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Riskante Praktiken. Zur Aneignung von Männlichkeit in den ernsten Spielen des Wettbewerbs

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... Wer hier in dem Band sprechen darf und wer nicht, wird entlang der Ordnung der Wissenschaft thematisiert. Die institutionelle (un)gleiche Positionierung der Akteur*innen im Feld, um an den "ernsten Spielen des Wettbewerbs" (Meuser 2006) teilzunehmen (zu können), wird transparent gemacht. Dies alles geschieht unter klarer Anerkennung der ausgewiesenen Geschlechterforscher*innen, aber auch von Praktiker*innen und des wissenschaftlichen Nachwuchses. ...
... Die soziale Lage wiederum ist eng an die jeweiligen ‚sozialen Felder' gekoppelt, in denen spezifische ‚Männlichkeitskonzeptionen' (Budde o.J.) spannungsreich sowohl zueinander als auch zu Weiblichkeitskonzeptionen stehen. Diese Männlichkeitskonzeptionen sind keine personale ‚Eigenschaft' einzelner Jungen, sondern werden beispielsweise in den ‚ernsten Spielen des Wettbewerbs' (Meuser 2006) generiert. Männlichkeiten weisen aber nicht nur eine relationale Binnenstruktur auf, sondern stehen darüber hinaus immer relational zu Weiblichkeiten, beide Relationierungen sind eingelassen in das Feld der Macht (Bourdieu 2005). ...
... Stefan möchte weiterhin hel- fend korrigieren . Da aber jeder der Beteiligten durch ein möglichst kompetentes Klettern seine Position im "ernsten Spiel des Wettbewerbs" zwischen Männern unter Beweis stellen will, ist Stefans Reden illegitim (Meuser 2006a;2006b;2010c) . ...
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Das Buch untersucht, wann Menschen im Sportklettern als kompetent gelten: Welche Fähigkeiten Menschen entwickeln, welche Motivation sie aufweisen und wann und wodurch andere ihnen Anerkennung entgegen bringen. Anhand von Kompetenzmarkern (wie der Route, dem Schwierigkeitsgrad und der Felswand) werden Menschen in Anfänger, Fortgeschrittene und Profis differenziert. Obwohl jeder Mensch (irgendwie) klettern kann, gelten Frauen als fähiger, Männer hingegen als motivierter. Mit steigendem Kompetenzniveau nehmen jedoch die Geschlechterdifferenzierungen ab. So wird mit Blick auf die Kooperationsnotwendigkeit die Bewegungskompetenz relevanter als die Geschlechterdifferenzierung. Im Vergleich zu anderen Kletterdisziplinen entfernen sich die Geschlechterarrangements im Sportklettern zwar nicht grundsätzlich, doch aber zunehmend von traditionellen Vorstellungen. Der Inhalt • Geschlechtslose Grundlagen im Können • Geschlechtliche Bewegungsmuster • Konfliktbehaftete doppelte Rahmung: Klettern im (potentiellen) Paargefüge • Sonderkategorie First Female Ascent • Kompetentes Sportklettern – wegen oder trotz Geschlechterdifferenzen? Die Autorin Babette Kirchner ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Institut für Soziologie an der Technischen Universität Dortmund.
... Die soziale Lage wiederum ist eng an die jeweiligen ‚sozialen Felder' gekoppelt, in denen spezifische ‚Männlichkeitskonzeptionen' (Budde o.J.) spannungsreich sowohl zueinander als auch zu Weiblichkeitskonzeptionen stehen. Diese Männlichkeitskonzeptionen sind keine personale ‚Eigenschaft' einzelner Jungen, sondern werden beispielsweise in den ‚ernsten Spielen des Wettbewerbs' (Meuser 2006) generiert. Männlichkeiten weisen aber nicht nur eine relationale Binnenstruktur auf, sondern stehen darüber hinaus immer relational zu Weiblichkeiten, beide Relationierungen sind eingelassen in das Feld der Macht (Bourdieu 2005). ...
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Die Frage, ob Jungen und Mädchen zusammen oder getrennt unterrichtet werden sollen, durchzieht die erziehungswissenschaftliche Geschlechterdebatte bereits seit langem (vgl. Faulstich-Wieland o.J.; Herwartz-Emden 2007). Bislang liegen vor allem Befunde zu Effekten für Mädchen vor, Auswirkungen auf Jungen hingegen erfahren erst in der letzten Zeit Aufmerksamkeit, meist im Zusammenhang mit der Hoffnung, durch monoedukative Angebote vermeintliche soziale und fachliche ‚Defizite‘ beheben zu können. Von besonderem Interesse für die Forschung sind dabei Schulen, die (auf Geschlecht bezogen) unterschiedliche Varianten der Klassenzusammensetzung realisieren und aus diesem Grund auf der schulkulturellen und soziokulturellen Ebene eine hohe Vergleichbarkeit bieten. Anhand von Daten eines rekonstruktiv-ethnographischen Forschungsprojekts am St.-Martin Gymnasium 1 analysiert der vorliegende Beitrag Männlichkeitskonzeptionen in einer geschlechterdifferenzierenden Schulkultur, welche sich durch die Besonderheit der parallelen Führung einer Jungen-, einer Mädchen- sowie einer koedukativen Klasse auszeichnet. Zuerst werden zentrale Befunde der Mono- und Koedukationsforschung dargestellt und anschließend die institutionell verankerte Schulkultur und Männlichkeitskonzeptionen analysiert.
... Furthermore, if femmes are able to situationally run masculine energy, as in Zoe's example of being a daddy, then Salamon's circuits of sameness should be complimented by circuits of masculinity that are creating sameness across and through difference. This is significant, because Salamon's circuits of sameness hold the potential to address one feature of hegemonic constructions of masculinity that butches and transmen may reproduce: competing over who embodies masculinity in the most authentic way ( Meuser, 2006). But they do not address another important dynamic, that of constructing and maintaining masculinity through distancing oneself from and thereby implicitly or explicitly devaluing the feminine and women, which is also quite common in butches and transmen's positioning of femmes as their other against which they can configure their own masculinity ( Ward, 2010). ...
