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Windkraft und Birkhuhnschutz: Fortbestand und Raumnutzung des Birkhuhns in ostalpinen Windparks

Authors:

Abstract

Persistance and spatial distribution of Black Grouse in east Alpine wind farms: a contribution to the "wind power versus black grouse protection" debate in Austria
Originalarbeit
1 Einleitung
Im Zuge der Energiewende von fossilen hin
zu regenerativen Energieträgern stellt die
Windkraftnutzung ein umwelt- und klima-
politisches Anliegen dar. Nach Angaben der
IG Windkraft existieren in Österreich der-
zeit 1.313 Anlagen (Stand Ende 2018), die
Gesamtleistung der Windkraftanlagen
(WKA) ist hier seit der Jahrtausendwende
von 79 Megawatt auf 3.045 Megawatt ge-
stiegen. Nach den Tieflagen Ostösterreichs
wurden zuletzt vermehrt Gebirgsstandorte
in die Windkraftnutzung einbezogen. Zu-
nehmend werden daher auch nachteilige
Wirkungen auf die alpine Tierwelt thema-
tisiert, wobei der Risikobeurteilung und
Risikominimierung für Vögel ganz beson-
dere Aufmerksamkeit zukommt (z. B. Bird-
Life Österreich 2016, Horch et al. 2012,
Linhart et al. 2018, Orchis & Winkler
2013).
Zentral in diesem Diskurs – und auch in
behördlichen Bewilligungsverfahren von
hoher Relevanz – ist die Frage nach dem
Risikomanagement für Raufußhühner (Te-
traonidae) und dessen fachlichen Grund-
lagen (z. B. Grünschachner-Berger 2013,
Nopp-Mayr et al. 2018, Wöss et al. 2008,
Wöss & Zeiler 2003). Für das Birkhuhn
(Tetrao tetrix) wurde über gravierende
Auswirkungen der Windkraftnutzung bis
hin zum örtlichen Bestandseinbruch be-
richtet (Grünschachner-Berger 2012,
Grünschachner-Berger & Kainer 2011,
Zeiler & Grünschachner-Berger 2009),
wobei alle genannten Arbeiten im Wesent-
lichen auf derselben Fallstudie im steiri-
schen Windpark Oberzeiring beruhen. Aus
der Arbeitspraxis der Fachbüros der beiden
Verfasser in den österreichischen Ostalpen
ergaben sich allerdings Gegenbeispiele, die
ebenso wie umfangreiche schottische Un-
tersuchungen (Zwart 2014, Zwart et al.
2015) eine differenziertere Sichtweise des
Konfliktfeldes Birkhühner und Windkraft
nahelegen. Wie bei manchen anderen Tier-
arten (Weber & Köppel 2017) bestehen
somit auch beim Birkhuhn divergierende
Befunde, zu deren Klärung die vorliegende
Arbeit beiträgt.
2 Methoden
2.1 Schwerpunktuntersuchung
Windpark Steinriegel
2.1.1 Untersuchungsgebiet
Dieser Windpark in den Fischbacher Alpen
(Steiermark) wurde 2005 mit zehn Anla-
gen, in einer zweiten Ausbaustufe 2014 mit
weiteren elf Anlagen in Betrieb genommen.
Der Windpark liegt in einem Seehöhenbe-
reich von etwa 1.400 m bis 1.580 m (hoch-
montane bis tiefsubalpine Bergwaldstufe,
Kilian et al. 1994), der Anlagenbestand
Windkraft und Birkhuhnschutz
Fortbestand und Raumnutzung des Birkhuhns in ostalpinen Windparks
Von Helwig Brunner und Tobias Friedel
Eingereicht am 20. 05. 2019, angenommen am 14. 09. 2019
Abstracts
Die Frage, wie sich Windkraftanlagen auf das Birkhuhn (Tetrao
tetrix) auswirken, ist bisher mit erheblichen Beurteilungsunsi-
cherheiten verbunden und sowohl für den Raufußhuhnschutz
als auch für behördliche Bewilligungsverfahren ostalpiner Wind-
kraftprojekte von hoher Relevanz. Vertiefte Untersuchungen im
Windpark Steinriegel (Fischbacher Alpen, Steiermark) ergaben
ein vorübergehendes Bestandstief nach Anlagenerrichtung, einen
signifikant positiven Langzeit-Bestandstrend, das Fehlen jegli-
cher Meidereaktionen gegenüber den Anlagen, die Etablierung
eines neuen Hauptbalzplatzes zwischen zwei Anlagen sowie ein
Ausweichen vor alpintouristischen Störungseinflüssen. Eine
kritische Zusammenschau von Daten aus sieben österreichischen
Windparks zeigt nur dort anhaltende Bestandseinbußen des
Birkhuhns oder eine räumliche Verlagerung von Balzplätzen
(von den Anlagen ab- oder an diese heranrückend), wo neben
der Windkraftnutzung weitere, mit verstärkter Präsenz des Men-
schen verbundene Nutzungen (insbesondere Alpintourismus
und Wintersport) oder durch Wiederbewaldung bedingte Ha-
bitatverluste wirksam sind; anderenfalls sind solche Effekte nicht
festzustellen. Als wesentlich für die Vereinbarkeit von alpiner
Windkraftnutzung und Birkhuhnschutz werden eingestuft: die
Verfügbarkeit strukturell geeigneter Habitate, jahres- und tages-
zeitliche Bauzeitbeschränkungen, Kollisionsvermeidung durch
Kontrastfärbung der Anlagensäulen und konsequente Besucher-
lenkungsmaßnahmen zur Sicherstellung störungsarmer Rück-
zugsräume.
