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Ambulant-sensitive Krankenhausfälle bei akuten
Erkrankungen – Altersverteilung und zeitliche
Trends
Hintergrund
Als ambulant-sensitive Krankenhausfälle (ASK) werden Hospitalisatio-
nen bezeichnet, welche bei adäquater ambulanter Versorgung
potentiell vermeidbar gewesen wären [1]. Die Agency for Healthcare
Research and Quality (AHRQ) nutzt bevölkerungsbezogene ASK-
Raten als Indikatoren zur Beurteilung der ambulanten Versorgung
hinsichtlich Qualität und Zugang.Das Indikatorenset der Prevention
Quality Indicators (PQI) beinhaltet dabei auch akute Erkrankungen, die
in Deutschland bisher unzureichend untersucht worden sind [2]. Ziel
der Analyse war die geschlechts- und altersspezifische Deskription der
Indikatoren Dehydratation (PQI10), Ambulant erworbene
Pneumonie (PQI 11)und Harnwegsinfekt (PQI 12) sowie die
Betrachtung der Raten im Zeitverlauf.
Während der Anstieg der Rate der ambulant erworbenen Pneumonien
auf Defizite bei Pneumokokken-Impfungen hinweisen könnte, sind die
Krankenhausfälle bei Harnwegsinfektionen aufgrund der Bedeutung
einer zeitnahen Behandlung dieser Erkrankung vor allem hinsichtlich
des Zugangs zur Versorgung zu interpretieren. Diese Harnwegsinfekte
sollten zeitnah behandelt werden.Die extrem hohen Raten der
Hochbetagten reflektieren zum einen ein höheres Risiko dieser
Bevölkerungsgruppe, könnten aber auch auf Versorgungsprobleme
hinweisen.
Zukünftige Analysen sollten insbesondere jene Patienten mit
Dehydratationen betrachten, welche in einem Pflegeheim leben.Der
Einfluss potentieller Determinanten wie Struktur und Qualität der
stationären Pflege ist hierbei zu berücksichtigen.
Literatur
[1] Ärzteblatt, D. Ä. G., (2015). Ambulante Versorgung: Viele Krankenhausfälle vermeidbar. Deutsches Ärzteblatt 112 (45).
[2] AHRQ - Quality Indicators. (o. J.). Abgerufen 4. September 2019, von https://www.qualityindicators.ahrq.gov/modules/
/pqi_overview.aspx
Kontakt
Lea Leeser | eMail: lea.leeser@stud.hn.de
Hochschule Niederrhein | Kompetenzzentrum für Routinedaten im Gesundheitswesen
Reinarzstraße 49 | 47805 Krefeld
L Leeser1, J Pollmanns1, SE Drösler1
1Hochschule Niederrhein, Kompetenzzentrum Routinedaten im Gesundheitswesen
Daten und Methoden
•Datengrundlage:Tiefgegliederte Diagnosedaten der KH-Patientinnen
und –Patienten; Bevölkerungsdaten aus der Genesis-Datenbank
•Vorlage zur Fallselektion: AHRQ Spezifikationen und die nach ICD-
10 GM transformierten Diagnosekodes
• Einschluss: Alle KH-Fälle (Alter ab 20 Jahre) von 2009 bis 2017
•Methoden:Die zeitlichen Trends wurden mittels linearer Regression
analysiert
Ergebnisse
Alle Indikatoren weisen bei beiden Geschlechtern eine statistisch
signifikante Zunahme der Krankenhausfälle von 2009 bis 2017 auf
(Abb.1). Die mittlere jährliche Veränderung (Regressionskoeffizient b =
Veränderung der Fälle pro 100.000 Einwohner pro Jahr) beträgt bei
PQI 10 b = 8,5 (95%-KI 7,794 - 9,168)(Männer) bzw. b = 10,3 (95%-KI
8,808 –11,745)(Frauen), bei PQI 11 b = 7,3 (95%-KI 2,412 –12,157)
(Männer) bzw. b = 4,7 (95%-KI 0,443 – 9,015)(Frauen), sowie bei PQI
12 b = 9,8 (95%-KI 8,416 –11,145)(Männer) bzw. 9,0 (95%-KI 6,742 –
11,308)(Frauen).Während Männer bei den Krankenhausfällen bei
Pneumonie (PQI 11)in allen Jahren höhere Raten aufweisen, sind die
Aufnahmeraten bei Dehydratation und Harnwegsinfektionen in der
weiblichen Population in allen Datenjahren größer.
Für die Altersgruppen zeigt sich, dass die Raten der
Harnwegsinfektionen bei Frauen in jüngeren Altersgruppen höher sind
als die Raten der männlichen Population. Dieses Verhältnis kehrt sich
bei der Bevölkerung ab 60 Jahren um (älter als 74 Jahre: 1096 Fälle je
100.000 Einwohner bei Männern bzw. 1032 Fälle je 100.000 Einwohner
bei Frauen).Auffällig für alle Indikatoren ist der sprunghafte Anstieg der
Raten in der Altersgruppe der 75jährigen und älter (Tab. 1 und Abb.2).
Diskussion
Die Zunahme der ASK-Raten lassen möglicherweise auf im zeitlichen
Verlauf ansteigende Qualitäts-oder Zugangsprobleme in der
ambulanten Versorgung schließen.
Abbildung 1: Bevölkerungsbezogene Aufnahmeraten der Indikatoren von
2009 bis 2017
Tabelle 1: Altersverteilung der Aufnahmeraten 2017 je Indikator
Geschlecht 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-74 75+
m9,20 7,06 7,03 6,39 8,79 13,30 19,44 36,10 68,30 164,40 928,38
w9,13 8,08 7,11 7,45 9,00 11,89 17,74 29,42 47,47 135,33 1202,43
Geschlecht 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-74 75+
m37,75 43,46 57,64 69,93 88,50 104,19 132,80 204,52 325,61 642,45 1974,59
w36,45 44,38 53,78 65,79 64,74 71,70 90,87 136,28 205,09 352,64 1138,44
Geschlecht 20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-74 75+
m22,54 23,53 27,05 34,41 44,21 57,78 78,25 118,42 182,92 376,56 1096,10
w285,92 175,73 134,99 119,75 122,25 118,17 120,66 139,12 169,78 296,49 1032,41
Dehydratation
Fälle je 100.000 Einwohner
Ambulant erworbene
Pneumonie
Fälle je 100.000 Einwohner
Harnwegsinfekt
Fälle je 100.000 Einwohner
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Fälle je 100.000 Einwohner
Ambulant erworbene Pneumonie m w
0
50
100
150
200
250
300
350
400
450
2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017
Fälle je 100.000 Einwohner
Harnwegsinfekt m w
Abbildung 2: Altersverteilung der Aufnahmeraten 2017 (PQI 11 und 12)
0
500
1000
1500
2000
2500
20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-74 75+
Fälle je 100.000 Einwohner
Ambulant erworbene Pneumonie m w
0
200
400
600
800
1000
1200
20-24 25-29 30-34 35-39 40-44 45-49 50-54 55-59 60-64 65-74 75+
Fälle je 100.000 Einwohner
Harnwegsinfekt m w