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ZEI Discussion Paper C 247: Die Expansivität Europas und ihre Folgen

Authors:
Discussion Paper
Die Expansivität Europas
und ihre Folgen
Wolfgang Reinhard
C247
2018
Zentrum für Europäische Integrationsforschung
Center for European Integration Studies
Rheinische Friedrich-Wilhelms Universität Bonn
ISSN
1435-3288 ISBN 978-3-941928-88-6
Genscherallee 3
D-53113 Bonn
Germany
Tel.: +49-228-73-1810
Fax: +49-228-73-1818
http://www.zei.de
Center for European
Integration Studies
Rheinische
Friedrich-Wilhelms-
Universität Bonn
Wolfgang Reinhard ist Professor emeritus für Neuere Geschichte der
Universität Freiburg und kooptierter Fellow des Max-Weber-Kollegs
Erfurt. Er studierte Geschichte, Anglistik und Geographie an der
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg und der Ruprecht-Karls-
Universität Heidelberg. 1963 promovierte er in Freiburg und war
zunächst im Schuldienst tätig. Von 1966 bis 1973 war er
Forschungsstipendiat (bis 1970 in Rom). Nach seiner Habilitation in
Freiburg 1973 war er Professor in Augsburg, 1977 bis 1986 für
Geschichte der Frühen Neuzeit, nach einem abgelehnten Ruf an die
Emory University (Atlanta) 1986 bis 1990 für Neuere und
Außereuropäische Geschichte. Von 1990 bis zu seiner Emeritierung
2002 lehrte er als Professor für Neuere Geschichte in Freiburg. Seine
Forschungsschwerpunkte sind historische Anthropologie, Europa im
16./17. Jahrhundert, die Geschichte des modernen Staates und die
Geschichte der europäischen Expansion. 2001 erhielt er den Preis
des Historischen Kollegs, 2012 das Ehrendoktorat der Universität
Konstanz. Er ist Mitglied der Heidelberger Akademie der
Wissenschaften und der British Academy.
1
Wolfgang Reinhard
Die Expansivität Europas und ihre Folgen
I. Expansivität
Expansivität ist der Inbegriff Europas. Frei nach Descartes hätte Europa
immer von sich sagen können: Ich expandiere, also bin ich. Denn (1) seine
Begründung, (2) sein Aufstieg und (3) seine Gegenwart stehen
gleichermaßen im Zeichen von Expansion. Ohne Expansion würde es
überhaupt nicht existieren.
1. Europa entstand gleichsam aus dem Nichts, das heißt ohne
vorgegebenes geographisches, ethnisches oder kulturelles Substrat. Es
entstand durch drei verschiedene Expansionen, die im Ergebnis
konvergierten. Dieses Ergebnis wurde Europa. Aus der Sicht von
Angehörigen östlicher Hochkulturen ist der Anspruch dieses westlichen
Anhängsels Asiens, ein Kontinent wie Asien, Afrika und Amerika zu sein,
nichts als typisch europäische Anmaßung. Denn dieses Sammelsurium von
Inseln, Halbinseln und Flusslandschaften war keine naturgeographische
Einheit wie Indien oder China. Und seine Bevölkerung bildete ursprünglich
auch keine ethnischen, sprachlichen und kulturellen Blöcke wie die Nord-
oder Süd-Inder und die Han-Chinesen.
Doch dann expandierte das Imperium Romanum, das die antike Kultur des
Mittelmeerraums in sich gesammelt hatte, in den Westen dieses Raumes
und prägte ihn kulturell. Anschließend expandierten so genannte
„Barbarenvölker“ verschiedener Herkunft ihrerseits in dieses Imperium
hinein, wobei die meisten von ihnen zugrunde gingen und auch die
Westhälfte des Imperiums auf der Strecke blieb. Aber nördlich der Alpen
entstand unter fränkischer Führung eine Synthese von Ergebnissen dieser
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beiden Expansionen. Dazu kam als Drittes die erfolgreiche missionarische
Expansion der römischen Kirche dorthin. Aus dieser Mischung entstand
Die Christenheit oder Europa (Novalis).
Allerdings von Anfang an in Konkurrenz mit der Expansion einer zweiten
Christenheit, der griechisch-, später vor allem russisch-orthodoxen, die
vom weiterbestehenden Ostrom Byzanz ausging. Noch heute weht vor
orthodoxen Kirchen das Banner mit dem doppelköpfigen Adler des
byzantinischen Kaisers und des russischen Zaren. In Mähren und auf dem
Balkan trafen beide Missionen schon früh aufeinander. Obwohl später, seit
dem 18. Jahrhundert, die expandierende Modernisierung westeuropäischen
Ursprungs auch Russland und den Osten geprägt hat, wurde der
weiterbestehende Gegensatz beim Zerfall Jugoslawiens erschreckend
deutlich. Die kulturelle Grenze zwischen Finnland, dem Baltikum, Polen,
Ungarn, Slowenien und Kroatien auf der einen Seite, Russland,
Weißrussland, Rumänien, Serbien auf der anderen besteht nach wie vor.
Und die Frage, ob die Völker und Länder östlich dieser Linie zu Europa
gehören wollen und sollen, ist heute weniger denn je einfach zu
beantworten.
2. Lateineuropa westlich davon hatte seinen Aufstieg noch nicht einmal
richtig begonnen, als seine erste Expansionswelle bereits die Welt der
russischen Ströme erfasste. Die skandinavischen Wikinger, um die es geht,
waren noch Heiden, als sie die ersten russischen Fürstentümer gründeten
und schließlich doch nicht lateinische, sondern orthodoxe Christen wurden.
Im Westen fielen sie nicht nur über die Britischen Inseln her, sondern
gelangten auch nach Island, Grönland und als erste Europäer nach
Nordamerika.
Eine zweite, langfristige Expansionswelle schob die festländischen
Grenzen Lateineuropas weiter nach Osten vor. Sie ging vom Reich aus, das
zunächst militärisch, politisch und kirchlich über Elbe und Saale
hinausgriff. Als die Bevölkerung Europas sich verdreifacht hatte, folgte im
Hochmittelalter die Ostsiedlung, die auch das Baltikum, Preußen, Polen
und Ungarn erfasste. Denn auch die dortigen Herrscher fanden es
ausgesprochen nützlich, Einwanderer aus dem Reich nach deutschem Recht
Die Expansivität Europas und ihre Folgen
3
anzusiedeln. Man kann durchaus eine Kontinuität zum späteren kulturellen
Einfluss des Westens konstruieren, der in der erwähnten „Europäisierung“
Russlands gipfeln sollte. Wenn man den früher üblichen Begriff „deutsche
Ostkolonisation“ verwenden möchte, dann könnte man die massenweise
Vertreibung der Deutschen aus dem Osten nach dem Zweiten Weltkrieg
sogar als eine Dekolonisation verstehen.
Parallel dazu begannen die Kreuzzüge als dritte Welle. Angesichts der
maßgebenden Beteiligung von Franzosen können auch sie als Reaktion auf
den Bevölkerungsdruck gedeutet werden, der über See auswich, weil
Ostexpansion über Land nicht möglich war. Aber hier tritt auch jene
Verbindung von missionarischer Aggressivität mit politischer Aggressivität
auf, die in der europäischen Expansion hinfort eine große Rolle spielen
sollte. Im 19. und 20. Jahrhundert wollte Europa dem Rest der Welt dann
allerdings nicht mehr die wahre Religion, sondern die wahre Zivilisation
bringen.
