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Das Erleben von Naturverbundenheit im Sitzen und im Gehen
The experience of connectedness with nature while sitting and walking
Viola Sophia Amerschläger
Universität Koblenz-Landau
Bachelorarbeit im Fachbereich 8: Psychologie
Betreuung durch:
Prof. Dr. Gerhard Reese und Dr. Claudia Niedlich
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1. Zusammenfassung
Natürliche Umgebungen werden aufgrund ihrer erholsamen Wirkung geschätzt und aufgesucht.
Das Erleben von Naturverbundenheit, also sich selbst als Teil der Natur zu empfinden, ist
entscheidend für Wohlbefinden. Inwiefern das Erleben von Naturverbundenheit von körperlicher
Bewegung beeinflusst wird, ist die Forschungsfrage dieser Arbeit. In einer qualitativen Feldstudie
hielten sich Teilnehmende eine Stunde lang allein im Wald auf und wählten selbst, dabei gemütlich
zu spazieren oder entspannt zu sitzen. Die Ergebnisse wurden in die Bereiche „Wahrnehmung
und Aufmerksamkeit“, „Der Wald als Erholungsort“ und „Die Beziehung von Mensch und Wald“
kategorisiert und verglichen. Im Sitzen fiel der Wahrnehmung eine größere Funktion zu und es
wurde verstärkt eine Bindung zum Platz aufgebaut. Im Gehen wurden dem Wald menschliche
Eigenschaften zugesprochen und unerwartete spontane Erlebnisse berichtet. Beide Gruppen
bewerteten ihre Erfahrungen positiv und erlebten Naturverbundenheit. Die Ergebnisse werden im
Rahmen der Attention Restoration Theory, sowie Theorien zu Anthropomorphismus und Place
Attachment diskutiert.
Keywords: Naturverbundenheit, Feldstudie, Thematische Analyse, Attention Restoration Theory,
Place Attachment, Anthropomorphismus
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2. Danksagung
Diesen Menschen möchte ich im Besonderen danken,
weil mir ihre Unterstützung sehr wertvoll war und ist:
Meinem ersten Betreuer Gerhard Reese, für die Bereitschaft, ausnahmsweise eine
qualitative Studie zu betreuen und mir dabei die Freiheiten zu gewähren, die mir die
Beschäftigung mit diesem interessanten Thema ermöglichten.
Meiner zweiten Betreuerin Claudia Niedlich, die schon lange vor der Festlegung des
Themas mit mir über verschiedene Ideen gesprochen hatte und mich dann tatsächlich
betreute – und das, obwohl sie gerade eine Auszeit von ihrer universitären Tätigkeit nahm.
Meiner liebsten Ayleen, die mich in so manchem motivationalen oder emotionalen Tief
auffängt und bestärkt, sich meine oft wirren Gedanken geduldig anhört, mich dabei immer
wieder auf eine neue Idee bringt und mich in so vielerlei Hinsicht unterstützt.
Meinen aufgeschlossenen Kollegen und Kolleginnen von „Mensch und Wald e.V.“, für Eure
Unterstützung bei der Konzeption und Interpretation. Danke, dass ihr eure Erfahrungen so
bereitwillig mit mir teilt.
Meinen Eltern Regina und Stefan und meiner Schwester Cosmea, die mich insbesondere
bei der Planung, Rekrutierung und Durchführung im Wald enorm unterstützten und
entlasteten. Danke für eure großartige Unterstützung in meinem Leben, meinem Studium
und bei meinen Herzprojekten.
Allen, die an meiner Studie teilnahmen, sich auf diese eher ungewöhnliche Erfahrung
einließen und mir so offen ihre Erlebnisse schilderten. Es war mir eine Freude, mir immer
wieder ihre Antworten durchzulesen und die Themen herauszubilden.
Corinna, die mir mit der lektorierenden Durchsicht dieser Arbeit einen großen
freundschaftlichen Gefallen tat.
…und allen, die sich hier angesprochen fühlen, weil sie das Thema spannend fanden, mir
in Gesprächen Hinweise gaben, Kontakte vermittelten, meine Schilderungen spiegelten
oder mich einfach mal von der Arbeit ablenkten.
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3. Inhaltsverzeichnis
1. Zusammenfassung .................................................................................................................... 2
2. Danksagung .............................................................................................................................. 3
4. Einleitung................................................................................................................................... 6
4.1. Attention Restoration Theory (ART) ................................................................................. 7
4.2. Naturverbundenheit als multidimensionales Konstrukt ..................................................... 8
4.3. Wodurch wird Naturverbundenheit gefördert? ................................................................ 11
4.4. Gehen als körperliche Bewegung .................................................................................. 13
4.5. Fragestellung dieser Arbeit ............................................................................................ 15
5. Methode .................................................................................................................................. 16
5.1. Stichprobe ...................................................................................................................... 16
5.2. Material .......................................................................................................................... 16
5.3. Rahmenbedingungen ..................................................................................................... 17
5.4. Ablauf der Studienerhebung........................................................................................... 18
5.5. Qualitative Auswertung .................................................................................................. 19
6. Ergebnisse .............................................................................................................................. 21
6.1. Im Wald sitzen oder durch den Wald gehen ................................................................... 21
6.1.1. Auswahl der Bedingung .............................................................................................. 21
6.1.2. S Die Bedingung Sitzen: Ich habe meinen Platz gefunden ......................................... 22
6.1.2.1. Schönheit und Schutz .......................................................................................... 22
6.1.2.2. Umgebungsmerkmale wirken auf inneres Erleben ............................................... 23
6.1.2.3. Der Platz gewinnt an persönlicher Bedeutung ..................................................... 23
6.1.2.4. Einem Baum begegnen ........................................................................................ 24
6.1.3. G Die Bedingung Gehen: Schritt für Schritt fasse ich mehr Vertrauen ........................ 25
6.1.3.1. Langsamer werden ............................................................................................... 26
6.1.4. Vergleich: Kombination aus Gehen und Aufenthalt an einem Platz ............................ 27
6.2. Wahrnehmung und Aufmerksamkeit .............................................................................. 28
6.2.1. S Bewusst die Perspektive wechseln und Details wahrnehmen ................................. 28
6.2.2. G Beiläufig die Perspektive wechseln und die Gegend überblicken ........................... 29
6.2.3. S Faszination spüren .................................................................................................. 30
6.2.4. G Fasziniert Erkunden ................................................................................................ 30
6.2.5. SG Mit Augen und Ohren genießen ............................................................................ 31
6.2.6. Vergleich: Bewusstere Wahrnehmung an einem Platz ............................................... 31
5
6.3. Der Wald als Erholungsort ............................................................................................. 32
6.3.1. S Raus aus dem Alltag, um im Wald anzukommen! ................................................... 32
6.3.2. S Zeit und Ruhe für mich allein ................................................................................... 33
6.3.3. S Reflektion über das eigene Leben ........................................................................... 34
6.3.4. G Einfach glücklich sein .............................................................................................. 35
6.3.5. SG Die Natur ist ein Geschenk an die Menschen ....................................................... 36
6.3.6. SG Störfaktoren .......................................................................................................... 37
6.3.7. Vergleich: Beide Bedingungen erleben Erholung auf ihre Weise ................................ 37
6.4. Die Beziehung von Mensch und Wald ............................................................................ 38
6.4.1. G Der Wald ist ein guter Mensch ................................................................................ 38
6.4.1.1. Der Wald ist ein offenherziger Gastgeber ............................................................. 38
6.4.1.2. Der Wald ist ein guter Freund ............................................................................... 39
6.4.2. S Der Wald ist ein System .......................................................................................... 40
6.4.2.1. Ich betrachte den Wald unbeteiligt ....................................................................... 40
6.4.2.2. Ich bin ein kleiner Teil im großen Wald ................................................................. 40
6.4.3. SG Ehrfurcht ............................................................................................................... 41
6.4.4. SG Transzendenz ....................................................................................................... 42
6.4.4.1. SG Schöpfung ...................................................................................................... 42
6.4.4.2. G Wendepunkte der Zugehörigkeit ....................................................................... 43
6.4.4.3. S Kontinuierliche Zugehörigkeit ............................................................................ 44
6.4.5. Vergleich: Teil des Waldes werden oder bereits sein .................................................. 44
6.5. Allgemeiner Vergleich der beiden Bedingungen............................................................. 45
7. Diskussion ............................................................................................................................... 46
7.1. Attention Restoration Theory: ......................................................................................... 46
7.2. Naturverbundenheit ........................................................................................................ 47
7.3. Die Bindung an einen Ort: Place attachment ................................................................. 48
7.4. Anthropomorphismus ..................................................................................................... 52
7.5. Limitationen .................................................................................................................... 53
7.6. Anregungen für weitere Forschung ................................................................................ 54
7.7. Fazit ............................................................................................................................... 55
8. Literaturverzeichnis ................................................................................................................. 56
9. Erklärung zur Selbständigkeit .................................................................................................. 65
10. Anhang .................................................................................................................................... 66
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4. Einleitung
Im Duden wird „Natur“ in erster Bedeutung definiert als „alles, was an organischen und
anorganischen Erscheinungen ohne Zutun des Menschen existiert oder sich entwickelt“. In der
zweiten Bedeutung wird die „[Gesamtheit der] Pflanzen, Tiere, Gewässer und Gesteine als Teil
der Erdoberfläche oder eines bestimmten Gebietes [das nicht oder nur wenig von Menschen
besiedelt oder umgestaltet ist]“ bezeichnet. Die meisten Menschen haben eine positive
Einstellung zur Natur (Zheng & Yoshino, 2003). Laut der Biophilia-Hypothese von Kellert &
Wilson (1993) besitzen Menschen eine Affinität zum Leben und Lebensprozessen, die
evolutionär begründet und deshalb angeboren ist. Sie sind folglich motiviert, Kontakt mit
Pflanzen und Tieren aufzusuchen und sich in natürlichen Umgebungen aufzuhalten. Diese
Theorie wird häufig in der Literatur herangezogen, obwohl sie mehrfach theoretisch kritisiert
wurde und empirische Gegenevidenz zu einigen Annahmen gefunden wurde (Joye & de
Block, 2011; Kahn, 1997).
Aus einer Umfrage in Großbritannien ging hervor, dass die urbane Bevölkerung wenig
physischen Kontakt mit der Natur hat und weniger als die Hälfte der Zeit bewusst in der Natur
verbringt, obwohl genügend Gelegenheiten bestehen (Cox, Hudson, Shanahan, Fuller, &
Gaston, 2017). Sich regelmäßig in natürlichen Umgebungen aufzuhalten war in dieser Studie
eher auf die individuelle Orientierung zur Natur zurückzuführen und hing positiv mit der
Naturverbundenheit einer Person zusammen. Unter natürlichen Umgebungen werden große
Außenbereiche verstanden, die geringe oder keine erkennbaren Anzeichen menschlicher
Anwesenheit oder Einflussnahme aufweisen (Pitt & Zube, 1987). Während der oben
beschriebene Verlust von Kontakt mit der Natur sich negativ auf die Gesundheit und
Einstellungen zur Natur auswirken kann (Pyle, 2003; Soga & Gaston, 2016), konnten auf der
anderen Seite vielfältige positive Wirkungen von Naturaufenthalten festgestellt werden
(Bowler, Buyung-Ali, Knight, & Pullin, 2010; Keniger, Gaston, Irvine, & Fuller, 2013).
Verschiedene physiologische Erklärungen können herangezogen werden. Zum Beispiel
bewirken entspannte Aufenthalte in Wäldern eine Senkung des Blutdrucks, der Pulsrate und
der Konzentrationen der Hormone Cortisol und Adrenalin und stellen somit eine Form von
Erholung und Stressentlastung dar (Ideno et al., 2017; Park et al., 2007). Die gasförmigen
Terpene, die von Pflanzen ausgeschieden werden, tragen neben weiteren Faktoren zur
Steigerung des Immunsystems bei, die auch über die Dauer des Naturaufenthalts anhält (Cho
et al., 2017; M. Kuo, 2015; Li, 2010).
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Neben den Effekten auf die körperliche Gesundheit wirken sich Naturaufenthalte auch positiv
auf die psychische Gesundheit und das Wohlbefinden aus (Cervinka, Röderer, & Hefler, 2012;
Cleary, Fielding, Bell, Murray, & Roiko, 2017; Hartig et al., 2011). In einer Meta-Analyse über
32 Studien wurde durch den Kontakt mit Natur eine Zunahme von positivem Affekt festgestellt,
die noch größer ausfiel als die Verminderung negativen Affekts (McMahan & Estes, 2015).
Auch prosoziales Verhalten wird durch den Aufenthalt in natürlichen Umgebungen gesteigert
(Guéguen & Stefan, 2016; Weinstein, Przybylski, & Ryan, 2009), und wo grüne Pflanzen sind,
ist die Aggressivität niedriger als in städtischen Bereichen ohne Anpflanzungen (F. E. Kuo &
Sullivan, 2001). Mehrtägige Naturaufenthalte können kreative Fähigkeiten erhöhen (Atchley,
Strayer, & Atchley, 2012; Ferraro III, 2015). Einige weitere kognitive Funktionen wie Prozesse
des Arbeitsgedächtnisses, kognitive Flexibilität und Kontrolle der Aufmerksamkeit sind nach
Aufenthalten in natürlichen Umgebungen besser ausgeprägt als nach Aufenthalten in urbanen
Umgebungen (Berman, Jonides, & Kaplan, 2008; Bratman, Hamilton, & Daily, 2012;
Stevenson, Schilhab, & Bentsen, 2018; Taylor, Shin, Shin, Yeoun, & Kim, n.d.). Diese
kognitiven Effekte stehen im Einklang mit Annahmen der Attention Restoration Theory (ART)
von Kaplan und Kaplan (1989).
4.1. Attention Restoration Theory (ART)
In der Attention Restoration Theory (R. Kaplan & Kaplan, 1989; S. Kaplan, 1995) werden zwei
Arten von der grundlegenden kognitiven Fähigkeit der Aufmerksamkeit unterschieden:
gerichtete Aufmerksamkeit (directed attenton) und Faszination (fascination).
Für gerichtete Aufmerksamkeit werden bewusst kognitive Ressourcen dafür eingesetzt, sich
auf selbstgewählte Wahrnehmungsobjekte zu fokussieren, während ablenkende Reize
gehemmt werden (Bratman et al., 2012). Über eine längere Zeit angewendet wird dieser
Prozess als Konzentration bezeichnet. Die gerichtete Aufmerksamkeit benötigt Anstrengung
und kann daher zu kognitiver Erschöpfung führen (R. Kaplan & Kaplan, 1989; S. Kaplan,
1995). Urbane Umgebungen und Arbeitskontexte erfordern vorrangig die gerichtete
Aufmerksamkeit und können diese auch erschöpfen. Grund dafür ist die Vielzahl an Reizen,
die dort gehemmt werden müssen, um Konzentration aufrecht zu erhalten (R. Kaplan &
Kaplan, 1989; S. Kaplan, 1995).
Als anstrengungslose Form der Aufmerksamkeit gilt die Faszination. Diese tritt auf, wenn eine
interessierte und neugierige Haltung dazu führt, dass die Aufmerksamkeit unbeabsichtigt von
bestimmten Objekten eingenommen und festgehalten wird (McDonald, Wearing, & Ponting,
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2009). Faszination kann Erholung bewirken, sodass anschließend wieder gerichtete
Aufmerksamkeit angewendet werden kann (R. Kaplan & Kaplan, 1989; S. Kaplan, 1995).
Natürliche Umgebungen erfüllen laut Kaplan und Kaplan (1989) am besten die Kriterien für
potentiell erholsame Umgebungen: Erstens bieten sie Distanz zu alltäglichen Anforderungen
(being away). Auch deshalb gelten natürliche Umgebungen als beliebte Ausflugsziele.
Zweitens zeichnen sie sich durch Ausdehnung (extent) aus. Das bedeutet, dass sich
verschiedene Reize zu einer Umgebung zusammenfügen. Beispielsweise ist der Wald ein
ökologisches System und kann als kleine Welt wahrgenommen werden. Schließlich
ermöglichen sie eine Passung von der Umgebung und persönlichen Interessen oder Zielen.
Die meisten Menschen weisen einen grundsätzlichen Bezug zur Natur auf und haben dort
vielseitige Möglichkeiten, ihren aktuellen Bedürfnissen nachzugehen (Yeh et al., 2016).
4.2. Naturverbundenheit als multidimensionales Konstrukt
Natürliche Umgebungen sind jedoch nicht nur restorativ, sondern können das Wohlbefinden
darüber hinaus auch steigern (Cleary et al., 2017). In den letzten Jahren wurde deutlich, dass
ein entscheidender Faktor dafür die subjektive Verbundenheit mit der Natur ist. Diese
vermittelt den Zusammenhang von natürlicher Umgebung und Wohlbefinden (Capaldi et al.,
2017; F. S. Mayer, Frantz, Dolliver, & Bruehlman-Senecal, 2009). Naturverbundenheit
korreliert mit Glücksgefühl (happiness) und insbesondere den Facetten Vitalität, positivem
Affekt und Lebenszufriedenheit (Capaldi A., Dopko L., & Zelenski, 2014; Nisbet, Zelenski, &
Murphy, 2011). Auch allgemeine Verbundenheit sagt Glücksgefühl vorher, doch bleibt
Naturverbundenheit ein signifikanter distinkter Prädiktor für viele Facetten von Glücksgefühl,
wenn andere spezifische Verbundenheiten (zum Beispiel in Freundschaften oder mit dem
Heimatland) kontrolliert werden (Zelenski & Nisbet, 2014). Weiterhin sagt die
Naturverbundenheit einer Person ökologisches Verhalten vorher und ist deshalb auch für den
Umweltschutz von großer Relevanz (F. Stephan Mayer & Frantz, 2004).
In der überwiegend englischen Literatur finden sich mehrere Konstrukte, die eine große
inhaltliche Ähnlichkeit aufweisen, unter anderem „connectedness to nature“ (F. Stephan Mayer
& Frantz, 2004), „connectivity with nature“ (Dietz, Fitzgerald, & Shwom, 2005), „nature
connection“ (Young, Haas, & McGown, 2010), „nature relatedness“ (Nisbet, Zelenski,
Donnellan, & State, 2013), „emotional affinity toward nature“ (Kals, Schumacher, & Montada,
1999), „inclusion of nature in self“ (P. W. Schultz, Shriver, Tabanico, & Khazian, 2004). Zylstra
et al. (2015) vergleichen diese in ihrem Review und empfehlen die folgende Definition:
9
„CWN [Connectedness with nature] is a stable state of consciousness comprising symbiotic
cognitive, affective, and experiential traits that reflect, through consistent attitudes and
behaviors, a sustained awareness of the interrelatedness between one’s self and the rest of
nature.“ (M. Zylstra, Knight, Esler, & Grange, 2014a, S. 126). Das Erleben von
Naturverbundenheit kann die Auflösung von Grenzen und das Empfinden einer Einheit von
Natur und Selbst beinhalten (Dietz et al., 2005). Im Folgenden soll kurz auf die einzelnen
Dimensionen eingegangen werden. Die verschiedenen oben genannten Konstrukte in der
Literatur unterscheiden sich darin, auf welche Dimension sie ihren Schwerpunkt legen. Eine
getrennte Betrachtung der einzelnen Dimensionen kann nicht die Komplexität des
übergeordneten Phänomens abbilden, auch wenn sie für wissenschaftliche Zwecke an dieser
Stelle unumgänglich ist (Beringer, 2003; Zylstra et al., 2014).
Die kognitive Dimension von Naturverbundenheit meint häufig die kognitive Repräsentation
von Selbstkonzept oder Identität und Natur, beziehungsweise deren Beziehung zueinander
und das Ausmaß der Überschneidung (Olivos & Clayton, 2017). Dem liegt die Annahme einer
dualistischen Weltsicht zugrunde, mit der Menschen sich historisch bedingt tendenziell vom
Rest der Natur getrennt oder sogar darüber gestellt ansehen (Olivos & Clayton, 2017; W. P.
