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Jährliche wirtschaftliche Effekte der Landesuniversitäten in Baden-Württemberg

Authors:

Abstract and Figures

Die neun Landesuniversitäten nehmen unter den 80 baden-württembergischen Hochschulen eine herausragende Position ein. Etwa die Hälfte der fast 360.000 Studierenden des Landes war dort im Jahr 2018 immatrikuliert, wobei der Anteil der ausländischen Studierenden mit 58 Prozent noch größer ausfällt. Darüber hinaus warben diese neun Universitäten allein circa 90 Prozent aller Drittmittel der Hochschulen in Baden-Württemberg ein und sicherten somit 47.519 Arbeitsplätze. Jenseits ihrer Aufgaben in Forschung und Lehre geht von den Universitäten eine bedeutende wirtschaftliche Wirkung aus. Durch ihre Güternachfrage an die regionale Wirtschaft und qualifikationsbedingte Mehreinkommen ihrer Absolventen stoßen sie regionalökonomische Multiplikatoreffekte an. Insgesamt addieren sich die Effekte der universitären Güternachfrage (4,7 Mrd. Euro) und der Bildungsprämie (1,4 Mrd. Euro) im Jahr 2018 zu einem Gesamteffekt der Bruttowertschöpfung von etwa 6,1 Mrd. Euro. Jeder Euro, den das Land netto für die Grundfinanzierung der Universitäten investiert, erzeugt eine Wertschöpfung von 4,65 Euro in der regionalen Wirtschaft Baden-Württembergs.
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Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Jährliche wirtschaftliche Eekte
der Landesuniversitäten in
Baden-Württemberg
Im Auftrag der Landesrektorenkonferenz
Baden-Württemberg
Heidelberg, im Oktober 2019
2
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Jährliche wirtschaftliche Eekte der
Landesuniversitäten in Baden-Württemberg
Im Auftrag der Landesrektorenkonferenz Baden-Württemberg
Heidelberg, im Oktober 2019
© Professur für Wirtschafts- und Sozialgeographie
Economic Geography Group
Geographisches Institut der Universität Heidelberg
Berliner Str. 48, D-69120 Heidelberg
Graphik & Layout: Volker Schniepp
Empfohlene Zitation:
Glückler J, Panitz R, Janzen K (2019) Jährliche wirtschaftliche Eekte der Lan-
desuniversitäten in Baden-Württemberg. Studie im Auftrag der Landesrektoren-
konferenz Baden-Württemberg. Heidelberg: Universität Heidelberg.
DOI: 10.11588/heidok.00027338.
Wir danken der Geschäftsführerin der Landesrektorenkonferenz, Katharina Kadel,
ebenso wie den an der Untersuchung beteiligten Vertretern der teilhabenden
Universitäten für die exzellente Zusammenarbeit, die Umsetzung gemeinsam
entwickelter Datenanforderungen und die Bereitstellung hochdierenzierter und
somit besonders valider Daten zur raumscharfen Verteilung der wirtschaftlichen
Nachfrage.
Dr. Robert Panitz
panitz@uni-heidelberg.de
Katrin Janzen
janzen@uni-heidelberg.de
Prof. Dr. Johannes Glückler
glueckler@uni-heidelberg.de
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Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Zusammenfassung
Die neun Landesuniversitäten nehmen unter den 80 baden-württembergischen
Hochschulen eine herausragende Position ein. Etwa die Hälfte der fast 360.000
Studierenden des Landes war dort im Jahr 2018 immatrikuliert, wobei der Anteil
der ausländischen Studierenden mit 58 Prozent noch größer ausfällt. Darüber hi-
naus warben diese neun Universitäten allein circa 90 Prozent aller Drittmittel der
Hochschulen in Baden-Württemberg ein und sicherten somit 47.519 Arbeitsplätze.
Jenseits ihrer Aufgaben in Forschung und Lehre geht von den Universitäten
eine bedeutende wirtschaftliche Wirkung aus. Durch ihre Güternachfrage an die
regionale Wirtschaft und qualikationsbedingte Mehreinkommen ihrer Absolven-
ten stoßen sie regionalökonomische Multiplikatoreekte an.
Im Jahr 2018 beliefen sich die Bruttoausgaben der Landesuniversitäten auf
3,4 Mrd. Euro. Darüber hinaus verausgabten die 185.942 Studierenden weitere
2,0 Mrd. Euro für Konsum. Dieser Bruttoeekt von 5,4 Mrd. Euro wurde im
Umfang von 2,9 Mrd. Euro in Baden-Württemberg nachfragewirksam und stimu-
lierte einen Gesamteekt der Bruttowertschöpfung auf die Landeswirtschaft von
4,7 Mrd. Euro. Unter Berücksichtigung von Steuereekten und der Wirkung von
Pichtbeiträgen zur gesetzlichen Krankenversicherung errechnet sich daraus eine
Wertschöpfungswirkung von 2,77 Euro je Euro an Nettomitteleinsatz des Landes.
Die gegenüber dem Jahr 2012 weiter gestiegene wirtschaftliche Wirkung der
Landesuniversitäten ist vor allem auf die im Bundesvergleich überdurchschnittli-
che Drittmitteleinwerbung sowie die weiter angewachsene Attraktionswirkung auf
Studierende außerhalb Baden-Württembergs zurückzuführen.
Die erstmalige Durchführung einer gemeinsamen Absolventenbefragung für
den Jahrgang 2017 erweitert die Datenbasis für die vorliegende Untersuchung.
Über die Wirkungsanalyse der universitären Nachfrageimpulse hinaus kann die
Studie daher auch eine Bildungsprämie der an den neun Universitäten vergebenen
Qualikationen bestimmen. Der Eekt der tertiären Bildungsabschlüsse an den
Landesuniversitäten belief sich im Jahr 2018 auf eine zusätzliche Wertschöpfung
von 1,4 Mrd. Euro für die regionale Wirtschaft.
Insgesamt addieren sich die Eekte der universitären Güternachfrage (4,7 Mrd.
Euro) und der Bildungsprämie (1,4 Mrd. Euro) im Jahr 2018 zu einem Gesamtef-
fekt der Bruttowertschöpfung von etwa 6,1 Mrd. Euro. Jeder Euro, den das Land
netto für die Grundnanzierung der Universitäten investiert, erzeugt eine Wert-
schöpfung von 4,65 Euro in der regionalen Wirtschaft Baden-Württembergs.
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Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Inhalt
Zusammenfassung ......................................................................................................3
Ziele und Methoden ..............................................................................................5
Bruttoausgaben ......................................................................................................7
Regionalwirtschaftliche Eekte........................................................................ 8
Gesamteekt der Grundnanzierung ............................................................ 11
Dierenzielle Wirkung ....................................................................................... 11
Erfolgsfaktoren ....................................................................................................13
Wirkungssteigerung 2012–2018 ......................................................................14
Eekte der geographischen Grenzlage ..........................................................15
Bildungsprämie .................................................................................................... 17
Fazit ........................................................................................................................ 20
Anmerkungen ........................................................................................................... 21
Literatur ....................................................................................................................22
Anhang ......................................................................................................................24
5
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Ziele und Methoden
Die wirtschaftliche Bedeutung von Universitäten als öentliche Forschungs- und
Bildungseinrichtungen für ihre Region steht im Fokus wissenschaftlicher und
politischer Debatten. Da Haushaltsmittel von Bund und Ländern begrenzt sind,
bendet sich die öentliche Finanzierung von Universitäten im Spannungsfeld
von Finanzierungsansprüchen für exzellente Lehre, Qualizierung und Forschung
einerseits und der Verteilungskonkurrenz öentlicher Mittel andererseits. Aus
diesem Zusammenhang erwächst der Anspruch der konkreten Bemessung der
wirtschaftlichen Wirkung von Forschungs- und Bildungsausgaben.
Die vorliegende Studie untersucht mit Hilfe einer regionalen Multiplikator-
analyse die wirtschaftliche Bedeutung der neun Landesuniversitäten für den
Wirtschaftsraum Baden-Württemberg im Jahr 2018. Sie nutzt die Methodik der
im Jahr 2013 durchgeführten Wirkungsanalyse (Glückler et al. 2013) und ermög-
licht somit den zeitlichen Vergleich der wirtschaftlichen Wirkung zum Jahr 2012.
Erstmalig bewertet diese Studie die Bildungsprämie als zusätzliche regionalöko-
nomische Wirkung, die aus Einkommensanstiegen von Hochschulabsolventen1
gegenüber Personen mit Sekundärausbildung ohne Hochschulabschluss infol-
ge eines akademischen Bildungsabschlusses resultiert. Über die periodischen,
jährlich wirkenden Eekte der universitären Güternachfrage und des Übergangs
der Absolventen in den Arbeitsmarkt hinaus sind langfristige Wirkungen von
Grundlagenforschung, Innovation und zivilgesellschaftlichen Beiträgen jedoch
kaum abschätzbar oder monetär messbar (Goldstein und Renault 2004; Drucker
und Goldstein 2007; Glückler et al. 2018). Die nachfolgende Analyse begrenzt sich
daher auf die Bemessung der jährlich monetär wirksamen Eekte.
Betrachtet werden die neun Universitäten Freiburg, Heidelberg, Hohenheim,
Konstanz, Mannheim, Stuttgart, Tübingen, Ulm sowie das Karlsruher Institut für
Technologie inklusive der Medizinischen Fakultäten der Universitäten Freiburg,
Heidelberg, Tübingen und Ulm jedoch ohne Universitätskliniken sowie universitä-
re Betriebe (Box 1).
Box 1: Hochschulen, Universitäten
und universitäre Betriebe
Der Begri Hochschule umfasst alle Ein-
richtungen, die Ausbildung im tertiären
Bildungsbereich durchführen. Dazu zäh-
len Universitäten, Pädagogische Hoch-
schulen, Kunsthochschulen, Hochschulen
für angewandte Wissenschaften sowie
Duale Hochschulen.
• Neben der Finanzierungsform (staat-
lich oder privat) unterscheiden sich
Hochschulen nach verschiedenen Aus-
bildungstypen und Spezialisierungs-
graden. Die neun im Land Baden-Würt-
temberg betrachteten Universitäten
sind staatliche Bildungseinrichtungen.
Das Landeshochschulgesetz für Baden-
Württemberg (§2) spricht den Hochschul-
typen unterschiedliche Aufgaben zu. Die
Aufgabe der Universitäten besteht in der
Pege und Entwicklung der Wissenschaf-
ten, indem sie Forschung, Lehre, Studi-
um und Weiterbildung vereinen (Land
Baden-Württemberg 2005).
Universitätskliniken sowie universitäre
Betriebe (z.B. Studierendenwerke) sind
eigenständige wirtschaftliche Einhei-
ten. Obwohl ihre Ansiedlung in Relation
zu den Universitäten steht, werden sie
nicht durch die für die Universitäten
bereitgestellten Grundmittel nanziert.
Im Unterschied zu Universitäten als
Körperschaften des öentlichen Rechts
können sie eigenständig Gewinne er-
wirtschaften.
Der Begri der Landesuniversitäten be-
zieht sich auf die Universitäten mit allen
Fakultäten jedoch ohne Berücksichti-
gung von Universitätskliniken und uni-
versitären Betrieben. Im Vergleich dazu
lässt der Begri Kernuniversitäten die
zugehörigen medizinischen Fakultäten
außen vor.
