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Notwendiger Filter: IJK-Team erforscht Rollen- und Publikumsbild von Musikjournalisten

Authors:
pressto
Magazin der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
Ausblick:
Ein Jahr
Präsidentschaft –
Resümee und Vision
Forschung:
IJK-Team zum Rollen-
und Publikumsbild von
Musikjournalisten
Unterstützung:
Hamel Stiftung
und Förderkreis
stärken die HMTMH
Der Weg ist das Ziel
Schauspiel, Medien und Musik, Musikpsychologie.
Studienwege vorgestellt.
Ausgabe 01/2011
pressto 01/2011
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INHALT
Ein Jahr Präsidentschaft –
Resümee und Ausblick
n Seite 4
Hamel Stiftung
fördert Hochschule
n Seite 8
Schauspiel-Ausbildung in
Hannover. Ein Einblick.
n Seite 10
Vorgestellt:
Die Master-Pioniere II
n Seite 16
Forschungsinteresse:
Musikpsychologie.
Ziel: Promotion?
n Seite 20
IJK-Team erforscht Rollen-
und Publikumsbild von
Musikjournalisten
n Seite 22
Zehn Fragen an …
Prof. Dr. Andrea Welte
n Seite 24
Förderkreis und Stiftung
berichten
n Seite 26
Symposien
n Seite 29
Personalkarussell
n Seite 32
Kurz gemeldet
n Seite 34
Publikationen
n Seite 37
Impressum
n Seite 39
EDITORIAL
Der Weg ist das Ziel
Mit Antritt eines Studiums kommen motivierte Menschen an
unsere Hochschule. Sie alle haben ein Ziel vor Augen. Auch
folgen sie ihrem Interesse, ihrer Leidenschaft – der Neigung für ein
Instrument, eine Wissenschaft oder das Schauspiel. Die Einschrei-
bung an der HMTMH ist dabei nicht immer der Startpunkt, son-
dern ein Abschnitt ihres Wegs. Sie kommen vielleicht erst für ein
höheres Semester, ein Masterstudium, eine Promotion nach Hanno-
ver. Oder sie verlassen die Hochschule vor Ende ihrer Ausbildung
für die Weiterführung des Studiums andernorts, für ein umwerfen-
des Jobangebot, um ihrem persönlichen Ziel näher zu kommen.
Professorinnen und Professoren erhalten ihren Ruf an die Hoch-
schule, Lehrende und Mitarbeiter/innen ihre Anstellung, da sie
ausgewiesene Expertinnen und Experten für ihre Fächer sind. Trotz
dieser Expertise kommen sie mit dem Drang, ihr Teilgebiet und
dadurch letztlich auch sich selbst voranzubringen, es durch Ausbil-
dung, Arbeit, Forschung und Austausch zu fördern und zu beleben.
Als Hochschulverbund streben wir gemeinsam danach, durch her-
vorragende Lehre, durch gelungene Veranstaltungskonzepte und
durch erkenntnisreiche Forschungsergebnisse zu überzeugen. Dafür
versuchen wir auch, neue Wege zu gehen, um beispielsweise Förde-
rung zu erhalten oder Kooperationen für studentischen Austausch
und Praxis zu ermöglichen.
Die neue Ausgabe unseres Magazins pressto gibt Ihnen Einblicke in
einige dieser Prozesse: Lernen Sie Ausbildungswege in Schauspiel,
Kammermusik, Medien und Musik, Gesang in freiberuflicher Tä-
tigkeit und Musikpsychologie kennen. Ein Forschungsprojekt zur
Rolle von Musikjournalisten wird angekündigt und die Arbeit von
Förderkreis und Stiftung beleuchtet. Präsidentin Prof. Dr. Rode-
Breymann nimmt sich zudem die Zeit, nach mehr als 365 Tagen im
Amt Ziele zu stecken und Pfade dorthin zu skizzieren.
Bei genauem Hinsehen gelingt es Ihnen, in dieser Ausgabe viele
Ziele zu erkennen, die die Hochschule mit ihren Teilbereichen be-
schäftigen und fordern. Jeder ist dabei versucht, den besten Weg
dorthin zu gehen. Denn idealerweise soll der Weg zum Ziel führen.
Viel Vergnügen bei der Lektüre!
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Hannover
Eine optimale Hoch-
schulentwicklung,
in der die Teile und
das Ganze in einem
stimmigen Mobile
zusammenpassen –
das ist ein Ziel
von Präsidentin
Prof. Dr. Susanne
Rode-Breymann.
pressto 01/2011
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Divisions
upon a ground
V O N S U S A N N E R O D E- B R E Y MA N N
Die Teile und das Ganze
Es hat sich als hoher Wert für mein erstes Jahr
als Präsidentin erwiesen, dass ich die Hochschu-
le als Lehrende und Mitglied in vielen Gremien gut
kannte. Oft habe ich mich bei meiner Neuerkundung
der Hochschule aus der Gesamtperspektive gefragt,
wie lange es brauchen würde, sich ein so kreatives, fa-
cettenreiches künstlerisch-wissenschaftliches »Uni-
versum« wie die HMTMH ohne Vorkenntnisse über
diese Hochschule zu erschließen.
Aber auch mit Vorkenntnissen gab es viele neue
Menschen, Strukturen und Probleme kennenzuler-
nen: Die Berufung auf eine Professur erfolgt im Ver-
trauen auf das Können und die Verantwortlichkeit
für Teilgebiete. Das verpflichtet zu vollem Einsatz, ja
Eifern für dieses Teilgebiet. Die Wahl zur Präsiden-
tin erfolgt im Vertrauen auf die Verantwortlichkeit
für das Ganze mit der Verpflichtung, alle Bereiche
zu ihrem Recht kommen zu lassen. Hier sind Syn-
theseleistungen gefordert: Hoch kreative Menschen,
die für ihre Teilgebiete das Beste wollen, müssen
miteinander in Balance gebracht werden. Mit Blick
auf das Ganze müssen Einzelne manchmal zurückste-
cken, unabhängig davon, dass man ihre Arbeit hoch
schätzt.
Das ist vergleichbar mit der systemischen Heraus-
forderung, vor der jede Familie steht: Das System
HMTMH ist eine äußerst vielfältige »Großfamilie«
voller verschiedener Begabungen und Entwicklungs-
dynamiken, Lern- und Lehrtypen. Die Kraft liegt
darin, das nicht Normierbare, das nicht Vorausdenk-
bare aller dieser Menschen als unseren Reichtum
zu begreifen, wertzuschätzen und zu koordinieren.
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Rational um diese Vielfalt wissend, froh darüber,
dass sich diese Vielfalt in der 2010 vollzogenen Um-
benennung in Hochschule für Musik, Theater und
Medien spiegelt, war es die Staunen machende Er-
fahrung meines ersten Amtsjahres, ein genaues Bild
von dieser Vielfalt und Qualität zu gewinnen. Nach
einem Jahr, in dem ich den ebenso empathischen wie
analysierenden Blick auf alle Teile dieser Hochschule
gerichtet habe, bin ich umso überzeugter vom her-
ausragenden Rang der HMTMH unter den 24 deut-
schen Musikhochschulen.
Prozessorientierung
Der herausragende Rang der HMTMH ließe sich
auf viele Arten belegen. Hier sei die unmittelbare
Außenwahrnehmung der Hochschule in den Blick
genommen: Nähern wir uns also den Leistungen
der Hochschule einmal auf dem Weg, auf dem un-
sere Veranstaltungsbesucherinnen und -besucher
dies tun, die in Musizierstunden, Klassenabende,
Kammermusik- und Orchesterkonzerte, Opern- und
Schauspielaufführungen, wissenschaftliche Vorträge
und Kongresse kommen. Mit 495 Veranstaltungen
im Jahr 2010 liegt eine beachtliche Bilanz vor, in der
sich Quantität und hohe Qualität untrennbar mitei-
nander verbinden. Offenkundig prägt die HMTMH
damit die Kultur der Stadt Hannover und des Musik-
landes Niedersachsen.
Aber halten wir einen Moment inne und beden-
ken, welcher Art dieser Beitrag zur Kultur ist: Eine
Hochschule ist ein Veranstaltungshaus eigenen
Rechts, denn – um es nüchtern zu sagen in un-
seren Veranstaltungen geht es um nichts anderes als
um öffentlich präsentierte Studienleistungen. Unsere
Veranstaltungen sind Schlusspunkte langen, intensi-
ven Studierens und um das Studieren in all seiner
Komplexität geht es bei uns, von hier aus bemisst
sich unsere Existenzberechtigung. Man darf dement-
sprechend die Schlusspunkte nie von diesem jahre-
langen Prozess isoliert denken.
Mein erstes Amtsjahr verbindet sich mit beglü-
ckenden Erfahrungen vieler solcher Schlusspunkte, in
denen sich junge Musikerinnen und Musiker auf der
Bühne künstlerisch selbst erfinden, in denen sie das
Gelingen ihres langen, intensiven Studierens auf der
Bühne unter Beweis stellen. Gleiches lässt sich für die
jungen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an
der HMTMH formulieren. Diese Abende belegen für
jeden an Kultur Interessierten, wie hoch die Qualität
des Studiums an dieser Hochschule ist, wie großartig
Studierende und Lehrende hier arbeiten.
Zu den Zielen, zu denen sich die HMTMH in der
im August 2010 mit dem Ministerium abgeschlos-
senen Zielvereinbarung verpflichtet hat, gehört die
Verantwortung für die berufliche Praxis. Die Veran-
staltungen sind dabei Schlüsselmomente. Zweifellos
erhebt sich in diesen Momenten die Frage nach dem
»Produkt« und seiner Nachfrage auf dem Markt. Da-
rum kann es uns jedoch nicht primär gehen, denn die
Hochschule ist zunächst ein Ort, an dem es um eine
optimale Entfaltung der Studierenden, um eine Stär-
kung ihrer Individualität – also um »best practice«
in Lernprozessen geht.
Rahmen und Freiraum
Bei meinem Amtsbeginn vor einem Jahr habe ich
die HMTMH und das für die Hochschule verant-
wortliche Ministerium in spezifischen Situationen
vorgefunden: In der Hochschule gab es nach zwei
verkürzten Präsidentschafts-Amtszeiten und einem
Interimsjahr Verunsicherungen und Zögerlichkeit.
In der Landespolitik ging es um eine temporeiche
Neuordnung, die im Zukunftsvertrag II (für die
Jahre 2011 bis 2015) und in den Zielvereinbarun-
gen mit den Hochschulen (für die Jahre 2010 bis
2012) ihren Niederschlag fand. Es stellte sich somit
nicht die Frage, was zunächst zu tun sei, sondern es
ging in einem sehr jähen Beginnen zunächst
um den äußeren Rahmen, und das hat sich als gro-
ße Chance erwiesen: Mit einem klaren Grundriss
beginnen zu können, Planungsverlässlichkeit bis
2015 zu haben, ist eine erhebliche Erleichterung
für die weitere Hochschulentwicklung. Und damit
befindet sich die HMTMH im Vergleich mit Mu-
sikhochschulen anderer Bundesländer in einer kom-
fortablen Situation.
Wir wissen sehr genau, in welchem Rahmen wir
uns in den kommenden Jahren bewegen können: Es
ist ein bis 2015 nicht mit Kürzungen einhergehen-
der Rahmen, was im Vergleich zu anderen Bundes-
ländern beachtlich ist. Das Land wird sogar für die
Tarifsteigerungen bis 2015 einstehen. Alle innerhalb
dieses Rahmens nicht zu erfüllenden Wünsche, das
steht klar vor Augen, können nur auf kreativen We-
gen zu erfüllen versucht werden. Es müssen dazu fi-
nanzielle Mittel aus öffentlichen oder privaten Stif-
tungen und Förderprogrammen gewonnen werden.
Das schärft den Blick für das Wesentliche im Span-
nungsfeld von Kosten, Nutzen, Zeit und Wichtig-
keit, und es umreißt einen Raum, innerhalb dessen
sich die Kreativität bezüglich der Binnenstrukturen
frei entfalten kann.
Diesbezüglich hat die HMTMH im zurückliegen-
den Jahr gute Erfolge verzeichnen können: Finan-
zierungen in hohen fünfstelligen bis sechsstelligen
Beträgen durch die DFG, Volkswagen-Stiftung,
Forschungsförderung der EU, Verband der deut-
schen Musikindustrie, Sennheiser, Walter und Char-
lotte Hamel Stiftung (vgl. dazu S. 8f.) und Mariann
Steegmann Foundation (vgl. S. 30) summieren sich
beachtlich. Auch darin liegt die HMTMH im Ver-
gleich zu anderen Musikhochschulen weit vorn.
Hochschulentwicklungsplan:
Konsens über Binnenstrukturen
Wir sind also gut ausgerüstet, um uns in diesem Jahr
auf den Weg einer Konsensbildung über die Binnen-
strukturierungen zu begeben und diese im Hochschul-
entwicklungsplan niederzulegen. Senat, Präsidium und
Hochschulrat werden dazu im Mai 2011 für einen Tag
in Klausur gehen. Dabei werden die Fäden gebündelt,
die sich aus den Gesprächen ergeben haben, die ich mit
allen Fachgruppen der HMTMH im zurückliegenden
Jahr geführt habe, und die sich, ausgehend von der
Klausur des Senats im November 2010 zum Thema
Innovation, weiterdenkend angesammelt haben. So
viel steht fest: Es wird eine an Ideen reiche Klausur, in
der um die Wichtigkeit der vielfältigen Entwicklungs-
vorstellungen im Rahmen des finanziell Machbaren
gerungen werden wird. Und noch eines steht fest: Es
lohnt sich, intensiv um eine optimale Hochschulent-
wicklung einer Hochschule vom Rang der HMTMH
zu ringen und die Teile und das Ganze zu einem stim-
migen Mobile zusammenzufügen, bei dem das Ganze
so beeindruckend ist wie jedes seiner Teile.
Professorin Dr. Susanne Rode-Breymann
ist seit dem 1. April 2010 Präsidentin der
HMTMH.
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pressto 01/2011
Stiftungsprofessur Gesang
Durch großzügige finanzielle Unterstützung der
hannoverschen Walter und Charlotte Hamel
Stiftung kann an der Hochschule für Musik, Theater
und Medien Hannover erstmals eine Stiftungsprofes-
sur für Klassischen Gesang eingerichtet werden. Dies
wurde am 22. März 2011 per Unterschrift von Präsi-
dentin Professorin Dr. Susanne Rode-Breymann und
Dr.-Ing. Christian Haferkorn, Vorstandsvorsitzender
der Stiftung, besiegelt. »Wir freuen uns sehr. Damit
ist die erste Brücke zur Privatfinanzierung von Hoch-
schullehre geschlagen. Das ist ein zukunftsweisendes
Modell von beiderseitigem Nutzen«, schwärmt Pro-
fessor Dr. Hans Bäßler, Mitglied im Künstlerischen
Beirat der Hamel Stiftung und Professor für Musik-
pädagogik an der HMTMH.
Die neue »Walter-und-Charlotte-Hamel-Stiftungs-
professur« wird im Studienbereich Gesang und Oper
angesiedelt sein und der Gewinnung einer herausra-
genden künstlerischen Persönlichkeit für zunächst
zwei Jahre dienen. Zum Wintersemester 2011/2012
soll die Professur, die zur Förderung besonders be-
gabter Gesangsstudierender und zur Bereicherung
der Lehre gedacht ist, nach Möglichkeit eingesetzt
werden. »Ein Gewinn für die Hochschule und eine
schöne Auszeichnung für den Studienbereich. Die
Attraktivität der Gesangsausbildung wird davon
profitieren«, freut sich Prof. Paul Weigold, Sprecher
des Studienbereichs.
