Nachbeschneiung
der gesamten Pisten zur Verfügung stehen. Die als
„Speicherteich“ verniedlichten Speicherbecken
sind bis zu 20 m tief und undurchlässig. Das al-
penweit höchste und größte Speicherbecken „Pa-
noramasee“ in 2 900 m Höhe hat ein Volumen von
405 000 m
3
(Sölden, Österreich). Es wurde 2010
für den jährlich im Oktober stattfindenden Alpine
Ski World Cup der FIS (Fédération Internationale
de Ski) gebaut.
In größeren Skigebieten werden Speicherbe-
cken während des Winterhalbjahres fünf- bis
sechsmal gefüllt (Evette et al. 2011), was die Was-
serknappheit verschärft. Die Wasserentnahmen
sind ein immenser Eingriff in den Wasserhaus-
halt. Weil das lokal verfügbare Wasser fast nie
ausreicht, werden zunehmend Trinkwasserlei-
tungen, Seen und Flüsse im Tal und sogar das
Grundwasser angezapft und hochgepumpt. Im
Notfall wird Wasser selbst mit Lkw zugeführt.
Der Klimawandel – in den Alpen beinahe dop-
pelt so stark wie im globalen Durchschnitt – führt
zu Dürre- und Hitzeperioden, die immer länger
dauern und intensiver werden (Gobiet et al. 2014).
In den letzten Jahren verstärkten sich Wasserkon-
flikte. In manchen Tälern werden jetzt schon die
Grenzen der Wasserverfügbarkeit erreicht (Lanz
Abb. 2: Speicherbecken
Lej Alv (Corviglia,
St. Moritz, Schweiz) auf
2 430 m (ca. 400 000 m3),
1) vor dem Bau (2012)
und 2) während des
Baus (2015)
beide Abbildungen: Reproduziert mit Bewilligung von swisstopo (BA20024)
1
GEOGRAPHISCHE RUNDSCHAU 6-2020 37
überwiegend nächtliche Pistenbearbeitung durch
tonnenschwere Pistenraupen führen zu starker Bo-
denverdichtung. Eine Skipiste ist durchschnittlich
etwa zwanzigmal undurchlässiger als der natürli-
che Boden (de Jong et al. 2014) und ab einer Tiefe
von 20 cm im Mittel sogar gänzlich undurchlässig.
Das Hangwasser kann somit nicht in den Boden
eindringen, fließt an der Oberfläche ab und löst
oft tiefe Rinnenerosion und Hangbewegungen aus.
die Speicherbecken einen großen Aushub und
Dämme von bis zu 40 m Höhe (vgl. Abb. 2). Für
den Bau des Dammes werden auch benachbarte
Schutthalden oder Moränen abgebaut.
Naturrisiken, speziell Rutschungen, Muren und
Erosion, können durch Ablagerungen von Bauma-
terial für Speicherbecken, Pistenkorrekturen und
auch durch defekte unterirdische Wasserleitun-
gen für den Kunstschnee (vgl. Foto 4) hervorgeru-
fen werden. Am Kronplatz in Südtirol kam es zu
einer gefährlichen Hangrutschung, nachdem eine
gebrochene Wasserleitung den Hang über Monate
hinweg durchnässte. Die Rutschmasse kam erst
kurz vor einer Siedlung zum Stillstand.
Böden und Vegetation
Die Anreicherung an Mineralien und Salzen im
Kunstschnee führt nicht nur zur Verminderung
der Biodiversität auf den Pisten (Rixen et al 2003),
sondern auch zur Verbreitung von invasiven Ar-
ten, im Extremfall von Salzpflanzen.
Aus Kostengründen wird versucht, das Kunst-
schneevolumen möglichst zu reduzieren. Mit der
„Pistenkorrektur“ werden alle für die Berghänge
typischen Unregelmäßigkeiten wie Mulden, Hügel,
Steine und stabilisierende Vegetation entfernt. Dies
führt zu erosionsanfälligen Flächen (vgl. Foto 5),
auch dort, wo als Ersatz schnellwachsende Gras-
arten gepflanzt werden. Die schwere, nahezu un-
durchlässige Kunstschneedecke und die intensive,
Foto 3: Speicherreservoir in Val Thorens, Frankreich im Oktober 2007
Foto: Kees Wolthoorn
200 m
2
d
c
b
f
a
e
c
c
Speicherbecken
Kunstschneefabrik
mit Kühltürmen
neue Zufahrtstraßen
abgebaute Schutthalde
Wasserleitung aus
Schattleinbach
Aufstau Lej Alv See
a
b
c
d
e
f
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Konfliktfeld Sport und Ökologie
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lokale Quellwasser. Es stagniert über Monate hin-
weg in den Kunstschneeleitungen und Speicher-
becken, wo es sich außerdem erwärmt und sich
Algen und Biofilme bilden.
Wenn das mit Keimen kontaminierte Was-
ser über die Beschneiung in das Trinkwasser
gelangt, kann es Magen-Darm-Krankheiten
auslösen, wie z. B. 2003 im französischen Pei-
sey-Nancroix oder 2012 im österreichischen
Skigebiet Fiss. Eigene Untersuchungen zur Was-
serqualität in Les Menuires (Frankreich) haben
gezeigt, dass die Konzentration von Kolibakte-
rien tausendfach über den EU-Grenzwerten lag.
Trinkwasserquellen wurden durch Dieselreste
im Karst oder durch Starkregen ausgelöste Pis-
tenerosion im Sommer (z. B. Villard-de-Lans und
Chamrousse, Isère, Frankreich) kontaminiert.