Schultz, 2002; Zylstra et al., 2014). Inwiefern sie sich doch mit der Natur identifizieren, ist
individuell verschieden und wird teilweise als Naturverbundenheit betrachtet. Hoot et al. (2011)
fanden eine signifikante Korrelation von Naturverbundenheit mit Selbst-Ausdehnung (self-
espansiveness) und verstehen die Identifikation mit der Natur deshalb als Ausdehnung des
Selbst (Hoot & Friedman, 2011). Ein alternatives Verständnis dieser Dimension, wie es vor
einiger Zeit angesehen wurde, ist Wissen über die Natur (Bragg, Wood, Barton, & Pretty,
2013). Es konnte allerdings nicht nachgewiesen werden, dass die Vermittlung von Wissen
allein die Naturverbundenheit steigern kann (Lumber, Richardson, & Sheffield, 2017).
Die Verhaltensdimension kann zum einen als ökologisches Verhalten verstanden werden, das
jedoch eher eine Folge von Naturverbundenheit darstellt, wenn Naturverbundenheit als
Prozess aufgefasst wird. Dies wird am Ende dieses Abschnitts beschrieben. Meistens wird
diese Dimension als physische Erfahrung in der Natur aufgefasst und beschreibt überwiegend
sportliche und strukturierte Aktivitäten mit dem Ziel, sich „besser“ zu fühlen (Zylstra et al.,
2014).
Der affektiven Dimension wurde bereits viel Forschung gewidmet, insbesondere weil die
emotionale Verbundenheit als wichtiger Prädiktor für ökologisches Verhalten gilt (Mayer &
Frantz, 2005; P. W. Schultz, Shriver, Tabanico, & Khazian, 2004a; Sparks, Hinds, Curnock, &
Pavey, 2014). Forschende untersuchten verschiedene Emotionen im Zusammenhang mit
10
Naturverbundenheit. Immer wieder zeigte sich ein positiver Zusammenhang mit bzw. eine
Steigerung des positiven Affekts (Capaldi et al., 2017). Zhang, Howell und Iyer (2014) fanden
heraus, dass Naturverbundenheit nur dann Wohlbefinden voraussagt, wenn die Personen
positive Emotionen empfinden, wenn sie in der Natur Schönheit betrachten.
Wie in der modernen westlichen Psychologie üblich wird auch das Konstrukt
„Naturverbundenheit“ in den meisten Artikeln anhand der drei vorangegangenen Dimensionen
beschrieben. Dennoch betont der überwiegende Teil der Forschenden, dass eine weitere
Dimension für das Erleben von Naturverbundenheit relevant und beachtenswert sei, die als
spirituell oder transpersonal bezeichnet wird. Damit sind vorrangig Augenblicke gemeint, in
denen man sich über die eigene Identität hinaus zu etwas Größerem zugehörig fühlt oder
bemerkt, wie klein das individuelle Selbst im Vergleich ist (Olivos & Clayton, 2017; Wolsko &
Lindberg, 2013). Diese Erlebnisse werden häufig von Demut und Ehrfurcht begleitet (Olivos &
Clayton, 2017). Zylstra et al. (2014a) charakterisieren Zustände von Naturverbundenheit
anhand transzendenter Erlebnisse und unterscheiden sie dadurch von gewöhnlichen
Naturaufenthalten. Sie diskutieren aber auch, inwiefern es sich dabei um eine eigenständige
Dimension handelt, weil beispielsweise die kognitive Dimension Aspekte der
Selbstausdehnung bereits berücksichtigt (Freeman, Akhurst, Bannigan, & James, 2017). In
Studien, die Berichte als Datenlage verwenden, werden häufig transzendente oder spirituelle
Erfahrungen als Teil der Naturverbundenheitserfahrung berichtet (Davis & Gatersleben, 2013;
Fredrickson & Anderson, 1999; McDonald et al., 2009). Auch in Fragebogenstudien wurden
Zusammenhänge von Naturverbundenheit mit Aspekten von Spiritualität gefunden.
Beispielsweise konnte Spiritualität als Mediator für den Zusammenhang von
Naturverbundenheit und Wohlbefinden, bzw. Naturerfahrung und Wohlbefinden identifiziert
werden (Kamitsis & Francis, 2013; Trigwell & Francis, 2014). Teilweise gebe es auch
konzeptionelle Überschneidungen von Naturverbundenheit mit Aspekten von Spiritualität. So
untersuchte Ashley das Verständnis von Wildnisspiritualität (Wilderness Spirituality) in
wissenschaftlichen Artikeln und bei der allgemeinen Bevölkerung in Australien und fand die
höchste Gemeinsamkeit bei den Begriffen um „connection and interrelationship, portrayals of
transcending the self, and the quality of compassion“ (Ashley, 2007,S. 53). In einer
qualitativen Studie zu spirituellen Naturerfahrungen stellten Verbundenheit
(interconnectedness) und Selbstausdehnung (selfexpansion) zwei von drei identifizierten
Themen dar (Witt, 2013).
11
Mayer et al. (2009) unterscheiden Naturverbundenheit als stabile Persönlichkeitseigenschaft
und Naturverbundenheit als Zustand und fanden eine Ähnlichkeit der Konstrukte, da die
Ausprägung der Eigenschaft den Zustand vorhersagte. Die Eigenschaft blieb auch nach einer
experimentellen Manipulation auf dem gleichen Niveau, wohingegen der Zustand sich
veränderte (F. S. Mayer et al., 2009). In ihrem Review schlagen Zylstra et al. (2014) vor,
Naturverbundenheit als Ergebnis eines Prozesses anzusehen, bei dem die vier oben
beschriebenen Dimensionen aufeinander aufbauen. Zuerst wird eine Information über die
Natur empfangen (kognitiv), dann folgt eine physische Erfahrung in der Natur (behavioral).
Diese berührt emotional (affektiv) und kann zum Erleben von Naturverbundenheit führen
(spirituell). Über die Zeit kann sich dieser Zustand zu einer stabilen Persönlichkeitseigenschaft
und einem Engagement im Sinne umweltfreundlichen Verhaltens verfestigen (Zylstra et al.,
2014).
Mit dieser Theorie wird dem Zusammenhang der einzelnen Dimensionen Rechnung getragen
und es wird deutlich, dass jede einen wesentlichen Teil im Prozess darstellt und keine
übersprungen werden kann. Bei der Untersuchung und Förderung von Naturverbundenheit als
Prädiktor von ökologischem Verhalten sollte dieser Prozess berücksichtigt werden. Der
Zustand von Naturverbundenheit ist in diesem Modell eine Bedingung für die stabile
Motivation, sich ökologisch zu verhalten. Der Aufenthalt in einer natürlichen Umgebung allein
reicht nicht aus; entscheidend ist, inwiefern Naturverbundenheit erlebt wird. Es ist also
notwendig, die Prozesse, die vom reinen Aufenthalt in einer natürlichen Umgebung zum
Erleben von Naturverbundenheit führen, genau zu kennen. Leider finden sich aktuell kaum
wissenschaftliche Studien, die genau diese Mechanismen untersuchen und Aufschluss über
den Einfluss verschiedener Arten von Erfahrungen in der Natur geben könnten (modes of
nature exposure) (Cleary et al., 2017).
4.3. Wodurch wird Naturverbundenheit gefördert?
Der wichtigste Faktor für das Vorhandensein von Naturverbundenheit ist Kontakt mit der Natur
(Lumber et al., 2017; F. S. Mayer et al., 2009). Keniger, Gaston, Irvine und Fuller ( 2013)
unterscheiden drei verschiedene Formen der Interaktion mit Natur: Für indirekte Interaktionen
(indirect) müssen sich Personen nicht physisch in einer natürlichen Umgebung aufhalten, sie
können beispielsweise einen Dokumentarfilm über Landschaften ansehen. Unbeabsichtigte
Interaktionen (incidental) sind solche, bei denen man sich zwar in einer natürlichen Umgebung
aufhält, eine andere Aktivität aber im Mittelpunkt steht und die Interaktion mit der Natur
beiläufig geschieht, z. B. auf dem Fußweg zur Arbeit, der durch einen Park führt. Bewusste
12
Interaktionen (intentional) hingegen erfordern die Absicht, mit der Natur zu interagieren.
Wandern oder das Beobachten von Wildtieren sind bewusste Interaktionen.
Naturverbundenheit wird am ehesten während bewusster Interaktionen berichtet.
Lumber et al. (2017) fanden neben Kontakt drei weitere Faktoren, die Naturverbundenheit
vorhersagten, nämlich Emotion, Bedeutung und Mitgefühl, wobei Mitgefühl über die
Auseinandersetzung mit natürlicher Schönheit vermittelt wurde. Als sie diese Prädiktoren in
einer Geh-Intervention durch kleine Übungen operationalisierten, konnte anschließend ein
höherer Zustand von Naturverbundenheit festgestellt werden. Der positive Zusammenhang
von Naturverbundenheit als Persönlichkeitseigenschaft und Mindfulness, also dem
Achtsamsein für das, was im jetzigen Moment passiert (Howell, Dopko, Passmore, & Buro,
2011), fand sich auch in experimentellen Studien zur Steigerung aktueller Naturverbundenheit.
Verschiedene Meditationsübungen bewirkten höhere Zustände von sozialer Verbundenheit
und Naturverbundenheit als in der Vergleichsgruppe, die progressive Muskelrelaxation
anwandte (Aspy & Proeve, 2017). In einer anderen Studie erzielte ein Ausflug in die Natur
eine größere berichtete Naturverbundenheit, wenn dieser zusätzlich mit kleinen
Meditationsübungen kombiniert wurde (Unsworth, Palicki, & Lustig, 2016). In dieser
kombinierten Bedingung wurden eher Erinnerungen an die Natur berichtet. In der Bedingung
ohne diese Übungen erinnerten die Teilnehmenden vermehrt soziale Interaktionen.
Richardson und Sheffield (2015) fanden in einer Fragebogenstudie einen Zusammenhang von
reflektiver Selbstaufmerksamkeit (reflective self attention) mit Naturverbundenheit, der den
von Achtsamkeit (mindful attention) mit Naturverbundenheit noch übertraf. Auch die Fähigkeit,
die Schönheit der Natur wahrzunehmen, gilt als relevante Vorbedingung für eine höhere
Naturverbundenheit (Zhang et al., 2014).
Retrospektive Berichte deuten darauf hin, dass Naturverbundenheit als Zustand höchst
individuell und persönlich herbeigeführt und erlebt wird (Zylstra et al., 2014). Wie lange der
Aufbau von Naturverbundenheit als Zustand dauert, variiert von wenigen Minuten bis hin zu
Naturaufenthalten von mehreren Tagen (Freeman et al., 2017; McDonald et al., 2009), wobei
für das Erleben von Naturverbundenheit häufig spezifische Momente angeführt werden. Diese
treten eher auf, wenn ein Mensch sich allein in einer natürlichen Umgebung aufhält (Freeman
et al., 2017). Solchen Momenten gehen oft unstrukturierte Aktivitäten voraus, die frei von
Zeiteinschränkungen oder festgelegten Ergebnissen sind (Zylstra et al., 2014). Insbesondere
kreatives und spielerisches Verhalten wird oft berichtet. Dies scheint naheliegend, wenn man
bedenkt, dass Kinder tendenziell eine hohe Naturverbundenheit aufweisen (Bragg et al., 2013;
Giusti, Svane, Raymond, & Beery, 2018; Laaksoharju & Rappe, 2017; Sothmann, Menzel, &
13
Sothmann, 2016). Studienteilnehmende berichten von einem Freiheitsgefühl durch die
Entfernung von alltäglichen Tätigkeiten und Gedanken und einer zunehmenden Bewusstheit
von sich selbst, die manchmal in einer veränderten Sichtweise auf das Leben begleitet wird
(Freeman et al., 2017; White, 2012). Naturverbundenheit zu erleben, stellt für viele eine
bedeutsame Erfahrung dar (Freeman et al., 2017; McDonald et al., 2009; White, 2012; Zylstra,
2014).
Aufgrund der vielen positiven Wirkungen von Naturverbundenheit auf persönlicher und
gesellschaftlicher Ebene findet sich eine Vielzahl an Angeboten, die auf eine Steigerung der
Naturverbundenheit abzielen und sich einer großen Nachfrage erfreuen. Dazu zählen unter
anderem sportliche Angebote wie Wanderurlaube, erlebnispädagogische Einheiten oder
Outdoor Survival Camps. Laut Zylstra et al. (2014) handelt es sich dabei allerdings eher um
Naturerfahrungen mit dem Ziel, etwas Bestimmtes zu erleben oder sich besser zu fühlen.
Angebote und Übungen, die explizit die Wahrnehmung und Achtsamkeit für die Natur fördern
sollen, finden sich im Bereich der Wildnis-, Wald- und Naturpädagogik beziehungsweise -
therapie (Cohen, 1994; WWF Deutschland, 2014; Young et al., 2010). Immer wieder wird der
„Sitzplatz“ (sitspot) als Wahrnehmungsübung empfohlen (WWF Deutschland, 2014; Young et
al., 2010). Dabei wird ein Platz in der Natur gewählt, an dem still beobachtet und über alle
Sinne wahrgenommen werden soll, was in der Natur um sich selbst herum geschieht.
Bestenfalls soll diese Übung täglich über einen bestimmten Zeitraum fortgeführt werden.
Häufig beinhaltet ein solcher pädagogischer oder therapeutischer Naturaufenthalt sowohl
bewegungsreiche Elemente (durch den Wald gehen) und bewegungsarme Elemente (ruhig an
einer Stelle sitzen oder stehen und etwas beobachten). Ob die körperliche Bewegung oder
Ruhe überwiegt, hängt maßgeblich von der jeweiligen Person ab, weil die Vorgaben wenig
strukturieren und daher viel Freiraum lassen. Die Natur bietet viele Möglichkeiten zur
Interaktion, die ein Individuum nach den eigenen Bedürfnissen und Fähigkeiten nutzen kann
(Yeh et al., 2016).
4.4. Gehen als körperliche Bewegung
Körperliche Bewegung hat neben den positiven Wirkungen auf die physische Gesundheit
auch viele positive Effekte auf psychische Parameter. Besonders in
Rehabilitationsprogrammen werden sowohl für körperliche als auch psychische Beschwerden
vermehrt „Walking Groups“ angeboten (Crone, 2007; Grant, 2015). Gehen erfüllt eine Vielzahl
an unterschiedlichen Funktionen im Alltag, die zwischen Personen und Situationen variieren
können, denen aber tendenziell positive Bedeutungen zugeschrieben werden (Rybråten, Skår,
14
& Nordh, 2017). Dabei berichten viele Studienteilnehmende von ihrer Präferenz, ihr Tempo
selbst wählen zu können (Grant, 2015; Rybråten et al., 2017). Je höher die
Gehgeschwindigkeit, desto stärker verschiebe sich die Aufmerksamkeit von der Umgebung
weg und hin zu sozialen Gesprächen (Grant, 2015). Weil die Schönheit der Natur sowie das
Entdecken neuer Plätze als motivierende Faktoren berichtet werden, gehen viele Personen
lieber alleine, um für ihren individuellen Zugang zur Natur ihre eigene Geschwindigkeit wählen
zu können, während andere die sozialen Gespräche und die sportliche Motivation in einer
Gruppe höher schätzen (Grant, 2015; Rybråten et al., 2017).
In mehreren Studien wurde der zusätzliche Einfluss der Umgebung auf psychische Parameter
untersucht, insbesondere wurden städtische und natürliche Umgebungen verglichen. Einige
Studien finden eine deutliche Reduktion der Konzentration des Stresshormons Kortisol und
anderer physischer Maße für Stress nach einem Waldspaziergang im Vergleich zu einem
Stadtspaziergang (Geniole et al., 2016; Meyer, Hey, & Bürger-Arndt, 2016). In einer
Metaanalyse von fünfundzwanzig Studien zeigte sich, dass das Gehen oder Laufen in
natürlicher Umgebung selbstberichtete negative Gefühle wie Ärger und Traurigkeit stärker
senkt und das empfundene Energielevel stärker steigt als in synthetischer Umgebung (Bowler
et al., 2010; Gotink et al., 2016). Eine Metaanalyse über zehn Studien zeigte, dass bereits
eine kürzere sportliche Aktivität (eine bis drei Stunden wandern) in natürlicher Umgebung,
genannt „green exercise“, das Selbstwertgefühl und die Stimmung steigern kann und
dieselben Effekte zeigten sich auch beim Gehen in einem Park (J. Barton, Hine, & Pretty,
2009; Jo Barton & Pretty, 2010). Weiterhin wurden auch positive Auswirkungen vom Gehen in
natürlicher Umgebung auf die Kontrolle der Aufmerksamkeit und Achtsamkeit gefunden
(Bowler et al., 2010; Geniole et al., 2016; Gotink et al., 2016). Gehen durch eine natürliche
Umgebung erhöhte Mindfulness und positiven Affekt und diente somit der Aufrechterhaltung
der Achtsamkeit, die zuvor in einem Kurs (Mindfulness-based-cognitive-therapy oder
Mindfulness-based-stress-reduction) erarbeitet worden war (Gotink et al., 2016).
Das Gehen durch die Natur wird häufig (unkommentiert) als Operationalisierung von
Naturerfahrung genutzt, doch finden sich kaum Studien, die spezifische Wirkungen von Gehen
auf die Naturverbundenheit untersuchen (J. Barton et al., 2009; Jo Barton & Pretty, 2010).
Intuitiv leuchtet ein, dass Menschen mittels ihres Körpers und der Sinne Kontakt mit der Natur
um sie herum aufnehmen und diese Erfahrung auf diese Weise ihrem Bewusstsein zugänglich
machen. Ob sie sich dabei durch die natürliche Umgebung bewegen oder inmitten dieser
sitzen, stellt eine elementare Unterscheidung dar, auf welche Weise dieser Kontakt mit der
15
(natürlichen) Umgebung gestaltet wird (Freeman et al., 2017). Dazu finden sich aktuell jedoch
kaum Befunde.
4.5. Fragestellung dieser Arbeit
Vor diesem theoretischen Hintergrund und mit der praktischen Relevanz der Steigerung von
Naturverbundenheit vor Augen wird in dieser Arbeit der Einfluss von körperlicher Bewegung
auf das Erleben von Naturverbundenheit untersucht. Dieses soll direkt im Anschluss an eine
relativ unstrukturierte Naturerfahrung erhoben und qualitativ ausgewertet werden. In einem
Vergleich sollen anschließend die gemeinsamen und unterschiedlichen Wirkungen von
körperlicher Bewegung und Ruhe auf das Erleben von Naturverbundenheit herausgearbeitet
werden. Damit sollen Anhaltspunkte zu der Frage ermöglicht werden, inwiefern die Beziehung
und insbesondere die Verbundenheit mit der Natur unterschiedlich erlebt werden, wenn sich
Menschen in einer natürlichen Umgebung bewegen oder körperlich ruhig verhalten.
16
5. Methode
5.1. Stichprobe
Die Studie wurde in einer Arztpraxis für ganzheitliche Medizin beworben. Interessierte wurden
per Email über die näheren Konditionen aufgeklärt und Termine wurden vereinbart. Dabei
wurden die Teilnehmenden auch darauf hingewiesen, selbst die Verantwortung für ihre
Sicherheit im Wald zu tragen und sich mit Rücksicht auf ihre körperlichen Fähigkeiten zu
verhalten.
Insgesamt nahmen 36 Personen teil, davon entschieden sich 19 für das Gehen. Unter diesen
betrug die Altersspanne von 39 bis 87 Jahren mit einem Mittelwert von ca. 52 Jahren. Ein
männliches Geschlecht gaben 5 Teilnehmer an, die übrigen 14 ein weibliches. 9 Personen
hatten einen Hochschulabschluss, weitere 4 eine (Fach-) Hochschulreife. Im Durchschnitt
verbringen die Teilnehmenden 25 Stunden pro Monat in natürlichen Umgebungen (der Median
liegt bei 15 Stunden), die Angaben schwankten von 1 bis 120 Stunden. Die meisten betätigen
sich dabei sportlich (joggen, wandern, Rad fahren), viele in Begleitung von befreundeten
Personen oder Familienmitgliedern, oder halten sich im Garten auf. Vorerfahrungen mit dem
Themenbereich Achtsamkeit berichteten 7 Personen.