Wirtschaftliche Aggressivität, ein weiterer Antrieb europäischer
Expansivität, kennzeichnet die vierte Welle, die eng verschränkt mit der
dritten begann, aber jene bald hinter sich lassen sollte. Gemeint ist das
expandierende Welthandelssystem der südeuropäischen, insbesondere der
italienischen Städte. Sie transportierten die Kreuzfahrer, machten mit ihnen
zusammen Beute und ließen sich in den kolonialen Fürstentümern nieder,
die Kreuzfahrer in Palästina und Syrien gegründet hatten. Doch als die
Kreuzzüge gescheitert waren und jene Herrschaften wieder verschwanden,
blühte der Handel dieser Städte erst richtig auf. Sie hatten nämlich
Anschluss an das Austauschsystem des Indischen Ozeans und der
Chinesischen Meere gefunden. Im 13. Jahrhundert reichte der italienische
Welthandel von Grönland bis nach China. Marco Polo war eher ein
Regelfall und eine Ausnahme nur insofern, als seine Erfahrungen
schriftlich festgehalten wurden.
Auch die Krise des 14. Jahrhunderts, die wir mit dem Schwarzen Tod, der
Pest, verbinden, führt nicht zum völligen Zusammenbruch dieses Systems.
Ägypter und Osmanen haben Europas Asienhandel nicht etwa
unterbrochen, sondern aus seiner Kontrolle erhebliche Einnahmen bezogen.
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Doch während Venedig mit ihnen Geschäfte machte, stieß seine Rivalin
Genua auf Schwierigkeiten und suchte nach Alternativen. Diese fanden
sich im Westen, in der Zusammenarbeit mit Aragonesen, Portugiesen und
Kastiliern. Gemeinsam ging man an die Erschließung der atlantischen
Inseln und afrikanischen Küsten. Damit begann ganz allmählich die fünfte
und letzte, die große europäische Expansion zwischen dem 15. Jahrhundert
und dem zweiten Weltkrieg 1. Während die Portugiesen sich an der
afrikanischen Küsten entlangtasteten und so schließlich auch den Seeweg
nach Indien fanden, versuchten es die davon ausgeschlossenen Kastilier im
Westen und entdeckten dabei eine neue Welt. Es ist sehr bezeichnend, dass
ein Genuese in kastilischen Diensten, der ursprünglich im portugiesischen
Atlantik zuhause gewesen war, diese Leistung vollbrachte.
In diesem Milieu wurden neue Methoden der Navigation und neue
Schiffstypen entwickelt. Später kam die Schiffsartillerie hinzu, auf der
lange Zeit die europäische Überlegenheit zur See beruhen sollte. Die
Italiener hatten die Personengesellschaft, bisweilen bereits mit
Versicherung, zur Finanzierung von Expeditionen und zur Verwaltung von
Kolonien eingebracht. Bei den Niederländern wurde die Aktiengesellschaft
daraus, die noch im 19. Jahrhundert als Träger von Kolonien tätig war.
Außerdem betrieben die Italiener Sklavenhandel und mit Sklaven
bewirtschaftete Zuckerplantagen, woraus in Amerika ein gigantisches
Sklavenwirtschaftssystem werden sollte, das vom 17. bis 19. Jahrhundert
blühte.
Die große europäische Expansion lässt sich aber nicht aus einer einzigen
Ursache und mit einer einzigen Theorie erklären. Es handelt sich viel eher
um eine Kette kontingenter Ereignisse. Mit anderen Worten, es gibt eine
ganze Reihe von notwendigen Bedingungen oder Voraussetzungen, aber
keine allein hinreichende Bedingung als Auslöser. Ausgelöst wurden
Expansionsaktivitäten vielmehr jeweils quasi-zufällig durch Aktivitäten
von Personen oder Personengruppen. Allerdings eben nur quasi-zufällig,
weil dafür immer bestimmte Voraussetzungen gegeben sein mussten.
1 Reinhard, Wolfgang, Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der
europäischen Expansion 1415-2015, C.H. Beck, München, 2016.
Die Expansivität Europas und ihre Folgen
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Die Gier nach Macht und Geld bzw. entsprechenden Ressourcen bildet die
elementare anthropologische Basis jeder Expansion von Menschen.
Entscheidend für uns sind aber ihre spezifisch europäischen Ausprägungen.
Dazu gehört als Besonderheit auch der missionarische Impuls wie er sonst
nur bei Muslimen und allenfalls manchen Buddhisten auftrat. Prägend war
aber bereits die Geographie, die Gliederung in zahlreiche kleine oder
mittelgroße Landschaften und die enge Verbindung zum Meer, und sei es
durch schiffbare Flusssysteme. Nirgendwo auf der Welt gibt es so lange
Küsten im Verhältnis zur Landfläche wie in Lateineuropa. Demgemäß war
seine große Expansion maritim, sein Kolonialismus Überseekolonialismus,
der auf Überlegenheit zur See beruhte. Diese geographische Struktur passt
perfekt zu dem dezentralen politischen System von rivalisierenden Fürsten
und Adeligen, das die so genannten Barbaren begründet haben. Nach Karl
dem Großen hat niemand mehr Europa zu einem einzigen Reich machen
können, kein Karl V., kein Napoleon und kein Hitler.
Politische Konkurrenz war umgekehrt sogar oft genug Antrieb für die
Expansion, und zwar mehr denn je, als aus den unzähligen Herrschaften
seit dem 18. Jahrhundert moderne Staaten geworden waren. Dieser
moderne Staat, den die Europäer infolge ihrer dauernden Rivalität erfunden
haben, ist das machtvollste Gebilde, das Menschen jemals zustande
gebracht haben. In der Endphase der großen Expansion war ihm weltweit
niemand mehr gewachsen, auch nicht ein so machtvolles Imperium wie
China. Seine Macht beruhte auf der Symbiose mit der besonderen Form
kapitalistischer Marktwirtschaft, die sich in den autonomen Städten
Lateineuropas ausbildete. Ihren Gipfelpunkt erreichte diese Symbiose mit
der Erfindung des modernen Staatskredits im England des 18.
Jahrhunderts2. Der Weg führte vom Handelskapitalismus zum industriellen
und zum Finanzkapitalismus. Anderswo gab es zwar ebenfalls Städte, aber
keine städtische Autonomie, gab es zwar Kapitalisten und Kreditwirtschaft,
aber keinen Staatskredit.
2 Reinhard, Wolfgang, Geschichte der Staatsgewalt. Eine vergleichende Verfassungs-
geschichte Europas von den Anfängen bis zur Gegenwart, 3. Aufl., C.H. Beck,
München, 2002; Reinhard, Wolfgang, Staatsmacht und Staatskredit. Kulturelle
Tradition und politische Moderne, Universitätsverlag Winter GmbH Heidelberg,
Heidelberg, 2017.
Wolfgang Reinhard
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Weniger eindeutig ist der Befund hinsichtlich mentaler Voraussetzungen,
die über den missionarischen Impuls hinausgehen. Haben sich die Europäer
dank ihres antiken Erbes von anderen durch besondere Neugier
unterschieden, die einen hoch entwickelten Sinn für praktische
Nutzanwendung einschloss? Waren dies die Wurzeln der empirischen
Naturwissenschaften und der industriellen Technologie? Haben die
Europäer durch tausend Jahren Übersetzen aus den Sprachen der Antike,
wo ihre kulturellen und religiösen Ursprünge lagen, besondere
hermeneutische Kompetenz entwickelt, die sie neben der brachialen auch
zur mentalen Überwältigung anderer Kulturen befähigte?
Bereits hier sollten wir festhalten, dass Europa zwar anders, deswegen aber
nicht ohne weiteres schon „besser“ war als andere Kulturen. Es wurde nur
mächtiger. Allerdings ist es meines Erachtens keineswegs sicher, dass
Europas „Alleinstellungsmerkmale“, die von Leuten wie Douglass C.
