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Rethink excellence

Authors:
  • BioCopy GmbH
Mit dringender Bitte, die Exzellenz nochmals zu überdenken, insbesondere weil
davon auszugehen ist, dass Ihnen nicht alle Informationen bezüglich der Uni
Freiburg zur Verfügung standen.
Freiburg, den 18.03.2019
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#rehtink_excellence
Wahrheit ODER Exzellenz? #rethink_excellence
Sehr geehrte Damen und Herren,
der Exzellenzkommission, der DFG, der Universitäten, der Medien, der Regierung,
liebe Öffentlichkeit
die höchste Pflicht des Wissenschaftlers* ist das Streben nach Wahrheit, dazu zählt auch
die Akzeptanz von unangenehmen oder unschönen Wahrheiten und die Weitergabe der
vollen (soweit dieser Person bekannten) Wahrheit. Jegliche bewusste Unterlassung,
Kürzung, Beschönigung, Irreführung oder Verfremdung der Wahrheit ist schlicht und
einfach eine Lüge. Man versucht dies neuerdings als “Fake News” zu verniedlichen. Doch
wozu für klar definierte Begriffe neue Worte schaffen, bleiben wir also beim Begriff der Lüge.
In diesem Sinne, möchte ich hiermit einige Fragen zur Exzellenzstrategie stellen und einige
Sachverhalte, sowie Denkansätze vorstellen. Die Wahrheiten dazu liegen bei Ihnen. Ich
bringe den Ball ins Spiel. Spielregeln und wo die Linien verlaufen sollten alle Beteiligten
gemeinsam festlegen.
1. Ist die Exzellenzförderung korrekt angesetzt?
Die Angst geht um an deutschen Universitäten. Die Angst vor einem 3 Klassensystem, das
allgemein als “Exzellenzstrategie” bekannt ist. Man befürchtet, dass es eine Uni-Unterklasse
geben, die in die Bedeutungslosigkeit verblassen wird, eine Uni-Mittelklasse, die zwar
Exzellenzcluster abbekommen hat, aber eben nur 2. Klasse ist und es soll jenen strahlenden
Leuchttürme geben, die so exzellent sind, dass sie jährlich je knapp 15 Millionen EUR
bekommen werden, um uns im internationalen Rennen “stark zu machen”. Das wäre ja nicht
so schlimm, wenn dieses Klassensystem nicht durch das zukünftige Verfahren nahezu
eingefroren würden. Wer jetzt nicht Spitzenklasse ist, darf wahrscheinlich über eine oder
zwei Dekaden eben die Ersatzbank einnahmen.
2. Kann die modifizierte Umsetzung der Exzellenz verheerend sein?
Entgegen der ursprünglichen Planung, wurden statt der ursprünglich angekündigten 46
Cluster nun 57 bewilligt. Wie Herr Prof. Dr. Peter Strohscnneider so schön am 27.09.2018
sagte, “... zwei Jahre lang haben tausende von Wissenschaftlerninnen und Wissenschaftlern
an den Universitäten…. haben hunderte Gutacherinnen und Gutachter aus aller Welt …. (+
noch viele weitere) … haben auf den heutigen Tag hingearbeitet.”. Genau, und das war alles
komplett umsonst.
Denn die Anträge hatten niemals eine 26%ige Kürzung vorgesehen, und es ist anzunehmen,
dass die Gutachter dies auch nie berücksichtigten… warum auch? Da aber weder die DFG
noch Frau Bundesforschungsministerin Anja Karliczek besitzen die Fähigkeit Geld aus dem
nichts zu schaffen. .
* das “Gendern” wird hier nicht verwendet, da klar sein sollte, Wissenschaft ist von allen für alle, egal
welchen Geschlechts, zumal ist der eh schon brisanten Text so einfacher zu lesen.