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Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Die Bestimmung der regionalökonomischen Wirkung der Güternachfrage fußt auf
dem Verfahren der regionalen Multiplikatoranalyse (Box 2). Grundlage der Be-
rechnung sind primär erhobene Daten, welche die Universitäten in einer gemein-
sam abgestimmten Anforderung und in Zusammenarbeit mit den Controllingab-
teilungen spezisch für die Untersuchung bereitstellten.
Die Nachfrage der neun Universitäten und ihrer Angehörigen nach Sach- und
Dienstleistungen wirkt in den übrigen Wirtschaftszweigen als Zuwachs an Produk-
tion und Beschäftigung, der ohne diese nicht bestehen würde. Die Universitäten
werden so als eine ganzheitliche Landeseinrichtung betrachtet und ihre direkten
und indirekten Wirkungen mit Hilfe einer aktuellen Datenbasis (Box 3) in aggre-
gierter Form bestimmt. Die Bemessung dieser regionalökonomischen Wirkung
der Landesuniversitäten erfolgt anhand der separaten Analyse der Nachfrage-,
Wertschöpfungs-, Einkommens-, Beschäftigungs- sowie Steuerwirkung der neun
Landesuniversitäten (Box 4).
Box 2: Methodik. Das Prinzip der
regionalen Multiplikatoranalyse
Das Verfahren der regionalen Multipli-
katoranalyse dient zur Modellierung der
periodischen wirtschaftlichen Eekte, die
durch die Erhöhung eines Nachfrageim-
pulses durch einen Wirtschaftszweig oder
wie hier durch die Landesuniversitäten
im gesamtwirtschaftlichen Kreislauf ent-
stehen. Der Gesamteekt ist die Summe
von drei Eekten (Glückler et al. 2015).
1. Der direkte Eekt bezeichnet die
Summe aller (a) nachfrage- und (b) regio-
nalwirksamen Sach- und Investitionsaus-
gaben der Universitäten und der Ausga-
ben ihrer Beschäftigten und Studierenden
aus deren Löhnen und Gehältern bzw.
monatlichen Budgets in Baden-Würt-
temberg. (a) Die Nachfragewirksamkeit
bezieht sich auf den Teil aller Ausgaben,
der zum Konsum zur Verfügung steht. Als
nachfragewirksam gelten die Ausgaben
der Studierenden sowie alle Ausgaben
der Universitäten für Investitionen, Sach-
mittel und Personal abzüglich zu ent-
richtender Sozialversicherungsbeiträge,
Steuern und Abgaben wie beispielweise
Studiengebühren. (b) Die Regionalwirk-
samkeit bezieht sich nur auf den Teil der
Ausgaben, der tatsächlich in Baden-Würt-
temberg verbleibt und schließt Beschaf-
fungen, Investitionen und Konsum in an-
deren Regionen aus (Blume und Fromm
1999) (Abbildung 1).
2. Der indirekte Eekt erfasst die zu-
sätzliche wirtschaftliche Wirkung, die sich
aus der Mehrproduktion von Vorleistun-
gen infolge des direkten Eekts in der
betrachteten Region ergibt. Das Grund-
prinzip besteht darin, dass die direkte
Nachfrage der Universitäten und ihrer
Angehörigen nach vielfältigen Sach- und
Dienstleistungen zu Anstiegen in der
Produktion von Gütern in anderen Wirt-
schaftszweigen führt, die ihre dadurch
angestoßene Mehrproduktion wieder-
um als Nachfrageerhöhung an weitere
Zulieferer weitergeben. Zur Berechnung
dieser intersektoralen Multiplikatorwir-
kung ist die Kenntnis der Leistungsver-
echtungen zwischen den Wirtschafts-
zweigen im Land Baden-Württemberg
erforderlich. Grundlage der Modellierung
bildet die Input-Output-Tabelle der volks-
wirtschaftlichen Gesamtrechnung der
Bundesrepublik, die mithilfe etablierter
Schätzverfahren für den Wirtschaftsraum
Baden-Württemberg regionalisiert wird.
3. Der induzierte Eekt erfasst die
zusätzliche wirtschaftliche Wirkung, die
aus der simultan zu der Mehrproduktion
wachsenden Mehrbeschäftigung in an-
deren Wirtschaftszweigen resultiert. Die
zusätzliche Nachfrage nach Gütern und
Dienstleistungen erhöht nicht nur die
Produktion von Gütern, sondern auch
den Bedarf an Arbeitskraft in den vorleis-
tenden Sektoren. Dieser Beschäftigungs-
anstieg geht einher mit zusätzlichen
Einkommen, welche die Nachfrage nach
Gütern und Dienstleistungen im regio-
nalwirtschaftlichen Kreislauf zusätzlich
erhöhen. Da Produktionsanstiege und Be-
schäftigungsanstiege simultan auftreten,
werden die indirekten und induzierten
Eekte interaktiv durch wirtschaftliche
Verechtungsbeziehungen mithilfe eines
kombinierten Multiplikators errechnet
(Pischner und Stäglin 1976; Kowalski et al.
2012; Glückler et al. 2018), dessen Höhe
von den Leistungsverechtungen der In-
put-Output-Tabelle abhängt. Die Summe
von direktem, indirektem und induzier-
tem Eekt bildet den Gesamteekt der
wirtschaftlichen Wirkung des primären
Nachfrageimpulses der Universitäten.
7
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Box 3: Datengrundlage
Zur Durchführung der regionalen Multi-
plikatoranalyse diente wie schon in der
ersten Studie (Glückler et al. 2013) eine ei-
gens erhobene Datenbasis. Diese umfass-
te (a) die Sach- und Investitionsausgaben
der Universitäten, (b) Angaben zu dem
beschäftigten Personal und (c) zu den
immatrikulierten Studierenden im Jahr
2018. Die Autoren der Studie führten im
Mai 2019 einen Workshop mit den Verant-
wortlichen der Controllingabteilungen
der neun Landesuniversitäten durch, um
die Datenanforderung zu spezizieren
und zugleich deren Validität und Ver-
gleichbarkeit zu sichern. Gegenüber der
Studie 2013 gelang es ferner, die Ausga-
ben der Universitäten nicht nur dieren-
ziert nach Art und Herkunft der Mittel,
sondern auch nach Ort der Verausgabung
innerhalb Baden-Württembergs zu er-
fassen.2 Diese geographische Dieren-
zierung ermöglicht eine präzise Bestim-
mung der räumlichen Einzugsbereiche
sowie der potenziellen Mitversorgung
angrenzender Bundesländer, welche die
Güte der ermittelten Eekte maßgeblich
steigert. Alle universitären Ausgaben
wurden primär erhoben und für das Ge-
schäftsjahr 2018 erfasst. Zusätzliche se-
kundärstatistische Informationen stützen
sich, wenn möglich, ebenfalls auf das Jahr
2018 und greifen andernfalls auf das zu-
letzt verfügbare Jahr zurück. Aufgrund
unterschiedlicher Buchungssysteme an
den Landesuniversitäten konnte in man-
chen Fällen nicht der gesamte Datenka-
talog in notwendiger Tiefe bereitgestellt
werden. Amtliche Näherungswerte oder
Durchschnittswerte der anderen Uni-
versitäten dienten daher ergänzend zur
Schätzung fehlender Daten. Insgesamt ist
hervorzuheben, dass die Studie aufgrund
der umfassenden und dierenzierten Pri-
märerhebung der Ausgaben hohe Validi-
tät erzielt und in geringerem Umfang auf
Schätzungen oder Annahmen angewie-
sen ist als viele andere Studien.
Bruttoausgaben
Die neun Landesuniversitäten verausgabten im Jahr 2018 insgesamt 1.070 Mill.
Euro für Investitionen, Sach- und Dienstleistungen und 2.327 Mill. Euro für Löhne
und Gehälter der Beschäftigten (inklusive der Ausgaben für studentische bzw.
wissenschaftliche Hilfskräfte von 93 Mill. Euro). Dies entspricht Gesamtausgaben
in Höhe von 3.397 Mill. Euro (Tabelle 1).
Zusätzlich zu den direkten Ausgaben der Universitäten attrahieren die Lan-
desuniversitäten Studierende innerhalb und außerhalb Baden-Württembergs, die
wiederum Sach- und Dienstleistungen im Land Baden-Württemberg nachfragen.
Ohne die Landesuniversitäten würde ein Großteil der Studierenden in Baden-
Württemberg ein Studium in einem anderen Land aufnehmen. Dies würde nicht
nur weniger zusätzliche Kaufkraft aus anderen Bundesländern anziehen, sondern
den Abuss vorhandener Kaufkraft aus Baden-Württemberg implizieren.
Im Wintersemester 2017/18 verblieben circa 75 Prozent der Studienanfänger
für ihr Studium im Land Baden-Württemberg, während die Sesshaftigkeitsquote
bundesweit nur bei circa 58 Prozent lag.3 Im Umkehrschluss verließen damit etwa
42 Prozent aller Studienanfänger im bundesweiten Durchschnitt ihr Herkunfts-
land für den Beginn eines Studiums. Dies zeigt eine hohe Mobilität in Bezug auf
die Wahl des Studienorts (Destatis 2018b). Diese Mobilität ist noch höher für die
betrachteten Landesuniversitäten und bestätigt deren hohe Attraktionswirkung:
52 Prozent der immatrikulierten Studierenden an den neun Landesuniversitäten
haben ihre Hochschulzugangsberechtigung (HZB) außerhalb Baden-Württem-
bergs erworben.
Tabelle 1: Bruttoausgaben der Landesuniversitäten und der medizinischen Fakultäten
2018 in Mill. Euro
Bruttoausgaben Kernuniversitäten Med. Fakultäten Gesamt
Sachmittel und Investitionen 717 353 1.070
Personal 1.753 574 2.327
davon Hilfskräfte 75 18 93
Gesamtausgaben 2.470 927 3.397
8
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Im Jahr 2018 waren an den baden-württembergischen Landesuniversitäten
185.942 Studierende immatrikuliert. Nach der Sozialerhebung des Deutschen
Studentenwerks verfügte jeder dieser Studierenden über ein mittleres mo-
natliches Einkommen von 910,90 Euro bzw. über ein Jahreseinkommen von
10.930,80 Euro (Middendor et al. 2017). Das Gesamtbudget aller Studieren-
den belief sich damit auf 2.032 Mill. Euro. Circa 86 Prozent der Studierenden
(159.708) waren mit einer Semesteranschrift in Baden-Württemberg gemeldet.
Diesen Studierenden stand im Jahr 2018 ein Budget von etwa 1.745 Mill. Euro zur
Verfügung, wohingegen die Studierenden mit Wohnort außerhalb des Bundeslan-
des circa 287 Mill. Euro verausgaben konnten.
Regionalwirtschaftliche Eekte
Regionalökonomische Wirkungen (Box 4) lassen sich je nach volkswirtschaftlicher
Zielgröße mit verschiedenen Indikatoren abbilden (Tabelle 2).
Nachfragewirkung. Hinsichtlich der regionalwirtschaftlichen Nachfrage
erzeugten die Universitäten gemeinsam einen direkten Eekt von 2.891 Mill.
