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Teaching with/out the F-Word: Ein autoethnografischer Trialog auf der Suche nach einer feministischen Lehrhaltung

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Abstract

In diesem Beitrag denkt und schreibt das interdisziplinäre Autor*innenteam im Rahmen von autoethnografischen Trialogen zum Thema feministische Lehre beziehungsweise Lehren innerund außerhalb der Geschlechterforschung. Verbindend ist dabei die Suche nach einer feministischen Lehrhaltung und -praxis, die mit und/oder ohne den Begriff Feminismus respektive Feminismen gelingen kann. Diese Diskussion erfolgt vor dem Hintergrund verschiedener disziplinärer Perspektiven der Autor*innen. Angeregt wurde dieser Austausch durch voneinander unabhängige Erfahrungen der Autor*innen, dass das Wort Feminismus (F-Wort) bei unterschiedlichen Akteur*innengruppen (z.B. Studierende, Fördergeber*innen) im Kontext von Lehre und Forschung auf Widerstand und Unbehagen stößt. Diese Erfahrungen werden im Beitrag mittels theoretischer Referenzpunkte kontextualisiert. Dabei fokussieren wir auf aktuelle Gesellschaftsdiagnosen, die aktuelle Genderdiskurse als »rhetorische Modernisierung« (Wetterer 2003) identifizieren und einen »neuen Geschlechtervertrag« (McRobbie 2010) konstatieren, welche antifeministische Tendenzen beinhalten und wo Feminismen als etwas Überholtes in die Vergangenheit verlegt werden (McRobbie 2010). Vor dem Hintergrund dieser gesellschaftlichen Rahmenbedingungen diskutieren wir in diesem Beitrag die Frage, ob feministische Lehre und Forschung möglich oder notwendig ist, ohne das F-Wort anzusprechen und somit subversiv zu agieren. Wir wollen in diesem Beitrag bewusst nicht feministische Wissenschaft als Kanon oder Teil eines Kanons präsentieren, sondern zeigen in unseren Trialogen, dass wir Wissenschaft als historisch entlang von patriarchalen Machtlinien gewachsen verstehen, und es wichtig und notwendig ist, in die Gestaltung der Wissenschaft als soziale Produktion einzugreifen. Mit und ohne F-Wort.
Teachingwith/outtheF-Word
EinautoethnografischerTrialogaufderSuche
nacheinerfeministischenLehrhaltung
SabineKlinger,DanielaJauk&NicolePruckermayr
JournalfürPsychologie,27(1),30–50
https://doi.org/10.30820/0942-2285-2019-1-30
www.journal-fuer-psychologie.de
Zusammenfassung
IndiesemBeitragdenktundschreibtdasinterdisziplinäreAutor*innenteamimRahmen
vonautoethnografischenTrialogenzumThemafeministischeLehrebeziehungsweiseLeh-
reninner-undaußerhalbderGeschlechterforschung.V erbindendistdabeidieSuchenach
einerfeministischenLehrhaltungund-praxis,diemitund/oderohnedenBegriffFeminis-
musrespektiveFeminismengelingenkann.DieseDiskussionerfolgtvordemHintergrund
verschiedenerdisziplinärerPerspektivenderAutor*innen.AngeregtwurdedieserAustausch
durchvoneinanderunabhängigeErfahrungenderAutor*innen,dassdasW ortFeminismus(F-
Wort)beiunterschiedlichenAkteur*innengruppen(z.B.Studierende,Fördergeber*innen)
imKontextvonLehreundForschungaufWiderstandundUnbehagenstößt.DieseErfahrun-
genwerdenimBeitragmittelstheoretischerReferenzpunktekontextualisiert.Dabeifokus-
sierenwiraufaktuelleGesellschaftsdiagnosen,dieaktuelleGenderdiskurseals»rhetorische
Modernisierung«(Wetterer2003)identifizierenundeinen»neuenGeschlechtervertrag«
(McRobbie2010)konst atieren,w elcheantifeministis cheT endenzenbeinhaltenundwoFe-
minismenalsetwasÜberholtesindieVergangenheitverlegtwerden(McRobbie2010).V or
demHintergrunddiesergesellschaftlichenRahmenbedingungendiskutierenwirindiesem
BeitragdieFrage,obfeministischeLehreundForschungmöglichodernotwendigist,oh-
nedasF- Wortanzusprechenundsomitsubversivzuagieren.WirwollenindiesemBeitrag
bewusstnichtfeministischeWissenschaftalsKanonoderT eileinesKanonspräsentieren,
sondernzeigeninunserenT rialogen,dasswirWissenschaftalshistorischentlangvonpatriar-
chalenMachtliniengewachsenverstehen,undeswichtigundnotwendigist,indieGestaltung
derWissenschaftalssozialeProduktioneinzugreifen.MitundohneF-Wort.
Schlüsselwörter:Autoethnografie,feministischePädagogik,Lehre,Interdisziplinarität,Ge-
schlechterforschung
30Psychosozial-Verlag,Gießenwww.psychosozial-verlag.de
Summary
Teachingwith/outtheF-Word
Inthispapertheinterdisciplinaryteamofauthorsanalyzesaseriesofautoethnographictria-
loguesaddressingfeministpedagogy,respectivelyteachingwithinandbeyondgenderstudies
environments.Theauthorsfindcommongroundintheirsearchforafeministstancein
teachingandeducationalpracticeswhichmayworkwithorwithoutmakingtheconceptof
feminism(s)explicit.Theconversationsevolvedagainstthebackdropofthediversediscipli-
narybackgroundsoftheauthorsandtheuniversalexperiencebytheauthorsthatthemere
mentionofthewordfeminism(s)(theF-Word)evokesresistanceamongdifferentactors(stu-
dents,funders,etc.)inthefieldofeducation.Wecontextualizeourexperienceswithinthe
frameworkof»rhetoricalmodernization«(W etterer2003)andthe»newgendercontract«
(McRobbie2010)whichbothdenoteare-traditionalizationofgenderdiscourses.Keeping
inmindthesecontemporarydevelopmentswediscussiffeministteachingandresearchis
necessary,andifitmightbealegitimatestrategytoavoidtheF-Wordandactmoresubver-
sively.Itisnotourgoalinthispapertopresentfeministresearchandteachingasacanonor
partofacanon;insteadwehavedevelopedanawarenessinourtrialoguesthatscienceishis-
toricallyconstructedalongaxesofinequality.Becauseofthisfactitisparticularlyimportant
tointerveneinthisongoingsocialproduction.WithandwithouttheF-Word.
Keywords:autoethnography,feministpedagogy,teaching,interdisciplinarity,genderstudies
Einleitung
WissenschaftlichesArbeitenisteinzutiefstvergeschlechtlichterProzessundwirdals
solcherauchinderLehrerekonstruiertundmultipliziert.DieReflexionundOffenle-
gungeinesheteronormativenundpatriarchalenBiasinWissensproduktionsprozessen
sindessenzielleStrategienfeministischerWissenschaftskritikundfeministischerLehre.
AberwasmachtfeministischeLehreaus,dieimSpannungsfeldvonwissenschaftlichem
ArbeitenundgesellschaftskritischemImpetusangesiedeltist?WielassensichFeminis-
menundfeministischeInhalteindieLehreintegrierenundthematisieren?Wiegestaltet
sichdabeidasVerhältnisvonDidaktikundfeministischerWissenschaft?Dassindeini-
gederFragen,denendasinterdisziplinäreAutor*innenteamindiesemBeitragnachgeht.
DieimfolgendendargestellteDiskussionfußtaufeinerSerievondialogischen(eigent-
lichtrialogischen)kritischenReflexionen,VorträgenundGesprächen,dievon2016bis
2018stattgefundenhabenundnachwievorandauern.IndiesenstrukturiertenDialo-
genhabenwirunserefeministischeLehrpraxisautoethnografischhinterfragtundüber
disziplinäre,aberauchinterdisziplinäreZugänge,PositionenundErfahrungenausun-
sererLehrpraxisdebattiert.UnsereDiskussionen,aberauchdiefolgendeDarstellung
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diesersindbestimmtvonderfeministischenPraxisdesSituiertenWissensvonDonna
Haraway(1995).Dabeigehtesunsdarum,dieRelevanzderjeweiligensubjektiven
PerspektiveanzuerkennenunddurchV erknüpfungenverschiedenerPerspektiveneine
angenäherteObjektivitätzuerreichen.EsgehtletztlichumeinEingeständnis,dass
esObjektivitätnichtgibtundeinevermeintlicheObjektivitätvonWissenschaftals
Machtinstrumenteingesetztwird.Haraway(1995,579)machtklar:
»Feministsdon’tneedadoctrineofobjectivitythatpromisestranscendence,astorythat
losestrackofitsmediationsjustwheresomeonemightbeheldresponsibleforsomething,
andunlimitedinstrumentalpower.W edon’twantatheoryofinnocentpowerstorepre-
senttheworld,wherelanguageandbodiesbothfallintotheblissoforganicsymbiosis.«
GanzindiesemSinneversuchenwirhiernichteineTheoriefeministischerLehrezu
destillierenodereinefeministischeLeistungsschauzuinszenieren.Wirdiskutiertenin
unserenT rialogenvielmehrdiefeministischePraxisunsererjeweiligeneigenensozialen
Positionen,umPrivilegienunddieeigenenSchwachstellenzubearbeitenundunsbe-
wusstzusein,dassunsereseinlokales,einbegrenztesWissenist,welchesebennicht
fürallesprechenkann,welchesabereinegemeinsameAnnäherungschafft.Denn»fe-
ministobjectivitymeansquitesimplysituatedknowledges«(Haraway1995,581).