Persistence and spatial distribution of Black Grouse in east Alpine
wind farms: a contribution to the “wind power versus black grouse
protection” debate in Austria
The question of wind farm impacts on Black Grouse (Tetrao
tetrix) is highly relevant both for grouse protection and for ap-
proval procedures for east Alpine wind farms, and it has been
subject to major uncertainties. In-depth investigations into the
Styrian wind farm at Steinriegel have shown temporary decline
after construction, significant long-term population increase
overall, no spatial avoidance response to the wind turbines,
appearance of a new main lek between two wind turbines, and
avoidance of touristic disturbance.
A critical synopsis of data from seven Austrian wind farms
only confirms enduring population declines or lek displacement
(away from or towards the wind turbines) in such cases where
wind farms go hand in hand with habitat deterioration due to
either reforestation or other utilization (mostly Alpine tourism
and winter sports) associated with the frequent presence of
people; otherwise there is no evidence of such effects. The fol-
lowing preconditions are considered crucial for the compatibil-
ity of Alpine wind farms and Black Grouse protection: availa-
bility of well-structured habitats, restrictions on construction
activities during certain times of day and seasons, contrasting
colouration of the wind turbine towers to prevent collisions,
and rigorous visitor management to assure undisturbed retreat
habitats.
584 NATURSCHUTZ und Landschaftsplanung | 51 (12) | 2019
Helwig Brunner und Tobias Friedel, Windkraft und Birkhuhnschutz
Originalarbeit
erstreckt sich entlang des Höhenrückens
über eine Länge von rund 2,5 km.
Das anthropogen geprägte Lebensraum-
mosaik aus Almweiden, parkartig aufge-
lichtetem Weidewald, Schlagfluren und
Fichtengruppen ähnelt strukturell dem
Habitat des Birkhuhns an der oberen Wald-
grenze (Abb. 1). Das Ausmaß dieser halb-
offenen Lebensräume hat im Gebiet seit der
Jahrtausendwende durch forstlich und
almwirtschaftlich bedingte Auflichtungs-
und Rodungsmaßnahmen zugenommen.
In der chronologischen Luftbildserie im
Geografischen Informationssystem des
Landes Steiermark ist erkennbar, dass
einerseits im Befliegungszeitraum 2001–
2007 Weideflächen im Bereich des heuti-
gen Hauptbalzplatzes hergestellt und
durchgängig gemacht, andererseits 2007–
2013 schrittweise eine rund 30 ha große
(für das Birkhuhn allerdings kaum bedeu-
tende) Schlagfläche an der Südabdachung
des Höhenrückens geschaffen wurde; bei-
des stand in keinem Zusammenhang mit
der Windparkerrichtung.
2017/18 wurden zudem seitens des
Windparkbetreibers Auflichtungsmaßnah
-
men in einer Gesamtfläche von rund 4 ha in
einem von fortschreitender Sukzession be-
troffenen Weidewald und einem angrenzen-
den Waldbestand mit mutmaßlicher Korri-
dorfunktion veranlasst. Die aktuelle Vertei-
lung geeigneter Habitatflächen (klassifiziert
nach Wöss & Zeiler 2003 bzw. Wöss et al.
2008) in ihrer Lagebeziehung zu den WKA
zeigt Abb. 2; die Birkhuhnerhebungen (Balz-
platzzählungen und Punktdaten für die
Raumnutzungsanalyse) fanden hier auf
einer Gesamtfläche von rund 230 ha in allen
„sehr gut geeigneten“ und „gut geeigneten“,
teilweise noch in „geeigneten“ Habitaten
statt. Ebenfalls zugenommen haben die Län-
ge und der Ausbaugrad des Straßennetzes,
sodass nun vermehrt Wanderer, Pilz- und
Beerensammler sowie Skitourengeher und
Mountainbikefahrer das Gebiet aufsuchen.
Dem wurde mit dem Ausbau einer bewirt-
schafteten Almhütte Rechnung getragen.
2.1.2 Zählungen balzender Hähne
Es liegt eine 14-jährige Zählreihe balzender
Birkhähne aus dem Zeitraum 2005 (Inbe-
triebnahme Windpark Steinriegel I) bis
2018 vor, die von ökologischen Fachbüros
und der örtlichen Jägerschaft, teilweise in
Zusammenarbeit, erstellt wurde. Werte vor
2005 wurden bestmöglich recherchiert
(z. B. Grünschachner-Berger & Nopp-
Mayer 2013, Gruppe Landschaft 2009).