Euro, die im Jahr 2018 regional wirksam wurden. Dieser setzt sich zusammen aus
619 Mill. Euro an Sach- und Investitionsausgaben, 706 Mill. Euro an Personal-
ausgaben sowie 1.566 Mill. Euro an studentischen Ausgaben. Über wirtschaftliche
Vorleistungsverechtungen multipliziert sich dieser direkte Eekt in einen Ge-
samteekt der Nachfrage von 4.162 Mill. Euro (Abbildung 1).
Wertschöpfungswirkung. Der direkte Wertschöpfungseekt der Universitäten
betrug 2.327 Mill. Euro. Inklusive indirekter und induzierter Wertschöpfungsef-
fekte ergibt sich ein Gesamteekt der Bruttowertschöpfung von 4.495 Mill. Euro
und somit ein Prozent der Bruttowertschöpfung des Landes Baden-Württemberg
im Jahr 2018 (StaLa-BW 2019c).
Einkommenswirkung. Im Jahr 2018 beliefen sich die Bruttogehälter des Perso-
nals der Landesuniversitäten mit Wohnsitz in Baden-Württemberg auf 1.595 Mill.
Euro und die Einkommen der 159.708 im Land gemeldeten Studierenden auf
1.745 Mill. Euro. Zusammen mit indirekten und induzierten Einkommen errechnet
sich ein Gesamteekt der Einkommenswirkung von 4.564 Mill. Euro.
Tabelle 2: Regionalwirtschaftliche Wirkungen der Landesuniversitäten in Baden-
Württemberg 2018 (Mill. Euro)
Nachfrage Wertschöpfung Einkommen Beschäftigung
a
Steuern
b
Bruttoeekt 5.429 2.327 3.793 47.519c946
Regionale Eekte
Direkter Eekt 2.891 2.327 3.340 43.264d767 (345)
Indirekter Eekt 733 1.830 1.034 31.898 287 (125)
Induzierter Eekt 538 338 190 5.993 53 (23)
Gesamteekt 4.162 4.495 4.564 81.155 1.107 (493)
a Der Beschäftigungseekt bezieht sich auf die Zahl der Arbeitsplätze; b Angaben in Klammern weisen
den Landesanteil der Steuern aus; c entspricht 38.520 Vollzeitarbeitsplätzen; d entspricht 35.013
Vollzeitarbeitsplätzen
9
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Beschäftigungswirkung. Mit der Einkommenswirkung geht eine Gesamtwirkung
der Beschäftigung von 81.155 Arbeitsplätzen einher. 43.264 Beschäftigte (35.013
Vollzeitäquivalente) der 47.519 Beschäftigten (38.520 Vollzeitäquivalente) wa-
ren 2018 mit ihrem ihrem Wohnsitz im Land Baden-Württemberg gemeldet und
denieren den direkten Eekt. Durch die Multiplikation der Nachfrageerhöhungen
mit branchenspezischen Arbeitsplatzkoezienten (Bundesagentur für Arbeit
2019) errechnet sich eine indirekte Beschäftigungswirkung von 31.898 Arbeitsplät-
zen sowie eine induzierte Wirkung von 5.993 Arbeitsplätzen. Die Rechnung lässt
direkte und indirekte Beschäftigungseekte außen vor, die durch die Ansiedlung
weiterer Hochschulen und außeruniversitärer Forschungsinstitute aufgrund der
geographischen Nähe zu den neun Landesuniversitäten entstehen. Diese Arbeits-
plätze sind durch ihre geringe Konjunkturanfälligkeit besonders wertvoll für das
Bundesland (Glückler und König 2011). Es ist daher davon auszugehen, dass der
hier errechnete Gesamteekt die tatsächliche Wirkung der neun Landesuniversitä-
ten in Baden-Württemberg unterbewertet.
Box 4: Regionalökonomische Eekte
Regionalökonomische Wirkungen lassen
sich mit verschiedenen Indikatoren be-
trachten (Tabelle 3). Die Nachfragewir-
kung beschreibt die regionale Gesamt-
nachfrage, die aus den Ausgaben der
neun Landesuniversitäten und ihrer An-
gehörigen direkt, indirekt und induziert
entsteht. Die Wertschöpfungswirkung
berücksichtigt im Sinne der volkswirt-
schaftlichen Gesamtrechnung den Wert-
anteil eines Guts, der diesem innerhalb
eines bestimmten Wirtschaftszweigs hin-
zugefügt wird. Im Falle der Universitäten
spiegelt die Summe der Personalausga-
ben den direkten Wertschöpfungseekt
wider, welcher der geleisteten Wissens-
arbeit der Landesuniversitäten entspricht
(Spehl et al. 2005). Die Einkommenswir-
kung deniert die direkten, indirekten
und induzierten Bruttoeinkommen aus
unselbstständiger Arbeit, die aus dem pri-
mären Impuls resultieren.4 Die Beschäf-
tigungswirkung übersetzt gleicherma-
ßen diese Einkommenswirkung durch
spezische Arbeitsplatzkoezienten in
eine konkrete Anzahl an Beschäftigten.
Die Steuerwirkung beschreibt die zu-
sätzlichen Steuereinnahmen im Land
Baden-Württemberg. Diese setzen sich
zusammen aus der Lohn- bzw. Einkom-
menssteuer infolge zusätzlicher Beschäf-
tigung sowie aus der Umsatzsteuer auf
Konsumausgaben.5 Als Gemeinschafts-
steuern stehen die Einnahmen aus Um-
satz- und Einkommenssteuern Bund und
Ländern gemeinsam zu. Daher wird stets
derjenige Anteil angesetzt, der dem Land
Baden-Württemberg zuießt.
Tabelle 3: Regionalökonomische Wirkungsbegrie und deren Zusammensetzung (Glückler et al. 2015)
Nachfrage Wertschöpfung Einkommen Beschäftigung Steuern
Brutto-
eekt
Bruttogesamt-
ausgaben
Personalausgaben
der Universitäten
Bruttogehälter und
studentische Ein-
kommen
Zahl der Uni-Arbeits-
plätze
Bruttoaufkommen von
Gemeinschaftssteuern
durch Universität und
Angehörige
Regionale Eekte
Direkter
Eekt
Konsumwirksame
Ausgaben in BW
Personalausgaben
der Universitäten
Bruttogehälter und
studentische Ein-
kommen in BW
Zahl der in BW ansäs-
sigen Beschäftigten
Steuereinahmen in BW
durch direkte Nachfra-
ge- und Einkommensef-
fekte (Landesanteil)
Indirekter
Eekt
Nachfrageanstieg
durch Vorleistun-
gen in anderen
Sektoren
Wertschöpfungsan-
stieg durch Vorleis-
tungen in anderen
Sektoren
Einkommensanstieg
durch Vorleistungen
in anderen Sektoren
Beschäftigtenanstieg
durch Vorleistungen
in anderen Sektoren
Steuereinahmen in BW
durch indirekte Nachfra-
ge- und Einkommensef-
fekte (Landesanteil)
Induzierter
Eekt
Nachfrageanstieg
durch zusätzliche
Einkommen in
anderen Sektoren
Wertschöpfungsan-
stieg durch Nachfra-
ge der zusätzlichen
Einkommen in
anderen Sektoren
Einkommensanstieg
durch Nachfrage
der zusätzlichen Ein-
kommen in anderen
Sektoren
Beschäftigtenanstieg
durch Nachfrage
der zusätzlichen Ein-
kommen in anderen
Sektoren
Steuereinahmen in
BW durch induzierte
Nachfrage- und Einkom-
menseekte (Landes-
anteil)
Gesamt-
eekt = Summe direkter + indirekter + induzierter Eekte
10
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Steuerwirkung. Aus direkter, indirekter und induzierter Wirkung der Nachfrage
durch die Landesuniversitäten und ihrer Angehörigen resultiert ein Aufkommen
von 623 Mill. Euro an Lohn- bzw. Einkommenssteuer und 484 Mill. Euro an
Umsatzsteuer. Bleiben Ausgleichszahlungen zwischen den Ländern und dem Bund
unberücksichtigt, errechnet sich daraus ein Landesanteil von 493 Mill Euro. Hier-
von entfallen 262 Mill. Euro auf Einnahmen aus Lohn- bzw. Einkommenssteuer
und 231 Mill. Euro auf die Umsatzsteuer. Aus studentischen Verwaltungsbeiträgen
erhielt das Land Baden-Württemberg weitere 30 Mill. Euro sowie etwa neun Mill.
Euro aus Studiengebühren. In der Summe ergeben sich daher Landeseinnahmen
von 532 Mill. Euro.6
Krankenversicherungsbeiträge. Auch die Beiträge zur gesetzlichen Kranken-
versicherung (gKV) erzeugen kurzfristige periodische Nachfragewirkungen. Da
es sich in Deutschland um ein kostendeckendes Umlagesystem handelt, nimmt
die Versicherungsgemeinschaft die jährlich geleisteten Beiträge auch im selben
Jahr in Form von Versicherungsleistungen in Anspruch. Da die Beiträge zur gKV
prinzipiell auch denselben Versicherungsnehmern zu Gute kommen, die diese
zuvor entrichtet haben, werden sie in die regionale Wirkungsanalyse einbezogen
(Glückler et al. 2013). Die Summe der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerbeiträge der
in Baden-Württemberg wohnhaften Beschäftigten belief sich im Jahr 2018 auf
Abbildung 1: Berechnungsmodell des Gesamtnachfrageeekts im Land Baden-Württemberg 2018
Kombinierter
Multiplikator
Nachfragewirksamkeit
Regionalisierung
Gesamteekt der
Nachfrage inkl. USt.
Sach- und Investionsausgaben
1.070 Mill. Euro
619 Mill. Euro
Bruttoeekt
5.429 Mill. Euro
außerhalb BW
232 Mill. Euro
15 Mill. Euro
Hilfskräfte1
22,1 %2
Einkommenssteuer
82,0 %3
Konsumquote
10 %4
Regionalquote
90 %4
Regionalquote
-
×
Personalausgaben
2.327 Mill. Euro
Studierendenausgaben
2.032 Mill. Euro
-
× × 10 %4
Regionalquote
90 %4
Regionalquote
× ×
innerhalb BW
2.095 Mill. Euro
außerhalb BW
287 Mill. Euro
innerhalb BW
1.745 Mill. Euro
außerhalb BW
451 Mill. Euro
innerhalb BW
619 Mill. Euro
706 Mill. Euro 1.566 Mill. Euro
1 Studentische und wissenschaftliche Hilfskräfte.
2 Entnommen aus StaLa-BW (2019b) Das Einkommen der Lohn- und Einkommenssteuerpichtigen und seine Besteuerung in Baden-Württemberg.
3 Berechnung: Konsumquote = privater Konsum / ausgabefähiges Einkommen; Konsumquote für Personal (Haushaltsklasse 2.600–3.600 Euro) = 82,0%,
für Studierende (<1.300 Euro) = 100%. Daten entnommen aus Destatis (2013) Einkommens- und Verbrauchsstichprobe.
4 Entnommen aus Blume und Fromm (1999).
5 Der Gesamteekt ergibt sich aus dem Produkt der direkten Eekte zu Herstellungspreisen (ohne USt.) und dem kombinierten Multiplikator,
der die Summe der direkten, indirekten und induzierten Regionaleekte repräsentiert.