DieverschiedenenPerspektivensindauchrelevant,umdaraufhinweisenzukönnen,
dassdieunterschiedlichenDisziplinenkeinestrukturellanderenHerangehensweisen
anfeministischeLehreevozierenunddasswirunssolidarisierenkönnenundsol-
lenüberDisziplinengrenzenhinweg.Zudemthematisierenwirhier,wieFormenvon
(Un-)Gleichheit,Differenz,Herrschaft,Ein-undAusgrenzungunterfeministischer
PerspektiveinderLehredeswissenschaftlichenArbeitenspositioniertwerdenkön-
nen.Letzteresbeschäftigtunsbesonders,dawirinLehrpraxisund-erfahrungenimmer
wieder(nichtnurvonseitenderStudierenden)aufrhetorischeModernisierungsprozes-
se(Wetterer2003,2013)undeine»PolitikderDesartikulation«(McRobbie,2010)
stoßenbeziehungsweisediesesichtbarwerdenundwirunsdieFragestellen,wiewir
produktivdamitumgehenkönnen,ohneAbwehrundWiderstandzuprovozieren.
LautAngelaMcRobbiewirdheutejungenFraueneinneuerGeschlechtervertragan-
geboten,derdieDesartikulationfeministischerForderungenundInhalteim»neuen
Gender-Diskurs«(2010)beinhaltetundimGegenzugFrauendasAngebotmacht,öf-
fentlichsichtbarzuwerden,umamArbeits-undBildungsmarktzupartizipierenund
anderKonsumkulturundBürgergesellschaftteilzunehmen(2010).VordiesemHin-
tergrundbeschäftigenwirunszudemmitderFrage,obundwieesbeimEinbringen
feministischerInhalteindieLehrewissenschaftlichenArbeitensoderauchindienst-
lerischeProduktionSinnmachenkann,dasF-W ort(Feminismus)geradenichtoffensiv
zuverwendenunddennochsubversivfeministischzubildenundzuinspirieren.Damit
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meinenwireinefeministischeLehrhaltung,diedasSprichwortactionspeaklouderthan
wordsernstnimmt.Dasheißt,eineLehrhaltungzuverfolgen,dieinMethodenund
Didaktikfeministischgeprägtist,nichtnuri nT extenundLehrm aterialien.
DieLeser*innen,diesichimFolgendeneinenlinearenundklassischenAufsatzer-
warten,derinterpretativ-hermeneutischenakademischenFormelnfolgt,werdenvon
unseremBeitragüberraschtsein,dadieserwieauchdiefeministischeLehreselbst
vonMultivokalität,UnstimmigkeitenundZwischenräumengeprägtist,(Selbst-)Kritik
anregensollundimSinnedesSituiertenWissens(Haraway1995)Anknüpfungspunkte
fürfeministische(Lehr-)Praxenbietensoll.Wirgehendavonaus,inLehr-/Lernräu-
menaufaktiveundeigenständigePersonenzutreffen.InTeachingtoTransgress(hooks
1994)lernenwir,dassLehreundLernenauchheißt,verschiedenenWissensartenRaum
zugebenundauchV erbindungenzwischenakademischemWissenundLebensrealitä-
tenzuzulassenundeinzubringen.DeroptimaleLernraumistnichtexistent,aberwir
wollenunsihmannähern.MittelsderAutoethnografiealsForschungsmethodeund
alsFormwissenschaftlichenSchreibenswagenwirdenVersuchdersystematischenIn-
trospektionundeinerdreistimmigenSelbstreflexion/-befragung(EllisundBochner
2000;Ellisetal.2011;PloderundStadlbauer2013),umineinenDialogmitdenRe-
zipient*innenzutreten.InunsererAuseinandersetzunggehtesalsonichtdarum,ein
Konzept,ähnlicheinerVorlage,fürdieperfekteunduniversalefeministischeLehrezu
erarbeiten,sondernStrategienzudiskutierenundThemenzubeleuchten,dieAnregun-
genfüreinekritisch-feministischeLehrhaltunggeben.Wiebereitsbellhooks(2010)
gehtesunsumeineLehrhaltung,dieermächtigt,dieesLernendenundLehrendener-
möglicht,sichkritischmitdersieumgebendenWeltauseinanderzusetzenunddieseim
nächstenSchrittzuverändern.NichtnurinnerhalbunsererLehresindwirüberzeugt
davon,mitkonstruktivenKritikenundeinem»Im-Gespräch-Bleiben«herausfordern-
de(gesellschaftliche)Konfliktsituationenlösenzukönnen,dienichtimmer,aberoft
auffehlenderGeschlechtergerechtigkeitoderDethematisierungvonunterschiedlichen
BedürfnissenunterschiedlicherGeschlechterfußen.
WegeundZugängederAutor*innen
AuchwennessichbeidiesemT extumeinetheoretischd urchzogeneA utoethnogra-
fiehandelt,werdenimBeschreibendereigenenErfahrungen,dessubjektivenErlebens
dieGrenzenzwischenTherapeutischem,PolitischemundWissenschaftlichemüber-
schritten(EllisundBochner,2000).DabeigehteswenigerumdasAusbreitenunserer
eigenenGefühlealsLehrende,ForschendeundKunstschaffende,sonderndarum,die
eigenenverkörpertenErfahrungenalsQuellevonWissenundVeränderungfürdie
feministischeLehrezunehmen.bellhooksillustriertdies,aufBasisihrereigenenEr-
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fahrungen,folgendermaßen:»Thoseclassroomsweretheonespacewhereteachers
werewillingtoacknowledgeaconnectionbetweenideaslearnedinuniversitysettings
andthoselearnedinlifepractices«(1994,15).DieAuseinandersetzungmit(eigenen
undfremden)GefühlenundErfahrungenistdabeiunvermeidlicherundunverzicht-
barerBestandteildesForschungs-undSchreibprozesses(PloderandStadlbauer2013,
375).
FürdieinterdisziplinäreAuseinandersetzungmitund(Selbst-)Reflexionüberfe-
ministische(n)KonzeptionenvonLehreundvon(künstlerischen)Interventionenin
derPraxiswissenschaftlichenArbeitensistdieAutoethnografiebesondersgeeignet,da
sieandenGrenzenzwischenWissenschaftundKunstoperiertunddamitauchanden
GrenzendesjeweiligenFachesbeziehungsweisederjeweiligenDisziplin(Ploderand
Stadlbauer2013,401).DieAuseinandersetzungmitundeinDenkenandiesenGrenzen
kannzuneuenErkenntnisseninspirierenunddas(Selbst-)V erständnisalsLehrende,
ForschendeundKunstschaffendeschärfenundakzentuieren.DieseGrenzen,egalob
vonDisziplinenodervomeigenenSelbstverständnis,könnennichtnurüberschrit-
ten,sondernauchve rschobenwerden.Zudemsehenwirbereit sinunsererW ahlde r
AutoethnografiealsForschungsmethodeundalsFormwissenschaftlichenSchreibens
einenwesentlichen(subversiven)feministischenImpetus,dahiermitdieReflexionvon
MachtundHierarchiemiteinememanzipatorischenAnspruchbelegtundverknüpft
wird(PloderundStadlbauer2013,395ff.).UnsereT rialogesinddabeigleichzeitigPro-
zessundProduktderForschung(Ellisetal.2011).
Wir,dieAutor*innen,unterrichteninverschiedenenKonstellationen,anverschie-
denendeutsch-undenglischsprachigenUniversitäten,inGenderStudiesundauchin
anderenDisziplinenwieSoziologie,Erziehungs-undBildungswissenschaft,Kunst/Ar-
chitektur,diewirinsunserenT rialogennormativeKlassenzimmernennen.Indiesen
Lehr-undLernräumenstehtdieReflexionvongesellschaftlichenNormen,Ordnungen
undHierarchiennichtimZentrum,andereWissensfragenwerdenfokussiert.Durch
VernachlässigenderFragenachdenImplikationenvonGeschlechtlichkeitoder(im
schlimmstenFall)durchnichtreflektierendes,sondernnormierendesHandelngegen-
überdenStudierenden(z.B.durchBeharrenaufGeschlechterdichotomie)werden
unreflektierteNormativewiederholtundvertieft.NormativkannauchinBezugaufdie
DichotomiezwischendenLehrenden,dieimmerinhierarchischerBeziehungzuden
Studierendengesetztsind,bedeuten.DasAussprechenunddieReflexiondarüber,in
welchemSettingsichderKlassenraumbefindet,wirkthierklärend.Imnichtnormativen
KlassenzimmererkennenwirdieWichtigkeitvon(Selbst-)Reflexivitätalswesentliches
MerkmalderfeministischenForschung(Hesse-BiberundPiatelli2012)undLehre
(SchlüterundJusten2009)an.
WirhabenunszurV orbereitungder4.JahrestagungderÖsterreichischenGesellschaft
fürGeschlechterforschungversammeltundbegonnen,unsFragenzuunsererLehrpraxis
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zustellen.WirbegannenGesprächeüberdieFragenzuführen:Waszeichneteinefemi-
nistischeLernumgebungaus?IstderUnterrichtnotwendigerweisefeministisch,wenn
wirüberGeschlechtimUnterrichtdiskutieren?WiekönnenwirFeminismenund
feministischeIdeenimUnterrichtüberdieGeschlechterforschunghinaustransportie-
ren?FühlenwirunswohlmitdeminjedemUnterrichtskontext?GibtesSituationen,
indenenesstrategischsinnvollerist,dasF-Wort(Feminismen)(nicht)zunutzen?