2.1.3 Raumnutzungsanalyse
In den Jahren 2017/2018 wurden, verteilt
auf alle Jahreszeiten, an 82 Tagen in etwa
328 Stunden Gesamtdauer ornithologische
Kartierungen im Birkwildlebensraum
durchgeführt. Direkte oder indirekte Nach-
weise des Birkhuhns wurden verortet (88
Nachweispunkte, Abb. 3).
Um den Datensatz für die Kerndichte-
schätzung verwendbar zu machen, wurden
Teilflächen ähnlicher Begehungshäufigkeit
zusammengefasst und für jede der Teilflä-
chen (TF) ein Gewichtungsfaktor berech-
net. Jedem Datenpunkt wird der Zahlen
-
wert 1 zugeordnet und dieser durch die
Anzahl der Begehungen im betreffenden
Teilgebiet dividiert. Datenpunkte, die mehr
als ein Tier beinhalten, wurden mit der
Anzahl der erfassten Tiere multipliziert,
sodass sich insgesamt der Algorithmus „1/
Anzahl Begehungen in TF*Anzahl Tiere“
ergibt. Die Datenpunkte wurden mit dem
so ermittelten Gewichtungsfaktor für die
Kerndichteschätzung versehen. Die Kern-
dichteschätzung wurde mittels Heatmap-
und Kontur-Tool im QGIS 3.6.3 berechnet
(Einstellungen: Bandbreite 250 m; biqua-
dratischer Kern; Gewichtungsfaktor).
Für die Analyse eines möglichen Meide-
verhaltens des Birkhuhns gegenüber den
WKA wurden Datenpunkte aus einem Er-
fassungsstreifen von 2 × 70 m Breite entlang
einer einheitlich häufig begangenen Tran-
sektstrecke (etwa 4 km Länge) herangezo-
gen, die zur Gänze durch potenziellen
Birkhuhnlebensraum verläuft. Die Streifen-
breite von 70 m wurde anhand der Daten-
punkte als jene Breite ermittelt, innerhalb
derer die Entdeckungswahrscheinlichkeit
noch nicht so stark abnimmt, dass eine Ver-
zerrung der Ergebnisse zu erwarten wäre.
Abb. 4 zeigt den Transektverlauf sowie die
Testquadrate (140 × 140 m), die für die
Auswertung mittels UMP-Test (uniformly
most powerful test) herangezogen wurden.
Falls der Nahbereich der Anlagen von den
Birkhühnern gemieden wird, muss in Qua-
draten mit WKA eine signifikant abgesenk-
te Beobachtungsdichte nachweisbar sein.
2.1.4 Totfunde
Funde von Birkhühnern, die als Kollisions-
opfer eingestuft wurden, sind im Windpark
Steinriegel dokumentiert und werden in
den Gesamtzusammenhang derartiger Kol-
lisionsereignisse (Dürr 2019) gestellt,
wobei auch der Zusammenhang mit einer
vorhandenen oder fehlenden Kontrast-
färbung der Mastfüße von Interesse ist.
2.2 Daten aus weiteren Windparks
Für die Darstellung der Situation des Birk-
huhns in anderen ostalpinen Windparks
wurden, unterstützt durch ein Rundschrei-
ben der IG Windkraft an die Betreiber die-
ser Windparks, öffentlich zugängliche oder
von Windparkbetreibern freigegebene
Gutachten und Berichte sowie eigene Da-
ten herangezogen.
3 Ergebnisse Windpark Steinriegel
3.1 Bestandsentwicklung
Im Betrachtungszeitraum 2005–2018 balz-
ten 3–9 Hähne, im Mittel 4,7 Hähne, wobei
die Bestandsentwicklung signifikant positiv
ist (lineare Regression, df = 12, r = 0,73,
p < 0,01; Abb. 5). Einem Bestandstief nach
Inbetriebnahme des Windparks Steinriegel
I folgte ab 2010 eine längerfristige Zunah-
me, die im Jahr 2015, nach Inbetriebnahme
von Steinriegel II, vorübergehend einknick-
te und sich dann wieder fortsetzte. Der
Mittelwert für die Betriebsjahre von Stein-
riegel II (2014–2018: 6,0 Hähne) ist signi-
fikant höher als jener für die Vorjahre, in
denen nur Steinriegel I in Betrieb war
(2005–2013: 4,0 Hähne; t-Test: df = 12,
t = –3,0513, tcrit = 1,782).
Aus den Jahren vor Windparkerrichtung
verfügbare Zählwerte sind widersprüchlich
und teilweise durch fehlerhaftes Auf-
summieren von Teilergebnissen verzerrt.
Glaubhaft sind Zählwerte von 2 und 9 Häh-
Abb. 1: Teilansicht des Windparks Steinriegel.