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Based on the results of a qualitative empirical study of les-bi-trans-queer BDSM (bondage, discipline, dominance/submission, sadism/masochism) practices and identities, the author discusses how butches, transgender butches, transbutches, genderqueers, transmen and femmes use queer BDSM practices to play with, appropriate, eroticize and transform notions of masculinity through embodied, sexual practices. He calls for an expanded understanding of trans masculinities, which includes temporary as well as more sustained disidentificatory desires for masculinity independently of male bodies and identities in order to disrupt the construction of masculinity through processes of distancing and excluding women.
... Academic engineering is characterized by horizontal and vertical gender segregation. Several European Commission Reports (for example ETAN, WIR, ENWISE) reflect this situation (European Commission 2000;2004;2006). Gender inequality persists in SET throughout the European Union. ...
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This paper will describe and analyse how female professors manage formal and informal norms and values of their departments and organizations. State of the art includes different gender theories and research. With a qualitative methodological design (especially interviews and focus discussion groups), case studies were conducted in companies, political institutions, governmental research organizations and universities. From a gender perspective, the following aspects were analysed: gender stereotypes and gendered leadership expectations, transparent and strategic communication, expectations of output, commitment and availability, gender awareness, and integration in gendered networking and networks. The results focus on academic engineering cultures in investigated research institutes and one technical university.
... Männern wird eine höhere Risikobereitschaft nachgesagt, sei es in Bezug auf waghalsige Aktivitäten (Meuser 2006, Raithel 2004) oder auf andere Risiken, die in Kauf genommen werden, bspw. bei der Ernährung (Mensink 2004 ...
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Zusammenfassung In gesellschaftlichen Diskursen und im Flüchtlingsschutz werden geflüchtete Männer selten als verletzbar wahrgenommn. Empirische Studien verwenden diesen Begriff zwar, oft jedoch nur vage. Dadurch bleibt das Verhältnis zwischen Männern, Flucht und Verletzbarkeit unterbestimmt. Ziel dieses Artikels ist es, dieses Verhältnis zu ergründen, indem es theoretisch unterfüttert und anhand der Biographien von aus Eritrea geflüchteten Männern näher beleuchtet wird. Die Analyse von zwei Biographien zeigt dabei vier unterschiedliche situationale Verletzbarkeiten auf, in denen die Männer verletzt werden. Gleichzeitig wird deutlich, wie aus diesen Erfahrungen sowohl Solidarität als auch Gewalt erwachsen kann. Diese Ergebnisse tragen dazu bei, bisherige gesellschaftliche Diskurse über die Unverletzbarkeit geflüchteter Männer zu verkomplizieren und die Betrachtung von Verletzbarkeiten weiterzuentwickeln.
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The article discusses how transformation processes of gender affect masculinity as an organising principle of the hip hop scene. In the course of constant differentiation, various models of masculinity and a renegotiation of hegemonic masculinity occur, which is exemplified by the track Hipster Hass by the gangsta rapper Fler. In addition to different strategies of retraditionalisation, the gender-linguistic analysis also works out materialities and categories of difference that are made relevant in the context of male identity work in contemporary hip hop.
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Wie verhandeln Fans von Vampir-Serien in ihren Texten Themen wie Geschlecht, Sexualität, Familie oder Beziehungen? Und bringen sie in ihren Geschichten queere Utopien hervor? Denise Labahn untersucht die Aus- und Verhandlungen von Hetero- und Homonormativität durch Fans am Beispiel von Fanfictions zu den TV-Serien »Vampire Diaries«, »Buffy« und »True Blood« sowie einer Online-Gruppendiskussion mit queeren Produser*innen. Die empirische Studie verbindet u.a. Ansätze der Queer Theory und Fan Studies. Sie zeigt, wie Fans in ihren kollektiven und kollaborativen Entwürfen alternative Welten erschaffen sowie Verwandtschaftsverhältnisse und Beziehungen queeren - und so einen Beitrag zu vielfältigen Repräsentationen leisten.
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The milieu of student associations („Studierendenverbindungen“) in Germany is male-dominated, with male-dominated traditions and rituals that focus on masculinity. This is also reflected in their members: the majority of student associations in Germany are fraternities, and the vast majority of all corporate members are men. Student association members navigate a milieu in which women exist primarily as partners of male members but not as members in their own right. Nevertheless, female associations (sororities) have proliferated since the 2000s. While the fe-male percentage across all associations is still very low at around 5 percent, many university towns now have their own student associations that only accept women. In media and re-search, very little is known about these female communities. The few publications that exist deal with women’s associations at the beginning of the 20th century, and therefore the histori-cal predecessors of today's sororities. In this dissertation I focus on the strategies of female community building within the male-dominated („männerbündisch“) milieu of German stu-dent associations. I examine the phenomenon of German sororities and their members with the help of data triangulation based on association magazines of (male) umbrella associations, in-terviews with members of sororities, and a group discussion. In doing so, this dissertation sheds light on German sororities and their practices. It thereby contributes to the larger re-search field on the history and current practices of male-dominated student associations („Männerbund“), by adding a gender perspective that focuses on women. In my dissertation, I argue that today sororities as homosocial gender-exclusive communities may be individually empowering for their members via their functions as communities of socialisation and protection. Nevertheless, those communities and their members exist in a gendered double bind in which they are guided by conflicting standards of appropriate behavior.