WirtrafenunszuinternenWerkstattgesprächenundnahmendiesengemeinsamen,
praxisbezogenenErfahrungsaustauschmiteinemdigitalenAufnahmegerätauf.Unsere
TrialogeundDiskussionenwarenstrukturiertdurchdieobigenFragenundwurden
transkribiertunddadurchzuDaten,dieneueFragenundThemenaufgeworfenha-
ben.BasierendaufdiesenForschungsgesprächenhabenwiraufder4.Jahrestagung
derÖsterreichischenGesellschaftfürGeschlechterforschung(2016)eineersteAna-
lysevorgestellt.DervorliegendeArtikelenthältdaskritischeFeedback,daswirbeim
PublikumaufderKonferenzerhaltenhaben,sowieeineAnalyseweitererDialoge,
diewiralsT eamu ndalswissenschaftlicheAk tivist*innenineinerlokalenRadiosen-
dung(RadioHelsinki2017)geführthaben.UmunserefolgendenAusführungenüber
dasundFragennachdemEinbringenfeministischerundgesellschaftskritischerInhal-
teindieLehre,indaswissenschaftlicheArbeitenundinKunstproduktionenbesser
nachvollziehenzukönnen,brauchtesausunsererSichtaucheineVorstellungdesAu-
tor*innenteamsundihrerjeweiligenindividuellenHintergründeinunserenjeeigenen
Stimmen:
Autor*inL:Ichbineineverpartnerte,kinderloseCis-FrauundpromovierteErziehungs-
undBildungswissenschaftlerin,dieauseinerArbeiter*innenfamiliestammendalserstes
MitgliedderFamilieeinHochschulstudiumabgeschlossenhatundnunauchander
Universitätlehrendundforschendtätigist.MeinethematischenSchwerpunktesind
feministischeGeschlechter-undMigrationsforschungundProzessederDigitalisierung
inderSozialenArbeit.MeinInteresseanderKategorieGeschlechtunddenZugang
zudiesemThemamöchteichhierkurzskizzieren:IchselbsthabeErziehungs-undBil-
dungswissenschaftensowieGenderStudiesstudiertundmichbereitsseitdenAnfängen
meinesStudiumsmitGeschlechterfragenbeschäftigt.DurchdenBesuchzahlreicher
Seminare,DiskussionenmitKommiliton*innen,FamilieundFreund*innensowiedie
W ahl,ingeschlechterbezogenenArbeitsfeldernpädagogischtätigzusein,fandeine
VertiefungindieThematikstatt.Außerdemwarundistesfürmichselbstverständlich,
dassichmichmitGeschlechterfragen,-verhältnissenund-differenzenbeschäftigeund
normative,hierarchische,polareV orstellungenvonGeschlechterrollenund-ordnun-
genkritischhinterfrage.ImAustauschmitanderenhabeichaberbemerkt,dassdiese
BetrachtungvonGeschlechtals(pädagogisch)relevanteKategorielängstnichtvon
allengeteiltwirdundmeinePositionoftmalsderLegitimationbedarfundalsindivi-
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duellgeprägtesInteressebeziehungsweiseindividuelleOrientierunggesehenwird.Für
michkristallisiertesichzunehmenddieFrageheraus,warumdiefeministischeThema-
tisierungvonGeschlechtimerziehungswissenschaftlichenDenkenundpädagogischen
Handelnoftmalsalsobsoletbetrachtetwird,wenn(ausmeinerPerspektive)einreflek-
tierenderU mgangmitGeschlechtern(noch)nichtT eil(sozial-)pädagogischerPraxis
ist.
Autor*inX:Ichwarcirca13Jahrealt,alsichmitrotemAutolackeinFrauenzeichen
aufmeinegrüne70er-Jahre-SchilftapetemeinesKinderzimmersgemalthabe,zumEnt-
setzenmeinerEltern.DasZimmerbefandsichineinemEinfamilienhausineinem
steirischenDorf,indemeskeinGeschäft,dafürabervielfamiliäreGewalt,Alkoholis-
mus,undnebstvielenBauernhöfenscheinbarnureinenArbeiter*innenhaushalt
gab:unseren.I chhabemichmitdieserW andmaler eiderfeministischenArbeitver-
schrieben.InmeinerArbeitalsSozialarbeiterinundinmeinerpolitischenArbeitals
FrauenbeauftragtederStadtGrazhabeichvieleindividuelleLebensgeschichtenvon
Frauen,MädchenundT ransgender-Personengesammelt,hinsichtlichdererichspäter
versuchthabe,sieineinemsoziologischenRahmenwerkzuverstehen.Ichhabemeinen
PhDinSoziologieindenUSAabsolviert,woichnunverheiratetundMuttereinesKin-
desbineineheteronormativePatinafüreinequeerfeministischeIdentifikationund
Kalibrierung.IchhabeindenletztenJahrenanverschiedenstenUniversitäteninÖs-
terreichunddenUSAunterrichtet,kommeaberausderfeministischenGruppenarbeit
mitMädchenundhabeErfahrunginErwachsenenbildungundW orkshops.Derzeit
versucheichBiogärteninFrauengefängnissenimAuftrageines»feministischenpar-
ticipatoryactionresearchframeworks«zubauen.Hierbeibewegeichmichindem
SpannungsfeldeinerseitsT eileinesnor mierendenunddisziplinierenden»p risonin-
dustrialcomplex«zuseinundandererseitsauchgegendiesesSystemzuarbeiten,eszu
unterlaufenoderzumindestzuerodieren.
Autor*inO:IcharbeitederzeitfreiberuflichalsKünstlerin,Kulturarbeiterinundin
derForstwirtschaft,habeBiologieundArchitekturstudiert,binpromoviertimBe-
reichVisuelleKulturundKulturanthropologie.IchbinverheiratetundhabeeinKind,
habeanverschiedenenösterreichischenUniversitätenunterrichtet,meistinderRegel-
lehreimFachbereichZeitgenössischeKunst,aberoftanknüpfendangendersensible
Thematik en.I mNachhineinwürdeichbeha upten,dassichalsT omboyaufwuchs,da-
malskannteichdenAusdrucknochnicht.Ichwarstolz,wennUnbekanntemichals
Jungenidentifizierten.MeineElternversuchtennicht,michzuverbiegen.MeinV ater
wünschtesichjaauchdenJungen,erunterstütztemeinedamalsklassischemännliche
AusbildungalsHochbautechnikerinundspäterzurArchitektin.Erwollteunbedingt,
dassichdenLKW-Führerscheinmache,undnochspäterkonnteichihmauchdieFreu-
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deeinerAusbildungimBereichderForstwirtschaftbereiten.Unddennochgabesda
Grenzen.Menschen,diemirsubtiloderwenigersubtilklarmachten,dassichdaineine
fremdeDomäneeindringeundhiernichtsverlorenhabe.DieseGrenzenkonnteich
mit15Jahrennochnichtstrukturellerfassen.AberdurchdiekontinuierlicheSuche,
unzähligeDiskussionen,Bücher,vielebesuchteLehrveranstaltungenderinden1990er
JahrenaufkommendenGenderStudiesergibtsichfürmicheinklareresBilddessen,
wasdenkleinenUnterschieddesGeschlechtsdarstellt.DurchinhaltlicheFokusver-
schiebungenmeinerInteressenvonanfangsstarktechnischenAusrichtungen,unter
anderemauchMedienkunst,hinzuvermehrtgeisteswissenschaftlichen,kunst-undkul-
turwissenschaftlichenThemenbereichenhabeichauchdieProblemfelderzurFrageder
MöglichkeitenemanzipatorischerundfeministischerLebenskonzeptekennengelernt,
die,egalobsiesichjetztimBereichderNaturwissenschaftenoderderGeisteswissen-
schaftendarstellen,höchstähnlichesind,teilweisegänzlichaustauschbare.
Unsallenistgemein,dasswirfeministischunterrichten(wollen)undGemeinsamkeiten
beziehungsweiseähnlicheErfahrungenhaben,dieunszuunsereminterdisziplinären
AustauschundzumSchreibendiesesBeitragsinspiriertundmotivierthaben:Beim
EinbringenfeministischerInhalteindieRegellehrerespektiveinKunstprojektesind
undwarenwirimmerwiedermitWiderständenbeziehungsweisenegativenReaktio-
nenkonfrontiert(Liebig2009).FeministischeLehrefindetineinemKontextstatt,
indemFrauenfeindlichkeitundAntifeminismus(wieder)salonfähigsind(Scambor
undJauk2018).EsgibtPersonen,diebehaupten,dassessichumeinüberholtes
ThemahandeltunddasssiekeinInteressehaben,sichdamitzubeschäftigen.Auch
AnneSchlüterundNicoleJusten(2009)sahensichinihrerUntersuchungdamitkon-
frontiert,dassvieleStudierendeeineAbwehrhaltunggegenüberdenGenderthemen
haben.DurchgesellschaftlicheTransformationsprozessewiedieEntöffentlichungund
DethematisierunggeschlechtshierarchischerWidersprücheunddieIndividualisierung
gesellschaftlicherKonflikte,dieihreLösungzueinerPrivataufgabemachen,werdenge-
schlechtsbezogeneUngleichheit,HierarchieundBenachteiligungverdeckt(vgl.Bitzan
2002,30).Alledreikennenwirdasdesinteressierte,manchmalrötlich-erregteGesicht,
wenndasF- WortFeminismusoftbewusst,manchmalunbewusstindenakademi-
schenLern-undForschungsraumgesetztwird.UnseresubjektivenErfahrungensind
eingebettetingesellschaftlicheRahmenbedingungenundGeschlechterarrangements,
diesichimSpan nungsfeldvonW andel,Beharrun gund(Re-)T raditionalisieru ngbe-
finden(Riegraf2015,11f).DieGeschlechterverhältnissesindindenletztenJahren
inwidersprüchlicherWeiseinBewegunggeraten:Zumeinenscheinteszueinerall-
mählichenAufweichunggeschlechtsspezifischerT rennungslinieninderBerufs-und
Arbeitsweltzukommen(Kutzner1999).ZumanderenisteineerstaunlichstabilePer-
sistenzundsogarVerfestigungzubeobachten(Wetterer2002).
