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1
Die Wiederkehr des Problems in seiner Lösung
Zu Jaeggis
Kritik von Lebensformen
*
Thomas Khurana
Der Begriff der Lebensform spielt eine ebenso zentrale wie vielgestaltige Rolle in der Philosophie
der Gegenwart. Er dient einerseits dazu, auf die menschliche Lebensform als den Grund und
Horizont aller Normativität zu verweisen, wie er andererseits dazu verwendet wird, die Vielfalt
möglicher besonderer Lebensweisen zu fassen. Bemerkenswerterweise kommen die beiden
Extrempunkte des Verwendungsspektrums dabei in einer entscheidenden Hinsicht überein:
Lebensformen scheinen sich der Kritik zu entziehen – entweder, weil sie zu fundamental sind, um
begründet oder mit Gründen infrage gestellt zu werden; oder aber, weil sie im Bereich individueller
oder kollektiver Wahlmöglichkeiten liegen, denen gegenüber die normativen Prinzipien
öffentlicher Gerechtigkeit neutral bleiben sollten. In beiden Hinsichten werden Lebensformen in
gewisser Hinsicht als normativ unverfügbar gedacht: als unüberschreitbarer und nicht weiter
begründbarer Grund unserer normativen Orientierung oder als kontingenter und beliebiger Inhalt
normativ gleichermaßen zulässiger Wahl. Lebensform scheint somit kein angemessener
Gegenstand bestimmender Kritik zu sein; sie wird in der einen oder anderen Hinsicht zur
Geschmacksfrage: zum Gegenstand eines transzendentalen oder empirischen Geschmacksurteils,
mit dem wir entweder die Übereinstimmung mit der Form unseres eigenen normativen Seins
überhaupt beurteilen oder aber die nicht weiter zu begründende Übereinstimmung mit unserem
besonderen Geschmack festhalten.
1
Rahel Jaeggi verfolgt in Kritik von Lebensformen das interessante Vorhaben, den Begriff der
Lebensform auf eine solche Weise neu zu bestimmen, dass ihre Kritisierbarkeit einsichtig werden
kann. Das verständlich zu machen scheint nötig, wenn wir uns vergegenwärtigen, wie sehr unsere
ethischen und politischen Auseinandersetzungen um die Ablehnung oder Verteidigung, die Kritik
oder Rechtfertigung von Lebensformen kreisen. In ethisch-moralischen Diskussionen fragen wir
nicht allein nach Handlungen, Werten, Maximen oder Gesinnungen, sondern wesentlich nach der
umfassende Lebensform, zu der solche Handlungen, Werte, Maximen oder Gesinnungen gehören
und mit der sie ihre eigentliche ethische Signifikanz erhalten. Viele politische
Auseinandersetzungen der Gegenwart kreisen ebenso um Lebensformen, sei es, dass etablierte
Lebensformen in die Krise geraten sind und neue Rahmenbedingungen benötigen, um lebbar zu
bleiben, sei es, dass Lebensformen eine Wertschätzung oder Anerkennung bisher vorenthalten
* Vorfassung; die endgültige Fassung erscheint demnächst in Philosophisches Jahrbuch, 126 (1):
https://www.herder.de/philosophie-ethik-shop/philosophisches-jahrbuch-kartonierte-ausgabe/c-27/p-15726/
1
Zur Unterscheidung von Reflexions- und Sinnengeschmack, vgl. Kant (1908), 214.
2
wurde, die ihnen nun zuteil werden soll, sei es, dass Lebensformen, die durch die bestehende
Ordnung implizit oder explizit favorisiert wurden, politisch infrage gestellt und transformiert
werden sollen. Wenn das stimmt, so behandeln wir Lebensformen in unseren normativen
Auseinandersetzungen weder als das bloß Hinzunehmende oder Gegebene noch als Gegenstand
bloß beliebiger Wahl. Lebensformen sind vielmehr zentraler Gegenstand ethischer Befragung und
politischer Auseinandersetzung.
Wie aber müssen wir Lebensformen bestimmen, wenn wir sie auf diese Weise als kritisierbar
ausweisen wollen, und was genau haben wir hier unter ihrer Kritik zu verstehen? Rahel Jaeggi
schlägt vor, Lebensformen als „komplex strukturierte Bündel [...] sozialer Praktiken“ zu deuten,
„die darauf gerichtet sind, Probleme zu lösen, die ihrerseits historisch kontextualisiert und normativ
verfasst sind“
2
. Lebensformen bezeichnen also „Zusammenhänge sozialer Praktiken“
3
, sie
umfassen „Einstellungen und habitualisierte Verhaltensweisen mit normativem Charakter, die die
kollektive Lebensführung betreffen“
4
, und sie sind dabei auf die Entfaltung von Problemen gerichtet,
die selbst eine komplexe Geschichte besitzen. So verstanden erweisen sich Lebensformen in
zweierlei Hinsicht als wesentlich oder innerlich kritisierbar: Sofern Lebensformen nicht bloß
faktisch vorkommende Regularitäten sind, sondern eine normative Form besitzen, lässt sich die
konkrete Instanz einer Lebensform an ihrem eigenen normativen Begriff messen; mehr noch: als
normative vollzieht sich die Lebensform selbst, indem sie sich laufend an ihrem Begriff misst. Der
Vollzug der Lebensform eröffnet so unmittelbar den Raum der Kritik. Eine gegebene Lebensform,
die ihren Begriff nicht erfüllt, scheint normativ defizient: sie wird der durch die Lebensform selbst
formulierten Formvorgabe nicht gerecht und lässt sich vor diesem Hintergrund kritisieren.
Diese Weise, die Normativität der Lebensform zu bestimmen, räumt uns allerdings noch
nicht unmittelbar einen kritischen Abstand gegenüber der Formvorgabe der Lebensform selbst ein.
Entscheidend ist daher das weitere Element der obigen Bestimmung, nach dem man die
Lebensform nicht bloß als einen normativ strukturierten Zusammenhang von Einstellungen und
Praktiken verstehen kann, sondern als Problemlösungsinstanz deuten muss. An dem durch die
Lebensform gestellten Problem, das eine über diese konkrete Lebensform hinausgehende
Geschichte hat, gewinnen wir eine gehaltvollere Idee dessen, was den Begriff der Lebensform
konstituiert: nicht einfach eine Reihe von zu erfüllenden Formvorgaben, sondern ein sich mit der
Lebensform stellendes und zu bewältigendes Problem. Anhand des Problems gewinnen wir einen
normativen Gesichtspunkt, mit Blick auf den sich die Lebensform selbst kritisieren lässt. Anhand
des mit ihr gestellten Problems können wir die Frage aufwerfen, ob eine Lebensform ihr Problem
2
Jaeggi (2014), 58.
3
Jaeggi (2014), 20.
4
Jaeggi (2014), 78.
3
auf angemessene Weise stellt, entfaltet, bewältigt. Lebensformkritik in diesem Sinne bewertet nicht
eine Instantiierung mit Blick auf ihre Übereinstimmung mit einer gegebenen Formvorgabe,
sondern kritisiert die Lebensform selbst mit Blick auf ihre Fähigkeit, das durch sie gestellte Problem
zu entfalten.