Die übrigen 17 Personen, die sich für das Sitzen entschieden, waren im Durchschnitt 44 Jahre
alt, von 18 bis 78 Jahren. 2 Teilnehmer gaben ein männliches Geschlecht an, die übrigen 15
ein weibliches. 10 Personen gaben einen Hochschulabschluss an und weitere 3 eine (Fach-)
Hochschulreife. Die Teilnehmenden verbringen zwischen 1 und 80 Stunden pro Monat in
natürlicher Umgebung, durchschnittlich 21 Stunden (der Median liegt bei 12 Stunden). Die
meisten gehen dabei spazieren oder joggen, viele in Begleitung von befreundeten Personen
oder Familienmitgliedern, oder verbringen Zeit im Garten. 10 Personen hatten Vorerfahrungen
mit dem Themenbereich Achtsamkeit.
Es wird ersichtlich, dass relevante Merkmale der Teilnehmenden trotz Selbstselektion in
beiden Bedingungen überwiegend ähnlich verteilt waren. Nach ihrem Waldaufenthalt
berichteten jeweils drei Personen von Ablenkungen. Im Gehen wurden vor allem Gedanken an
den Alltag als störend empfunden. Urbane Geräusche lenkten vermehrt die sitzenden
Teilnehmenden ab.
5.2. Material
In dieser Studie wurde der Zustand der Naturverbundenheit jeweils vor und nach dem
Waldaufenthalt mit zwei Skalen gemessen. Die Ergebnisse werden in dieser Arbeit jedoch
nicht präsentiert. Indem diese Fragen zur Naturverbundenheit auch vor dem Waldaufenthalt
17
gestellt wurden, ist es denkbar, dass die Wahrnehmung der Teilnehmenden dadurch
beeinflusst wurde. Deshalb werden die Skalen hier kurz vorgestellt.
Die Connectedness to Nature Scale von Mayer und Frantz (2004) erfasst die emotionale
Verbundenheit von Menschen mit der Natur. Sie besteht aus 13 Items, die auf einer Likert-
Skala von „1= stimme voll“ zu bis „5= stimme gar nicht“ beantwortet werden. In dieser Studie
wurde auf die deutsche Übersetzung von Cervinka, Röderer und Hefler (2012)
zurückgegriffen. Claudia Menzel formulierte auf dieser Grundlage eine unveröffentlichte State-
Version, die hier verwendet wurde. Beispielhaft lauten Items „Ich fühle mich jetzt eins mit der
mich umgebenden Natur“ oder „Mein aktuelles persönliches Wohlergehen ist vom
Wohlergehen der Natur abhängig“.
Ebenfalls häufig wird die Inclusion of Nature in Self Scale von Schultz (2002) verwendet.
Dabei wählen Versuchspersonen diejenige Abbildung, die ihre Beziehung zur Natur am besten
darstellt. Die 7 Darstellungen unterscheiden sich darin, wie stark zwei Kreise überlappen.
Martin und Czellar (2016) haben diese um drei weitere räumliche Aspekte ergänzt, nämlich
Entfernung, Größe und Zentralität. Diese Extended Inclusion of Nature in Self Scale wurde
hier verwendet. Das ursprüngliche Item von Schultz (Überlappung) ICH-NATUR wurde in
dieser Studie zusätzlich für die Beziehungen ICH-WALD und ICH- MENSCHHEIT formuliert.
Die offenen Fragen wurden so konzipiert, dass sie vielfältige Aussagen zur erlebten
Verbundenheit mit der Natur einluden, unter anderem zur Wahrnehmung der Umgebung, der
Beziehung zum Wald, Gefühle und Gedanken. Auf der Grundlage der persönlichen und
beruflichen Erfahrung der Autorin dieser Arbeit und im Austausch mit anderen erfahrenen
Waldtherapeutinnen und Waldtherapeuten entstand der hier verwendete Fragenkatalog, der
zusammen mit Auskünften über den Erfahrungshintergrund der Teilnehmenden,
demographischen Angaben und den oben beschriebenen Skalen den zweiten Fragebogen
bildete (siehe Anhang).
5.3. Rahmenbedingungen
Die Erhebung fand innerhalb von fünf aufeinander folgenden Tagen statt. Der
Veranstaltungsort war ein heller Laub-/Mischwald in leichter Hanglage, größtenteils mit
Buchen und Eichen bewachsen, dazwischen Ilexsträucher. Sich frei zu bewegen war an den
meisten Stellen auch abseits der Wege möglich. Durch die räumliche Nähe zur benachbarten
Kleinstadt bedingt waren teilweise Geräusche aus der Zivilisation wahrnehmbar,
beispielsweise Verkehr. Ansonsten gab es kaum Berührungspunkte mit der urbanen Welt, da
keine Gebäude sichtbar und nur wenig Spaziergehende unterwegs waren. Die Startzeit
18
variierte von 9 Uhr morgens bis 19 Uhr abends, überwiegend fand die Teilnahme am
Nachmittag statt. Die Wetterbedingungen waren meist sonnig und angenehm warm bei
Temperaturen um 25°C, an einem Tag regnete es zwischenzeitlich leicht.
5.4. Ablauf der Studienerhebung
Wer an der Studie teilnahm, wurde zunächst am Treffpunkt begrüßt und erneut grob über das
Vorgehen aufgeklärt. Die Teilnehmenden wählten entweder das gemütliche Spazieren oder
das ruhige Sitzen. Die Versuchsleiterin fragte aus Sicherheitsgründen die
Orientierungsfähigkeit der Teilnehmenden ab und erklärte, welcher Bereich des Waldes für die
Studienerhebung angedacht war. Mögliche Risiken wie Totholz über einem Sitzplatz, Jungtiere
im Dickicht oder Zeckenbisse wurden besprochen. Den Teilnehmenden wurden jeweils eine
Karte und eine Signalpfeife für Notfälle ausgeteilt. Alle an der Studie Teilnehmenden
unterschrieben eine Einwilligungserklärung und füllten dann einen ersten Fragebogen zur
Erfassung der aktuellen Naturverbundenheit aus. Danach wurde die genaue Aufgabenstellung
je nach gewählter Bedingung mündlich erklärt:
„Sie haben nun eine Stunde (oder nach Wahl länger) Zeit für sich im Wald. Bleiben Sie dabei
für sich allein und lassen Sie den anderen Teilnehmenden auch ihren Freiraum. Lassen Sie Ihr
Handy am besten im Flugmodus in der Tasche und gönnen Sie sich Ihre volle Aufmerksamkeit
für Sie selbst und für den Wald um Sie herum.
G = gemütlich Spazieren: Gehen Sie durch den Wald, folgen Sie Ihrem Bauchgefühl und
gehen Sie, wohin es Sie zieht, auf Wegen oder querwaldein. Wählen Sie eine angenehme und
entspannte Geschwindigkeit, ihr eigenes Tempo, es geht hier nicht um eine sportliche Aktivität.
Bleiben Sie während der Zeit überwiegend in Bewegung, auch wenn es langsam ist und
lassen Sie den Wald auf sich wirken. Was Sie darüber hinaus tun, bleibt Ihnen überlassen.
Nach einer Stunde können Sie hierher zurückkommen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie
brauchen, es kann auch länger als eine Stunde sein.
S = ruhig Sitzen: Finden Sie einen Platz im Wald, der Sie anspricht und an dem Sie sich
wohlfühlen. Bleiben Sie dort während der Zeit überwiegend ruhig sitzen, was Sie darüber
hinaus tun, bleibt Ihnen überlassen und lassen Sie den Wald auf sich wirken. Nach einer
Stunde können Sie hierher zurückkommen. Nehmen Sie sich die Zeit, die Sie brauchen, es
kann auch länger als eine Stunde sein.“
Im Sinne einer Ankommensübung wurden die Teilnehmenden mündlich eingeladen, ihren
Alltag für die Zeit der Studienerhebung hinter sich zu lassen, die Augen zu schließen und
19
einige Momente lang bewusst zu atmen, um sich auf den Wald einzustimmen. Wenn sie sich
bereit fühlten, konnten sie ihre Naturerfahrung beginnen.
Bei ihrer Rückkehr zum Treffpunkt wurden die Teilnehmenden begrüßt und gebeten, den
zweiten Fragebogen schriftlich zu beantworten. Dieser enthielt die offenen Fragen zum
Erleben der Naturverbundenheit, die gleichen Skalen wie im ersten Fragebogen zur Erfassung
der aktuellen Naturverbundenheit und demographische Angaben. Am Ende konnten die
Teilnehmenden der wissenschaftlichen Nutzung ihrer anonymisierten Daten zustimmen und
wurden schriftlich über die Ziele der Studie aufgeklärt. Anschließend waren sie zum Dank zu
einem gemeinschaftlichen Picknick am Treffpunkt eingeladen.
5.5. Qualitative Auswertung
Die Antworten auf die offenen Fragen wurden qualitativ mittels Thematischer Analyse
ausgewertet (Braun & Clarke, 2006). Diese viel genutzte Methode ist geeignet, um Muster
(Themen) innerhalb eines Datensatzes zu identifizieren, zu analysieren und zu berichten.
Damit verfolgt sie einen anderen Ansatz als die Inhaltsanalyse, die zunächst quantitativ
konzipiert wurde und streng regelgeleitet Kategoriensysteme an einen Datensatz anlegt
(Mayring, 2010). In der Thematischen Analyse werden keine Häufigkeiten untersucht oder
berichtet, weil diese keine gültigen Aussagen über Muster im Datensatz zulassen (Braun &
Clarke, 2006). Von anderen qualitativen Methoden wie Grounded Theory (Charmaz &
Belgrave, 2012) und Interpretative Phenomenological Analysis (Smith & Osborn, 2009)
unterscheidet sich die Thematische Analyse vor allem durch ihre theoretische Flexibilität
(Braun & Clarke, 2006). Daraus folgt auch, dass vor der Thematischen Analyse einige
theoretische Annahmen und Entscheidungen über die Daten und deren Aussagekraft
transparent gemacht werden sollten:
Dieser Studie wurde eine phänomenologisch-erlebensorientierte Orientierung zugrunde
gelegt. Die Aussagen der Teilnehmenden sollten eher in ihrer Breite als in ihrer Tiefe analysiert
werden, ohne dass jedoch ein Anspruch auf Repräsentativität des gesamten Datensatzes
erhoben wird. Die Themen wurden induktiv gewonnen. Statt sie in ein bereits bestehendes
Schema zu sortieren, wurden sie im Laufe des analytischen Prozesses aus den Daten selbst
entwickelt. Weiterhin wurden die Themen auf semantischer Ebene identifiziert, sodass die
Aussagen der Teilnehmenden explizit als Grundlage dienten.
In dieser Studie wurde wie folgt vorgegangen: Die handschriftlich ausgefüllten Fragebögen
wurden zunächst in eine digitale Tabelle übertragen. Unlesbare Worte wurden dabei markiert.
Die weitere inhaltliche Bearbeitung erfolgte digital in Text-Dateien anhand von Kommentaren.
20
Die Autorin machte sich zunächst mit den Daten vertraut, indem sie die Antworten mehrfach
durchlas und erste Beobachtungen und Überlegungen notierte. Um die beiden Bedingungen
Sitzen und Gehen am Ende vergleichen zu können, wurde die Kodierung und Analyse
zunächst getrennt vorgenommen. Zuerst wurden alle Antworten der sitzenden Teilnehmenden
vollständig kodiert, das bedeutet, jeder Aussageeinheit wurde ein knappes Stichwort
zugewiesen, welches die Aussage auf den Punkt bringt. Dabei konnten einer Aussage
mehrere Kodes zugeordnet werden. Die im Prozess generierten Kodes bildeten zusammen
mit weiteren Eindrücken der Daten die Grundlage, um die Aussagen zu ordnen. Für jeden
Kode wurden dann die dazugehörigen Aussagen gesammelt. Im nächsten Schritt wurden die
Kodes aufgrund ihrer inhaltlichen Aussagen zusammengeführt, sodass übergeordnete
Themen erkennbar wurden. Wie die Kodes innerhalb eines Themas zusammenhingen und
welche Bedeutung das Thema für die Fragestellung aufwies, stellten Leitfragen für die
Analyse jedes Themas dar. Auf die gleiche Weise wurde nach jedem Zwischenschritt mit den
Antworten der gehenden Teilnehmenden verfahren. Zuletzt wurden die Themen der beiden
Bedingungen miteinander verglichen, um Gemeinsamkeiten und Unterschiede festzustellen.
Wenn ein Themenbereich nur in einer Bedingung identifiziert worden war, wurde der Prozess
für die andere Bedingung mit Fokus auf diesem Bereich wiederholt.
21
6. Ergebnisse
Die thematische Analyse ergab mehrere Themen, die sich den drei Bereichen „Wahrnehmung
und Aufmerksamkeit“, „Wald als Erholungsort“ und „Beziehung von Mensch und Wald“
zuordnen lassen. Die Sektion ist so aufgebaut, dass zuerst Bemerkungen zur Auswahl der
Bedingung und nacheinander die beiden Bedingungen mit ihrem spezifisches Erleben und
Verhalten dargelegt werden. Daraufhin folgen die drei oben genannten Bereiche: Jeder
Bereich wird anfangs grob skizziert und gegebenenfalls wird über Besonderheiten im Prozess
der Analyse dieses Bereichs berichtet. Es folgt die Vorstellung der Themen, entweder getrennt
nach Bedingung S (Sitzen) und G (Gehen) oder gemeinsam (SG). Ein Vergleich der beiden
Bedingungen für den jeweiligen Bereich schließt diesen jeweils. Am Ende des Ergebnisteils
findet sich ein abschließender Vergleich über alle Bereiche hinweg.
An dieser Stelle soll noch einmal explizit betont werden, dass es sich bei den Themen und
deren Beschreibungen nicht um die Meinung der Autorin handelt. Zwar fließen subjektive
Interpretationen in qualitative Analysen mit ein, doch werden im Folgenden nur Aussagen von
Teilnehmenden über ihre Erlebnisse, Eindrücke und Ansichten vorgestellt.
Anmerkung: Verweise zu anderen Themen werden in Klammern angegeben. Zur besseren
Lesbarkeit wurden orthographische Korrekturen an den Aussagen der Teilnehmenden
vorgenommen, die hier als Beispiele angeführt werden.
6.1. Im Wald sitzen oder durch den Wald gehen
6.1.1. Auswahl der Bedingung
Die Teilnehmenden schienen es eher gewöhnt zu sein, im Wald zu gehen. Sie entschieden
sich daher entweder für die ihnen bekannte Art, im Wald zu sein oder sie bezeichneten das
Sitzen als eine noch unbekannte Alternative, die sie gern ausprobieren wollten. Auch ein
aktuelles Ruhebedürfnis beeinflusste die Wahl zugunsten der Option, zu sitzen.
Mit einem Spaziergang wurde assoziiert, „mehr“ sehen zu können, weil die Bewegung in
verschiedene Bereiche des Waldes führen würde. Andererseits glaubten die Personen, ein
längerer Aufenthalt an einem Platz ermöglichte eine intensivere Wahrnehmung, weil sie dort
weder wachsam für Anforderungen des Weges sein, noch auf diese reagieren müssten.
Beim Sitzen stünde das Naturerleben im Mittelpunkt statt nur als Kulisse für zum Beispiel
sportliche Aktivitäten zu dienen. Beim Gehen liefen die Teilnehmenden langsamer und
bewusster, es gab kein Ziel zu erreichen (beispielsweise eine Kilometerzahl oder ein
22
festgelegter Weg), wodurch eine genauere Wahrnehmung der Umgebung ermöglicht wurde.
Man könnte schließen, das Naturerleben rücke stärker in den Mittelpunkt, sogar dann, wenn
das langsame Gehen als eine Form von Aktivität Aufmerksamkeit erfordert.
Für beide Gruppen war es neu, sich nicht um andere Menschen oder einen Hund kümmern zu
müssen.
6.1.2. S Die Bedingung Sitzen: Ich habe meinen Platz gefunden
Einen Platz zu finden, den die Personen als ihren eigenen Platz erachteten, stellte für sie ein
positives Erlebnis dar. Viele beschrieben das Ankommen dort als einen besonders
bedeutsamen Moment.
Es lassen sich zwei Arten unterscheiden, wie der eigene Platz gefunden wurde.
Die Personen ließen sich intuitiv leiten, was häufig als ein inneres Gespür für eine Richtung
beschrieben wurde. Manche schilderten, diese Anziehung ginge vom Platz selbst aus. An
einer bestimmten Stelle angelangt, empfanden diese Personen die Gewissheit, dass es sich
um den „richtigen“ Platz handelte.
Der schönste Moment hat sich gleich zu Beginn ereignet. Ich habe meinen
Platz gefunden. Ich bin eine Weile gegangen und habe immer ein Gefühl für
eine bestimmte Richtung gehabt. An einem Punkt bin ich an einem Platz
angelangt, dessen Anblick tiefen inneren Frieden in mir auslöste. Ich war mir
vollkommen bewusst, dass ich hier die nächste Stunde verbringen würde.
Teilnehmerin S11
Andere suchten nach äußeren Merkmalen, insbesondere Funktionalität und Ästhetik: Der
Platz sollte vor allem eine Sitzmöglichkeit bieten, von der Sonne beschienen werden oder
zumindest hell sein und insgesamt geschützt und ästhetisch ansprechend wirken.
Ich habe einen Platz mit Sonneneinstrahlung gesucht (Ein "erleuchtetes"
Plätzchen). Außerdem sollte er ebenerdig, also nicht abschüssig sein, damit
ich liegen konnte.
Teilnehmerin S15
6.1.2.1. Schönheit und Schutz
Die als außerordentlich empfundene Schönheit des eigenen Platzes wurde vielmals detailliert
beschrieben. Teilnehmende schätzten eine weite Aussicht und betrachteten gern die Sonne in
den Blättern sowie den Waldboden (siehe 6.2.5. SG Mit Augen und Ohren genießen). Das
23
Blätterdach und umgebende Bäume und Sträucher im Halbrund vermittelten Gefühle von
Schutz und Geborgenheit.
Ich habe einen Baumstamm gefunden, in etwas weiterem Abstand zu
anderen Bäumen. Diese wurde von Sonnenstrahlen beschienen. Dort habe
ich mich draufgesetzt. Ich habe mich wie eine Königin auf einem Thron
gefühlt-"die kleine Königin des Waldes"! […]Aber nicht als Herrscherin,
sondern als jemand Auserwählten, der diesen besonderen Blick und diesen
besonderen Moment erleben darf.
Teilnehmerin S09
Ich hatte eine geschützte Umgebung, mit freiem Blick und einschließenden
Bäumen. Durch den erhöhten Stammsitz und Blick nach vorne hatte ich ein
Gefühl der Weite und trotzdem im Schutzraum zu sein.
Teilnehmerin S12
6.1.2.2. Umgebungsmerkmale wirken auf inneres Erleben
Die Beschreibungen der Umgebung entsprachen an manchen Stellen denen des inneren
Erlebens und es finden sich Vermutungen, dass der Platz selbst einen Einfluss auf die
Befindlichkeit der Personen hatte. Den Wald als natürliche Umgebung wahrzunehmen
beeinflusste die Stimmung grundsätzlich positiv (siehe 6.3. Der Wald als Erholungsort). Es
wurden jedoch auch andere Empfindungen genannt, die auf einzelne subjektiv besondere
äußere Merkmale zurückgeführt wurden. Je spezifischer die Empfindung erlebt wurde, desto
spezifischer wurde auch die angeführte Parallele in der Umgebung beschrieben und als
mögliche Ursache angeführt.
Ich stand inmitten einer Baumgruppe, die wie ein Halbkreis gewachsen war.
Dieser Halbkreis hat mir einen Raum/Halt gegeben und meinen Fokus zur
Öffnung hin ausgerichtet. Diese Erfahrung hat mich innerlich zentriert und
ruhiger gemacht.[…] Ich hatte mich mittig in eine Baumgruppe
(Eichen/Buchen) gehockt. Hinter meinem Rücken stand eine Eiche. Ich
bemerkte eine Stärkung meiner Wirbelsäule
Teilnehmerin S05
6.1.2.3. Der Platz gewinnt an persönlicher Bedeutung
Während des längeren Aufenthalts am jeweils gewählten Platz gewann dieser an persönlicher
Bedeutung. Die Teilnehmenden bauten auf ihre eigene Weise einen Bezug zu ihrem Platz auf
24
und fühlten sich ihm zugehörig. Sie empfanden gegenüber dem Platz Dankbarkeit und wollten
wiederkommen.
die Umgebung überraschte mich, weil sie sich wandelte
o aus kaltem Boden wurde warmer Ort
o aus einem Stamm im Rücken wurde mein einschmiegsamer Ort
o aus „Oh, ist der Wald schön“ wurde „Ich bin ein Teil von dir! Wir gehören
zusammen“
Teilnehmerin S16
Ich habe auf jeden Fall ein Gefühl für den Platz entwickelt, es war fast schon
heimisch und als ich gegangen bin, habe ich mich für die Verweildauer
bedankt und verabschiedet.