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GesellschaftsanalytischeRahmungunserersubjektiven
Erfahrungen:RhetorischeModernisierungsprozesse
undeinneuerGeschlechtervertrag
Dievonuns(nichtnurinderLehre)wahrgenommenenZurschaustellungendesNicht-
mehr-nötig-HabensbeziehungsweisedieAnnahmedesZu-weit-Gehensfeministischer
Politik(Fegter2012)sindkeinepartikularenundindividuellenPhänomene,sondern
T eilak tuellergesellschaftlicherEntwicklungen,derauchtheoretischgefasstwurdeund
demwirunsnunzuwenden.AlsReferenzrahmenbeziehenwirunsaufÜberlegungenzu
rhetorischenModernisierungsprozessen(Wetterer2003)undnehmenBezugaufeinen
neuenneoliberalenGeschlechtervertrag(McRobbie2010).AngelikaW etterermerkt
hinsichtlichderFragennachderModernisierungundderRelevanzdesGeschlechter-
verhältnissesinderheutigenwestlichenGesellschaftan,dassdiegegenwärtigeSituation
vorallemdurchWidersprüche,BrücheundUngleichzeitigkeitengekennzeichnetsei
(vgl.2003,288).SiebeschreibteinNebeneinandervonGleichheitundUngleichheit
unddieDiskrepanzzwischendenÜberzeugungenunddemHandelnderIndividuen.
AngelikaW ettererbeschreibtmitdemBegriffder»rhetorischenModernisierung«ei-
neNeuerung,»diesichimDiskursundderSprache,kaumjedochinderPraxiszeigt«
(2006,12).DieserWiderspruchwirdvondenIndividuenmitderDethematisierungder
Ungleichheitaufgelöst,welchedadurchjedochnichtausderW eltgeschafft,sondern
vielmehrvorKritikgeschütztwird.DiehierarchischeStrukturderGeschlechterunter-
scheidungwirdausdemindividuellenErfahrungs-undSprachrepertoireausgeschlossen
unddamitunsichtbargemacht(vgl.W etterer2003,290).InAnlehnunganCornelia
KoppetschundGünterBurkart(1999)nenntAngelikaWettererdieMechanismen,auf
diedabeizurückgegriffenwird,die»LogikderDiskurse«(Wetterer2003,298).Dabei
wirddieU ngleichheitals» Folgeeine rfreienundbewusstgetroffenenW ahl«(2003,
298)verstanden,fürwelchedieAkteur*innenselbstverantwortlichseien;strukturell
angelegteProblemewerdensopersonalisiertundindividualisiert.DieparadoxeSitua-
tionbestehtsomitdarin,dasswährendinderDiskurslogikeineGleichheitsrhetorik
vorherrscht,inderPraxissozialeUngleichheitenfortbestehenkönnen.AngelikaWet-
terersprichtindiesemZusammenhangdavon,dassGleichberechtigungals»Regulativ
desRedens«fungiert(2013,247).
UmdieFragenachdertheoretischenRahmungunserersubjektivenErfahrungen
zukonkretisieren,habenwirauchdieÜberlegungenvonAngelaMcRobbieheran-
gezogen.SiekonstatiertinihrerStudieT opGirlsFeminismusundderAufstiegdes
neoliberalenGeschlechterregimes(2010),dassgegenwärtigjungenundgutausgebil-
detenFrauenauswestlichenLändernvonseitenneoliberalerRegierungsformenund
Popkulturenein»neuerGeschlechtervertrag«(2010,57)und»eineArtrhetorische
Gleichheit«(2010,18)angebotenwürden.Ihnenwirdofferiert,anderÖffentlichkeit
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teilzuhaben,amArbeitsmarkterfolgreichzupartizipieren,sichweiterzubilden,selbst-
bestimmteinenoderauchkeinenKinderwunschzuartikulierenundgenugGeldzu
verdienen,umaneineranKonsumorientiertenGesellschaftteilzuhaben(vgl.2010,
37).Diedamit(performativ)hervorgebrachtenFrauen(-bilder)zeigendieerreichten
ErfolgeinderGleichstellungderGeschlechterundlegennahe,dassfeministische
InterventionenundKritikan(patriarchalen)Herrschaftsverhältnissennichtmehrnot-
wendigseien(vgl.Klinger2014,323).ImGegenzugzuröffentlichenSichtbarkeit
wirdvonFrauenallerdings(implizit)erwartet,auffeministischePolitikundPositio-
nenzuverzichten(vgl.McRobbie2010,37).ZwarwerdenindieserV orgehensweise
dieErfolgedesFeminismusanerkanntdiesistaucheinzentralerUnterschiedzu
traditionellenBacklash-Debatten–,dochfeministischeGesellschaftskritikwirdalsun-
zeitgemäßabgetan.DenVerzichtauffeministischeInhalteundForderungennennt
AngelaMcRobbieinAnlehnunganStuartHall»PolitikderDesartikulation«(2010,
47ff.).DieseÜberlegungenverbindensichmitdenvonSusanneMaurer» Verheißun-
gendesNeoliberalismus«(2006,241)genanntenStrukturen.Siethematisierendas
AufgreifenunddieFunktionalisierungemanzipatorischer,feministischerAnliegen,die
dieseaufdieFragenachErwerbstätigkeitundWettbewerbsfähigkeitreduzieren:So
sinddiehohenErfolgsquotenbeiderErlangungvonQualifikationenzumMaßstab
derbishererreichtenGleichberechtigunggeworden(vgl.McRobbie2010,113).Auch
empirischlässtsichnachzeichnen,dassbeiderstudentischenAuseinandersetzungmit
GeschlechtundGeschlechterfragenaufdenvonAngelaMcRobbiekonstatiertenneu-
enGeschlechtervertrag(2010)sowiedie»rhetorischeModernisierung«(Wetterer
2003)BezuggenommenwirdunddiesealsOrientierungsrahmenrekonstruiertwer-
denkann(Klinger2014,2015).BeideKonzeptescheinendenstudiumsbezogenenund
wissenschaftlichenErfahrungsraum,indemdieakademischeSozialisationerfolgt,zu
überlagernundzudominieren.
AutoethnografischeDialoge/Trialoge:VomSuchenundFinden
feministischerLehrhaltungenund-praxen
WirgehenimFolgendenineinemdialogisch-autoethnografischenProzessderFrage
nach,wasfürunsLehreausmacht,dieimSpannungsfeldvonwissenschaftlichemAr-
beitenundgesellschaftskritischemImpetusangesiedeltist.Gleichzeitiggehenwirder
Fragenach,obundwieesbeimEinbringenfeministischerInhalteindieLehreunddas
wissenschaftlicheArbeitenSinnmachenkann,dasF-W ort(Feminismus)gerade(nicht)
offensivzuverwendenunddennochsubversivfeministischzubildenundzuinspirieren.
UnsereautoethnografischeNarrationistnichtalsfertigeAnalyseoderForschungser-
gebniszuverstehenundendetauchnichtmitderProduktionbeziehungsweiseAbgabe
Teachingwith/outtheF-Word
39 JournalfürPsychologie,27(1)
diesesT exte s,sondernerstmitdemsin nlichen,emotionalenErlebenderjeweiligenLe-
ser*innen(EllisundBochner2000).DerT extistsomitalsV erstehens prozessaufseiten
derSchreibendenzuversehen,deraufBasiseinerreflexivenAuseinandersetzungmit
derSubjektivitätderAutor*innen(PloderundStadlbauer2013,391)dieLeser*innen
dazuauffordert,durchdieda rgelegteWirklichk eitundW ahr nehmungdieerörterten
Ergebnissezutransformierenundmitzuproduzieren(PloderundStadlbauer2013,
378).DahinterstehtdasZielfeministischerLehre,dassesnebenderVermittlung
grundlegenderInhalteauchimmerdarumgeht(Reflexions-)RäumeundMöglichkei-
tenzubieten,umüberHierarchiennachzudenkenunddiesezubrechen,unddamitals
LehrendeauchimmerLernendezubleiben(hooks2010).FürdasUmsetzenundAus-
differenzierendieserZielerespektivefeministischerLehrhaltungenund-praxengibt
eskeinRezeptwissenundauchkeineeinfachenWenn-dann-Kausalitäten,sondernes
handeltsichdabeiumeinenkomplexenProzess,dersichimpermanentenDiskursund
Austauschmitanderensowieinderomnipräsentenund-relevanten(Selbst-)Reflexion
entwickelt.ImFolgendenwerdenwiranhandautoethnografischerAuszügeEinblicke
inunserengemeinsamenProzessdesSuchensundFindensfeministischerLehrhaltun-
genund-praxengeben.HierfürdiskutierenwirgleichsamdreistimmigdieFrage,was
feministischeLehreausmacht,dieimSpannungsfeldvonwissenschaftlichemArbeiten
undgesellschaftskritischemImpetusangesiedeltist.