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Ein Politik-Grundkurs der Klassenstufe 11 diskutiert eine geschlechter-stereotype Werbung und kurze Interviews zum Thema Frauenwahlrecht aus den 1950er Jahren und spricht darüber, ob in Deutschland mittler-weile Geschlechtergerechtigkeit erreicht ist. Danach entwickelt sich eine Debatte, in der insbsondere mehrere Jungen im Kurs über erreichte Ge-schlechtergerechtigkeit und verbliebene Ungleichheit wie den gender pay gap oder Geschlechterstereotype und vergeschlechtliche Erwartun-gen diskutieren. Im Laufe der Diskussion meint ein Schüler: „Und die Gesellschaft ist noch weiter im Wandel, aber wir sind noch lange nicht an ner wirklichen Equality oder wie sich das nennt. Also (…) also ich kenn das so, ich geb ʼnem Jungen ʼnen Check und keine Umarmung, wenn man draußen ist und sich trifft. Das ist so….weiß nicht. Also, wenn das nicht mehr ist, dann wäre man schon mal näher dran“ (Fp4-S2-K4-P7). Der Schüler macht in dem Ausschnitt in kritischer Absicht die Ungleichheit der Geschlechter daran fest, dass die Körperpraktiken von Mädchen und Jungen nach wie vor unterschiedlich seien. Jungen umarmen sich nicht, sondern begrüßen sich mit eher kumpelhaften, wenig körperlichen Begrü-ßungsritualen. Diese Aussage ist anschlussfähig an vorliegende Studien im Kontext der Jungen-, Männer- und Geschlechterforschung, die tabuisierte Körperlichkeit und Zärtlichkeit unter Jungen und Männern (vor allem in protestantischen Kulturen) mit Rückgriff auf Bourdieu (Bourdieu 2005) als Teil eines vergeschlechtlichten Habitus analysieren. Der Schüler beschreibt vergeschlechtlichte Differenzen in seinem eigenen sozialen Umfeld, seine Aussage deutet zugleich auf seine eigene geschlechter- und männlichkeits-kritische Positionierung hin. Zudem zeugen die Inhalte der Debatte (z.B. verschiedene Rechenmodelle des gender pay gap) zugleich von einem hohen Diskurswissen der Schüler*innen. Lassen sich anhand solcher Szenen im Unterrichtsgeschehen Transformationen von Männlichkeit, Junge-Sein bzw. Geschlecht ausmachen? Wann und wie wird Geschlecht in der Schule von Lehrer*innen und Schüler*innen relevant gemacht? Welche Konstruktionen von Männlichkeit und Junge-Sein finden sich in der Schule? Das ethnographische For-schungsprojekt „Jungen und Bildung in der Schule“ hat das Anliegen, die Frage nach dem Beharren und der Transformation von Geschlecht zu diskutieren. Bevor das Forschungsprojekt und die Ergebnisse vorgestellt werden, erfolgt zunächst ein kurzer Einblick in den Forschungsstand.
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Oftmals wird betont, dass Männlichkeit kein einheitliches oder monolithisches Konstrukt ist, sondern als soziale Konstruktion in Relation zu den jeweiligen Kontexten und ihren Praktiken steht. So wird etwa auf unterschiedliche institutionelle Zugehörigkeit, auf Entwicklungen von Männlichkeitskonzeptionen im biographischen Verlauf sowie auf die Verschränkung von Männlichkeit mit anderen sozialen Differenzkategorien verwiesen. Weiter impliziert die Vorstellung sozialer Konstruiertheit ebenso, dass sich kulturell geprägte Männlichkeitskonzeptionen transformieren können. Besondere Aufmerksamkeit in der Forschung erhalten in den letzten zwei Jahrzehnten alternative, metrosexuelle, hybride, inklusive, fürsorgliche sowie queere Männlichkeiten. In Politik, pädagogischer Praxis, Zivilgesellschaft und Wissenschaft werden Fragen nach der Tradierung oder Transformation von Geschlechterverhältnissen und Männlichkeiten diskutiert. Besondere Bedeutung für Prozesse geschlechtsbezogener Sozialisation in Kindheit und Jugend haben dabei pädagogische Institutionen. Der Beitrag nimmt Datenmaterial aus ethnografischen Protokollen sowie Interviews in den Blick, um darüber zu einer empiriegestützten, auf Männlichkeit bezogenen Heuristik für zukünftige Forschungen beizutragen. Die Darstellung erfolgt entlang der unterschiedlichen Bildungsinstitutionen im Lebensverlauf. Es lassen sich in Kindertagesstätte, Schule, Berufsbildung und Jugendarbeit sowohl durchlaufende Muster als auch institutionenspezifische Differenzen erkennen
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Die Ausarbeitung und Relationierung von Bildung als erziehungswissenschaftlichem, Männlichkeit als geschlechtertheoretischem und Jungen als praktisch-klassifikatorischem Konzept ist in der erziehungswissenschaftlichen Forschung also noch nicht hinreichend. Der Beitrag erkundet das Potenzial des Subjektivierungskonzepts für die Analyse von Bildungsprozessen von und mit Jungen.
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Diskurse über Jungen und Bildung sind im akademischen Feld nach intensiven Debatten in den 2000ern und frühen 2010ern seltener geworden. Zwar gibt es ein anhaltend aktives Feld der pädagogischen Praxis, die Jungen und deren Lebenslagen geschlechterreflektiert adressiert. Doch die Anzahl an empirischen Studien zu Jungen und Bildung ist überschaubar. Dabei gibt es durchaus eine Vielzahl aktueller erziehungswissenschaftlicher Fragen im Kontext der Transformation von Geschlechterverhältnissen und ökonomischem und kulturellem Wandel. Der Band stellt empirische Studien vor, die sich diesen Fragen in Bezug auf Früh- und Schulpädagogik, berufliche Bildung, offene Jugendarbeit sowie Berufsbildungsbiographien widmen. Zudem enthält er theoretische Reflexionen zu Männlichkeitsforschung und zum Verhältnis von Jungen und Bildung. Der Sammelband geht aus einem Forschungsverbund zu Jungen und Bildung hervor. Basierend auf empirischen Studien behandeln die Texte das Thema in Bezug auf Frühpädagogik, Schulpädagogik, Berufliche Bildung, Offene Jugendarbeit sowie Berufsbildungsbiographien. Des Weiteren enthält der Band übergreifende und theoretisch orientierte Texte zum Thema Männlichkeit in pädagogischer Praxis.