Dem entspricht, dass man nach Jaeggi die Normativität der Lebensform selbst als nicht
konventionalistisch, sondern funktional und ethisch begründet vorstellen sollte.
5
Wie gemäß einer
bestimmten Lebensform zu leben sei, erklärt sich nicht einfach aus einer willkürlichen kollektiven
Setzung, sondern gründet sich auf funktionale und ethische Erfordernisse: Es erklärt sich einerseits
funktional daraus, was erforderlich erscheint, um sicherzustellen, dass eine Praktik ihre Ziele
erreicht, dass sie sich selbst reproduziert und sich in den Zusammenhang anderer Praktiken fügt.
6
Es erklärt sich überdies ethisch daraus, was erforderlich scheint, damit sie als eine „gute Praxis ihrer
Art“ erscheinen kann und „den ethischen Anforderungen an diese Praxis“
7
entspricht. Jaeggis
These dabei ist, dass sich die funktionale und die ethische Begründung nicht voneinander trennen
lassen: „Das Funktionieren und das gute Funktionieren, Praxis überhaupt und gute Praxis, lassen
sich nicht voneinander trennen.“
8
Wenn es zutreffend ist, dass sich eine weiter reichende Kritisierbarkeit der Lebensform erst
durch das Problem ergibt, an dessen Entfaltung sie sich funktional und ethisch messen lässt, dann
hängt einiges davon ab, wie man ein solches Problem genauer versteht und wie man die Beziehung
genauer bestimmt, in der die Lebensform eigentlich zu diesem Problem steht. Ich will daher im
Folgendem dieser Frage etwas weiter nachgehen.
I.
Es zeichnet Rahel Jaeggis Entwurf aus, dass sie das Problem der Lebensform nicht als eine externe
Gegebenheit deutet, demgegenüber sich die Lebensform selbst als ein äußerliches Mittel der
Bewältigung verstehen lässt. Eine Lebensform ist kein disponibles „Mittel zum Zweck der
Problemlösung“
9
, ein Instrument, zu dem man greifen kann, wenn sich im Gang der Dinge ein
bestimmtes praktisches Problem stellt. Die Lebensform selbst hat vielmehr Anteil daran, dass
Problem, als dessen Bewältigung sie sich entfaltet, zu stellen und zu bestimmen. Das Problem
ergibt sich also nur intern, aus dem Horizont der Lebensform selbst heraus. Dabei handelt es sich
nicht um eine bloß kontingente Schwierigkeit oder ein Hindernis, das sich im Rahmen der
5
Zu dieser Unterscheidung vgl. Jaeggi (2014), 165 ff.
6
Ich greife hier Fred Neuhousers (2018) Vorschlag für eine gegenüber Jaeggis offizieller Definition modifizierte
Bestimmung funktionaler Normativität auf.
7
Jaeggi (2018), 77.
8
Jaeggi (2018), 77. Auf die Schwierigkeiten dieser Verschränkung komme ich nochmals zurück.
9
Jaeggi (2014), 208.
4
Lebensform ergeben mag; das Problem ist vielmehr eine für die Lebensform definierende Aufgabe.
Lebensformen haben also nicht hin und wieder dieses oder jenes Problem, es gibt sie nur als
Instanzen der Lösung ihres definierenden Problems.
10
Das Problem ist also der Lebensform nicht
bloß in dem formalen Sinne intern, dass es sich nur aus dem Horizont der Lebensform heraus
verstehen lässt, es ist intern in dem substantielleren Sinne, dass es das Sein der Lebensform
definiert.
Zugleich kann das Problem mit der Lebensform allerdings nicht vollends zusammenfallen,
wenn verständlich werden soll, inwiefern es einen normativen Gesichtspunkt der Lebensform
darstellt, der über diese hinausgeht. Wenn eine Lebensform an ihrem Problem zu messen etwas
anderes bedeutet als die Instanz einer Lebensform mit ihren Formvorgaben abzugleichen, dann
scheint es erforderlich zu sein, dass das beschriebene Problem nicht allein durch die in Frage
stehende Lebensform selbst bedingt ist. Um verständlich zu machen, wie das Problem, das das
Sein der Lebensform selbst ausmacht, dennoch über sie hinausgreift, verweist Rahel Jaeggi auf die
Geschichtlichkeit und Kontextualität von Lebensformproblemen. In Lebensformproblemen
„sedimentieren sich Problemlösungsgeschichten, eine Abfolge von Problemen oder Krisen und deren
[...] Bewältigung, aus denen sich die folgenden Problemstellungen ergeben“
11
. Das für eine aktuelle
Lebensform definierende Problem ergibt sich also typischerweise als das Folgeproblem früherer
Problemlösungen und ist dadurch „historisch situiert“ und „normativ vordefiniert“
12
. Das Problem
reicht aber nicht nur in der Zeitdimension durch seine Herausbildungsgeschichte über die
gegenwärtige Lebensform hinaus, es ist überdies in der Sozialdimension durch gleichzeitig in
anderen Lebensformen vollzogene Problemlösungen konditioniert. Der modulare Begriff der
Lebensform, den Jaeggi vorschlägt, impliziert, dass verschiedene Lebensformen auf komplexe
Weise ineinandergreifen, so dass die Probleme, die sie sich jeweils stellen und bewältigen, sich
wechselseitig bedingen.
13
Schließlich soll durch den Problembegriff auch der Sachbezug der
Lebensform gefasst werden: Durch ihr Problem ist die Lebensform auf eine Sache bezogen, an der
10
Jaeggi (2014), 208.
11
Jaeggi 2018, 80.
12
Jaeggi 2014, 235.
13
Es scheint mir dabei in Jaeggis Entwurf noch ungeklärt, wie man das Ineinandergreifen verschiedener Lebensformen
selbst genauer zu konzeptualisieren hat. Einerseits behauptet Jaeggi, dass Lebensformen ineinander verschachtelt sein
können, was nahelegt, dass die Einheit der Differenz von Lebensformen selbst als Lebensform höherer
Abstraktionsstufe gedeutet werden könnte: die Lebensform der bürgerlichen Familie und die Lebensform des
kapitalistischen Konsumenten könnten als in der Lebensform der Moderne enthalten vorgestellt werden. Zugleich
verwahrt sich Jaeggi aber dagegen, den Zusammenhang der Lebensform als organisches Ganzes zu deuten (Jaeggi
2014, 65) und lehnt es explizit ab, Lebensform als Titel für das umfassende soziale System, „die Gesamtheit der
Praktiken und Handlungsweisen, die in einer Gemeinschaft ausgeübt werden“ (Jaeggi 2018, 69) zu verwenden.
Insofern scheint dann aber noch offen, wie man den synchronen systematischen Zusammenhang verschiedener
Lebensformen selbst begrifflich zu fassen hat. Sofern Lebensformen im Kontext anderer Lebensformen stehen und
durch diese wesentlich bedingt werden, scheint es unverzichtbar, eigene theoretische Mittel für diese Analyseebene zu
entwickeln. Jaeggis Entwurf verweist mit anderen Worten auf das Desiderat einer Gesellschaftstheorie, die durch die
Theorie der Lebensformen selbst noch nicht unmittelbar gegeben ist. Vgl. allgemeiner zum möglichen Verhältnis von
Lebensform und Gesellschaftsbegriff Khurana (2007).