Autor*inL:FürmichstelltsichimmerwiederdieFragenachderFormationderSub-
jektedurchgesellschaftlicheDiskurse.SomiteröffnetsicheinePerspektiveaufdas
ZusammenwirkenunterschiedlichergesellschaftlicherDiskurse,mittelsdererzentrale
gesellschaftlicheNormentransportiertwerdenundandenensichdieIndividueninih-
renLebens-undExistenzweisenorientieren(müssen).LautAndreaMaihofer(2002)
wirdfolgendewichtigesubjektorientierteFrageentwedergarnichtmehrodernurmehr
insehrreduzierterFormgestellt:Wiewirdin»diesenkonkretenGesellschaftsverhält-
nissenunterBedingungeneineshegemonialenDiskursesqualitativer,heterosexueller
GeschlechterdifferenzauseinemkleinenWeseneineerwachsene›Frau‹(und)oder
einerwachsener›Mann‹[…]undwie[…]modifiziert[sich]diesimLaufedesLe-
bens«(2002,16)?DieseFragenachdem»SubjektundseinerGeschichte«(Dausien
2006,17),alsonachdem»Gewordensein«vonGeschlecht,hatdieArtundWeiseim
Blick,wieindieserGesellschaftIndividuendiesichalsFrauoderMann»geworden«
und»seiend«empfindenexistieren,sichverändern,handelnunddenken(Maihofer
1995).DeshalbistesfürmichnebenderV ermittlungtheoretischerundfachlicherIn-
halteauchwichtig,gemeinsammitdenStudierendendieAnalysedergesellschaftlichen
Diskurseu ndder enE influssaufW ahrnehm ungs-,H andlungs-undBewertungspro-
zessestärkerzuberücksichtigen.Diesbedeutet,diegegenwärtigengesellschaftlichen
DiskurseundgesellschaftlichenTransformationsprozessestärkerindertheoretischen
SabineKlinger,DanielaJauk&NicolePruckermayr
40JournalfürPsychologie,27(1)
KonzeptionwieauchderempirischenForschungaufzugreifen.Diesbedenkend,kann
inZeitenneoliberalerV ereinnahmungenundVerkürzungenauchdieFragenachdem
sozialisatorischenHorizontder(De-)ThematisierungvonGeschlechtunddamitzu-
sammenhängendauchdieBedeutungvonFeminismusundFeminismen(mitden
Studierendengemeinsam)neuverhandeltwerden.InmeinerLehreversucheichdiesauf
unterschiedlichenEbenenumzusetzen.HierstehtdieV ermittlungvontheoretischem
Fachwissen(a)ebensoimZentrumwiedieBerücksichtigungkritischerGesellschafts-
diagnosenundgeschlechterreflektierenderunddiversitätsbewussterFachinhalte.Die
theoretischenBezügevariiereichhierjenachLehrveranstaltungsschwerpunkt.Dabei
isteineinteraktiveanstatteinerinstruktivenbeziehungsweiseunidirektionalenBear-
beitungderInhaltevongroßerBedeutung.ZurdidaktischenV ermittlungerscheinen
mirunteranderenfolgendeLehrmethodenbesondersgeeignet:Murmelgruppen,Ro-
tierendePartner*innengespräche,Fishbowl-Diskussion,World-Café(TheWorldCafé
CommunityFoundation2018),Gender-ActivityundWissens-Staffellauf(Portmann
2015).UmfeministischeInhaltevermittelnzukönnen,isteinpraxisorientierterZu-
gang(b)fürmichsehrwichtig.AlsbesondersbereichernderlebenStudierendedie
zumeinenLehrveranstaltungenregelmäßigeingeladenenGastvortragendenausun-
terschiedlichenfeministischenKontextenundKunstprojekten.NebenGastvorträgen
nutzenwiralsdidaktischeMethodenfallbezogenekollegialeBeratung(Schlee2012),
soziometrischeAufstellungen(AmelnundKramer2014)undBeobachtungsaufträge,
AnalysevonZeitungsartikelnundY outube-Videos.ZudemhabeichmitderIntegration
einerbiografieorientiertenHerangehensweiseinderLehrebesondersguteErfahrun-
gengemacht.InsbesonderewennesumdenUmgangmitWiderständengeht,istdiese
selbstreflexiveEbeneunddiewertfreieBefragungderjeweiligenLebensrealitätenein
wichtigesHilfsmittel.DasBewusstmachenvonDenk-undHandlungsmusternsowie
dasHebenundNutzbarmachenlebensgeschichtlicherRessourcensinddabeiwichtig,
dasozialeFragensowieAspektederErziehungundBildungbiografischenEinflüssen
unterliegen,diehäufigunbewusstbleiben.EsstehtdabeiabernichtnurdasIndividuum
selbstimZentrum,sondernauchgesellschaftliche,historischeundkulturelleKontexte
werdenlernwirksam.Umdieszuermöglichen,arbeitenwirindenLehrveranstaltun-
genjenachSchwerpunktmitunterschiedlichendidaktischenLehrarrangements,zum
BeispielKartenspiel-Barnga(LocalPlayerso.J.),Privilegientest(PortalIntersektionali-
tät;BergischeUniversitätWuppertalo.D.),angeleiteteSelbstreflexion(Mafalda2014),
Freewriting(Wolfsberger2010),BiografischeInterviews(Kirchhof2008),Autoethno-
grafie(PloderundStadlbauer2013).
Autor*inO:MeineHandlungenundmeinDenkensindwesentlichgeprägtvonder
BiologinAnneFausto-Sterling.AnneFausto-SterlinghatmeineSichtweiseaufGe-
schlechtsidentitätmaßgeblichgeformt.IhreKonzeptionierungeinesmultidimensiona-
Teachingwith/outtheF-Word
41 JournalfürPsychologie,27(1)
lenGeschlechtsraumesAnfangder1990erJahrekenntkeinePolbildungwiemännlich
oderweiblich,SexundGender,sondernhateinvieldimensionalesAchsensystem(z.B.
genetisch,zellulär,hormonell,anatomisch,Umwelteinflüsse,Erfahrungen,Alteretc.)
(Fausto-Sterling1993,2000).DieAuflösungderKategorisierungen,aberauchdas
verqueerenunsererIdentitätenbietenenormwichtigeAnhaltspunkte,umallenunter-
schiedlichenGeschlechternihreMenschlichkeitzugewährleistenunddieMöglichkeit
gebenzukönnen,ihrefriedvollenAuseinandersetzungenmiteinanderauszuleben.Ich
arbeiteimMomentaneinemumfangreichereninterdisziplinärenKunst-,Forschungs-
undFriedensprojekt,welchessichmitDemokratieundFriedenaufderStraßeaus-
einandersetzt(vgl.https://comradeconrade.mur.at).MeinStartpunktwar,einewirk-
lichkeitsgerechtereSichtbarkeitvonunterschiedlichenGeschlechternimöffentlichen
Raumzuthematisierenundzuforcieren.HiergehtesumW ürde,einLebenohneHer-
abwürdigungundvorallemauchdarum,Grenzüberschreitungenanzusprechen.Esgeht
darum,alleMenschenalsvollwertigeMenschenzusehenundzuhören,intersektio-
nalmitunserenjeweiligenGeschlechtsidentitätenundHerausforderungen.Mitdem,
wiewirsindundwaswirkönnen,sindwirinderLage,gemeinsameinepositiveZu-
kunftsvisionzuentwickeln,aberdazumüssenalleGeschlechterdialogischhereingeholt
werden.InderArbeitmitStudierenden,abernichtnurdort,versucheichdiskursive
Räumeaufzumachen,dienichtinstarrenGegenpositionenenden,sondernimbesten
FalleinekonstruktiveResonanz(Rosa2016)hervorrufen.Projektorientiertesundfor-
schungsgeleitetesArbeitenbietethierguteMöglichkeiten.ImKontextderLehreist
esfürmichwichtig,einensicherenRaumaufzumachenunddiesendannauchdurch-
gängiggeschütztundreflexivzuhalten.VerletzungenundgewaltvolleErfahrungen(zu
denenichauchsprachlicheUnterdrückungsprozessezähle),dieinnerhalbvongeschütz-
tenRäumenpassieren,sindnochvielerniedrigenderalsanderswo,dasieinnerhalbder
scheinbarenSicherheiterfolgen.NichtnurinnerhalbmeinerLehrebinichüberzeugt
davon,mitkonstruktivenKritikenundeinem»Im-Gespräch-Bleiben«herausfordern-
de(gesellschaftliche)Konfliktsituationenlösenzukönnen,dienichtimmer,aberoft
auffehlenderGeschlechtergerechtigkeitoderDethematisierungvonunterschiedlichen
BedürfnissenunterschiedlicherGeschlechterfußen.
AutorinX:IchbininspiriertvonHalberstamsGagafeminismus(füreineZehn-Minu-
ten-VideoperformancezugagafeministdidacticssieheJauketal.2017).Die»Kunst
desGaga«ist»einePolitikdesfreienFalls,wildenDenkens,undderfantasievollen
Neuerfindung,dieambestenvonKindernunterAcht,Frauenüber45unddenAr-
meenmarginalisierter,verlassenerundunproduktiverMenschenrepräsentiertwird«
(Halberstam2012,xv).Dasheißtfüruns,diewirLernenmöglichmachensollen,
selbstannichtnormativenOrtenzulernen,aberStudierendenauchzuerlauben,die
RänderundUngewöhnlicheszuuntersuchen,umdiesozialeW eltrundumsiebesser
SabineKlinger,DanielaJauk&NicolePruckermayr
42JournalfürPsychologie,27(1)
zuvers tehen.Also:W aswä re,wennwirhinausgehenundaneinemsozialenP rotest
teilnehmen,anstattdie67.PowerPoint-Foliezuprojizieren?Lasstunsauchungewöhn-
licheLernorteinunsereKlassenräumebringen.Dasheißt,V erbindungenherzustellen
zusozialerPraxisunddiesozialeW eltinunsereLernumgebungenzubringendurch
Gastreferent*innenundAktivist*innen,kurz:auchPlatzzumachenfürMenschen,die
mantypischerweisenichtanderUniversitätsiehtundauchihnenunsereKursräume
zugänglichzumachen.Lernenfürunsheißtauch,LehrbücherummehrLernmateria-
lienzuerweitern,zumBeispielumKunst,Artefakte,Multimedia.Unddasheißtauch,
technik-undcommunitypositiveFeminismenaufvielenW egenindasKlassenzimmer
zuholen:DaskönnenGastreferent*innensein,dieausGuatemalaeingeskyptwerden,
daskönnenCyberfeministinnensein,dieunsonlinefeministhackingbeibringen,das
kannfeministischeNetzkunstsein,dassindlokaleFarmer*innen,diefoodinsecurity
bekämpfenundbiologischeT omatenalsSnackbringen,dassindqueereAktivist*in-
nen,dieeinvonihnenentwickeltesTheaterstückimUnterrichtsraumaufführen.Als
feministischeLehrendemöchteichauchStudierendeindieCommunitysbringen(auf
ressourcensensitiveWeise,sodasssiebeitragen,nichtwegnehmenoderbelasten).Ich
möchteLernräumeko-kreierenunddenStudierendenalsLerner*inbegegnen,diesich
bewusstist,dasssieV erantwortungträgtfürgerechtenInformationsinput,aberkein
mechanischerundkonsumorientierter»Lektionsautomaton«ist.IchmöchteFragen
evozierenundaushalten,dassFeminismennichtimEntweder-oder,sondernimSo-
wohl-als-auchexistieren.Ichmöchtemichundandere(s)hinterfragendürfen.