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Berufliche und geschlechtsbezogene Orientierungen von männlichen Auszubildenden in geschlechtsuntypischen Berufen. Ein exemplarischer Vergleich von Assistenzberufen im Erziehungs- und Gesundheitssektor. Im Fokus der dem Beitrag zugrundeliegenden, in Hamburg an berufsbildenden Schulen durchgeführten Studie stehen junge Männer, die eine Ausbildung in einem sog. SAGE-Beruf aufgenommen haben. Die Bezeichnung „SAGE-Berufe“ (Soziale Arbeit, Gesundheit und Erziehung und Bildung) wird als Pendant zum männlich codierten Feld der „MINT-Berufe“ (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) verwendet (vgl. Höppner 2018). Diese Klassifizierungen von Berufen rekurrieren auf Gemeinsamkeiten und lassen ähnliche Bedingungen und Herausforderungen für junge Frauen bzw. Männer in der Bewältigung des beruflichen Übergangs erwarten. Aus Perspektiv der Berufsorientierung(sforschung) ist diese Sammelbezeichnung jedoch wenig hilfreich und zementiert darüber hinaus die Entgegensetzung von SAGE – MINT als geschlechtlich different codierten Berufsfeldern. Daher richten wir unseren Blick auf die Pluralität von Ausbildungsberufen im Bereich SAGE und fragen nach den daraus resultierenden Unterschieden in den beruflichen und geschlechtsbezogenen Orientierungen von männlichen Auszubildenden (vgl. Scholand und Thielen 2021). In unserem Beitrag nehmen wir einen Vergleich von zwei Ausbildungsberufen vor, die in den letzten Jahren aufgrund gestiegener beruflicher Anforderungen reformiert wurden und sich ungeachtet der Zugehörigkeit zu den sogenannten SAGE-Berufen in wesentlichen Aspekten als kontrastierende Felder verstehen lassen (Kap. 2). Im Erziehungssektor betrachten wir den Beruf der*des Sozialpädagogischen Assistent*in, der in einer schulischen Ausbildung erlernt wird. Der Beruf der bzw. des Medizinischen Fachangestellten, der den Gesundheitssektor repräsentiert, ist demgegenüber an eine betriebliche Ausbildung geknüpft. Das Datenmaterial – Interviews mit Auszubildenden – wurde im Rahmen einer ethnografisch angelegten Studie erhoben (Kap. 3). In unserem Beitrag rekonstruieren und vergleichen wir die Motive von jungen Männern für die Wahl der beiden Ausbildungsberufe (Kap. 4) sowie deren geschlechtsbezogene Deutungen zum Ausbildungskontext und zum beruflichen Handlungsfeld (Kap. 5). Im Fazit diskutieren wir die empirischen Befunde im Hinblick auf ihre Relevanz für die Berufsbildungs- wie auch Männlichkeitsforschung (Kap. 6).
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Jenseits von Dominanz und Hegemonie? Männliche Auszubildende in der Pflege. 1 Einleitung Das Berufsfeld der Pflege gilt als Engpassberuf und ist von einem starken Mangel an Fachkräften bestimmt. Der Pflegebereich kann außerdem als geschlechtstypisch weiblich charakterisiert werden: Mehr als drei Viertel der Fachkräfte sind Frauen. Männliche Auszubildende werden erst in jüngster Zeit adressiert, sich eine berufliche Zukunft in der Pflege aufzubauen (Schwamm 2020; Bohn 2020). Der folgende Beitrag setzt sich mit männlichen Auszubildenden auseinander, die eine Ausbildung im Pflegebereich absolvieren. Ausgehend von Analysen zur geschlechtersegregierten Arbeitsteilung wird zunächst die „Feminisierung der Pflege“ (Wetterer 2002: 89) in den Blick genommen (Kap. 2), um dann auf den Wissensstand zu männlichen Fachkräften in der Pflege (Kap. 3) einzugehen. Anhand von zwei rekonstruktiven Interviewstudien werden die berufs- und geschlechtsbezogenen Orientierungen der Befragten im Übergang in die Pflegeausbildung herausgearbeitet (Kap. 4). Ausgehend von einer studienübergreifenden Zusammenführung der empirischen Befunde wird abschließend diskutiert, inwiefern der Übergang der Befragten in einen geschlechtsuntypischen Pflegeberuf mit einer nachlassenden Bedeutung hegemonialer Männlichkeit (Connell 2015) und einer zunehmenden Relevanz fürsorglicher Männlichkeit (Heilmann und Scholz 2017) einhergeht (Kap. 5).
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Wandel und Persistenz der Geschlechterverhältnisse in Arbeitswelt, Familie und Politik bedeuten für Männer* und Männlichkeit(en) spezifische Möglichkeiten und Herausforderungen. Zur Debatte steht, was sich gegenwärtig überhaupt verändert. Welche Entwicklungen werden ausgemacht? Welche Potenziale, Widersprüche und Spannungen – für Männer* und für die Gesellschaft – tun sich auf oder entstehen dadurch? Wie haben sich Männlichkeiten historisch in der Schweiz überhaupt gestaltet und ausgebildet? Das Buch bündelt Forschungsbeiträge zu Männlichkeit(en) in der Schweiz, die zu einer kritischen Zeitdiagnose beitragen. Dabei werden Perspektiven aus verschiedenen Disziplinen – der Geschlechterforschung, Soziologie, Sozialen Arbeit, Geschichte, Literaturwissenschaft, Psychologie und Migrationsforschung – eingebracht.