81 Mill. Euro
Sozialversicherung
-
1,485
×
719 Mill. Euro
Sozialversicherung
-
78 Mill. Euro
Hilfskräfte1
-
-
100 %3
Konsumquote
×
12,1 Mill. Euro
Studiengebühren
30,2 Mill. Euro
Verwaltungsbeiträge
-
4.162 Mill. Euro
Direkte Eekte
inkl. USt.
11
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
227 Mill. Euro. Aufgrund der Umverteilung durch den bundesweiten Gesundheits-
fonds sowie des Bezugs von Versicherungsleistungen außerhalb Baden-Württem-
bergs werden etwa 90 Prozent der Beiträge im Land nachfragewirksam (Wasem et
al. 2007; Destatis 2011; Glückler et al. 2013).7 Diesen Annahmen folgend errechnet
sich ein direkter Nachfrageeekt von 205 Mill. Euro. Die regionale Multiplikator-
analyse ergibt einen Gesamteekt der Nachfrage von 305 Mill. Euro. Weiterhin
resultiert eine Bruttowertschöpfung von 169 Mill. Euro, eine Einkommenswirkung
von 90 Mill. Euro, 2.783 zusätzlich geschaene Arbeitsplätze sowie steuerliche
Einnahmen von elf Mill. Euro für das Land Baden-Württemberg.
Gesamteffekt der Grundfinanzierung
Die vom Land Baden-Württemberg eingesetzten Grundmittel zur Finanzierung
der Landesuniversitäten beliefen sich im Jahr 2018 auf etwa 2.228 Mill. Euro. Aus
diesen Mitteln resultiert ein Gesamtwertschöpfungseekt von 4.495 Mill. Euro.
Diese Wirkung setzt sich zusammen aus der unmittelbaren Wertschöpfungswir-
kung der Landesmittel, der Wertschöpfungswirkung der zusätzlich eingeworbenen
Drittmittel sowie der Wirkung der Ausgaben der attrahierten Studierenden. Die
Pichtbeiträge, welche die Beschäftigten der Landesuniversitäten zur gKV leisten,
wurden ebenfalls als Nachfrage nach Gesundheitsleistungen zu großen Teilen in
Baden-Württemberg wirksam und erhöhen den Gesamteekt der Wertschöpfung
auf 4.664 Mill. Euro.
Darüber hinaus erzielt das Land Baden-Württemberg in jedem Haushaltsjahr
der Bereitstellung der Grundmittel zugleich Steuereinnahmen, die durch die Aus-
gaben der Universitäten und ihrer Angehörigen induziert werden. Auch die Steuer-
wirkung der Beiträge zur gKV sowie Einnahmen aus Studiengebühren und Verwal-
tungsbeiträgen erhöhen die Steuereinnahmen des Landes. Unter Berücksichtigung
dieser Landeseinnahmen reduziert sich der Nettomitteleinsatz des Landes auf
1.685 Mill. Euro. Insgesamt ergibt sich damit eine Wertschöpfung von 2,77 Euro je
Euro Nettomitteleinsatz des Landes Baden-Württemberg (Abbildung 6).
Dierenzielle Wirkung
Eine Grundannahme der regionalen Multiplikatoranalyse ist die Kontrafaktizität,
d.h. die Annahme, dass bei Nichtexistenz der Landesuniversitäten auch alle regio-
nalökonomischen Wirkungen der bereitgestellten Grundmittel entfallen würden.
Diese Annahme ist allerdings wenig realistisch, da das Land Baden-Württemberg
als öentliche Einrichtung die vorhandenen Mittel einer anderen Verwendung
widmen könnte. Folglich ist die ermittelte regionalwirtschaftliche Wirkung der
Landesuniversitäten den potenziellen Wirkungen alternativer Verwendungen
gegenüberzustellen, um die dierenzielle Wirkung zu ermessen (Stoetzer und
Krähmer 2007).
12
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Abbildung 2: Dierenzielle Wirkungsanalyse – Szenarien alternativer Verwendungen von
Landesmitteln
Im Jahr 2018 stand den baden-württembergischen Landesuniversitäten eine
Grundnanzierung von circa 2.228 Mill. Euro zur Verfügung. Eine hypotheti-
sche Kürzung der Landesmittel um z.B. zehn Prozent (223 Mill. Euro) würde
entsprechend des Multiplikatormodells zu einem Verlust von 449 Mill. Euro an
Wertschöpfung bzw. von 8.115 Arbeitsplätzen führen.8 Würden die eingesparten
Mittel einer anderen Verwendung zugeführt und gänzlich für Personal verausgabt
werden, so ergäben sich daraus ein Wertschöpfungseekt von 117 Mill. Euro bzw.
weitere 5.122 Arbeitsplätze (Abbildung 2, Szenario 2a). Alternativ würde eine
Verwendung der Mittel ausschließlich für Sachausgaben eine Wertschöpfung von
115 Mill. Euro bzw. 1.957 Arbeitsplätze implizieren (Abbildung 2, Szenario 2b).
Folglich würde eine zehnprozentige Umwidmung der Mittel für das Land
Baden-Württemberg einen Verlust von mindestens 332 Mill. Euro an Wertschöp-
fung sowie 2.993 Arbeitsplätzen bedeuten.
Diese dierenzielle Betrachtung zeigt, dass die Landesuniversitäten durch die
Einwerbung von Drittmitteln und die Attraktion von Studierenden eine bedeu-
tend größere Wirkung für die regionale Wirtschaft des Landes entfalten als dies
andere öentliche Einrichtungen bzw. andere Hochschultypen wie Fach- oder
Verwaltungshochschulen tun würden. Die Finanzierung der Landesuniversitäten
in Baden-Württemberg ist daher ein wichtiger Motor der wirtschaftlichen Ent-
wicklung im Land. Im Umkehrschluss unterstützen die Drittmittelstatistiken, dass
eine Erhöhung der Grundmittelausstattung der Universitäten eine noch größere
Wirkung als bisher auf die Regionalwirtschaft ermöglichte (Abbildung 3).
4.000
3.500
4.500
Mill. EUR
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
3.000
Szenario 2b
Umwidmung
in Sachmittel
Szenario 2a
Umwidmung
in Personal
Szenario 1
Einsparung
von 10%
2018
-449
4.495
2.228
4.046
2.005
117
223 223 115
eingesetzte Landesmittel
Bruttowertschöpfung
13
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Erfolgsfaktoren
Zwei Faktoren, die wesentlich zu der hohen regionalwirtschaftlichen Wirkung der
baden-württembergischen Landesuniversitäten beitragen, stechen im bundeswei-
ten Vergleich als besonders erfolgreiche Treiber hervor:
Attraktion von Studierenden. Im Wintersemester 2017/2018 waren insgesamt
359.749 Studierende an den 80 Hochschulen in Baden-Württemberg immatri-
kuliert, davon etwa die Hälfte an einer der neun Landesuniversitäten (StaLa-BW
2018b). Der Anteil aller ausländischen Studierenden in Baden-Württemberg, die
an einer der Landesuniversitäten studieren, lag sogar bei 58 Prozent, wodurch sich
deren besondere Attraktivität für diese Studierendengruppe zeigt (Middendor et
al. 2017). Von den 185.942 Studierenden, die im Jahr 2018 an den Landesuniver-
sitäten eingeschrieben waren, meldeten laut Semesteranschrift 86 Prozent einen
Wohnsitz in Baden-Württemberg. Im Vergleich dazu erwarben etwa 48 Prozent
der Studierenden ihre HZB zuvor im Land Baden-Württemberg. Der Anteil der
Studierenden, der aus anderen Bundesländern oder dem Ausland zuzog, beläuft
sich somit auf 52 Prozent. Dies entspricht einem Nettozuzug von etwa 38 Prozent
bzw. 69.802 Studierenden, die im Rahmen ihres Studiums ihren Wohnort nach
Baden-Württemberg verlagert haben. Daraus resultiert ein Bruttoeekt der Nach-
frage von etwa 763 Mill. Euro jährlich.
Abbildung 3: Das Verhältnis von Dritt- zu Grundmitteln nach Bundesländern 2017
(Destatis 2019b)
SL
MV
BB
HB TH RP
HH
HE
SN
NI
BE
BY
BW
Landesuniversitäten in BW
Sonstige Hochschulen in BW
NW
ST
SH
0,52 Euro*
0,38 Euro
0,11 Euro
474 Mill. Euro
0
200
400
600
800
1.000
1.200
1.400
1.600
0 1.000 2.000 3.000 4.000 5.000 6.000
Drittmittel in Mill. Euro
Grundmittel in Mill. Euro
Mittleres Verhältnis von
Dritt- zu Grundmitteln in
Deutschland
Errechnet auf Basis der eigenen
Erhebung − Bezugsjahr 2018
*
14
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Überdurchschnittliche Drittmittel. Im Schnitt warben deutsche Hochschulen im
Jahr 2018 für jeden Euro an Grundmitteln in etwa weitere 0,31 Euro an Drittmit-
teln ein. Mit 1.305 Mill. Euro liegt die Drittmittelakquise in Baden-Württemberg
um 22 Prozent höher als nach dem Bundesdurchschnitt zu erwarten wäre. Nur
die Stadtstaaten Berlin, Bremen, Hamburg und das Land Sachsen verzeichne-
ten ebenfalls Drittmittelquoten über dem Durchschnitt (Abbildung 3). Überdies
steigerten die Hochschulen in Baden-Württemberg ihre Drittmitteleinnahmen
von 0,30 Euro (2006) über 0,35 Euro (2014) auf 0,38 Euro (2018) pro gewährtem
Euro an Grundmitteln (Destatis 2019b). Die Landesuniversitäten nehmen mit ei-
nem Drittmittelaufkommen in Höhe von 1.169 Mill Euro und einem entsprechen-
den Drittmittel-zu-Grundmittel-Verhältnis von 0,52 Euro eine Vorrangstellung
in Baden-Württemberg ein. Im Vergleich liegt dieses Verhältnis bei den übrigen
Hochschultypen des Bundeslandes bei 0,11 Euro. Die Drittmittelstärke der Lan-
desuniversitäten hängt maßgeblich von der Grundnanzierung ab. So wurden im
Jahr 2018 circa 97 Prozent der Personalkosten für Beamte an den Kernuniversi-
täten durch die gewährten Erst- und Zweitmittel gedeckt. Deren Finanzierung ist
erforderlich, um die Einwerbung von Drittmitteln erst zu ermöglichen.
Wirkungssteigerung 2012–2018
Im Vergleich zur ersten Wirkungsanalyse für das Jahr 2012 konnten die neun
Landesuniversitäten ihre Drittmittelstärke bis 2018 von 0,50 Euro auf 0,52 Euro je
Euro an Grundnanzierung erhöhen (Tabelle 4). Auch die Zahl der Studierenden
stieg um 22.515 Studierende, was gemessen an der mittleren Studierendenzahl von
13.923 Personen einer deutschen Universität im Wintersemester 2017/18 (Destatis
2019a; Statistische Ämter des Bundes und der Länder 2018) vergleichbar mit der
Wirkung einer zusätzlichen Universität im Bundesland wäre.
Die überregionale Attraktionswirkung der Landesuniversitäten hat sich eben-
falls weiter erhöht. Der Saldo aus den Studierenden, die während ihres Studiums
im Land lebten, und denen, die ihre HZB in Baden-Württemberg erworben haben,
stieg um etwa elf Prozentpunkte. Dies entspricht 25.365 Studierenden, die zusätz-
lich zum Jahr 2012 ihren Wohnsitz von außerhalb Baden-Württembergs in das
Land verlegten (Tabelle 4). Daraus allein erwächst ein zusätzlicher Bruttoeekt der
Nachfrage von 337 Mill. Euro.