Foto: H. Brunner
51 (12) | 2019 | NATURSCHUTZ und Landschaftsplanung 585
Helwig Brunner und Tobias Friedel, Windkraft und Birkhuhnschutz
Originalarbeit
nen in den Jahren 2000 und 2001, einem
Jahr mit großräumig hohen Bestandszah-
len in den Fischbacher Alpen (Gruppe
Landschaft 2009). Der Höchstwert von
9 Birkhähnen wurde jeweils einmal vor
(2001) und nach (2018) Errichtung der
Anlagen festgestellt.
3.2 Raumnutzung und Meideverhalten
Das Balzgeschehen findet fast zur Gänze
im Nahbereich der WKA statt (Abb. 6 und
7). So erfolgten seit Inbetriebnahme der
Ausbaustufe Steinriegel II im Zuge der Syn-
chronzählungen 27 von 29 verorteten Be-
obachtungen balzender Birkhähne (93 %)
in weniger als 200 m Entfernung zur jeweils
nächsten Anlage. Ausweichflächen in grö-
ßerem Abstand zu den Anlagen wären
vorhanden – etwa eine weiträumige
Schlagfläche am Südrand des Untersu-
chungsgebiets –, werden aber nur aus-
nahmsweise für die Balz genutzt. Im Lauf
des Frühjahrs wurde mit zunehmendem
Aufleben des Alpintourismus eine Verlage-
rung der Balzaktivität in einen störungsar-
men Bereich (abseits des Mautstraßen-
Parkplatzes und eines stark begangenen
Wanderwegs) beobachtet, wo sich zwi-
schen zwei WKA ein früher nur fallweise
besetzter Balzplatz mit jetzt bis zu 8 Häh-
nen als Hauptbalzplatz etabliert hat. Hier
konzentriert sich mitunter sogar das ge-
samte örtliche Balzgeschehen. Die Lage der
Balzplätze im Gebiet zeigt somit keine
Meidung der WKA, sehr wohl aber der al-
pintouristischen Störungen.
Die Kerndichteschätzung zur ganzjäh-
rigen Aufenthaltswahrscheinlichkeit der
Birkhühner zeigt Dichtezentren in unmit-
telbarer Nähe der WKA (Abb. 7). Die Aus-
gangsdaten würden erwarten lassen, dass
der Aktivitätsschwerpunkt um den Haupt-
balzplatz liegt, da dort ganzjährig die meis-
ten Beobachtungen erfolgten. Durch die
Gewichtung anhand der Begehungshäufig-
keit kommt der Aktivitätsschwerpunkt je-
doch in einem ungestörten Bereich in
einem aufgelichteten, zwergstrauchreichen
Weidewaldkomplex am Südhang zu liegen,
der eine günstige Habitatstruktur aufweist
und vor allem als Tageseinstand und
Schlafplatz eine wichtige Rolle spielen
dürfte. Hier wurden 2017 und 2018 seitens
Abb. 2: Klassifizierung der Lebensraumeignung für
das Birkhuhn im Windparkgebiet.
Abb. 3: Windenergieanlagen des Windparks
Steinriegel und in die Raumnutzungsanalyse ein-
geflossene Birkhuhnnachweise.
Abb. 4: Transektstreifen und Testquadrate zur Prü-
fung eines möglichen Meideverhaltens.
2
4
3
586 NATURSCHUTZ und Landschaftsplanung | 51 (12) | 2019
Helwig Brunner und Tobias Friedel, Windkraft und Birkhuhnschutz
Originalarbeit
des Windparkbetreibers die erwähnten
Habitatverbesserungsmaßnahmen umge-
setzt. Grundsätzlich verschieben sich die
Aktivitätszentren der Birkhühner durch die
Gewichtung der Daten von offenen Weide-
flächen hin zu ruhigen, locker bewaldeten
Bereichen, die im Rahmen der ornitholo-
gischen Erhebungen weniger oft begangen
wurden. Die vier wichtigsten Dichtezentren
liegen zwischen etwa 90 und 210 m von
der jeweils nächsten Windkraftanlage ent-
fernt.
Es wurden keine Anzeichen für ein Mei-
deverhalten der Birkhühner gegenüber den
WKA gefunden: Testquadrate ohne Anla-
gen weisen im Mittel 1,33 (1,0) Birkhuhn-
nachweise (in Klammer nur die direkten
Nachweise) auf, jene mit Anlagen 2,0
(1,06); es besteht kein signifikanter Unter-
schied zwischen der Nachweisdichte in
Anlagennähe und weiter abseits davon
(UMT-Test: p = 0,11 bzw. 0,37). Beobach-
tungen rastender Hennen unter WKA be-
stätigen, dass der Nahbereich der Anlagen
auch abseits des Balzgeschehens in die
Raumnutzung integriert wird.