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Die Soziale Arbeit, die Betreuung von Klein­kindern und die Geburts­hilfe durch Hebammen und Geburts­helfer sind Tätig­keits­felder, die eines gemein haben: Sie sind Gegen­stand von Be­mühungen um eine Pro­fes­sionalisierung. Im Zen­trum der Pro­fes­sionalisierungs­bemühungen steht die Etablierung neuer Studien­an­gebote. Diese zielt nicht nur auf eine Qualitäts­steigerungen in der beruflichen Praxis, sondern ver­folgt zwei weitere Ziele: eine Attraktivierung der je­weiligen Berufe für potentielle Berufs­ein­steiger/in¬nen und die Status­verbes­serungen für die im je­weiligen Feld Tätigen. In einer ganzen Reihe von Feldern, die sich derzeit in Pro­fes­sionalisierungs­prozes­sen befinden, arbeiten ganz überwiegend Frauen. Aus Gründen der Geschlechter­gerechtig­keit, aber auch im Hin­blick auf die Präsenz männ­licher Rollen­vor­bilder in pädagogischen Berufen gilt eine stärkere geschlecht­liche Durch­mischung einstiger ‚Frauen­berufe‘ allgemein als wünschens­wert. Auch dieses Ziel soll auf dem Wege der Status­ver­besserung er­reicht werden: Für Männer werden ‚Frauen­be­rufe‘, so die gängige Ein­schätzung, vor allem dann inter­es­sant, wenn Berufs­prestige, Ge­halt und Auf­stiegs­chancen eine Steigerung er­fahren. Hier drohen jedoch Ziel­konflikte. Mit Pro­fes­sionalisierungs­prozessen ver­binden sich typischer­weise auch geschlechts­spezifische Schließungs- bzw. Marginalisierungs­prozesse: Die neu ent­stehenden beruflichen Chancen werden tendenziell eher von Männern als von Frauen in berufliche Karrieren um­gemünzt; in­folge geschlechts­spezifischer Schließungs­mechanismen be­setzten Männer über­proportional die Führungs­positionen, während die Kern­tätig­keiten – im Fall des früh­pädagogischen Berufs­felds etwa die un­mit­tel­bare Arbeit mit Klein­kindern – von Frauen aus­geübt werden. Das Studium von Pro­fes­sionalisierungs­prozes­sen der jüngeren und ferneren Ver­gangen­heit hält für die Bewältigung dieser Problem­lage wichtige Lehren bereit. Die Autorinnen und Autoren des Themen­schwer­punkts behandeln die geschlechts­spezifischen Aus­wirkungen aus­gewählter Pro­fes­sionalisierungs­prozes­se auf unter­schiedlichsten Berufs­feldern. Sie stellen den Wandel von Arbeits­feldern im Zuge von Profes­sionalisierungs­prozes­sen dar, arbeiten Faktoren heraus, die einen Wandel in der Geschlechter­ordnung des je­weiligen Felds be­günstigten oder hemmten und erörtern mögliche Inter­ventions­maßnahmen, mit denen geschlechts­spezifischen Hierarchie­differenzierungen etwas ent­gegen­ge­setzt werden kann.
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Im 2. Kapitel werden die in der Einleitung skizzierten thematische Linien des Forschungsprojekts in einen weiteren theoretischen Rahmen eingeordnet. Ausgehend von dem sozialisationstheoretisch fundierten Konzept einer milieutheoretischen Handlungsbefähigung als wünschenswerter Leitperspektive für die Gesamtentwicklung Heranwachsender wird dieser Gedanke im weiteren Verlauf einerseits sportpädagogisch (Konzept der Handlungsfähigkeit) und andererseits schulpädagogisch (Ansatz der Schulkulturforschung) näher spezifiziert. Dadurch geraten Passungsverhältnisse von Schule, Lebenswelt und Sport ins Zentrum der Betrachtung. In einem zweiten theoretischen Anlauf werden dann die aus der Idee einer milieutheoretischen Handlungsbefähigung resultierenden Phänomene der Pluralität, Heterogenität und sozialen Ungleichheit unter einem dezidiert intersektionalitätstheoretischen Zugriff beschrieben und auf die Fragestellung der vorliegenden Untersuchung hin zugespitzt. Die nachfolgenden Kapitel der Auswertung der erhobenen empirischen Daten folgen diesem theoretischen Gesamtrahmen und konkretisieren ihn zugleich.
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Zusammenfassung Der Beitrag basiert auf der mehrjährigen Bielefelder Fußballfan-Studie (BiFans). Er rekonstruiert Identitäten weiblicher Fußballfans im deutschen Profifußball. Anhand qualitativer Interviews mit weiblichen Fans werden fünf Dimensionen der weiblichen Fanidentität herausgearbeitet. Dabei kristallisiert sich eine androzentrische Struktur des Feldes heraus, in der das Geschlecht eine ordnende Funktion einnimmt. Zudem werden Verbindungen zwischen der Spezifik des Feldes und der gesellschaftlichen Struktur evident. Auf der Grundlage der hier erarbeiteten Dimensionalisierung können Fangruppen, aber auch andere jugendliche Gesellungsformen auf die Bedeutung der sozialen Kategorie des Geschlechts hin untersucht werden. Eine besondere Herausforderung bieten die Ergebnisse für die geschlechtersensible Fansozialarbeit, die seit Jahrzehnten in diesem Handlungsfeld Sozialer Arbeit aktiv ist. Entsprechend werden Vorschläge für die Tätigkeit der sozialpädagogischen Fanprojekte aufgezeigt.