Unter Mitwirkung der Hochschule für Musik,
Theater und Medien Hannover und mit fi-
nanzieller Unterstützung der Walter und Charlotte
Hamel Stiftung konnte in der katholischen Kirche
St. Elisabeth in Hannover der erste Musikkindergar-
ten seine Arbeit aufnehmen. Dank der Initiative von
Vizepräsidentin Prof. Gudrun Schröfel wurden die
Konzepte und Ideen des Hochschulprojekts »Singen
im Kindergarten« und des Kurses »Vorschule Mu-
sik« (wir berichteten im pressto 02/2010) nun im
Rahmen eines dauerhaften Betreuungsangebots in
der Kindertagesstätte St. Elisabeth verankert.
Die Zielsetzung ist, die Musikpraxis zum Bildungs-
inhalt der Kinder in der Kindertagesstätte zu ma-
chen. In der Vorschulzeit gilt es, die kindliche Neu-
gier für Musik, für die Künste, die Kultur zu öffnen.
Handelndes und hörendes Umgehen mit Musik steht
dabei im Zentrum der Arbeit. Die Kooperation ist
von beiderseitigem Nutzen: In einem den Unterricht
begleitenden Seminar mit didaktisch-methodischem
Schwerpunkt lernen Studierende der HMTMH, ver-
mittlungsmethodische Kreativität zu entwickeln.
In der Vernetzung mit der Vorschule Musik an der
Hochschule vermitteln Studierende des Studienfachs
Elementare Musikpädagogik (EMP) den Kindern ein
nach Qualitätskriterien ausgewähltes Liedgut und
setzen Motive und Themen von Instrumentalstücken
vokal, instrumental und in Bewegung um. Am Se-
mesterende präsentieren die Studierenden den Kin-
dern ihr im Hauptfachunterricht EMP erarbeitetes
Projekt – im Februar 2011 war dies Modest und Viktor
machen eine Ausstellung. Auf der Grundlage von Mus-
sorgskis Komposition Bilder einer Ausstellung hatten
die Studierenden ein Stück für ihr Instrumentalen-
semble arrangiert, einen Text dazu geschrieben und
die Szene unter Mitwirkung der Mädchen und Jun-
gen im Kindergarten vorgeführt. Beispiel zwei: Eine
Studentin der Hochschule leitet den Kinderchor des
Kindergartens, und eine Dozentin der Hochschule
erarbeitet mit den Kindern regelmäßig musikalische
Projekte, die sie für Eltern und Freunde des Kinder-
gartens zur Aufführung bringt.
Walter und Charlotte
Hamel Stiftung fördert Hochschule
Erster Musikkindergarten eröffnet
Zur Eröffnung am 16. Mai 2011 wird die Bundes-
ministerin für Arbeit und Soziales, Dr. Ursula
von der Leyen, das Projekt mit ihrer Anwesen-
heit würdigen. In einer Feierstunde in der St.
Elisabethkirche werden der Kammerchor des
Mädchenchors Hannover sowie rund 60 Kinder
der Kindertagesstätte zu hören sein.
Die Walter und Charlotte Hamel Stiftung wur-
de 2004 gegründet und widmet sich der För-
derung von Spitzenbegabungen insbesondere
junger Sängerinnen und Sänger vornehmlich
des klassischen Repertoires. Sie ist bestrebt,
durch Spitzenförderung hoch talentierte junge
Sängerinnen und Sänger zu entdecken und sie
in verschiedenen Phasen ihrer Ausbildung und
darüber hinaus gezielt zu fördern.
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»Das Spielen fängt
erst an, wenn das
Vorspielen endet«
Schauspiel-Ausbildung in Hannover. Ein Einblick.
V O N M E L A N I E BE R T R AM
Beruf: Schauspieler/in. Ein Traum, den Hunderte
junge Frauen und Männer allein in Deutschland
jedes Jahr nach dem Schulabschluss träumen. Um
diesem Ziel näher zu kommen, gibt es einige Mög-
lichkeiten. Der Besuch einer staatlichen Schauspiel-
schule ist eine davon.
Nur 19 staatliche Schauspielschulen gibt es im
deutschsprachigen Raum. An der Hochschule für
Musik, Theater und Medien Hannover ist eine von
ihnen angesiedelt. Beheimatet ist der Studienbereich
Schauspiel seit 2001 mit rund 40 Studierenden, ei-
ner Professorin, vier Professoren sowie sechs weiteren
Erstsemester aufgenommen – fünf Frauen und fünf
Männer. Auf die wenigen Studienplätze bewerben sich
jährlich zwischen 500 und 600 Interessierte. Bei der
Aufnahmeprüfung, die jeweils im Februar eines Jah-
res stattfindet, muss man daher überzeugen, will man
zu den eingeschriebenen Studierenden des folgenden
Wintersemesters gehören. Es wird eingehend geprüft,
wer die Anforderungen der Schauspielausbildung in
Hannover erfüllt, und auch, wer in den Studiengang
und in das Profil der Ausbildung passt. »Wir suchen
kein fertiges Produkt und, trotz für uns gemeinsam
gültiger Kriterien, auch nicht nach einem vorgefer-
tigten Schema, sondern lassen uns vom Talent über-
zeugen. Dafür arbeiten wir mit allen Bewerberinnen
und Bewerbern in verschiedenen Auswahlrunden«,
erklärt Professor Titus Georgi, Sprecher des Studien-
gangs. »Die schauspielerische Persönlichkeit sollte
aber noch nicht zu eng auf eine Facette fixiert sein.«
Ausgebildet wird an der Expo Plaza in den Fächern
Körper und Stimme, außerdem in den Grundlagen
des schauspielerischen Handwerks. Diese Grundla-
genausbildung ist der kontinuierliche Teil des Studi-
ums, der beharrlich bis zum Ende des Studiums fort-
gesetzt wird. »Wir fangen mit allen Erstsemestern bei
null an« erklärt Titus Georgi. Um das schauspiele-
rische Handwerk zu erlernen, müssen beispielsweise
körperliche Fehlhaltungen oder Sprachfehler identifi-
ziert und behoben werden. Im Verlauf des Studiums
werden die verschiedenen technischen Grundlagenfä-
cher aufeinander bezogen.
Was eine Schauspielerin/einen Schauspieler aber
schließlich ausmacht, ist das Spiel und die Art der
Rollengestaltung, die künstlerische Persönlichkeit.
»Der Schauspieler muss heute mehr Spielweisen im
Repertoire haben, facettenreicher und flexibler sein als
früher«, erklärt Stefan Wiefel, Professor für Sprecher-
ziehung. Natürlich beeinflusse das den Studiengang
und die Lehrinhalte erheblich. Bereits im zweiten Se-
mester beginnen die Studierenden daher mit dem Sze-
nen- und Rollenstudium. Bis zum Ende des Studiums
vergrößert sich dieser Anteil am Studium fortlaufend.
Im Hauptstudium werden neben der Erweiterung
und Vertiefung der Ausbildung in den Fächern Stim-
me, Bewegung und Szene/Spiel mindestens drei gro-
ße Theaterprojekte im Studiotheater erarbeitet. Unter
anderem das Bewegungsprojekt im vierten Semester,
das sich ganz der Körpersprache widmet und als fester
Bestandteil des Curriculums einzigartig an deutsch-
sprachigen Schauspielschulen ist. Außerdem mindes-
tens ein Projekt im regulären Theater- und Reper-
toirebetrieb bei einem der Kooperationstheater aus
Hannover, Bremen oder Göttingen.
Lehrenden an der Expo Plaza 12 im Kurt Schwitters
Forum in Hannover. Gäste kennen den Komplex, in
dem auch das Institut für Journalistik und Kommu-
nikationsforschung der Hochschule untergebracht ist,
zumeist durch das Studiotheater mit seinen rund 120
Plätzen, wo bis zu vier Schauspielproduktionen jähr-
lich Premiere feiern.
Wer als Schauspielstudentin oder -student auf die-
ser Bühne steht, hat bereits eine wichtige Hürde auf
dem Weg zum Beruf genommen: die Aufnahme-
prüfung. In jedem Wintersemester werden in den
Diplomstudiengang Schauspiel in Hannover zehn
Mit einem Platz an
der Schauspielschule
haben Studierende
schon eine große
Hürde auf dem Weg
zu ihrem Traumberuf
genommen.
»Der Schaupieler muss heute mehr
Spielweisen im Repertoire haben,
facettenreicher und flexibler sein.«
pressto 01/2011
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Vorbereitung der Intendantenvorsprechen, das Trai-
ning für die Zentrale Bühnenvermittlung sowie für
(Casting-)Agenturen und z. B. das seit diesem Jahr
um das Hörspielprojekt erweiterte Mikrofonsprechen.
Der Studiengang Schauspiel bietet damit ein Lehran-
gebot, das auf die Berufspraxis als Schauspieler in den
Tätigkeitsfeldern Bühne, Funk, Film und Fernsehen
vorbereitet.
»Die meisten kommen in den Beruf und haben eine
große Chance«, erzählt Titus Georgi. Das Schauspiel-
Kollegium hat den Studiengang in den letzten zwei
Jahren sehr sorgfältig den Erfordernissen der moder-
nen Bühnenpraxis angepasst, auch bedingt durch den
Bolognaprozess. »Wir haben viel umgestellt und uns
intensiv mit den Inhalten auseinandergesetzt. So ist
beispielsweise der Unterricht nun ganz klar in kon-
tinuierliche Grundlagen
und wechselnde Inten-
sivphasen gegliedert. Ein
wöchentliches Forum mit
allen Studierenden dient
außerdem als gemeinsa-
mes ›Labor‹ der Schau-
spielausbildung«, so der
Studiengangssprecher.
Dies sei dem Studiengang
in allen Bereichen zugute
gekommen und habe den
Zusammenhalt und den
Studienablauf enorm ge-
stärkt. Als Nächstes steht
die Besetzung einer neu-
en Professur für Drama-
turgie auf dem Plan. Die-
se Stelle gab es so vorher
nicht. Georgi: »Damit
füllen wir eine Lücke und
setzen einen neuen Schwerpunkt in der Ausbildung.«
Studierende können davon nur profitieren – die Kom-
petenz des Textverstehens und -entschlüsselns ist eine
wichtige Komponente für Erfolg im späteren Beruf.
Der Studiengang ist zwar gut in Modulen abbild-
bar, das zweigliedrige Bachelor-Master-Studiensys-
tem erscheint für den Bereich aber dennoch nicht
sinnvoll und umsetzbar. Hier wird das nächste Jahr
zeigen, wie sich das Studium in das neue System ein-
Forschend müssen die Studierenden bei ihrer Arbeit
stets sein auf der Suche nach dem richtigen Aus-
druck, dem richtigen Maß und dem eigenen Weg.
»Das Spielen fängt erst an, wenn das Vorspielen en-
det«, beschreibt Titus Georgi. Denn ein professionel-
ler Schauspieler dürfe nicht »Theater spielen« oder
Klischees rezitieren, sondern müsse den Kern einer
Figur oder eines Stücks erfassen und ihn wiedergeben
können.
»Der Begriff von ›Verkörpern‹ und ›Figurenspiel‹
hat sich in den letzten Jahren sehr erweitert. Heutzu-
tage stellen die Schauspieler im Grunde eher ihre eige-
ne Persönlichkeit auf die Bühne und verkörpern nicht
wirklich Rollen. […] Manchmal haben Zuschauer,
wenn sie heute ins Theater gehen, das Gefühl, dass,
so wie die Schauspieler sprechen, es genauso gut von
Laien gespielt werden könnte. Aber dieses Weglassen
von Technik ist ja eigentlich das Allerschwierigste.
[…] Das Virtuosentum der Schauspieler ist etwas, das
heute an den Theatern nicht mehr gefragt ist, son-
dern inzwischen geht es um den Begriff des Authen-
tischen.«¹
Höchstens 25 Jahre alt darf man sein, will man im
Studiengang Schauspiel der HMTMH aufgenommen
werden. Nach vier Jahren Studium müssen die Be-
rufseinsteiger noch die »jungen Rollen« spielen kön-
nen. Mit Anfang dreißig sind die Chancen auf junge
Rollen und erste feste Engagements viel geringer als
mit Anfang zwanzig bei selber Ausbildung. Geschul-
det ist die Altersgrenze auch der Tatsache, dass sich
Verhaltensmuster und körperliche Gewohnheiten
mit zunehmendem Alter verfestigen. Die Ausbil-
dung bedarf aber eines flexiblen Körpers und Geistes,
der sich auf alles einlassen kann. »Schauspielerinnen
und Schauspieler müssen sehr wandelbar und schnell
sein«, erläutert Professor Wiefel. Das Malheur dabei:
Eigene Erfahrungen und Erlebnisse gehören zu den
größten Schätzen eines Schauspielers. Sie können bes-
ser spielen, was sie kennen und bereits erlebt haben.
Diese Erfahrungen jedoch mehren sich erst mit zu-
nehmendem Alter. Auch diese Gegensätzlichkeit ist
eine Hürde auf dem Weg zum Berufsziel.
»Zum Schluss müssen sie alle ihren eigenen Weg
finden. Im Studium kann nur eine gute Basis ge-
schaffen werden«, summiert Professor Georgi. Der
Studiengang ist bei der Vermittlung in die Praxis be-
hilflich und nimmt Angebote der Theater wahr, die
Studierenden des Hauptstudiums noch während ihrer
Ausbildungszeit in geeigneten Rollen zu besetzen.
Hinzu kommt die Arbeit am Vorsprechrepertoire, die
Titus Georgi
Stefan Wiefel
»Zum Schluss müssen alle ihren
eigenen Weg finden. Das Studium
kann nur die gute Basis schaffen.«
¹ Jochen Schölch u.a. im Gespräch mit B. Stegemann und
N. Gronemeyer. »Sich selber aushalten, ist das Schwerste«.
In: Lektionen 4. Schauspielen. Ausbildung. Hg. v. Bernd Stege-
mann, Berlin: Theater der Zeit, 2010, S. 123f.
Weitere Informationen zum Schauspielstudium in Hannover und
den anderen staatlichen Studiengängen im deutschsprachen
Raum finden sich in diesem Band – unter anderem auch mit
einem Beitrag von Prof. Titus Georgi.
pressto 01/2011
15
Mit dem Yamaha Silent-System verwandelt sich ein
hochwertiges akustisches Klavier in ein Digital-Piano.
So können Sie ungestört üben, ohne Ihre Familie und
auch ohne die Nachbarn zu stören.
Dieses System ist für alle Yamaha-Instrumente verfügbar und
ändert nichts an den herausragenden Vorzügen eines
akustischen Klaviers oder Flügels, wie z. B. Ansprache durch
mechanische Hämmer und Klangfülle eines Holzresonanzbodens.
Wenn Sie das Silent-System aktivieren, werden die Saiten nicht
mehr angeschlagen und Sie hören ein digital aufgenommenes
Yamaha-Konzertflügel-Sample, das Sie je nach Bedarf über
Kopfhörer oder über Aktiv-Boxen benutzen können.
Weitere Informationen und eine Videovorführung finden
Sie unter http://europe.yamaha.com/silent
Ein „echtes“
Yamaha Akustik Piano
...auch für Ihre
stillen Momente
#28765 - Resized Silent Ad DE_Layout 03/03/2011 12:04 Page 1
Die Ausbildung an der HMTMH ist
begehrt. Immer wieder entscheiden sich
Studienanfänger für ein Studium in
Hannover und damit beispielsweise
gegen Berlin.