Freiburg, den 18.03.2019
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#rehtink_excellence
Daher bedeutete die Erhöhung der Clusteranzahl automatisch eine Kürzung aller Finanzen
um 26% einkürzen. D.h. jeder 4. Forscher eines bewilligten Clusters “darf gehen”. Liebe
DFG und Exzellenzkommission, habt ihr schon einmal überlegt was nun passiert. Anstelle
von 46 perfekt ausgestatten Rennpferden schickt Ihr nun 57 dreibeinige Kläpper ins
internationale Rennen. Glaubt Ihr wirklich, dass dies eine sinnvolle Entscheidung war? Habt
ihr die Gutachter danach begutachten lassen, welcher Cluster ist noch gut wenn man 26%
wegschneidet? Und was wenn die Forscher vor Ort die falschen 26% wegschneiden? Wo
soll da noch Exzellenz rauskommen? Woher kam die Entscheidung “wir wollen mehr
Cluster, aber dafür jeden schlechter”? War das wirklich rein wissenschaftlich (weil alles so
breit und so gut war), oder war mehr Politik dahinter (damit jede Uni und jedes Bundesland
etwas und genug abbekommen hat)? Unabhängig von dem Grund “warum”, so ist die Folge
doch, dass jeder 4. raus ist. Die Frage ist nur wer?
Prüft die DFG nun wie sich der Altersdurchschnitt der Führungspositionen in den
Exzellenzclustern nun verschiebt. Jeder Wissenschaftler soll sich nun ein Bild vor Augen
rufen… da sind die alten etablierten Professoren und die Nachwuchswissenschaftler. Wer
davon ist im Lead des Clusters und wer wird entscheiden, welche 3 sind dabei… und nun
seien wir ehrlich, wer ist raus? Wie oft wird es vorkommen, dass ein Professor zurücktritt
und sagt “ach, ihr Jungspunde, nehmt das Exzellenzgeld und macht was draus”. Ja liebe
DFG, prüfen Sie doch, wie oft das vorkommt. Unter diesem Aspekt könnte man doch eher
annehmen, dass Sie gemeinschaftlich die universitäre Landschaft wahrscheinlich nachhaltig
auf Jahrzehnte schädigen.
3. Was passiert nun zwischen Exzellenzcluster und Exzellenzbegehung?
Als Folge des 27. Septembers wissen Unis, die nichts bekommen haben, wenigstens woran
sie sind und sind daher wohl am besten dran. Denn hier verbrüderte man sich und versucht
nun gemeinsam zu kämpfen. Schlimmer, aber dafür schnell, war es da schon bei allen jenen
die “nur” einen Cluster erhalten haben. Es gab einen internen Kampf und dann war klar wer
das “Jeder-4.-raus-Spiel” verloren hatte. Am aller schlimmsten dürfte es interessanter Weise
“die Sieger” treffen, die sich nun mit ihren 2 Clustern um die Exzellenz bewerben. Denn
einerseits war klar, 26% sind raus, aber man muss sich anstrengen, damit man exzellent
wird. Sicher ist irgendwann wird ausgesiebt, und wer jetzt aufmuckt, der kann ziemlich sehr
sicher gehen. Alle müssen daher nun frohe Miene zum Jeder-4.-raus-Spiel machen und
dürfen darf brav für die Exzellenz nicken und zuarbeiten. Denn wer zu wenig zuarbeitet ist
auch raus. Unabhängig ob der Exzellenztitel kommt oder nicht, so hofft jeder gekürzt zu
werden - Angst als Motivation - ein sehr altes Konzept. Man hat es tatsächlich geschafft eine
Art Schrödingers Exzellenz-Katze zu generieren - in einem steten Zustand zwischen dabei
und/oder nicht dabei. Man könnte auch sagen ein invertiertes Gefangenendilemma - denn
wer redet oder meckert verliert in jedem Falle. Wehe dem der aufgrund seines
“unexzellenten” Verhaltens später im falschen Bereich der Kürzungsverteilung landet.
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#rehtink_excellence
4. Sind Exzellenz und Wahrheit vereinbar?
Jede Universität mit 2 Clustern will exzellent sein. Daher kann man sich vorstellen, wie sehr
sich einzelne Universitäten ins Zeug legen.So sehr, dass man den Bezugsrahmen der
Wahrheit und Redlichkeit bis ans Limit auszudehnen bereit ist. Ich möchte der
Exzellenzkommission sehr ans Herz legen, dass Sie Sich genau an jeder Universität bei der
Begehung umsehen sollten. Und vor allem nicht nur jene fragen, die Ihnen verkaufen wollen,
dass genau diese Universität exzellent werden muss... mehr als jede andere.