North 3, Eric L. Jones 4 und Michael Mitterauer 5 identifiziert wurden,
sämtliche auch zu seiner vorübergehenden Übermacht beigetragen haben.
Doch – wie dem auch sei – Macht korrumpiert bekanntlich nicht nur
Individuen. Möglicherweise war das Leben einer beschaulichen Kultur und
Religion menschlicher und glücklicher als dasjenige einer expansiven. Mit
Börsengewinnen, Kalaschnikows und Atombomben ist man kein besserer,
kein menschlicherer Mensch als mit Pfeil und Bogen.
In Asien konnte bis Mitte des 18. Jahrhunderts von Übermacht ohnehin
nicht die Rede sein. Die Europäer mochten zur See überlegen sein, aber
den Ton gaben die einheimischen Mächte an. So kam es nur zu einem
System von mehr oder weniger nur geduldeten Stützpunkt-Kolonien am
Indischen Ozean und den Chinesischen Meeren für den Handel mit Asiens
Luxusprodukten: Gewürzen, Textilien, Porzellan, Tee und Kaffee. Es
handelte sich um ein Welthandelssystem, das allerdings gesamt-
wirtschaftlich für Europa zunächst keine große Bedeutung hatte. Von den
3 North, Douglass C./Thomas, Robert P., The Rise of the Western World, Cambridge
University Press, 1987.
4 Jones, Eric L., The European Miracle. Environments, Economics and Geopolitics in
the History of Europe and Asia, 2. Aufl., Cambridge University Press, 1987.
5 Mitterauer, Michael, Warum Europa? Mittelalterliche Grundlagen eines
Sonderwegs, C.H. Beck, München, 2003.
Die Expansivität Europas und ihre Folgen
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Portugiesen gegründet, wurde es von den Niederländern und Briten
übernommen. Erst im 18. Jahrhundert hatten sich die Machtverhältnisse in
Indien so verändert, dass es zur britischen Eroberung kommen konnte. Und
erst im 19. Jahrhundert konnten die Kaiserreiche China und Japan für den
westlichen Welthandel geöffnet werden.
Das Welthandelssystem schloss früh auch das neu entdeckte Amerika ein,
denn die transatlantischen, transpazifischen und transasiatischen
Silberströme aus dem spanischen Peru und Mexiko waren seine Grundlage.
Die Spanier hatten die einheimischen Reiche unterworfen und eine
Mischung aus Herrschafts- und Siedlungskolonie errichtet, die auf der
Arbeitsleistung der Indigenas beruhte – soweit diese den Kulturschock mit
seinen Infektionskrankheiten überlebt hatten. In Nordamerika hingegen
handelte es sich um reine Siedlungskolonien. Vor allem die zahlreichen
Bewohner der britischen Besitzungen wollten das Land selbst
bewirtschaften. Die Indianer mussten verdrängt oder vernichtet werden.
Zwar konnten sich alle Feinde Spaniens auf den spanischen
Kolonialkritiker Bartolomé de las Casas berufen, der einen Völkermord der
Konquistadoren an den Indianern behauptet hatte und in Spanien daher
lange als „Nestbeschmutzer“ geächtet war. Die zahllosen gezielten
Übersetzungen seiner Schrift ändern aber nichts an der Tatsache, dass der
eigentliche Völkermord in den britischen Kolonien und danach in den USA
stattfand6 (Reinhard 2001).
Das portugiesische Brasilien blieb ein Nebenschauplatz, bis es sich zum
Zentrum der Zuckerplantagen mit afrikanischen Sklaven entwickelt hatte.
Später wurden diese auch zur Gold- und Diamantengewinnung und zum
Kaffeeanbau eingesetzt. Im 17. Jahrhundert sorgten Niederländer für die
Verpflanzung dieser Plantagenwirtschaft in die Karibik. In diesem von
Spanien vernachlässigten Raum, dessen Indianer weitgehend ausgestorben
waren, hatten sich unterdessen die verschiedensten europäischen
6 Reinhard, Wolfgang, Eine so barbarische und grausame Nation wie diese. Die
Konstruktion der Alterität Spaniens durch die Leyenda negra und ihr Nutzen für
allerhand Identitäten, in: Hans-Joachim Gehrke (Hg.), Geschichtsbilder und
Gründungsmythen (Identitäten und Alteritäten 7), Ergon, Würzburg, 2001, Seite
159-177.
Wolfgang Reinhard
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Konkurrenten Spaniens festgesetzt. Barbados und Jamaika bei den Briten,
Guadeloupe, Martinique und Saint-Domingue bei den Franzosen, später
Kuba bei den Spaniern und der Süden der USA wurden Bestandteile dieser
ersten Agro-Industrie der Geschichte. Millionen Sklaven hinterließen eine
afro-amerikanische Bevölkerung. Dabei wurde der Sklavenhandel, in dem
sich Portugiesen, Briten und Franzosen besonders hervortaten,
überwiegend im Einvernehmen mit afrikanischen Lieferanten betrieben, die
das Angebot kontrollierten. Deswegen kamen die Europäer auch in Afrika
nur im Kapland über bloße Stützpunkte hinaus.
Zwischen 1774 und 1823 spielte sich die erste Dekolonisation ab, in der
fast ganz Amerika unabhängig wurde. Allerdings standen weniger
amerikanische Unabhängigkeitsbestrebungen am Anfang als
Fehlentwicklungen in den Metropolen, engstirnige Kolonialpolitik in
England, der Zusammenbruch der Monarchien vor Napoleon in Spanien
und Portugal. Aber zu den Reaktionen auf die Französische Revolution
gehört auch der Sklavenaufstand von Haiti, die erste erfolgreiche
Dekolonisation von so genannten „Farbigen“.
Nach Napoleons Zusammenbruch beherrschte Großbritannien die Meere.
Abgesehen von Britisch-Indien waren Kolonien unter diesen Umständen
entbehrlich und eher lästig. Freihandelspolitik erwies sich als der beste
Imperialismus. Nur zu Lande galt die russische Expansion als bedrohlich.
Außerdem unternahm Frankreich neue Anläufe in Algerien und Indochina.
Aber gegen Ende des 19. Jahrhunderts tauchten weitere Konkurrenten auf,
neben Frankreich und den neu geeinten Mächten Deutschland und Italien
auch die USA und Japan. Infolgedessen wurden jetzt in wenigen
Jahrzehnten der Rest Asiens und fast ganz Afrika unter verschiedene
Kolonialmächte aufgeteilt. Japan hatte sich zu behaupten gewusst, während
China, Thailand, Iran und das Osmanische Reich dank der Mächterivalität
zwar formal unabhängig blieben, aber dennoch dermaßen unter fremde
Kontrolle gerieten, dass sie als Halbkolonien bezeichnet werden. Nach dem
Ersten Weltkrieg erlebten das britische und das französische Imperium
durch Aufteilung der deutschen Kolonien und des Osmanischen Reiches
einen letzten Wachstumsschub. Schließlich eroberte Italien für wenige
Jahre noch Äthiopien.
Die Expansivität Europas und ihre Folgen
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Inzwischen hatte aber längst die antikoloniale Bewegung eingesetzt. Indien
wies den Weg, vor allem nachdem Gandhi die Führung übernommen hatte.