5
sie sich abarbeitet, die sie aber nicht selbst produziert hat. Nur dadurch, dass die Lebensform sich
diese Sache als ein Problem stellt, wird sie dabei als solche zugänglich.
Das Problem reicht mithin in der Sach-, Zeit- und Sozialdimension über die gegebene
Lebensform hinaus; zugleich ist es die Leistung der Lebensform selbst, das Problem zu stellen und
genauer: es als ihr eigenes Problem, als das ihr Sein definierende Problem zu fassen. Das Problem
der Lebensform ist also nicht ihre schiere Abhängigkeit von einem externen Sachverhalt, ihr
kausales Bedingtsein von früheren Geschehnissen, ihr kontingentes Angewiesensein auf oder ihr
externer Beitrag zu anderen sozialen Zusammenhängen. Es ist vielmehr die Weise in der die
Lebensform sich selbst im Bezug auf eine Sache, in Antwort auf eine Geschichte und im Kontext
anderer Lebensformen bestimmt.
II.
Wie genau beziehen sich aber nun Lebensformen auf solche Probleme? Die Rede von Problemen
legt aus sich selbst heraus nahe, Lebensformen als Lösungen der betreffenden Probleme zu deuten,
und Jaeggi definiert Lebensformen dann auch ganz in diesem Sinne als
„Problemlösungsinstanzen“
14
. Mir scheint nun aber, dass diese Redeweise unsere Perspektive in
bestimmter Hinsicht zu verengen droht. Sie legt nahe, das Problem als eine Schwierigkeit zu deuten,
die es zu überwinden gilt, nicht so sehr als eine Aufgabe, die die Lebensform ausmacht. Und sie
legt nahe, das Gelingen der Lebensform daran zu binden, wie vollständig es ihr gelingt, die
genannte Schwierigkeit zu überwinden oder zu beseitigen, nicht daran, wie weitreichend es ihr
gelingt, das ihr eigene Problem zum Ausdruck zu bringen.
Verschiedene Formulierungen in Jaeggis Darstellung machen deutlich, dass eine solche
Charakterisierung auch aus ihrer eigenen Perspektive unseren Blick auf das Verhältnis von Problem
und Lebensform verengen dürfte. Dies zeigt sich unter anderem an jenen Stellen, an denen Jaeggi
die Lebensform nicht als Lösung, sondern als Ausdruck ihrer Probleme charakterisiert, die
Lebensform nicht allein funktional durch die Erreichung ihrer Ziele, sondern ethisch als Verkörperung
eines Ethos bestimmt
15
und die Aufgabe der Lebensform nicht so sehr in der bloßen Sicherung des
Lebens als vielmehr in der Gestaltung des Lebens sucht.
16
Jaeggis eigene Formulierungen verweisen
mithin darauf, dass sich der Lebensform mit Blick auf ihr Problem nicht nur eine funktionale
Aufgabe der Überwindung oder Lösung stellt, sondern zugleich eine expressive: das von ihr
14
Jaeggi (2014), 200; Jaeggi (2018).
15
Vgl. etwa „Angemessen ist ein bestimmter Vollzug, wenn er zur Realisierung des Ziels beiträgt, oder weniger
instrumentalistisch, sofern er als Ausdruck des erstrebten Ziels verstanden werden kann. Soziale Praktiken [...] sind
dabei aber nicht nur funktional hinsichtlich bestimmter Ziele; in ihnen verkörpert sich auch etwas, das man als das
Ethos dieser Praktiken bezeichnen kann.“ (Jaeggi 2018, 77, Jaeggis Hervorhebung)
16
Jaeggi (2014), 200.
6
gestellte Problem überhaupt auf angemessene Weise zum Ausdruck und zur Geltung zu bringen,
zu entfalten und zu gestalten. Zugleich verleiht sie dieser expressiven Dimension keinen eigenen
terminologischen Status.
Systematisch versucht Jaeggi die hier angedeutete Dimension über die Behauptung einer
Durchdringung der funktionalen und ethischen Dimension der Normativität der Lebensform
sowie über die These einzuholen, dass es Lebensformen als Lebensformen wesentlich mit Problemen
zweiter Ordnung zu tun haben. In beiden Hinsichten scheint mir Jaeggis Begriffsstrategie aber eigene
Probleme aufzuwerfen, da sie eine Unterscheidung einführt (von funktionaler und ethischer
Normativität, Problemen erster und zweiter Ordnung), die im zweiten Schritt jeweils wieder
eingezogen werden muss („es gibt kein Funktionieren pur“; „für uns fassbar sind die Probleme nur
als Probleme zweiter Ordnung“).
17
Das erlaubt es Jaeggi weiter vor allem auf eine funktionalistische
und lösungsorientierte Sprache zu setzen, mit der dann aber immer schon mehr gesagt sein soll.
Statt den Schwierigkeiten dieser Begriffsstrategie hier im Weiteren genauer nachzugehen,
18
will ich
im Folgenden einige alternative begriffliche Ressourcen entwickeln, die helfen können, die aus
meiner Perspektive bei Jaeggi unterbelichtete Dimension deutlicher zu fassen.
III.
Um der expressiven und gestaltenden Dimension der Lebensform angemessen Rechnung zu
tragen, ist es hilfreich, tiefer anzusetzen und den Begriff des Problems neu zu akzentuieren. Das
Problem von Lebensformen muss als eines bestimmt werden, das nicht auf seine Beseitigung durch
eine Lösung drängt, sondern das zum Ausdruck gebracht und durch seine Bewältigung entfaltet
werden will. Die Lebensform beseitigt nicht Probleme, die sich im Lauf der Dinge ergeben haben,
sondern drückt ihr je eigenes Problem durch seine Lösung aus, verkörpert es durch die Form eines
17
Jaeggi (2018), 77 und 83.
18
Eine kurze Andeutung der Probleme, die sich hier stellen: (1) Hinsichtlich der Unterscheidung von funktionaler und
ethischer Normenbegründung scheint mir unklar, worauf genau sich eigentlich die ethische Normbegründung aus
Jaeggis Perspektive stützt. Es scheint offensichtlich, dass Jaeggi mit gutem Funktionieren nicht bloß ein im Sinne der
Effizienz oder Produktivität ausgezeichnetes Funktionieren meint, sondern ein Funktionieren im Sinne und umwillen
des Guten des Praxis. Aber wie bestimmen wir dieses Gute? Wenn dies durch kollektive Setzung festgelegt würde,
würden wir hier zu der von Jaeggi selbst zurückgewiesenen konventionalistischen Normbegründung zurückkehren;
wenn das Gute ein im Sinne des Wertrealismus Gegebenes wäre, schiene es der Lebensform äußerlich vorgegeben. Im
Sinne von Jaeggis Entwurf müssten wird das Gute hingegen als der Lebensform in irgendeinem Sinne inhärent
verstehen; durch den von Jaeggi entwickelten Begriff der Lebensform als Problemlösungsinstanz ist aber nicht
unmittelbar ersichtlich, wie genau dies der Fall ist. In jedem Falle würde diese Lösung aber verlangen, das
Funktionieren unmittelbarer als das Funktionieren im Sinne der Sicherstellung des Guten der Praxis zu verstehen: als das
„lebendige Gute“, um mit Hegel zu sprechen (Hegel 1986, § 142, Herv. hinzugef.). Vor diesem Hintergrund scheint es
plausibler, nicht von einer Unterscheidung von funktionaler und ethischer Dimension auszugehen, um sie im zweiten
Schritt aufzuheben, sondern bloßes Funktionieren umgekehrt als ein Abstraktions- oder Privationsphänomen zu
beschreiben. (2) Mit Blick auf das Problem zweiter Ordnung scheint mir Jaeggi die Interpretationsabhängigkeit aller
Probleme mit der Unterscheidung von Problemen und Problemlösungsproblemen zu konfundieren, wenn sie
behauptet, dass Probleme für uns nur als Probleme zweiter Ordnung „fassbar“ werden (Jaeggi 2018, 83).