Insgesamt trugen eine Erhöhung der Grundnanzierung im Rahmen des
Hochschulnanzierungsvertrags (2015-2020) des Landes sowie die Anstiege an
Drittmitteln und Studierenden zu einer deutlichen Erhöhung der regionalwirt-
schaftlichen Wirkung von 2,30 Euro pro Euro an Nettolandesmitteln auf 2,77 Euro
im Jahr 2018 bei. Allerdings ist im gleichen Zeitraum das Verhältnis von Grund-
mitteln pro Studienplatz im Verhältnis zum Jahr 2012 um 500 Euro (vier Prozent)
gesunken. Um Qualität und Quantität der Lehre an den Landesuniversitäten und
so auch ihre Attraktionswirkung auf Studierende aufrecht erhalten zu können, ist
die Bereitstellung der notwendigen Landesmittel für Wissenschaftler und Dozen-
ten eine bedeutende Voraussetzung.
15
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Tabelle 4: Vergleich der regionalwirtschaftlichen Wirkung der Landesuniversitäten
2012 und 20189
Wirkung 2012 2018
Drittmittel pro Euro an Grundmitteln 0,50 Euro 0,52 Euro
Studierendenzahl 163.427 185.942
Grundmittel pro Studienplatz 12.500 Euro 12.000 Euro
Nettozuzug von Studierende aus anderen Regionen
(in % aller immatrikulierten Studierenden)
44.437 (27%) 69.802 (38%)
Bruttowertschöpfung je Euro Nettomitteleinsatz des Landes 2,30 Euro 2,77 Euro
Eekte der geographischen Grenzlage
Die geographische Lage der Universitäten sowie die Geographie der betrachteten
Wirtschaftsregion beeinussen die Größenordnung der errechneten ökonomischen
Wirkung. Konkret unterschätzt die Multiplikatoranalyse die tatsächlichen Eekte
dann, wenn die Universitäten in der Nähe der Bundeslandgrenzen angesiedelt
sind. Ein großer Teil ihrer Einzugsbereiche erstreckt sich dann in benachbarte
Regionen, in denen die Nachfrageimpulse und Bildungsprämien nicht mehr dem
Land Baden-Württemberg zugerechnet werden, wenngleich sie durch die Lan-
desuniversitäten verursacht sind.
Mit den Universitäten Freiburg, Heidelberg, Konstanz, Mannheim und Ulm in-
klusive ihrer medizinischen Fakultäten sowie dem Karlsruher Institut für Techno-
logie liegen sechs der neun Landesuniversitäten in direkter Randlage des Landes
Baden-Württemberg. Die Einpendlerbereiche von Personal und Studierenden
erstrecken sich in diesen Fällen in die Bundesländer Bayern, Hessen und Rhein-
land-Pfalz sowie die Nachbarstaaten Frankreich, Österreich und Schweiz. Die
Begrenzung auf das Bundesland Baden-Württemberg stellt vor allem die Wirkung
der Studierendenausgaben geringer dar als in der Realität durch die Landesuniver-
sitäten verursacht.
Im Vergleich zu den im Landesinneren gelegenen Universitäten Tübingen,
Stuttgart und Hohenheim ist der Anteil der Studierenden mit Wohnsitz außerhalb
des Bundeslandes an den Randuniversitäten um zehn Prozentpunkte höher. Zwei
Drittel dieser Studierenden meldeten einen Wohnsitz in einem der an Baden-
Württemberg grenzenden Bundesländer sowie weitere sieben Prozent im direkt
benachbarten Ausland (Abbildung 4). Die Dierenz zwischen den im Landesinne-
ren und an den Landesgrenzen angesiedelten Universitäten fällt für die Meldungen
des Personals geringer aus. Mehr als 99 Prozent des Personals an den zentralen
Universitäten lebten im Jahr 2018 im Land Baden-Württemberg. An den Univer-
sitäten in Randlage liegt der Anteil bei 94 Prozent (Anhang 1).10 Im Falle der Sach-
und Investitionsausgaben ist der Bezugsort weitaus weniger von geographischer
Nähe geprägt (Anhang 2). Die Landesuniversitäten verausgabten im Jahr 2018
circa 58 Prozent dieser im Land Baden-Württemberg (Abbildung 1).
16
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Abbildung 4: Anzahl der Studierenden an den Landesuniversitäten 2018 nach Wohnort
auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte
Heidelberg
Karlsruhe
Stuttgart Hohenheim
Tübingen
Freiburg
Konstanz
Ulm
Mannheim
FRANKREICH
SCHWEIZ
ÖSTERREICH
Datengrundlage: Erhebungen
der baden- württembergischen
Landesuniversitäten
Kartengrundlage: Bundesamt
für Kartographie und Geodäsie
(BKG)
0 10 20 30 40 50 km
Anzahl Studierende nach Wohnort 2018
auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte
1.000
3.499
500
999
100
249
50
99
250
499
5
49
3.500
7.499
12.000
16.474
bis
von
17
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Bildungsprämie
Universitäten verursachen nicht nur durch ihre regionale Güternachfrage periodi-
sche ökonomische Wirkungen. Auch durch akademische Qualizierung und den
jährlichen Übergang von Absolventen in den regionalen Arbeitsmarkt, der hoch-
qualizierte Fachkräfte und Kompetenzen für wissens- und innovationsorientierte
Tätigkeit aufnimmt, erzeugen die Universitäten regionalökonomische Eekte.
Somit leistet diese Studie erstmalig auch eine Bewertung der regionalwirtschaftli-
chen Wirkung der Höherqualizierung von Arbeitskräften in Form einer Bildungs-
prämie (Box 5).
Im Jahr 2017 schlossen 35.195 Personen ihr Studium bzw. ihre Promotion an
einer der Landesuniversitäten ab (StaLa-BW 2019a). Während 79 Prozent der
Bachelor-Absolventen ihr Studium – 95 Prozent davon mit einem Masterstudien-
gang – fortsetzten, begann mehr als ein Viertel der Absolventen eines Staatsexa-
mens oder Masterstudiums eine Promotion. Etwa 60 Prozent der Studierenden
Box 5: Die Bildungsprämie
Während die volkswirtschaftliche For-
schung z.B. mithilfe ökonometrischer
Analysen die mittlere Rendite von Bil-
dungsinvestitionen für die individuelle
Gehaltsentwicklung ermittelt (Mincer
1974; Anger et al. 2010), suchen regio-
nalökonomische Wirkungsanalysen den
Eekt universitärer Qualikationen für
die regionale Wirtschaft zu bestimmen
(Halterbeck et al. 2017). Sie vergleichen
die Einkommen von Gruppen mit unter-
schiedlichen Bildungsabschlüssen und
bestimmen im Unterschied zu ökonome-
trischen Analysen den monetären Wert
höherer Bildungsabschlüsse für eine ge-
samte Region. So lässt sich z.B. die durch-
schnittliche Gehaltsdierenz zwischen
Personen mit und ohne Hochschulab-
schluss ermitteln. Diese Dierenz wird
als Bildungsprämie bezeichnet (Anger et
al. 2010; Schmillen und Stüber 2014). Die
vorliegende Studie bemisst mit der Bil-
dungsprämie den Teil eines Einkommens,
der auf die Ausbildung der Absolventen
eines Jahrgangs an den Landesuniversi-
täten zurückgeführt werden kann.11 Dies
geschieht anhand zweier verschiedener
Ansätze (Abbildung 5).12
Die mittelbare Bildungsprämie. Sie
bezeichnet (a+b) die mittlere Einkom-
mensdierenz zwischen den Hochschul-
absolventen und den Abiturienten ohne
Hochschulqualikation ab dem ersten
Absolventeneinkommen über die ge-
samte Lebenserwerbsdauer (c) abzüglich
der Einkommensverluste der Hochschul-
absolventen gegenüber Abiturienten
ohne Hochschulabschluss während der
Studienzeit. Die mittelbare Bildungsprä-
mie kommt in regionalökonomischen
Wirkungsanalysen verstärkt zum Tragen.
Sie sieht das höhere Bildungsniveau nicht
nur als ursächlich für unterschiedliche
Einstiegsgehälter, sondern auch für die
unterschiedliche Gehaltsentwicklung
über die gesamte Lebenserwerbszeit an.
Allerdings beeinussen neben dem Aus-
bildungsniveau zahlreiche andere Fak-
toren wie z.B. persönliche Eigenschaften
die beruiche Laufbahn, sodass die Loh-
nentwicklung in der Realität nur schwer
für ein ganzes Erwerbsleben vorherzusa-
gen oder allein der Hochschulausbildung
zuzuschreiben ist (Ballout 2007). Daher
ist anzunehmen, dass diese Betrachtung
den tatsächlichen Eekt der Universitäten
überschätzt.
Die unmittelbare Bildungsprämie. Im
Vergleich dazu berücksichtigt die unmit-
telbare Bildungsprämie, dass auch ein Abi-
turient im Laufe eines Erwerbslebens das
Einstiegseinkommen eines Hochschulab-
solventen erreichen kann. Ein Hochschul-
abschluss wirkt in dieser Betrachtung nur
bis zu diesem Zeitpunkt aktiv auf den
Lohn einer Person. Folglich bezeichnet
die unmittelbare Bildungsprämie (b) die
mittlere Einkommensdierenz von dem
Zeitpunkt des Einstiegseinkommens der
Absolventen bis zu dem Moment, an dem
ein Abiturient ohne Hochschulabschluss
das Einstiegseinkommen des Absolven-
ten erreicht, (c) abzüglich der Einkom-
mensverluste, die der Absolvent durch
eine längere Ausbildungszeit gegenüber
den Abiturienten ohne Hochschulab-
schluss erfahren hat. Dieser Ansatz ist
konservativer, da er lediglich den Eekt
der Anhebung des Einstiegseinkommens
als Wirkung der Hochschulbildung be-
trachtet und daher die tatsächliche Wir-
kung eines Hochschulabschlusses auf das
Einkommen unterschätzt. Die Einkom-
mensanhebung und die daraus resultie-
renden Wirkungen können so aber mit
Sicherheit der universitären Ausbildung
zugesprochen werden.
20 26 64
Einkommen
Einstiegs-
einkommen (a)
(c)
(b)
Alter
Hochschulabschluss
Abitur
18
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
verblieben für weitere Studiengänge an ihrer Alma Mater. Von den 23.929 Ab-
solventen, die in den Arbeitsmarkt übergingen, ergrien circa zwei Drittel einen
Beruf im Land Baden-Württemberg. Im Vergleich zu den Studierenden, die von
anderen Regionen zum Studium nach Baden-Württemberg zuzogen, ergibt sich
ein jährlicher Nettozuzug von circa 4.000 Studierenden pro Jahrgang, die jähr-
lich zusätzlich eine akademische Qualizierung und ihre erste Beschäftigung in
Baden-Württemberg erhalten (Box 6). Die jährlichen Einkommen der Absolventen
erzeugen weitere Wirkungen, von denen das Land Baden-Württemberg regional-
ökonomisch protiert (Box 5).