Teilnehmerin S02
Auch die Interaktion mit der Natur insgesamt wurde mit der Zeit persönlicher. In dem Maße,
wie die anfängliche neutrale oder sogar skeptische Haltung abnahm, bemerkten die
Teilnehmenden eine Zunahme an Empathie und Wertschätzung (siehe 6.4.3. SG Ehrfurcht).
Zuerst habe ich nur betrachtet, objektiv alles aufgenommen, wie in einem
Dokumentarfilm. Mit der Zeit wurde der Blick liebevoller. Ich habe versucht,
die Geschichte der Bäume zu verstehen, ihre Gefühle zu erahnen…
Teilnehmerin S09
6.1.2.4. Einem Baum begegnen
Zu den subjektiv besonders bedeutsamen Momenten zählten intensive Kontakte mit einzelnen
Bäumen, die wie Begegnungen beschrieben wurden. Die Personen erlebten Faszination, ihre
Aufmerksamkeit wurde plötzlich von einem bestimmten Baum angezogen und gehalten.
Daraufhin erkannten sie Aspekte, in denen Bäume den Menschen ähnlich sind und waren
interessiert daran, was Bäume erleben.
Ich habe längere Zeit auf einem Baumstamm gesessen, von dort aus den
Wald betrachtet und nach einiger Zeit dann die Richtung gewechselt, bis ich
dann den Rundumblick hatte. Plötzlich blieb mein Blick an einem Baum
hängen, dessen Stamm stark mit Moos bewachsen war. Dieser zog mich
magisch an. Ich bin aufgestanden, zu dem Baum gegangen und habe ihn
berührt. Später dann gestreichelt. Das war ein ganz inniger Moment, so wie
25
man ein Tier streichelt, das man liebt. In diesem Moment habe ich diesen
Baum geliebt!
Teilnehmerin S09
Viele hatten den Eindruck, die Bäume spendeten ihnen Kraft ohne im Gegenzug etwas zu
fordern, und waren darüber freudig erstaunt. Manche fühlten sich einem Baum emotional
nahe. Sie genossen die Geborgenheit in seiner Nähe, entwickelten ein Gespür für das
Befinden des Baumes und ließen sich teilweise auf eine Art gedankliche Kommunikation ein.
gehalten vom Stamm einer großen, starken Eiche, eingebettet in die
überirdischen Wurzelansätze
ich fühlte mich gehalten, aufgehoben, durfte berühren, wie selbstverständlich,
ich musste nichts, durfte einfach sein, mit dem Ort verschmelzen […] ich
fühlte den Baum, nahm Kontakt auf zum Moos an den Wurzeln, der borkigen
Rinde
später wechselte ich den Ort und legte mich auf einen Buchenstamm, spürte
den Unterschied (Temperatur, Verbindung) und entdeckte/verspürte ein
„Rufen“ der Eichen.
Auf dem Rückweg hatte ich das Gefühl, alle Eichen begrüßen und spüren zu
müssen […] am Ende (auf dem Rückweg) habe ich abgestorbenes Holz
zwischen zwei Ästen eines Baumes entfernt, weil ich das Gefühl hatte, dem
Baum helfen zu müssen.
Teilnehmerin S16
6.1.3. G Die Bedingung Gehen: Schritt für Schritt fasse ich mehr Vertrauen
Teilnehmende berichteten von anfänglicher Angst oder Unsicherheit bei der Wahl der Wege.
Deshalb blieben sie zunächst auf den befestigten Wegen, um Orientierungsverlust zu
vermeiden. Mit der Zeit trauten sie sich selbst mehr zu, verließen die breiten Spazierwege und
hatten Freude am Erkunden eigener Pfade. Wer tatsächlich kurzzeitig die Orientierung verlor,
erlebte dies als weniger schlimm, als zuvor erwartet.
Am Anfang war ich unsicher, wohin ich gehen sollte. Wollte auch nicht vom
Weg weg. Im Laufe des Weges veränderte sich das Gefühl, es wurde eher
spannend eigene Wege zu testen.
Teilnehmerin G11
26
momentaner Orientierungsverlust -> Amüsement, Stolz, als ich den Weg doch
richtig eingeschätzt hatte (ich bin dabei, mich nun zu orientieren)[…]Es ist
nicht schlimm, den Weg zu verlieren. Man findet schon wieder einen.
Teilnehmerin G15
Viele Personen genossen es, sich einfach treiben zu lassen und keine bewussten
Entscheidungen über die Wahl der Wege zu treffen. Manche erwähnten auch eine innere
Anziehung in eine bestimmte Richtung oder von einer Stelle zur nächsten. Das Sonnenlicht
wirkte auf viele anziehend, sodass sie immer wieder helle Bereiche im Wald aufgesucht
haben. Grundsätzlich stellten die landschaftlichen Gegebenheiten natürlich ebenfalls einen
Einflussfaktor dar, zum Beispiel weil bestimmte Bereiche nicht zugänglich waren.
[Die Wege habe ich gewählt,] Weil es mich irgendwie dorthin gezogen hat,
reine Intuition, keine "bewusst" getroffene Entscheidung
Teilnehmerin G04
Manche wollten einen bestimmten Ort aufsuchen, vor allem wenn sie das Gebiet schon
kannten. Andere wählten solche Wege, die ihnen eine bestimmte Erfahrung ermöglichen
würden.
Ich wollte erst den "kultivierten", und dann den "natürlichen" Weg gehen. Ich
habe auf einer Bank gesessen, die ich schon kenne.
Teilnehmerin G15
6.1.3.1. Langsamer werden
Die Gehgeschwindigkeit zeichnete sich durch Langsamkeit aus. Im Vergleich zu sonstigen
Naturaufenthalten wurde nach eigener Einschätzung langsamer gegangen und der
Sinneswahrnehmung mehr Bedeutung beigemessen. Wer zunächst schneller begonnen hatte,
wurde innerhalb der Stunde langsamer. In diesem Zusammenhang wurde auch eine Zunahme
an innerer Ruhe und Wohlbefinden berichtet (siehe 6.3.4. G Einfach glücklich sein).
Zunächst bin ich losgegangen mit einem schnellen Tempo. Dieses Tempo
wurde im Laufe jedoch im langsamer, achtsamer. Mein Atem wurde ruhiger.
Teilnehmerin G08
Außerdem ermöglichte das langsame Gehen die Rücksichtnahme auf Pflanzen in Bodennähe.
Einige bemühten sich aus Respekt, diese nicht versehentlich zu beschädigen (siehe
Ehrfurcht).
27
Ich bin langsam gegangen, um nichts zu zertreten.
Teilnehmerin G01
Entgegen der Aufgabenstellung pausierten manche Teilnehmende ihren Spaziergang
zwischenzeitlich. Diese bemerkten, dass sie Geräusche oder andere Reize dann intensiver
wahrnahmen (siehe 6.2. Wahrnehmung und Aufmerksamkeit).
Mein Gehörsinn war sehr aktiv. Ich habe so viele verschiedene Vogelstimmen
gehört. Auch Insekten und Blättergeraschel. Die aber erst, als ich mal eine
kleine Pause gemacht habe. Da ich in Bewegung war, mussten auch meine
Augen (Sehsinn) sehr aufmerksam sein. Wie ist der Untergrund beschaffen
auf dem ich gehe, sind dort Zweige usw. und wohin gehe ich weiter.
Teilnehmerin G13
6.1.4. Vergleich: Kombination aus Gehen und Aufenthalt an einem Platz
In beiden Bedingungen finden die Teilnehmenden ihre eigene Art, sich im Wald aufzuhalten,
sei es am eigenen Platz oder auf dem selbst gewählten Pfad. Die Spaziergehenden
beschreiben, was ihnen die Bewegung ermöglicht, zum Beispiel sich treiben zu lassen aber
auch bestimmte Bereiche beabsichtigt aufzusuchen oder die Geschwindigkeit so zu wählen,
dass sie Phänomene in der Umgebung besser wahrnehmen können. Sie genießen die
Freiheit, in jedem Moment neu entscheiden zu können und ihren Impulsen nachzugehen. Die
sitzenden Personen bauen hingegen eine intensivere Bindung zu ihrem Platz auf, was nur
durch den längeren Aufenthalt an demselben geschieht. Der Platz und dessen subjektive
Bedeutung stehen eindeutig im Mittelpunkt des Erlebens. Bei einem Spaziergang findet sich
keine vergleichbare Zugehörigkeit.
In beiden Bedingungen strebten die Teilnehmenden eine Kombination aus Bewegung und
körperlicher Ruhe an: Wer ging, blieb immer wieder an interessanten Stellen stehen oder
setzte sich zwischendurch. Wer saß, ging zumindest eine Weile zum Platz und manche
wechselten diesen nach einiger Zeit noch einmal. Die Missachtung der exakten
Aufgabenstellung stellt zwar eine Herausforderung für die Analyse dar, gibt aber auch
Hinweise auf die Bedürfnisse von Menschen beim Naturerleben, nämlich sich sowohl zu
bewegen als auch ruhige Phasen zu genießen.
28
6.2. Wahrnehmung und Aufmerksamkeit
Dieser Bereich behandelt die Wahrnehmung mit den Sinnen und Prozesse der
Aufmerksamkeit. Die Teilnehmenden schilderten zum Teil ausführlich, was und wie sie
wahrnahmen und dabei empfanden. Die Wichtigkeit der Aufmerksamkeit wurde bei der
Analyse zunächst bei den Sitzenden erkannt. Anschließend wurden Parallelen bei den
Spaziergehenden untersucht.
6.2.1. S Bewusst die Perspektive wechseln und Details wahrnehmen
Indem Personen an ihrem Platz ihre körperliche Position veränderten oder ihren Fokus auf
verschiedene Objekte richteten, erzielten sie aktiv einen Perspektivwechsel. Zwischenzeitlich
richteten sie ihre Aufmerksamkeit auch bewusst auf eine Sinnesmodalität und erst später auf
eine andere. Vorrangig schlossen sie ihre Augen, um die Geräusche in der Umgebung stärker
wahrnehmen zu können.
Ich habe, aus unterschiedlichen Positionen/Perspektiven, die Natur
beobachtet. Hierbei hatte ich phasenweise einen unterschiedlichen Fokus
zum Beispiel auf dem Rücken liegend, Blick ins Blätterdach. Einfall des
Sonnenlichts auf das Blätterdach. Oder auf dem Bauch liegend, direkt im
Laub vor mir kleine und immer kleinere Tiere. Sitzend in die Tiefe des Walds
schauend, Vögel die an Baumstämmen hochklettern.
Zwischendurch habe ich auch die Augen zu gemacht und ganz bewusst
gelauscht, dem Vogelgesang und dem Brummen von Insekten.
Teilnehmerin S15
Bemerkenswert ist außerdem ihr Bedürfnis, möglichst genau zu betrachten und aufmerksam
zu lauschen. Dabei zeigten die Teilnehmenden eine hohe selbstberichtete Konzentration. Sie
erkannten Vielfalt in den Details und zeigten sich überrascht, weil sie die Fülle an Reizen nicht
erwartet hatten. Dieses Erstaunen wurde häufig durch die Betrachtung von kleinen
Lebewesen auf dem Waldboden ausgelöst.
Zu Beginn habe ich meine Augen geschlossen und versucht, der Natur um
mich herum aktiv zuzuhören. Ich habe mich darauf konzentriert, wie viele
verschiedene Geräusche ich höre und wo ich diese zuordnen würde. Nach
einiger Zeit habe ich auf einen Punkt am Boden geschaut und gestaunt für
29
wie viele verschiedene Tiere dieser ein Lebensraum ist. Auch das Blätterwerk
der Bäume, die verschiedenen Formen und Farben der Blätter waren
wunderschön zu betrachten.
Teilnehmerin S11
6.2.2. G Beiläufig die Perspektive wechseln und die Gegend überblicken
Beim Gehen wechselte sich die Perspektive automatisch und wiederholt, weil sich die
Personen durch das Gebiet bewegten. So sahen sie verschiedene Stellen, nahmen
unterschiedliche Blickwinkel ein und konnten landschaftliche Vielfalt im Gebiet entdecken.
Meine Umgebung war toll. Ich habe den Boden mit dem alten Laub und die
Baumspitzen mit dem frischen Grün intensiv erlebt. Der Gesang der Vögel,
die warme Luft, das Leben in der Umgebung, toll! In einer großen Pfütze
waren Wasserläufer, Wasserkäfer und Molche. Zwei unterschiedliche Libellen
und ein Rotkehlchen sah ich auch. Außerdem habe ich einen Grashalm
gesehen, der war so groß wie ich.
Teilnehmerin G12
Dies wirkte sich wiederum auf ihre Gedanken aus. Die Wahrnehmung der vielfältigen
Umgebung schien es einigen Teilnehmenden zu erleichtern, sich von persönlichen Problemen
zu distanzieren und einen anderen Blickwinkel einzunehmen.
Ich habe mich gefragt, warum ich einen solchen Weg nicht schon vorher mal
gegangen bin, und dass ich am liebsten mit einem Rucksack noch lange
weitergegangen wäre.
Außerdem habe ich ein „hausgemachtes“ Problem als völlig irrelevant
gesehen.
Teilnehmerin G04
Manche interessierten sich für die Perspektive des Waldes zum Beispiel auf ihre Anwesenheit
oder sie versuchten spontan, sich in einen Baum einzufühlen. Erlebnisse im Wald bezogen sie
auf ihr Leben und konnten manche Zusammenhänge daraufhin besser überblicken.
Ich bin aus einem steilen, unbefestigten Waldbereich, der mit starkem
Astwerk bewachsen war in eine Richtung gegangen, in der ich einen Weg
vermutete. Die Vermutung bestätigte sich und ein sonniger Weg tat sich auf.
Ich zog sofort Parallelen zum Leben
30
Ich war sicher, dass ich einen Weg finden würde.
Im weiteren Verlauf habe ich in jedem Streckenabschnitt weitere Parallelen
entdeckt. Hell, dunkel, steil, flach, breit, schmal, falsche Richtung, Umkehr,
auf dem Weg, abseits des Weges
Teilnehmer G17
6.2.3. S Faszination spüren
Manchmal lag ein Objekt im Blickfeld (seltener wurde ein Geräusch wahrgenommen), das
objektiv zwar unauffällig wirkte, subjektiv aber besonders hervorstach. Sofort zog es die ganze
Aufmerksamkeit einer teilnehmenden Person auf sich. Ein solches Erlebnis von Faszination
wurde positiv bewertet und wirkte nachhaltig auf die Wahrnehmung, die Gedanken und
Gefühle, weil diese anschließend verändert erlebt oder behandelt wurden.
Ein herunterfallendes Blatt, das war ein besonders bedeutsamer Moment. Ich
habe keine Bewegung sonst wahrgenommen (bis auf Mücken) und das Blatt
bewegte sich ganz langsam direkt links neben mir und glitt auf den Boden.
Das Blatt steht für mich als Synonym für Abschied, aber im positiven Sinne.
Es steht auch für Leben und die Endlichkeit. Und wie leicht der Übergang von
Leben (Blatt mit Baum verbunden) und das Gleiten auf die Erde sein kann
und wie dann wieder eine Verbindung zum Boden aufgebaut wird und der
Kreislauf weiter geht.
Teilnehmerin S12
6.2.4. G Fasziniert Erkunden
Faszinierende Erlebnisse beim Spaziergang weckten kurzzeitig die Neugier und führten zu
spontanen Impulsen oder Vorhaben, denen sofort nachgegeben wurde. Vorrangig wurden
ansprechende Objekte wie Baumstämme oder Fundstücke wie Äste oder Zapfen mit den
Händen erkundet. Die Teilnehmenden reagierten mit ihrem Körper und interagierten mit der
Umgebung.
Beim Spaziergang durch den Wald habe ich meinen Blick bewusster als sonst
schweifen lassen, mehrmals tief geatmet, besonders geschärft war das
Hören. Die zahlreichen Vogelstimmen habe ich bewusst wahrgenommen,
Schmetterlinge beobachtet. Ich hatte das Bedürfnis unterschiedliche Bäume
zu berühren, zu spüren-rau, kalt, warm. Die Blätter zu betrachten.
Zwischendurch habe ich Stöcke aufgehoben, Blätter erfühlt, winzige Blumen
31
entdeckt und mich an der Schönheit der Natur erfreut.
Ich fühlte mich mit der Natur verbunden. Zwischendurch habe ich mich
gesetzt, um noch aufmerksamer zu sehen, zu beobachten zu hören- Große
Baumstämme lockten mich, um darauf zu balancieren.
Teilnehmerin G07
6.2.5. SG Mit Augen und Ohren genießen
Das Blätterdach und das Sonnenlicht wurden von Studienteilnehmenden als besonders
ästhetisch beschrieben. In herausragender Weise genossen diese, den vielfältigen
Vogelgesang zu hören. Es half dabei, den Alltag hinter sich zu lassen und sich auf den Wald
einzustimmen, weil die Vogelstimmen offenbar mit Natur assoziiert wurden. Die Personen im
Sitzen schlossen auch die Augen, um den Vögeln noch aufmerksamer zu lauschen.
Für mich war der Moment besonders bedeutend, als ich bemerkt habe, dass
ich die Verkehrs- und Alltagsgeräusche kaum noch bis gar nicht
wahrgenommen habe. Die herrlichen Klänge des Waldes, vor allem das
Vogelgezwitscher, haben auf mich sehr entspannend/beruhigend gewirkt.
Teilnehmerin G14
Als ich so weiter den Weg nach oben gegangen bin, die fast letzten
Sonnenstrahlen zu sehen und die Wärme zu fühlen. War das nach dem
heutigen eher grauen Tag ein sehr schönes Gefühl.
Teilnehmerin G02
Indem die Sinne mit der Zeit feiner wahrnahmen, wurden mehr Einzelheiten beziehungsweise
die Vielfalt dieser in der Umgebung wahrgenommen. Damit ging auch eine zunehmende
Wertschätzung für die erkannte Vielfalt des Waldes einher.
Die wachsenden Gerüche (feuchter, modriger, Blütendüfte) und Geräusche
(Vogel, Mäuse im Laub, Mücke) wurden in ihrer jeweiligen Intensität mehr
wahrgenommen, da die Aufmerksamkeit weniger nach innen oder auf
intensivere Reize (Flugzeug, [Blasmusik aus der Stadt]) gerichtet ist.
Teilnehmer G19
6.2.6. Vergleich: Bewusstere Wahrnehmung an einem Platz
Im Allgemeinen schien die Sinneswahrnehmung für die Personen an einem Platz wichtiger zu
sein als für die Menschen auf einem Spaziergang. Letztere hatten viele
32
Gestaltungsmöglichkeiten, wohingegen die Aktivitäten im Sitzen von vornherein begrenzt
waren. Dies zeigte sich auch in der unterschiedlichen Reaktion auf faszinierende Erlebnisse.
Sitzende Personen nahmen kleinere Einzelheiten wahr, beeinflussten bewusster, worauf sie
ihre Aufmerksamkeit richteten und reflektierten ihr Wahrnehmen sogar auf einer Meta-Ebene.
Man könnte schließen, dass die Wahrnehmung auf einem Spaziergang eher beiläufig
geschieht, wohingegen sie im Sitzen eine Absicht voraussetzt und aktiver umgesetzt werden
muss.
Nichtsdestotrotz wurde in beiden Bedingungen auf die Sinneswahrnehmung geachtet und die
natürliche Umgebung genossen. Faszinierende Erlebnisse wurden von vielen Teilnehmenden
berichtet.
6.3. Der Wald als Erholungsort
Dieses Oberthema widmet sich den insgesamt positiv berichteten Auswirkungen des
Aufenthalts im Wald, darunter vorrangig Ruhe und Entspannung. Es zeugt von einer
grundsätzlichen Affinität der Menschen zur Natur. Das urbane Leben wird den Prozessen in
der Natur meist gegenübergestellt.
