Jeder kennt diese Sorte Mensch: Leute, die vorgeblich keine Fehler machen. Natürlich unterlaufen auch ihnen Fehler, aber sie nehmen sie einfach nicht zur Kenntnis. Und wenn sich ein Fehler nicht mehr verstecken lässt, finden sie Gründe dafür, dass es eigentlich doch kein Fehler ist, oder dass er nicht so schlimm ist, oder dass die Umstände daran schuld sind, oder …
Das Selbstbild dieser Leute
... [Show full abstract] scheint das des perfekten Automaten zu sein. Fehler machen nur die anderen. Es ist gut möglich, dass sie selbst an ihre Makellosigkeit glauben. Das versetzt sie in die Lage, andere glauben zu machen, sie seien wahre Supertypen: Je besser sie sich betrügen, desto besser können sie andere über sich täuschen. „Solche Mechanismen [des Selbstbetrugs] verschaffen Gefühle von Sicherheit und Optimismus und schenken die Illusion, das Leben kontrollieren zu können“ (Sommer 1992). Die Kehrseite der Medaille ist, dass sie in eine Art Gedankengefängnis eingeschlossen sind und sich nur mit Themen befassen, bei denen sie sich sicher fühlen. Neues Terrain verunsichert sie. Sie sind in diesem Sinne nicht frei und fast bedauernswerte Sklaven ihres positiven Selbstbilds. Am Gegenpol sammeln sich andere. Auch sie begrüßen einen selbstfabrizierten Fehler keineswegs mit freudigem Hallo. Sie ärgern sich darüber. Aber Tage später freuen sie sich über diese Entdeckung. Sie erfassen ihre Chance und nutzen sie, indem sie den Fehler aus ihren Gedankenbahnen nehmen. Das schafft Platz für neue Fehler, für Fehler auf höherem Niveau.