Fallbeispiel Freiburg (direkt nach der Bekanntgabe)
Ich bin Wissenschaftler an der Uni Freiburg. Ja die „Doping-Uni“ Freiburg, in der sogar die
Aufklärer frustriert ihr Mandat niederlegen und der man Angst vor der Wahrheit unterstellte
https://www.zeit.de/sport/2016-03/freiburg-kommission-doping-aufloesung-ruecktritt). Aber
das ist doch Vergangenheit. Ich bin Gruppenleiter am ZBSA, ganz oben rechts im
Glaskasten, mein Name ist Günter Roth (und ich kann mir nun bildlich vorstellen, welche
Herren im Freiburger Rektorat nun tief einatmen... ja, freuen sich sich…).
Zunächst freute es mich sehr, dass die Albert-Ludwigs-Universität Freiburg mit unter den
“Auserwählten” war, die eine Chance auf Exzellenz haben. Immerhin waren wir ja schon
einmal exzellent, auch wenn wir die einzige Uni waren, der dieser Titel wieder aberkannt
wurde. Diese Schlappe sitzt hier vielen noch in den Knochen.
Wir sollten positiv für die Exzellenz zu kämpfen. Kreativität, Transparenz und Wahrheit
wurden aufs Banner geschrieben. Daher fand ich es verwunderlich, dass im Uni’Leben
(http://www.pr2.uni-freiburg.de/publikationen/unileben/unileben-2018-4/#0) im Artikel über
die allgemeine Freude über die 2 Cluster folgendes zu lesen war.
Man sei “100% erfolgreich”.... (hatte man nicht ursprünglich 5 Anträge eingereicht und 2
kamen dann in der zweiten Runde durch…. na ja das kann man schon als 100%
bezeichnen), aber völlig verdutzt hat mich dann über die folgende Passage
“Die Infrastruktur steht schon bereit: CIBSS ist im Centre for Integrative Signalling Analysis
(CISA) vormals Zentrum für Biosystemanalyse (ZBSA) beheimatet”
schnell warf ich einen Blick aus dem Fenster… nein, das ZBSA Schild ist noch da. Was soll
ich da als PI-Sprecher (sozusagen der Klassensprecher der Forschergruppen und damit
Ansprechpartner des Rektorats aber auch Beisitzer im Direktorium des ZBSA), und als
Mitglied der Task-Force ZBSA zu dieser Offenbarung sagen - denn obige Aussage ist gleich
eine dreifache Lüge.
Lüge 1: Wir sind nicht “vormals”, sonder wir sind immer noch das ZBSA, zum vormals
müsste das Direktorium zustimmen, diverse Unigermien und dann müsste auch noch die
Landesstiftung BaWü ihr Ok geben… und das nachdem diese so viel Geld in das ZBSA
investierte… fraglich! Insbesondere da die Uni nie nachgewiesen hat, ob sie ihren
Verpflichtungen bezüglich des ZBSA nachgekommen ist (später mehr davon).
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Lüge 2: Bereits im Mai 2017 wurde bei einer Direktoriumssitzung des ZBSA durch den
Prorektor Forschung und Vizerektor Herrn Prof. Dr. Gunther Neuhaus (und nach eigenen
Worten maßgeblichen Vorantreiber der Exzellenzbewerbung), als auch durch den Sprecher
Prof. Dr. Driever klar kommuniziert worden, “das ZBSA wird nur dann ins CIBSS integriert,
wenn
a) dies mit den Forschergruppen am ZBSA abgesprochen ist,
b) ein Betriebskonzept steht und
c) alles weitere wegen den finanziellen Altlasten des ZBSA geklärt ist.
