In der ersten Sitzung der Vereinten Nationen, die am 10. Januar 1946 in London abgehalten wurde, erklärte der englische Premierminister Clement Attlee: „The United Nations Organisation must become an over-riding factor in foreign policy.“1 Nach dem ersten Weltkriege, so führte der britische Staatsmann weiter aus, habe eine Neigung bestanden, den Völkerbund als etwas außerhalb der normalen Wege
... [Show full abstract] der Diplomatie Liegendes anzusehen. Die Regierungen hätten auf alten Wegen ihre Machtpolitik weiterverfolgt, ohne sich klar zu sein, daß eine neue Epoche angebrochen war. In dieser Äußerung klang noch einmal, wenn auch gedämpfter, die Hoffnung an, mit der einst Woodrow Wilson in seinen Plänen die Einrichtung einer allgemeinen Staatenorganisation begleitet hatte. Mit ihrem Entstehen sollte eine Epoche der internationalen Diplomatie mit ihren Methoden der Geheimhaltung und der verdeckten Schritte überwunden werden. In seiner berühmten Rede vom 8. Januar 1918, in der er seine vierzehn Punkte entwickelte, forderte der amerikanische Präsident, die Diplomatie solle fortan frei und unter dem Auge der Öffentlichkeit geführt werden. Auch darin erblickte er einen Beitrag zu der großen Aufgabe der zu gründenden Staatenvereinigung, die für große wie kleine Staaten Frieden und territoriale Integrität sichern sollte2. Hinter dieser Auffassung stand ein moralischer Impuls, der aus der Machtpolitik heraus zu einer Gemeinschaft friedlicher Staaten und zu internationaler Zusammenarbeit führen sollte.