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Einladung: Schauspiel im
Studiotheater Expo Plaza 12
Waren Sie schon einmal bei einer Vorstellung des Studi-
engangs Schauspiel? Die Stadtbahn-Linie 6 bringt Sie in
rund 20 Minuten von der Innenstadt zur Expo Plaza.
Die nächsten Vorstellungen im Sommersemester
Paradies der Barbaren
Choreografisches Theater, 4. Semester
Premiere am 12. Mai 2011 um 19:30 Uhr
Weitere Vorstellungen: 13. | 14. | 15. | 20. | 21. und 22. Mai
2011, jeweils um 19:30 Uhr
Eintritt 8 Euro | 6 Euro (ermäßigt) | 4 Euro Schüler und
Studenten
Wie es euch gefällt
William Shakespeare, 6. Semester
Wiederaufnahme: 9., 11. und 12. Juni 2011
Einstündige Kurzfassung am 16., 17. und 18. Juni 2011
jeweils 19:30 Uhr
Eintritt 8 Euro | 6 Euro (ermäßigt) | 4 Euro Schüler und
Studenten
Profile der Schauspielschulen sind durchaus unter-
schiedlich, doch Stefan Wiefel erklärt: »Die persön-
liche Entscheidung für eine Hochschule beruht final
auf der Vermutung, welche Schule die beste für den
Einzelnen ist.« Gut für Hannover.
Die Professoren Georgi und Wiefel sind sich den-
noch einig, das der Wunschzettel noch lang ist. Ein
Jugendclub mit Schülerinnen und Schülern beispiels-
weise wäre eine echte Bereicherung für das Studium.
Die Studierenden könnten die Rollen tauschen und
müssten selbst erklären, wie das Schauspielen funk-
tioniert. Natürlich wäre auch eine zentrale Lage in
der Innenstadt Hannovers ein Gewinn. Denn nicht
immer ist der Theatersaal bei den Vorstellungen des
Studiengangs voll, vor allem, weil vielen der Weg in
den Abendstunden zu weit ist. Und auch für die Stu-
dierenden und Lehrenden wäre die räumliche Nähe
zum Emmichplatz, zu ihren Kommilitonen und
Kollegen dort, wunderbar. Trotzdem: »Das Studio-
theater an der Expo Plaza ist toll! Mit der großen und
sehr variablen Bühne können wir für die Studieren-
den echte Theaterbedingungen herstellen und hoch-
karätige Stücke zeigen.« Im Namen der Studieren-
den spricht Titus Georgi schließlich eine herzliche
Einladung an alle Schauspielfreunde aus. Fühlen Sie
sich angesprochen?
gliedern kann. Die Ausbildung an der HMTMH ist
unabhängig davon schon jetzt begehrt. Immer wieder
entscheiden sich Studienanfänger für ein Studium in
Hannover und damit beispielsweise gegen Berlin. Das
ist ungewöhnlich – aber erfreulich. Dazu muss man
wissen, dass die besten Bewerber/innen meist mehre-
re Angebote von verschiedenen Schulen erhalten. Die
Besuchen Sie die Website des Studienbereichs:
www.schauspiel.hmtmh.de
17
pressto 01/2011
16
V O N S I L K E R E I N H A R D
Drei junge Musikerinnen und Musiker, zwei Stu-
dienorte, eine Leidenschaft: So ließe sich das Le-
ben von Rebecca und Sebastian Hennemann
sowie von Min Jung Park verkürzt umschreiben.
Die junge Koreanerin, die an der Folkwang Univer-
sität der Künste ihr Konzertexamen im Fach Kla-
vier abgelegt hat, studiert seit dem Wintersemester
2009/2010 an der HMTMH im Masterstudiengang
Kammermusik. Ihr gewählter Schwerpunkt ist das
Ensemble. Seit 2007 feiert die 28-Jährige Erfolge mit
dem Trio Ganymed, namentlich mit den Geschwis-
tern Rebecca (Violine) und Sebastian (Violoncello)
Hennemann. »Sebastian und ich kennen uns aus Es-
sen«, berichtet Min Yung Park. »Er studiert dort Vi-
oloncello im Bachelor und hat mit Rebecca seit vie-
len Jahren Duos gespielt. Im November 2006 haben
wir es erstmals mit einem Stück von Mendelssohn
als Trio versucht und Spaß daran gefunden.« Seither
widmen sich die drei mit Leidenschaft der klassisch-
romantischen wie auch der zeitgenössischen Kla-
viertrio-Literatur: Im April 2009 erhielten sie den
»Folkwang-Preis«, im Frühjahr 2010 den »Barmenia
Preis Wuppertal«.
In Hannover bereiten sich Min Jung Park und ihre
Triopartner zwei Jahre lang bei Prof. Markus Becker
auf eine Karriere im Bereich Kammermusik vor. Ne-
ben ihrem Hauptfachunterricht belegt sie theoretische
und praktische Nebenfächer, die sie für ihre Laufbahn
Master-Pioniere II als Musikerin professionalisieren sollen. Dazu gehören
beispielsweise musikwissenschaftliche Seminare und
Interpretationsanalysen. »Der künstlerische Unter-
richt ist auch für uns, die wir keinen Masterabschluss
erhalten werden, ein echter Gewinn«, betont Rebecca
Hennemann, die derzeit vor ihrer Diplomprüfung an
der HMTMH steht. Gleiches gilt für das Blocksemi-
nar Management und Marketing: »Persönlichkeiten
des Musiklebens werden mit uns über den Markt
und unsere Karrierechancen sprechen. Neben der
HMTMH realisieren jetzt immer mehr Hochschulen,
wie wichtig das ist.«
Neben dem Trio Ganymed sind im Masterstudi-
engang Kammermusik derzeit zwei Streichquartette,
ein Klaviertrio, ein Klavierduo, ein Liedduo, vier Pi-
anisten ohne festes Ensemble sowie zwei Pianistinnen
mit Schwerpunkt Lied immatrikuliert. Für alle gilt:
Die Abschlussprüfung ist dreigeteilt und besteht ne-
ben dem Abschlusskonzert aus einer CD-Aufnahme
und einem Gesprächskonzert mit schriftlich ausge-
arbeitetem Konzept. »Der Hintergedanke ist, dass
großes Können auf dem Instrument für eine kam-
mermusikalische Karriere inzwischen nicht mehr
ausreicht», erklärt Min Jung Park. »Deshalb wird
unser künstlerisch-persönliches Profil, aber auch un-
sere Kommunikationsfähigkeit hier gefördert.«
Das Trio Ganymed hat ein Werk von Ravel in den
Mittelpunkt seines einstündigen Gesprächskonzer-
tes gestellt und nach jedem Satz einen Power-Point-
gestützten kleinen Vortrag eingestreut. »Es kommt
immer häufiger vor, dass sich Veranstalter auch eine
Moderation vom Künstler wünschen«, berichtet Re-
becca Hennemann. »Und auch das Publikum hat es
gern, wenn es dank unserer Ausführungen noch tiefer
ins Werk eindringen kann.«
Künstlerisch bietet neben vielen Anlässen das jähr-
liche Kammermusikfestival der HMTMH mit seinen
acht Konzerten im Sommer Möglichkeit zur Praxis.
»Das macht sehr viel Freude!«, schwärmt Sebastian
Hennemann. »Zum einen spielen wir immer wieder
gerne vor den vielen Zuhörern im Richard Jakoby
Saal. Zum anderen ist das Publikum äußerst interes-
siert. Bei »Mozart!« sind hinterher viele zu uns ge-
kommen, um sich nach unserem Trio, unseren Plänen
und weiteren Konzerten zu erkundigen.«
Noch immer zählen sie zu den »neuen« Angeboten der HMTMH: die Masterstudiengänge
»Medien und Musik«, »Gesang in freiberuflicher Tätigkeit« und »Kammermusik«.
Im pressto geben fünf Studierende persönliche Einblicke in die jeweiligen Studieninhalte.
Sie berichten über ihre Erfahrungen, ihre Schwerpunkte und ihre Wünsche an die Zukunft.
Kammermusik
Regelstudienzeit: 4 Semester
Abschluss: Master of Music
Nächster Bewerbungsschluss: 15.04.2012 für die Teil-
nahme an der Aufnahmeprüfung im Juni 2012.
Das Fach kann in den Studienrichtungen Ensemble (Kla-
viertrio, Klavierquartett und Streichquartett), Klavier
(für Pianistinnen oder Pianisten ohne festes Ensemble),
oder Liedgestaltung (für Sängerinnen oder Sänger, Pi-
anistinnen oder Pianisten oder für feste Duos) studiert
werden. Neben Prof. Markus Becker (Klavier) unterrich-
ten Prof. Jan Philip Schulze (Liedgestaltung) und das
Szymanowski Quartett (Streicher). Ab Herbst 2011 wird
eine Professur für Streicherkammermusik besetzt. Zu-
lassungsvoraussetzungen sind der Bachelor- oder ein
vergleichbarer Abschluss sowie eine besondere kam-
mermusikalische Begabung.
»Großes Können auf dem Instrument
reicht für eine kammermusikalische
Karriere inzwischen nicht mehr aus.«
Das Trio Ganymed studiert
als festes Ensemble im
Masterstudiengang
Kammermusik (v.l.):
Rebecca Hennemann,
Sebastian Hennemann und
Min Jung Park.
pressto 01/2011
1918
Wenn Friederike Bruns sich wünschen dürfte,
womit sie heute in zehn Jahren ihr Geld ver-
dient, dann stände eine Moderationstätigkeit im Be-
reich Kultur- oder Popradio ganz weit oben. »Vielleicht
arbeite ich aber auch als freie Journalistin und produzie-
re eigene Beiträge für den Hörfunk«, blickt die 22-Jäh-
rige in die Zukunft. Der Masterstudiengang Medien
und Musik an der HMTMH soll sie für alle kommen-
den Aufgaben qualifizieren. Das Programm führt zwei
Ausbildungszweige der Hochschule zusammen, die na-
tional und internationalr ihre Exzellenz bekannt sind:
Kommunikations- und Musikwissenschaft.
Ein Semester lang ist Friederike Bruns nun schon zwi-
schen Emmichplatz und Expo Plaza gependelt. »Das
erste Studienjahr nennt sich Aufbauphase. Wer aus der
kommunikations-, journalistik- oder medienwissen-
schaftlichen Richtung kommt, erwirbt nun musikwis-
senschaftliche Kenntnisse und umgekehrt.« Friederike
Bruns hat an der Hochschule für Musik Karlsruhe ihren
Bachelor in Musikjournalismus für Rundfunk und Mul-
timedia gemacht und damit eine sogenannte »Mischqua-
lifikation« erworben. »Für Studierende wie mich stellt
der Prüfungsausschuss individuell Veranstaltungen aus
beiden Bereichen zusammen«, berichtet sie. »Der Stun-
denumfang ist hoch, aber bestens koordiniert
Im Kern geht es in den beiden ersten Semestern
darum, die wissenschaftlichen Schwerpunkte von »Stra-
tegischem Management« auf der einen und »Journalis-
mus/PR« auf der anderen Seite kennenzulernen. »Je-
der muss für sich entscheiden, auf welchen Bereich er
sich dann ab dem 3. Semester spezialisieren möchte«,
erklärt Friederike Bruns. Für die gebürtige Schwäbin,
die bereits Praktikantin in den Redaktionen von SWR,
WDR und 3Sat war und sich derzeit im Niedersächsi-
schen Staatstheater in die Öffentlichkeitsarbeit einwei-
hen lässt, steht die Entscheidung praktisch fest. »Das
IJK ist ein guter Türöffner. Wer ein Praktikum sucht,
merkt, wie positiv der Name besetzt ist.«
»Zu Studienbeginn habe ich es als sehr anstrengend
empfunden, neben den Veranstaltungen noch beinahe
täglich irgendeine Gruppe zu treffen«, bekennt Frie-
derike Bruns. Inzwischen ist die Zusammenarbeit in
Teams für die Studentin selbstverständlich geworden:
Projekte gelten als Abbild der Praxis und sind der Kern
des Masterstudiengangs Medien und Musik. »Die Leh-
renden sind sehr offen für unsere Ideen. Ich habe mich
einer Gruppe angeschlossen, die ein Campusradio star-
ten möchte.«
In der Projektphase im 3. und 4. Semester wird Frie-
derike Bruns an zwei Forschungsprojekten arbeiten und
sich in einem Anwendungsprojekt wie der Zeitschrift
»Saitensprunengagieren. Darüber hinaus sammeln
die Studierenden Erfahrung durch die Übernahme von
Tutorien sowie die Mitarbeit an Veranstaltungen oder
Projekten der Institute und schreiben ihre Masterarbeit.
»Für mich wird wichtig sein, mich noch besser durch-
zusetzen und zu präsentieren«, zeigt sich Friederike
Bruns selbstkritisch. Auch hier setzt das Masterange-
bot an: Im kommenden Semester wird sie das Seminar
»Selbstständig machen« belegen.
Die Möglichkeit, sich mit einem individuel-
len Profil für das Berufsbild freiberufliche
Sängerin/freiberuflicher Sänger zu qualifizieren,
ist in Deutschland nach wie vor außergewöhnlich.
Florian Lohmann nennt den Masterstudiengang
der HMTMH »eine längst überfällige Anpassung
an die realen Gegebenheiten«. Der 27-Jährige hat
viel Erfahrung im Bereich Alte Musik gesammelt.
»Da gibt es fast nur Sänger, die freiberuflich tätig
sind und keine Festanstellung an einem Opernhaus
haben.«
Freiberufler zu sein, das heißt für den jungen Tenor,
auf mehrere Standbeine gleichzeitig zu vertrauen. So
ist er Mitglied namhafter Ensembles, konzertiert in
Ensembleprojekten und als Solist im Oratorienbe-
reich. Daneben gibt er Privat- und Musikschulunter-
richt in Gesang und leitet mit dem Jungen Chor Uet-
ze, dem Gifhorner Kammerchor und dem Collegium
Vocale Hannover gleich drei Chöre. In der Summe
funktioniere das Freiberuflerdasein schon recht gut.
Die Nachfrage stimmt nicht nur aufgrund eines
hervorragenden Netzwerks.
Nach dem Abitur studierte Florian Lohmann im
ersten Jahrgang des Fächerübergreifenden Bachelors
mit Hauptfach Gesang an der HMTMH und Zweit-
fach Germanistik an der Leibniz Universität. Weil er
Gefallen am Umgang mit Schülerinnen und Schü-
lern, aber nicht am engen Korsett der Regelschule
fand, schrieb er sich anschließend für das vierse-
mestrige Ergänzungsstudium Gesangsmethodik ein.
»Das Masterangebot hilft mir jetzt bei der techni-
schen Verfeinerung meiner Möglichkeiten«, erklärt
er. »Genauso geht es darum, mir eine größere stilis-
tische Praxis anzueignen. Ich lote jetzt viele Dinge
aus, habe zusätzlichen Unterricht in Popularmusik
und experimentiere im Bereich der Neuen Musik.«
Der künstlerische Anspruch ist hoch. Das habe schon
das Bewerberniveau gezeigt, betont er zufrieden.
Ungeachtet dessen, welches Profil sie anstreben, ler-
nen alle Masterstudierenden, gesangskünstlerisch und
gesangspädagogisch zu arbeiten. Darüber hinaus wäh-
len sie aus einem künstlerisch-pädagogischen oder
pädagogisch-wissenschaftlichen Schwerpunkt. Flori-
an Lohmann hat sich für Letzteres entschieden: »Viele
Unterrichtsmethoden im Fach Gesang funktionie-
ren seit vielen Jahren hervorragend, aber warum tun
sie das eigentlich? Wie funktioniert das Instrument
Stimme? Ich finde es sehr spannend, die Pädagogik
wissenschaftlich zu unterfüttern.« Der junge Tenor
wird zum wissenschaftlichen Arbeiten angeleitet,
lernt u. a. Methoden der empirischen Sozialforschung
kennen. Eine Doktorarbeit könnte sich anschließen.