IndengemeinsamenGesprächen,DialogenundReflexionenderAutor*innenstand
auchdieUmsetzungunsererfeministischenLehrhaltungimZentrum.Dabeiteiltenwir
dieErfahrungen,immerwiedermitWiderständen,Abwehrhaltungenbeziehungsweise
negativenReaktionenkonfrontiertzusein.Unterschiedlichwarhingegenunserindivi-
duellerundkontextabhängigerUmgangmitdemF-W ort,welcherineinemregenund
interessiertenAustauschmündete.DieEssenzdiesesDiskurseswirdentlangfolgender
Fragedargestellt:WiekanneinefeministischeLehrhaltungund-praxisaussehen,die
mitund/oderohnedenBegriff»Feminismus«respektive»Feminismen«auskommt?
WiesiehtderUmgangmitdemF-Wortaus?
AutorinX:IchbinindenmeistenLernräumen,indenenichunterrichtethabe,sehr
klarundsteckemirdasF-WortandenHut.Ichtrageesvormirher,ichsprecheesaus,
ichsetzeesindieMittedesRaumesamerstenTag.IchbehandleeswieeinenDiaman-
ten,ichbinstolzaufFeminismenundalldiedenkendenPraktiker*innen,dieWegefür
unsaufbereitethaben.Ichfindeeswichtig,transparentundauthentischzusein,und
»feministisch«ist,wasichBIN,wasichimmerwar,auchwennsichBedeutungendes
Wortesveränderthabenundimmermultipelsind.Ichmachemichangreifbarundich
Teachingwith/outtheF-Word
43 JournalfürPsychologie,27(1)
macheWerbung.WennStudierendedas»rötlich-erregteGesicht«bekommen,dann
bekommeichmanchmalAngst,aberichhabemichnochniegeschämt.Dannistes
sowunderbarundhilfreich,alledaranzuerinnern,dasswirinderWissenschaftveran-
kertsindundevidenzbasiertarbeiten.HermitdenDaten!Hermitdersystematischen
Forschung.MeineT eamteacherkolleg*inDr.SolveigH aringhatmichimgemeinsamen
Lehrengelehrt,indererstenEinheitklarzumachen,dass»Privatstatistiken«indiesem
Lernraumnichtwillkommensind.DassinddieeinzelnenBeispieleundAusnahmen,die
wirallekennen.EtwadieNachbarin,diemehrverdientalsihrEhemann,derseinerseits
jedeW ochedasHausreinigt.OderderOpa,der50JahregerauchthatundkeinenLun-
genkrebsbekam.AlsWissenschaftler*inwillichDatensehen.IchwillMustererkennen
helfen.Unddabeiaucheinesklarmachen:Lohnunterschiede,Gewalt,Geschlechterste-
reotypen,dasbinäreGeschlechtersystemalsZwangskorsettfüralleMenschendageht
esnichtnurumFrauen.Feminismusistfürallegut.AberichhatteauchdasPrivileg,in
SoziologieundGeschlechterforschungzuunterrichten,unterderKäseglocke.Ichbin
mirsicher,inArchitekturundT echniktrifftmanaufvielerötlich-erregteGesichterund
untergräbtvielleichteigeneAutoritätmitdieseroffensivenF-W ort-Strategie.Wennich
imLernraumoffensivfeministisch»performiere«undMachtunterschiedeindenMit-
telpunktallerThemenstelle,dannnehmeichdenStudierendenvielleichtauchdas
»Aha-Erlebnis«desEntdeckens,dieÜberraschung,diedaist,wennmenschDaten
verstehenlernt,undsieht,dass»Gender«manchmalbuchstäblichLebenundLebens-
chancenzerstörtundLebenverhindert(Stichwort:selektiveAbtreibungen,Femizid).
Autor*inL:InmeinerLehregeheichmitmeinereigenenfeministischenGrund-
haltungeherdefensivum.AuchdasF-W ortwirdvonmirvorallemzuBeginnder
Lehrveranstaltungenseltenverwendet.AusmeinerErfahrungistFeminismusFemi-
nismensindkaumbekanntfürStudierendeetwasV erstaubtes,dasobsoletgeworden
ist,obendreinnochnervtundnurvereinzeltaufZuspruchstößt.UmdieStudieren-
denalsosozusagennichtmitdemgleisendenundhellenLichtdesfeministischen
DiamanteninderMittedesRaumes(sieheoben)zublenden,favorisiereiches,vor
allemfeministischePrinzipienundAnliegen(z.B.Solidarität,HinterfragenvonNor-
mativitäten,AufzeigenstrukturellerUngleichheit,dieLebensweltenderStudierenden
ernstnehmen,Intersubjektivität,Emanzipation)zuvermittelnundnachdiesenzuagie-
ren.DabeistehenunterschiedlicheKategoriensozialerUngleichheit(Klasse,Rasse,
Gender,Alteretc.)imZentrum.HiergreifeichauchgerneaufdidaktischeStrategien
dergeschlechterreflektiertenPädagogikzurück.DabeihandeltessichumdieDrama-
tisierung,dieEntdramatisierungunddieNichtdramatisierungvonGeschlecht(Debus
2012,150f.).DramatisierendeHerangehensweisensindunteranderemsinnvoll,wenn
diepädagogischeArbeitdieT eilnehmendenzu mN achdenkenüberGeschlechterver-
hältnisseanregensoll.DurcheineentdramatisierendeHerangehensweisekannsichtbar
SabineKlinger,DanielaJauk&NicolePruckermayr
44JournalfürPsychologie,27(1)
gemachtwerden,dassGeschlechtnichtdieeinzigeDifferenzkategorieist.DieStrategie
derNichtdramatisierungzeichnetsichdadurchaus,dasssieGeschlechtunteranderem
alsAnalyseansatzimHinterkopfbehält,esabernichtindenMittelpunktderpädagogi-
schenAktivitätenstellt.NichtdramatisierendeAngebotebeginnenineinemRaum,in
demGeschlechtnichtalszentralgesetztist.ZieledieserStrategiesind:Förderungin-
dividuellerVielfaltundindividuellerKompetenzen,Auseinandersetzungmitanderen
ThemenalsGeschlecht(Debus2012,155).Daskannauchbedeuten,immerwieder
aufsNeueinfragezustellen,obbestehendeKategorienderKomplexitätmenschlicher
Lebensrealitätenentsprechen,unddieFragenach»anderen«Kategorienzustellenund
somitdiverseRelevanzsystememiteinzubeziehen.Miristeswichtig,einengrundle-
gendengesellschaftlichenBezugherzustellen,dermitdengesamtenLebenserfahrungen
derStudierendenverwobenist.Zudemistesmirwichtig,begeisterndzubildenund
nicht(immer)»kämpferischundernst«zuüberzeugen.MeinZielistes,dieNorma-
tivitätgesellschaftlicherKompetenz-undHandlungserwartungennichtungebrochen
zutransportieren.InmeinenLehrveranstaltungengiltes,dieseNormenselbstkritisch
zuhinterfragenunddiesegegebenenfallsinBezugaufeinealternativeLebensführung
undeinehumanereW eltzuverändern.Spätestenswenndiese»subversive«Strategie
FrüchteträgtunddieStudierendenihreeigenenV orstellungenundVorurteileaufgrund
dergeführteninhaltlichenDiskussionenzumindesteinmalinfragestellenwollenund
können,istesfürmichZeit,mirdasF- Wortstolz,offensivundmitBegeisterungan
meinenHutzuheften.VondenStudierendenverlangeichindiesemZusammenhang,
sicheinenAbstandzurumgebendenWeltzuverschaffenundsichaufeinReflektierend-
AbwägendeseinzulassensowieaufmöglicherweiseNeuesundUnbekanntes.
Autorin*O:AusmeinerErfahrungisteswichtig,feministischenInhalteninderLehre
treuzubleiben.Dasheißt,diebeständigeEinforderungfeministischerThematikenist
notwendig,dasiesonstleichtzuverschwindendrohen,nichtausAbsicht,sondernauch
ausGewohnheit,dasiesonstebenoftauchnichtvorhandensind.Beispielsweisehabe
ichvieleJahremitdefinitivnichtfeministischAgierendenzusammengearbeitet,auchin
Lehrräumen.Mirwarhierwichtiger,eineBevorzugungeinesGeschlechtsseiesjetzt
aufStudierendenseite,seiesinderAuswahlderAnschauungsbeispielenichtzuzulas-
senundaktiveinefeministischeHaltungzuzeigen.Dabeiauchnochzuproklamieren,
offenzusagen,dassesauseinerfeministischenÜberzeugungherauskommt,hättemehr
ProblemealsGewinnegebracht.W obeidiesnichtbedeutet,dassichimmereinesub-
versivereGangartwähle.Dasistkontextabhängig.IchhabedieErfahrunggemacht,dass
ichinmanchenKontexteneinfachkeinGehörmehrfinde,wennichoffensivformu-
liere.Undmiristeswichtig,ineinenDialogzukommen,ummiteinemGegenüber
Austauschhabenzukönnen,nichtKonfrontation.rmichmachtesSinn,subversiv
zuarbeiten,daesmanchmalschlichtunmöglichist,esnichtzutun!GayatriSpivaks
Teachingwith/outtheF-Word
45 JournalfürPsychologie,27(1)
»StrategischerEssentialismus«(Spivak1996)scheinthiereinemöglicheAntwort,um
handlungsfähigzubleiben.DabeigehtesSpivakdarum,dassespolitischnotwendig
seinkann,sichinIdentitätenhineinzudenken,ausstrategischerPerspektive,umdiese
IdentitätenalsfalschzuentlarvenundaufdenKonstruktionscharakterhinzuweisen.