6.3.1. S Raus aus dem Alltag, um im Wald anzukommen!
Sich von Gedanken an den Alltag, bestimmten Aufgaben oder Erlebnissen zu lösen, brauchte
eine gewisse Zeit. Die Teilnehmenden unterschieden sich darin, wie aktiv und bewusst sie
dies beeinflussten oder ob sie es lediglich wahrnahmen.
Das Heraustreten aus dem Alltag ist ein gutes Symbol dafür, den ganzen
Ballast hinter sich zu lassen und Dinge mit Gelassenheit und gewissem
Abstand zu betrachten.
Teilnehmerin S17
Ich habe etwas Zeit gebraucht, um zur Ruhe zu kommen (ca. 15 min).
Danach habe ich mich sehr ruhig gefühlt und versucht, bewusst
wahrzunehmen. Am Anfang habe ich versucht, mir für meine Gedanken ein
Thema zu suchen, irgendwann habe ich dann die Gedanken einfach selbst
kommen & gehen lassen. Ich habe allerdings weiterhin versucht, "planerische
& organisatorische" Gedanken auszublenden.
Teilnehmerin S15
33
Einige beschrieben einen längeren Prozess des Ankommens im Wald. Die Beschäftigung mit
dem Alltag nahm ab und an ihre Stelle trat das Erleben im Wald. Diese prozesshafte
Veränderung wurde als Kontrast oder Entwicklung anhand bestimmter Zeitausdrücke
dargestellt: „Am Anfang (Alltag, Ich)…Später/Am Ende (Wald)…“ oder „mit der Zeit“
anfangs -> Sorgen, Menschen, Alltagsgeschehen
später? Ich war halt im Gespräch mit den Bäumen und in der Freude über die
Käfer und Krabbeltiere…
Teilnehmerin S16
Andere gaben einen bestimmten Moment an, häufig nach 15-30 Minuten, in dem sie plötzlich
das Gefühl hatten, ganz im Wald „angekommen“ zu sein. Aus den Antworten gehen
vorangegangene Erlebnisse oder Tätigkeiten hervor, die dies vermutlich förderten. Vom Alltag
Abstand zu nehmen, sowohl räumlich als auch kognitiv, ging diesem Eindruck grundsätzlich
voraus. Auch Erlebnisse, die Teilnehmende berührten, weil sie beispielsweise ein
Verbundenheitsgefühl auslösten, bewirkten eine spontane Fokussierung auf das Hier und
Jetzt. Besonders löste auch das Finden des eigenen Platzes das Gefühl aus, angekommen zu
sein.
Ich war den ganzen Tag unterwegs und hatte keine Pause. Im Wald habe ich
mir einen Platz gesucht an dem man die Sonne noch gesehen hat. Ich habe
einen wunderbaren Platz gefunden. Dort habe ich mich auf meiner Decke
hingelegt, die Augen geschlossen und viele Gedanken gingen mir durch den
Kopf- auf einmal nach ziemlich genau ½ h setzte ich mich auf und war ganz
klar im Kopf. Das war ein schöner Moment.
Teilnehmerin S02
6.3.2. S Zeit und Ruhe für mich allein
Der Aufenthalt an einem Platz bewirkte Entspannung und eine innerliche Ausbreitung von
Ruhe. Für die Erholung in dieser Stunde ohne Anforderungen waren die Teilnehmenden sehr
dankbar. Dabei waren sie sich der zeitlichen Dauer, die ihnen dafür zur Verfügung stand,
bewusst und wertschätzten die „Stunde für sich“.
Sie empfanden es so, als strahle der Wald eine gewisse Ruhe aus und diese übertrage sich
auf die Menschen (siehe 6.1.2.3. Umgebungsmerkmale wirken auf inneres Erleben). Manche
spürten das intensiv und bemühten sich, diese Ruhe um sie herum bewusst in sich
aufzunehmen, zum Beispiel über den Atem.
34
Ich hatte am Anfang Schwierigkeiten abzuschalten, mich zu konzentrieren. Im
Laufe der Zeit bin ich ruhiger geworden und habe Kraft "eingesogen"
Teilnehmerin S12
Die Entspannung trat auf, wenn sie sich hinlegten, für einen Moment die Augen schlossen, die
frische Luft genossen und daraufhin besser und ruhiger atmen konnten oder körperlich Wärme
empfanden. Worauf genau diese Erholung zurückzuführen war und wie aktiv die
Teilnehmenden sie anstrebten, variierte in den Aussagen stark. Entscheidend war, dass sie
sich an ihrem Platz sicher fühlen konnten, weswegen einige zuerst Maßnahmen ergriffen, um
sich einen Schutzraum zu schaffen (siehe 6.1.2.2. Schönheit und Schutz).
1.Neugier, Erkundungsinteresse
[…]
3.nach Ankommen am Platz zunächst körperliche Bedürfnisse Durst,
Halstuch, Bonbon
4.Ruhelosigkeit, da mein Alltag so busy ist
5.Wald wahrgenommen immer bewusster, besonders das Grün war gut
6.Geborgenheit durch mich umgebende schützende Pflanzen (Halbrund mit
Sicht auf Platzareal), weiches Moos, Ruhe und Vogelgesang
7.diese Ruhe und Geborgenheit habe ich eingeatmet und die frische, feuchte
Luft genossen, wollte alles einsaugen, verinnerlichen, mitnehmen
Teilnehmerin S17
Bemerkenswert war eine Abfolge von drei Phasen: Die Teilnehmenden begannen ihre Zeit im
Wald in Unruhe oder sogar Stress, bewirkt durch vorangegangene Erlebnisse am Tag. An
ihrem Platz entspannten sie sich dann. Zuletzt empfanden sie wieder Tatendrang, was sich
innerlich als Langeweile oder äußerlich in Bewegungsimpulsen zeigte. Dieser Verlauf wurde
teilweise vollständig beschrieben, teilweise nur als Veränderungen von der einen zur anderen
Phase. Niemand ließ jedoch die Entspannungsphase aus.
Unruhe Stress -> Ruhe/Wärme -> möchte wieder aktiv sein!
Teilnehmerin S13
6.3.3. S Reflektion über das eigene Leben
Im Zuge einer bewussten gedanklichen Auseinandersetzung mit dem eigenen Leben
erinnerten sich die Teilnehmenden an vergangene Erlebnisse, die im weitesten Sinne in
Wäldern oder anderen natürlichen Umgebungen stattgefunden hatten. Sie beschäftigten sich
35
mit subjektiv relevanten aktuellen Themen und erkannten beispielsweise, was ihnen wichtig ist
oder gut tut. Die Vorstellung davon, wie sie in den nächsten Jahren leben möchten, führte bei
einigen dazu, bestimmte Verhaltensweisen oder Aspekte ihres Lebens verändern zu wollen.
Ich habe mich mit meinem Alter auseinander gesetzt (ich bin kürzlich 40
geworden ;-) ) und habe versucht, meine Persönlichkeitsentwicklung zu
betrachten bis zur 40-und wie bin ich jetzt? Bin ich jetzt anders? Was habe ich
bis jetzt gelernt? Jetzt, wo ich 40 bin, könnte ich endlich mal...
Ich habe auch daran gedacht, dass man eigentlich viel öfter Mal einfach für
ein Stündchen in den Wald gehen sollte!
Teilnehmerin S15
6.3.4. G Einfach glücklich sein
Die Spaziergehenden bemerkten, dass sie zunehmend ruhiger und gelassener wurden und
sich immer wohler fühlten. Sie hatten Gelegenheit, gedanklich vom Alltag „abzuschalten“, ihrer
Sinneswahrnehmung mehr Beachtung zu schenken und spontanen Impulsen zu folgen (siehe
6.2.4. Fasziniert erkunden). Indem sie mit der Zeit langsamer gingen und auch unbefestigte
Pfade wählten, passten sie ihre Weise, zu gehen, an die natürliche Umgebung an (siehe
6.1.3.1. Langsamer werden). Somit ließen sie teilweise auch ihre gewohnte alltägliche Art,
sich schnell fortzubewegen und Entscheidungen zu treffen, hinter sich und empfanden dies
als befreiend.
Ich kam von der Arbeit und war noch sehr angespannt. Mit jedem Schritt und
neuen Impulsen wurde ich ruhiger und gelassener. Auf dem Rückweg ging ich
einen Berg runter- breitete meine Arme aus- und fühlte mich wohl. Das
Erleben im Wald wurde mit der Zeit immer intensiver.
Teilnehmerin G12
Die Personen erkannten durch ihr Erleben im Wald spontan, was ihnen in ihrem Leben wichtig
ist. Sie waren verblüfft, wie leicht es ihnen fiel, beim Spaziergang glücklich zu sein und wie
wenig materielle Dinge sie dafür brauchten.
Es war so, wie wenn man nach der Arbeit nach Hause kommt zum
Ausruhen.[…] Erleichtert- man kann so einfach glücklich werden. Ich bin nur
spazieren gegangen, habe sonst nichts gemacht.[…] Wie schön, wenn man
von allem weg ist und trotzdem ist es schön.
36
Du hast nichts mit [genommen] aber brauchst auch nichts.
Die Minuten kann man einfach genießen.
Teilnehmerin G10
Es kommt natürlich immer wieder die Frage im Leben, was ist wirklich wichtig.
Ich weiß natürlich wie sehr mir der Kontakt zur Natur gut tut. In der
Verbundenheit zur Natur fühle ich Großes und die unglaubliche Liebe des
Lebens.[…]Meine Zeit habe ich damit verbracht, den Wald zu genießen und
Freude am "sein" zu haben. Meine Verbindung zur Natur war eine große
Dankbarkeit. Tiere leben, Bäume leben und wir Menschen leben- und wollen
immer mehr. Das Sein war mir wichtig.
Teilnehmerin G12
Für ihre Erlebnisse, Erkenntnisse und Fundstücke wie Zapfen waren die Teilnehmenden sehr
dankbar. Manche beschrieben, dass sie durch die Interaktion mit dem Wald wieder zu sich
selbst gefunden hätten und bewerteten dies positiv. Sie schrieben der Natur zu, ihnen diese
Erkenntnisse vermittelt zu haben. Kontakt mit der Natur aufzusuchen und zu pflegen,
beispielsweise durch Waldspaziergänge, erschien ihnen als großer Beitrag zum Glücklichsein.
Die Natur schenkt mir stets, auch heute schöne Dinge für´s Auge (bemooste
Rinde und auch die schöne Feder) und für die Seele. Ruhe, friedvolle Stille
und lauschen[…]klar [würde ich die heutige Erfahrung wiederholen]! Weil es
eine Zeit ist, um bei sich anzukommen, Dinge für sich zu klären, zu
entspannen, aufzutanken, zu sein!
Teilnehmerin G13
6.3.5. SG Die Natur ist ein Geschenk an die Menschen
Die Natur im Allgemeinen wurde als besonders wertvoll und schützenswert angesehen und
auch der Wald sei ohne menschliche Einflussnahme gut, so wie er ist. Manche bezeichneten
ihn als zu Hause oder persönlichen Ort für Einkehr. Es bestehe jederzeit die Möglichkeit, den
Wald aufzusuchen, zu genießen und für das eigene Wohlbefinden zu nutzen. In diesem
Zusammenhang wurde die empfundene Ruhe oder Stille dort betont, die den Aussagen
zufolge maßgeblich zur Erholung beitrug. Die Teilnehmenden nahmen die Natur und deren
positive Wirkungen als ein Geschenk an die Menschen wahr und äußerten große Dankbarkeit.
Außerdem fiel ihnen auf, dass sie zu selten in der Natur seien und sie nahmen sich vor, dies in
37
Zukunft häufiger bzw. regelmäßiger zu tun. Sie waren motiviert, die positive Erfahrung des
ruhigen Sitzens oder gemütlichen Gehens zu wiederholen und weiterzuempfehlen.
Ich bin einfach dankbar dafür, dass ich zu jeder Zeit in den Wald oder die
Natur gehen kann und sie genießen und dort Kraft tanken kann.
Teilnehmerin G02
Ich erlebe den Wald als eine Art von Zuhause, als eine Ruhestätte, als ein Ort
der mich "erdet"!
Teilnehmerin S09
6.3.6. SG Störfaktoren
In erster Linie wurden zivilisatorische Aspekte als störend erlebt: Die Gehenden fanden, im
Wald seien zu viele Menschen oder menschliche Artefakte, er sei zu stark kultiviert und das
Gebiet zu begrenzt. Verkehrs- und andere Stadtgeräusche beeinträchtigten in beiden Gruppen
das Naturerleben. Darüber hinaus stellten Gedanken an den Alltag vor allem zu Beginn ein
Hindernis dar, das es zu überwinden galt. Wer von den Gehenden bereits vorher körperliche
Beschwerden hatte, musste darauf Rücksicht nehmen, der Spaziergang wirkte sich aber nicht
negativ auf das Körperempfinden aus. Unter den Sitzenden hätte manche Sitzgelegenheit
optimiert werden können, einige vertraten sich zwischenzeitlich die Beine. Manche
Teilnehmenden fanden die Mücken lästig, waren allerdings auch überrascht, von den Insekten
kaum beachtet zu werden. Insgesamt wurden diese Aspekte zwar als störend bezeichnet,
schienen das Naturerleben jedoch nur geringfügig zu beeinträchtigen.
6.3.7. Vergleich: Beide Bedingungen erleben Erholung auf ihre Weise
Beim Vergleich beider Bedingungen fällt auf, dass der erholsame Wald und die schöne Natur
grundsätzlich als Gegensatz zum hektischen von Menschen gestalteten Alltag bewertet
wurden. Was die Teilnehmenden besonders an ihrem Aufenthalt im Grünen schätzten, v.a.
Ruhe und Entspannung, Schönes bestaunen und sich lebendig fühlen, das fehlte ihnen
offenbar in der alltäglichen städtischen Umgebung, die am Tag der Studienteilnahme eher mit
ihren störenden Geräuschen und Gedanken wahrgenommen wurde. Insofern haben beide
Bedingungen gemeinsam, dass sie Dankbarkeit für die Auszeit und den Wald als Ort für
Wohlbefinden hervorriefen und die Motivation förderten, die gemachte Erfahrung zu
wiederholen und häufiger natürliche Umgebungen aufzusuchen.
38
Von Erkenntnissen dieser Art, sowie von weiteren persönlichen Erkenntnissen waren die
Personen in beiden Bedingungen überrascht. Auf einem Spaziergang traten sie allerdings
spontan auf, zum Beispiel beim Anblick eines Baumes, wohingegen sie beim Sitzen bewusst
durch Reflektion herbeigeführt wurden.
Einen weiteren Unterschied stellt die Genauigkeit der Beschreibungen dar. Wer einen
Spaziergang machte, drückte knapp und generalisiert aus, dass die Bewegung in der schönen
Umgebung wohltuend war und genossen wurde. Die Personen der anderen Bedingung,
schilderten ausführlich, wie sie den Alltag innerlich losließen und wie sie den Prozess des
Ankommens wahrnahmen. Für die Personen an einem Platz nahm die Wahrnehmung der
unmittelbaren Umgebung eine entscheidende Funktion für das innerliche Ankommen im Wald
ein (siehe 6.2. Wahrnehmung und Aufmerksamkeit). Außerdem schien ihr Zeitempfinden
ausgeprägter zu sein, weil sie entsprechende Ausdrücke bzw. einen zeitlichen Verlauf an
verschiedenen Stellen erwähnten. Es ist denkbar, dass die konstante äußere Situation die
Aufmerksamkeit für Veränderungen erhöht.
6.4. Die Beziehung von Mensch und Wald
Dieser Bereich befasst sich damit, wie Teilnehmende den Wald und ihre individuell
empfundene Beziehung mit der Natur charakterisieren. Darüber hinaus gibt es auch
Ansichten, die sich auf die Beziehung von Natur und Menschen im Allgemeinen beziehen.
6.4.1. G Der Wald ist ein guter Mensch
Unter den Spaziergehenden gab es die Tendenz, dem Wald menschliche Eigenschaften
zuzuschreiben. Überwiegend handelte es sich um gesellschaftlich angesehene Merkmale und
insgesamt zeugten die Antworten von großem Respekt dem Wald gegenüber.
6.4.1.1. Der Wald ist ein offenherziger Gastgeber
Der Wald wurde mit anderen Räumen verglichen, die von Menschen gebaut werden und in
denen sich Menschen aufhalten. Doch verstanden Teilnehmende den Wald nicht nur als Ort,
sondern darüber hinaus auch als einen Gastgeber, der zu einem Ort einlädt. Sie bezeichneten
sich selbst als Gast und fühlten sich eingeladen und willkommen. Dafür waren sie dankbar
und zeigten sich manchmal überrascht.
39
Ich würde eher sagen, ich war Gast/Besucher. Der Wald hat mich in seinem
Haus empfangen.
Teilnehmer G17
6.4.1.2. Der Wald ist ein guter Freund
Einige Personen sahen den Wald als Freund an. Typische Merkmale einer Freundschaft
wurden beschrieben, zum Beispiel Freude beim Wiedersehen oder das Gefühl, bedingungslos
akzeptiert zu werden.
Ich bin auf einen mir bekannten Weg gestoßen und da wusste ich sofort, dass
ich die große und sicherlich auch alte "Wurzelbuche" besuchen will. Auf dem
Weg dorthin bin ich traurig geworden, obwohl ich keinen besonderen Anlass
hatte. Als ich bei ihr angekommen war, hatte ich das Gefühl eine alte Freundin
wiederzusehen und vor ihr keine Geheimnisse haben zu brauchen. Ich konnte
meine Traurigkeit zeigen und zulassen. Das habe ich bisher bei keiner meiner
menschlichen Freundinnen getan! Schön, dass der Baum für mich da war und
ist![…] Der Wald nimmt mich so, wie ich bin. Ich brauche meine Gefühle nicht
zurückhalten.
Ich bin ein Teil von ihm, obwohl ich ein Mensch bin. Ich bekomme Trost und
ich bin dankbar für die Mut machenden Worte. Ich komme wieder bei mir an,
wenn ich mich auf ihn einlasse und mit ihm schwinge.
Teilnehmerin G13
Sowohl diejenigen, denen der Wald bereits vertraut war, als auch diejenigen, die bisher kaum
Kontakt mit Wäldern hatten, empfanden den Wald als freundlich und äußerten den Wunsch,
die Beziehung durch häufigere Besuche zu intensivieren. An einigen Stellen wurde der Wald
auf eine Art beschrieben, die ebenfalls auf das Leben der jeweiligen teilnehmenden Person
zutrifft.
ganz neu, unbekannt. Wenn man Jemanden sieht, der so nett ist, mit offenen
Armen, ich freue mich, den kennenzulernen. Ich war schon 3 oder 4 Jahre
nicht mehr im Wald.
Teilnehmerin G10
In der letzten Zeit war ich viel zu wenig in diesem Wald. Es gibt ja immer
tausend Gründe. Das wird sich auf jeden Fall ändern- Ich will meine
40
Beziehung zu diesem Wald wieder in tiefe Freundschaft und Dankbarkeit
weiterleben.
Teilnehmerin G12
6.4.2. S Der Wald ist ein System
Die Personen an einem Platz nahmen den Wald als System wahr, bestehend aus vielen
Mitgliedern und deren Beziehungen untereinander. Sie betrachteten entweder mit einer
distanzierten Haltung oder empfanden sich als zugehörig.
6.4.2.1. Ich betrachte den Wald unbeteiligt
Wer an einem Platz saß, bezeichnete sich selbst als die Komponenten und Prozesse des
Waldes von außen betrachtend. Insekten, Pflanzen und Umgebungsmerkmale wurden
intensiv beobachtet. Das entstehende Gesamtbild erschien den Teilnehmenden als Einheit,
der sie selbst jedoch nicht angehörten.
Ich habe mich als Besucher gefühlt. Wie in einer fremden großen Stadt, es
gibt Menschen, die etwas von dir möchten (Mücken) und es gibt einen großen
Teil Menschen, die ihren normalen Alltag weiterleben, den meisten
Lebewesen schien es egal, dass ich dort bin, ein paar haben mich
angeschaut, sich auf mich gesetzt, doch im Großen und Ganzen ging alles
einem Lauf, der auf mich wirkte als ob er ohne mich genauso stattgefunden
hätte.