Zwei Aspekte des Masterstudiengangs hält Florian
Lohmann noch für besonders erwähnenswert: »Attrak-
tiv ist zum einen, dass man auch für eine Lehrtätig-
keit an Hochschulen ausgebildet wird, etwa dadurch,
dass ich schon jetzt Studierende der künstlerisch-päd-
agogischen Ausbildung im Fach Gesang unterrichte.
Zum anderen erhalten alle Studierenden Unterricht in
Selbstvermarktung: Wie erstelle ich eine Internetsei-
te? Was macht ein gutes Künstlerfoto aus? Diese Din-
ge sind für Freiberufler überlebenswichtig.« Florian
Lohmann lacht und korrigiert sich schnell: »Nein, am
allerwichtigsten bleibt natürlich das Singen!«
Gesang in
freiberuflicher Tätigkeit
Regelstudienzeit: 4 Semester
Abschluss: Master of Music
Nächster Bewerbungsschluss: 15.04.2012
Die Zielgruppen für den Masterstudiengang sind sänge-
risch und pädagogisch/wissenschaftlich hoch motivier-
te und -begabte Studienanwärter/innen mit einem Ba-
chelorabschluss oder einem vergleichbaren Abschluss
im Fach Gesang oder in angrenzenden Disziplinen.
Medien und Musik
Regelstudienzeit: 4 Semester
Abschluss: Master of Arts
Nächster Bewerbungsschluss: 01.06.2011 für die Auf-
nahme zum WS 2011/2012
Bewerberinnen und Bewerber müssen ein Kommunika-
tions-, Journalistik- oder medienwissenschaftliches Stu-
dium oder ein musikwissenschaftliches Studium mit dem
Bachelor oder vergleichbar abgeschlossen haben. Auch
Absolventinnen und Absolventen musikbezogener künst-
lerisch-wissenschaftlicher Ausbildungsgänge nnen
sich bewerben. Erwartet werden außerdem eine beson-
dere Eignung für die Gegenstände des Studienganges
Medien und Musik sowie ausreichende deutsche Sprach-
kenntnisse. Auch wer kein Instrument beherrscht, kann
sich für den Studiengang Medien und Musik bewerben.
Links: Florian Lohmann im Hauptfachunterricht
bei Prof. Dr. Peter Anton Ling.
Rechts: Medien-und-Musik-Studentin
Friederike Bruns.
pressto 01/2011
2120
Ziel: Promotion?
Potenziale entfalten – und zeigen!
Mit dem Promotionsvorhaben beginnt die Karriereplanung.
V O N S I L K E R E I N H A R D
Aktuell 27 Doktorandinnen und Doktoranden pro-
movieren an der Hochschule für Musik, Theater
und Medien Hannover in Musikwissenschaft. Zwei
von ihnen im Teilgebiet Musikpsychologie. Keiner von
ihnen werde im »stillen Kämmerlein« zum erfolgrei-
chen Dr. phil. reifen, betont ihr Doktorvater Prof. Dr.
Reinhard Kopiez. »Nur wer während der Promotion
sein Profil konturiert und für die Wissenschaft sichtbar
wird, ist später als Arbeitnehmer interessant.« Viele sei-
ner Alumni haben es vorgemacht. Andere arbeiten noch
für ihre Ziele – feiern Fortschritte, trotzen Widrigkei-
ten und motivieren sich gegenseitig.
Michael Oehler hat zwischen Mai 2005 und Oktober
2007 an der HMTMH in Systematischer Musikwissen-
schaft promoviert. Im darauffolgenden Sommer wur-
de er Wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Abteilung
Musikethnologie, erschloss und digitalisierte an der
Seite von Prof. Dr. Raimund Vogels das »Music of Man
Archi mit seinen rund 50.000 Tonträgern, 9.000
Büchern und Zeitschriften, 2.850 Videokassetten und
fast 1.000 Instrumenten.
»Dr. Michael Oehler ist ein exzellentes Beispiel für
den gefragten Allrounder«, sagt Prof. Dr. Reinhard
Kopiez, der sich seit zwölf Jahren auch als Studien-
gangssprecher für den Promotionsstudiengang enga-
giert. »Sein Forschungsinteresse gilt der Musik- und
Wahrnehmungspsychologie, aber auch der musikali-
schen Akustik. Genauso ist er aber auch Experte für
Musikökonomie und multimediale Aufarbeitung.
Insbesondere das heterogene Profil, das viele Anknüp-
fungspunkte bietet, steigert das Interesse potenzieller
Arbeitgeber.« Der Lohn für das, was Reinhard Kopiez
»Diversifizierung« nennt, ließ für Michael Oehler
nicht lange auf sich warten: Im März 2011 berief die
Macromedia Hochschule für Medien und Kommuni-
kation Köln den 36-Jährigen als Professor für Medien-
und Musikmanagement.
In Deutschland gibt es kein Max-Planck-Institut
für Musikforschung. Arbeitsplätze für hoch speziali-
sierte Forscher sucht man vergebens. »Jede Stelle ist
mit Lehre verknüpft, die universitäre Einbindung ist
die Normalität«, erklärt Reinhard Kopiez. Seine fran-
zösische Kollegin, die den ganzen Tag in ihrem Labor
verbringt, versetze er mit Berichten über sein Arbeits-
leben ins Staunen. »Dass ich nicht nur forsche und
publiziere, sondern auch Fach- und Verbandskonfe-
renzen besuche, Gremienarbeit mache und dann noch
Seminare von Filmmusik bis Psychoakustik halte – das
kann sie kaum fassen.« Der Musikpsychologe selbst
findet durchaus Gefallen am Generalisten-Dasein:
»Unterrichtstätigkeit qualifiziert! Sie schärft den Ho-
rizont, und das Wissensrepertoire fließt zurück in die
Hochschule. Deshalb gilt auch für alle unsere fest an-
gestellten Doktoranden die Lehrverpflichtung.« Wis-
senschaftliche Expertise, erstklassige Publikationen,
kompetente Lehre: Was macht ihn sonst noch aus, den
»Kanon, der den Marktwert steigert«? Eine gewichtige
Rolle spielt die fachliche Vernetzung. Mitgliedschaften
bei der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie,
der European Society for the Cognitive Sciences of Mu-
sic, der Gesellschaft für Musikforschung und vielen
anderen Verbänden – Michael Oehler ist das, was Rein-
hard Kopiez »sichtbar« nennt.
Friedrich Platz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Lehrstuhl für Musikpsychologie, arbeitet noch an sei-
ner »Sichtbarkeit« – eine nationale Tagung pro Jahr
und eine internationale Tagung alle zwei Jahre werden
ihm dabei helfen. »Das ist die Faustregel. Wenn ich
später in Bewerbungsgesprächen gefragt werde, ob ich
international vernetzt bin, dann helfen keine Absichts-
erklärungen, dann helfen nur Nachweise.«
Seit März 2011 ist Friedrich Platz einer von insge-
samt sieben Doktoranden der HMTMH, deren Pro-
motion über ein reguläres Beschäftigungsverhältnis
finanziert werden kann. Alle anderen sind auf Dritt-
mittel und Stipendien angewiesen, was der »Sichtbar-
machung« der eigenen Person oft die Grenzen aufzeigt.
»Man weiß, dass die Konferenz wichtig ist, aber man
weiß nicht, wie man sie finanzieren soll«, bringt es der
29-Jährige auf den Punkt. »Man kann den Ansprüchen
eigentlich nur genügen, wenn man Ersparnisse hat, die
Eltern oder das Institut einspringen oder man sich et-
was dazuverdient von dem Zeiteinsatz, der für die
Promotion dann wieder fehlt, ganz zu schweigen.« Im
August 2010 hat er an der 11. International Conference
on Music Perception and Cognition in Seattle teilge-
nommen, die als wichtigste für die empirische Mu-
sikforschung gilt: »Die Studien von morgen kennen-
lernen, Kommunikation face-to-face – so funktioniert
Wissenschaft
Im Sommer 2010 hat die HMTMH ihre Promoti-
onsordnung revidiert und modernisiert. Neben neuen
Regeln für Bewertung und Zulassung wurde unter
anderem das Rigorosum abgeschafft. Heute wird der
Abschlussgrad Dr. phil. auf Basis von Dissertation und
Disputation verliehen, was dazu führt, dass die Kan-
didatinnen und Kandidaten ihre knappe Zeit ganz auf
ein Fach konzentrieren können. »Die sehr persönlichen
Beziehungen zu den Betreuungspersonen machen un-
seren Studiengang höchst effektiv«, berichtet Reinhard
Kopiez. »Alle sind in wöchentliche Kolloquien einge-
bunden. Bei uns geht niemand verloren
Friedrich Platz, der 2007 gleichzeitig sein Staatsexa-
men für das Lehramt an Gymnasien und den Magister-
studiengang Musikwissenschaft abschloss, forscht ak-
tuell nach einem Messinstrument zur Wahrnehmung
des Musikerauftritts. 2009 hat er beim Internationalen
Violin-Wettbewerb in der HMTMH unter großem
technischem Aufwand die erforderlichen Videoauf-
nahmen gemacht. »Unser Nugget« nennt Reinhard
Kopiez den weltweit einmaligen Korpus augenzwin-
kernd. Inzwischen sind über mehrstufige Filterverfah-
ren jene zehn Items bestimmt, die die größte Rolle in
der Bewertung von Musikerauftritten spielen. Auch
der Wert, der die Stärke der visuellen Auftrittskom-
ponente bemisst, wurde beziffert. Jetzt geht es an die
Bewertungsexperimente unter Laborbedingungen.
»Am Ende eines jeden Semesters kommen alle Dok-
torandinnen und Doktoranden unserer Hochschule zu-
sammen, um Werkstattberichte zu halten«, erklärt er.
Eine Teilnahme ist obligatorisch, weil das Präsentieren
als solches, aber auch der Austausch mit Kommilito-
nen und Lehrenden eine große Bereicherung darstellen.
»Nicht weniger spannend als das eigene Vorhaben ist
es, von den Ergebnissen der anderen zu erfahren«, fin-
det Friedrich Platz. Die Erforschung des menschlichen
Verhaltens als Reaktion auf Musik, kulturübergreifen-
de Vermittlungsforschung oder die Betrachtung von
Musik als kulturellem Handeln – vieles ist möglich für
Doktorandinnen und Doktoranden an der HMTMH.
Und in ihrer persönlichen Zukunft erst recht.
Der erste Eindruck zählt – auch beim Schritt ins
Rampenlicht. Friedrich Platz, wissenschaftlicher
Mitarbeiter am Lehrstuhl für Musikpsychologie der
HMTMH, forscht für seine Doktorarbeit nach einem
Messinstrument zur Wahrnehmung des Musiker-
auftritts.
Derzeit 44 Doktorandinnen und Doktoranden belegen die
Attraktivität der Hochschule für Musik, Theater und Medi-
en Hannover für Promotionsvorhaben in den Fächern Mu-
sikwissenschaft, Musikpädagogik und Kommunikations-
wissenschaft. 1978 war die HMTMH die erste ihre Art, die
in Deutschland das Promotions- und Habilitationsrecht
erhielt. Auf Augenhöhe mit den Universitäten entwickel-
te sie ihr starkes künstlerisch-wissenschaftliches Profil
kontinuierlich weiter. Heute ist das Bewusstsein für eine
sich gegenseitig bereichernde Vielfalt das Fundament,
auf dem exzellente Promotionen gelingen: Vier bis sechs
Doktorinnen und Doktoren der Philosophie entlässt die
Hochschule in jedem Semester.
pressto 01/2011
2322
Notwendiger Filter
IJK-Team erforscht Rollen- und Publikumsbild von Musikjournalisten
Geliebt wurden sie nie. Beethoven nannte sie
»elendste Sudler«, der Jazzgitarrist Volker
Kriegel verachtete ihren »plombierten Geschmack«.
Gleichwohl traten Musikjournalisten jahrhunderte-
lang selbstbewusst auf sei es als ästhetische Erzie-
her, sei es als Moderatoren eines gesellschaftlichen
Gesprächs über Musik.
Heute könnte dieses Selbstbewusstsein erschüt-
tert sein. Der Bedeutungsverlust des Informations-
mediums Zeitung, die Vermehrung der Unterhal-
tungswellen, Quotendruck und immer raffiniertere
PR-Strategien – das alles scheint Musikjournalisten
besonders zu treffen. Popkritikern macht zudem das
gewandelte Rezeptionsverhalten zu schaffen: Wenn
jede Art von Musik jederzeit im Internet verfügbar
ist, wenn Hintergrundwissen auf Hunderten von
Plattformen und in Laienblogs bereitsteht wozu
dann noch professionelle »Vorkoster«? Und wen will
Popjournalismus in Massenmedien eigentlich noch
erreichen, wenn die Musikszene immer weiter zer-
splittert und junge Hörer vor allem an der Befriedi-
gung ihres individuellen Stils interessiert sind?
Sehen sich Musikjournalisten also auf dem Abstell-
gleis? Wie verstehen sie ihre Tätigkeit, wie halten sie
es mit dem Publikum, wie zufrieden sind sie mit Ar-
beitsbedingungen und Zukunftsperspektiven? Sol-
chen Fragen geht ein Forschungsteam am Institut für
Journalistik und Kommunikationsforschung nach.¹
Mit einer umfangreichen quantitativen Befragung
deutscher Musikjournalisten sowie 20 Leitfaden-
interviews will es ein aktuelles Bild von beruflichen
Einstellungen und Erwartungen gewinnen.
Die Teilnehmer der 20 Interviews, deren Ergeb-
nisse bereits vorliegen, wurden so nach Erfahrung,
Status, musikalischem Schwerpunkt, Geschlecht und
Medium² ausgewählt, dass sich die Stichprobe mög-
lichst heterogen zusammensetzte. Aus gutem Grund,
denn die Auswertung belegt, wie uneinheitlich das
Berufsbild »Musikjournalist/in« ist. Sie zeigt aber
auch, dass »E- wie U-Musikjournalisten« mitnichten
von Zukunftsängsten geschüttelt werden. Die intrin-
sische Motivation und die Zufriedenheit mit einem
Beruf, der es erlaubt, sich selbst zu entfalten, sind
durchweg hoch. Es sei »das Tollste, über Musik zu
reden und mit Musik zu arbeiten«, sagte eine Inter-
netradio-Journalistin. Freie Journalisten klagten al-
lerdings über ungenügende Bezahlung.
Mehrfach problematisiert wurde die Macht der
Musikbranche. Der zunehmende Einfluss »professi-
oneller PR-Strategien« sei eine, »wenn nicht sogar
die zentrale Veränderung in unserem Berufsbild«, so
ein Wochenzeitungsredakteur. Nicht alle sehen dies
jedoch negativ, weil Journalismus und PR »natürlich
voneinander profitieren« (Redakteur Privatradio).
Kein Befragter räumte ein, von PR-Maßnahmen in
seiner Unabhängigkeit gefährdet zu sein.
Außerordentlich weit öffnete sich der Fächer
journalistischer Rollenbilder. Den »missionarischen
Touch« hob der Redakteur eines Männermagazins
hervor, die Aufgabe, »Geschichten über Musiker zu
erzählen« der Redakteur eines Online-Magazins.
Mit dem Informanten, dem Kritiker oder dem An-
reger tauchen weitere Rollenideale auf. Wie der Be-
rufsstand insgesamt seine Aufgabe vorrangig sieht,
wird erst die statistisch relevante Befragung zutage
fördern.