Es ist anzunehmen, dass die universitäre Ausbildung zunächst nur die Die-
renz eines erhöhten Einstiegseinkommens von Absolventen nach dem Studium
gegenüber Abiturienten ohne Studium verursacht (Abbildung 5). Ausgehend von
dieser konservativen Annahme wurden 2.401 Mill. Euro an zusätzlichen Bruttoein-
kommen13 im Jahr 2018 in Baden-Württemberg generiert, aus denen zusammen
mit den verbundenen Pichtbeiträgen zur gesetzlichen Krankenversicherung ein
Gesamteekt der Wertschöpfung von 1.418 Mill. Euro im Land Baden-Württem-
berg resultiert. Zusätzlich entstehen weitere 377 Mill. Euro an Steuereinnahmen
für das Land.
Box 6: Datengrundlage zur Berech-
nung der Bildungsprämie
Mit der für den Jahrgang 2017 (Abschluss
im Wintersemester 2016/17 oder im Som-
mersemester 2017) gemeinsam durch-
geführten Absolventenbefragung der
neun Landesuniversitäten liegt erstma-
lig eine Erhebung vor, die valide Daten
zur Schätzung einer Bildungsprämie der
baden-württembergischen Universitä-
ten liefert. Die zuständigen Abteilungen
der neun Landesuniversitäten werteten
die Befragung zunächst entsprechend
eines ausgewählten Fragenkatalogs ge-
trennt nach Fächergruppen, Geschlecht
und Abschlussziel der Absolventen aus.
Diese Einzeldatensätze wurden für die
vorliegende Auswertung aggregiert. Der
Fragenkatalog bezieht sich auf die Studi-
enzeit, die Weiterqualikation oder den
Übergang in eine Beschäftigung nach
dem Hochschulabschluss.
Insgesamt erfasst die Erhebung mit
8.007 Absolventen etwa 26 Prozent der
31.009 Studierenden, die ihr Studium
im Prüfungsjahr 2017 beendeten.14 Der
größte Teil des Fragenkatalogs umfasst
standardisierte Fragen. Einzelne Aus-
wertungen, wie das monatliche Brutto-
einkommen oder der Beschäftigungsort
werden mittels oener Fragen erfasst. An-
stelle von Schätzungen gründet die Ana-
lyse daher auf präzisen Angaben über die
Einstiegsgehälter von Bachelor-, Master-
und Lehramtsabsolventen, die weitere
Qualikation nach dem Abschluss sowie
den Ort der Beschäftigung der Absolven-
ten nach dem Studium.15
Zur Ermittlung der prozentualen Ge-
haltsentwicklungen von Personen ver-
schiedener Qualikationsstufen wurden
sekundärstatistische Daten des Instituts
für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
verwendet. Diese basieren auf der Stich-
probe der integrierten Arbeitsmarktbio-
graphien und geben Auskunft zu bundes-
durchschnittlichen Bruttojahresentgelten
dierenziert nach höchstem erreichten
Bildungsabschluss (Schmillen und Stü-
ber 2014). Da Lehramtsstudierende in der
Regel in den öentlichen Dienst überge-
hen, dient hier die Gehaltsentwicklung
nach dem aktuellen Tarifvertrag des öf-
fentlichen Dienstes des Landes Baden-
Württemberg zur Bestimmung der Lohn-
entwicklung. Gehaltserhöhungen werden
nur auf Basis des Stufenaufstiegs ange-
nommen, der lediglich auf die Beschäf-
tigungszeit der Person im öentlichen
Dienst zurückzuführen ist.
Die Befragung der Absolventen einer
Promotion ist nicht Teil der gemeinsamen
Absolventenbefragung der Landesuniver-
sitäten. Die Berechnung der Bildungsprä-
mie eines Promotionsabschlusses stützt
sich daher zusätzlich auf die bundeswei-
te Verdienststrukturerhebung zur Be-
stimmung des Einstiegsgehalts (Destatis
2016b).16
Die Studiendauer von Bachelor-, Mas-
ter- und Lehramtsstudierenden wurden
auf Basis amtlicher Statistiken bestimmt
(BMBF 2019). Die durchschnittliche Pro-
motionsdauer stützt sich auf bundesweite
Promovierendenbefragungen der Deut-
schen Forschungsgemeinschaft (DFG und
WR 2015).
19
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Da dieser Eekt jedes Jahr durch den Übergang einer neuen Kohorte von Hoch-
schulabsolventen entsteht, wirkt er additiv zu der bereits ermittelten regional-
ökonomischen Wirkung durch die Güternachfrage der Landesuniversitäten. Die
wirtschaftliche Wirkung der Güternachfrage und der Bildungsprämie der Lan-
desuniversitäten addiert sich so zu einer Wertschöpfung von 6.082 Mill. Euro im
Jahr 2018. Im Verhältnis zu den eingesetzten Landesmitteln und unter Berück-
sichtigung der Einnahmen des Landes ergibt sich ein Wertschöpfungseekt von
insgesamt 4,65 Euro pro Euro an eingesetzten Nettolandesmitteln (Abbildung 6).
1.180
1.093
4.664169
1.418
2.228
Brutto-
mittel-
einsatz
2.222
direkt
indirekt
induziert
6.082
1.685
Landes-
netto-
mittel-
einsatz
1.308
Landes-
netto-
mittel-
einsatz
Güternachfrage Bildungsprämie
0
500
1.000
1.500
2.000
2.500
Studierende
DrittmittelLandesmitteleingesetzte
Landesmittel
3.000
3.500
4.000
4.500
5.000
5.500
6.000
Mill. Euro
6.500
KV-Picht-
beiträge
Bildungs-
prämie
Gesamt-
eekt
Gesamt-
eekt
x 2,77
x 4,65
Abbildung 6: Zusammensetzung des Gesamteekts der Wertschöpfungswirkung der Landesuniversitäten im Land
Baden-Württemberg 2018
20
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Fazit
Die vorliegende Studie bestimmt mit Hilfe erprobter Methodik und aktueller Da-
ten die regionalökonomische Wirkung der baden-württembergischen Landesuni-
versitäten. Die Ergebnisse sind als konservativ, in jedem Fall aber als realistische
Schätzung der Wirkungen anzusehen (Box 7). Mit jedem Euro an eingesetzten
Nettolandesmitteln erwirken die Universitäten eine Bruttowertschöpfung von
2,77 Euro. Die unmittelbare akademische Bildungsprämie erhöht diesen Eekt
auf 4,65 Euro Wertschöpfung in Baden-Württemberg je Euro, den das Land netto
für die Grundnanzierung der Universitäten einsetzt. Im Vergleich zu anderen
Verwendungen öentlicher Mittel führen die Einwerbungen zusätzlicher Gelder in
Form von Drittmitteln sowie die Attraktion von Studierenden zu einer bedeutend
höheren regionalen Multiplikatorwirkung. Die Analyse zeigt, dass die Finanzie-
rung der Universitäten durch das Land einen bedeutenden Einuss auf die baden-
württembergische Wirtschaft hat.
Box 7: Konservative Modellierung
und systematische Unterschätzung
der Eekte
Die Analyse der regionalwirtschaftlichen
Wirkung der Universitäten durch ihre Gü-
ternachfrage und Bildungsprämie genießt
durch dierenzierte Primärerhebungen
eine hohe Validität. Darüber hinaus stützt
sich die Analyse auch auf unvermeidliche
Annahmen und Verfahrensentscheidun-
gen, die in dieser Studie der Maßgabe
folgen, die tatsächliche Wirkung der Lan-
desuniversitäten in keinem Fall zu über-
schätzen. Aus diesem Grunde unterliegt
die Studie einer konservativen Modellie-
rungsstrategie, die an zahlreichen Stellen
die tatsächliche regionalökonomische
Bedeutung der Landesuniversitäten in
Baden-Württemberg unterschätzt:
Die Studie lässt Universitätskliniken,
universitäre Betriebe und weitere For-
schungs- und Bildungsinstitute außer
Acht, die sich aufgrund der geographi-
schen Nähe zu den Landesuniversitäten
in Baden-Württemberg angesiedelt ha-
ben. Diese schaen durch Sach- und In-
vestitionsausgaben sowie Personalaus-
gaben weitere Wertschöpfungs- und
Beschäftigungseekte (Glückler und
König 2011), welche die Analyse nicht
abbildet.
Die Analyse berücksichtigt lediglich
indirekte und induzierte Einkommens-
wirkungen für sozialversicherungs-
pichtige Beschäftigung. Zusätzliche
Einkommen aus selbstständiger Arbeit
können nicht valide quantiziert wer-
den.
Die berechnete Steuerwirkung geht auf
Lohn- und Umsatzsteuerzahlungen zu-
rück. Weitere Steuerarten bleiben auf-
grund ihres begrenzten Aufkommens
außen vor.
• Der Anteil der Studiengebühren, die
dem Land als Einnahme zu Gute kom-
men, konnte nicht präzise erfasst wer-
den und wird daher unterschätzt. Eben-
so bleibt die Wirkung der Einnahmen
durch Studiengebühren für die Univer-
sitäten aufgrund des geringen Eekts
unberücksichtigt.
Für die Berechnung der Bildungsprä-
mie wurde ein konservativer Ansatz
gewählt. Der dadurch bestimmte Eekt
unterschätzt jedoch den regionalöko-
nomischen Wert universitärer Ausbil-
dung und damit die Wirkung der einge-
setzten Landesmittel.
Der Anteil der Studierenden, die beim
Übergang in den Arbeitsmarkt im Land
Baden-Württemberg verbleiben, wurde
auf Basis der Angabe der ersten drei
Ziern der Postleitzahl des Beschäfti-
gungsorts ermittelt. Nicht eindeutig
einem Bundesland zuordenbare An-
gaben bleiben unberücksichtigt. Es ist
daher davon auszugehen, dass der tat-
sächliche Anteil höher ausfällt.
Absolventen einer Promotion, die sich
nicht aus universitären Mitteln nanzie-
ren, sowie Absolventen einer Promoti-
on in Medizinstudiengängen werden
analog zu Absolventen eines Lehramt-
studiums behandelt. Dies führt zur Un-
terschätzung der Einstiegseinkommen
und der Lohnentwicklung, was zur
Unterschätzung der gesamtwirtschaft-
lichen Wirkung universitärer Höherqua-
likation führt.
21
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Anmerkungen
1 Die vorliegende Studie verwendet aus Gründen der besseren
Lesbarkeit die männliche Form für personenbezogene Substan-
tive und Pronomen, schließt jedoch Personen aller Geschlechter
ein.
2 Der Verausgabungsort universitärer Mittel sowie Studieren-
den- und Personalzahlen wurden sowohl auf Ebene des Bundes-
landes als auch auf Ebene der Postleitzahlgebiete erfasst.
3 Die Sesshaftigkeitsquote bezeichnet den Anteil der Studieren-
den, die zum Studieren in dem Bundesland verbleiben, in dem
sie ihre Hochschulzugangsberechtigung (HZB) erworben haben,
an allen Studienanfängern bzw. Studierenden, die in dem Bun-
desland ihre HZB erworben haben (KMK 2014).
4 In der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung sind auch die
Gewinne der Unternehmen als Einkommenswirkungen zu
berücksichtigen (Destatis 2019c). Da sie jedoch nicht verläss-
lich quantizierbar sind, bleiben sie in dieser Wirkungsanalyse
unbeachtet.