Bis Dato ist das ZBSA überschuldet, es liegt kein Betriebskonzept vor und es wurde nichts
mit den PIs abgesprochen (vielleicht mit einzelnen, die schon im CIBSS sind, aber der Rest
wurde wahrscheinlich vorsorglich nicht informiert). Daher auch keine “Beheimatung”
Lüge 3: “Die Infrastruktur ist geschaffen“ – mit Nichten- , denn seit Jahren fehlen essentiell
wichtige Geräte, es zieht zu den Fenstern teilweise rein (manche Leute sitzen mit
Omadecke oder Heizlüfter im Winter da), es gibt teils nicht einmal die arbeitstechnisch
vorgeschrieben Jalousien (bzw. es gibt sie doch, aber die haben wir teils aus eigener
Tasche gekauft und auch eigentlich illegal angebracht, aber nach 4 Jahren Wartezeit und
einem Gerücht, dass die beauftragte Firma pleite gegangen sei… wir haben es einfach
gemacht, zu unserem eigenen Gesundheitsschutz, wenn die Sonne blendet).
Daher kann ich aussagen: “so ganz genau hat man es hier mit der Wahrheit wohl nicht
genommen”. Vielmehr hat man sozusagen in Trump’scher Manier einfach mal etwas
rausgehauen… aber da die Uni Freiburg wohl doch etwas traditioneller als die Amerikaner
ist, wird es eben gedruckt bzw. online gestellt, anstatt es zu twittern.
Aufgrund eines Anfragebriefs meinerseits an das Rektorats und CIBSS, kam auch flugs ein
Treffen der ZBSA PIs mit Herrn Prof. Driever (einem der Chefs des CIBSS) zustande und er
erklärte uns sehr klar, dass diese Publikation sei NICHT von den Vorständen/der Leitung
des CIBSS Klusters freigegeben, noch so jemals behauptet worden. Es sei überhaupt nichts
festgelegt ,wo genau das CIBSS genau untergebracht wird, aber es sei die Alternative
angesprochen worden, dass das ZBSA als CISA integriert werden könnte.” Aber Herr Prof.
Driever erklärte sich bereit als Brückenkopf für die Kommunikation mit dem Rektorat zu
dienen. Als Herr Driever darauf hingewiesen wurde, dass auf der CIBSS Homepage schon
Bilder vom ZBSA aufgeschaltet seien, war er ebenfalls sehr erstaunt. Immerhin änderte sich
dort in den nächsten Tagen die Bildunterschriften auf https://www.cibss.uni-
freiburg.de/research/infrastructure/ von CISA zu einem CISA Centre for Integrative
Signalling Analysis (to be established).
In einer der Nachfolgebesprechungen gab sich sogar Herr Prof. Weber (ebenfalls Sprecher
des CIBSS) die Ehre, um uns eine Übersicht über den CIBSS Cluster zu geben. Aber auch
hier keine verbindlichen Informationen zwecks ZBSA und CISA. Seitens des Rektorats gab
es keinerlei Stellungnahme. Bis heute verbleibt unklar, wer diese “Fake news” vorsorglich in
die Welt gesetzt hat. Vielleicht kann ja der entsprechende Redakteur von uni’leben hierzu
einmal was schreiben - wer hat’s verbrochen?
Aber noch viel kritischer ist zu sehen, dass der CIBSS Cluster seit 01.01.2019 läuft und noch
keinerlei Betriebskonzept zum ZBSA steht. Ist die DFG informiert, dass man ggf. gar nicht
die strukturellen Voraussetzungen des Clusters geschaffen hat, obwohl schon Gelder
fliessen? Das mag nach einer Nichtigkeit klingen, aber solche Fördervoraussetzungen sind
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#rehtink_excellence
normalerweise schon recht strikt gehandhabt. Aber womöglich wurde der DFG ja ein
handsigniertes Exemplar des uni’leben geschickt?