Das gilt auch für die Einschätzung des Publikums,
das Musikjournalisten als Referenzgröße zwar in je-
dem Interview erwähnten, von dem sie allerdings
unterschiedlich viel wissen (wollen). Wenn es um
Gestaltungsfragen geht, scheinen sie noch am ehes-
ten bereit zu sein, auf ihr Publikum zuzugehen. Nur
noch auf ihre Autonomie, auf persönliche Erfahrungen
und Maßstäbe berufen sie sich jedoch, wenn es um Be-
wertungskriterien für Musik geht. Hier zeigt sich ein
jahrhundertealtes Selbstbewusstsein, denn die Abkehr
von normativer Kunstbetrachtung und die Hinwen-
dung zum subjektiven Kunsturteil sind konstitutiv
für die Entstehung des Feuilletons gewesen.
Es existiert also doch noch, das Selbstbewusstsein.
Auch wenn sie auf wirtschaftliche Verschlechterun-
gen oder negative Folgen technischer Entwicklungen
hinwiesen, zeigte sich keiner der 20 Befragten von
Untergangsvisionen geplagt. Internet-Blogs sehen
sie eher als interessante Ergänzung denn als Konkur-
renz professioneller Musikkritik. Die bleibe gerade
in Zeiten medialen Wandels notwendiger denn je,
wie ein Online-Redakteur betont: »Je mehr Musik es
gibt und je mehr sich das fragmentiert, desto wich-
tiger wird Musikkritik, weil sie die Funktion hat, ei-
nen Filter zu bilden.«
Welche Bedeutung diese Einschätzungen für den
gesamten Berufsstand haben, wird nun die repräsen-
tativ angelegte Befragung zu ermitteln haben.
1 Geleitet wird das Forschungsprojekt von Prof. Dr. Gunter Reus und Teresa K. Naab, M.A. An der konzeptionellen Arbeit und den qualitativen
Interviews waren folgende Studierende der Masterstudiengänge „Medien und Musik“ und „Medienmanagement“ beteiligt: Vesselin Dimitrov,
Dorian Gorr, Claudia Hamburger, Matthias Holz, Peter Liberski, Annick Manoukian, Marc Möllmann, Katharina Rupprich, Maya Stockmann und
Janke Wusowski.
2 Zur Stichprobe gehörten Musikjournalistinnen und -journalisten von zwei lokalen/regionalen und zwei überregionalen Zeitungen, einer Wo-
chenzeitung, zwei Special-Interest-Zeitschriften, zwei Publikumszeitschriften, zwei öffentlich-rechtlichen und zwei privaten Radiosendern, zwei
öffentlich-rechtlichen und zwei privaten Fernsehsendern, zwei Online-Redaktionen und einer Nachrichtenagentur.
2. 3.1.
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Rabatte auf Druck und Kopien
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Eine Karte. 123 Vorteile.
In Kooperation mit: Studentenwerk Hannover, Leibniz Universität Hannover, Fachhochschule Hannover, Medizinische Hochschule Hannover,
Tierärztliche Hochschule Hannover, Hochschule für Musik, Theater und Medien, GISMA Business School, Fachhochschule für die Wirtschaft
Hannover, Kommunale Fachhochschule für Verwaltung, AStA Uni Hannover, AStA FHH, AStA MHH, AStA TiHo, AStA HMTM
Eine Initiative von: Landeshauptstadt Hannover und Hannover Marketing & Tourismus GmbH
Die Motivation und Zufriedenheit mit
einem Beruf, der es erlaubt, sich zu
entfalten, ist durchweg hoch.
»Keiner der 20 Befragten
zeigte sich von
Untergangsvisionen geplagt.«
V O N G U N T E R R E U S U N D T E R E S A K . N A AB
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pressto 01/2011
2524
ZEHN FRAGEN AN …
Dr. Andrea Welte
Professorin für Musikpädagogik
Was bedeutet Musik für Sie?
Musik ist für mich ein Lebenselixier. Sie bedeutet nicht nur Arbeit, sondern
vielmehr Spiel, Ausdruck, Emotion, Flow-Erfahrung, nonverbale Kommu-
nikation, Selbstverwirklichung, Genuss, Ausgleich, Trost, Transzendenzer-
fahrung, Bewegung, Aufforderung zum Tanz.
Wie sieht Ihre Erinnerung an den eigenen Musikunterricht aus?
Meine Erinnerungen an den Musikunterricht vor dem Hochschulstudium
sind extrem vielfältig. Zunächst das Musizieren und Tanzen im Kindergar-
ten, dann, mit sechs Jahren, der Kinderchor und Gruppenunterricht auf
der Blockflöte. Auch im Musikunterricht der Grundschule wurde viel ge-
sungen. Oft durfte ich eine zweite Stimme übernehmen; deutlich erinnere
ich mich auch an die Aufführung eines Singspiels, das von einem Hasen
handelte. Mit meinem ersten Querflötenunterricht bin ich leider nicht so
zufrieden, weil der Unterricht didaktisch einseitig und fachlich nicht ganz
befriedigend war. Endlich dann ein Lehrerwechsel zu einer sehr qualifizier-
ten Lehrerin. Das Umlernen war mühsam, aber zum Glück erfolgreich, und
ich erinnere mich an viele Auftritte mit der Flöte, die mich beflügelt haben.
Parallel erhielt ich auch guten Klavierunterricht, was mir neue musika-
lische Welten eröffnete, und ich sang im Kirchenchor. In der Schule war
Musik fast immer eines meiner Lieblingsfächer. Ein großartige Erfahrung
waren die Konzerte mit dem Schulorchester und die aufwendig inszenier-
ten Singspiele und Musicals (u.a. Porgy and Bess und Cats). Gern denke ich
auch an den saftigen Schokoladenkuchen, der die Proben begleitete. Im
Rückblick bin ich für meinen Musikunterricht überwiegend sehr dankbar.
Gewünscht hätte ich mir allerdings mehr Improvisation und Komposition
sowie eine (noch) größere stilistische Vielfalt.
Welchen Musiker haben Sie als junges Mädchen angehimmelt?
Der Begriff »angehimmelt« trifft es nicht. Aber eine ganze Weile lang war
Peter Lukas Graf mein flötistisches Vorbild. Gleichzeitig mochte ich die
Musik von The Beatles, The Police, Madness, Barclay James Harvest, Simon
and Garfunkel u. a., begeisterte mich aber zunehmend auch für klassische
Musik, von Vivaldi, Bach und Mozart bis Debussy, Bartók und Messiaen.
Welche CD oder Schallplatte haben Sie sich zuletzt gekauft?
Bei einem Spaziergang in Berlin Mitte habe ich vor Kurzem den russischen
Musiker Sergey Karamyshev Glasharfe spielen hören und eine CD von ihm
gekauft.
Neben welchem Musiker/Komponisten würden Sie gern einmal im Flugzeug
sitzen?
Auf dem Hinflug neben Pierre Boulez und auf dem Rückflug neben Barthold
Kuijken.
Welches Instrument würde Sie gern noch erlernen und warum?
Ich bin glücklich mit meinen Instrumenten Quer- und Traversflöte, Klavier und
Gesang. Dennoch ist es immer wieder faszinierend, neue Instrumente auszupro-
bieren und im Ansatz zu erlernen. Auf einem Instrument aus jeder Instrumen-
tenfamilie etwas spielen zu können, fände ich gut. Kürzlich erst habe ich mir
zusammen mit meiner Tochter die Grundlagen des Geigenspiels angeeignet. Das
hat viel Spaß gemacht! Am liebsten übe ich jedoch Flöte, erarbeite mir neue
Musikstücke und -stile. Dafür nutze ich gern auch historische Instrumente, etwa
barocke oder klassische Flöten. Vor einigen Jahren habe ich mich auch mit den
chinesischen Flöten Dizi und Xiao beschäftigt. Meist spiele ich aber europäische
Musik (alles vom Barock bis zur zeitgenössischen Musik). Wenn ich sehr viel
Zeit zum Üben hätte, würde ich nicht nur Flöte üben, sondern auch gern wieder
mehr singen und Klavier spielen.
Und womit verbringen Sie Ihre Zeit, wenn sie nicht arbeiten oder musizieren?
Wenn ich nicht arbeite oder musiziere, nehme ich mir vor allem Zeit für meine Fa-
milie, d. h. ich spiele mit meinen beiden Kindern, die knapp acht und 13 Jahre alt
sind, betreue Hausaufgaben, kümmere mich um den Haushalt. Außerdem mache
ich regelmäßig Pilates, fahre Fahrrad, lese und verreise gern und gehe leidenschaft-
lich gern mit meinem Mann tanzen oder in Konzerte oder einfach nur nett essen.
Was verbinden Sie mit der Hochschule für Musik, Theater und Medien Hanno-
ver?
Die Farbe Magenta und das menschliche Ohr, das »Institut für Musikphysiologie
und Musikermedizin« und Eckart Altenmüller.
Worauf freuen Sie sich in Hannover?
Ich freue mich vor allem auf interessierte Studierende, die Zusammenarbeit mit
netten Kolleginnen und Kollegen sowie auf spannende Forschungsprojekte.
Zu guter Letzt: Was würden Sie allen Musikpädagoginnen und -pädagogen mit
auf den Weg geben?
Begeisterung für Musik, Offenheit für verschiedene Musikrichtungen; Freude
am Lehren und am Lernen, am Begleiten und Fördern von Menschen; pädago-
gische Neugier und Forschergeist (»inquiring mind«); echtes Interesse für die
Schülerinnen und Schüler; Einfühlungsvermögen, Körperbewusstsein, Fantasie
und Kreativität; Teamfähigkeit; ein breites didaktisches Repertoire; die Fähig-
keit der Reflexion des eigenen Tuns und Verhaltens. Und schließlich: »Es ist des
Lernens kein Ende« (Robert Schumann).
Dr. Andrea Welte (43) hat
zum Sommersemester 2011
den Ruf auf eine Professur
für Musikpädagogik an der
HMTMH angenommen. Ihre
Arbeitsfelder liegen im Be-
reich der Instrumental- und
Vokalpädagogik, wobei auch
Verbindungen zwischen schu-
lischer und außerschulischer
musikpädagogischer Arbeit
berücksichtigt werden.
Die Flötistin, Pädagogin und
Wissenschaftlerin hat zuletzt
an der Hochschule für Künste
Bremen auf einer Professur für
Instrumental- und Vokalpäda-
gogik gearbeitet. Dort war
sie Leiterin der Fachgruppe
Künstlerisch-pädagogische
Ausbildung und Gründungs-
mitglied des »Instituts für
musikalische Bildung in der
Kindheit«.
Zur Person
pressto 01/2011
2726
Talente fördern
» 2010 erhielten mehr als 70 Studierende Beihilfen,
Stipendien und Unterstützungen in Höhe von rund
46.000 Euro. Für Projekte, Inszenierungen und Mu-
sikwettbewerbe wurden rund 74.000 Euro zur Ver-
fügung gestellt. Es wurden besondere Projekte und
Inszenierungen ermöglicht, z.B. die Opernproduk-
tionen, die Solistentage 2010, der Hannover Song
Contest HÖREN! 2010 oder das Liederfest Robert
Schumann in Hannover. Außerdem wurde Ausstat-
tung für Studierende des Lehramts gefördert.
» Die letzte Opernproduktion der HMTMH hat es wie-
der einmal gezeigt – der Förderkreis der Hochschule
ist Gold wert und, wenn’s drauf ankommt, sogar der
sprichwörtliche Retter in der Not: Ein langjähriger Ko-
operationspartner war uns ebenso unverschuldet wie
unversehens abhanden gekommen, und wir standen
für einen dramatisch langen Augenblick – die Produk-
tion war musikalisch schon voll angelaufen – ohne
Bühnenbildner da. Ein Notruf an den Förderkreis, eine
kurze, konstruktive Abstimmung in dessen Vorstand,
und wir waren gerettet. Der Förderkreis bewilligte eine
Summe, mit der wir einen freien Bühnenbildner enga-
gieren konnten.
Ähnlich Erfreuliches könnte ich auch aus den beiden an-
deren Studienbereichen berichten, in denen ich tätig bin
– an dieser Stelle schlaglichtartig nur dieses:
Für Studierende der Dirigier- und Gesangsklassen er-
möglicht der Förderkreis, auf professoralen Vorschlag
hin, individuell zugeschnittene Förderstipendien und
Patenschaften für herausragend begabte Studienanfän-
ger, was in Zeiten von Studiengebühren und finanziellen
Leistungskürzungen des Staates wahrlich mehr ist als
ein symbolisches Signal.
Und das viel beachtete und ereignisreiche Jubiläumsjahr
2010 des Instituts zur Frühförderung musikalisch Hoch-
begabter (IFF), das in Deutschland auf dem Felde der
verschiedenen musikalischen Exzellenzinitiativen immer
noch eine Vorreiterrolle einnimmt, wäre ohne die Unter-
stützung des Förderkreises und der Stiftung um einige
ganz besondere Akzente ärmer gewesen man denke
nur an den köstlichen und in vielerlei Hinsicht einmali-
gen »Ausklang« mit Herbert Rosendorfer im Richard Ja-
koby Saal.
Im Grunde genommen haben wir es also mit einer ge-
radezu idealen Lage, vor allem aber
einer vorbildlichen Haltung zu tun: Der
Förderkreis hilft im konkreten, bedürf-
tigen und hochbegabten Einzelfall und
baut diese seine Hilfe ein in ein syste-
matisches Gesamtförderkonzept, das
der Hochschule, vor allem aber und
das ist entscheidend – ihren Studie-
renden zugute kommt.
Etwas Besseres kann sich eine Hoch-
schule von ihrem Förderkreis nicht
wünschen.
Professor Martin Brauß,
Studiengangssprecher
Dirigieren,
Vorstandsmitglied des IFF
» Es ist ganz wunderbar,
dass die HMTMH und ihre
Studierenden durch einen
so aktiven Förderkreis und
eine so gut aufgestellte Stif-
tung unterstützt werden.
Das gibt für viele Vorhaben
der Hochschule finanziellen
Spielraum: Es wäre wesentlich schlechter um die
Realisierung des Ideenreichtums in der Hochschu-
le bestellt, gäbe es diese aus großem Enthusias-
mus kommende Unterstützung des Förderkreises
nicht.
Ganz besonders freue ich mich, dass sich nun,
angeregt von Förderkreismitgliedern, neben dem
Stipendienprogramm eine weitere Förderungs-
idee hat realisieren lassen – das Patenschaftsmo-
dell, also eine sehr persönliche Möglichkeit der
Unterstützung von Studierenden: Patinnen und
Paten stiften finanzielle Unterstützungen von un-
terschiedlicher Höhe und Dauer und können die
Mittel einem bestimmten Studienbereich widmen.
Es ist bezaubernd, die erstaunten Briefe der Stu-
dierenden zu lesen, die im Patenschaftsmodell
gefördert werden – staunend darüber, dass es
für Menschen wichtig ist, gerade sie zu unterstüt-
zen. Auch hier: eine großartige Kombination von
Finanziellem und Ideellem.
Professorin Dr. Susanne Rode-Breymann,
Präsidentin der HMTMH
» Mit der »Werkstattreihe« wurde 2010 eine beson-
dere Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen. Hierbei
handelt es sich um offene Unterrichtseinheiten un-
terschiedlicher Fachbereiche (bisher Klavier, Violon-
cello und Gesang), die einen intensiveren Einblick in
die Arbeit der Hochschule für Förderkreismitglieder
ermöglicht.