Die japanische Eroberung Südostasiens bereitete den Weg, so dass in einer
ersten Welle der großen Dekolonisation bis 1954 (Indochina) bzw. 1957
(Malaiische Halbinsel) die Besitzungen in Asien unabhängig werden
konnte. In Afrika gedachten die Kolonialherren zunächst erst einmal zu
bleiben, leisteten der zweiten Welle aber kaum Widerstand. Diese setzte
1956 (Sudan) und 1957 (Ghana) ein und erreichte in den frühen 1960er
Jahren ihren Höhepunkt. In einer dritten Welle 1975 folgten die
portugiesischen Kolonien in Afrika. Eine vierte Welle ergab sich indirekt in
Namibia und Südafrika aus dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1989.
Deren Auflösung war zumindest in Zentralasien und im Kaukasus auch
nichts anderes als eine Dekolonisation. Allerdings ging es dort ebenso wie
in Indien, Vietnam und auf der Malaiischen Halbinsel, in Algerien, Kenia
und im Süden Afrikas nicht ohne blutige Konflikte ab. Doch abgesehen
von einigen Restbeständen ist die europäische Expansion inzwischen
zumindest politisch längst rückgängig gemacht worden und insofern nur
noch Geschichte.
3. Europa hatte nämlich in seinem zweiten Dreißigjährigen Krieg 1914-
1945 seine bis dahin trotz aller Konflikte unbestrittene kollektive
weltpolitische Führungsrolle für immer verspielt. Oft genug gaben in der
dritten Dekolonisation nicht mehr die Kolonialmächte, sondern die beiden
Weltmächte USA und UdSSR den Ton an. Darüber hinaus spielte die
neugegründete UNO eine gewichtige Rolle. Europa westlich des so
genannten „eisernen Vorhangs“ hatte genug damit zu tun, mit
amerikanischer Hilfe die katastrophalen Kriegsfolgen zu bewältigen. Doch
bemerkenswerterweise ergab sich dabei aus Reorganisationsversuchen
umgehend eine neue, ganz andere Art von europäischer Expansion, nicht
mehr mit der hard power politisch-militärischer Übermacht wie einst,
sondern kraft der soft power wirtschaftlicher Attraktivität.
Am Anfang stand freilich eine politische Initiative, die Gründung des
Europarats durch Großbritannien, Irland, Frankreich, Italien, die drei
Beneluxländer, Dänemark, Norwegen und Schweden bereits 1949, damals
noch mit dem Ziel, einen engeren Zusammenschluss unter seinen
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Mitgliedern zu verwirklichen 7. Winston Churchill, der schon 1946 in
Zürich spontan von einem Vereinigten Europa gesprochen hatte, war
beteiligt. Allerdings sollte sein Europa nur Partner eines davon
unabhängigen, nach wie vor imperialen Großbritannien werden.
Hauptsächlich steckte aber das 1948 gegründete American Committee for a
United Europe dahinter, in dem die amerikanischen Geheimdienstchefs
eine wichtige Rolle spielten. Zwar hatten bereits George Washington 1776
und Benjamin Franklin 1778 über Vereinigte Staaten von Europa
geschrieben. Jetzt aber handelte es sich um eine Parallelorganisation zur
kurz zuvor gegründeten NATO gegen die UdSSR. Auf der
Gründungskonferenz waren alle Marshall-Plan-Empfängerländer vertreten
und nicht zufällig wurden die Türkei und Griechenland trotz gegenseitiger
Feindschaft die nächsten Mitglieder.
Erst nach dem Ende des Kalten Krieges wurden die bisher
kommunistischen Länder aufgenommen. Heute hat der Europarat 47
Mitglieder, außer Weißrussland und dem Kosovo alle europäischen Länder
einschließlich der Schweiz, Russlands und sogar Moldawiens sowie der
kaukasischen Staaten. Allerdings ist inzwischen hauptsächlich eine wenig
verbindliche Menschenrechtsorganisation daraus geworden. Die Einigung
Europas8 geriet in die Hände der Vorläuferorganisationen der EU, die mit
dem Europarat immerhin Flagge und Hymne teilt.
Deren Ursprung war höchst pragmatisch. Das wiedererstarkende
Deutschland, das man brauchte, sollte politisch durch Internationalisierung
eingehegt werden. Dem diente die 1951 gegründete Europäische
Gemeinschaft für Kohle und Stahl aus den Benelux-Ländern, Frankreich,
Italien und der BRD. Eine 1952 beschlossene, parallele Europäische
Verteidigungsgemeinschaft scheiterte 1954. Aber durch die Römischen
Verträge wurden von denselben sechs Ländern 1957 eine Europäische
Wirtschaftsgemeinschaft und eine Europäische Atomgemeinschaft
geschaffen. 1967 wurden alle drei zur EWG zusammengelegt. Kohle und
7 Online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Europarat (Letzter Aufruf 17.01.2018).
8 Loth, Wilfried, Europas Einigung: eine unvollendete Geschichte, Campus Verlag,
Frankfurt am Main, 2014.
Die Expansivität Europas und ihre Folgen
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Stahl spielten nämlich keine Schlüsselrolle mehr. Jetzt wurde ein
gemeinsamer Markt das Ziel, das bis 1993 erreicht werden konnte.
Nun begann die neue Art Expansion kraft wirtschaftlicher Aktivität mit der
historischen Neuerung, dass nicht mehr verschiedene konkurrierende
Mächte expandierten, sondern eine europäische Organisation, die bis dahin
eine gewisse territoriale Analogie zum historischen Kerneuropa, dem
Karolinger-Reich, aufzuweisen hatte. Man könnte das Ausscheiden
Englands im Brexit von 2016 umgekehrt sogar als Schritt zu einer „Re-
Karolingisierung“ Europas betrachten! Großbritannien war nach langem
Widerstand de Gaulles erst 1973 zusammen mit Dänemark und Irland
beigetreten. 1981 wurde Griechenland aufgenommen, 1986 folgten Spanien
und Portugal, nachdem die drei Diktaturen verschwunden waren. 1995
kamen Schweden, Finnland und Österreich dazu. Nach dem
Zusammenbruch des Kommunismus gab es 2004 den „Massenbeitritt“ von
Estland, Lettland, Litauen, Polen, Tschechien, der Slowakei, von Ungarn
und Slowenien sowie von Malta und Zypern. Für die Europäische Union,
wie der Verband seit 1993 hieß (seit Maastricht 1992, aber als
Rechtsperson bis 2009 Europäische Gemeinschaft) ging es um neue Märkte
und um die Stärkung der post-sowjetischen Demokratie, für die
betreffenden Länder um Teilhabe am westlichen Wohlstand. 2007 waren
Bulgarien und Rumänien an der Reihe, 2013 Kroatien. Die „Nebenländer“
Algerien und Grönland sind mit ihrer Unabhängigkeit von Frankreich und
Dänemark ausgeschieden; Norwegen, Island und die Schweiz blieben aus
verschiedenen Gründen draußen.
Inzwischen hatte die Gemeinschaft ihre Zuständigkeiten ausgedehnt und
sich 2004 sogar eine Verfassung gegeben, die allerdings an Plebisziten in
Frankreich und den Niederlanden scheiterte. Der 2009 in Kraft getretene
Vertrag von Lissabon läuft freilich inhaltlich auf dasselbe hinaus. Schon
1979 war mit der European Currency Unit (ECU) ein Währungssystem
geschaffen worden, 1994 wurde die EZB errichtet, 1999 der Euro als
Buchgeld, 2002 als Bargeld eingeführt. Großbritannien, Schweden, Polen,
Tschechien, Ungarn, Kroatien, Rumänien, Bulgarien gehören allerdings
(noch) nicht zur Eurozone, Dänemark hat eine vertragliche
Wechselkursregelung, ist also faktisch beteiligt. Infolge der Kredit- und
Wolfgang Reinhard
12
Bankenkrise wurde die gemeinsame Geld- und Kreditpolitik gestärkt,
angeblich sogar über den Vertragsrahmen von Lissabon hinaus.