7
Lebens und gestaltet es dadurch zugleich. Ich denke, dass Foucault, Luhmann und Deleuze einige
interessante begriffliche Ressourcen bereit stellen, um eine so modifizierte Konzeption von
Lebensformproblemen näher zu fassen.
19
Im zweiten Band seiner Untersuchung zu Sexualität und Wahrheit greift Foucault wiederholt
auf den Begriff der Problematisierung zurück, um den eigentlichen Gegenstand seiner bisherigen
philosophischen Untersuchungen zu charakterisieren. Im Rückblick scheint es Foucault so, dass es
ihm darum zu tun war, für unsere gegenwärtige Lebensform entscheidende historische
Problematisierungen nachzuzeichnen.
20
Problematisierungen haben dabei eine konstitutive
Bedeutung für die Stiftung von Lebensformen. Indem man Problematisierungen nachzeichnet,
gelangt man weder zu einer bloßen Verhaltensgeschichte noch zu einer Ideengeschichte, sondern
zu etwas, das Foucault die Geschichte des Denkens nennt, eine Geschichte, die sich wesentlich in
Lebensformen manifestiert.
21
Problematisierung ist jene Aktivität, durch die dem Leben Form
verliehen wird und durch die Verhaltensweisen und Praktiken als Teil einer Lebensform
konstituiert und in diese aufgenommen werden. Die Problematisierung geschieht dabei weder als
bloße Repräsentation eines gegebenen Sachverhalts noch als die diskursive Erfindung eines
Gegenstands, den es zuvor in keiner Weise gegeben hätte.
22
Durch Problematisierung wird
vielmehr Gegebenes auf eine solche Weise neu erschlossen, dass es zum Stoff der Lebensform
selbst wird. Indem Foucault Probleme vom Prozess der Problematisierung her versteht, hebt er den
aktiven Charakter der Problemstellung und Problemfassung hervor, den auch Jaeggi betont, wenn
sie unterstreicht, dass Probleme erst durch ihre Interpretation im Rahmen von Lebensformen
Gestalt gewinnen. Foucaults Terminus hebt aber darüber hinaus das Ausmaß hervor, in dem
Problematisierung eine für die Lebensform konstitutive Leistung ist: Der Prozess der
Problematisierung macht es möglich, etwas als Problem zu be- und ergreifen und durch dieses
Problem zugleich dem Leben Form zu verleihen. Problematisierung erscheint so als erster Schritt
in der Selbstbestimmung der Lebensform.
19
Zum Problembegriff bei Foucault und Deleuze vgl. den instruktiven Überblick in Koopman (2018).
20
Im Einzelnen geht es dabei um folgende Problematisierungen: „Problematisierung des Wahnsinns und der Krankheit
ausgehend von sozialen und ärztlichen Praktiken, die ein bestimmtes ‚Normalisierungsprofil‘ definieren;
Problematisierung des Lebens, der Sprache und der Arbeit in Diskurspraktiken, die bestimmten ‚epistemischen‘ Regeln
gehorchen; Problematisierung des Verbrechens und des kriminellen Verhaltens ausgehend von gewissen
Strafpraktiken, die einem ‚disziplinären‘ Modell folgen. Und jetzt möchte ich zeigen, wie in der Antike die sexuellen
Tätigkeiten und Genüsse im Rahmen von Selbstpraktiken problematisiert worden sind, die den Kriterien einer
‚Ästhetik der Existenz‘ folgen.“ (Foucault 1986, 9 ff.)
21
Zuweilen unterscheidet Foucault dabei die Archäologie der Problematisierungen von der Genealogie der Praktiken.
Das kann den irreführenden Eindruck vermitteln, dass es bei Problematisierungen um rein theoretische
Problemstellungen geht, die unabhängig von den in einer Gesellschaft zu findenden Praktiken wären. Wie aber bereits
das Zitat aus der vorstehenden Fußnote zeigt, geschieht Problematisierung nach Foucault selbst in und durch
Praktiken. Problematisierungen betreffen daher eine nicht eine rein theoretische, sondern praktische Geschichte des
Denkens, die in Praktiken geschieht und sich in Lebensformen niederschlägt.
22
Foucault (1988), 257.
8
Der Akt der Problematisierung eines Verhaltens hat nach Foucault dabei genauer betrachtet
ein dreifaches Profil: Durch seine Problematisierung wird ein Verhalten nach Foucault zum
„Gegenstand von Sorge“, zum „Element für die Reflexion“, und zur „Materie für Stilisierung“.
23
Gemäß dieser Bestimmung gehen die teleologisch-funktionale Bestimmung, demgemäß das
Verhalten zu etwas wird, für das es Sorge zu tragen und das es im Sinne von um-zu-Relationen
teleologisch zu artikulieren gilt, Hand in Hand damit, dass wir über die entsprechenden
Verhaltensformen reflektieren und sie darüber hinaus als gestaltbare und formbare Elemente
wahrnehmen, in denen wir uns selbst zum Ausdruck bringen. In Foucaults Bestimmung greifen
die funktionale, die reflexive und die expressive-kreative Dimension der Lebensform in diesem
Sinne unmittelbar ineinander. Vor diesem Hintergrund wird vielleicht schon deutlicher, dass ein
Problem aufzuwerfen mehr bedeutet als auf eine Schwierigkeit oder ein Hindernis zu stoßen.
Problematisierung bedeutet vielmehr eine Vertiefung einer Schwierigkeit oder eines Hindernisses
zu einem Problem: zu einem Gegenstand von Sorge, Reflexion und Gestaltung. Die Probleme, um
die es Foucault dabei geht, scheinen auf gewisse Weise das Sein des Subjekts selbst zu betreffen
oder zu entfalten. Durch Problematisierung wird das Leben mithin zu einem Dasein, dem es in
seinem Sein um sein eigenes Sein geht, zu einem „Leben, dem es in seiner Lebensweise um dieses
Leben selbst geht, und dem es in seinem Leben vor allem um seine Lebensweise geht“.