» In der Mitgliederversammlung am 11. April 2011
hat der Vorstand über Einzahlungen (Beiträge und
Spenden) von rund 140.000 Euro berichtet. Hierin
sind erstmalig Einzahlungen von 15.300 Euro für das
von den Mitgliedern vorgeschlagene Patenschaftsmo-
dell enthalten. Dieses dient der mittelfristigen För-
derung von Studierenden mit der Möglichkeit eines
persönlichen Kennenlernens.
Der Vorstand und Beirat des Förderkreises be-
danken sich bei den Mitgliedern für die große
Unterstützung, die vielen Anregungen und die
Gewinnung von neuen Förderern zugunsten der
Studierenden, Lehrenden und der Hochschule.
Der Förderkreis der HMTMH e. V. kann
auf ein erfolgreiches Jahr 2010
zurückblicken und setzt seine
Förderungsaktivitäten zugunsten der
Hochschule, ihrer Studierenden und
Lehrenden fort. Die Anzahl der Mitglied-
schaften konnte erfreulicherweise
weiter gesteigert werden. Aktuell sind
es mehr als 750. Dieser Erfolg wurde
insbesondere durch den Einsatz der
Mitglieder selbst erreicht, die ihre
Freunde und Bekannten von dem hohen
Ausbildungsniveau der Hochschule und
der Notwendigkeit der Unterstützung
überzeugten und zum Beitritt in den
Förderkreis anregten.
V O N M A N F R E D K U H N
Engagieren
auch Sie sich!
Werden Sie Mitglied im Förder-
kreis der Hochschule für Musik,
Theater und Medien Hannover
e.V.! Ermöglichen Sie mit einer
Mitgliedschaft jungen Studie-
renden eine ausgezeichnete
und umfassende künstlerisch-
wissenschaftliche Ausbildung
und sich selbst unvergessliche
musikalische und schauspie-
lerische Erlebnisse.
Kontakt: Hilke Manthei,
Tel. 0511 3100-7213
E-Mail: foerderkreis@
hmtm-hannover.de
www.freude-stiften.de
pressto 01/2011
2928
Freude stiften
Die 2006 gegründete Stiftung für die Hoch-
schule für Musik, Theater und Medien
Hannover ist auf einem guten Weg. Das Stif-
tungskapital konnte einschließlich der Rückla-
gen in 2010 auf fast 485.000 Euro erhöht wer-
den. Die durch die Zinsentwicklung niedrigen
Einnahmen aus der Vermögensanlage konnten
durch zielgerichtete Spenden von Zustiftern
mehr als ausgeglichen werden.
Insgesamt hat die Stiftung 2010 rund 47.000
Euro an Förderungen – hauptsächlich für das
Stipendiatenprogramm der Hochschule ge-
währt. Hierdurch werden Studierende aller
vier Fachkommissionen der HMTMH teilweise
über mehrere Semester unterstützt. Außerdem
wird sich die Stiftung an der Finanzierung des
Deutschlandstipendiums beteiligen. Langfristig
sollen gemäß Planung der Bundesregierung acht
Prozent aller Studierenden in der Bundesrepu-
blik Förderungen von 300 Euro pro Semester
finanziert zu je 50 Prozent von privater Seite
(einschließlich Stiftungen) und vom Bund er-
halten.
Die Stiftung befindet sich weiterhin in einer
Aufbauphase mit dem langfristigen Ziel, eine
hohe dauerhafte Förderungskontinuität zu er-
reichen. Hierfür werden weitere Zustiftungen
benötigt. Über Zustiftungsmöglichkeiten und
einzelne Förderungsansätze informieren wir Sie
gern: Tel. (05 11) 31 00 72 20.
» Für unsere geförderten Studierenden
war die Unterstützung des Förderkreises
aus zwei Gründen sehr wichtig: Zunächst
einmal wurde durch die Beihilfe die Wert-
schätzung ihrer Arbeit deutlich. Außerdem
erleichtert eine solche Unterstützung er-
heblich das Studium. In der Schauspiel-
ausbildung sind sehr lange feste Unter-
richtszeiten üblich, die in Kombination mit
unserem Standort an der Expo Plaza Nebenjobs nur in
den Semesterferien zulassen.
Insbesondere für eine Studentin, die als
alleinerziehende Mutter vor große orga-
nisatorische und finanzielle Herausfor-
derungen gestellt ist, hat die Förderung
durch die Stiftung über das sogenannte
»Schrader-Stipendium« in unseren Augen
zu einer enormen Befreiung und Sicher-
heit geführt, die sehr deutlich in allen ih-
ren weiteren Arbeiten zum Ausdruck kam.
Professor Titus Georgi, Studiengangssprecher
Schauspiel
SYMPOSIEN
Begabung und Bildung musikalische
Spitzenförderung zwischen Autonomie und System
Im Fokus des zweitägigen IFF-Symposiums, wel-
ches ergänzend zum Höhepunkt des Jubiläumsjahrs
– dem Festkonzert am 22. Oktober 2010 – stattfand,
standen Beiträge, Referate und Diskussionen im Span-
nungsfeld zwischen Institut und allgemeinbildender
Schule sowie die noch nicht erreichte Kompatibilität
zweier Ausbildungslinien.
Hochbegabtenförderung und Schule – die »Synchro-
nisation« dieser beiden Bereiche erfordert dort, wo sie
nicht institutionell geregelt ist, viel guten Willen und
Fantasie von allen Beteiligten. Das Belvedere in Weimar
oder die Yehudi-Menuhin-School in England verfügen
hier über traditionsreiche »Systeme«. Dem stehen die
Modelle des Instituts zur Früh-Förderung musikalisch
Hochbegabter der HMTMH und seiner Nachfolgeein-
richtungen in Köln, Detmold und Rostock gegenüber.
Alle fünf Institute waren bei der Tagung am 22. und
23. Oktober 2011 in der HMTMH vertreten. Prof.
Dr. Gembris vom Institut für Begabungsforschung
Paderborn hielt den Festvortrag; Lydia Grün (MWK
Niedersachsen) und Hans Walter (Kultusministerium)
beteiligten sich ebenso engagiert wie Prof. Dr. Kem-
melmeyer als Präsident des Landesmusikrates, Prof.
Dr. Bäßler für das Institut für Musikpädagogische For-
schung, Prof. Dr. Altenmüller vom Institut für Musik-
physiologie und Musiker-Medizin, Jens Rehagel vom
Fußballklub Hannover 96 und natürlich die Eltern von
Frühstudierenden des IFF.
Neben den Glückwünschen gab es viel Lob und Dank
für das IFF (»Ohne Sie gäbe es uns nicht«), vor allem
wurde aber deutlich, dass noch ein weiter Weg zu ge-
hen ist. Wie Hochbegabungsförderung »geht«, ist hier
weniger geheimnisvoll als die Frage, wie sie ermöglicht
wird. Es mutet wie Ironie des Schicksals an, dass exakt in
dem Moment (den man historisch nennen darf), in dem
Hochbegabungsförderung ein ernst genommenes The-
ma geworden ist, die Schulzeit auf zwölf Jahre verkürzt
wird. Dies schränkt den individuellen Aktionsradius
von Kindern und Jugendlichen zwangsläufig ein. Für
eine Kompensation werden guter Wille und Fantasie
kaum ausreichen. Die viel beschworene und so wertvol-
le Eigeninitiative wird endgültig überstrapaziert sein.
Umso sinnvoller erscheint es, Energien zu bündeln, um
gemeinsam an der Weiterentwicklung von Konzeptio-
nen zu arbeiten. Denkansätze gibt es hier durchaus.
Weitere Informationen: www.iff.hmtm-hannover.de.
Zehn Jahre IFF: Problemfelder,
Modelle und Perspektiven
für die musikalische
Frühförderung wurden im
Rahmen des IFF-Symposiums
am 22. Oktober 2010
erörtert. Prof. Bernd Goetzke
schaute mit seinen
Kolleginnen und Kollegen
zurück und voraus.
VON BERND GOETZKE
pressto 01/2011
3130
Medien in der Wissenschaft –
Wissenschaft in den Medien
V O N C H R I S TO P H E R B L A KE
musikk || musik.
Möglichkeitsräume norwegischer Komponistinnen
V O N C H R I S TI N A F E L L E N B E R G U N D L I LL I M I TT N E R
Wie funktionieren Medienskandale? Was kön-
nen Lokalzeitungen mit dem Internet an-
fangen? Wie ist es im Web 2.0 um die Privatsphäre
bestellt? Diese und weitere Fragen standen im Mit-
telpunkt des Symposiums »Medien in der Wissen-
schaft – Wissenschaft in den Medien«, das am 20.
November 2010 im Rahmen des 25-jährigen Jubilä-
ums vom Institut für Journalistik und Kommunika-
tionsforschung (IJK) ausgerichtet wurde.
Die zehn geladenen Referentinnen und Referen-
ten einte, dass sie zu Beginn ihrer Laufbahn wich-
tige und prägende Berufsjahre am IJK erlebt haben
und mittlerweile Professuren im Fach bekleiden. Im
Studiotheater Expo Plaza zeigten sie die Breite der
Themenstellungen, mit der sich medien- und kom-
munikationswissenschaftliche Forschung am Institut
beschäftigen kann: Die Vortragsinhalte erstreckten
sich von Untersuchungen zu medialen Inszenie-
rungsstrategien bei der Aufbereitung von Skandalen
und der Erforschung publikumsseitiger Wahrneh-
mungen sowie Bewertungen des 3-D-Kinos über die
Analyse redaktioneller Marketingstrategien in Ta-
geszeitungen bis hin zur Untersuchung des Stellen-
wertes moralischen Verhaltens in virtuellen Spielen.
Prof. Dr. Christoph Klimmt, der seit dem Winter-
semester 2010/2011 die Professur für Kommunika-
tionswissenschaft an der HMTMH besetzt, sprach
zum Thema »Unterhaltungsforschung«: »Wer über
Spaßforschung lächelt, verkennt die enorme gesell-
schaftliche Bedeutung von Medienunterhaltung. Auf
der gesellschaftlichen Ebene ist zu fragen, inwiefern
Medienunterhaltung – Sportstars, Showrituale, Kri-
miserien die Funktionen von Kirche und Religi-
on an sich gerissen haben: Medienunterhaltung sagt
uns, wer und was gut ist, wie man ein gutes Leben
führt und wie man mit dem Tod umgehen soll.«
Neben Wissenschaftlerinnen und Wissenschaft-
lern sowie ehemaligen Studierenden besuchten auch
viele interessierte Teilnehmerinnen und Teilnehmer
im »November der Wissenschaften« das Symposium
im IJK. »Wir freuen uns, dass die Vorträge durch
ihre hohe wissenschaftliche Qualität und einen nicht
minder hohen Unterhaltungswert offenbar gleicher-
maßen anziehend für wissenschaftliche Fachbesucher
und interessierte Laien waren«, sagte Prof. Dr. Hel-
mut Scherer, Direktor des IJK.
Unter Beteiligung deutscher und norwegischer
Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen und Wis-
senschaftler aus den Bereichen Musikwissenschaft,
Skandinavistik sowie aus dem Bibliothekswesen hat
das Forschungszentrum Musik und Gender vom 13.
bis 15. Januar 2011 das internationale Arbeitsgespräch
»musikk || musik. Möglichkeitsräume norwegischer
Komponistinnen« ausgerichtet. Neben der Gleich-
stellungsproblematik ging es um Kulturvermittlung:
Wissenschaftlich wie künstlerisch wurde die Vielfalt
gezeigt, mit der komponierende Frauen in Norwegen
aktiv und kreativ wurden und werden.
Beim Round-table I (»Möglichkeitsräume heute«)
berichteten mit Cecilie Ore (*1954) und Therese
Birkelund Ulvo (*1982) unterschiedliche Generati-
onen über ihre Erfahrungen als komponierende Frau-
en. Hilde Holbæk-Hanssen, Senior Advisor beim
Norwegischen Musikinformationszentrum und
Schlüsselperson im norwegischen Musikleben, stellte
Recherchemöglichkeiten nach Geschlechtskriterien
vor und erörterte die Unterrepräsentation von Kom-
ponistinnen in der norwegischen Musikproduktion.
Der Round-table II eröffnete Perspektiven auf den
Norden, zunächst aus musikhistorischer Sicht von Ha-
rald Herresthal (Oslo), der die bedeutende Rolle von
Frauen in Norwegen, besonders in der Vermittlung von
Musik, betonte, und Musik zugleich als Möglichkeits-
raum für Frauenemanzipation sieht. Der Skandinavist
Bernd Henningsen (Berlin) entlarvte aus komparatis-
tischer Perspektive Phänomene wie den »nordischen
Ton« als idealisierte nationale Konstruktionen.
Zu den Möglichkeitsräumen um 1900 präsentier-
te Lena Haselmann (Berlin) Teilergebnisse ihres Pro-
motionsprojekts zur Komponistin Agathe Backer
Grøndahl (1847–1907). Inger Johanne Christiansen
stellte mit Blick auf Recherche und Zugänglich-
keit musikhistorisch relevanter Quellen sogenannte
»hidden sources« in Zeitschriften, Konzertprogram-
men, Notizbüchern etc. vor, die nicht im Haupt-
katalog der norwegischen Nationalbibliothek ver-
zeichnet sind.
Musikgeschichtsschreibung als Möglichkeitsraum
war das Motto des letzten Round-table, der sich mit der
angemessenen Einbindung von Frauen in die Musikge-
schichte und deren Konsequenzen beschäftigte. Camilla
Hambro (Stockholm) und Florian Heesch (Köln) führ-
ten zum Abschluss einen interkulturellen Dialog zur
Frage, inwiefern Musikhistorikerinnen un Musikhisto-
riker zum sozialen Wandel beitragen können.
Das Anliegen der Hochschule, Wissenschaft und
Kunst zu verbinden, fand seinen Ausdruck in zahl-
reichen von der Klavierdozentin Darlén Bakke orga-
nisierten Konzerten, in denen Aufführungsräume für
13 norwegische Komponisten und Komponistinnen
aus dem 19. bis 21. Jahrhundert geschaffen wurden.
Studierende der HMTMH stellten sie in vier gut be-
suchten Konzerten vor – nicht nur in der Hochschu-
le, sondern auch im Landesmuseum Hannover und
im Sprengelmuseum. Darlén Bakke: »Die Nähe zur
skandinavischen Kunst am Ende des 19. Jahrhun-
derts wie auch zur zeitgenössischen Kunst hat sehr
zur inspirierende Atmosphäre der Konzerte beigetra-
gen. Auch die Zusammenarbeit mit den Museen wie
auch mit der hgnm hannoversche gesellschaft für
neue musik hat sich sehr bewährt.«
Das Projekt musikk || musik, konzipiert von Lilli
Mittner, wurde finanziert aus Mitteln des Projektför-
derpools und des Förderpools Gender der HMTMH
sowie der Mariann Steegmann Stiftung.
Weitere Informationen unter www.musik-musikk.de
Zehn ehemalige Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des IJK, die heute kommunkationswissenschaft-
liche Professuren bekleiden, gaben den rund 60 Fach- und Laienbesuchern des wissenschaftlichen
Symposiums vielfältige Einblicke in ihre aktuellen Forschungsaktivitäten. Die Veranstaltung war
Teil der Feierlichkeiten zum 25-jährigen Jubiläum des IJK.
SYMPOSIEN
Wissenschaftlich wie künstlerisch
wurde die Vielfalt gezeigt, mit der
norwegische Komponistinnen kreativ
werden.
pressto 01/2011
3332
Neue Gesichter an der HMTMH
PERSONALKARUSSELL
Zum 1. April 2011 hat Emmanuel Le Divellec den Ruf
auf die Professur für Orgel an der HMTMH angenommen.
Er tritt damit die Nachfolge von Pier Damiano Peretti an.