DasreflektierteHandelnisthieroberstePrämisse.
AbschließendeGedankenundmehroffeneFragen
ImSinneeinerkollektivenWissensgenerierungmöchtenwirzusammenfassendfesthal-
ten,dassesfürunsauchimmerwiederzuhinterfragengilt,inwiefernwirfeministische
DiskurselegitimierenundnormalisierenundsiedamitzuInstrumentenderMachtund
Ermächtigungmachen,indemwirradikaleWissenssträngekanonisieren.Stattdessen
versuchenwir,dieseinselbstreflexiverPraxiszudenaturalisierenundbewusstFragen
offenzulassen,wieauchdieBeiträgevonLukeundGore(2014)aufzeigen.W ennes
einvorläufigesResümeeunsererT rialogegibt,dannistesnichtdieeineAntwortauf
dieFrage,wasgenaufeministischeLehreist,oderdieForderungdanach,dassesaus-
schließlichprofeministischeLehregebensoll.Wichtigererscheintesuns,dasseskeine
antifeministischenodermisogynenoderxenophobenHaltungenundPositioneninder
LehreundWissenschaftgebensollte,dieempirischeErgebnisseundimwahrstenSinne
desW ortesWissenschaftausderUngleichheitsforschungignorierenoderverzerrtdar-
stellen.DennochbestehtEinigkeitdarüber,dasswirfeministischeLehrebrauchen,da
wirunsineinempolitischenKlimabewegen,dasvonRadikalisierung,legitimiertem
AntifeminismusundsozialerUngleichheitgeprägtist.
WirsindinderLehremitEntsolidarisierungaufgrundderrhetorischenttigung
vonGleichheitundGender(Klinger2014)konfrontiertundherausgefordert.Feminis-
musundFeminismensolltendadurchverstärktinderLehreaufgegriffenwerden,auch
umMöglichkeitenderreflektierendenAuseinandersetzungaufmehrerenEbenenzu
schaffenundsomitmitWiderständenumzugehenzulernen.Dazuistesnötig,dasswir
unsformellundinformellauchweiterhinaustauschen.DieserBeitragisteinV ersuch,
beidessimultanzutun.DassystematischeErfahrenundAnalysierenunsererautoeth-
nografischenTrialogehatsichdabeialsidealesV ehikelfürunserenAustauscherwiesen,
derganzimSinnederMethodezugleichProzessundauchProduktist.Zudemhat
dieAutoethnografieauchdidaktischesPotenzial,dasvonunsnocherprobtwerden
soll.SiebietetdenStudierendendieGelegenheit,sichmitdemeigenenErlebenals
DokumentvonGesellschaftauseinanderzusetzenundsodenEinsatzdeseigenenIchs
alsForschungsinstrumentzuschulenundgleichzeitigdieMacht-undHerrschaftsver-
hältnisseuntereinememanzipatorischenAnspruchkritischzureflektieren(Ploderund
Stadlbauer2013,403).
SabineKlinger,DanielaJauk&NicolePruckermayr
46JournalfürPsychologie,27(1)
DadieserProzessniemalsabgeschlossenist,bleibenauchamEndediesesBeitrags
nochvieleFragenoffen.ZumBeispieldieFragenachderAmbivalenzvonLehrenden
wieuns,diewirineinemSystemarbeiten,daswirauchgleichzeitigkritisierenund
verändernwollen.MeyersonundScully(1995)nennensolcheIndividuen»tempered
radicals«.Esistradikal,dasSystemverändernzuwollen,abermenschmuss»tempe-
riert«vorgehen,alsooftstrategischundmitMaß.ImEnglischenheißt»tempered«
auch»gehärtet,gestählt«.EinedritteInterpretationistdievon»temper«als»Wut.«
MeyersonundScully(1995)sehendabeidieAmbivalenznichtalsProblem,das»ge-
löst«werdenmuss,sondernalsRessource,dienuanciertesV orgehenzulässt.Esist
möglich,ambivalentzuseinundgleichzeitigsehrklarübereigeneIdentitätenundW ert-
haltungen.IndiesemSinnemöchtenwirauchweiterreflektierenüberunsereeigene
AmbivalenzdemF-Wortgegenüber.EstauchtzumBeispieldieberechtigteFrageauf,
obespaternalistischsei,denLernendendasF-Wortvorzuenthalten,undwelchesBild
vonLehrealsstrategischerInteraktiondenneinersubversivenStrategiezugrundeliegen
könnte.Nebendembereitserwähnten»StrategischenEssentialismus«(Spivak1996)
alssubversiveundstrategischePerspektivekönnteaucheineweiterentwickelteForm
vonGagafeminismuseinenWegweisen,derRaummachtfüreinkreativesKombinieren
vonMethodenundDidaktiken.DennGagafeminismusist»ascavengerfeminismthat
borrowspromiscuously,stealsfromeverywhere,andinhabitsthegroundofstereotype
andclicheallatthesametime«(Halberstam2012,5).Ineinemgagafeministischen
Rahmenkönnenwir»spielen«,ausprobieren,Fehlermachenundexperimentieren
(wieetwaindiesemArtikel),denn»[g]agafeminism[…]isaformofpoliticalexpres-
sionthatmasqueradesasnaivenonsensebutactuallyparticipatesinbigandmeaningful
formsofcritique«(Halberstam2012,xxv).OffenbleibenvieleFragen.Unddasist
gutso.DasistgewolltsounsereTrialogegehenweiter.
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47 JournalfürPsychologie,27(1)
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DieAutorinnen
SabineKlinger,Mag.aphil.,Dr.inphil.,M.A.,istUniversitätsassistentinamInstitutfürErziehungs-
undBildungswissenschaftderUniversitätGraz.IhreArbeitsschwerpunkteliegenindenBereichen
DiversitätundIntersektionalität,geschlechterreflektierendeSozialpädagogik,Digitalisierungund
SozialeArbeit,Geschlechterforschung,undinterpretativ-rekonstruktiveSozialforschung.
Kontakt:sabine.klinger@uni-graz.at
DanielaJauk,Ph.D.istassistantprofessoramDepartmentforSociologyandDepartmentofCriminal
JusticeandderUniversityofAkron,Ohio.SieforschtundlehrtindenBereichenGeschlechterfor-
schung,Kriminalsoziologie,undqualitativeSozialforschungsmethoden.
Kontakt:djauk@uakron.edu
NicolePruckermayr,DIinDr.in,istfreischaffendeKünstlerin,Theoretikerin,Kuratorin,Forstarbeiterin
undMutter.BevorzugtarbeitetunddenktsiemitsozialensowiephysischenRäumen/Orten,den
handelndenMenschen/menschlichenKörpern,ihrenGeschlechternundBedürfnissen.Einbeson-
deresInteressegiltHandlungsfähigkeitenaufverschiedenstenEbenen.
Kontakt:nap@umlaeute.mur.at
SabineKlinger,DanielaJauk&NicolePruckermayr
50JournalfürPsychologie,27(1)
... Auf der anderen Seite steht das Anliegen als Selbstverteidigungstrainerin und Coachin, Lehrende im Umgang mit Anti-Genderismus und Anti-Feminismus in der Lehre zu stärken und zu unterstützen. Wenn Lehrende Genderthemen ansprechen, machen sie sich angreifbar (Klinger et al. 2019). Eine wichtige strategische Grundhaltung, um mögliche Perspektiven zu bieten und um handlungsfähig zu bleiben stellt für mich das Konzept "Strategischer Essentialismus" (Spivak 1996) (Klinger 2007). ...
Chapter
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Im Zentrum dieses Beitrags stehen vier Handlungsstrategien im Umgang mit Anti-Genderismus und Anti-Feminismus in der Lehre. Anhand ausgewählter Fälle werden Antwort-Möglichkeiten auf Wortmeldungen von Studierenden entwickelt. Als Fallbeispiele dienen die beschriebenen Erfahrungen von Yalız Akbaba in diesem Band. Anhand dieser werden praxisorientiere Strategien und Antwort-Möglichkeiten exemplifiziert. Damit sollen Lehrenden einerseits Handlungsoptionen auf anti-feministische oder anti-genderistische Kommentare aufgezeigt werden und andererseits zur Entwicklung weiterer Strategien inspirieren.
... Solche Selbstrefl exionen sind ohne Genderkompetenz -also ein Wissen um die strukturellen Ungleichheiten, um sie stützende Geschlechterstereotype, um die symbolischen Repräsentationen, die sich immer wieder selbst bestätigen -nicht zu leisten (Faulstich-Wieland, 2005). Das kann auch bedeuten, immer wieder aufs Neue in Frage zu stellen, ob bestehende Kategorien der Komplexität menschlicher Lebensrealitäten entsprechen, und die Frage nach anderen Kategorien zu stellen und somit diverse Relevanzsysteme mit einzubeziehen (Klinger, Jauk & Pruckermayr, 2019), wie das im Paradigma der Intersektionalität thematisiert wird. Die theoretische Wissensvermittlung in der Lehre sollte soweit wie möglich an biografi sche Sinnressourcen der Studierenden rückgebunden werden. ...