5 In der Summe machen diese Steuern bereits einen Anteil von
circa 90 Prozent des Steueraufkommens im Land Baden-Würt-
temberg aus (StaLa-BW 2018a). Andere Steuern bleiben daher
aufgrund ihrer geringen Bedeutung in der Analyse unberück-
sichtigt.
6 Seit dem Wintersemester 2017/18 fallen für ausländische
Studierende mit Herkunft außerhalb der EU sowie für Stu-
dierende im Zweitstudium Studiengebühren an. Im Falle der
Studiengebühren erhält das Land 80 Prozent der Einnahmen
aus Gebühren ausländischer Studierender sowie den Gesamtbe-
trag der Zweitstudiengebühren. Der übrige Anteil verbleibt bei
den Universitäten selbst. Aufgrund unterschiedlicher Verwal-
tungssysteme konnten die Studiengebühren nicht für alle neun
Landesuniversitäten dierenziert nach ihrer Quelle ausgewie-
sen werden. In diesem Fall wurden dem Land 80 Prozent der
Gesamteinnahmen durch Studiengebühren zugesprochen, wo-
durch der tatsächliche Eekt an dieser Stelle unterschätzt wird.
7 Da die geleisteten Beiträge im Sinne des Solidaritätsprinzips
zunächst in einen bundesweiten Gesundheitsfonds ießen,
kommt ein Teil dieser Beiträge überregional ansässigen
Krankenkassen zu und wird nicht für Versicherte im Land
Baden-Württemberg aufgewendet. Bestehende Studien folgen
der Annahme, dass 95 Prozent der geleisteten Beiträge den
Krankenkassen in Baden-Württemberg zur Verfügung stehen
(Wasem et al. 2007; Glückler et al. 2013).
Die Regionalwirksamkeit dessen wird auf Basis des Anteils der
Krankenhauspatienten aus Baden-Württemberg bestimmt, die
im Jahr 2017 in anderen Bundesländern behandelt wurden.
Dieser lag bei 4,97 Prozent. Im Umkehrschluss waren etwa
95 Prozent aller Krankenhauspatienten mit Wohnsitz in Baden-
Württemberg auch dort in Behandlung (Destatis 2018a).
Aus der Multiplikation des Beitragsanteils, den die baden-würt-
tembergischen Krankenversicherungen zugesprochen bekom-
men, mit dem Anteil aller Krankenhauspatienten aus Baden-
Württemberg, die auch im Land behandelt werden, resultiert
ein Anteil von circa 90 Prozent aller geleisteten Beiträge, die in
Baden-Württemberg nachfragewirksam werden.
8 In diesem Modell bleiben die gKV-Beiträge unberücksichtigt.
9 Es ist zu beachten, dass verschiedene Komponenten in die
Berechnung der regionalökonomischen Wirkung der Lan-
desuniversitäten einießen. Die Bestimmung des kombi-
nierten Multiplikators rührt aus Schätzungen von Daten aus
der volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung. Ebenso werden
durchschnittliche Einkommenssteuer- sowie Konsumquoten
auf Grundlage amtlicher Statistiken angenommen, die die
Ergebnisse der Wirkungsanalyse beeinussen.
10 Aufgrund unterschiedlicher Verwaltungssysteme konnten
nicht an allen Universitäten und zugehörigen medizinischen Fa-
kultäten die entsprechenden Daten erhoben werden. In diesem
Abschnitt bleiben die Personalzahlen der Universität Tübingen
inklusive medizinischer Fakultät unberücksichtigt. Angaben
zu Studie rendenzahlen beziehen sich auf alle neun Landesuni-
versitäten. Aus datenschutzrechtlichen Gründen wurden in der
Erhebung zudem lediglich solche Postleitzahlbereiche erfasst,
für die mehr als fünf Studierende bzw. Beschäftigte gemeldet
wurden. Anhang 2 stellt die Sach- und Investiti onsausgaben der
Kernuniversitäten in Deutschland dar.
11 Als Vergleichsgruppe dienen Personen mit Abitur als höchs-
tem Bildungsabschluss.
12 Die Berechnung betrachtet Bachelor- und Masterabsolventen,
Absolventen des Lehramts Staatsexamen und Absolventen einer
Promotion getrennt. Bei der Bestimmung des regionalökono-
mischen Wirkungseekts wurde zudem berücksichtigt, dass
ein Anteil der Studierenden nach dem Abschluss ein weiteres
Studium aufnimmt und ein Anteil einen Beruf im Land Baden-
Württemberg ergreift.
13 Die Analyse folgt der Annahme, dass alle Einkommen in
unselbständiger Arbeit erzielt werden. Dadurch, dass Beiträge
zur Sozialversicherung die Nachfragewirksamkeit reduzieren,
wird der tatsächliche Eekt unterschätzt, insofern Teile der
Einkommen aus selbstständiger Arbeit resultieren.
14 Es gilt zu beachten, dass nicht jeder Befragte zu allen Fragen
im Fragebogen Angaben gemacht hat. Die Auswertung jeder
Frage geht daher auf eine unterschiedliche Anzahl an Absolven-
ten zurück.
15 Da der Ort der Beschäftigung auf Basis der ersten drei Ziern
der Postleitzahl erfasst wurde, konnten nicht alle Angaben
einem einzigen Bundesland zugeordnet werden. Die Auswer-
tung berücksichtigt daher nur eindeutig zuordenbare Beschäf-
tigungsorte. Es ist daher davon auszugehen, dass der Anteil der
Studierenden, die einen Beruf im Bundesland ergreifen, in der
Realität höher ausfällt.
16 64% der bundesweiten Promovierenden nanzieren ihre
Promotion durch eine wissenschaftliche Anstellung (Destatis
2016a). Da diese Ausgaben in der Analyse bereits als universitä-
re Personalausgaben berücksichtigt sind, wurden die Absolven-
ten einer Promotion nach ihrer Finanzierungsform getrennt
betrachtet. Das Einstiegsgehalt der universitär nanzierten
Absolventen wurde auf Basis der bundesweiten Verdienststruk-
turerhebung bestimmt (Destatis 2016b). Absolventen, die ihre
Promotion auf andere Weise nanzieren (Stipendium, berufsbe-
gleitende Promotion), wurden aufgrund der großen Varianz im
Einkommen während der Promotion analog zu Absolventen des
Lehramts Staatsexamen behandelt. Gleiches gilt aufgrund der
meist kürzeren Promotionsdauer für Absolventen in Medizin-
studiengängen. Dies führt zur Unterschätzung des Einstiegsein-
kommens und damit des tatsächlichen Eekts.
22
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
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Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
Anhang
Heidelberg
Karlsruhe
Stuttgart Hohenheim
Tübingen
Freiburg
Konstanz
Ulm
Mannheim
FRANKREICH
SCHWEIZ
Datengrundlage: Erhebungen
der baden- württembergischen
Landesuniversitäten
Kartengrundlage: Bundesamt
für Kartographie und Geodäsie
(BKG)
0 10 20 30 40 50 km
Anzahl Beschäftigte nach Wohnort 2018
auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte
1.000
2.499
500
999
50
99
50
49
100
499
2.500
3.999
4.000
4.812
bis
von
Anhang 1: Anzahl der Beschäftigten an den Landesuniversitäten 2018 nach Wohnort
auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte
25
Landesuniversitäten Baden-Württemberg 2019
0 50 100 km
Datengrundlage: Erhebungen
der baden- württembergischen
Landesuniversitäten
Kartengrundlage: Bundesamt
für Kartographie und Geodäsie
(BKG)
Sach- und Investitionsausgaben 2018
auf Ebene der Kreise und kreisfreien Städte
5,00
9,99
2,50
4,99
0,75
1,49
0,25
0,74
1,50
2,49
> 0
0,24 Mill. Euro
Mill. Euro10,00
19,99
20,00
61,50bis
von
Anhang 2: Sach- und Investitionsausgaben der Kernuniversitäten 2018 auf Ebene der Kreise und
kreisfreien Städte
... This study uses regional multiplier analysis to determine a detailed model of the economic impact of the cultural work of the Mannheim Philharmonic Orchestra and to evaluate it in terms of the subsidies used by the city. The methodological basis for the analysis is a regional economic impact model, which the authors have further developed to assess the regional impact of universities as public research and educational institutions [26,27,[34][35][36]. ...
Article
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During the COVID-19 pandemic, many governments enforced epidemic policies of social distancing, restrictions of professional practice, and the prohibition of cultural live performances. Because such policies dried up important sources of income in the cultural and tourism industries, this paper examines how cultural institutions coped with this crisis. Drawing on the case of the Mannheim Philharmonic Orchestra in Germany, we collected original data and employed a regional economic impact analysis to determine both the financial resilience of the Orchestra and its impact on the urban economy. Because the Orchestra could not reduce costs during the COVID-19 pandemic, public subsidies were crucial to fill the income gap of missed live concerts. In turn, the regional impact analysis suggests that the Orchestra maintained its positive effect on the economic demand for goods and services in the urban economy. When balancing the city’s subsidies with the rental (city concert halls) and tax incomes generated by the Orchestra’s local impact, the Orchestra managed to induce surplus revenue for the city’s treasury.
... Their members not only educate students and PhD candidates but also offer continuing training, public science, and knowledge transfer into civil society, administration, and industry (Marquardt, 2019). Through their role as a main employer in a region, they strongly foster economic development (Glückler, Panitz, & Janzen, 2019). At the same time, institutions of higher education also directly affect urban space. ...
Chapter
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Education plays a key role in knowledge society, since, from a meritocratic perspective, it opens up fair opportunities for well-paid jobs, thereby increasing social mobility and well-being more generally. In order to foster their economic competitiveness, cities are therefore encouraged to engage in knowledge-based urban development by trying to provide good schools and world-class universities to attract the “creative class.” However, meritocracy is a “myth,” as access to educational opportunities is itself socially biased. With the example of Heidelberg, a so-called “knowledge pearl,” we show how knowledge-institutions, such as the university, may shape socioenvironmental contexts in ways conducive to spatially selective access to—and use of—educational opportunities. Instead of reducing social polarization, knowledge-institutions may instead (re-)produce inequalities.
Book
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We are delighted to introduce this reprint of the Special Issue of Sustainability, entitled “The Creative and Cultural Industries: Towards Sustainability and Recovery”. During the last several decades, the creative and cultural industries (CCIs) have increasingly been recognized for their role in local, regional, national and supranational economies; as drivers of economic growth, development and regeneration; and for their social and cultural impacts on well-being, place making, inclusion, sustainability, diversity and culture. On the other hand, the COVID-19 crisis has exposed the fragility and precarity of an industry dominated by micro-businesses, freelance and informal work practices and few tangible assets, calling into question the sustainability of economic models based on a high level of precarity in employment practices. This has led to some efforts (undertaken by governments and public bodies) to protect this industry from the pandemic’s impact. At the same time, lockdowns have also highlighted the importance of creative activity in maintaining individual well-being and community resilience and the innovative potential of this industry. In this context, this Book addresses the broader research field of CCIs and its various subsectors, as well as its role in developing pathways towards sustainability, resilience and recovery. The articles featured in this Special Issue offer unique insights, methodologies and empirical evidence that contribute to our understanding of the creative and cultural industries’ multifaceted nature.