Umweltschutz versus
Ausnahmeregelungen
Der Zeitdruck und der Mangel an geeigneten
Flächen für den Bau von Speicherbecken führen
immer mehr zu rechtswidrigem Vorgehen. Selbst
Millionen Euro teure Kunstschneeleitungen wer-
den illegal gebaut und Behörden vor vollendete
Tatsachen gestellt, um nachträglich die Bewilli-
gung von „notwendigen“ Speicherbecken einzu-
holen. Geplante Speicherbecken werden verklei-
nert, um an Umweltverträglichkeitsprüfungen
vorbeizusteuern und dann sogar in Naturschutz-
gebieten mit seltenen Arten gebaut. Der Ausbau-
druck von Schneekanonen, Schneileitungen (vgl.
Foto 4) und Speicherbecken ist oftmals auf die
strengen Anforderungen für Schneesicherheit
der FIS zurückzuführen. Genehmigungen für
Speicherbecken werden meist im Eilverfahren
vergeben, um den Bau im Sommer abzuschließen
und sie vor Winterbeginn zu füllen.
Viele der großen Skigebiete sind trotzdem
umweltzertifiziert, meist auf der Grundlage
von sogenannten Energiesparmaßnahmen oder
der Verwendung von öffentlichem Transport,
umweltfreundlichen Geschäftsansätzen oder
Schneefahrzeugen mit Biodiesel. Gravierende
Erosionsprobleme auf den Skipisten, Biodiversi-
täts- und Habitatverlust, Wasserknappheit, Was-
ser-, Luft- und Lichtverschmutzung sowie teils
irreversible Landschaftszerstörung werden
nicht berücksichtigt. Im Gletscherskigebiet Alpe
d’Huez, Isère (Frankreich) wurde beispielsweise
die „Trophée d’eco damage“, eine Umweltzerti-
fizierung für ökologische Pistenbearbeitung in
besonders umweltfreundlichen Skigebieten ver-
geben, trotz sieben laufender und abgeschlosse-
ner rechtlicher Auseinandersetzungen bezüg-
lich illegaler Wasserentnahme, Erhöhung des
Seespiegels eines Natursees, Umleitung eines
lokalen Baches, Verschmutzung durch Abwas-
ser, Zerstörung eines Feuchtgebietes und dem
Bau einer neuen Skipiste ohne Genehmigung
Wasserqualität
Die Undurchlässigkeit der Pisten beeinträchtigt
die Filterfunktion des Bodens und damit die
Wasserqualität. Außerdem enthält Kunstschnee
eine deutlich höhere Konzentration an Mine-
ralien und Salzen als Naturschnee (Rixen et al
2003) und kann Kohlenwasserstoffe aus Schnee-
kanonen und Dieselreste von Pistenfahrzeugen
enthalten (Evette et al 2011). Die Wasserqualität
kann auch durch Schneezusatzstoffe wie Snomax
beeinträchtigt werden. Es gibt potenziell negative
Auswirkungen auf Pflanzengewebe und selbst auf
die menschliche Gesundheit, ausgelöst z. B. durch
überlebende Bakterien oder Giftstoffe, die sich
von Snomax ernähren (Kullman 1993, Lagriffoul
et al. 2010).
Das aus dem Tal hochgepumpte Wasser ist ge-
nerell von sehr viel schlechterer Qualität als das
Foto 4: Der 2 m tiefe Aushub für eine Kunstschneeleitung auf 2 480 m (Höhenun-
terschied 2 455–2 825 m), Corviglia (St. Moritz, Schweiz) im Juli 2018
Foto: C. de Jong
Foto 5: Frühzeitiges Saisonende (2 270 m, Val Thorens, Frankreich), 18.4.2007
Foto: Kees Wolthoorn
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AUTORIN
Prof. Dr. Carmen de Jong, geb. 1968
Institut für Bild, Stadt und Umwelt (LIVE), Fakultät für Geogra-
fi e und Raumplanung, Straßburg, Frankreich
carmen.dejong@live-cnrs.unistra.fr
Schwerpunkte: Hydrologie, Extremereignisse, Hochgebirge,
Kunstschnee, Tourismus, Citizen Observatories
(FNE 2019, Carrel 2016). Generell sind Umwelt-
Monitoring und Kontrollen oft intransparent
oder selbstreguliert.
Fazit
In den alpinen Skigebieten ist Kunstschnee zur
Voraussetzung geworden und hat mittlerweile
gewaltige Dimensionen mit unübersehbaren
ökologischen Folgen angenommen. In Zukunft
sind weitere Umweltmanagementpläne und
Dürreverordnungen erforderlich – angepasst an
den Klimawandel und die wachsende Industri-
alisierung der Gebirgslandschaft. Aktuell wird
dieses umstrittene Skigebietsmodell weit über
die Alpen hinaus transferiert und neue Skige-
biete werden i n Regionen fast ohne Naturschnee
und nur auf der Grundlage von Kunstschnee
konstruiert. Der Rückbau der mit Kunstschnee
betriebenen Skigebiete ist aus wirtschaftlichen
Gründen in Folge des Klimawandels program-
miert. Landschaftszerstörte Gebiete bleiben zu-
rück, deren Regeneration Jahrhunderte, wenn
nicht länger dauern wird. ∎
LITERATUR
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führt im Rahmen des Praktikums Nachhaltige Entwicklung.
Universität Bern
∎ Summary
Environmental impact of artifi cial snow
production in the ski resorts in the Alps
Carmen de Jong
Artificial snow production is regarded as an adaptation
strategy to climate change. However, the construction of
artificial snow infrastructure, with reservoirs, roads and ski
runs, leads to profound and at times even irreversible
environmental change. Local water resources and water
quality are increasingly under stress, soils rendered erodible,
and biodiversity decreasing. Environmental labels and
procedures are often intransparent. In future, environmental
management plans adapted to climate change and the
growing industrialisation of the mountain environment will be
necessary.