Emmanuel Le Divellec studierte bei Marie-Louise Jaquet-
Langlais und André Isoir und an der Musikhochschule
Basel bei Guy Bovet. Seit 2000 ist er Organist an der
Französischen Kirche und Dozent für Orgel an der Hoch-
schule der Künste Bern sowie Lehrbeauftragter für Im-
provisation an der Schola Cantorum Basiliensis. Für das
akademische Jahr 2005/2006 war er Gastprofessor an
der Universität Mainz. Schwerpunkte seines Unterrichts
bilden die Französische Orgelschule des 19. und 20. Jahr-
hunderts sowie Improvisationspraktiken des Barocks.
Auf die Professur für Popular Music – Recording/Produ-
cing und Ensemble – wurde Peter Weihe zum 1. April 2011
berufen. Der Gitarrist, Produzent und Arrangeur war Grün-
dungsmitglied und Professor für Gitarre, Rhythmik und
Ensemble beim Popkurs (Kontaktstudiengang Popular-
musik) an der HMT-Hamburg. Als Studiogitarrist machte er
sich mit unzähligen Produktionen weltweit einen Namen.
Als Gitarrist oder Arrangeur arbeitete er u. a. für Rainbirds,
Rio Reiser, The Royal Philharmonic Orchestra, Unheilig,
Udo Lindenberg, Nena, Meat Loaf, Falco, Bandits, Jam and
Spoon mit Reamon u. Xavier Naidoo, Christina Stürmer,
No Mercy, Die Happy, Sarah Brightman, Pur und die No
Angels. Er produzierte u. a. das Nr. 1-Album »Bandits« und
ist Gründungs- und Vorstandsmitglied des Verbandes der
deutschen Musikproduzenten e.V. »MPAG«.
Dr. Andrea Welte wurde mit Wirkung vom 1. April 2011
als Universitätsprofessorin im Fach Musikpädagogik er-
nannt. Weitere Informationen auf S. 24f.
Seit 1. April 2011 teilen sich Dr. Florian Heesch und
Prof. Dr. Melanie Unseld einen Auftrag zur Vertretung
der Professur für Historische Musikwissenschaft mit
Schwerpunkt Gender Studies. Dr. Florian Heesch ist seit
Mai 2007 tätig als wissenschaftlicher Mitarbeiter im
interdisziplinären DFG-Projekt Edda-Rezeption an der
Goethe-Universität Frankfurt am Main, an der Hochschu-
le für Musik und Tanz Köln seit Herbst 2007 als Dozent
und seit Anfang 2008 als wissenschaftlicher Mitarbeiter
im Projekt History|Herstory. Prof. Dr. Melanie Unseld ist
seit 1. April 2008 Professorin für Kulturgeschichte der
Musik an der Carl von Ossietzky Universität Oldenburg.
Zuvor war sie als wissenschaftliche Mitarbeiterin bereits
an der HMTMH tätig.
Zum 1. April 2011 wurde Ingo Laufs als Lehrkraft für be-
sondere Aufgaben im Bereich Musiktheorie – JazzRock-
Pop – befristet eingestellt.
Sae-Nal Kim ist seit dem 11. März 2011 als Lehrkraft für
besondere Aufgaben im IFF vertretungsweise tätig.
Seit dem 1. März 2011 ist Dr. Eva Baumann als
wissenschaftliche Mitarbeiterin ans Institut für Journa-
listik und Kommunikationsforschung befristet zurück-
gekehrt. Nach einer Ausbildung zur Verlagskauffrau
studierte Eva Baumann Medienmanagement am IJK und
verfasste anschließend als wissenschaftliche Mitarbei-
terin des Instituts ihre Dissertation. Anschließend war
sie unter anderen im Bereich PR/Marketing am Europä-
ischen Zentrum für Medienkompetenz (ecmc) in Marl
sowie als wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Univer-
sität Münster beschäftigt.
Friedrich Platz ist seit 1. März 2011 als wissenschaftli-
cher Mitarbeiter im Bereich Musikpsychologie tätig.
Zum 1. März 2011 wurde Oliver Rogalla-Von Heyden
als Tonmeister in der Abteilung Veranstaltungen befris-
tet eingestellt. Nach dem Tonmeisterstudium in Detmold
(außerdem Abschluss der Fächer Theorie, Gehörbildung
und Klavier ME) arbeitete Oliver Rogalla-Von Heyden
über 20 Jahre als Tonmeister für die Deutsche Gram-
mophon. Hauptkünstler: Maurizio Pollini und Thomas
Quasthoff. Zwei Grammys sowie weitere nationale und
internationale Preise wurden für seine Aufnahmen ver-
liehen.
Kristina Kräft arbeitet seit 1. Februar 2011 als Projekt-
mitarbeiterin zur Unterstützung der Gleichstellungsbe-
auftragten bei der Umsetzung der Zielvereinbarungen
des audit familiengerechte hochschule. Zuvor unter-
stützte sie das Gleichstellungsbüro seit 1. April 2010 als
wissenschaftliche Hilfskraft.
Seit 1. Februar 2011 ist Daniel Sebastian Scholz als
wissenschaftlicher Mitarbeiter im Institut für Musik-
physiologie und Musikermedizin befristet tätig. Der
Tübinger Komponist, Produzent und Gitarrist studierte
Psychologie in Marburg und im Anschluss Komposition
bei Niels Klein, Nebenfächer Jazz-Gitarre bei Joachim
Schönecker und Jazz-Klavier bei Thomas Rückert. An
der HMTMH promoviert Daniel Scholz bei Prof. Dr. Eck-
art Altenmüller zum Thema »Kompositionsaspekte bei
Bewegungs-Sonifikation zur Rehabilitation von Schlag-
anfallpatienten«.
Sybille Schedwill ist seit dem 05. Januar 2011 vertre-
tungsweise als Lehrkraft für besondere Aufgaben im Be-
reich Schauspiel tätig.
Zum 16. November 2010 wurde Lioba Hack als Volontä-
rin im Bereich des künstlerisch-wissenschaftlichen Pro-
jektmanagements sowie im Bereich der Raumplanung
und -verwaltung eingestellt. Die Musikwissenschaftlerin
und Betriebswirtin studierte an den Universitäten Frei-
burg, Mainz und Wien. Praktische Erfahrungen sammel-
te sie u. a. bei der Kronberg Academy.
Seit 1. November 2010 ist Floris van Vugt als wissen-
schaftlicher Mitarbeiter im Institut für Musikphysiologie
und Musikermedizin im Rahmen des EBRAMUS-Projektes
(European Brain and Music) tätig. Nach Studien in Phy-
sik, Mathematik und Philosophie, mathematischer Logik,
Cognitive Science und theoretischer und kognitiver Lingu-
istik strebt er an der HMTMH seine Promotion an.
Alexandra Sowka ist seit 1. Okober 2010 im Institut für
Journalistik und Kommunikationsforschung als wissen-
schaftliche Mitarbeiterin befristet tätig. Zuvor war sie am
Institut für Publizistik der Johannes Gutenberg-Univer-
sität Mainz als wissenschaftliche Mitarbeiterin beschäf-
tigt, wo sie auch ein Studium der Publizistikwissenschaft
absolvierte.
Zum 1. Dezember 2010 ist Gabriele Walch als Lehrkraft
für besondere Aufgaben für Sprecherziehung und Ge-
sangsmethodik an der HMTMH angestellt.
Vera Ibold ist seit dem 13. September 2010 im Sekre-
tariat des Europäischen Zentrums für Jüdische Musik
befristet tätig. Nach ihrem Anglistik- und Romanistik-
Studium arbeitete sie zunächst als wissenschaftliche
Mitarbeiterin der Niedersächsischen Landesbibliothek
(Fachbereichsbibliothek Literatur- und Sprachwissen-
schaften an der Universität Hannover). Als zusätzlich
ausgebildete Wirtschaftsassistentin Fremdsprachen war
sie danach in einem Fremdsprachenbüro in Hannover
tätig.
Amrei Kunze hat die Hochschule zum 31. März 2011
verlassen. Die diplomierte Kulturwissenschaftlerin von
der Universität Hildesheim, die seit Jahresbeginn am
Institut zur Früh-Förderung musikalisch Hochbegabter
ein Volontariat ausübte, tritt eine Stelle bei der Nieder-
sächsischen Sparkassenstiftung an.
PD Dr. Nils Grosch hat die HMTMH zum 31. März 2011
verlassen. Seit 1. April 2010 hatte er einen Auftrag zur
Vertretung einer Professur für Musikwissenschaft an
der Hochschule. Im Rahmen dieser Tätigkeit war er im
Forschungszentrum Musik und Gender beschäftigt und
lehrte vor allem im Bereich populäre Musik.
Zum 28. Februar 2011 ist der wissenschaftliche Mitar-
beiter Dr. Michael Oehler ausgeschieden. Herr Oehler war
zuletzt im Fachgebiet Musikethnologie mit der Projektlei-
tung zur Erschließung und Digitalisierung des »Music of
Man Archives« betraut. Er hat eine Professur für Medien-
und Musikmanagement an der Macromedia Hochschule
für Medien und Kommunikation Köln erhalten.
Der wissenschaftliche Mitarbeiter Dr. Marco Lehmann,
Musikpsychologie, ist zum 15. Januar 2011 ausgeschie-
den, um an der Universität Hamburg eine Stelle anzu-
nehmen. Herr Lehmann schloss seine Tätigkeit an der
HMTMH erfolgreich mit einer Promotion zum Thema
»Sozialpsychologische Einflüsse auf den kognitiven Um-
gang mit Musik bei Jugendlichen« ab.
Die wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Musiketh-
nologie, Kerstin Klenke, ist zum 31. Dezember 2010 aus-
geschieden. Frau Klenke hat in Köln Musikwissenschaft
studiert und arbeitete an der Seite von Prof. Raimund
Vogels an der HMTMH.
Maren Dörner und Mareike Klöpfel haben die Hoch-
schule zum 18. Dezember 2010 bzw. 31. Januar 2011
verlassen. Beide Mitarbeiterinnen haben im Institut zur
Früh-Förderung musikalisch Hochbegabter gearbeitet
und waren dort mit den Vorbereitungen zu den IFF-Jubi-
läumsfeierlichkeiten betraut.
Dr. des. Carolin Stahrenberg, wissenschaftliche Mitar-
beiterin im Forschungszentrum Musik und Gender, hat die
Hochschule zum 31. Dezember 2010 verlassen. Sie pro-
movierte erfolgreich zum Thema »Hot Spots von Café bis
Cabaret. Grundrisse und Ansichten musikalischer Hand-
lungsräume im Berlin der Weimarer Republik« im Rahmen
des Projektes »Orte der Musik – Kulturelles Handeln«.
Verabschiedet haben wir
pressto 01/2011
3534
KURZ GEMELDET
»Erobert unser Haus!« – Tag der Schulmusik Gründungskonzert des Instituts für Alte Musik
In Deutschland fehlen Musiklehrer/innen, und
der pädagogische Nachwuchs, der die Lücke schlie-
ßen könnte, ist rar. Am 11. Januar 2011 haben sich
rund 170 Oberstufenechülerinnen und -schüler aus
Niedersachsen einen persönlichen Eindruck vom
Studiengang Fächerübergreifender Bachelor, Erstes
Fach Musik, an der HMTMH verschafft. Die Aus-
bildungsinitiative »Erobert unser Haus!« wurde or-
ganisiert vom Verband Deutscher Schulmusiker Nie-
dersachsen in Zusammenarbeit mit dem Fachbereich
Musikpädagogik unter der Schirmherrschaft der Prä-
sidentin Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann.
Gut sieben Stunden blieben für die erste »Erobe-
rung« der HMTMH: Auf ein Warming-up in voka-
ler Musikpraxis JazzRockPop folgten Workshops in
Rhythmik, Gesang, Klavier und Percussion. Schul-
musikstudierende übernahmen Führungen durch
das Haus und garnierten ihre Ausführungen mit
allerhand Kurzweiligem aus dem praktischen Stu-
diumsalltag. Nach einem Mittagessen in der Mensa
und Stippvisiten in musikwissenschaftlichen Vorle-
sungen erhielten die Schülerinnen und Schüler noch
Tipps zur Aufnahmeprüfung und konnten Fragen
stellen.
»Die Musikberufe werden nur eine Zukunft ha-
ben, wenn die musikalische Bildung, insbesondere
Mit Musik von Antonio Vivaldi hat sich das zehnte
Institut der HMTMH am 11. Januar 2011 der Öffent-
lichkeit vorgestellt. Der Fachbereich Alte Musik ist im
Pflicht- und Wahlpflichtangebot zahlreicher Master-
und Bachelorstudiengänge enthalten. Das Institut für
Alte Musik (IAM) soll zugleich Querachse und neue
Mitte sein. Unter Leitung von Prof. Zvi Meniker wer-
den künstlerische und wissenschaftliche Ideen zusam-
mengeführt, Kooperationen befördert und ein gemein-
sames Dach für Projekte, Veranstaltungen und Kurse
geschaffen.
Vizepräsident Prof. Markus Becker erinnerte in seiner
Festrede im Richard Jakoby Saal an die verschiedenen
Ausprägungen Alter Musik an der HMTMH: »Lajos
Rovatkay hat von den Sechzigern bis in die Neunziger-
jahre Großartiges entdeckt (und er tut es weiterhin),
spielbar gemacht, mit seinen Studierenden gearbeitet
und aufgeführt. Unvergessen der ›Enrico Leone‹ von
Agostino Steffani, die vielen Ausstellungen im Foyer
der Hochschule und seine leidenschaftliche Beziehung
zu den Goldberg-Variationen, die die Temperatur die-
ses Saales steigen ließ. Er sorgte ab 1962 dafür, dass die
Alte Musik an unserer Hochschule einen wichtigen und
immer markanteren Platz fand, wie es damals unter den
deutschen Hochschulen einmalig war. Es ist wunderbar,
dass mit der Gründung dieses Institutes die Alte Musik
ein neues Fundament erhält, wie es früher Rovatkays
›Studio Alte Musik‹ gebildet hat
Wichtigstes Ziel des IAM ist eine Qualifizierung der
Studierenden, die sowohl deren Neigungen als auch
deren Berufsperspektiven Rechnung trägt. Zu diesem
Zweck soll ein Angebot von theoretisch-praktischen
Kursen für die Aufführungspraxis der verschiedenen
Stilepochen und Stilrichtungen entwickelt werden.
Prof. Markus Becker: »Ein wichtiger Schritt [zum
menschlichen Selbstverständnis] ist die Auseinanderset-
zung mit dem scheinbar Immergleichen, mit der Mu-
sik, die schon viele Jahrhunderte die Menschen berührt
und Musikern wie Hörern immer wieder klarmacht,
dass sie in einen größeren Kontext hineingeboren sind.«
für Kinder und Jugendliche, durchgängig und qua-
lifiziert gewährleistet ist«, betont Prof. Dr. Hans
Bäßler, Studiengangssprecher des Masterangebots
Lehramt an Gymnasien an der HMTMH und Mit-
glied der Strategiekommission im Deutschen Mu-
sikrat. »Damit kommt dem Berufsbild des Ver-
mittlers für alle anderen Musikberufe eine zentrale
Bedeutung zu, sowohl im schulischen als auch im
außerschulischen Bereich.«
Yamaha-Stipendienwettbewerb 2011
in der HMTMH ausgetragen
Im Januar 2011 fand zum ersten Mal der Sti-
pendienwettbewerb für Klavier der Yamaha Mu-
sic Europe GmbH im Richard Jakoby Saal der
Hochschule statt. Besonders erfreulich: Alle drei
Yamaha-Stipendien wurden an hannoversche Stu-
dierende vergeben: Sung Chang (Klasse Prof. Vla-
dimir Krainev), Claire Huangci (Klasse Prof. Arie
Vardi) und Alexej Gorlatch (Klasse Prof. Karl-
Heinz Kämmerling) haben unter 45 Bewerbungen
aus 18 Musikhochschulen und Konservatorien in
Deutschland einen der begehrten Förderpreise der
Stiftung gewinnen können. Dass alle drei Stipen-
dien an Studierende einer einzigen Hochschule ge-
gangen sind, ist in der 21-jährigen Geschichte des
YMFE-Stipendienwettbewerbs bisher einmalig.