Book
Lehren und Lernen findet innerhalb gesellschaftlicher Verhältnisse statt, die von Differenzordnungen geprägt sind und oft unter den Labels Diversity, Heterogenität und Inklusion diskutiert werden. Die entlang von Markierungen wie etwa race, class, gender, sexual identity, ability, body und language konstruierten Ordnungen betreffen Lehrende und Lernende. Dies bringt Herausforderungen mit sich, denen sich die Beiträge im Band aus machtkritischen Perspektiven widmen. Wissenschaftler*innen und Studierende untersuchen interdisziplinär, was es bedeutet, zu Differenz unter Bedingungen von Differenz zu lehren, wie sich Differenzordnungen auf Lernprozesse auswirken und welche Rolle Institutionen in der Konstitution von Differenzordnungen spielen. Der Band leistet dadurch einen wertvollen Beitrag zur (empirischen) erziehungswissenschaftlichen Differenzforschung.
Chapter
https://doi.org/10.1007/978-3-658-30381-5_5 In this paper, an interdisciplinary team of authors analyzes a series of autoethnographic trialogues addressing their approaches to teaching within and beyond gender studies environments. Sabine Klinger (education studies, social work; Austria), Nicole Pruckermayr (architecture, art, community education; Austria) and Daniela Jauk (sociology, criminal justice; Austria and US) are ethnographers, educators, and identify as feminists. They explore their sometimes similar and sometimes very different approaches of applying these intersections strategically in their feminist teaching praxes. The authors use autoethnography as method and as vehicle for analytic writing and self-interrogation in three voices. They referred to taped and transcribed trialogues and engaged ethnographic memoing for their analysis. They contextualize their experiences within the framework of “rhetorical modernization” (Wetterer, Achsen der Differenz. Gesellschaftstheorie und feministische Kritik II, Westfälisches Dampfboot, Münster, 286–319, 2003) and the “new gender contract” (McRobbie, Top Girls. Feminismus und der Aufstieg des neoliberalen Geschlechterregimes, Springer, Wiesbaden, 2010) which both denote a re-traditionalization of gender discourses. Keeping in mind these contemporary developments, we explore the question of whether and how it can make sense to use feminisms in teaching and scholarly work to offensively and subversively shape and inspire critical thinking and practice. It is not our goal in this paper to present feminist teaching as a canon or part of a canon. Instead, we have developed an awareness in our trialogues that science is historically constructed along axes of inequality
Book
Ethnographic research in higher education is gaining momentum. In the last 10 years, we saw a great increase in publications, and more and more researchers endorse ethnography because of its distinctive qualities and its productivity for research in higher education: Ethnography is commended for its unique approach to social practices through continuous and immediate experience in field work, and its unfragmented methodical attention to situations, interactions, and experiences. This unique approach is explored in the present book, which brings together researchers from Europe, America, and Australia, and includes current ethnographic studies on higher education, reflections on teaching ethnography, and innovative approaches in ethnographic methods. The editors Dr. Clemens Wieser is Associate Professor at the Danish School of Education, Aarhus University, Denmark. Dr. Angela Pilch Ortega is Associate Professor at the Department of Education, University of Graz, Austria.
Article
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Thematisierungsweisen von Geschlecht und Geschlechterfragen bei Studierenden der Erziehungswissenschaft. Dabei geraten zum einen die akademische Sozialisation und zum anderen gesellschaftliche Transformationsprozesse und Diskurse in den Blick. Auch wenn davon auszugehen ist, dass das Studium für die Studierenden einen „konjunktiven Erfahrungsraum“ (Bohnsack 2006: 280f.; Mannheim 1980) darstellt, bleibt die Frage offen, inwieweit dieser den sozialisatorischen Horizont für das Reden über Geschlecht bildet und inwiefern er gleichzeitig von gesellschaftlichen Transformationen und Modernisierungsprozessen überlagert wird. Diese Überlegungen basieren auf einer empirischen Studie zu den Fragen, wie Studierende der Erziehungswissenschaft Geschlecht thematisieren und wie diese Thematisierungen durch gemeinsame Erfahrungen im Studium und durch gesellschaftliche Geschlechterdiskurse geprägt sind. Als Referenzrahmen für die Analyse der sprachlichen Artikulationen der Studierenden fungieren Überlegungen zu rhetorischen modernisierungsprozessen (Wetterer 2003) und zu einem neuen neoliberalen Geschlechtervertrag (McRobbie 2010). Angelika Wetterer merkt hinsichtlich der Fragen nach der Modernisierung und der Relevanz des Geschlechterverhältnisses in der heutigen westlichen Gesellschaft an, dass die gegenwärtige Situation vor allem durch Widersprüche, Brüche und Ungleichzeitigkeiten gekennzeichnet sei (vgl. 2003: 288). Sie beschreibt ein Nebeneinander von Gleichheit und Ungleichheit und die Diskrepanz zwischen den Überzeugungen und dem Handeln der Individuen. Angela McRobbie (2010) konstatiert, dass junge Frauen heute mit „neuen Gender-Diskursen“ konfrontiert seien und ihnen ein „neuer Geschlechtervertrag“ angeboten werde. Im Folgenden wird als Einstieg die im Zentrum stehende qualitativ-rekonstruktive Analyse studentischer Gruppendiskussionen dargestellt (Kapitel 2), auf deren Basis vier Thematisierungsweisen von Geschlecht und Geschlechterfragen (3.1 Numerische Feminisierung des Studiums, 3.2 Geschlecht als curriculares Querschnittsthema, 3.3 Geschlechtergerechte Sprache, 3.4 Gleichberechtigung und Emanzipation) rekonstruierbar sind. Hierbei wird die Frage diskutiert, inwiefern neben dem Studium auch gesellschaftliche ransformations- und Modernisierungsprozesse als wichtiger konjunktiver Erfahrungsraum fungieren. In der anschließenden Verknüpfung mit den theoretischen Referenzpunkten (Kapitel 4) lässt sich nachzeichnen, dass bei der studentischen Auseinandersetzung mit Geschlecht und Geschlechterfragen auf den von Angela McRobbie konstatierten „neuen Geschlechtervertrag“ (2010) sowie die „rhetorische Modernisierung“ (Wetterer 2003) Bezug genommen wird und diese als Orientierungsrahmen rekonstruiert werden. Auch wenn mit diesem Beitrag weder klassische Sozialisationsfragen, wie z.B. die Genese von Identität (Maihofer 2002), noch Fragen nach Geschlechtsgebundener Sozialisation (Dausien 1996), fokussiert werden, ist es Ziel dieses Artikels, die Sozialisationsdebatte auf Basis der empirischen Befunde weiter anzuregen und die Frage zu diskutieren, welche Herausforderungen sich daraus für diese Debatte ergeben (Kapitel 5).
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Dieser Beitrag widmet sich der Relevanz der Autoethnographie für die volkskundlich-kulturanthropologische Forschung und schärft dabei den Begriff für die weitere Verwendung im Fach. Er zeigt, wie die Autoethnographie an einige Grundüberzeugungen, die in der volkskundlich- kulturanthropologischen Forschung vertreten werden, anknüpfen kann. Auf Basis einer Auseinandersetzung mit Kritikpunkten an der Methode, insbesondere aus Sicht der Volkskunde/Kulturanthropologie, plädiert er für einen kritisch-reflektierten aber auch mutigen Einsatz der Autoethnographie in Forschung und Lehre.
Article
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Once again, editors Norman K. Denzin and Yvonna S Lincoln have put together a volume that represents the state of the art for the theory and practice of qualitative inquiry. Built on the foundation of the landmark first edition, published in 1994, the second edition is both the bridge and the roadmap to the territory that lies ahead for researchers across the disciplines. The Second Edition is a significant revision; in fact, it is virtually a new work. It features six new chapter topics, including, among others, auto-ethnography, critical race theory, applied ethnography, queer theory, and testimonies. Another fifteen chapters are written by new contributors. And every chapter in the book has been thoroughly revised and updated. At the beginning of the twenty-first century, it is necessary to re-engage the promise of qualitative research as a generative form of inquiry. The Second Edition of the Handbook reveals how the discourses of qualitative research can be used to imagine and create a free and democratic society. Ground-breaking, thought-provoking, comprehensive and featuring the contributions of a virtual "Who’s Who" in the human sciences, Handbook of Qualitative Research, Second Edition is absolutely an essential text for the library of any scholar interested in the art and science of research.
Book
In diesem Buch geht es um MUT. Und um die innere FREIHEIT und die pragmatischen STRATEGIEN, die es neben dem Mut noch braucht, um eine gute wissenschaftliche Abschlussarbeit zu schreiben und den Schreibprozess als produktiv und spannend zu erleben. „Frei geschrieben“ heißt nicht nur selbst geschrieben, es heißt auch durch Schreiben Potenziale freizusetzen und dadurch frei zu werden für die nächsten Schritte im Leben, nachdem man sich von der Uni „freigeschrieben“ hat. • Schreibblockaden lösen • Fokus finden • Leichtigkeit & Sicherheit beim Schreiben gewinnen • Eigene Sprache entwickeln statt Copy & Paste-Plagiate • „Time Finder“ für Vielbeschäftigte • Schreibmarathon: 80 Seiten in 8 Wochen • Studium abschließen mit Strategie • Geeignet für alle wissenschaftlichen Abschlussarbeiten. Judith Wolfsberger vormals Huber, geb. 1970, ist Gründerin des „writers´studio“. Sie hat Hunderten Studierenden zu Mut & Methoden verholfen, ihre Abschlussarbeiten erfolgreich abzuschließen. Judith Wolfsberger hat in Wien und Berkeley studiert und wurde in Berlin und Los Angeles zur Schreibtrainerin ausgebildet. Sie hält Schreibseminare an Universitäten und in Firmen.
Article
The authors explore both theoretical issues in feminist pedagogy and the politics of the contemporary university classroom. They examine various intersections of gender, power, pedagogical theory, and academic discipline in order to bring greater attention to the struggle many teachers face in "walking the walk" as feminist teachers.