3.3 Kollisionen
Aus dem Windpark Steinriegel liegen zwei
Totfunde von mit WKA kollidierten Birk-
hühnern vor (1 Henne 2009, V. Grün-
schachner-Berger in Dürr 2018; 1 Hahn
2017, eigener Fund). Beide Kollisionen
ereigneten sich an nicht kontrastgefärbten
Masten des Windparks Steinriegel I, die
aufgrund ihrer hellgrauen Farbe bei
schlechten Sichtverhältnissen, insbesonde-
re bei Nebel und Schneefall, für fliegende
Birkhühner nicht rechtzeitig wahrnehmbar
sind. Der eigene Fund erfolgte nach einer
mehrtägigen Schlechtwetterperiode mit
schlechten Sichtverhältnissen. Fünf weite-
re dokumentierte Kollisionsmeldungen aus
den Ostalpen stammen aus dem Windpark
Oberzeiring (Dürr 2019), dessen Masten
ebenfalls keine Kontrastfärbung aufwiesen.
Aus dem Windpark Steinriegel II, dessen
Masten einer behördlichen Auflage folgend
grün gefärbt sind, liegen wie aus anderen
alpinen Windparks mit gefärbten Mast-
füßen keine Kollisionsnachweise vor. Bei
Abb. 5: Anzahl balzender Birkhähne im Windpark
Steinriegel 2005–2018; Jahre der Inbetriebnahme
der Windparks Steinriegel I und Steinriegel II her-
vorgehoben.
Abb. 6: Lage der Balzplätze und Anzahl der beob-
achteten Hähne im Zeitraum 2015–2018.
Abb. 7: Ergebnis der gewichteten Kerndichteschät-
zung. Die Kreise stellen die berechneten Dichte-
zentren dar, die Farbgebung gibt Auskunf t über die
ansteigende Dichte (Rohwerte).
5
7
6
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Helwig Brunner und Tobias Friedel, Windkraft und Birkhuhnschutz
Originalarbeit
allen Kollisionsnachweisen handelt es sich
um Zufalls- bzw. Einzelfunde; standardi-
sierte Untersuchungen zur Bestimmung
von Kollisionsraten von Birkhühnern an
Windkraftanlagen liegen den Autoren nicht
vor und wären aufgrund der Seltenheit der
Kollisionsereignisse nur mit aufwendigen
Kollisionsopferstudien durchführbar, zu-
mal die risikominimierende Kontrast-
färbung der Masten mittlerweile bei Neu-
errichtungen oder Repowerings im Birk-
huhnlebensraum standardmäßig vorge-
schrieben wird.
4 Befunde aus weiteren Windparks
4.1 Hochpürschtling
In diesem Windpark (neun Anlagen, Bau-
jahr 2013), einem einstigen Weide- und
Bergmahdgebiet, ist die Raumnutzung des
Birkhuhns nach Wiederbewaldung heute
durch die veränderliche Verfügbarkeit von
Schlagflächen und jungen Waldsukzes-
sionsstadien bestimmt. Die Vergleichbar-
keit vorhandener Daten ist wegen unschar-
fer Gebietsbezüge eingeschränkt.
Gut vergleichbar sind Daten für einen
Vorkommensschwerpunkt an der Ostseite
des Hochpürschtlings: Diesem Bereich kön-
nen 2009 5 Hähne, 2015 6 und – bei fort-
schreitenden Habitateinschränkungen
durch Sukzession – 2018 noch mindestens
3–4 Hähne zugeordnet werden (Gruppe
Landschaft 2011, Zwicker 2018, eigene
Daten). Wiederholt wurde Balztätigkeit
2018 im Nahbereich von 100–200 m um
die WKA festgestellt, dieser Balzplatz ist
gegenüber 2009 sukzessionsbedingt näher
an die heutigen Anlagenstandorte heran-
gerückt.
Ein 2009 und 2013 noch vom Birkhuhn
genutzter Standort in rund 400 m Entfer-
nung zur nächsten WKA stellte 2018 auf-
grund der fortgeschrittenen Wiederbewal-
dung kein geeignetes Habitat mehr dar und
war nicht mehr besetzt. Die Mastfüße sind
farbig (mit flächigen Graffitis) ausgeführt,
sonstige Maßnahmen für das Birkhuhn
wurden seitens des Windparkbetreibers
nicht umgesetzt.
4.2 Moschkogel
Der Windpark (sieben Anlagen, Baujahre
2006/2015), der auf einem nordseitigen
Auslaufrücken der Fischbacher Alpen liegt,
wird nur in geringem Ausmaß vom Birk-
huhn genutzt; schon vor Errichtung der
Anlagen balzte hier lediglich 1 Einzelhahn.
Eine langjährige Zählreihe belegt das ver-
einzelte, nicht alljährliche Auftreten des
Birkhuhns in diesem Windpark (Grün-
schachner-Berger & Nopp-Mayr 2016 und
eigene Beobachtung). Die für die Anlagen-
errichtung erfolgte Rodung entlang der bis
dahin bewaldeten Kammlinie kann dem
Birkhuhn zugutekommen; die Mastfüße
weisen eine Kontrastfärbung auf, sonstige
Maßnahmen für das Birkhuhn sind seitens
des Windparkbetreibers nicht erfolgt.