24
Dass Problematisierungen eine Vertiefung bedeuten, soll weder heißen, dass Schwierigkeiten
und Aufgaben nicht ihr Anlass sind, noch soll es besagen, dass die konstituierte Lebensform in der
Entfaltung ihres Problems nicht mit vielfachen Aufgaben und Schwierigkeiten befasst ist. Die Idee
ist vielmehr, dass an Schwierigkeiten und Aufgaben ein tieferes Problem gewonnen werden muss,
das der Bewältigung dieser Schwierigkeiten und Aufgaben eine anderen Sinn verleiht, der sich nicht
in ihrer Erledigung erschöpft. Problematisierung bedeutet in diesem Sinne Schwierigkeiten auf eine
solche Weise aufzufassen, dass sie als Ausdruck und Zeichen dessen erscheinen, was man mit
Niklas Luhmann als „Grundproblem“ bezeichnen kann. Ein Grundproblem zeichnet sich nach
Luhmann dadurch aus, dass es in bestimmtem Sinne notwendigerweise immer schon gelöst ist,
wenn man die Frage nach seiner Lösung aufzuwerfen vermag, aber darin zugleich paradoxerweise
als „unlösbares Problem“ insistiert
25
. Grundprobleme sind so fundamentaler Art, dass sie in
irgendeiner Weise immer schon gelöst sein müssen, wenn jenes Leben existieren soll, dass sie als
Grundprobleme aufzuwerfen und zu befragen in der Lage ist. Zugleich aber gilt, dass ein Problem
solcher Art „auch in seinen Lösungen noch Problem bleibt, das heißt Problematik und
23
Foucault (1986), 22 ff.
24
Agamben (2001), 13. Vgl. zu diesem Begriff der Lebens-Form auch Agamben (2016).
25
Luhmann (1981), 202 f. Luhmanns Beispiel für ein immer schon gelöstes und zugleich unlösbares Problem lautet:
„Wie ist soziale Ordnung möglich?“ (Luhmann 1981).
9
Reproblematisierbarkeit auf alle geronnenen Antwortmuster überträgt“
26
. Darin zeigt sich nach
Luhmann nicht so sehr ein aporetischer Zug als vielmehr die genuine Produktivität des Problems.
Nur dank seiner Unlösbarkeit, dank seiner Reproblematisierbarkeit durch alle Antworten hindurch,
kann das Problem als Grund eines autopoietischen Prozesses verstanden werden, der über jede
konkrete gefundene Organisation hinauszugehen vermag.
27
Die Problematisierungen, die konstitutiv für Lebensformen sind, sind auf Grundprobleme
in diesem Sinne bezogen. Sie vertiefen Schwierigkeiten und Aufgaben auf ein Grundproblem hin,
das in seinen Lösungen als Problem insistiert, das heißt in ihnen als Problem manifest und auf
unabsehbare Weise reproblematisierbar bleibt. In Differenz und Wiederholung hat Gilles Deleuze einen
allgemeinen Begriff des Problems umrissen, der dieses Moment auf eine besondere Weise
akzentuiert. Durch seine Konzeption will er zwei Vorurteile infrage stellen: „Man macht uns
glauben, die Probleme seien als fertige gegeben“ und, zweitens, man unterstellt, die Probleme
„verschwänden in den Antworten oder der Lösung.“
28
In der ersten Hinsicht stimmt Deleuze mit
Foucault und Jaeggi grundlegend darin überein, dass das Aufwerfen oder Sichereignenlassens eines
Problems eine eigentümliche Leistung ist und Probleme nicht den Charakter einer schlicht
vorliegenden Gegebenheit haben.
29
Mit Blick auf seine Lösungen oder Antworten beharrt Deleuze
darauf, dass Probleme durch ihre Lösung gerade nicht erschöpft werden können.
Probleme haben dabei auch nach Deleuze konstitutive Funktion für die Hervorbringung von
Lebensformen. Das gilt in einem ersten Sinne deshalb, weil Probleme den transzendenten
Gebrauch von Vermögen erzwingen: Probleme verlangen die Überschreitung der bloß normalen
Ausübung unserer Fähigkeiten.
30
Nur in Begegnung mit Problemen werden Fähigkeiten zu
Fähigkeiten ihrer eigenen Überschreitung. Im Überschreiten einer bloß normalen Ausübung seiner
Fähigkeiten gewinnt das Leben an ihnen eine höhere Form, die sich wesentlich in den Lösungen
des Problems ausdrückt. Der herausfordernde Charakter des Problems zeigt sich aber nicht allein
daran, dass er die Transformation unserer Fähigkeiten verlangt, sondern auch daran, dass das
Problem durch keine seiner Lösungen erschöpft wird und vielmehr in seinen Lösungen insistiert.
Das Problem ist auf gewisse Weise reicher als seine Lösungen. Das ist nach Deleuze nicht deshalb
der Fall, weil es keine Lösung zulässt, sondern weil es von anderer Seinsart als seine Lösungen ist.
Das Problem ist nach Deleuze virtuell oder ideell in dem Sinne, dass es durch die partikulare
26
Luhmann (1981), 203.
27
Zur Unterscheidung von Autopoiesis und Organisation und der Idee von Selbsterhaltung durch
Selbstüberschreitung vgl. Luhmann (1984), Kap. 8 und 9.
28
Deleuze (2007), 204.
29
Nach Deleuze (2007), 228 ist für die Etablierung eines Problems eine eigene ideale Synthesis erforderlich, die sich
nicht durch die Lösungen des Problems wiedergeben lässt. Zu der Behauptung, dass Probleme nicht der Ordnung der
Wesenheiten, sondern des Ereignisses angehören vgl. Deleuze (2007), 239 f.
30
Deleuze (2007), 190: „Probleme [...] liefern [...] die Bedingungen, unter denen Vermögen zu ihrem höheren Gebrauch
gelangen.“
10
Instanz seiner Lösung nicht erschöpft werden kann. Am Problem lässt sich immer eine
differentielle Vielfalt von Lösungen gewinnen und weder durch eine einzige noch durch die bloße
Summe aller Lösungen lässt sich das Problem selbst wiedergeben.
31
Denn Problem und Lösung
liegen nicht auf einer Ebene: sie verhalten sich nicht zueinander wie Mangel und Auffüllung, Lücke
und Schließung. Deleuze konzipiert ihre Beziehung vielmehr als ein Ausdrucksverhältnis: das
Problem manifestiert und entfaltet sich durch seine Lösungen. Das heißt zugleich, dass das
Problem von eben jenen Lösungen, durch die es sich nicht erschöpfen lässt, abhängig ist. Denn es
wird nur durch seine Lösungen hindurch wirklich zugänglich: „Das Problem existiert nicht
außerhalb seiner Lösungen.“
32
Das Problem ist in diesem Sinne seinen Lösungen zugleich
immanent und ihnen transzendent: es „insistiert und persistiert“
33
in seinen Lösungen.
Nach Deleuzes Darstellung scheint es allerdings erhebliche Schwierigkeiten aufzuwerfen,
sich dies gewärtig zu halten. Die Entfaltung des Problems durch seine Lösungen scheint intrinsisch
mit der Möglichkeit seiner Verdeckung durch seine Lösungen einherzugehen: Die Lösungen, in
denen das Problem der Sache nach insistiert, können das Problem, das in ihnen zum Ausdruck
kommt, zugleich „überdecken“
34
. Deleuze legt so nahe, dass es ein konstitutiver Zug von
Problemen ist, dass sie sich um willen ihrer Lösung selbst simplifizieren und durch ihre Lösungen
zugleich verstellen. Die Lösungen geben so „ein verfälschtes Bild vom Problem“
35
wieder.