Träger des alljährlich ausgeschriebenen
Wettbewerbs ist die Stiftung Yamaha Mu-
sic Foundation of Europe (YMFE) mit Sitz in
Großbritannien. Diese hat sich zum Ziel gesetzt, Musiker-
ziehung und Musikpopularisierung zu fördern. Der
YMFE-Wettbewerb, der in 30 europäischen Län-
dern durchgeführt wird, dient der Unterstützung
junger, talentierter Musikstudentinnen und -stu-
denten.
pressto 01/2011
3736
»Aus einem Totenhaus.
Leo˘s Janá˘ceks letzte
Oper.« Hrsg. von Ulrich
Lenz, Stefan Weiss. Han-
nover: Wehrhahn, 2011,
ISBN 978–3–86525–185–5
Im Mai 2009 fand an der
HMTMH ein Symposium
statt, mit dem Barrie Kos-
kys viel beachtete Insze-
nierung von Leo˘s Janá˘ceks
letzter Oper »Aus einem
Totenhaus« an der Staats-
oper Hannover musikwis-
senschaftlich flankiert wurde. Der Band enthält neben
den für den Druck überarbeiteten Vorträgen eine neue
– erstmals wortgetreue – Übersetzung des problemati-
schen Librettos ins Deutsche. Die Aufsätze widmen sich
Fragen des Stils (Dr. Lorenz Luyken, Markéta Stefková),
des zeitgeschichtlichen Kontextes (Inna Klause, Prof. Dr.
Melanie Unseld) und der Rezeption (Dr. Jakob Knaus, Ul-
rich Lenz). Eine Einführung in den Gegenstand stammt
von Prof. Dr. Stefan Weiss.
Ausstellung »Verklingend und ewig«
In den Tiefen der Herzog August Bibliothek
(HAB) in Wolfenbüttel liegt Musik vergraben, die
seit ihrer Entstehung kaum mehr erklungen ist. Die
HAB möchte in Kooperation mit der HMTMH vie-
le dieser Dokumente dem Publikum zugänglich ma-
chen. Vom 4. September 2011 bis zum 26. Februar
2012 läuft in Wolfenbüttel die Ausstellung »Ver-
klingend und ewig« – Tausend Jahre Musikgedächt-
nis 800–1800. Die Ausstellung wurde von Dr. Sven
Limbeck (HAB), Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann
und Dr. Katrin Eggers (HMTMH) konzipiert. Die
Doktorandinnen und Doktoranden des Promotions-
kollegs »Erinnerung – Wahrnehmung – Bedeutung.
Musikwissenschaft als Geisteswissenschaft« wirkten
an der Auswahl und Beschreibung von Exponaten
mit.
Wie macht man Musik sichtbar und vor allem hör-
bar, die bislang nur in entlegenen Drucken schlum-
merte? Von der es womöglich nur noch Bilder der
uns oft fremd gewordenen Aufführungssituation gibt
und vielleicht nicht einmal mehr Noten? Dazu hat
eine Gruppe von Studierenden des IJK unter der Lei-
tung von Dr. Katrin Eggers und der Journalistin Co-
rinna Meyer ein Multimediaprojekt entworfen. The-
ma sind die sogenannten Funeraldrucke, von der die
Bibliothek etwa 30.000 Stück besitzt und die für die
Forschung unschätzbare Informationen enthalten.
Ein reiches Ehepaar aus Minden hatte im 17. Jahr-
hundert eine Art »Imagekampagne« geplant: Musik,
Festumzüge, Festgottesdienste, Kupferstiche und
eine eigens gedruckte Zeitung sollten ihnen nach
dem Tod einen angemessenen Platz im Gedächtnis
der Stadtbevölkerung sichern. Besucher/innen der
Ausstellung können sich hiervon ein Bild an einem
Computerterminal machen. Die Studierenden er-
stellten hierfür Filme und Features, brachten Bilder
zum Sprechen und lieferten ein umfangreiches Kon-
zept mit vielen spannenden Erklärungen. Vor dem
Auge des Betrachters entsteht ein lebendiges Bild
der (musikalischen) Alltagsstrukturen dieser oft so
fremd erscheinenden Zeit, in der sich doch viel Ver-
trautes wiederfindet.
»HÖREN!« als Ort der Idee ausgezeichnet
„HÖREN!“, 2011 zum dritten Mal organisiert vom
popinstitut und dem Institut für Journalistik und
Kommunikationsforschung (IJK) der HMTMH, ist
Preisträger im Wettbewerb »365 Orte im Land der
Ideen«. Eine 20-köpfige Expertenjury aus den Berei-
chen Wissenschaft, Wirtschaftsmanagement, Journa-
lismus und Politik wählte den Hannover Song Contest
unter rund 2.600 Bewerbungen zum Vorzeigeprojekt.
Die Preisverleihung wird am 19. November 2011 in
den Räumen der HMTMH stattfinden.
»Deutschland – Land der Ideen« ist eine Standortin-
itiative von Wirtschaft und Bundesregierung unter der
Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. In Koopera-
tion mit der Deutschen Bank werden seit 2005 Ide-
en und Projekte ausgezeichnet, die einen nachhaltigen
Beitrag zur Zukunftsfähigkeit Deutschlands leisten.
Jeder ausgewählte Ort steht für den Ideenreichtum, die
Leidenschaft und die Umsetzungsstärke der Menschen
im Land. Im Projekt HÖREN! organisieren Studie-
rende der HMTMH mit Unterstützung der Fachhoch-
schule Hannover und der Multi Media Berufsbildenden
Schulen ein Großevent nach dem Vorbild des Eurovisi-
on Song Contests. Unter realen Bedingungen sammeln
die IJK-Studierenden schon vor Berufsstart Erfahrung
in Managementpraxis sowie in den Bereichen Öffent-
lichkeitsarbeit und Veranstaltungsorganisation. Die
jungen Künstlerinnen und Künstler der Hochschu-
le lernen die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen
Medien kennen. »Die Auszeichnung honoriert auch
die Arbeit und Leistung der Personen hinter den Ku-
lissen«, freut sich stellvertretend Dr. Irving Wolther,
betreuender Dozent des Projekts HÖREN.
KURZ GEMELDET
NEUERSCHEINUNGEN
Institut zur Früh-Förderung
musikalisch Hochbegabter
10 Jahre IFF 2000–2010
Eigenverlag. Hannover 2010.
Bestellungen: pressestelle@hmtm-hannover.de
»Verneigungen kann das IFF zu seinem 10. Geburtstag nicht
erwarten, aber vielleicht schon einmal eine hochgezogene
Augenbraue (›Wirklich schon 10 Jahre?‹). Die Zeit verging
wie im Fluge vom ersten Konzept und dessen fast blitzar-
tiger Realisierung, den ersten Aufnahmeprüfungen im Jahr
2000 über die Erweiterung des Instituts um das ›VIFF‹ und
das Projekt ›VIFF regional‹ bis zum Jubiläumsjahr 2010. Zu-
rückblicken ist gut, Vorausschauen ist besser: Unter diesem
Motto wollen wir in die zweite Dekade gehen.« (Direktor
Prof. Bernd Goetzke)
Mit Beiträgen von Christian Wulff (Schirmherr) und Mit-
gliedern, Förderern, Alumni sowie dem Leitungsteam Prof.
Bernd Goetzke und Prof. Martin Brauß. Außerdem: Das Jubi-
läumsjahr in der Übersicht, Auszüge aus dem Evaluations-
bericht 2004, Chronik 2000–2010
Institut für Musikpädagogische
Forschung
Monographie 22
Julienne Eisenberg: Stimmbildung in Kinder- und
Jugendchören. Eine Synopse. Hannover 2010.
Bestellungen: frowine.andre@hmtm-hannover.de
Der Band analysiert und vergleicht 17 Veröffentlichungen
zur Stimmbildung, die sich vollständig oder zum großen
Teil mit der Kinder- und Jugendstimme befassen. Dazu in-
formiert die Autorin über die verschiedenen Arbeitsweisen
der in den Jahren 1969 bis 2008 erschienenen Titel. Die Sy-
nopse ermöglicht einen schnellen Überblick zur Kinder- und
Jugendstimmbildung und vermittelt erhellende Einsichten
zu stimmtechnischen und gesangspädagogischen Fragen.
Forschungsbericht 25
Bernd Fröde: Schulmusik in der Sowjetischen Besat-
zungszone und in der DDR bis Anfang der 1960er-Jahre.
Zwischen fachorientierter Tradition und ideologischer
Okkupation. Hannover 2010. ISBN: 978-3-931852-47-4
Rund 20 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung wird
in der Publikation ein Teil der Geschichte der Schulmusik in
der Sowjetischen Besatzungszone (SBZ) und in der frühen
DDR rekonstruiert. Dabei geht der Autor dem Problem eines
Spannungsverhältnisses nach: Inwieweit wurden nach Ende
des Zweiten Weltkrieges in der SBZ fachliche Traditionen der
1920er-Jahre aufgegriffen, und wie stark geriet anschließend
in der frühen DDR deren Bestand zugunsten einer ideologi-
schen Okkupation des Schulfaches Musik im bildungs- und
schulpolitischen Kontext in Gefahr und verlor zunehmend an
Gewicht? Im Zentrum der Untersuchung stehen: 1. der schul-
musikalische Neubeginn nach Ende des Zweiten Weltkrieges
in der SBZ, 2. das Verhältnis von zeitgenössischer Musik und
Schulmusik, 3. die Musiklehrer/innen-Bildung. Neben offiziel-
len Dokumenten und erstmals hinzugezogener Archivquellen
bieten Zeitzeugenberichte ein breites Spektrum auf die Prob-
lemstellung des Forschungsbeitrages.
VORGEMERKT
Musikwissenschaft
pressto 01/2011
3938
Herausgeber, V.i.S.d.P.
Die Präsidentin der Hochschule für Musik, Theater und
Medien Hannover, Prof. Dr. Susanne Rode-Breymann
Redaktion und Anzeigen
Melanie Bertram, Silke Reinhard
Fotos
Nico Herzog, Philipp Ottendörfer (S. 6, 27), privat (S. 16,
19, 24), HMTMH (S. 31, 34, 38), Titelfoto Daniel Kunzfeld
Der Inhalt namentlich gekennzeichneter Beiträge spiegelt
nicht zwingend die Meinung der Herausgeber und der
Redaktion wider.
Anschrift der Redaktion
Hochschule für Musik, Theater und Medien Hannover
Emmichplatz 1
30175 Hannover
0511/3100-281 oder -256
pressto@hmtm-hannover.de
www.hmtm-hannover.de
pressto erscheint in einer Auflage von 3.000 Stück
zweimal im Jahr im 37. Jahrgang.
Inhalte des Magazins pressto sind urheberrechtlich
geschützt. Vervielfältigung oder Kopie ist nur mit Zustim-
mung des Herausgebers zulässig.
Layout und Realisierung
Madsack Medienagentur GmbH & Co. KG
Stiftstraße 2
30159 Hannover
www.madsack-agentur.de
Art Direction: Carina Peitsch
Produktion: Gina Patan
Druck
Göttinger Tageblatt GmbH & Co. KG
Druckhaus Göttingen
Dransfelder Straße 1
37079 Göttingen
Die nächste Ausgabe des pressto erscheint zu Beginn des
Wintersemesters 2011/12 Anfang Oktober 2011. Bitte erfra-
gen Sie die genauen Termine sowie den Redaktions- und
Anzeigenschluss bei der Redaktion.
Anregungen, Themenvorschläge und Fragen nehmen
wir gern telefonisch, via E-Mail und während eines
persönlichen Besuchs in der Hochschule, Raum Z05 oder
E46, entgegen.
Impressum
Neue Hochschul-CDs
„One“. Posaunenklasse Hannover, März 2010
Mit Werken von William Byrd, Gordon Jacob, Girolamo Fres-
cobaldi, Tielman Susato, Knud Nystedt, Hans-Leo Haßler
und Derek Bourgois. Dirigent: Jonas Bylund. Aufgenommen
in der Johanneskirche Völksen, 12.–15. Juni 2009. Spieldau-
er: 59:24 Minuten.
„10 Jahre IFF 2000–2010“. Doppel-CD zum Jubiläum des
Instituts. Oktober 2010
Mit Werken von Bonporti, Brahms, Chopin, Debussy, Druck-
man, Francescatti, Giuliani, Morlacchi, Mozart, Rossini,
Schubert, Schumann, Tschaikowsky, Weiss, Wieniawski.
Aufgenommen im August und Dezember 2007 beziehungs-
weise im Februar 2010 im Richard Jakoby Saal der HMTMH.
Gespielt von Studierenden des IFF. Spieldauer: 50:58 bzw.
54:27 Minuten.
Neue Hochschul-DVDs
FüBa – Schulmusik und mehr. November 2010
Die DVD »Schulmusik und mehr« informiert in gut acht
Minuten über das Schulmusikstudium an der Hochschu-
le für Musik, Theater und Medien Hannover. Die HMTMH
engagiert sich mit dem Fächerübergreifenden Bachelor
Musik (FüBA) als einzige Musikhochschule Niedersach-
sens stark in der Ausbildung von Musiklehrerinnen und
-lehrern für Gymnasien und für Sonderschulen. Die fun-
dierte Lehramtausbildung in Kooperation mit der Leibniz
Universität Hannover ist ein gesellschaftlicher Beitrag, um
Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen durch die
Musik Orientierung zu bieten und sie anzuleiten, ihr Leben
durch ästhetische Erfahrungen mit Musik selbstbestimmt
zu gestalten. Online einsehbar. www.hmtm-hannover.
de>Bewerbung>Lehramt
10 Jahre IFF 2000–2010. Oktober 2010
Das Institut zur Früh-Förderung musikalisch Hochbegabter
(IFF) der Hochschule für Musik, Theater und Medien Han-
nover – das erste seiner Art in Deutschland – wurde im Ok-
tober 2010 zehn Jahre alt. Einblicke in die Institutsarbeit
gibt diese knapp 30-minütige DVD-Dokumentation, die aus
Anlass des Jubiläums entstand. Eine Kurzversion ist auf der
Website www.iff.hmtmh.de einsehbar.
NEUERSCHEINUNGEN
Institut für Journalistik und
Kommunikationsforschung
IJK-Jubiläum. Wissenschaft leben. In Hannover.
Für die Medienpraxis.
Eigenverlag. Hannover 2010.
Bestellungen: buch25@ijk.hmtm-hannover.de
Das Jubiläumsbuch erzählt Geschichten aus einem Viertel-
jahrhundert IJK. Von Elitejournalisten und exzellenten Wis-
senschaftlerinnen, von Radiolizenzen und Hochglanzmaga-
zinen, vom gemeinsamen Forschen, Lernen und Leben und
vom ganz besonderen Geist des IJK.
Es ist ein Geschenk von vielen und ein Geschenk für alle, die
sich dem Institut auf die eine oder andere Weise zugehörig
fühlen.
40
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Qualität entwickelt worden, dass sie die absolute Perfektion und Vollkommenheit erreicht haben. Dies beweist
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