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Rasse und Vererbung als Beruf; die Hauptforschungsrichtungen am KWI für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik im Nationalsozialismus

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  • LeFacteurHumain

Abstract

"Race science" is often considered as a "pseudo-science" invented by Nazi ideologists in the 1920s and which has been imposed in German universities after 1933. By contrast, Kaiser Wilhelm Institutes were seen as elite research institutes in Germany, at a time Germany had still a leading position in medical sciences in the world. So what kind of research in "race science" was undertaken at the KWI for Anthropology, Human Genetics and Eugenics between 1933 and 1945? Here we present the main areas of research after analyzing the content of 385 publications of this period. Besides major fields such as biological anthropology / race genetics and medical genetics, we find other fields such as eugenics, blood group research and behavioral genetics, but we also discover totally forgotten research such as "fingerprint genetics" and "racial dactyloscopie", which were used for "certificate of race and origin".
... Medical genetics · History of medicine · Oral history · Contemporary witnesses · German Society of Human Genetics Im Rahmen des Forschungsprogramms "Geschichte der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft im Nationalsozialismus" erschienen in verschiedenen Bänden Aufsätze zum Kaiser-Wilhelm-Institut für Anthropologie, menschliche Erblehre und Eugenik [28,32,66,67] sowie Monographien zum Institut [55,56] und dem auch im Nachkriegsdeutschland einflussreichen Hans Nachtsheim [58]. Der Förderung von Forschung zur Vererbungsfrage im medizinischen Kontext in der Weimarer Republik, der NS-Zeit und im Nachkriegsdeutschland ist Anne Cottebrune (2008) [20]. ...
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Zusammenfassung In Kooperation mit der und gefördert durch die Deutsche Gesellschaft für Humangenetik hat eine Arbeitsgruppe des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf zu Beginn des Jahres 2017 ein Forschungsprojekt zur Geschichte der Humangenetik in Deutschland seit den 1970er-Jahren begonnen. Ein weiterer Kooperationspartner ist das Institut für Medizingeschichte und Wissenschaftsforschung der Universität zu Lübeck. Methodisch zeichnet sich die Forschung dadurch aus, dass die Erinnerungen von Zeitzeugen mithilfe der Methode der Oral History erhoben und systematisch ausgewertet werden. In diesem Beitrag stellen wir die inhaltliche Ausrichtung des Projekts auf Basis des derzeitigen Forschungsstands zur Zeitgeschichte der Humangenetik in Deutschland vor. Dabei beschreiben wir die Herausforderungen des Schreibens einer Zeitgeschichte der Medizin und problematisieren die Zeitzeugenbefragung als Methode.
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This paper deals with a less known chapter of the biography of the Nazi physician and war criminal J. Mengele related to of his academic career prior to 1939. Based on new archival sources, it highlights his prospective participation in the last significant international meeting in the field of physical anthropology, the 2nd International Congress of Anthropo-logical and Ethnological Sciences in Copenhagen in August 1938.
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Zusammenfassung Im Zentrum der vorliegenden Arbeit steht das anthropometrische Forschungsprogramm der Konstitutionslehre während des Ersten Weltkrieges und die davon angestoßenen Reihenuntersuchungen der Internisten Theodor Brugsch, Hermann Rautmann und Max Berliner, deren Vorstöße in die Variabilitätsstatistik sowie die anschließende konstitutionspathologische Debatte um die Definition einer körperlichen Norm. Um der Konstitutionslehre eine Datengrundlage für den „Normkörper“ zu schaffen, unternahm im Umfeld des Ersten Weltkrieges eine Reihe junger deutscher Internisten umfassende anthropometrische Studien und nutzte dabei die Gelegenheit, die ihnen der Krieg zu Reihenuntersuchungen an Soldaten bot, ohne vorher über Messmethoden, Vergleichs- und Auswertungsmöglichkeiten zu reflektieren. Dies änderte sich jedoch in der Folgezeit und führte nicht nur zu einem starken Zuwachs an methodischer sondern auch an mathematisch-statistischer Kompetenz. Zudem problematisierte das konstitutionspathologische Projekt den Normbegriff, was in der intensiven Normdebatte der 1920er Jahre mündete. Damit stellen die wenigen Jahre nach Ende des Ersten Weltkriegs bis 1922 für die Konstitutionslehre nicht nur einen Drehpunkt hinsichtlich des reflektierten Methodengebrauchs dar, sondern leiteten auch eine Neuausrichtung ihrer Forschungsfragen ein: weg vom „Normkörper“ hin zur Individualität.