Während es gelöst wird, „reflektiert sich das Problem [...] in falschen Problemen“
36
. Diese Idee legt
nahe, dass Lebensformen nicht nur damit zu kämpfen haben, die Probleme, die sich ihnen stellen,
zu bewältigen, sondern ebenso sehr darum ringen müssen, nicht den Kontakt zu ihrem eigentlichen
Problem zu verlieren, und sich davor zu hüten haben, sich falsche Probleme vorzulegen, die ihr
eigentliches Problem verstellen. Es scheint offensichtlich, dass die gegenwärtigen Gesellschaften
mit erschreckender Effizienz viele scheinbare ‚Probleme‘ lösen, die an den eigentlichen Problemen
vorbeigehen, ja gerade der Verstellung dieser Probleme zu dienen scheinen.
37
Die geforderte subjektive Erfahrung in der Auseinandersetzung mit Problemen bestimmt
Deleuze als Lernen. Auch diese Erfahrung des Lernens ist dabei nach Deleuze von einer
31
Deleuze versteht Probleme so als Grund eines produktiven Spiels von Differenzen und kontrastiert sie
Widersprüchen, die aus seiner Perspektive allein eine verengte dialektische Arbeit des Negativen ermöglichen. In
diesem Sinne versteht Deleuze seine Konzeption in Entgegensetzung zu einer hegelianischen Perspektive. Diese von
Deleuze vorgenommene Entgegensetzung scheint mir selbst verengt und unproduktiv. Zu einer besonders
instruktiven Rekonstruktion und Kritik der Hegelkritik von Deleuze siehe Ellrich 1996.
32
Deleuze (2007), 211.
33
Deleuze (2007), 211.
34
Deleuze (2007), 211.
35
Deleuze (2007), 263.
36
Deleuze (2007), 263.
37
Deleuze hat mit seinen Überlegungen zu den Mächten des Falschen genau diesen Fall im Blick: „Es gibt Menschen,
deren ganze differenzierte soziale Existenz an den falschen Problemen hängt, von denen sie leben, und andere, deren
soziale Existenz insgesamt in den falschen Problemen festgehalten wird, in Problemen, an denen sie leiden und deren
scheinhafte Positionen sie ausfüllen.“ (Deleuze 2007, 263)
11
Verkennung bedroht. Wir verunmöglichen Lernen im eigentlichen Sinne, wenn wir alle Probleme
in gegebene Schwierigkeiten umdeuten, die durch ihre Lösung zum Verschwinden zu bringen sind,
und den kognitiven Fortschritt einseitig an dem Erwerb von Mitteln und Methoden festmachen,
durch die sich Probleme beseitigen lassen. Echtes Lernen erfordert nicht bloß den Erwerb der
routinierten Fähigkeit, Probleme durch ihre Lösung zu beseitigen, sondern eine Vertiefung unseres
Verständnisses von Problem und Lösung in ihrem Verhältnis. Lernen im eigentlichen Sinne
bedeutet so nicht bloß den Erwerb von Wissen, das heißt: in den „ruhigen Besitz einer Regel für
die Lösungen“
38
zu gelangen, sondern hängt an der Vertiefung des Verständnisses des Problems
durch die Entfaltung seiner Lösungen. Es erfordert so zum einen, dass wir unser Vermögen zur
Problematisierung erweitern und fähig werden, „praktische oder spekulative Probleme als solche
[zu] konstituier[en]“; es verlangt zum anderen, dass wir unsere Fähigkeiten in das Vermögen ihrer
eigenen Überschreitung verwandeln und so „jedes der Vermögen zu seinem transzendenten
Gebrauch anheb[en]“.
39
Ein solches Lernen, in dem sich der Lernende auf unabsehbare Weise in
ein Problem vertieft und ohne gegebene Methode über die etablierte Form seiner Fähigkeiten
hinausgeht, soll nicht als eine bloß vorbereitende Bewegung verstanden werden, die „im Ergebnis
verschwinden soll“
40
. Wir sollten vielmehr versuchen, uns unausgesetzt im Prozess eines solchen
Lernens zu halten. Deleuze stimmt in diesem Sinne mit Jaeggi überein, dass sich misslingende
Lebensformen gerade durch mangelnde Lernfähigkeit auszeichnen, „an einer Lernblockade
[leiden]“
41
.
IV.
Wenn Lebensform und Problem so aufeinander bezogen sind, wie Foucault, Luhmann und
Deleuze nahelegen, dann stellen sich im Lösen von Problemen unerwartete Probleme.
Lebensformen können nicht nur daran scheitern, ihr Problem zu lösen oder durch ihre Lösung
schwerwiegende Folgeprobleme an anderer Stelle verursachen. Lebensformen können auch in der
scheinbar gelingenden Überwindung von praktischen Schwierigkeiten ihr eigentliches Problem
unterbieten. Wenn Lebensformen davon abhängen, dass sie Schwierigkeiten zum Problem
vertiefen, in seiner Bearbeitung ihr Problem nicht verdecken, sondern zur Geltung bringen und in
seiner Lösung das Problem für seine Reproblematisierung offen halten, dann ist leicht ersichtlich,
38
Deleuze (2007), 212.
39
Deleuze (2007), 212.
40
Deleuze (2007), 213. Zum experimentellen Charakter des Problemlösens vgl. auch im Anschluss an Dewey Jaeggi
(2014), 343 ff.
41
Jaeggi (2014), 447.
12
wie eine Lebensform durch besondere Lösungsorientierung an ihrem eigentlichen Problem
vorbeigehen kann.
Dass in einer menschlichen Lebensform, die vermeiden will, sich zum Problem zu werden,
etwas schief läuft, hat Wittgenstein in einer seiner Bemerkungen zum Ausdruck gebracht:
Die Lösung des Problems, das Du im Leben siehst, ist eine Art zu leben, die das Problemhafte zum
Verschwinden bringt.
Daß das Leben problematisch ist, heißt, daß Dein Leben nicht in die Form des Lebens paßt. Du mußt
dann Dein Leben verändern, und paßt es in die Form, dann verschwindet das Problematische.
Aber haben wir nicht das Gefühl, daß der, welcher nicht darin ein Problem sieht, für etwas Wichtiges,
ja das Wichtigste, blind ist? Möchte ich nicht sagen, der lebe so dahin – eben blind, gleichsam wie ein
Maulwurf, und wenn er bloß sehen könnte, so sähe er das Problem?
Oder soll ich nicht sagen: daß, wer richtig lebt, das Problem nicht als Traurigkeit, also doch nicht
problematisch, empfindet, sondern vielmehr als eine Freude; also gleichsam als einen lichten Äther um
sein Leben, nicht als einen fraglichen Hintergrund.