Nichtsdestoweniger hat die EU die Struktur der Kohle- und
Stahlgemeinschaft bis heute beibehalten: eine verhältnismäßig schwache
parlamentarische Versammlung und eine Gemeinschaftsjustiz, denn es gibt
ein gemeinsames Recht, eine starke, nur begrenzt parlamentarisch
verantwortliche Kommission als Quasi-Regierung und einen
mehrgestaltigen europäischen Rat der Staats- und Regierungschefs bzw.
der Fachminister als oberste Instanz. Politisch handelt es sich um eine
Kumpanei der Exekutiven auf Kosten der Demokratie, die im Interesse der
jeweiligen Selbstbehauptung auf nationaler Ebene die Entstehung einer
europäischen Gesamtidentität und Souveränität zu verhindern weiß.
Inhaltlich ist es hauptsächlich eine Wirtschaftsgemeinschaft für
gemeinsame Profite mit gemeinsamer Währung, aber nur fragmentarischer
gemeinsamer Finanz- und Wirtschaftspolitik und ohne gemeinsame Steuer-
und Sozialpolitik. Dieses Monstrum kann nur funktionieren, solange die
Profiterwartungen oben und unten befriedigt werden. Denn die Mischung
aus Erwartung von Profit für alle bei gleichzeitiger Rücksichtnahme auf die
Interessen der nationalen politischen Klassen macht(e) die EU attraktiv und
ermöglichte die neue Art europäischer Expansion.
II. Folgen
Europas Expansivität zeitigte Folgen (1) in Europa selbst und (2) weltweit
in den ehemaligen Übersee-Kolonien. Dazu kommt als aktuelle Folge (3)
die Frage, wie wir uns zu dieser Expansivität und ihren Folgen stellen.
1. In Europa wurde 2007 mit Bulgarien und Rumänien erneut (nach
Griechenland 1981 und Zypern 2004) die kulturelle Grenze zwischen
Lateineuropa und der orthodoxen Welt überschritten. Die Beitritts-
kandidaten Albanien, Bosnien, Kosovo, Mazedonien, Montenegro, Serbien
gehören ebenfalls zur Letzteren und bringen zum Teil außerdem
muslimische Minderheiten mit. Die Türkei war nie vollständig laizistisch
und wird derzeit zum islamischen Staat umgeformt. Ob der Islam aber
tatsächlich zu Europa gehört, wie uns vollmundig versichert wurde? Falls
Die Expansivität Europas und ihre Folgen
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das ernst gemeint sein sollte, wird es noch erhebliche Anstrengungen von
beiden Seiten brauchen. Doch auch das Verhältnis zu den Ländern
orthodoxer Tradition ist nicht unproblematisch, nicht zuletzt im Hinblick
auf die Verletzung von Interessen Russlands, die man zwar ablehnen kann,
aber nicht ignorieren sollte wie im Falle der Ukraine. Diese erstrebte seit
2004 die Mitgliedschaft (übrigens bereits unter Janukowitsch von der
russlandnahen Partei der Regionen) und ist seit 2009 offizieller Partner der
EU. Aber das ostukrainische Industriegebiet ist nun einmal mehrheitlich
russisch geworden und die 2014 von Russland annektierte Krim wurde der
Ukraine erst 1954 in einem zweifelhaften Verfahren „geschenkt“. Vorher
war sie nicht ukrainisch gewesen9!
Geopolitisch ließe sich die leichtfertige Ostexpansionspolitik der EU
allerdings dadurch rechtfertigen, dass Europa keine „natürliche“ Ostgrenze
hat. Das ergibt sich aus seinem Charakter als bloßes historische Konstrukt
und Produkt seiner eigenen Expansion. Grenzen wie der Bosporus oder der
Ural sind bloße Konventionen und durchaus variabel. Im Mittelalter lag die
Grenze zum Beispiel am Don (Tanaïs). Auf der anderen Seite ist Sibirien
so stark russifiziert und damit in einem weiteren Sinn auch europäisiert,
dass man Europa als politisch-kulturelle Einheit auch bis zum Pazifik
reichen lassen könnte – oder Russland bis zum Atlantik. Das eine wie das
andere war und bleibt freilich ein Alptraum für Russen wie für
Lateineuropäer.
Es gibt hier keine Lösungen von zwingender Eindeutigkeit, sondern
verschiedene Möglichkeiten, die mit viel Taktgefühl ausgelotet werden
müssen. Dem Historiker erscheint im Hinblick auf eine gemeinsame
europäische Identität sogar eine Selbstbeschränkung der EU – oder einer
engeren EU – auf Lateineuropa als eine sinnvolle Lösung. Damit könnte
die überfällige Umgestaltung zu einem echten, demokratisch legitimierten
Bundesstaat einhergehen. Eine weitere EU mit dem Umfang des Europarats
würde sie sinnvoll als Freihandelszone ergänzen. Denn der Wirtschaft kann
der Markt – nicht zuletzt der Arbeitsmarkt – nicht groß genug sein.
9 Online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Krim (Letzter Aufruf: 17.01.2018).
Wolfgang Reinhard
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2. Weltweit hat die europäische Übersee-Expansion ebenfalls komplexe
und widersprüchliche Ergebnisse hinterlassen10 . Sie kulminieren in der
deprimierenden Erfahrung, dass sich bei geänderten Machtverhältnissen,
insbesondere nach der Dekolonisation, Opfer umgehend in Täter zu
verwandeln pflegen. Eine beliebte These der so genannten Post-
Kolonialisten besagt aber, dass die politische Dekolonisation heute
weitgehend abgeschlossen und die ökonomische in vielen Ländern auf
gutem Wege sei, die kulturelle aber noch nicht einmal begonnen habe.
Denn Europa habe die Welt gezwungen, europäisch zu denken, und diesen
verwerflichen Zustand durch irreversible Verbreitung seines
Bildungssystems festgeschrieben11.
2.1. In der Tat, wenn die Dekolonisation runde zweihundert souveräne
Staaten hinterlassen hat, so handelt es sich dabei dem Anspruch nach um
moderne Nationalstaaten europäischen Zuschnitts und überwiegend auch
um demokratische Verfassungsstaaten europäisch-amerikanischen Musters.
Darüber hinaus hat der Westen eine globale Staaten-, Völkerrechts- und
Menschenrechtsgemeinschaft geschaffen, die in der UNO organisiert ist.
Sie garantiert auch schwachen Staaten ihre Existenz, die früher längst von
stärkeren erobert worden wären, und ermöglicht vertragliche Regelung für
die verschiedensten globalen Probleme (Polargebiete, Meere, Klima).
Dekolonisation stellt sich so als Triumph festgeschriebener politischer
Kultur Europas dar!
Genauer besehen stellt sich allerdings heraus, dass erstens durchaus
Verbindungen mit einheimischen Traditionen vorliegen, etwa was das
Rechtsverständnis in China oder in islamischen Ländern angeht. Zweitens
herrscht häufig traditionelles Sozialverhalten vor, das dem westlichen
Staatsmodell widerspricht, sich aber durchsetzt, weil die Bestandteile des
Letzteren während und nach der Kolonialherrschaft nur oberflächlich
implementiert werden konnten. Eine effiziente und halbwegs integre
Bürokratie, ein politisch neutrales Militär und eine lebendige
10 Reinhard, Wolfgang, Die Unterwerfung der Welt. Globalgeschichte der
europäischen Expansion 1415-2015, München, 2016.