4.3 Pretul
Der Windpark Pretul I (14 Anlagen, Bau-
jahr 2015–2016) erschließt in direktem
räumlichen Anschluss an den vorgenann-
ten Windpark Teile des Hauptkamms der
Fischbacher Alpen, der durch seine Lage
im steirischen Randgebirgszug und seine
Vernetzung mit anderen Birkhuhnvorkom-
men als wichtiger Trittsteinlebensraum gilt
(Grünschachner-Berger 2013, Nopp-
Mayr et al. 2018). Aufsummierte Einzel-
revierdaten vom Beginn des Jahrtausends
sind methodisch problematisch und wider-
sprüchlich. So wird für den Höhenrücken
Stuhleck-Pretul von 60 balzenden Hähnen
im Jahr 2000 oder aber von 24 Hähnen
2000 und 57 Hähnen 2001 berichtet (Zei-
ler & Grünschachner-Berger 2009,
Grünschachner-Berger & Nopp-Mayr
2013), daher werden diese Daten nicht
weiter berücksichtigt. Neuere Daten stam-
men von systematisch erhobenen Syn-
chronzählungen und sind damit als verläss-
lich anzusehen. Für den Zeitraum 2006–
2017 wurde auf dem Höhenrücken ein
arttypisch fluktuierender Bestand (vgl.
Ingold 2005, Marti et al. 2016) von
durchschnittlich 19 balzenden Hähnen
(mit Spitzenwerten von 27 bzw. 26 Hähnen
2008 und 2016) erfasst (Auswertung eines
Monitorings der Universität für Bodenkul-
tur Wien in Gattermayr & Weinländer
2018). Folgewerte nach Errichtung liegen
mit 19 Hähnen 2017 und 17 Hähnen 2018
im natürlichen Schwankungsbereich, wo-
bei im letzteren Jahr aufgrund eines späten
Zähltermins der Bestand möglicherweise
nicht vollständig erfasst wurde. Die Mast-
füße sind kontrastgefärbt, zudem wurden
habitatverbessernde Maßnahmen im Aus-
maß von 25 ha umgesetzt und eine stö-
rungsberuhigte Wildruhezone im Ausmaß
von 190 ha eingerichtet. Für eine Ausbau-
stufe Pretul II sind weitere 5 ha Maßnah-
menflächen vorgesehen.
4.4 Oberzeiring
Für den Tauernwindpark in der Gemeinde
Oberzeiring (14 Anlagen, Baujahre
2002/2004/2013) berichten Zeiler &
Grünschachner-Berger (2009) und
Grünschachner-Berger & Kainer (2011)
von einer örtlichen Bestandsabnahme, vom
Erlöschen der Balzaktivität im Nahbereich
der WKA und von einer stark verringerten
Raumnutzung im Umkreis von 500 m um
die Anlagen. In jenem anlagennahen Be-
reich, für den Zeiler & Grünschachner-
Berger (2009) von 2002–2007 eine Ab-
nahme von 12 auf 0 balzende Hähne do-
kumentierten, konnten bei aktuellen Zäh-
lungen 2017 und 2018 5 bzw. 6 Hähne
erfasst werden; der Bestand hat sich somit
auf geringerem Niveau wieder etabliert.
Im Juli 2017 gelang im unmittelbaren Nah-
bereich einer Windkraftanlage der Nach-
weis einer führenden Henne mit zwei Kü-
ken, was belegt, dass nicht nur das Balzge-
schehen, sondern auch die Jungenaufzucht
im Windpark erfolgen kann. Seit Errich-
tung der ersten WKA wurden im örtlichen
Birkhuhnlebensraum ein neuer Skilift, eine
Skipiste, ein Beschneiungsteich und eine
Photovoltaikanlage im Ausmaß von etwa
4 ha errichtet. Habitatverbessernde Maß-
nahmen für das Birkhuhn wurden seitens
des Windparkbetreibers nicht durchge-
führt, auch waren die Mastfüße in diesem
vergleichsweise alten Windpark nicht kon-
trastgefärbt, sodass bereits mehrfach Kol-
lisionen nachgewiesen wurden (Dürr
2019); 2018 wurde dieser Standort im
Zuge eines Repowerings mit kontrastierten
Mastfüßen ausgestattet.