Auch bezüglich weiterer Infrastruktur darf man sich wundern. Schauen Sie doch mal an, seit
wann viele der Freiburger Exzellenz-Homepages online sind. Aber auch bereits langjährig
bestehende Säulen, wie die Corefacilities, wie z.B. https://miap.eu/ die Corefacility für
Mikroskopie... mit einem Kalender als auch Texten, die bis 2016 und teils früher zurück
gehen... Wayback sagt allerdings, Oktober 2018, Netcraft ebenfalls… Wann war der
Einreichetermin für die Exzellenzbewerbung nochmals? Man könnte meinen, dass der
Eindruck einer "langjährigen" Vor-Exzellenz erzeugt werden will... der MIAP Twitter Account
besteht seit Mai 2018.... Schauen Sie doch zum Vergleich auf die BIOSS Seiten…
Fallbeispiel Freiburg (direkt vor der Begehung)
Aber der Wahn die Exzellenz nach Freiburg bekommen zu müssen, zeigte seine volle
skurrile Pracht in den letzten Wochen. Plötzlich wurden die seit Jahren schon trüben
Scheiben im Erdgeschoss ausgetauscht. Wer hoffte, dass die undichten Fenster repariert
würden, der wurde bitter enttäuscht (auch nächsten Winter sind Heizlüfter und Omadecke
angesagt). Jalousien gabs auch keine. Aber dafür wurde der Boden des Erdgeschosses neu
versiegelt und glänzend geschrubbert, die Abzüge gereinigt und man hatte sogar die
Weitsicht, auf den bisher unansehnlichen “Erd”-Parkplätze Platten verlegen zu lassen
(27.Feb-7. März). Seit letzter sind Woche sogar schöne rot-weiß-Pfosten montiert - sieht nun
gut aus. Es kann natürlich reiner Zufall sein, dass genau hier die Exzellenz-Gutachter
durchgeführt werden sollten (das hat sich nun geändert, warum, sehen sie im nächsten
Abschnitt). Aber liebe Mit-Wissenschaftler, wollen wir wirklich daran glauben? Übrigens
haben wir kürzlich dann das Go bekommen, Geräte zu kaufen, die seit einigen Jahren
fehlen. Ich hatte kurz zuvor an Herrn Prof. Neuhaus geschrieben, dass wir gerne die
defekten Geräte zur Begehung je mit einem großen “KAPUTT”-Schild vor die Labore stellen
können. Aber auch das mag nur reiner Zufall sein… oder eine Art Schweigegeld, damit wir
endlich Ruhe geben. Ich bin gespannt, ob wir die Bestellung auch noch ausführen dürfen -
nach diesem Brief.
Fallbeispiel Freiburg (vorweihnachtliche Informationsveranstaltung am ZBSA)
Alles was Sie bisher gelesen haben, sind eigentlich Randerscheinungen, denn nichts war so
beeindruckend und nachhaltig emotional, wie ein Meeting von Herrn Neuhaus vor
Weihnachten einberufen wurde und zu dem “ausgewählte Mitarbeiter des ZBSA” geladen
waren. Es war zwar kurzfristig, aber viele kamen, um sich im Keller-Seminarraum zu treffen.
Dort erklärt uns Herr Neuhaus zunächst, wie wichtig es sei, dass “wir nun zusammen halten
müssen, damit wir die Exzellenz bekommen”. “Dies sei ein wichtiger Schritt für die Uni, zu
dem jeder beitragen müsse…. solange die Begutachtung da ist, müssen wir alle beste
Freunde sein und abends gemeinsam ein Bier trinken gehen (so wie man das bei einer SFB-
Begutachtung auch mache).. danach ist es dann eine andere Sache”. So weit, verstanden,
wenn auch nicht wirklich einverstanden, so doch eine verständliche Motivation seitens der
Uni - man will einfach nicht 2. Klasse sein.