11 Chakrabarty, Dipesh, Provincializing Europe: Postcolonial Thought and Historical
Difference, Princeton University Press Group, 2000.
Die Expansivität Europas und ihre Folgen
15
Zivilgesellschaft mit einer unabhängigen Presse sind eher die Ausnahme
als die Regel. Zwar bringen auch neue Staaten ihren Nationalismus als
Integrationsklammer hervor, aber oft genug erweisen sich rivalisierende
ethnische Identitäten als stärker, bis hin zum Bürgerkrieg. Staatsversagen
bis zum Extremfall gescheiterter Staaten ist die Folge. Unter solchen
Umständen sehen die Bürger ihre Interessen bei Klientelverbänden und
Ethnien besser aufgehoben. Politische Systeme, die auf solchen
Nahverhältnissen beruhen, gelten dem Westen freilich schlicht als korrupt.
Wenn Indien heute dennoch eine halbwegs funktionierende Demokratie ist,
dann infolge der langdauernden und verhältnismäßig intensiven
Kolonialherrschaft Großbritanniens über ein Land, wo sie sich lohnte. Teile
Indiens und andere Kolonien, die sich weniger lohnten, wurden stattdessen
auf vormoderne Weise verwaltet, das heißt mit möglichst wenig Einsatz
von Mitteln und Personal. Deshalb wurde hier auf Arrangements mit
einheimischen Eliten zurückgegriffen, seien es traditionelle wie indische
Fürsten oder nigerianische Emire, seien es moderne aus Juristen und
Administratoren, Polizisten und Soldaten, die sich die Kolonialmächte nach
Bedarf neu schufen. Ohne indianische Verbündete keine Conquista, ohne
afrikanische Lieferanten kein Sklavenhandel. Kolonialherrschaft beruhte
überwiegend auf einem Bündnis der Kolonialherren mit einheimischen
Eliten zur Ausbeutung der einheimischen Unterschichten. Diese Eliten
konnten dann in der Dekolonisation den kolonialen Herrschaftsapparat
problemlos übernehmen, mussten aber dessen Unzulänglichkeit mit
Patronage-Netzwerken abhelfen.
2.2. In der Wirtschaft bietet sich ebenfalls ein wenig eindeutiges Bild.
Früher wurde die nachkoloniale Wirtschaft wegen fortdauernder
Abhängigkeit der ehemaligen Kolonien als neo-imperialistisch oder neo-
kolonialistisch denunziert. Die Dependenztheorie der 1970er Jahre erklärte
sie sogar ausdrücklich nicht für „unentwickelt“, sondern für
unterentwickelt“, ein Zustand, der von den Kolonialherren gezielt
hergestellt worden sei, als nachkoloniale Abhängigkeit weiterlebe und
grundsätzlich nicht überwunden werden könne. Allenfalls durch
Revolution ließe sich Abhilfe schaffen. Das freilich ist rassistischer Unsinn,
weil unterstellt wird, die Einheimischen seien grundsätzlich nicht fähig,
Wolfgang Reinhard
16
sich gegen Kolonialherrschaft zu behaupten. In Wirklichkeit wurden die
Kolonien durchaus entwickelt, aber einseitig im Interesse ihrer Herren vor
allem als Lieferanten von Rohstoffen für den Export. Auf Exporthäfen
zentrierte Eisenbahnnetze haben diesen Sachverhalt bis heute konserviert.
In diesem Rahmen hat es aber erstens vielerorts beachtliche indigene
Wirtschaftsaktivitäten gegeben. Zweitens geht wirtschaftliche
Fehlentwicklung gar nicht so selten auch auf Entscheidungen der
nachkolonialen unabhängigen Regierungen zurück, manchmal sogar im
Einklang mit der seinerzeitigen Wirtschaftswissenschaft.
Rohstoffproduktion konnte im Rahmen internationaler Arbeitsteilung
durchaus als sinnvoll gelten, vor allem bei hohen Weltmarktpreisen – man
denke an die erdölfördernden Länder. Auf der anderen Seite folgte forcierte
Industrialisierung bei Vernachlässigung der Landwirtschaft dem Vorbild
sozialistischer Staaten. Drittens und vor allem, hat die seitherige
Entwicklung die pauschale Dependenztheorie falsifiziert, denn inzwischen
haben ehemalige Kolonien in Asien, Lateinamerika und neuerdings
angeblich sogar in Afrika einen beachtlichen wirtschaftlichen Aufschwung
genommen. Man wird das Problem also länderweise angehen müssen.
Allerdings gibt es Staaten wie Niger oder Tschad, die deswegen arm sind,
weil sie auf willkürlich und sinnlos abgegrenzte Kolonien zurückgehen.
Föderale Solidarität, die dem abhelfen könnte, ist aber nicht nur in Europa
unterentwickelt.
Die heutige ungleichgewichtige Weltwirtschaft ist also nur noch zum Teil
eine Erbschaft des Kolonialismus. Wichtiger ist die aktuelle wirtschaftliche
Globalisierung, die allerdings indirekt ebenfalls auf die europäische
Expansion zurückgeht. Die Verschiebung der Produktion in
Niedriglohnländer mit geringeren Sicherheits- und Umweltstandards, die
Verschiebung der Gewinne in Niedrigsteuerländer, die Billigflaggen für
Tanker- und Containerflotten, die neue Massensklaverei auf Baustellen, in
Haushalten und Bordellen sowie die Steuerparadiese mit ihren
Briefkastenfirmen für die Reichen mögen bisweilen an Verhältnisse
anknüpfen, die auf die Kolonialzeit zurückgehen. Sie sind aber deswegen
nicht spät-kolonial oder neo-kolonial, sondern ebenso wie die
selbstreferentielle Finanzwirtschaft, die jeden Bezug zur Produktion und
Die Expansivität Europas und ihre Folgen
17
zum Handel verloren hat, Phänomene einer anderen Welt, der globalen, die
den Kolonialismus längst hinter sich gelassen hat.
2.3. Freilich ist die Wirtschaftskultur der kapitalistischen Güter-, Arbeits-
und Finanzmärkte neben der politischen Kultur des modernen Staates einer
der wichtigsten Exportartikel der europäischen Expansion gewesen. Damit
hängt ganz selbstverständlich auch der Export von Naturwissenschaft,
Medizin und Technologie zusammen. Inder sind herausragende
Informatiker, Chinesen bauen bessere Hochgeschwindigkeitszüge als
Deutsche und Franzosen, von japanischen oder koreanischen Autos ganz zu
schweigen. Daraus ergab sich massiver sozialer Wandel. Denn neben den
vernachlässigten Bauernmassen entstanden weltweit ganz neue Gruppen
westlichen Zuschnitts: Arbeitgeber und Arbeitnehmer, Ingenieure und
Ärzte, Rechtsanwälte und Berufspolitiker, Beamte und Polizisten.
Das ganze Verhalten wurde westlich. Der Vierundzwanzigstundentag, die
Siebentagewoche und der Gregorianische Kalender regulieren weltweit das
Leben. Man trägt westliche Kleidung; auch unter bunten afrikanischen
Roben oder islamischen Männer- und Frauengewändern, die sich behauptet
haben, dürfte westliche Unterwäsche zu finden sein. Man kommuniziert
perfekt auf westliche Weise. Das Smartphone regiert das Leben der
Ostasiaten noch ausschließlicher als dasjenige unserer Mitbürger. Ein
Fernseher findet sich in der kleinsten Hütte und es gibt kein Land auf der
Welt, wo nicht leidenschaftlich Fußball gespielt würde. Hunderte von
Millionen Menschen weltweit sprechen Englisch als Mutter- oder
Zweitsprache. In bescheidenerem Umfang gilt das auch vom Spanischen,
Portugiesischen, Französischen und Russischen, denn auch die Sprecher
dieser Sprachen sind großenteils nicht mehr Spanier, Portugiesen,
Franzosen und Russen. Kurzum, die Globalisierung läuft auf eine
Weltkultur europäisch-amerikanischen Ursprungs hinaus, deren
Dekolonisation in der Tat noch nicht einmal begonnen hat.
