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Soziale und motivationale Profilbildung in Einrichtungen des Bildungswesens. Schulartspezifische Anforderungen des Arbeitsplatzes (Soll-Zustand) und die aktuellen Ausprägungsniveaus von Lehrpersonen (Ist-Zustand) an den Schularten Förderschule, Grundschule, Gymnasium, Integrierte Gesamtschule und Realschule plus bezüglich der Merkmale Sozialkompetenz und Leistungsmotivation

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Abstract

Im Rahmen der vorliegenden Arbeit werden die Sozialkompetenz- (Kanning, 2015) und die Leistungsmotivationsprofile (Schuler & Prochaska, 2001) von Lehrpersonen verschiedener Schularten bezüglich der Anforderungen des Arbeitsplatzes (Soll-Zustand) sowie der aktuel-len Ausprägungsniveaus der Lehrpersonen (Ist-Zustand) untersucht. Zum einen werden schul-artspezifische Unterschiede innerhalb des Soll- und innerhalb des Ist-Zustandes analysiert und zum anderen werden der Soll- und der Ist-Zustand schulartspezifisch miteinander vergleichen. Als Messinstrumente wurden der Fragebogen allgemeiner sozialer Kompetenzen (FASK) und das Leistungsmotivationsinventar (LMI) eingesetzt. Die Stichprobe umfasst insgesamt 714 Lehrpersonen (nSoll=406; nIst=308) an 116 Schulen und wurde an den Schularten Förder-schule (FS) (nSoll=74; nIst=64), Grundschule (GrS) (nSoll=84; nIst=71), Gymnasium (GYM) (nSoll=124; nIst=62), Integrierte Gesamtschule (IGS) (nSoll=69; nIst=42) und Realschule plus (RS+) (nSoll=55; nIst=69) in Rheinland-Pfalz erhoben. Bei den sozialen Kompetenzen fanden sich beim Vergleich der Schularten in der Soll-Stichprobe signifikante Unterschiede bei der Sekundärkompetenz Offensivität und den sechs Primärkompetenzen Unterstützung einfordern, Konfliktbereitschaft, Eigene Interessen vertreten, Abwertung anderer Menschen, Selbstdarstellung und Direkte Selbstaufmerksamkeit. Die Ef-fektstärken lagen im kleinen Bereich. In der Ist-Stichprobe fanden sich signifikante Unterschiede bei den Sekundärkompeten-zen Soziale Orientierung und Reflexibilität und den sieben Primärkompetenzen Unterstützung anderer, Wertepluralismus, Durchsetzungsfähigkeit, Eigene Interessen vertreten, Selbstdarstel-lung, Direkte Selbstaufmerksamkeit und Handlungsflexibilität. Die Effektstärken lagen im klei-nen bis mittleren Bereich. Beim Vergleich des Soll- und Ist-Zustandes fanden sich für alle Schularten signifikant höhere Soll-Mittelwerte bei den vier Sekundärkompetenzen und bei einem Großteil der 22 Primärkompetenzen. Bei der Leistungsmotivation fanden sich beim Vergleich der Schularten in der Soll-Stichprobe keine signifikanten Unterschiede, dafür jedoch in der Ist-Stichprobe (GYM > FS/GrS/IGS/RS+). Beim Vergleich der Soll-/Ist-Mittelwerte fanden sich für die Schularten FS, GrS und RS+ signifikant höhere Soll-Mittelwerte, während die Schularten GYM und IGS nicht signifikant wurden. Die Ergebnisse können dahingehend interpretiert werden, • dass sich die Lehrpersonen des GYM tendenziell eher als ‚Einzelkämpfer‘ verstehen, weshalb sie die soziale Unterstützung als Schutzfaktor für weniger relevant zu halten scheinen. Da das GYM von dem leistungsstärksten Schülerklientel besucht wird und zum höchsten Schulabschluss führt, finden sich bei den Lehrpersonen des GYM im Ist-Zustand, der in Selbsteinschätzung erhoben wurde, bei der Leistungsmotivation folgerichtig signifikant höhere Werte als bei den Lehrpersonen aller anderen Schular-ten. • Bei den Lehrpersonen der GrS finden sich hohe Werte bei der Primärkompetenz Selbstdarstellung, da eine stabile Lehrer-Schüler-Beziehung für die Arbeit mit einer jungen Schülerklientel sehr bedeutsam ist und die Lehrperson daher stärker im Fokus der unterrichtlichen Interaktion steht. • Die Lehrpersonen der IGS und der RS+ schätzen die ideale Ausprägung ihrer Kon-fliktbereitschaft überraschend niedrig ein, was möglicherweise auf misserfolgsindu-zierte Frustration aufgrund eines sehr hohen Konfliktpotentials zum Schutz der eige-nen Gesundheit zurückzuführen ist. • Für die Arbeit mit Schülerinnen und Schülern der FS soll die Lehrer-Schüler-Beziehung auf der Authentizität der Lehrperson beruhen, ohne dass diese sich explizit positiv darstellen soll. Der Vergleich des Soll- und des Ist-Zustandes zeigt zum einen, • dass Lehrpersonen außerordentlich hohe Anforderungen an die eigene Person stellen und sich hierdurch tendenziell permanent selbst überfordern. • Zum anderen lässt sich diese Überforderungen bei allen vier Sekundärkompetenzen der sozialen Kompetenzen und der Leistungsmotivation finden, woraus sich schließen lässt, dass es sich vermutlich nicht um ein bereichsspezifisches, sondern um ein globa-les Phänomen handelt. Die Ergebnisse können Lehramtsstudierenden bei der Wahl der Zielschulart unterstützen, Dozenten in der Lehramtsausbildung Hinweise auf schulartspezifische Anforderungen an die Lehrpersonen geben sowie Fort- und Weiterbildern und Beratern als Orientierungsrahmen für die Arbeit mit einzelnen Lehrpersonen oder Kollegien dienen.
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