Wirtschaftstheoretische Modellierungen sind häufig durch temporale Leerstellen gekennzeichnet. Der Beitrag versucht die gesellschaftspolitische Relevanz dieses Desiderats mittels einer soziologischen Perspektive zu veranschaulichen. Zu diesem Zweck wird zunächst davon ausgegangen, dass an Kreditmärkten Produktivitätsfiktionen in der Warenform des Eigentumstitels gegen Zahlungsfähigkeit veräußert werden. Eigentumstitel werden hierbei als Zeichensysteme verstanden, die auf ökonomische Materialität rekurrieren und zukünftige Besitzverhältnisse vorstrukturieren. Dementsprechend gerät die zeitliche Dimension in den Fokus der Untersuchung. Nach einer werttheoretischen Ausdifferenzierungfolgt eine kritische Betrachtung der Genese finanzökonomischen Wissens über die Zukunft. Im Verlauf der Analyse kristallisiert sich schließlich eine Dynamik intertemporaler Abhängigkeiten heraus, welche eine drastische Einengung individueller und kollektiver Handlungsoptionen zur Folge haben kann. Somit rückt nicht nur eine Depotenzialisierung politökonomischer Möglichkeitshorizonte ins Blickfeld, sondern auch die Frage nach den strukturellen Hindernissen, welchen sich gesellschaftspolitische Transformationsbestrebungen ausgesetzt sehen.