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Überdurchschnittlich viele Frauen verlassen die Wissenschaft in der Habilitationsphase. Das untersucht Marina Ginal am Beispiel des Ausstiegs von Hochschulmedizinerinnen aus dem Wissenschaftsbetrieb. Die Studie zeigt im qualitativen Längsschnitt die charakteristischen Hürden einer Habilitation. Sie verknüpft soziologische und psychologische Einflüsse auf dem Weg zur Professur und erläutert, warum „Gläsernen Decken“ heute vor allem als individuelles Scheitern erscheinen. Hierfür werden die untersuchten Prozesse u.a. mit Theorien über hegemonial männliche Organisationskulturen, unternehmerische Arbeitsweisen sowie mit Salutogenese, Disstress und Selbstwirksamkeit verbunden. Die Studie verknüpft damit individualpsychologische Prozesse mit deren gesellschaftlicher Bedeutung für zeitgenössische Ungleichheiten und plädiert für dringend erforderliche Änderungen der Organisationskultur. Der Inhalt • Ausstieg aus der Wissenschaft (Habilitationsphase) • „Gläserne Decke“ zwischen Psychologie und Soziologie • Qualitative Längsschnittstudie (Grounded Theory und Fallanalyse) • Organisationskultur, psychologische Wirkweisen und Empowerment Die Zielgruppen • Dozierende und Studierende Gender Studies, Sozialwissenschaften, Psychologie • Frauenbeauftragte, Beraterinnen und Berater, Universitätsbeauftragte, Medizinerinnen und Mediziner Die Autorin Dr. Marina Ginal promovierte an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Sie war Stipendiatin der Landeskonferenz der Frauenbeauftragten Bayern („Wege zur Professur“).
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Mit dem Erwachen der Pubertät und der Beantwortung der Frage nach dem eigenen „Ich“ stellt sich für Jungen auch die Frage nach der „eigenen Männlichkeit“ und der Verortung als sexuelles Wesen. Ziel ist die Entwicklung hin zu einer – möglichst im Einklang mit dem jeweiligen sozialen Umfeld stehenden und sozial verträglichen – individuellen und authentischen „Männlichkeit“ (balancierte Männlichkeit). In den meisten Fällen ist spätestens ab der Geburt biologisch sichtbar, dass es ein Junge ist. Wie er sich psychisch und sozial entwickeln wird, ist sehr stark „Umwelteinflüssen“ unterworfen. Geht man unreflektiert davon aus, dass Männlichkeit stets neu hergestellt werden müsse, setzen Jungen einiges daran, diesen Auftrag zu erfüllen. Das viel zitierte gesundheitliche Risikoverhalten, Körperästhetisierung, Gestaltung von Sexualität und reproduktiver Gesundheit sowie Nutzung und Gestaltung medialer Angebote sind davon entscheidend geprägt. Die Entwicklung neuer Perspektiven des „modernisierten Mannseins“ ist dabei stark durch Familie, Peers und Schule beeinflusst. Pädiaterinnen und Pädiater können bei der Entwicklung zu einer balancierten eigenständigen Männlichkeit in unterschiedlicher Weise unterstützen und sogar Weichensteller sein. Der hier vorgenommene Blick auf die Männlichkeitsentwicklung in der Lebensphase Pubertät/Adoleszenz soll es ermöglichen, diese mehr in den Blick und ins Bewusstsein zu nehmen, ohne jedoch den „Gender-Wahn“ der Vergangenheit, der nicht zuletzt zu einer Benachteiligung der Jungen führte, fortzusetzen. Die zurzeit bestehende Unsicherheit bietet eine große Chance für ein „Mehr an Freiheit“ zur Gestaltung der eigenen „Männlichkeit“ und „Weiblichkeit“. Diese gilt es zu nutzen. Die Lebensphase der Pubertät/Adoleszenz bietet hierzu die besten Voraussetzungen.
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Der Beitrag diskutiert, wie sich Transformationsprozesse von Geschlecht auf Männlichkeit als Ordnungsprinzip der HipHop-Szene auswirken. Im Zuge stetiger Ausdifferenzierung kommt es dort zu verschiedenen Männlichkeitsmodellen und einer Neuverhandlung hegemonialer Männlichkeit, was am Track Hipster Hass des Gangsta-Rappers Fler exemplifiziert wird. Neben unterschiedlichen Retraditionalisierungsstrategien arbeitet die genderlinguistische Analyse dabei auch Materialitäten und Differenzkategorien heraus, die im Kontext männlicher Identitätsarbeit im gegenwärtigen HipHop relevant gesetzt werden.
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In diesem Beitrag wird die meso-strukturelle Perspektive von Netzwerken vor allem unter Berufs- und Geschlechteraspekten analysiert. Männer- und Frauennetzwerke, ihre Unterschiede sowie Ein- und Ausschlussprozesse zeigen geschlechtliche Machtunterschiede, insbesondere in Wissenschaft und Forschung.
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In diesem Beitrag wird die meso-strukturelle Perspektive von Netzwerken vor allem unter Berufs- und Geschlechteraspekten analysiert. Männerund Frauennetzwerke, ihre Unterschiede sowie Ein- und Ausschlussprozesse zeigen geschlechtliche Machtunterschiede, insbesondere in Wissenschaft und Forschung.
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Peergroups stellen wichtige Vergemeinschaftungen in der Schule dar, in denen wesentliche Sozialisationsprozesse für die Peers ablaufen und in denen informelles Lernen stattfindet. Der vorliegende Artikel diskutiert auf der Basis einer jüngeren empirischen Studie, ob und wie weit Peervergemeinschaftungen im Spannungsfeld von informellem Lernen für die soziale Integration sowie für die kollektive Konstitution von sozialen Positionierungen im Schulraum fungieren. Dazu werden Gruppendiskussionen mit jugendlichen Peergroups aus unterschiedlichen Schultypen miteinander kontrastiert und sozial rekonstruiert. Zielstellung des Aufsatzes ist es, zu belegen, dass Peergroups als Bildungsressource des informellen Lernens im Schulkontext wirken.
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Die interpretative Auswertung der Ergebnisse richtet sich auf drei musikdidaktische Fragekomplexe. Während die ersten beiden Aspekte konkreten unterrichtlichen Bedingungen gelten, thematisiert die dritte Frage weitreichendere Konsequenzen für die Etablierung eines gendersensiblen Musikunterrichts.
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Homosexualität wird im Männerfußball tabuisiert. Selbst ein wissenschaftlicher Diskurs über Homosexualität sowie Homophobie im Sport wird eher verhalten geführt. Im Auftrag der European Gay & Lesbian Sport Federation (EGLSF)1 fanden Baks und Malecek in einer Studie (2004) heraus, dass bis dato keine Untersuchungen zu eben diesem Thema in Bezug auf den Sport vorliegen (Walther 2006: 8).