4.5 Salzstiegel
Der Windpark (zwei Anlagen, Baujahre
2007/2011) weist innerhalb von 100 m um
die Anlagen auch andere bauliche Einrich-
tungen und Nutzungen auf (Skilift-Berg-
station, Kreuzungspunkt stark begangener
Wanderwege, 2014 Neuanlage eines Spei-
chersees). Vor Errichtung der ersten WKA
wurden 2005 bis zu 3 balzende Birkhähne
in einem 500-m-Umkreis festgestellt,
1 Hahn am heutigen Anlagenstandort
(Traxler 2005). 2014 zeigt noch vor dem
Bau des Speichersees ein Belegfoto des
Betreibers 2 balzende Hähne weniger als
50 m von einer Windkraftanlage entfernt;
die Anlage lief zu diesem Zeitpunkt im
Vollbetrieb. 2016 wurden rund 500 m von
den Anlagen entfernt 2 balzende Hähne
angetroffen, ein dritter Hahn balzte an
einem bis dahin nicht dokumentierten
Platz an der Zufahrt zum Windpark. Dem-
nach sind die Balzplätze etwas vom Wind-
park abgerückt; 2016 belegt jedoch der
Fund einer Fährte weiterhin die Raumnut-
zung des Birkhuhns bis unter die Anlagen.
Die Mastfüße sind kontrastgefärbt, sons-
tige Maßnahmen für das Birkhuhn wurden
seitens des Anlagenbetreibers nicht umge-
setzt.
588 NATURSCHUTZ und Landschaftsplanung | 51 (12) | 2019
Helwig Brunner und Tobias Friedel, Windkraft und Birkhuhnschutz
Originalarbeit
4.6 Handalm
Vor Errichtung des Windparks (13 Anlagen,
Baujahr 2016/2017) wurde im Jahr 2013
ein Bestand von mindestens 20 Hähnen
ermittelt, davon 15 innerhalb des engeren
Planungsgebiets (Traxler 2013). 2018
wurde eine erneute Synchronzählung
durchgeführt und ein Bestand von 17 Häh-
nen im engeren Gebiet erfasst (mündl.
Mitt. Helmut Jaklitsch). Demnach hat sich
der Birkhuhnbestand hier ungeachtet der
störungsintensiven Bauphase und Inbe-
triebnahme des Windparks in vollem Um-
fang gehalten. Die Mastfüße weisen eine
Kontrastfärbung auf, zudem werden sei-
tens des Betreibers habitatverbessernde
Maßnahmen im Ausmaß von 65 ha umge-
setzt.
5 Schlussfolgerungen
Die Ergebnisse zeigen kein Meideverhalten
des Birkhuhns gegenüber WKA, sondern
die volle Integration des Anlagennahbe-
reichs in das Ganzjahreshabitat. Neben
dem Balzgeschehen, das oftmals in An-
lagennähe (im Windpark Steinriegel fast
zur Gänze innerhalb von 200 m) stattfindet,
gilt dies auch für die allgemeine Raumnut-
zung im Jahreslauf sowie exemplarisch
belegt auch für die Jungenaufzucht. Eine
räumliche Verlagerung der Balz (von An-
lagen ab- oder zu anderen Anlagen hin-
rückend) wurde dort beobachtet, wo an-
dere Nutzungsformen mit einer starken
Anwesenheit des Menschen im Anlagen-
bereich verbunden sind oder eine sukzes-
sionsbedingte Wiederbewaldung zu Habi-
tatverlusten führt. Dies unterstreicht die
Strukturabhängigkeit sowie die aus der
Literatur hinreichend bekannte Empfind-
lichkeit der Raufußhühner gegenüber
menschlicher Präsenz im Lebensraum
(Ingold 2005, Marti 2018 u. v. a.).
Entgegen der in der Literatur geäußer-
ten Befürchtung, wonach sich bei Neuer-
richtung von Gebirgs-Windparks Birkhuhn-
populationen in den betroffenen Gebieten
nicht halten können (Grünschachner-
Berger & Kainer 2011), verursachen
Windparks keine dauerhaften Einbrüche
örtlicher Birkhuhnbestände (siehe auch
Zwart et al. 2015) und lassen langfristig
auch positive Bestandsentwicklungen so-
wie die Balzplatzneugründung in Anlagen-
nähe zu, wenn die Habitatverfügbarkeit
und ein nicht zu hoher Störungsdruck dies
ermöglichen. Die vorliegenden längerfris-
tigen Befunde schließen bereits mit Sicher-
heit aus, dass es sich bei dem Balzgesche-
hen in Anlagennähe bloß um ein vorüber-
gehendes Festhalten bestimmter Individu-
en an Balzplatztraditionen handelt. Ein
kurzfristiges Einknicken der Bestandsent-
wicklung nach WKA-Errichtung kommt vor
und ist als Ausdruck des baubedingt vorü-
bergehend erhöhten Störungsdrucks zu
interpretieren. In einem Gebiet, in dem
neben der Windkraftnutzung andere Stö-
rungen in großem Ausmaß dauerhaft wirk-
sam sind, wurde eine längerfristige Halbie-
rung des Birkhuhnbestandes, in einem
anderen eine sukzessionsbedingte Abnah-
me dokumentiert; in beiden Gebieten wur-
den seitens des Windparkbetreibers keine
lebensraumverbessernden Maßnahmen
umgesetzt. Die Ergebnisse verdeutlichen,
dass nicht die Windkraftnutzung, sondern
die Verfügbarkeit strukturell geeigneter
Habitate und ein geringes Störungsniveau
für längerfristige Bestandsentwicklungen
beim Birkhuhn maßgeblich sind.