Danach kam dann die Sprache auf die CoreFacilites - ein wichtiger Punkt der Exzellenz -
aber ein kritischer Punkt, denn die Genomics existiert de facto seit Jahren nur auf der
Homepage. In anderen CoreFacilities werden Mitarbeiter seit mehr als einem Jahrzehnt mit
Kettenverträgen vertröstet, oder es gibt keine technischen Mitarbeiter mehr oder keine
CreFacility-Leitung mehr (so dass die Hausadminstration, da eben mitleitet). Zuzdem
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#rehtink_excellence
wurden allen CoreFacilites die Mitarbeiter-Kosten ins Minus gebucht und keiner weiß, wer
die Schulden zahlen soll. Da gings schon heftig her. Insbesondere die (un)klare Ansage
“man würde sich bei Zeit darum kümmern” durch Herrn Neuhaus halfen nicht die Wogen zu
glätten. Zudem verteidigte er, die seit einigen Jahren bestehenden Unklarheiten damit, dass
dies auch durch seine zeitweilige Abwesenheit bedingt gewesen sei, “da, wenn er nicht da
sei, sich das Rektorat nicht wirklich um die Exzellenz kümmere”. Ich bin gespannt, wie viele
aus dem Rektorat dieser Wahrheit zustimmen (wenn sie davon wissen)?
Besonders bizarr wurde es dann, als Herr Neuhaus teils süffisant erzählte, wie unfähig das
Bauamt doch sei. Man hätte sich nicht gut informiert/abgestimmt wegen des Umbau des
Audimax bezüglich neuerer Brandschutzverordnungen. Daher hab man verfrüht wohl
500.000 EUR für den Umbau eines Ersatzsaals (ich glaube es war der Paulussaal), sowie
nun jährliche 200.000 EUR Mietkosten. Nur um dann festzustellen, dass das Audimax erst
ab 2020 oder 21 geschlossen würde. Also 1 Mio versenkt. Diese hundertausende Euro
würden nun natürlich fehlen und zusammen mit vielen anderen Faktoren wie z.B. die
Unibibliothek (https://www.youtube.com/watch?v=KGn5P0eCGyM, **) würde sich dies auf 8
Millionen EUR Defizit pro Jahr aufsummiert. Pech für die Geräteaustattung des ZBSA (als
ob man diese erneuert hätte…??). “Damit liege man aber vergleichbar zu anderen Unis” so
Herr Neuhaus “und daher sei es unerlässlich, dass man die 15 Mio pro Jahr durch die
Exzellenz bekomme”. Man merke auf, die Uni Freiburg benötigt das Exzellenzgeld also, um
Haushaltslöcher zu stopfen, die schon seit vielen Jahren bestehen. Ist das der DFG so
bekannt? Ist das so seitens der DFG gewollt? Sollten auch alle anderen “exzellent
beglückten” Unis das Geld dazu verwenden, um Defizite auszugleichen? Ich ging in meiner
wissenschaftlichen Naivität davon aus, dass man es für die Infrastruktur nehmen soll, um
international richtig auftrumpfen zu können. Aber wenn andere auch ein Geldproblem haben
und das mit der Exzellenz lösen wollen, (wie Herr Neuhaus ja wohl weiß und aussagte),
dann ist das sicher in Ordnung so.
Die entscheidende Szene
Als es weiterhin um die ungeklärten Geldthematiken ging meinte ein PI, “wenn ich bei der
Begehung von der DFG gefragt werde, dann sag ich denen die Wahrheit”. Daraufhin hob
Herr Neuhaus die Schultern, atmete tief und grimmig ein, marschierte in die erste Reihe
hinein und zeigte auf den PI, der in der zweiten oder dritten Reihe saß, “dann musst du aber
auch die Konsequenzen tragen.” Im weiteren stellte Herr Neuhaus klar, dass “wenn man
nicht mit dem Kurs der Uni übereinstimmt, dann sollte man sich besser von ihr abwenden
und gehen.” Wer sich das Szenario bildlich vorstellt, kann sich gut denken, dass die
Situation nicht gerade liebenswürdig war, sondern eigentlich eher ein Bedrohungsszenario,
bei dem etliche Anwesenden eher betreten wegschauten oder von dem “wahrheits-
sagenden” PI etwas abrückten. Allen war ja schließlich klar, “jeder 4. aus dem Cluster muss
gehen”. Aber mal ehrlich, ist das die Governance und Mitarbeiterführung, die sich die DFG
für eine Exzellenz wünscht? Übrigens war zu dieser Besprechung der Betriebsrat nicht
eingeladen worden… wohl auch ein Zufall, wie es scheint….