Teilnehmer S07
6.4.2.2. Ich bin ein kleiner Teil im großen Wald
Andere Personen fühlten sich dem System Wald angehörig. Es wurde ihnen bewusst, wie
wenig bedeutsam sie für sich genommen in Relation zu diesem großen System waren, in dem
alles miteinander zusammenhängt. Sie empfanden daraufhin Ehrfurcht und begegneten
anderen Teilen des Waldes, zum Beispiel Bäumen oder kleinen Tieren, auf Augenhöhe.
Ich habe mich als Teil des Waldes gefühlt, immer mehr. Mir ist meine
Wertschätzung gegenüber der Natur u. des Waldes klar geworden und das es
ein Geben und Nehmen ist, wenn man sich in der Natur bewegt. Die
Bäume/Natur haben mir viel Kraft u. Ruhe gegeben. Und mir ist klar, dass ich
in dem System nur leben kann, wenn ich mich in dieses System einordne.
Teilnehmerin S05
41
Ich lebe mit dem Wald am Gartenzaun und gehe durch ihn fast täglich. Ich
möchte mehr IM Wald sein, mit der Natur sein. Nicht nur bewundern, auch
sein!!
Teilnehmerin S16
6.4.3. SG Ehrfurcht
Die Natur wurde vielfach als schön bewundert und auch die Natur als Ganzes wurde als
mächtig und weise angesehen und löste Ehrfurcht aus. Selbst in kleinen Beobachtungen
entdeckten die Teilnehmenden Kräfte oder Prinzipien des Lebens und bestaunten
„Naturgewalten“.
Als ich auf eine Lichtung kam, an der man einige umgestürzte Bäume liegen
sah. Zum einen war es beeindruckend wieviel Kraft ein Sturm aufbringen
muss, um die Bäume umzuwerfen. Zum anderen, wie schnell neue Pflanzen
(v.a. Bäume) sich schon wieder "auf den Weg gemacht" groß und stark zu
werden. Außerdem fiel mir auf wie groß und weit verwurzelt so ein
Wurzelkeller ist und wieviel Kraft ich als Kind aufgebracht haben muss, als ich
Löcher in den Waldboden gegraben habe, um dort "Buden zu bauen."
Teilnehmer G16
Natur ist wie ein Mensch, kann auch aggressiv werden. Ruhig und nett und
aggressiv. Dahinter stehen viele Dinge, wie bei einem Menschen. Hat der
Sturm mit Menschen zu tun? Können wir was dagegen tun? Oder ist es
besser, wenn die Menschen die Natur in Ruhe lassen? Der Wald ist auch
alleine gewachsen.
Teilnehmerin, G10
Gegenüber dem Wald empfanden sie eine große Wertschätzung und behandelten seine
Bestandteile respektvoll. Sie nahmen die Perspektive der Tiere und Pflanzen ein und
bemühten sich, diese möglichst nicht zu stören oder zu verletzen, indem sie sich ruhig
verhielten, langsam und vorsichtig gingen und insgesamt versuchten, sich einzugliedern.
quasi am Ende des ansteigenden Waldweges eine kleine Lichtung mit
einzelnen Baumstümpfen und kniehohem Farn-Wäldchen; dort trat ich
zwischen einen 3er Baumstamm, um „unterzutauchen“. Bald war das
Vogelgezwitscher (einschließlich eines Spechtes) lauter und vielfältiger als
zuvor, so als hätte „man“ sich an mich „gewöhnt“ (und akzeptiert).[…]
42
Langsam und leise -soweit es ging- gelaufen, tief(er) geatmet, in Richtung des
Spechtes orientiert (um ihn eventuell zu sichten).Offenbar Geruchssinn und
Gehör; aber beim Versuch leise zu gehen zwangsläufig auf alle Geräusche
geachtet (Wald und eigene). Habe versucht, nicht „zu stören“, quasi mich
auch gedanklich „herunterzufahren“
Teilnehmer G19
6.4.4. SG Transzendenz
Wie an einigen Stellen bereits angeklungen, beinhalten die Berichte der Teilnehmenden auch
solche Eindrücke und Erlebnisse, die über die objektiv feststellbare Realität hinausdeuten. Es
scheint gut zu tun, sich nicht nur auf die nüchterne Weltsicht zu beschränken, sondern im
Wald auch andere Empfindungen zuzulassen. Für viele ist diese Erfahrung die erste ihrer Art
und sich ohne Begleitung im Wald aufzuhalten könnte eine Voraussetzung darstellen.
6.4.4.1. SG Schöpfung
Die Bewunderung der Natur und empfundener Schönheit und Größe äußerte sich bei einigen
in Gedanken an bzw. über die Schöpfung.
Eins zu sein mit der Schöpfung (Natur + ich als Mensch)
Teilnehmerin S12
Der Wald als eine natürliche Umgebung stellte für sie einen Raum für Spiritualität dar, wozu
auch die dort gefühlte Ruhe beitrug (siehe Der Wald als Erholungsort). Manche verspürten sie
den Wunsch zu beten und so mit ihrem individuellen Glauben in Kontakt zu kommen.
Glaube, die Natur ist ein Geschenk Gottes an uns. Wir sollten sie sehr nutzen,
sie öfter aufsuchen, vor allem um in die Ruhe zu kommen, denn nur so
können wir tiefgreifend mit der Spiritualität in Kontakt kommen.
Teilnehmerin S17
Auch der Natur selbst wurden übergeordnete Kräfte zugeschrieben. Die Benennung variierte
sprachlich, scheint inhaltlich aber große Ähnlichkeiten aufzuweisen. Die Personen empfanden
Dankbarkeit und Ehrfurcht.
Mein Spaziergang war eine Sinnerfahrung, in der nur das leichte
windbewegte Blatt auf Kräfte aufmerksam machte, die außerhalb dieser
Einheit von Natur und Licht lagen.[…] In dieser Symbiose von Wald, Licht,
43
Schatten, Schweigen und Ruhe, die miteinander verwoben wurden, habe ich
vor allem die Einheit dieser Einzelkomponenten empfunden.[…] Ich habe die
Natur als Ganzes erlebt und eine Zeitlosigkeit durchschritten
Teilnehmer G18
6.4.4.2. G Wendepunkte der Zugehörigkeit
Die Personen auf einem Spaziergang schildern bestimmte Momente als besonders intensiv
und bedeutsam. Sahen sie sich anfangs von der Natur getrennt, veränderte sich diese
Wahrnehmung plötzlich durch ein individuelles Erlebnis, wodurch sie sich dem Wald zugehörig
fühlten. Diese spontan auftretende Realisation von Verbundenheit mit der Natur wurde häufig
von weiteren positiven Gefühlen wie Geborgenheit, Willkommen sein und Ehrfurcht begleitet.
Wie andere persönliche Erkenntnisse trat sie für die Teilnehmenden unerwartet auf (siehe
6.3.4. G Einfach glücklich sein).
Ein Baum lag auf dem Weg, musste darüber steigen. In dem Moment hatte
ich plötzlich das Gefühl, viel mehr Kraft und Willen zu haben im Umgang mit
meiner Krebserkrankung. Bin aufrechter weitergegangen, offener, mit dem
Gefühl, ich schaffe das.[…] Zunächst habe ich mich als Besucher gefühlt, der
einen Raum betritt, mehr oder weniger neutral. Nach dem Moment zugehörig,
als ein Teil.
Teilnehmerin G11
Ich habe mit einem Windhauch die reine Luft wahrgenommen und im
nächsten Moment die großen/riesigen Bäume um mich herum. Ich fühlte mich
auf einmal so willkommen und geborgen. Ich habe mich gefreut und ab dem
Moment irgendwie zugehörig gefühlt. Und wenn es überhaupt so etwas wie
Furcht je gegeben hätte, wäre es weg gewesen.
Teilnehmerin G04
Manche Aussagen legen nahe, dass es sich um eine Fähigkeit handeln könnte, Verbundenheit
zu empfinden. Die Tatsache, dass die Teilnehmenden diesen Naturaufenthalt bewusster und
mit einer offenen Haltung gestalteten, könnte ihnen diese Momente ermöglicht haben.
Der Blick nach oben in den Himmel. Dabei das Grün der sonnendurchfluteten
Blätter zu sehen, fühlte sich gut an. Hielt mich innehalten, wie von selbst
öffnete ich meine Arme, die dann unweigerlich Richtung Himmel ging. Als
öffnete ich mich, um Kontakt nach oben aufzunehmen. Gedanklich habe ich
44
Kontakt zu meiner Familie aufgenommen und meiner verstorbenen Mutter-
lang war der Augenblick nicht, aber schön
Teilnehmerin G07
6.4.4.3. S Kontinuierliche Zugehörigkeit
Die Personen an einem Platz empfanden sich als Teil des Waldes (siehe 6.4.2.2. Ich bin ein
kleiner Teil im großen Wald). Dieser Eindruck war ständig vorhanden oder entwickelte sich im
Laufe eines Prozesses.
Zu Beginn habe ich mich eher als Eindringling wahrgenommen. Doch mit der
Zeit ist meine Ehrfurcht gewachsen und ich konnte mich als Teil einer ganzen
Erde wahrnehmen, verbunden durch die Lebenskraft & die Luft die wir atmen.
Teilnehmerin S11
Einige Berichte lassen darauf schließen, dass die Personen zunächst eine Verbindung zu sich
selbst herstellten, indem sie auf ihre Wahrnehmung achteten oder bewusst reflektierten. Wenn
diese Verbindung besteht, scheint es wahrscheinlicher, sich auch mit der Natur verbunden zu
fühlen.
Ich habe meine Zeit mit spüren verbracht und dabei habe ich viel Kraft und
Freude und innere Ausgeglichenheit getankt. über mein Fühlen/Spüren bin ich
in Kontakt zur Natur/Bäumen getreten[…]Besinnung auf das für mich
Wesentliche: Ich habe eine Verbindung zu mir hergestellt und zur
Natur/Bäume. Damit bin ich Teil des Systems geworden
Teilnehmerin S05
6.4.5. Vergleich: Teil des Waldes werden oder bereits sein
Die Beziehung von Teilnehmenden mit der Natur wurde in beiden Bedingungen grundsätzlich
positiv wahrgenommen. Der Wald wurde dabei in vielerlei Hinsicht idealisiert angesehen und
es wurde impliziert, dass Menschen einiges von ihm lernen könnten. Die Menschen
empfanden intensive Gefühle und fühlten sich in existentiellen Fragen angesprochen. Ihren
Erfahrungen maßen sie viel Bedeutung zu.
Die anfängliche empfundene Trennung von Individuum und Natur war besonders bei den
Spaziergehenden bemerkbar, indem sie den Wald vermenschlichten und ihn als Gegenüber
darstellten, dem sie begegneten. Umso mehr Erstaunen riefen die Momente hervor, durch die
sie plötzlich doch eine Einheit empfanden. Die Personen an einem Platz nahmen den Wald
von Beginn an als ein System wahr, dem sie durch ihre Anwesenheit mehr oder weniger
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angehörten. Zu dieser Ansicht kam bei manchen im Laufe der Zeit auch das Gefühl von
Verbundenheit hinzu. Sie berichteten jedoch seltener Momente, in denen das Empfinden von
Verbundenheit unerwartet auftrat.
6.5. Allgemeiner Vergleich der beiden Bedingungen
Das Erleben von Natur und Naturverbundenheit im Sitzen und im Gehen gleicht sich vor allem
in den positiv bewerteten Erfahrungen. Beide Personengruppen empfanden ihren Aufenthalt
im Wald als Erholung vom Alltag, drückten Dankbarkeit für ihre Erlebnisse aus und würden
diese Art des Naturerlebens wiederholen. Anders als bei ihren bisherigen Naturaufenthalten
nahmen sie sich selbst und ihre Umgebung bewusster wahr und hatten teilweise
überraschende Erkenntnisse. Ohne Begleitung zu sein und eine offene Haltung für Eindrücke
einzunehmen schien viele der berichteten Erfahrungen erst zu ermöglichen.
Unterschiede finden sich vorrangig bei der Wahrnehmung. Die Aussagen der Personen an
einem Platz erscheinen differenzierter und ausführlicher, wobei unklar ist, ob dies tatsächlich
auf Unterschiede in der Wahrnehmung zurückzuführen ist oder nur am sprachlichen Ausdruck
liegt. An einem Platz richteten die Personen ihre Aufmerksamkeit bewusst auf sich selbst, ihre
Gedanken und Gefühle und konnten auch Veränderungen über die Zeit hinweg beschreiben,
zum Beispiel Erholung als Prozess oder eine Zunahme von Verbundenheit mit dem Wald.
Indem mehr Zeit an einem Ort verbracht wurde, wurde Details und einzelnen Bäumen oder
Tieren mehr Beachtung geschenkt. Dies führte zu einem intensiven Zugehörigkeitsempfinden
zu diesem Platz.
Auf einem Spaziergang wurden hingegen räumliche Unterschiede bemerkt, indem die
Personen viele Eindrücke an verschiedenen Stellen im Wald sammeln und vergleichen
konnten. Sie nahmen den Wald eher als komplexes Ganzes wahr und charakterisierten ihn
wie eine Persönlichkeit mit menschlichen Eigenschaften. Interessanterweise genossen sie es
besonders, sich treiben zu lassen, neugierig zu entdecken und spontan auf Impulse zu
reagieren. Ihr Kontakt mit der Natur war damit weniger beabsichtigt gestaltet als bei den
Personen im Sitzen. Stattdessen erlebten die Spaziergehenden bedeutsame Momente
unerwartet und vermeintlich ohne eigenes Zutun. Diese Momente veränderten plötzlich und
umfassend ihr Erleben und Verhalten.
46
7. Diskussion
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, inwiefern das Erleben von Naturverbundenheit von
körperlicher Aktivität beeinflusst wird. Dazu wurde eine Feldstudie durchgeführt, bei der sich
die Teilnehmenden der Studie eine Stunde lang im Wald aufhielten und die Natur auf sich
wirken ließen. Sie konnten wählen, ob sie dabei gemütlich spazieren oder entspannt sitzen
wollten. Ihre Berichte wurden qualitativ mittels Thematischer Analyse ausgewertet und
verglichen. Die Ergebnisse sollen im Folgenden in Zusammenhang mit Theorien gebracht
werden. Die Gültigkeit dieser kann mit den hier gewonnenen Erkenntnissen nicht belegt
werden, es sollen lediglich Hinweise auf weiterführende Konzepte angeführt werden.
Insbesondere wird auf die Attention Restoration Theory und das Konstrukt Naturverbundenheit
zurückgegriffen. Anthropomorphismus und Place Attachment werden als zusätzliche
theoretische Konzepte vorgestellt.
7.1. Attention Restoration Theory:
Aufmerksamkeitsprozesse stellten auch in dieser Studie eine Grundlage für das Erleben in der
Natur dar. Die Teilnehmenden berichteten von faszinierenden Erlebnissen, wie sehr sie es
genossen, den Wald und seine Komponenten wahrzunehmen und dass sie die Erfahrung
insgesamt erholte. Dies steht im Einklang mit Aussagen der Attention Restoration Theory
(ART) von Kaplan und Kaplan (1989,1996), die bereits in der Einleitung dieser Arbeit
vorgestellt wurde. Sie besagt, dass anstrengungslose Aufmerksamkeit, wie sie beispielsweise
durch Naturerfahrungen wie in dieser Studie ermöglicht wird, Erholung von der anstrengenden
gerichteten Aufmerksamkeit darstellt. Auch die Kriterien für erholsame Umgebungen, die in
der ART postuliert werden, wurden spontan von den Teilnehmenden angeführt: Die Distanz zu
alltäglichen Aufgaben wurde besonders eindrücklich als wichtiger Faktor benannt. Sich auch
gedanklich davon zu lösen, stellte eine kleine Herausforderung dar und war häufig
entscheidend für das Wohlbefinden im Wald. Die Ausdehnung eines Ortes, sodass er als
Umgebung wahrgenommen wird, war offensichtlich gegeben. Sowohl an einem Platz als auch
auf einem Spaziergang durch den Wald wurde dieser in seiner Vielfalt erkannt. Mit der Zeit
intensivierte sich die Sinneswahrnehmung sogar und kleinere Details oder leisere Geräusche
wurden wahrgenommen. Dies führte dazu, dass die Umgebung sich in den Augen der
Teilnehmenden noch weiter ausdehnte. Auch die Passung von Bedürfnissen der Personen
und Möglichkeiten in der Umgebung, diese zu erfüllen, war gegeben. Obwohl es eine
Einschränkung der Bewegung gab, weil entweder viel oder wenig Bewegung gefordert war,
konnten Teilnehmende entsprechend ihres aktuellen Bedürfnisses wählen, welche Alternative
47
sie umsetzen wollten. Indem die Aufgabenstellung darüber hinaus viel Freiheit ließ, konnte
jede Person nach den eigenen Vorstellungen einen oder mehrere Orte aufsuchen und dort
individuell dafür sorgen, Bedürfnisse zu adressieren.
Als besonders ästhetisch wurde die Vielfalt an Vogelstimmen empfunden. In einer qualitativen
Studie wurde bereits herausgefunden, dass sich Vogelstimmen bei mentaler Erschöpfung
oder Stress als alternativer Fokus eignen, der von aktuellen Problemen ablenken kann
(Ratcliffe, Gatersleben, & Sowden, 2013). Sie stellen außerdem einen leicht zugänglichen
Reiz dar, der in der alltäglichen Umgebung seltener wahrgenommen wird und deshalb
Neuheitswert besitzt. Vogelstimmen unterstützen manche Personen dabei, mit der Natur zu
interagieren beziehungsweise sich stärker mit ihr verbunden zu fühlen.
7.2. Naturverbundenheit
Was in der Literatur bereits als förderlich für Naturverbundenheit angeführt wurde, konnte
auch in dieser Studie gefunden werden. In beiden Bedingungen handelte es sich um
bewusste Interaktionen mit der Natur, weil das Naturerleben beabsichtigt war (Keniger et al.,
2013). Die Teilnehmenden betonten Aspekte von Achtsamkeit, wenn sie ihre Aufmerksamkeit
auf die Wahrnehmung ihrer aktuellen Umgebung richteten. Zusammenhänge von
Naturverbundenheit und Achtsamkeit, sowie selbstreflektiven Gedanken werden in der
Literatur mehrfach aufgezeigt (Howell et al., 2011; Richardson & Sheffield, 2015). Dass
natürliche Umgebungen die Fähigkeit zur Reflektion steigern wurde auch in anderen
Feldstudien gefunden (F. S. Mayer et al., 2009). Schönheit in der Natur zu erkennen stellte für
den Großteil der Teilnehmenden einen wichtigen Faktor für ihr Wohlbefinden dar und regte vor
allem die Spaziergehenden zu einer spielerischen Interaktion an. Auch Zhang et al. (2014b)
betonen die Relevanz von ästhetisch ansprechenden Umgebungen für Naturverbundenheit.
Das Verbundenheitserleben und entsprechende Momente wurden in dieser Studie als
bedeutsam empfunden. Andere Studien legen nahe, dass bedeutungsvolle Naturerlebnisse
(meaningful nature experiences) die Naturverbundenheit steigern können (McDonald et al.,
2009; Zylstra, 2014) und Bedeutung gilt als ein Prädiktor von Naturverbundenheit (Lumber et
al., 2017).
Die Teilnehmenden berichteten eine Veränderung ihrer kognitiven Repräsentation von Natur
und Selbst, indem sie sich zunehmend als Teil der Natur ansahen. Manche äußerten
daraufhin den Wunsch, sich für den Schutz der Natur einzusetzen. Dies steht im Einklang mit
Theorien und Befunden, die das Erleben von Naturverbundenheit als Prädiktor von
umweltfreundlichem Verhalten darstellen (F. S. Mayer et al., 2009; P. W. Schultz et al., 2004).
48
Die Teilnehmenden bemerkten eine positive affektive Reaktion, nachdem anfängliche Angst
und Unsicherheit abgenommen hatten. Andere Untersuchungen fanden bereits heraus, dass
Naturverbundenheit mit einer Abnahme von Zustandsangst und Ängstlichkeit einherging
(Martyn & Brymer, 2016). Wie eine Meta-Analyse jedoch zeigen konnte, steigen positive
Emotionen bei Naturaufenthalten stärker an, als negative Emotionen abnehmen (McMahan &
Estes, 2015). So gaben es auch die Teilnehmenden dieser Studie an.