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When the leading Nordic racial theorist Hans F. K. Günther strode to the podium to deliver his inaugural address as professor of social anthropology at the University of Jena in 1930, his audience included none other than Adolf Hitler, a true comrade in racial ideology. The event was so important to the Nazis that Hermann Göring showed up, too, but only for the dinner celebration after the lecture.1 Günther embraced a racial worldview blending elements drawn from Darwin, Gobineau, and other scientists and racial theorists. Imbuing his fellow Germans with Günther’s Nordic racism was a high priority with Hitler, and indeed he and his party were instrumental in placing Günther in his professorship. Earlier in 1930 the Nazis had formed a coalition cabinet in the German state of Thuringia with the Nazi leader Wilhelm Frick as Minister of Education. In February 1930 Hitler wrote to an unknown correspondent that one of Frick’s first responsibilities would be to establish a chair in racial studies (Rassenkunde) at the University of Jena. He hoped Günther would occupy the new position.2 Frick carried out the Führer’s will, appointing Günther over the objections of the faculty. In 1935 the Nazis would elevate Günther even further by appointing him professor of social anthropology at the prestigious University of Berlin.
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Jörg Michael Kastl geht in seinem einleitenden Aufsatz „Behinderung in Deutschland. Recherchen über eine Erinnerung von Günther Cloerkes“ der Rolle der deutschen Rassenhygiene für den gesellschaftlichen Umgang mit Behinderung vom Anfang des 20. Jahrhunderts bis in die 1970er Jahre hinein nach und bestimmt vor diesem Hintergrund die gesellschaftliche Bedeutung der Intervention der Soziologie der Behinderten und der Behinderung.
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Die nationalsozialistische Rassenpolitik als Teil der nationalsozialistischen Bevölkerungspolitik ging von der Existenz unterschiedlich zu bewertender Menschenrassen aus, deren Vermischung als schädlich für den „Volkskörper“ und für die völkische Kultur angesehen wurde. Wissenschaftlich legitimiert wurde diese These von Wissenschaftlern, die sich für die Prozesse der qualitativen Bevölkerungsentwicklung zuständig hielten: die Erbforscher, Eugeniker, Rassenhygieniker und Anthropologen. Diese Legitimation möchte ich als „wissenschaftlichen Rassismus“ bezeichnen. Am Beispiel des Erbforschers und Rassenhygienikers Otmar von Verschuer soll dieser wissenschaftliche Argumentationsstrang nachgezeichnet werden. Auf der Grundlage von Verschuers Publikationen zwischen 1924 bis 1945 werden zunächst seine Grundbegriffe und theoretischen Voraussetzungen und die daraus resultierenden Forderungen für die Rassenpolitik dargestellt.1 Im Vordergrund soll dabei die Frage nach der wissenschaftlichen Konsistenz der rassenanthropologischen Theoreme stehen. Anschließend wird ein Ausblick auf von Verschuers Stellung zur nationalsozialistischen Rassenideologie gegeben.
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Die Entwicklung und Akzeptanz genetischer Konzepte der 1920er und 30er Jahre waren durch rassen- und geschlechterpolitische Prämissen bestimmt. Deutlich wird dies in der Gegenüberstellung der wissenschaftlichen Arbeiten von Fritz Lenz und Richard Goldschmidt, führender Genetiker am Kaiser-Wilhelm-Institut für Biologie und 1936 zur Emigration gezwungen. Der Rassenhygieniker Lenz vertrat das Ideal einer streng dichotomen Geschlechterordnung als Teil völkischer Überlegenheitsansprüche der Nordischen Rasse und der Forderung nach Rassenreinheit. Dagegen war die Vorstellung von einer Kontinuität zwischen zwei Geschlechtern Teil einer politischen Agenda, in der Rassenzugehörigkeit und -reinheit nicht als soziales Ordnungskriterium fungierten. Zu diesem politischen Konflikt gehörten zwei alternative genetische Konzepte. Die US-amerikanische Schule um Thomas Hunt Morgan lieferte Lenz ein Konzept eindeutiger Gene für eine biologisch begründete Rassen- und Geschlechterdifferenz. Goldschmidts Konzept tat dies nicht. Es war anhand der Vererbung und Ausbildung des Geschlechts mittels Kreuzung verschiedener geographischer Populationen von Insekten entwickelt. Diese „Rassenkreuzungen“ ergaben „intersexuelle“ Tiere mit uneindeutigem Geschlecht und dienten Lenz als Beweis, daß „Rassenmischung“ beim Menschen zu Degeneration führe, da sie die Geschlechterdifferenz verwische. Im Konflikt um die beiden Genkonzepte waren Rasse und Geschlecht keine analogen Kategorien zur Klassifikation von Menschen, sondern bedingten sich gegenseitig. Die Wahl des Genkonzepts war mit dem politischen Ziel verbunden: Rassen- und Geschlechterhierarchie oder liberale Koexistenz verschiedener Menschen ohne rassistische Trennungslinien.
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