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Nicht nur der Fußball, der Sport generell ist eine „Männerdomäne“. In gesteigertem Maße trifft dies auf den Fußball zu. Die männlich geprägte Geschlechterordnung des Fußballs ist freilich keine dem Fußball per se inhärente Eigenschaft.
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In keinem anderen Schulfach wird Geschlecht so häufig thematisiert und problematisiert wie im Sportunterricht. Immer wieder liefert die Schulsportforschung Belege für eine unerschütterliche Aktualisierung von Geschlecht. In diesem Beitrag sollen Ursachen und Wirkungsgefüge dieser scheinbar unauflöslichen Persistenz geschlechtsbezogener Differenzsetzungen genauer aufgezeigt werden. Dabei beziehen wir uns zunächst explizit auf Deutschland, da für die Analyse der Relevanz von Geschlecht im Rahmen sportlicher Aktivität starke internationale Differenzen existieren.
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Die Archäologie widmet sich dem Studium menschlichen Lebens und menschlicher Kultur der Vergangenheit, in erster Linie auf Grundlage der Rekonstruktion und Analyse materieller Kultur (z. B. von Artefakten, Strukturen, Grabstätten, Pflanzenresten) und von Umweltdaten. Sie umfasst die Zeit des Auftauchens der ersten Steinwerkzeuge in Ostafrika vor ca. 3,4 Millionen Jahren bis hin zur jüngeren Vergangenheit. Die Archäologie ist von größter Bedeutsamkeit, wenn es um Erkenntnisse über prähistorische Gesellschaften geht, zu denen keine schriftlichen Quellen vorliegen.
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Im vorliegenden Beitrag steht die bisher wenig untersuchte biografische Relevanz von Männlichkeitsentwürfen für junge Sportler im Fokus. Grundlegend knüpfen die Betrachtungen an die soziale Konstruktion von Männlichkeit nach Connell sowie den männlichen Stereotyp im Sport an. Mittels der Dokumentarischen Methode werden Orientierungen zweier jugendlicher Leistungssportler in Bezug auf die Bedeutung von Männlichkeit rekonstruiert und unter Rückbezug auf den theoretischen Analyserahmen interpretiert. Die empirischen Rekonstruktionen verweisen insgesamt auf eine Ambivalenz und Konflikthaftigkeit von Männlichkeitsentwürfen, die abschließend diskutiert sowie als Ausgangspunkt für weitere Forschungen argumentiert wird.
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Trotz aller bisherigen Erfolge des bundesdeutschen Mädchen- und Frauenfußballs und der ungewöhnlichen Medienpräsenz bei der Fußballweltmeisterschaft der Frauen 2011 hat sich ao der Tatsache, dass der Fußballsport eine „Arena der Männlichkeit“ (Kreisky & Spitaler 2006) darstellt, nichts geändert. Dies hängt vorraogig mit der Position des Fußballsports im deutschen Sportraum zusammen, denn dieser verkörpert die Leidenschaften der Nation und das Bild, das diese sich von sich selbst machen will (vgl. Gebauer 2006; S. 118 ff).
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In diesem Beitrag wird versucht eine Verbindung zwischen der Ordnung des Fußballs und der Ordnung der Gesellschaft mit ihren hierarchisierenden Geschlechterklassifikationen herzustellen. Dominanz- und Abhängigkeitsverhältnisse, die sich in den Körpern materialisieren, also die Verwandlung von „kulturell Willkürlichem in Natärliches“ (Bourdieu 2005: 8), werden im Sport, so die These, durch seine Zentrierung auf den Körper, wie durch ein Vergrüßerungsglas hervorgehoben.
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Im Jahr 1908 erschien Baden-Powells Werk »Scouting for Boys«, in dem der Begründer der Pfadfinder die pädagogischen Grundsätze seiner Bewegung entfaltete. Bis in die Gegenwart sei das Buch, »einer heiligen Schrift gleich, das Grundlagenbuch des Scouting geblieben, dem zumal die späteren Schriften Baden- Powells nichts prinzipiell Neues hinzugefügt haben«, so Schubert-Weller (1988, S. 27, Herv. i.O.) am Ende der 1980er-Jahre.
Chapter
Schule als der Ort, an dem sexuelle Identität auf geeignete und nicht geeignete Weise zu einem Thema wird, ihre Entwicklung aber auch behindert, normiert, entthematisiert und tabuisiert wird, zeigt sich als äußerst unvorbereitet, wenn es um die Vielfalt sexueller Orientierungen und Lebensentwürfe geht. Heteronormativität als Leitlinie in der Vermittlung von Fachwissen aber auch in den Haltungen von Lehrkräften prägt das Umfeld, in dem Jugendliche sich heute zurechtzufinden versuchen. Während im Unterricht vornehmlich tradierte und traditionelle Rollenbilder und Familienentwürfe vermittelt werden und Homosexualität häufig eher nur als Abweichung der Norm dargestellt wird, finden außerhalb von Unterricht die Adoleszenz typischen Erkundungen und Annäherungen statt. Diese können für die einer vermeintlichen Norm entsprechenden Jugendlichen problemlos und erfolgreich verlaufen und für die, die von diesem Verhalten abweichenden, gefährlich und frustrierend sein. Der Beitrag versucht, die Genese der sexuellen Identität theoretisch zu beleuchten und am Ort der Schule nach entsprechenden Barrieren aber auch konkreten Potenzialen und Möglichkeiten zur Entwicklung und Erkundung zu suchen und gleichsam Beispiele zu zeigen, die eine gesunde Entwicklung ermöglichen können.