Interessant wäre nun, inwiefern diese Erlebnisse von Naturverbundenheit langfristige
Wirkungen haben und beispielsweise tatsächlich zu regelmäßigen bewussten Interaktionen
mit der Natur führen oder umweltfreundliches Verhalten begünstigen.
Zwei Phänomene waren für die Bedingungen jeweils besonders auffällig. Zum einen
bedeutete es den sitzenden Personen viel, einen eigenen Platz zu finden und eine Bindung zu
diesem aufzubauen. Das Zugehörigkeitsgefühl weist Ähnlichkeiten mit Naturverbundenheit
auf, wie im nächsten Abschnitt ersichtlich wird. Zum anderen überraschte die Darstellung des
Waldes anhand von menschlichen Eigenschaften, wie es bei den gehenden Personen
geschah, wozu anschließend das Konzept des Anthropomorphismus eingeführt wird.
7.3. Die Bindung an einen Ort: Place attachment
Place Attachment bezeichnet eine kognitiv-emotionale Bindung einer Person zu einem
bestimmten Ort, der für diese Person eine persönliche Bedeutung besitzt (Scannell & Gifford,
2014). Wer an einen bestimmten Ort gebunden ist, nimmt ihn anders wahr, als eine Person,
die nicht an ihn gebunden ist. Die Bindung kann Erinnerungen an vergangene Erlebnisse,
detaillierte mentale Karten des Gebiets oder eine positivere Bewertung dieses Ortes
beinhalten (Scannell & Gifford, 2017).
Scannell und Gifford (2017) unterscheiden drei Dimensionen von Place Attachment, die
jeweils verschiedene Merkmale aufweisen können: Person, Prozess und Platz. Der Platz kann
zum Beispiel in seiner Größe variieren, sodass ein Mensch eine Bindung zu einem wenige
Quadratmeter umfassenden Bereich eines Gartens aufbauen kann, aber auch zu einem
Kontinent. Deshalb werden hier verschiedene Übersetzungen von „place“, nämlich Platz, Ort,
Umgebung und Gegend verwendet, die in diesem Abschnitt alle jeweils den Aspekt meinen,
zu dem eine Person eine Bindung aufbaut. Die drei Dimensionen finden sich auch im
verwandten und häufig synonym verwendeten Konstrukt „Sense of Place“. Dieses bezeichnet
das spezifische Erleben einer Person in einer bestimmten Umgebung (Steele, 1981). Steele
(1981) unterscheidet es von der Stimmung eines Ortes (spirit of place), welche auf die
Kombination der Charakteristika eines Platzes zurückgeführt werden kann, die diesem eine
49
gewisse Ausstrahlung verleihen. In der Literatur finden sich viele Studien zu den Dimensionen
Person und Platz. Im Folgenden werden Beiträge zum Prozess vorgestellt.
Bisher wurden überwiegend Place attachments zum Wohnort oder anderen Gegenden
untersucht, die sich langsam über einen längeren Zeitraum entwickeln und auch soziale
Interaktionen umfassen (Raymond, Kyttä, & Stedman, 2017). Die Zeit, die man an einem Ort
verbringt, hat sich tatsächlich als der konsistenteste Prädiktor von Place attachment
herausgestellt (Scannell & Gifford, 2014). Doch zeigt eine andere Studie, dass Place
Attachment nicht vollständig durch die Zeit, die eine Person an einem Ort verbringt,
vorhergesagt werden konnte (Rioux, Scrima, & Werner, 2017). Stattdessen wurde dieser
Zusammenhang über Aneignungsprozesse (Appropriation processes) vermittelt. Aneignung
beschreibt einen komplexen psychologischen Prozess, durch den Personen eine räumliche
Umgebung zu ihrer eigenen erklären, sie aktiv nutzen, ihr Bedeutung zuschreiben und eine
Bindung zu ihr aufbauen (Rioux et al., 2017). In der Studie von Rioux et al. (2017) wurde die
Aneignung operationalisiert, indem der Gebrauch und die Abwesenheit von
Possessivpronomen bei der Beschreibung des Wohnraums kodiert wurden. Auch in der
vorliegenden Studie (S) wurden entsprechende Ausdrücke wie „mein Platz“ bemerkenswert
häufig genutzt, was auf Aneignungsprozesse schließen lässt. Eigentum gilt auch als ein
personaler Faktor, der Place attachment vorhersagt (Scannell & Gifford, 2014). Zwar besaßen
die Teilnehmenden (S) in der hier vorgestellten Studie ihre Plätze nicht im engeren Sinne, wie
man beispielsweise ein Grundstück mit einem Haus besitzen kann, doch empfanden sie den
selbstgewählten Platz während ihres Aufenthalts als ihren eigenen.
Graumann (1976) unterscheidet sieben Verhaltenskategorien, mit denen die Aneignung eines
Platzes angestrebt werden kann. Ihnen allen sei gemeinsam, dass Merkmale der Umgebung
auf eine Weise genutzt werden, die deren Bedeutung und die Beziehung einer Person zu
diesen verändere, weshalb der Autor dafür plädiert, Aneignung psychologisch zu begreifen.
Einige Verhaltensweisen lassen sich mit den Ergebnissen der vorliegenden Studie in
Zusammenhang bringen:
Erkunden mit den Sinnen (Sensory exploration) meint das Auskundschaften eines Platzes mit
der sinnlichen Wahrnehmung. Die Teilnehmenden (S und G) dieser Studie beschrieben in
erster Linie visuelle und auditive Eindrücke, die über die Wahrnehmung hinaus auch dazu
beitrugen, mit dem Platz vertraut zu werden. Auch das neugierige Berühren, welches häufig
auf die Wahrnehmung faszinierender Objekte folgte, erfüllte diese Funktion.
Anpassen oder Gestalten (manipulating or making) bezeichnet das Erschaffen von oder
Einwirken auf Dinge und Orte, sodass sie menschlichen Zwecken dienen. Die Personen an
50
einem Platz (S) schufen sich zum Beispiel ihre Sitzgelegenheit aus verschiedenen
vorhandenen Objekten wie Baumstämmen.
Personalisierung eines Ortes (personalization of space) wird die (Um-)Gestaltung von
Umgebungen zu Aufenthaltsorten genannt. Die Teilnehmenden (S) sorgten dafür, dass sie
sich an ihrem Platz wohlfühlen konnten, indem sie ihn im Rahmen ihrer Möglichkeiten
personalisierten.
Cross (2001, 2015) führte qualitative Interviews zum Erleben von Place Attachment durch und
fand verschiedene Arten von Prozessen, die einen Einfluss darauf haben.
Sinnlich (sensory): Wie ein Ort mit den Sinnen wahrgenommen wird, beeinflusst die
Bedeutung, die ihm subjektiv zugeschrieben wird, weil der Ort zunehmend mit den jeweiligen
Sinneseindrücken assoziiert wird. Zu Umgebungen, die erholsam wirken, werden eher
Bindungen aufgebaut. Auch die Teilnehmenden (S und G) dieser Studie betonten, wie gut sie
sich im Wald und an ihrem Platz entspannen konnten. Sie verglichen diese Erfahrung mit
anderen Erfahrungen an erholsamen Orten (zum Beispiel mit ihrem Sofa oder Balkon) und
bewerteten den Platz im Wald als erholsamer. Diese Vergleiche und ihren Einfluss auf die
Bedeutungszuschreibung fand auch Cross (2015) in ihren Interviews.
Bedürfnisorientiert (commodifying): Wer die Wahl hat, entscheidet sich für einen Ort mit den
Merkmalen, die der Idealvorstellung am nächsten sind. Die Bindung an einen solchen Ort
hängt kaum mit der persönlichen Geschichte zusammen, sondern erwächst vielmehr aus
aktuellen Bedürfnissen. Der Ort wird nicht als Teil der Identität betrachtet, sondern als ein Gut,
das konsumiert wird. Deshalb ist dieser Art des Place Attachments instabil und abhängig von
ebendiesen Bedürfnissen. In der vorliegenden Studie suchten einige Personen (S) einen Platz
nach bestimmten Kriterien aus. Diese beschrieben häufig, inwiefern der Platz bzw. dessen
Merkmale zu ihrem Wohlbefinden beitrugen. Nach einer Entspannungsphase, wozu der der
gewählte Ort beigetragen hatte, verspürten die Teilnehmenden ein Bedürfnis nach Bewegung
und die Bindung an ihren Platz schien sich zu lösen. Auch die Spaziergehenden (G) suchten
solche Bereiche auf, die ihren aktuellen Bedürfnissen am besten entsprachen, zum Beispiel
den Bach zu erkunden oder ihren Körper beim Hinaufgehen der Anhöhe zu spüren.
Intuitiv (spiritual): Interviewte Personen berichteten ein tiefes Gefühl der Zugehörigkeit zu
einem bestimmten Ort, das häufig unerwartet und innerhalb der ersten Momente auftaucht
und über die Zeit relativ stabil bleibt. Es fällt Menschen meistens schwer, dieses
Zugehörigkeitsgefühl in Worten auszudrücken, manchmal wird es als mystische Erfahrung
beschrieben oder als Einheit von Person und Platz. Cross nannte es spirituell, um den
Unterschied zu rein emotionalen, kognitiven oder materiellen Prozessen zu verdeutlichen.
51
Anders als diese ist es unabhängig von sozialen Beziehungen und nicht durch eine bewusste
Entscheidung für einen Platz gekennzeichnet.
Einige Aussagen in dieser Studie (S) lassen Ähnlichkeiten zu diesem intuitiven Prozess des
Place Attachments erkennen: Wer intuitiv zum eigenen Platz fand, verspürte ein tiefes
Zugehörigkeitsgefühl dazu und die Gewissheit, am richtigen Ort zu sein. Es war unerwartet
und vom ersten Augenblick an präsent. Auch nach Ablauf der Stunde dort wollten diese
Menschen später einmal zu ihrem Platz zurückkehren, was als stabilere Form von Place
Attachment interpretiert werden kann.
Wie im intuitiven Prozess beschrieben, gibt es nicht nur den mehrjährigen Bindungsaufbau,
sondern auch Place attachments, die sich sehr schnell bilden und mit „Liebe auf den ersten
Blick“ verglichen werden können (Scannell & Gifford, 2014). Sie werden in Zusammenhang
mit „immediately perceived place meanings“ (Raymond et al., 2017, S.4) gebracht. Damit ist
gemeint, dass bei der Wahrnehmung der Umgebung auch deren Gegebenheiten
wahrgenommen werden. Aufgrund dieser wird dem Platz spontan Bedeutung zugeschrieben,
was ein wichtiger Aspekt von Place attachment ist. Die Theorie des Aufforderungscharakters
(affordance theory) von Gibson (1976) besagt, dass bei der visuellen Wahrnehmung einer
Umgebung über den reinen
Sinneseindruck hinaus auch sofort Handlungsmöglichkeiten erkannt werden. Die einzelnen
Elemente, die sich zu einer Umgebung zusammensetzen, ermöglichen jeweils eine oder
mehrere Aktionen, zum Beispiel kann ein Baumstumpf dazu einladen, sich hinzusetzen, etwas
daraufzulegen oder sich anzulehnen. Der Aufforderungscharakter beziehungsweise der
zugrundeliegende direkte Wahrnehmungs-Handlungs-Prozess (perception-action process)
kann zur Erklärung schneller Bindungen an einen Platz herangezogen werden, wohingegen
höhere kognitive Prozesse wie Abstraktion für die langsamer aufgebauten Place Attachments
relevant sind (Raymond et al., 2017). Scannell und Gifford (2017) sehen den personalen
Faktor Kongruenz als entscheidend für die Schnelligkeit für den Bindungsaufbau, weil diese
zunimmt, wenn Personen eine Passung von Platz und Aspekten des Selbst erleben.
In der evolutionspsychologischen Prospect-Refuge-Theory von Appleton (1975) werden Plätze
danach bewertet, wie gut sie auf der einen Seite Schutz vor Gefahren bieten (refuge) und auf
der anderen Seite ermöglichen, bestimmte Ziele zu erreichen (prospect). Ein optimaler
Aufenthaltsort sollte eine Person demnach vor den Blicken möglicher gefährlicher Lebewesen
verstecken, während sie selbst jedoch eine gute Sicht auf die Umgebung hat. In dieser Studie
berichteten die Teilnehmenden in erster Linie von ihrer Aussicht an ihrem Platz, in dem sie
sich ebenfalls geschützt und teilweise verborgen fühlten.
52
Das räumliche Zugehörigkeitsgefühl wurde expliziter von den Personen an einem Platz
beschrieben und sie hatten die Intensität dieser Erfahrung nicht erwartet. Doch auch unter den
Spaziergehenden finden sich Aussagen, die sich als Place Attachment auffassen lassen. Sie
beschreiben nicht so sehr den Prozess des Bindungsaufbaus, sondern zeugen vielmehr
davon, dass bereits eine Bindung aufgebaut worden ist, weil die jeweiligen Menschen schon
seit längerer Zeit wiederholt in diesem Wald spazieren gehen und bereits Erinnerungen an
Stellen und Erlebnisse besitzen. Dies lässt sich dem langsamen Bindungsaufbau zuordnen
und ist vergleichbar mit der Bindung an den Wohnort. In Graumanns (1976) Kategorisierung
von Verhaltensweisen zur Aneignung gibt es Bewegung und Fortbewegung (motion and
locomotion) von Objekten aber auch des eigenen Körpers und sogar die Nutzung von
Transportmitteln wie Kraftfahrzeugen. In einer Studie wurden signifikante direkte und über
Aneignung vermittelte Effekte von Fortbewegung auf die Bindung an einen neuen Wohnort
gefunden (Rioux et al., 2017).
Die Auswirkungen von Place Attachment können sich in positiven und unangenehmen
Gefühlen äußern, je nachdem welche Erlebnisse mit einem Ort verknüpft werden und welche
Bedeutung daraus resultiert (Manzo & Devine-Wright, 2019). Als häufigste Vorteile werden
Erinnerungen, Zugehörigkeit und Entspannung aufgeführt (Scannell & Gifford, 2017b).
Weniger häufig, aber dennoch erwähnenswert, sind persönliches Wachstum, Freiheit,
Naturverbundenheit, Privatsphäre und Ästhetik. Diese Folgen von Place Attachment wurden in
unterschiedlicher Intensität auch von den Teilnehmenden dieser Studie erlebt und
beschrieben. Inwiefern sich die Erfahrung langfristig auswirken wird, kann an dieser Stelle nur
vermutet werden. Zum Beispiel konnte die Visualisierung eines Platzes, an den man
gebunden ist, den Selbstwert, Zugehörigkeit und Sinn im Leben erhöhen und so
psychologische Bedürfnisse erfüllen (Scannell & Gifford, 2017a). Auch Auswirkungen auf
umweltschützendes Verhalten wurden untersucht und die Tendenz, einen subjektiv
bedeutungsvollen Ort schützen zu wollen, ist auch intuitiv naheliegend (Scannell & Gifford,
2014).
7.4. Anthropomorphismus
Den Wald als Gastgeber oder Freund zu beschreiben, wie es die Personen auf einem
Spaziergang häufig taten, kann als eine Form von Anthropomorphismus aufgefasst werden.
Anthropomorphismus bezeichnet die Tendenz, nicht-menschlichen Objekten oder Entitäten
menschliche Eigenschaften zuzuschreiben (Epley, Waytz, & Cacioppo, 2007; Kwan & Fiske,
2008; K.-P. Tam, 2014). Im wissenschaftlichen Kontext wird Anthropomorphismus häufig als
kognitiver Fehler kritisiert (Wynne, 2007). In einer aktuellen gesellschaftlichen Debatte wird
53
dem deutschen Förster und Bestsellerautoren Peter Wohlleben beispielsweise vorgeworfen,
mit seiner vermenschlichenden Darstellung des Waldes unwissenschaftlich zu schreiben
(Lange, 2017). Er selbst erhebt keinen Anspruch auf Wissenschaftlichkeit, sondern will
Zusammenhänge so vermitteln, dass Menschen emotional angesprochen werden (Berentzen,
2018).
Es liegen auch Studienergebnisse vor, die sich für eine positive Sicht auf das
Vermenschlichen der Natur aussprechen: Wer zum Anthropomorphismus neigt, verhält sich
tendenziell umweltfreundlicher. Grund dafür ist ein damit einhergehendes besseres
Verständnis von Umweltproblemen und eine höher geschätzte Selbstwirksamkeit beim Lösen
dieser (K.-P. Tam, 2014). Eine andere Erklärung bietet Naturverbundenheit, die durch
Anthropomorphismus hervorgerufen wird und dessen Wirkung auf umweltfreundliches
Verhalten vermittelt (K. P. Tam, Lee, & Chao, 2013).
Unabhängig von der Bewertung von Anthropomorphismen kann beschreibend festgehalten
werden, dass das Vermenschlichen von Bäumen, Tieren und des Waldes insgesamt dazu
führt, dass sie den Personen ähnlicher erscheinen. Epley et al. (2007) sehen einen Einfluss
auf eine vermenschlichende Sichtweise in der wahrgenommenen Ähnlichkeit zwischen einem
Objekt und einer betrachtenden Person. Wenn diese größer ausfällt, greifen Menschen eher
auf ihr eigenes Wissen zurück und schreiben ihr Erleben auch dem nichtmenschlichen Objekt
oder Lebewesen zu. Für menschliche Sozialkontakte gibt es das Konstrukt der vermuteten
Ähnlichkeit (assumed similarity), was den Zusammenhang eines Selbstberichts mit einem
Fremdbericht derselben Person über eine andere Person bezeichnet (Cronbach, 1955). Diese
vermutete Ähnlichkeit in Bezug auf Persönlichkeit und Einstellungen sagte eine höhere
Intensität der Freundschaft vorher (Selfhout, Denissen, Branje, & Meeus, 2009; Sunnafrank &
Ramirez, 2004). Man könnte dieses Phänomen auch auf die Beziehung von Mensch und Wald
übertragen, weil dem Wald durch die Vermenschlichung eine bestimmte Persönlichkeit
zugeschrieben wird. Es ließe sich die These aufstellen, dass Anthropomorphismen zur
Steigerung von Naturverbundenheit beitragen, weil sie Ähnlichkeit zwischen Mensch und
Wald vermuten lassen.
7.5. Limitationen
Im Folgenden sollen mögliche Einschränkungen angemerkt werden, die bei der Interpretation
der Befunde dieser Studie beachtet werden sollten. Bezüglich der Stichprobe wurde bereits
erwähnt, dass sie nicht repräsentativ ist. Es wurden überwiegend solche Personen rekrutiert,
die ihr Erleben differenziert beschreiben können, damit die Analyse auf verständlichem und
aussagekräftigem Material beruht. Obwohl die Probandinnen und Probanden in den erfragten
54
Merkmalen vielfältige Ausprägungen aufweisen, kann das beschriebene Erleben womöglich
nicht generalisiert werden, weil sie sich in anderen vielleicht zu ähnlich sind. In Bezug auf das
Studiendesign bietet ein Feldversuch zwar die Nähe zu realen Phänomenen, beinhaltet aber
auch viele unkontrollierbare Störeinflüsse, die in Betracht gezogen werden müssen. Auch
kann die Selbstselektion der Bedingung zu Verzerrungen geführt haben, weil das Erleben
auch auf eine etwaige Eigenschaft zurückgeführt werden könnte, die ebenfalls die Wahl der
Bedingung beeinflusst. Um dies auszuschließen, hätte ein intraindividueller Vergleich
stattfinden müssen, der in diesem Rahmen jedoch zu umfangreich geworden wäre. Ebenfalls
aus ökonomischen Gründen wurden die Aussagen schriftlich eingeholt, statt mündliche
Interviews zu führen, was Nachfragen ermöglicht hätte. So blieb Raum für Interpretation der
Antworten, die an mancher Stelle eventuell abweichend verstanden wurden. Außerdem
bestehen Schwierigkeiten beim sprachlichen Ausdruck des Erlebens, die phänomenologische
Forschung grundsätzlich erschweren. Ein Vergleich auf der Basis von qualitativen Daten, wie
er in dieser Studie vollzogen wurde, dient der Orientierung in einem wenig erforschten Bereich
und kann keine gesicherten Unterschiede hervorbringen.