Ganz einfach deswegen, weil eine kulturelle Dekolonisation nicht nötig
und außerdem nicht einmal möglich ist. Kulturwandel lässt sich nämlich
nicht rückgängig machen. Alle Völker, die in der europäischen Expansion
von Europa und Amerika dominiert wurden, haben sich demgemäß die
Wolfgang Reinhard
18
Kultur ihrer Herren längst angeeignet und im Extremfall diese Herren
sogar ihrer Kultur enteignet. Ein paradigmatischer Fall ist die englische
Sprache, die eben nicht nur in ihrer amerikanischen Gestalt ein universales
Kommunikationsmittel geworden ist, sondern darüber hinaus auch im
Plural nationaler Varianten auftritt. In Indien gibt es sogar Handbücher für
Sprecher des indischen Englisch, die sie mit der merkwürdigen Art und
Weise vertraut machen sollen, wie Engländer mit dieser Sprache Indiens
umgehen12. Historisch entspricht das Ganze dem Verhältnis Europas zur
Antike. Viele Europäer sprechen heute eine Sprache, die ganz oder
teilweise auf das Lateinische zurückgeht, ihre Rechtskultur ist vom
Römischen Recht geprägt und der römische Katholizismus ist immer noch
die Religion vieler von ihnen. Lateineuropa ist also, wie ich betont habe,
heute noch eine kulturelle Tatsache. Aber niemand fühlt sich deswegen
noch von Rom kolonisiert, denn die Kultur der Römer ist längst unser
Eigentum geworden. So ist auch die europäische Herkunft der heutigen
Weltkultur nur noch von historischem Interesse.
Dazu kommt, dass sie, genauer besehen, viel weniger einheitlich ausfällt
als oft angenommen wird. Sie hat nämlich kreativ eine Fülle hybrider
Verbindungen mit Vorgängerkulturen hervorgebracht und bringt solche
weiter hervor. Bollywood ist nicht Hollywood. Und zwischen Marokko und
Japan ist nach wie vor eine Fülle nicht-europäischer Schriftsysteme im
Gebrauch. Der muslimische Mondkalender prägt mit dem Ramadan immer
noch das Leben von Millionen. Die Ostasiaten essen immer noch mit
Stäbchen. Denn in „Küche und Kirche“ ist die kulturelle Vielfalt immer
noch besonders ausgeprägt und wirkt inzwischen längst auf den Westen
zurück. Auch das evangelische Christentum bietet inzwischen weltweit ein
buntes Bild und sogar das katholische ist zumindest in der Praxis weniger
monolithisch als Rom das haben möchte.
3. Die Falsifizierung des ziemlich ideologischen Weltbildes der Post-
Kolonialisten lässt aber immer noch die Frage offen, wie wir uns zur
Hinterlassenschaft unseres Kolonialismus stellen müssen. Denn die
weltweite asymmetrische Verteilung von Entwicklung, Wohlstand und
12 Nihalani, Paroo/Tongue, R. K./Hosali, Priya/Crowther, Jonathan, Indian and British
English: A Handbook of Usage and Pronunciation, 2. Aufl., OUP, Delhi, 2004.
Die Expansivität Europas und ihre Folgen
19
Macht gilt zu Recht als Ärgernis. Zwar ist der Lebensstandard insgesamt
fast überall gestiegen, obwohl immer noch Menschen hungern. Doch es
sind deutlich weniger geworden. Und wir sollten nicht übersehen, dass
selbst die aktuelle Flüchtlingswelle bereits einen gewissen Wohlstand und
die Teilnahme an der Weltkultur voraussetzt. Wirklich Arme, die am
Verhungern sind, können keine Schleußer bezahlen. Und die Anschauung
vom Wohlstand des Westens, den das Fernsehen bietet, dürfte einen
wichtigen Migrationsimpuls darstellen – wie einst das West-Fernsehen in
der DDR.
Nun ist die globale Ungleichheit zwar nicht ohne Beteiligung Europas
zustande gekommen, aber nicht restlos durch sein schuldhaftes Verhalten.
Denn im kausalen Sinn an etwas schuld sein, schließt keineswegs
automatisch moralische Schuld ein. Der pauschale Antagonismus von
Kolonialherren als bösen Tätern und Kolonisierten als guten Opfern ist
empirisch unzutreffend. Haben uns doch gerade die Post-Kolonialisten
gelehrt, wie wirklichkeitsfremd binäre Gegensätze sein können. Geschichte
ist selten schwarz-weiß, sondern meistens grau in grau, weil sich das
komplexe Geflecht von Ursachen und Wirkungen sich schon bei
begrenzten historischen Sachverhalten kaum einmal endgültig entwirren
lässt. Deswegen ist der pauschale Hass anderer Völker auf die Europäer
ebenso unangebracht wie die pauschale Zerknirschung, die neuerdings auch
Deutsche angesichts ihrer Kolonialgeschichte befällt. Dennoch können
nicht-pauschale Zerknirschung und Entschädigung in klar umschriebenen
Fällen durchaus am Platz sein, zum Beispiel für die deutschen
Kriegsverbrechen in Namibia 1904-0813. Doch gerade ein solcher Schritt
sollte gleichzeitig die Vergangenheit durch Blick auf eine bessere Zukunft
überwinden. Die Menschheit hat zu diesem Zweck das Verzeihen, das
Vergessen und die Versöhnung erfunden.
Die wissenschaftliche und die moralische Aufarbeitung der Geschichte sind
zwar ebenso wenig vollständig voneinander zu trennen wie beide von der
geschichtspolitischen Verwertung ihrer Ergebnisse. Aber im Gegensatz zu
13 Kößler, Reinhart/Melber, Henning, Völkermord – und was dann? Die Politik
deutsch-namibischer Vergangenheitsbearbeitung, Brandes & Apsel, Frankfurt am
Main, 2017.
Wolfgang Reinhard
20
Wissenschaft und Moral richtet sich Geschichtspolitik nach den jeweiligen
Interessen und Machtverhältnissen und wird dadurch fragwürdig. Dabei
spielt die mediale Deutungshoheit eine beträchtliche und nicht selten
unglückliche Rolle. Das wird ihr durch sprachliche Verwirrung erleichtert.
Vielleicht hat sie diese sogar selbst herbeigeführt.
Vergeltung und Rache sind zwar schlimme Dinge, aber wenigstens klare
und ehrliche Kategorien im Gegensatz zur sonst auf diesem Gebiet
blühenden, verwirrenden verbalen Falschmünzerei.
Bereits Gerechtigkeit ist problematisch, denn wen soll man zum Beispiel
für die deutschen Verbrechen in Namibia vor Gericht stellen: die
Bundeskanzlerin oder die Nachkommen des damals kommandierenden
Generals von Trotha oder die Unternehmer, die Firmen übernommen
haben, die damals beteiligt waren, oder die Farmer, die ihr Eigentum im
guten Glauben geerbt oder gekauft haben?
Dennoch, wenn der angerichtete Schaden klar ist, kann man Schadenersatz
verlangen und leisten. Wiedergutmachung hingegen ist schlicht unmöglich,
denn Böses lässt sich nicht mehr aus der Welt schaffen und einfach mit
gutem Willen durch Gutes ersetzen.