42
Eine Lebensform, die das Problemhafte zum Verschwinden bringen will, macht sich blind für das
Wichtigste: Sie bringt sich gleichsam selbst zum Verschwinden. In ihrem Problem wird sich die
Lebensform ihrer selbst als Lebensform bewusst. In der Insistenz ihres Problems gewinnt die
Lebensform so nicht nur Zugang zu all dem, was noch nicht erreicht ist und womöglich noch zu
tun bleibt, sie gewinnt auch die Fähigkeit, ihre eigene Form im Rückgang auf ihr Leben von neuem
zu problematisieren. Nur ein Leben, das sich problematisch bleibt, bleibt über seine einmal
gefundene Form hinaus gestaltbar.
Die skizzierte Neubestimmung des Problems der Lebensform verweist uns dadurch auf eine
Ebene der Kritik von Lebensformen, die in Jaeggis Entwurf nicht unmittelbar im Fokus zu stehen
scheint, sich aber doch in der Entwicklung ihres Gedankens als wesentlich erweist. Jaeggi
verdeutlicht, dass Lebensformen kritisierbar werden, wenn wir sie auf ihr Problem beziehen und
als Problemlösungsinstanzen verstehen. Das legt zunächst einmal nahe, dass der erste Ansatzpunkt
der Kritik in der Diagnose liegt, dass eine Lebensform verfehlt, ihr Problem zu lösen: Eine
bestimmte Form der Familie erlaubt es nicht mehr „das Problem der sozialen Reproduktion“ zu
lösen (in dem doppelten Sinne des „Erzeugen[s] und Erhalten[s] von Nachwuchs“ einerseits und
der „Einübung in die Praktiken, Gebräuche, Fähigkeiten, Fertigkeiten und Institutionen einer je
bestimmten Gesellschaft“ andererseits);
43
eine Stadt scheitert daran das „Miteinander von
Verschiedenen“ zu organisieren, das ihr normatives Ideal ausmacht, und den öffentlichen Raum
42
Wittgenstein (1984), 487 f.
43
Jaeggi (2018), 80 f.
13
bereitzustellen, den sie ihren Bewohner*innen eigentlich zugänglich machen sollte.
44
Die Kritik
zielt also zunächst einmal darauf, dass die Lebensformen ihre Probleme nicht bewältigen.
45
Der
Begriff des Problems, den ich im Vorstehenden entwickelt habe, legt nahe, dass wir nun aber
zugleich fragen sollten, ob die Lebensform ihr Problem auf die richtige Weise löst.
Wir erreichen damit eine formale Ebene der Kritik, die die Lebensform nicht allein mit Blick
auf ihr Resultat als vielmehr im Blick auf ihre Vollzugsweise befragt. Kritik von Lebensformen
muss diese an den konkreten Problemen messen, denen sie gelten, aber das heißt zugleich und
wesentlich, dass sie die Frage aufwerfen muss, ob diese Probleme von der Lebensform auch auf
angemessene Weise als Lebensformprobleme behandelt werden: ob in ihr die funktionale, die reflexive
und die expressiv-gestalterische Dimension der Problematisierung auf angemessene Weise zur
Geltung kommen oder das Problem womöglich funktionalistisch verkürzt wird; ob in ihr das
definierende Problem als ein Grundproblem erschlossen wird oder bloß oberflächlich als
Schwierigkeit oder Hindernis erschlossen wird; und ob in ihr das Problem durch seine Lösungen
entfaltet oder vielmehr verstellt und überdeckt wird. Vor diesem Hintergrund erscheint sich die
Aufgabe unserer Kritik nicht darin zu erschöpfen, Lebensformen daran zu messen, ob sie ihre
Probleme bewältigen, sondern vor allem darauf gerichtet, wie sie dies tun. Für die Beurteilung dieser
Frage bedürfen wir ein Verständnis der Form von sittlichen Lebensformen. Rahel Jaeggis Kritik
von Lebensformen entfaltet diese Form zunächst eher implizit, aber mir scheint, dass in den
„Metakriterien“
46
gelingender Lebensformen zugleich eine entscheidende Pointe ihres Entwurfs
liegt, deren Triftigkeit vor dem Hintergrund der oben stehenden Bestimmungen vielleicht
unmittelbar einleuchten kann. Eine gelingende Lebensform zeigt sich nicht einfach an der
„faktischen Problemüberwindung“, sondern an einer „gelingende[n] Lösungsdynamik“
47
mit der sie
in der Lösung ihrer Probleme ihre eigene Lernfähigkeit – das Vermögen zur Reproblematisierung
und zur Erprobung neuer Lösungen – erhält. Ihr Misslingen zeigt sich nicht schlicht als mangelnde
Problembehebung, sondern an einem Mangel an „Reflexivität“ und „innere[r] Pluralität“
48
, als
44
Jaeggi (2018), 78.
45
Wie die Beispiele klar machen, hängt in dieser Form der Kritik sehr viel von der Beschreibung des Problems ab, an
dem die Lebensform gemessen wird. Jaeggis Entwurf legt nahe, dass uns krisenhafte Entwicklungen wichtige Hinweise
darauf geben, dass Lebensformen an ihren eigenen Problemen scheitern. Zugleich scheint deutlich, dass in die
Bestimmung der Probleme zum Teil anspruchsvolle Thesen eingehen, die womöglich nur vor dem Hintergrund einer
weitergehenden Theorie der Gesellschaft möglich werden. Jedenfalls scheint es durchaus wahrscheinlich, dass die
krisenhaften Entwicklungen in Lebensformen häufig damit zu tun haben, dass diese nicht den richtigen Begriff von
dem Problem gewonnen haben, das sich mit und in ihnen stellt. Eine andere Form der Problematisierung ist dann der
erste Schritt zur Ermöglichung der weiteren Entwicklung. Wenn dies aber richtig ist, dann soll und kann sich unsere
Kritik nicht nur daran ausrichten, ob eine Lebensform ein selbstgesteckte Aufgabe löst, es gilt vielmehr zugleich zu
fragen, ob sie überhaupt das richtige Verhältnis zu ihrem Problem und das richtige Verständnis zum Verhältnis von
Problem und Lösung gewonnen hat.
46
Jaeggi (2014), 405.
47
Jaeggi (2014), 405.
48
Jaeggi (2018), 88.
14
„praktisches Reflexionsdefizit“ und „Lernblockade“
49
. Das Gelingen der Lebensform hängt in
diesem Sinne nicht allein davon ab, dass sich durch sie irgendwie, wie auch immer, eine Lösung für
ihre Problem ergibt, sondern dass sie einen „komplexen und komplex sich vollziehenden Prozess
des Umgangs mit Problemstellungen“ gewinnt.
50
In diesem Sinne richtet sich die Kritik von
Lebensformen nicht allein darauf, ob sie funktional ihre Ziele erreichen, sondern darauf, ob sie als
Lebensformen gelingen. Ihre Sittlichkeit und Freiheitlichkeit hängt dabei gerade davon ab, dass sie
sich auf die richtige Weise auf ihr Problem und ihre eigene Form beziehen.