Wesentlich für die Vereinbarkeit von
Birkhuhnschutz und Windkraftnutzung in
den Alpen sind (a) der Erhalt und die Ent-
wicklung strukturell geeigneter Habitate
durch forst- und almwirtschaftliche Be-
triebsmaßnahmen und bei Bedarf durch
ergänzende Gestaltung und Pflege seitens
des Windparkbetreibers, (b) die Berück-
sichtigung störungsarmer Brut-, Aufzucht-
und Ruhehabitate bei der Planung der
Anlagenstandorte, Kranstellflächen und
Zuwegungen, (c) jahres- und tageszeitliche
Bauzeitbeschränkungen zur Vermeidung
baubedingter Störungen in der Balzzeit
und den Tagesrandzeiten, (d) konsequen-
te Besucherlenkungsmaßnahmen (inkl.
Leinenpflicht für Hunde) bis hin zur Sper-
re der Windparkzufahrt für den Individu-
alverkehr sowie (e) die (heute bereits stan-
dardmäßig zur Anwendung gelangende)
Kollisionsvermeidung durch Kontrast-
färbung der Anlagensäulen. Unter diesen
Voraussetzungen bleiben die von der Wind-
kraftnutzung ausgehenden Beeinträchti-
gungen des Birkhuhns gering.
Literatur
Aus Umfangsgründen steht das ausführli-
che Literaturverzeichnis unter www.nul-
online.de (Webcode 2231) zur Verfügung.
Dank
Die Verfasser danken den Firmen ECOwind
Handels- und Wartungs-GmbH und Wien
Energie GmbH für die Freigabe unveröf-
fentlichter Untersuchungs- und Monitorin-
gergebnisse sowie der IG Windkraft für die
Einholung weiterer Freigaben. Der örtli-
chen Jägerschaft im Windparkgebiet Stein-
riegel, insbesondere den Herren J. Eichtin-
ger, F. Pranckh und H. Zimmermann, wird
für die gute Zusammenarbeit bei Birkhuhn-
zählungen seit 2015 und für die Bekannt-
gabe ergänzender Zähldaten aus früheren
Jahren gedankt, den Herren K. Felsenstein
und W. E. Holzinger für die gewährte Un-
terstützung bei der statistischen Datenana-
lyse. Nicht zuletzt gilt unser Dank den
Biologinnen und Biologen, die bei Wind
und Wetter Kartierungen durchgeführt
haben: K. Geßlbauer, B. Knes, D. Leopolds-
berger, A. Panrok, C. Pech, F. Richter, A.
Schmied, J. Volkmer und N. Zierhofer.
Dr. Helwig Brunner ist Biologe
und Mitinhaber des Büros
ÖKOTEAM – Institut für Tier-
ökologie und Naturraum-
planung OG in Graz. Promotion
an der Universität Graz zu
Vogel gemeinschaften in Ge-
birgslebensräumen. Gutachter-
liche Tätigkeit im Bereich der
projektbezogenen Naturraumplanung, seit über
15 Jahren Arbeitsschwerpunkt im Bereich Windkraft.
> brunner@oekoteam.at
Mag. Tobias Friedel ist Biologe und Mitinhaber des
Büros F&P Netzwerk Umwelt GmbH in Wien.
Studium der Human Ecology an der Universität
Wien und VUB Brüssel, Diplom-
arbeit über die Umsetzung der
Biodiversitätskonvention in
großen privaten Forstbetrieben
in Österreich. Gutachterliche
Tätigkeit bei Infrastrukturvor-
haben, überwiegend Windkraft
in Österreich.
> tf@netzwerkumwelt.at
KONTAK T
Fazit für die Praxis
Windkraftnutzung und Birkhuhnschutz in
den Alpen sind vereinbar, wenn wesentliche
Voraussetzungen beachtet und gewahrt
werden:
Schon bei der Planung von Windparks ist
die Erhaltung und Entwicklung geeigneter
Birkhuhnlebensräume ganzheitlich im
Kontext forst- und almwirtschaftlicher,
jagdlicher und naturschutzfachlicher
Interessen zu sehen und von Windpark-
betreibern je nach Notwendigkeit im
Zuge lebensraumverbessernder Maß-
nahmen mitzutragen.
In Windparkgebieten mit Birkhuhnvor-
kommen soll gegenüber der bisherigen
Praxis ein verstärktes Augenmerk auf alle
Aspekte der Störungsvermeidung und
Besucherlenkung gelegt werden.
Die Kollisionsvermeidung durch Kontrast-
färbung der Anlagenmasten hat in
Birkhuhnlebensräumen als Standard zu
gelten, der einzuhalten ist.
51 (12) | 2019 | NATURSCHUTZ und Landschaftsplanung 589
Helwig Brunner und Tobias Friedel, Windkraft und Birkhuhnschutz