7.6. Anregungen für weitere Forschung
Insgesamt können die hier vorgestellten qualitativen Ergebnisse als Grundlage für weitere
Studien dienen, die einzelne Aspekte tiefergehend und langfristiger erforschen. Experimentelle
Studien bieten sich an, um die Wirkrichtung und statistische Bedeutsamkeit der explorativ
erkannten Zusammenhänge zu untersuchen. Insbesondere mögliche Einflüsse auf
nachhaltiges Verhalten könnten praktische Relevanz aufweisen.
Zukünftige Feldstudien sollten die spezifischen Wirkungen eines Spaziergangs
beziehungsweise die Unterschiede zum Aufenthalt an einem Platz berücksichtigen, wenn sie
eine Form der Operationalisierung von Naturverbundenheit wählen. Die vorgestellten
Unterschiede zwischen den Bedingungen bereichern auch die Testkonstruktion, indem sie zur
Erstellung differenzierterer Fragebögen im Bereich Naturverbundenheit, Place Attachment
oder allgemein Naturerleben beitragen können.
Die Naturverbundenheit im Sitzen und Gehen könnte in anderen natürlichen Umgebungen als
dem Wald erforscht werden, um spezifische Einflüsse der Landschaft zu finden. Einige der
hier gefundenen Muster sind sogar unabhängig vom Kontext Wald und Naturverbundenheit
denkbar. So könnte die soziale Verbundenheit oder das Erleben einer urbanen Umgebung in
Bewegung oder beim Aufenthalt an einem Platz erforscht werden.
55
7.7. Fazit
Nach dieser intensiven Auseinandersetzung mit dem Thema Naturverbundenheit und der
zugrundeliegenden Frage nach dem Einfluss von Bewegung auf das Erleben lässt sich
abschließend festhalten:
Bereits ein einstündiger Aufenthalt in der Natur mit der simplen Aufgabe, die Natur auf sich
wirken zu lassen, rief im Rahmen dieser Studie vielfältige persönlich bedeutsame Erfahrungen
hervor. Die Auswirkungen auf das Wohlbefinden wie Erholung und positive Stimmung wurden
in den beiden Bedingungen ähnlich berichtet und führten zu der Motivation, regelmäßiger
natürliche Umgebungen aufzusuchen.
Bei Naturverbundenheit handelt es sich um ein interessantes und nicht ganz eindeutig
abzugrenzendes Phänomen. Man kann es als stabile Eigenschaft ansehen, den Prozess der
graduellen Steigerung wahrnehmen oder konkrete Augenblicke erleben, die die Sicht auf das
Leben verändern können. Menschen, die solche Erlebnisse haben, fällt es zum Teil schwer,
ihr Empfinden sprachlich auszudrücken und anderen begreiflich zu machen. Insgesamt
wurden sehr individuelle Erfahrungen gemacht und auch die Naturverbundenheit äußerte sich
bei den Teilnehmenden wie erwartet auf individuelle Weise.
Dennoch ließen sich einige Parallelen innerhalb und zwischen den Bedingungen finden. Der
Grad der Bewegung beeinflusste das Erleben nur geringfügig. Daher gibt es keine
Empfehlung auszusprechen, für das Erleben von Naturverbundenheit eher zu sitzen oder zu
gehen. Die beiden Modi stellen vielmehr zwei mögliche Wege dar, verschiedene Erfahrungen
zu machen, nämlich zum Sitzen einen Platz zu finden und zu diesem eine Bindung
aufzubauen oder sich beim Gehen treiben zu lassen und Vielfalt zu entdecken. Diese
unterschiedlichen Erfahrungsqualitäten haben gemeinsam, dass sie Naturverbundenheit
fördern können.
Explizit zu einem individuellen Naturaufenthalt eingeladen zu werden, rückt diese Erlebnisse
für viele erst in den Bereich des Möglichen. Denn offenbar suchen nur wenige Personen
natürliche Umgebungen wie den Wald auf und noch seltener in einer bewussten Haltung. Der
Kontext sollte so gestaltet sein, dass Menschen sich auf unerwartete Erlebnisse einlassen
können. Um nicht durch Angst – etwa vor Orientierungsverlust – abgelenkt zu werden, kann
eine Ansprechperson in der Nähe zum Sicherheitsempfinden beitragen. Wie die
Teilnehmenden betonten, wollten sie lieber selbst entscheiden, wann sie an einem Platz
verweilen und welcher Anziehung sie nachgehen und drückten damit ein Bedürfnis nach
Freiheit aus. Darüber hinaus braucht es erstaunlich wenig Aufgabenstellung oder Hilfsmittel,
um Naturverbundenheit auf individuelle Art zu erleben.
56
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65
9. Erklärung zur Selbständigkeit
„Hiermit bestätige ich, dass die vorliegende Arbeit von mir selbständig verfasst wurde und ich
keine anderen als die angegebenen Hilfsmittel – insbesondere keine im Quellenverzeichnis
nicht benannten Internet-Quellen – benutzt habe und die Arbeit von mir vorher nicht in einem
anderen Prüfungsverfahren eingereicht wurde. Die eingereichte schriftliche Fassung
entspricht der auf dem elektronischen Speichermedium (CD-ROM).“
Ort, Datum Unterschrift
Viola Sophia Amerschläger
66
10. Anhang
10.1. Einwilligungserklärung ................................................................................................... 67
10.2. Gebietskarte ................................................................................................................... 68
10.3. Fragebogen vor dem Waldaufenthalt ............................................................................. 69
10.4. Fragebogen nach dem Waldaufenthalt .......................................................................... 71
10.5. Aufklärung & Hintergrund ............................................................................................... 79
Fachbereich 8: Psychologie
Arbeitseinheit Umweltpsychologie
Campus Landau, H-Bau, Raum 314
Fortstraße 7, DE-76829 Landau
Prof. Dr. Gerhard Reese
+49 (0)6341 280 31460
reese@uni-landau.de
10.1. Einwilligungserklärung
Studie: Naturerleben Verantwortlicher Dozent: Prof. Dr. Gerhard Reese
Mit meiner Unterschrift bestätige ich, dass ich mindestens 18 Jahre alt und freiwillig bereit bin, an
der oben genannten Studie teilzunehmen. Dies wird höchstens 2 Stunden dauern. Es sind keine
besonderen Risiken im Zusammenhang mit der Studienteilnahme bekannt.
Ich übernehme die volle Verantwortung für mein eigenes Verhalten während des Waldaufenthalts.
Entsprechend meiner körperlichen Fähigkeiten und Outdoor-Kenntnisse (zum Beispiel
Orientierungsfähigkeit)
vermeide ich Situationen, die die Sicherheit von mir oder anderen gefährden könnten. Allergien
und andere relevante Beeinträchtigungen im Zusammenhang mit einem Waldaufenthalt habe ich
im Vorhinein der Versuchsleitung mitgeteilt. Für Notfälle wurde mir eine Signalpfeife ausgehändigt,
die ich gegebenenfalls auch benutze. Im unwahrscheinlichen Fall einer Verletzung melde ich
diese sofort bei der Versuchsleitung.
Alle gesammelten Daten werden anonym behandelt und nur für Forschungszwecke genutzt. Mein
Name steht nur auf dieser Einwilligungserklärung und wird getrennt von den übrigen Daten
aufbewahrt. Eine Zuordnung der erhobenen Daten zu einer bestimmten Person ist nicht möglich.
Jederzeit während der
Studie und auch unmittelbar danach kann ich ohne Angabe von Gründen verlangen, dass meine
Daten
vernichtet werden. Nach Beendigung der Studie werde ich über die Hintergründe und den Zweck
der
Studie schriftlich aufgeklärt werden.
Bei Fragen oder Anliegen kann ich mich jederzeit an die Versuchsleitung wenden. Ich weiß, dass
es mir zu jeder Zeit frei steht, die Studie ohne Angabe von Gründen abzubrechen. Daraus
entstehen mir keine Nachteile. Bei weiteren Fragen oder anderen Anliegen kann ich mich an den
verantwortlichen Leiter der Studie wenden (siehe Fußzeile).
Ich habe die Informationen gelesen, verstanden und stimme ihnen zu.
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Datum Ort Unterschrift
Wenn Sie Auskunft über die Ergebnisse erhalten möchten, können Sie hier Ihre Emailadresse
notieren. Die Arbeit wird voraussichtlich im Winter 2018 fertiggestellt und ich sende sie gern allen
Interessierten per Mail zu. Ihre Email-Adresse wird nur für diesen Zweck verwendet.
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ggf. Email- Adresse
68
10.2. Gebietskarte
A: Parkplatz
B: Treffpunkt
69
10.3. Fragebogen vor dem Waldaufenthalt
Um Ihre Aussagen für die Auswertung einander anonymisiert zuordnen zu können, sind Sie
gebeten, einen Code zu generieren, in Klammern ein Beispiel:
1. Stelle für Ihre Wahl: „S“ für Sitzen oder „G“ für Gehen _________
2. Stelle Tag des heutigen Datums (05.06.2018) _________
3. Stelle 1. Buchstabe des Vornamens Ihrer Mutter (Barbara) _________
4. Stelle 1. Buchstabe Ihres Straßennamens (Spessartstraße) _________
5. Stelle Tag Ihres Geburtsdatums (03.06.1970) _________
Vollständiger Code (G05BS03): _____________
Haben Sie spezielle Befürchtungen oder Ängste im Wald?
Bitte umkreisen Sie jeweils das Bild, das Ihre Beziehung mit der Natur in diesem jetzigen Moment
am besten darstellt. Es gibt dabei keine richtigen und falschen Angaben, sondern nur Ihre
persönliche Einschätzung. Entscheiden Sie spontan danach, was Ihnen zuerst in den Sinn kommt.
Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur
Natur Natur Natur Natur Natur Natur Natur
Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur
Natur Mitte Natur Mitte Natur Mitte Natur Mitte Natur Mitte Natur Mitte Natur Mitte
70
Ich Wald Ich Wald Ich Wald Ich Wald Ich Wald Ich Wald Ich Wald
Ich Menschheit Ich Menschheit Ich Menschheit Ich Menschheit Ich Menschheit Ich Menschheit Ich Menschheit
Bitte geben Sie bei den folgenden Aussagen an, wie sehr Sie ihnen zustimmen. Kreuzen Sie dazu
den entsprechenden Punkt hinter der Aussage an. Betrachten Sie dabei Ihre Gefühle und
Erlebnisse in diesem jetzigen Moment. Es gibt dabei keine richtigen und falschen Angaben,
sondern nur Ihre persönliche Einschätzung.
Aktuelle Uhrzeit:
Bitte wenden Sie sich nun an die Versuchsleitung.
71
10.4. Fragebogen nach dem Waldaufenthalt
Aktuelle Uhrzeit:
Bitte beantworten Sie die folgenden Fragen zu Ihrem Aufenthalt im Wald so, wie Sie sie verstehen
und beschreiben Sie, was Ihnen jeweils dazu einfällt. Es gibt keine richtigen oder falschen
Antworten, sondern es geht um Ihre persönliche Erfahrung, so wie Sie es gerade wirklich erlebt
haben. Bitte schreiben Sie verständlich und in ganzen Sätzen, Details, Beispiele und Vergleiche
sind sehr erwünscht. Bei Unklarheiten wenden Sie sich gerne an Viola Amerschläger.
Welcher Moment war besonders bedeutsam für Sie? Beschreiben Sie ihn so genau wie möglich.
Was ist passiert? Was haben Sie wahrgenommen? Was hat das in Ihnen ausgelöst? Wie haben
Sie sich daraufhin verhalten?
Wie haben Sie den Kontakt zur Natur gestaltet? Welche Ihrer Sinne waren besonders aktiviert?
Womit haben Sie Ihre Zeit verbracht? Sind Sie eine Verbindung mit der Natur eingegangen und
wenn ja, wie?
72
Wie haben Sie Ihre Beziehung zum Wald wahrgenommen oder erlebt? Wie würden Sie diese
beschreiben? Haben Sie sich z.B. als Teil des Waldes gefühlt oder eher als Eindringling?
Inwieweit haben Sie Veränderungen bei sich bemerkt? Wie hat sich Ihr Erleben im Laufe der Zeit
im Wald entwickelt?
Wie haben Sie Ihre Umgebung wahrgenommen? Was hat Ihre Aufmerksamkeit erregt?
Haben Sie ein Gefühl für den Platz/das Gebiet entwickelt? Wenn ja, wodurch?
73
Was haben Sie gefühlt? Haben sich Ihre Gefühle verändert?
Wie haben Sie Ihren Körper wahrgenommen?
Haben Sie eine Dimension wahrgenommen, die über das Materielle hinaus geht?
Hatten Sie eine Art von spiritueller oder religiöser Erfahrung?
Welche Gedanken sind bei Ihnen aufgetaucht?
74
Was nehmen Sie aus dieser Erfahrung für sich persönlich mit?
Was haben Sie erkannt oder gelernt? Wofür sind Sie dankbar?
Warum haben Sie sich für das gemütliche Spazieren/ruhige Sitzen entschieden?
Sind Sie zufrieden mit Ihrer Wahl?
Bitte schätzen Sie:
Ich habe mich schätzungsweise….…..…% der Zeit bewegt und ……..… % der Zeit körperlich
ruhig verhalten.
Was hat Ihre Wegewahl/Platzwahl beeinflusst? Warum haben Sie diesen Platz zum Sitzen
gewählt? Warum sind Sie diese Wege gegangen?
Gab es etwas bei Ihnen oder außerhalb, das Sie von der Naturerfahrung abgelenkt hat? (Zum
Beispiel persönliche Probleme oder Lärm)
75
Bitte umkreisen Sie jeweils das Bild, das Ihre Beziehung mit der Natur in diesem jetzigen Moment am
besten darstellt. Es gibt dabei keine richtigen und falschen Angaben, sondern nur Ihre persönliche
Einschätzung. Entscheiden Sie spontan danach, was Ihnen zuerst in den Sinn kommt.
Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur
Natur Natur Natur Natur Natur Natur Natur
Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur Ich Natur
Natur Mitte Natur Mitte Natur Mitte Natur Mitte Natur Mitte Natur Mitte Natur Mitte
76
Ich Wald Ich Wald Ich Wald Ich Wald Ich Wald Ich Wald Ich Wald
Ich Menschheit Ich Menschheit Ich Menschheit Ich Menschheit Ich Menschheit Ich Menschheit Ich Menschheit
Bitte geben Sie bei den folgenden Aussagen an, wie sehr Sie ihnen zustimmen. Kreuzen Sie dazu den
entsprechenden Punkt hinter der Aussage an. Betrachten Sie dabei Ihre Gefühle und Erlebnisse in diesem
jetzigen Moment. Es gibt dabei keine richtigen und falschen Angaben, sondern nur Ihre persönliche
Einschätzung.
77
Bitte schätzen Sie: Ich verbringe im Monat durchschnittlich ca. ……… Stunden in natürlicher
Umgebung.
Wie verbringen Sie normalerweise Zeit in der Natur? (z.B. mit der Familie, beim Joggen, Pilze
sammeln…)
Inwiefern unterscheidet sich Ihre Erfahrung heute von Ihren bisherigen oder gewöhnlichen
Erfahrungen in der Natur?
Möchten Sie das gemütliche Spazieren/ruhige Sitzen einmal wiederholen? Würden Sie es
weiterempfehlen? Warum bzw. warum nicht?
Haben Sie Vorerfahrung mit Achtsamkeitsübungen? Wenn ja, welche?
78
Demographische Angaben
Welchem Geschlecht ordnen Sie sich zu?
________________________________________
Wie alt sind Sie (in Jahren)?
________________________________________
Welcher beruflichen Tätigkeit gehen Sie nach?
________________________________________
Was ist Ihr höchster Ausbildungsabschluss?
________________________________________
Gibt es noch etwas, das Sie hier mitteilen möchten?
Bitte geben Sie den Code an, den Sie auch am Beginn der Teilnahme generiert haben:
6. Stelle für Ihre Wahl: „S“ für Sitzen oder „G“ für Gehen _________
7. Stelle Tag des heutigen Datums (05.06.2018) _________
8. Stelle 1. Buchstabe des Vornamens Ihrer Mutter (Barbara) _________
9. Stelle 1. Buchstabe Ihres Straßennamens (Spessartstraße) _________
10. Stelle Tag Ihres Geburtsdatums (03.06.1970) _________
Vollständiger Code (G05BS03): _____________
Sind Sie damit einverstanden, dass wir Ihre Antworten gemäß geltender Datenschutzgesetze und
–richtlinien, sowie gemäß psychologischer Forschungsethik für wissenschaftliche Zwecke
(Datenauswertung, Veröffentlichung von Ergebnissen und Daten) in anonymisierter Form
auswerten und speichern dürfen?
JA, ich stimme der Nutzung meiner Antworten für wissenschaftliche Zwecke zu.
NEIN, ich bin mit der Nutzung meiner Antworten nicht einverstanden und möchte, dass alle
meine Antworten gelöscht werden.
Vielen herzlichen Dank!
79
10.5. Aufklärung & Hintergrund
Studie „Walderleben“
durchgeführt von: Viola Amerschläger
Verantwortlicher Dozent: Prof. Dr. Gerhard Reese
Vielen Dank für Ihre Teilnahme!
Ich hoffe, Sie konnten Ihre Zeit im Wald genießen.
Im Folgenden erhalten Sie einige Informationen
zum wissenschaftlichen Hintergrund und den Zielen der Studie:
Dass eine natürliche Umgebung positive Wirkungen auf das Wohlbefinden hat,
bemerken die meisten Menschen intuitiv. Psychologische Studien fanden heraus,
dass dies auf die empfundene Verbundenheit mit der Natur zurückzuführen ist.
Naturverbundenheit kann sowohl als stabile Persönlichkeitseigenschaft verstanden
werden, als auch als Zustand, der durch Aufenthalte in natürlicher Umgebung (wie im
Wald) hervorgerufen werden kann. Naturverbundenheit wird individuell und sehr
persönlich aufgebaut und erlebt und bringt viele gute Wirkungen mit sich, sowohl
persönlich (zum Beispiel gute Gefühle) als auch gesellschaftlich (zum Beispiel
Umweltschutz). Es gibt eine Vielzahl an Angeboten, die die Naturverbundenheit
steigern wollen, die bisher aber noch nicht wissenschaftlich untersucht wurden. Sie
können grob nach ihrem Bewegungsgrad unterteilt werden, sodass auf der einen
Seite sportliche outdoor-Aktivitäten stehen und auf der anderen eher ruhige
Wahrnehmungsübungen. In der Waldpädagogik und Waldtherapie werden
überwiegend offene Angebote ausgesprochen, die den Menschen Raum für ihre
individuellen Bedürfnisse lassen. Mich interessieren die spezifischen Auswirkungen
von Gehen (bzw. körperlicher Ruhe) auf das Erleben von Naturverbundenheit.
Deshalb vergleiche ich in dieser Studie die Aussagen von Personen, die ihre
Waldzeit auf einem Spaziergang verbracht haben mit denen, die an einem Platz
gesessen haben. Erleben beide Naturverbundenheit auf die gleiche Weise? Oder
worin liegen Unterschiede? Wie wird Naturverbundenheit in beiden Fällen konkret
aufgebaut, wodurch entsteht sie? Welche Rolle spielt die Wahrnehmung oder sogar
Achtsamkeit dabei?
Um diese Fragen zu beantworten werte ich Ihre Aussagen qualitativ, das heißt
inhaltlich aus, um Muster und Themen über die Aussagen aller Teilnehmenden
hinweg zu identifizieren. Die Fragen zum Ankreuzen werden statistisch auf
Signifikanz geprüft, also inwiefern eine Steigerung der Naturverbundenheit durch die
Waldzeit zufällig oder überzufällig ist.
Sie sind nun herzlich zum Picknick eingeladen!
Wenn Sie Bedarf für ein persönliches Gespräch haben, können Sie sich gern
an mich wenden. Auch wenn Sie die Erfahrung, die Sie heute erlebt haben,
weiter vertiefen möchten, können Sie mich gerne ansprechen oder telefonisch
kontaktieren und wir vereinbaren eine individuelle Begleitung.