Entschuldigung ist eine freundliche rituelle Metapher, wenn man
jemandem auf die Zehen getreten ist. Aber bereits die ständigen
Entschuldigungen der Zugbegleiter der Deutschen Bahn sind ebenso absurd
wie peinlich. Erstens sind diese Leute persönlich an nichts schuld und
zweitens kann man sich nicht selbst von Schuld befreien, wie es das Wort
beansprucht. Das gilt auch für die zahlreichen politischen
Entschuldigungen, die seit den 1990er Jahren mit päpstlicher Beteiligung
Mode wurden, weil sie nichts kosteten.
Was ehrlicherweise zu tun wäre, ist sich analog zur christlichen
Erbsündenlehre daran zu erinnern, dass man ohne eigene Schuld Erbe von
Verbrechern oder von deren Mitschuldigen geworden ist, daraufhin unter
politischem Druck oder vielleicht sogar freiwillig die Verantwortung dafür
zu übernehmen, um Vergebung zu bitten und sich den üblichen finanziellen
Schadenersatzforderungen zu stellen und zwar mit dem Ziel Versöhnung.
Die Expansivität Europas und ihre Folgen
21
Zum biblischen Modell, meines Wissens schon im Alten Testament, gehört
es allerdings, dass diese Vergebung auch gewährt wird; ihre Verweigerung
ist in der Bibel nicht vorgesehen. Politisch ist sie freilich noch nie gewährt
worden und kann auch nicht gewährt werden, denn niemand hat den Mut,
die Verantwortung für einen solchen Schritt zu übernehmen.
Die einzige Ausnahme, die ich kenne, sind die polnischen Bischöfe mit
ihrem Brief an die deutschen vom 18. November 1965, der den Satz
enthielt: Wir vergeben und bitten um Vergebung. Bezeichnenderweise
wagten die deutschen Bischöfe aus geschichtspolitischen Rücksichten auf
die so genannten „Heimatvertriebenen“ keine entsprechende Antwort14!
Unter solchen Umständen muss unsere gut gemeinte, geradezu beflissene
Erinnerungskultur auf Frustration hinauslaufen und unausweichlich neue
Ressentiments aufbauen. Der einzige Ausweg für beide Seiten besteht in
der banalen Bereitschaft zu vergessen; denn auch das Vergessen ist eine
Kulturleistung unseres Gehirns. Selbstverständlich darf man es Opfern
nicht zumuten und Tätern nicht gestatten. Vielleicht gilt das auch noch für
deren Kinder. Doch wie steht es mit den Enkeln, den Urenkeln und noch
späteren Generationen? Möglicherweise ist es keine Entweihung, sondern
eine erfreuliche Symbolisierung des Vergessens, wenn Kinder in Freiburg
unbefangen auf der Gedenkstätte für die zerstörte Synagoge spielen.
Guldborg Chemnitz, die gegen die Ausbeutung durch die Fischer der EU
für die Unabhängigkeit Grönlands kämpfte, hat zu Recht gesagt: If we ever
remember we never get peace15.
Zwar ist es auf den ersten Blick das Geschäft der Historiker, die Erinnerung
wachzuhalten. Aber nicht nur. Schon Goethe hatte weiter geblickt:
Geschichte schreiben ist eine Art sich das Vergangene vom Halse zu
schaffen16 statt sie als nicht aufgearbeitete Last weiterzuschleppen.
14 Online unter: https://de.wikipedia.org/wiki/Hirtenbrief_der_polnischen_Bischoefe_
an_ihre_deutschen_Amtsbrueder (Letzter Aufruf: 17.01.2018).
15 Braukmüller, Heide, Grönland – gestern und heute. Grönlands Weg der
Dekolonisation, 3. Aufl., Verlag Dr. Reinhard, Leer, 1998, Seite 457.
16 Goethe, Johann Wolfgang von, Maximen und Reflexionen (Werke 12), C.H. Beck,
München 1981, Seite 319.
Das Zentrum für Europäische Integrationsforschung (ZEI) ist ein interdisziplinäres
Forschungs- und Weiterbildungsinstitut der Universität Bonn. ZEI DISCUSSION PAPER richten
sich mit ihren von Wissenschaftlern und politischen Akteuren verfassten Beiträgen an
Wissenschaft, Politik und Publizistik. Sie geben die persönliche Meinung der Autoren wieder. Die
Beiträge fassen häufig Ergebnisse aus laufenden Forschungsprojekten des ZEI zusammen.
The Center for European Integration Studies (ZEI) is an interdisciplinary research and further
education institute at the University of Bonn. ZEI DISCUSSION PAPER are intended to stimulate
discussion among researchers, practitioners and policy makers on current and emerging issues
of European integration and Europe´s global role. They express the personal opinion of the
authors. The papers often reflect on-going research projects at ZEI.
Die neuesten ZEI Discussion Paper / Most recent ZEI Discussion Paper:
C 233 (2016) Carla Manzanas
Movement, Security and Media
C 234 (2016) Rike Sohn
EU environmental policy and diplomacy from Copenhagen to Paris and beyond
C 235 (2016) Ludger Kühnhardt
Maturing beyond Cotonou: An EU-ACP Association Treaty for Development.
A proposal for reinventing EU relations with the African, Caribbean and Pacific
(ACP) Group of States
C 236 (2016) James D. Bindenagel
America and Europe in the Twenty-first Century
C 237 (2016) Matthias Vogl/Rike Sohn
Nachhaltige regionale Integration in Westafrika und Europa. ZEI
Forschungskooperation mit dem West Africa Institut (WAI) von 2007 bis 2016
C 238 (2016) Matteo Scotto
Transatlantic Trade and Investment Partnership (TTIP). An Insight into
Transatlantic Relations and Global Context
C 239 (2017) Michael Gehler
Revolutionäre Ereignisse und geoökonomisch-strategische Ergebnisse: Die EU-
und NATO-„Osterweiterungen“ 1989-2015 im Vergleich
C 240 (2017) Tapio Raunio/Matti Wiberg
The Impact of the European Union on National Legislation
C 241 (2017) Robert Stüwe
EU External Energy Policy in Natural Gas: A Case of Neofunctionalist Integration?
C 242 (2017) Ludger Kühnhardt
Weltfähig werden. Die Europäische Union nach dem Biedermeier
C 243 (2017) César Castilla
Perspectives on EU-Latin American Cooperation: Enhancing Governance, Human
Mobility and Security Policies
C 244 (2017)
Joe Borg
The Maltese Presidency of the European Union 2017
C 245 (2018) Ludger Kühnhardt
The New Silk Road: The European Union, China and Lessons Learned
C 246 (2018) Teodora Lađić
The Impact of European Integration on the Westphalian Concept of National
Sovereignty
C 247 (2018) Wolfgang Reinhard
Die Expansivität Europas und ihre Folgen
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Chapter
In his novel The Last World, Christoph Ransmayr tells us of the mythological transformation of civilization back into a state of nature. In the end, there is a world without humans. What Ovid, the author of the Metamorphoses, experienced in exile in Tomi on the Black Sea, always applies to everyone: “No one remains in his form” (Ransmayr 2019, p. 40). Ludger Kühnhardt always followed the opposite logic: Appropriating the world by seeing its many different people.
Grönlands Weg der Dekolonisation, 3. Aufl., Verlag Dr. Reinhard, Leer
  • Heide Braukmüller
  • Grönland -Gestern Und Heute
Braukmüller, Heide, Grönland -gestern und heute. Grönlands Weg der Dekolonisation, 3. Aufl., Verlag Dr. Reinhard, Leer, 1998, Seite 457.