Freiburg, den 18.03.2019
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#rehtink_excellence
Ich bin der Meinung, dass an keiner Universität für das Sagen einer Wahrheit per se
Konsequenzen angedroht werden dürfen. Nein, im Gegenteil, es muss die Aufgabe eines
Prorektor Forschung sein, alle zu bestärken, die Wahrheit und zwar die volle Wahrheit -
jederzeit und ohne Angst vor Strafen. Er müsste mit ganzer Kraft ein Umfeld schaffen, um
dies zu ermöglichen. Und genau aus diesem “Konsequenzandrohung” halten Sie alle diesen
öffentlichen Brief in Händen. Ich weiß sehr wohl, dass man nicht glücklich sein wird, ob des
Briefes, ob des Inhaltes und ob der potentiellen Konsequenzen.
Meine Fragen an die Exzellenz, die Uni und die Öffentlichkeit:
Ist die 26% Kürzung der Cluster nicht ein vergifteter Dorn für die Exzellenz selbst?
Wie will die DFG sicherstellen, dass nicht die “Schwächsten” unter die 26% fallen?
Wäre es nicht sinnvoll ob der neuen Informationen zu sagen “Exzellenz stoppen,
Cluster richtig mit 100% Geld machen und in einigen Jahren dann die Exzellenz
vergeben”?
Sollte man nicht an alle Unis Buchprüfer schicken? Herr Neuhaus weiß da sicher
einige Kandidaten (immerhin hat er den Eindruck vermittelt, er kennt sich mit dem
Buchbestand der anderen Unis aus)!
Hat die Landesstiftung nachgeprüft, ob die Uni Freiburg schön brav das ZBSA
betrieben hat? (Meines Wissens gab es eine externe Evaluierung so um 2011/12, die
recht “unschön” mit einigen eklatanten Defiziten ausfiel, weshalb die Uni Freiburg
präventiv 2017 die entsprechende 2. Evaluierung gar nicht mehr realisierte. Ich
wage, als Insasse, zu behaupten, dass man dann bestätigt bekommen hätte “es
wurde nix gemacht” und sowas kommt bestimmt nicht gut in einem Exzellenzantrag.
Aber dafür wird nun das ZBSA als “Life Science Gebäude” nächste Woche
vorgestellt, in dem man den Nachwuchs heranziehe… ich seh es als Survivalcamp
und Sammelplatz für manche ungewollten, zu denen ich mich auch zähle, und
solchen die es vr ihrer Ankunft nicht anders wussten)
Sollte sich nicht jede Uni fragen, ob man die volle Wahrheit und nichts als die
(ungeschönte) Wahrheit gezeigt hat und sollte sich nicht die DFG fragen, ob sie
genau genug hingeschaut hat?
Ich bitte alles Mitwirkenden der Unis um Mitwirkung, Mithilfe und Kommentare unter
der Facebookseite “rethink_excellence”. Sagt einfach wie es ist, im Positiven wie im
Negativen. Es wird dort auch eine Abstimmung geben: Exzellenz ja weiter oder
stoppen.
Noch ein persönlicher Kommentar meinerseits:
In der erwähnten vorweihnachtlichen Sitzung Herrn Neuhaus ich direkt im Anschluss daran
gebeten, endlich das Betriebskonzept des ZBSA vorzulegen (war je seit Mai 2017 geplant)
bzw. dieses mit uns PIs zu erstellen. Ich hatte klargestellt, wenn er ernsthaft nun etwas
vorlegt und nicht wie schon seit 2014 verspricht, es auch kein Problem sei „mitzuziehen“,
auch wenn sich das nicht wirklich gut anfühlt. Aber dass er uns nicht weiterhin hinhalten
solle.