51
Wenn es stimmt, dass Lebensformen dazu tendieren, ihre Probleme durch ihre Lösungen zu
verstellen, dann liegt eine wesentliche Aufgabe der kritischen Theorie in der Re-problematisierung
von Lebensformproblemen und damit auch der Ermöglichung neuer Lebensformen – oder, um es
mit Michel Foucault zu sagen: „to make the future formation of a ‘we’ possible by elaborating the
question“
52
. Rahel Jaeggi äußert sich wiederholt skeptisch gegenüber der „‚großen‘ Frage: ‚Wie
wollen wir leben?‘“ und verwahrt sich gegen den Vorbehalt, dass ihr Lebensformbegriff durch den
Bezug auf den Problembegriff zu reaktiv, zu wenig affirmativ sei. Mir scheint, dass man im Ausgang
von dem hier skizzierten Begriff der Problematisierung sehen kann, dass der Problembegriff nicht
mit einem reaktiven Theoriedesign verbunden sein muss und dass er dabei zugleich der Frage, wie
wir leben wollen, einen für Lebensformen konstitutiven Sinn zurückzuerstatten vermag. Jaeggis
Skepsis gegenüber dieser Frage bezieht sich auf den Fall, in dem die Frage „im Modus einer
losgelöst ethischen Wertedebatte“
53
diskutiert wird und „im luftleeren Raum einer Erfindung oder
des Einfach-anders-Lebens“
54
beantwortet werden soll. Das ist präzise nicht der Sinn, in dem die
Frage im Foucault’schen Paradigma auftaucht. Es geht nicht um eine beliebige Erfindung im
luftleeren Raum, sondern um den Wiedergewinn der Gestaltbarkeit des eigenen Lebens im
Ausgang von seiner Reproblematisierung. Der Frage fehlt in diesem Sinne die Beliebigkeit und das
Abgehobensein von der funktional-teleologischen Ebene, aufgrund dessen Jaeggi ihr misstraut.
Zugleich macht der hier skizierte Problembegriff aber unmittelbarer deutlich, dass es wesentlich
49
Jaeggi (2014), 447.
50
Jaeggi (2014), 447.
51
In Das Leben der Freiheit weise ich im Ausgang von Hegel einige der allgemeinen Formmerkmale auf, die sittliche, freie
Lebensformen wesentlich auszeichnen: Sittliche Lebensformen weisen wesentlich (i) eine innere und äußere Pluralität
auf, erfordern (ii) ihren selbstbewussten und reflexiv gebrochenen Vollzug, müssen (iii) ihre eigene Politisierung
ermöglichen und (iv) im Modus des absoluten Geistes distanzierbar werden. Lebensformen, die im Widerstreit zu
diesen Formmerkmalen liegen, scheitern als sittlichen Lebensform auch da, wo sie ihre vermeintlichen Probleme
scheinbar perfekt bewältigen.
52
Foucault (1998), 385: „Rorty points out that in these analyses I do not appeal to any ‘we’ – to any of those ‘we’s’
whose consensus, whose values, whose traditions constitute the framework for a thought and define the conditions in
which it can be validated. But the problem is, precisely, to decide if it is actually suitable to place oneself within a ‘we’
in order to assert the principles one recognizes and the values one accepts; or if it is not, rather, necessary to make the
future formation of a ‘we’ possible, by elaborating the question. Because it seems to me that the ‘we’ must not be
previous to the question; it can only be the result [...] of the question as it is posed in the new terms in which one
formulates it.“
53
Jaeggi (2014), 447.
54
Jaeggi (2018), 85.
15
für eine sittliche Lebensform ist, dass sie die Frage, ob wir so eigentlich leben wollen, stets
zugänglich halten muss und dass eine Lebensform, die dies nicht vermag, in einer tiefgreifenden
Krise ist. Der hier skizzierte Begriff des Problems kann in diesem Sinne verständlich machen,
warum es wesentlich zur Form der Lebensform gehört, eine politische Dimension zu eröffnen,
und inwiefern die von Jaeggi favorisierte Frage „Warum machen wir das hier eigentlich?“
55
die
Frage, wie wir leben wollen, nicht ausschließt, sondern in sich enthält.
56
V.
Ich möchte schließen, indem ich eine Zweideutigkeit markiere, die das Geschäft der Kritik vor
dem Hintergrund des modifizierten Problembegriffs kompliziert. Ich habe im Vorstehenden dafür
argumentiert, dass es das Merkmal einer im eigentlichen Sinne sittlichen Lebensform ist, dass ihr
Problem in seinen Lösungen auf bestimmte Weise wiederkehrt. Nur so kann sie ihr Problem als
Grundproblem erschließen und in seiner Lösung ihre eigene Reproblematisierbarkeit
wiedergewinnen. Es ist nun offensichtlich, dass Probleme auch in einem ganz anderen Sinne in
ihren Lösungen wiederkehren können: dann nämlich, wenn Lösungen verfehlen, ihre eigentlichen
Probleme überhaupt zu adressieren oder wenn sie ihre Probleme auf eine solche Weise lösen, dass
sie diese an anderer Stelle schlicht reproduzieren. Wenn Probleme in der Lösung auf diese Weise
wiederkehren, dann scheinen die Lösungsversuche ihr eigentliches Problem noch gar nicht erfasst
oder zu oberflächlich beantwortet zu haben. Diese Art der Wiederkehr des Problems in seinen
Lösungen ist der klarste Ausweis des Scheiterns einer Lebensform an ihrem Problem. Wie aber
können wir eine solche Form der Wiederkehr des Problems, die beweist, dass die Lebensform ihr
Problem noch gar nicht erreicht hat, von einer Form der Wiederkehr unterscheiden, durch die die
Lebensform sich selbst gestaltbar und ihr Problem durch seine Lösung hindurch zugänglich und
reproblematisierbar hält? Das Unbehagen gegenüber theoretischen Positionen, die auf der
Unerschöpflichkeit des Problems durch seine Lösungen beharren und der Lebensform
abverlangen, ihr Problem gewahr zu halten, hat hier wahrscheinlich ihre tiefste Quelle. Ist dieses
Beharren auf der Unlösbarkeit oder Insistenz des Problems in seinen Lösungen nicht vielleicht
eine Ablenkung und eine Ausflucht, um sich den eigentlichen Problemen gar nicht als lösbaren
stellen zu müssen? Diese Frage verdeutlicht, dass es nicht ausreicht, die Insistenz des Problems in
seinem Lösungen zu fordern und die Verdeckung des Problems durch seine Lösungen zu beklagen.
Wir müssen vielmehr lernen zwischen verschiedenen Weisen, in denen das Problem in seiner
55
Jaeggi (2018), 73.
56
Zum Problem der Politik der zweiten Natur vgl. auch Khurana (2018) sowie, in kritischer Auseinandersetzung mit
Jaeggi, Loick (2018).
16
Lösung wiederkehren kann, zu unterscheiden, und Formen auszeichnen, in denen dies auf die
richtige Weise geschieht: so, dass die Wiederkehr des Problems eine Lebensform zu ihrer eigenen
Überschreitung befähigt und die Fortsetzung des Lernens ermöglicht; nicht so, dass sich die
Lebensform durch den laufenden Rückverweis auf die Unlösbarkeit ihres Problems die Erfahrung
des Lernens erspart.
17
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