ArticlePDF Available

Gestalttherapie und die "Organismische Theorie": Der Einfluß Kurt Goldsteins.

Authors:
Article
Full-text available
Der vorliegende Beitrag gliedert sich in zwei Abschnitte. Der erste stellt eine Spurensuche zur Geschichte der Anwendung der Gestalttheorie auf das psychotherapeutische Arbeitsfeld ohne Anspruch auf Vollständigkeit dar. Im zweiten werden einige metatheoretische Grundkonzepte der Gestalttheoretischen Psychotherapie vorgestellt, einem auf der Gestalttheorie der Berliner Schule aufbauenden psychotherapeutischen Ansatz, der über die letzten 30 Jahre im deutschsprachigen Raum entwickelt wurde. This article is divided into two parts: The first part follows the tracks of the history of application of Gestalt theory in the field of psychotherapy. The second part presents an outline of some essential meta-theoretical concepts of Gestalt Theoretical Psychotherapy – founded by Hans-Jürgen P. Walter and colleagues and advanced over the last 30 years primarily in the German speaking countries. Gestalt Theoretical Psychotherapy claims to be a psychotherapeutic approach that is consistently rooted in the Gestalt theory of the Berlin School.
Chapter
Unter dem Begriff „humanistische Psychotherapie“ wird eine Reihe von heterogenen Therapieverfahren zusammengefasst, deren gemeinsamer Hintergrund in den Konzepten der humanistischen Psychologie zu finden ist. Aus heutiger Sicht kann die humanistische Bewegung als der Versuch eines Paradigmenwechsels gesehen werden. Es vollzog sich so etwas wie ein Umbruch in der Perspektive des Menschen von sich selbst und seinem Platz in der Welt. Das vom kartesianischen Wissenschaftsverständnis geprägte duale Verständnis von Leib und Seele wird abgelöst von einem Menschenbild, in dem das Individuum als organische Einheit kognitiver, seelischer und körperlicher Aspekte betrachtet wird. Dieser Wandel zeigt sich allerdings eher in seinem weitreichenden wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Einfluss als in einer konsistenten Theorienbildung. In der Psychologie wurde dieser Wandel von Grundannahmen der Existenzphilosophie, der Phänomenologie und der Gestaltpsychologie beeinflusst und es entstand eine Fülle von therapeutischen Verfahren in Anlehnung an humanistische Theorien über das menschliche Entwicklungs- und Veränderungspotenzial. Die am weitesten verbreiteten Therapierichtungen mit humanistischem Hintergrund sind die Gestalttherapie und die personzentrierte Psychotherapie bzw. Gesprächspsychotherapie. Wichtige Konzepte der angewandten Psychologie, wie die Annahme einer systemischen Selbstregulation oder die Bedeutsamkeit der zwischenmenschlichen Beziehung als zentrale Bedingung für Krankheit oder Gesundheit, sind aus diesen humanistischen Therapieansätzen hervorgegangen.
Chapter
Elsa Gindler, Nina Gorte, Charlotte Pfeffer, Gerda Alexander, Hedwig von Rohden and Louise Langgaard — these names all stand for the female side of the German movement for ‘body reform’ and Lebensreform, ‘life reform’, that in the early twentieth century propounded gymnastics as a way of exploring new kinds of thinking about bodily experience. What these women shared — to summarize very briefly — was an intention to draw together psychological feeling, bodily experience, dance and musical elements into an all-embracing, free and creative way of life. This plan revolved about the body. After decades hidden away behind Christian and moralistic feelings of guilt, the body now became the theatre of utopian sociopolitical projects. It was to be educated to move in natural, hygienic ways, and correct posture would also produce behavioural change more generally.1 Exercise and training became forms of knowledge, and to train the body was to train behaviour. Men like Émile Jaques-Dalcroze, Rudolf Bode and Alfred Müller became the stars of their respective ‘methods’, surrounded by a throng of mainly female disciples — this despite their attacks on the ‘feminization’ of the civilized world.2 They believed that the appropriate place for the rhythmic human being was within the community; only in the community could the egocentric individual’s ‘physical and intellectual impediments’, as Alfred Müller called them, be healed.3
Chapter
Der → Existentialismus (Buber), eine der wichtigsten Quellen der Gestalttherapie, betont die Unausweichlichkeit, die Folgen der eigenen Entscheidungen zu tragen. Als Gegenentwurf zum alltäglichen Konformismus, der das Verhalten als nicht persönlich zuordenbar erscheinen läßt, wird die → Verantwortung nicht nur der Gesellschaft, sondern auch dem eigenen → Selbst gegenüber betont. Für Paul Goodman bedeutet die Überanpassung an gesellschaftliche Normen „Verrat an der eigenen Natur“, den man sich bewußt machen kann. Goldsteins Konzept der → „organismischen Selbstregulierung“ fügt den Aspekt der → „Selbstaktualisierung“ hinzu: Jeder Mensch trägt einen Lebensentwurf in sich, der verlangt, die eigenen Potentiale zu entfalten und fruchtbar werden zu lassen.
Chapter
Unter dem Begriff »humanistische Psychotherapie« wird eine Reihe von heterogenen Therapieverfahren zusammengefasst, deren gemeinsamer Hintergrund in den Konzepten der humanistischen Psychologie zu finden ist. Aus heutiger Sicht kann die humanistische Bewegung als der Versuch eines Paradigmenwechsels gesehen werden. Es vollzog sich so etwas wie ein Umbruch in der Perspektive des Menschen von sich selbst und seinem Platz in der Welt. Das vom cartesianischen Wissenschaftsverständnis geprägte duale Verständnis von Leib und Seele wird abgelöst von einem Menschenbild, in dem das Individuum als organische Einheit kognitiver, seelischer und körperlicher Aspekte betrachtet wird. Dieser Wandel zeigt sich allerdings eher in seinem weitreichenden wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Einfluss als in einer konsistenten Theorienbildung.
ResearchGate has not been able to resolve any references for this publication.