Technical Report
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Die Mannheimer Philharmoniker leisten einen wichtigen Beitrag zum kulturellen Angebot der Stadt Mannheim, zur musikalischen Bildung von Kindern und Jugendlichen und zur Förderung exzellenten Nachwuchses von Orchestermusiker:innen. Über die Erfüllung ihrer Kultur- und Bildungsfunktion hinaus erhöht die Arbeit des Orchesters auch die wirtschaftliche Güternachfrage, die sich periodisch, in jedem Jahr, positiv auf die städtische Wirtschaft auswirkt. Die jährlichen Gesamtausgaben der Orchestergesellschaft für den laufenden Betrieb und für die Stipendien der Musiker:innen sowie die Konsumausgaben auswärtiger Konzertgäste in Gastronomie, Einzelhandel und Hotellerie in Höhe von 2,063 Mio. Euro erzielten in der Spielzeit 2021/20221 einen Gesamteffekt der Bruttowertschöpfung von 1,473 Mio. Euro allein in der kreisfreien Stadt Mannheim. Diese Gesamtwirkung setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Ausgaben des Orchesters. Das Orchester der Mannheimer Philharmoniker verausgabte 1,598 Mio. Euro an Betriebskosten und 184 Tsd. EUR für Stipendien der Musiker:innen. Davon wurden 1,345 Mio. Euro allein in der Stadt Mannheim nachfragewirksam und führten zu einem Gesamteffekt der Bruttowertschöpfung von insgesamt 1,326 Mio. Euro. Ausgaben der Gäste. Darüber hinaus verausgabten die auswärtigen Konzertgäste für den mit Konzertbesuchen verbundenen Konsum in Gastronomie, Einzelhandel und Hotellerie mindestens weitere 281 Tsd. Euro, die gänzlich in der Stadt Mannheim nachfragewirksam wurden und die Bruttowertschöpfung um weitere 147 Tsd. Euro erhöhten. Die wirtschaftliche Wirkung der Orchestertätigkeit erzeugt nicht nur zusätzlichen Nutzen für den Arbeitsmarkt und die gewerbliche Wirtschaft, sondern generiert zugleich ein höheres Steueraufkommen für die öffentliche Hand. Unter Anrechnung der Gemeindeanteile an den Einkommens- und Umsatzsteuern konnte die Stadt Mannheim aufgrund der Mannheimer Philharmoniker direkte Mehreinnahmen in Höhe von 28 Tsd. Euro verbuchen. Zudem flossen 253 Tsd. Euro an Mieteinnahmen für die Nutzung städtischer Infrastruktur in die Kassen städtischer Betriebe. Die durch das Orchester angestoßenen Steuer- und Mieteinnahmen überkompensieren die kommunale Kulturförderung in Höhe von 50 Tsd. EUR, welche die Stadt im Jahr 2021 aus öffentlichen Mitteln den Philharmonikern bereitstellte, hierbei deutlich. Jeder Euro, den die Stadt Mannheim im Zuge ihrer Kulturförderung dem Orchester bereitstellte, steht somit einer regionalen Wertschöpfung von 29 Euro durch die Mannheimer Philharmoniker gegenüber. Zugleich generiert der Orchesterbetrieb Mehreinnahmen für die Stadt Mannheim und ihre Betriebe in Höhe des 5,6-fachen der von der Stadt eingesetzten Fördermittel.
Article
Although the positive impact of higher education on regional economies is widely recognized, empirical assessment of the magnitude of its periodic financial impact remains a puzzle. Conventional impact studies have focused on the regional effects of periodic university spending, neglecting the core functions of higher education institutions. To overcome these shortcomings, we develop the concept of a differential regional education premium and implement it in an extended regional multiplier model. The new model integrates university expenditures and education into a compound effect on regional gross value added. Empirically, we find that the education premium increases the traditional effects of state universities in Baden-Württemberg by 68 percent. Generally, the model can be applied to other regions internationally by adapting to regional factors, such as graduate retention, tuition fees, wage levels and occupational qualifications in regional labor markets.
Chapter
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The rise of global competition in a knowledge society and budget cuts in public spending have spurred an interest in the effects of universities on their regional economies. In contrast to the legacy of local impact analysis, this study examines the economic impact of an entire university landscape on a large regional economy: the federal state of Baden-Württemberg in Germany. Its methodology overcomes some of the traditional challenges and develops a differential incidence approach by benchmarking the impacts of universities against alternative public expenditures. Empirically, this study reveals that Baden-Württemberg’s nine public universities multiply initial state funding by a factor higher than two in regional impact. They account for an annual aggregate economic impact of €3.7 billion in value-added, 63,000 jobs, and €350 million in tax revenues. The attraction of students and research funding from outside the regional economy are found to be major levers when compared to alternative public expenditures.
Article
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Zusammenfassung Die Bewertung der wirtschaftlichen Bedeutung von Universitäten steht zunehmend im politischen Interesse, wenn es um die Rechtfertigung des öffentlichen Mitteleinsatzes für Forschung und Bildung geht. Während regionale Wirkungsanalysen bisher meist auf der lokalen Ebene und für einzelne Einrichtungen durchgeführt wurden, bewertet dieser Beitrag erstmalig den monetären Effekt einer ganzen Hochschullandschaft auf die Wertschöpfung und den Arbeitsmarkt eines großen Flächenlandes in Deutschland. Einige der methodischen Schwächen der Wirkungsanalyse werden hierbei verbessert. Aufgrund einer erweiterten Multiplikatoranalyse, die sowohl produktions- als auch einkommensseitige Effekte integriert, einer differenziellen Analyse der Überschusswirkung von Universitäten gegenüber alternativen Verwendungen der staatlichen Grundmittel sowie der Modellerweiterung um Ausgabenströme im System der Sozialversicherungen trägt diese Untersuchung zu einer Weiterentwicklung der ökonomischen Wirkungsanalyse von Bildungseinrichtungen auf Länderebene bei. Mithilfe einer präzise regionalisierten Primärerhebung der Ausgaben aller neun Landesuniversitäten in Baden-Württemberg zeigt die Analyse, dass die Universitäten in ihrer Gesamtwirkung einen Beitrag zu Wertschöpfung und Beschäftigung leisten, der die eingesetzten Mittel der Grundfinanzierung des Landes nahezu verdoppelt. Die differenzielle Analyse ergibt ferner, dass alternative Verwendungen der Grundmittel kaum vergleichbare Wirkungen erzielen. Schließlich diskutiert der Beitrag wesentliche Faktoren, die die Hebelwirkung universitärer Ausgaben bestimmen.
Article
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Die Neugründung und der Ausbau von Hochschulen gehören zu dem gängigen Instrumenten der regionalen Strukturpolitik. Welche Auswirkungen aber hat die Existenz einer Hochschule in ökonomischer Hinsicht tatsächlich für eine Region? Das vorliegende Paper analysiert und vergleicht die empirischen Untersuchungen zu den regionalen Nachfrageeffekten von Hochschulen in Deutschland. Dabei wird deutlich, dass eine Reihe von grundlegenden konzeptionellen und methodischen Problemen existiert. Diese beziehen sich einmal auf verschiedene Abgrenzungsschwierigkeiten, wie die institutionelle und räumliche Definition des Untersuchungsobjektes. Wichtiger ist aber die Klärung der Referenzsituation bei der Bestimmung der regionalen Nachfragewirkungen. Die Mehrzahl auch der neueren Untersuchungen weist in dieser Hinsicht Defizite auf, da die Einkommens- und Beschäftigungswirkungen der Ausgaben einer Hochschule berechnet und dabei (implizit) unterstellt wird, dass alle diese Wirkungen ohne die Hochschulausgaben nicht eintreten (sogenannte absolute Inzidenzwirkungen). Einige Studien ermitteln dagegen die zusätzlichen Effekte von Hochschulausgaben im Vergleich mit einer anderen Mittelverwendung (sogenannte differentielle Inzidenzwirkung). Ob die Analyse von absoluten oder differentiellen Wirkungen der Hochschulausgaben angebracht ist, hängt von der jeweiligen regionalen Perspektive (eine Stadt oder ein Bundesland) ab. Für eine Stadt als Standort einer Hochschule ist die relevante Alternative tatsächlich eher das 'Verschwinden' der Hochschule. Die absoluten Wirkungen sind insoweit aus der Kommunalperspektive angebracht. Für ein Bundesland muss dagegen eine Differentialanalyse erfolgen. Der Multiplikatoreffekt von Hochschulausgaben in Deutschland beträgt im Durchschnitt aller Untersuchungen und weitgehend übereinstimmend rund 1,4. Wegen der möglichen unterschiedlichen Abgrenzungen und Definitionen sowie der möglichen Relevanz spezifischer Einflussfaktoren sind Verallgemeinerungen allerdings nur sehr begrenzt tragfähig. Es zeigt sich weiterhin, dass auch die Differentialwirkungen erheblich sind. Dafür ist die Fähigkeit der Hochschulen verantwortlich, weitere Ausgaben - über die im Landeshaushalt ausgewiesenen Mittel hinaus - zu attrahieren. Hierzu gehören in der Reihenfolge ihrer Relevanz die Ausgaben der Studierenden, eingeworbene Drittmittel und Bundes- bzw. EU-Mittel.
Article
Research universities in the United States have increasingly become involved in economic development since the mid-1980s. There has been a corresponding growth of interest in measuring the impacts of higher education on regional economies. This article reviews the approaches used to examine the influence of research universities on regional economic development outcomes. Considerable attention is paid to the methodological advantages and shortcomings of four major research designs evidenced in the literature: single-university impact studies, surveys, knowledge production functions, and cross-sectional and quasiexperimental designs. University activities, particularly knowledge-based activities such as teaching and basic research, have been found to have substantial positive effects on a variety of measures of regional economic progress.
Article
Purpose The purpose of this paper is to review relevant literatures on career success and develop a theoretical framework and testable propositions concerning how human capital, person‐environment fit and organizational support relate to career success. Whilst acknowledging the substantial literature that has accumulated regarding the various antecedents and operationalizations involved in employees' career success, there is little research as how person‐environment fit and career success are related. Design/methodology/approach Literature outlining approaches to career success is summarized and research at the intersection of person‐environment fit and organizational support/career success are reviewed. This is followed by a set of propositions based upon the antecedents of career success. Findings It is suggested that person‐environment fit and organizational support are important antecedents of career success. Knowledge of career changes and these antecedents help individuals and organizations manage career success. Research limitations/implications Future research should examine empirically the linkages suggested by the paper along with other relationships asserted or implied by person‐environment fit and career success literature as mentioned in the paper. Practical implications Both employers and employees may benefit from integrating different types of fit into the psychological contract because each fit will impact aspects of career success. Therefore, organizations need to select and develop employees that can easily adjust and fit into careers that are compatible with their work environments. Originality/value This paper contributes to the literature by being one of the first to examine the effects of different types of person‐environment fit on career success.
Article
Universities potentially contribute to regional economic development in a number of ways: research, creation of human capital through teaching, technology development and transfer, and co-production of a favourable milieu. We find that the research and technology creation functions generate significant knowledge spillovers that result in enhanced regional economic development that otherwise would not occur. Yet, the magnitude of the contribution that universities' research and technology development activities play is small compared with other factors. We use a quasi-experimental approach to explain variation in change in average earnings per job across 312 metropolitan statistical areas in the USA in 1969-86 and 1986-98.