Freiburg, den 18.03.2019
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#rehtink_excellence
Leider ist heute der 18.03. und es gibt kein Betriebskonzept (zumidnest keines das wir
Insassen des “vormaligen” ZBSAs kennen. Aber dafür gab es letzte Woche eine nette Email
von Herrn Driever, die besagt, “dass man um das ZBSA herumlaufe, weil die Zeit so knapp
sei”. Man möchte meinen, es könnte daran liegen, dass es während der Begehung ggf. zu
unschönen Situation mit PIs kommt, die dann womöglich trotz oder wegen alle
Konsequenzen die Wahrheit sagen würden. Womöglich müsste man erklären wie der
CIBSS-Cluster seit 01.01.2019 aktiv sein kann, aber noch kein Konzept für die Nutzung des
ZBSA vorliegt. Man also die strukturellen Voraussetzungen nicht so ganz gelöst habe, und
man auch die Schulden noch nicht verschwinden lassen hat. Außer dem frommen Plan das
ZBSA aufzulösen (vorzugsweise bevor die Landesstiftung genauer nachprüft, ob die Uni
ihren Verpflichtungen auch nachgekommen ist, dann braucht man auch keine Folge-
Evaluation, die eigentlich 2017 fällig gewesen wäre...) gibt es keine genauere Planung, die
uns PIs bekannt ist. Aber die “ZBSA-Umgehung” kann auch reiner Zufall sein….
Ich bitte daher die DFG und alle Involvierten der Exzellenz persönlich darum, halten Sie
inne, prüfen Sie, was der Exzellenz nutzt oder gar schadet. Richten Sie anonyme
“Meldestellen” an allen potentiellen Exzellenzunis ein, damit “die Kleinen und Schwachen”
eine Stimme haben können, ohne Angst haben zu müssen Nummero 4 zu sein. Notfalls
legen Sie eine Pause ein, damit die Exzellenz das Potential ausschöpfen kann das sie
verdient und nicht in eine nachhaltige Schädigung der deutschen Forschung mündet. Sie
haben die Macht dazu.
Danke für Ihr Durchhaltevermögen, bis hierhin zu lesen. Das alles hier, ist nur meine
Meinung, meine subjektive Wahrheit. Daher bitte ich alle “potentiell exzellenten”
Wissenschaftler und alle anderen auf der Facebookgruppe #metrue (wenn ihre eine
Wahrheit sagen wollen) oder #rethink_excellence generell eure Meinung, eure
Beobachtungen, unabhängig ob positiv, negativ, neutral oder einfach egal äußern wollt. Es
geht um unsere Unis und unsere Forschung.
Möge in Freiburg auch weiterhin das an der Westfassade der Aula eingemeißelte
Universitätsmotto gelten: “Die Wahrheit wird euch frei machen” und nicht “Wer die
Wahrheit sagt, muss die Konsequenzen tragen (insbesondere, wenn man der DFG die
Wahrheit sagt)”. Ich wünsche mir sehr, dass die Überschrift meines Briefes hätte lauten
können “Wahrheit UND Exzellenz!” oder besser, dass er nie notwendig gewesen wäre.
gezeichnet…….
(Günter Roth)
PS: Wer mich erreichen mag, bitte nicht unter der Uni Freiburg Email, die brauch ich zum
Arbeiten. Aber gerne unter rethink.excellence@gmail.com (ab sofort) oder per SMS unter
der 0176/81068883 (ab dem 19.03.2019): Und bitte nicht meine Familie nerven und zuhause
anrufen. Meine Kinder sind 3 und 5. Daher bitte Rücksicht. Danke schön.
** Persönliches Kommentar meinerseits mit einem Schmunzeln….”Ja, die Unibib ist ein echtes
Wahrzeichen für die Uni Freiburg…. einzelne Funktionalitäten (wie die Behindertentür) klemmen halt,
die die es brauchen, sind nicht damit zufrieden, den Mitarbeitern bleibt teils wegen schlechter Luft der
Atem weg und die, die draußen nur vorbei wollen, sind vom Anblick zunächst begeistert, aber auch
öfters mal gefährlich geblendet. Nüchterne Transparenz wäre sicher eine nette Alternative zu “Bling
Bling” gewesen.
ResearchGate has not been able to resolve any citations for this publication.
unabhängig ob positiv, negativ, neutral oder einfach egal äußern wollt. Es geht um unsere Unis und unsere Forschung
  • Beobachtungen
Beobachtungen, unabhängig ob positiv, negativ, neutral oder einfach egal äußern wollt. Es geht um unsere Unis und unsere Forschung.