Chapter
Eine zentrale Problematik, vor der Jugendliche heute stehen, resultiert aus der im Zuge allgemeiner Liberalisierung und neoliberaler Tendenzen zu beobachtenden Verschiebung der Verantwortung für ein gelingendes Leben auf das einzelne Individuum selbst – dies findet sich auch in Bezug auf bildungsbezogene Erwartungen der Schule. Allerdings stellen sich die Ausgangslagen für männliche und weibliche Jugendliche, Selbstverantwortung zu entwickeln, auf dem Hintergrund der historischen Traditionen und der Erwartungszuschreibungen an die Geschlechter deutlich unterschiedlich dar, zumal die Anforderungen an die performance von Mädchen und Jungen geschlechtstypisch stark differierende Aspekte enthalten. Die Verlagerung der Verantwortung auf den Einzelnen erfasst auch die mit dem Erwachsenwerden geforderte geschlechtliche Positionierung. Auch diese erscheint als ‚in das Belieben des Einzelnen gestellt‘ – dabei gerät ihre strukturelle Dimension aus dem Blick und wirksame geschlechtstypische Zuschreibungen werden nicht mehr als Einschränkungen erkennbar. Es wird deshalb zunächst gefragt, auf welcher Ebene Geschlecht wirksam ist – für die Individuen, die Gesellschaft und die symbolische Ordnung. Anschließend wird diskutiert, welche spezifischen Effekte sich hieraus für männliche und weibliche Jugendliche im Kontext von Schule ergeben. Die Ausgangsthese wird zuletzt auf dem so entwickelten Hintergrund diskutiert.
Chapter
Als individuelles Kind weiblichen oder männlichen Geschlechts heranzuwachsen und als Frau und Mann in einer bestimmten Gesellschaft, aber unterschiedlichen Kontexten zu leben, ist mit persönlichen, sich verändernden Erfahrungen im Lebensverlauf verbunden, die in Beziehung zu Anderen des gleichen oder anderen Geschlechts gemacht werden. Aber auch wenn die allermeisten Menschen lernen, sich einem Geschlecht zugehörig zu fühlen und sich in Übereinstimmung wie in Abgrenzung zu Anderen darzustellen, können nicht alle Menschen in das Schema Mann oder Frau eingeordnet werden oder bleiben dies eindeutig ihr Leben lang.
Thesis
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Gangsta-Rap ist besonders in Deutschland stark männlich dominiert und als Musik-Genre kommerziell sehr erfolgreich. Er gilt als eine der wenigen Zonen bislang weitestgehend unbedrohter Männlichkeitsentwürfe. Die Ende des Jahres 2011 in Erscheinung getretene Gangsta-Rapperin Schwesta Ewa könnte gerade aufgrund ihres biologischen Geschlechts die Chance nutzen, Männlichkeitskonzeptionen und Vorstellungen von Weiblichkeit im Gangsta-Rap in frage zu stellen. Doch welche Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit stellen Männer und Frauen in der Praxis genau auf? Zur Beantwortung dieser Forschungsfrage werden primär die soziologischen Konzepte zu Hegemonialer Männlichkeit (Connell), Habitus (Bourdieu) und männlichem Geschlechtshabitus (Meuser) herangezogen. Die theoriegeleitete, fallspezifische Zuordnung und Analyse von Songtexten erfolgt durch die empirische Methode der inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse. Ein Ergebnis ist, dass Schwesta Ewa eine komplexe Eigen-Weiblichkeitskonstruktion aufstellt. Über den Vergleich mit dem untersuchten Gangsta-Rapper Kollegah wird u.a. die These von Connell und Messerschmidt empirisch nachgewiesen, wonach auch Frauen Träger von Aspekten hegemonialer Männlichkeit sein können. Die erste Forschungsfrage untersucht vor allem die homosoziale Dimension sowie den für Gangsta-Rap konstitutiven Moment von Eigenaufwertung und Fremdabwertung. Welche Muster von Anerkennung existieren jedoch zwischen Männern und Frauen? Für diese zweite Forschungsfrage wird eine Diskursanalyse durchgeführt, mit der viele Künstler/-innen und ihre Songtexte untersucht werden. Es wird ermittelt, dass Gangsta-Rap auch als Repräsentation konservativer Geschlechterbilder zu verstehen ist. Ebenso sind Schilderungen zu alltäglich erfahrbaren sozialen Phänomenen wie Liebe und Freundschaft als auch zu den damit einhergehenden sozialen Rollen vorzufinden. Die Perspektive gegengeschlechtlicher Wertschätzung kann aber gleichzeitig ablaufende Abwertung beibehalten.
Article
Die Frage nach den Geschlechterverhältnissen in kritischer sozialräumlicher Perspektive kann nicht selbstverständlich gestellt werden. Probleme der Definitionsmacht über das, was in sozialen Räumen dominant und strukturbestimmend ist, z.B. Konflikte und Ausgrenzungen entlang von Hierarchien ethnischkultureller Zugehörigkeit oder die Segregation und Spaltung der Lebenslagen, überlagern Fragen nach der Geschlechterhierarchie. Diese verlangen darüber hinaus nach einer Übersetzung der Gender-Thematik in die Vermittlung zwischen geschlechtsspezifischer Bewertung von Territorien, von persönlichem Habitus und der Selbstinszenierung in sozialen Räumen (vgl. dazu auch Bitzan 2007; Krüger 2002).
Chapter
Die Soziologie der Geschlechterverhältnisse hat sich als ein eigenständiger Forschungsbereich und in einer institutionalisierten Form in den letzten drei Jahrzehnten entwickelt und etabliert. Zwar findet man auch in den Werken einiger Klassiker der Soziologie mehr oder minder umfangreiche Abhandlungen über die soziale Gestalt der Beziehungen von Frauen und Männern, etwa bei Ferdinand Tönnies, Georg Simmel, Emile Durkheim, Talcott Parsons oder Erving Goffman, doch fehlt es an einer systematischen soziologischen Befassung mit den Geschlechterverhältnissen bis zu den 1970er Jahren. Bezeichnenderweise waren die Teile in den Werken der Klassiker, die von den Geschlechterverhältnissen handeln, vielfach in Vergessenheit geraten und erst in den 1980er Jahren, im Zuge der Entwicklung von Frauen- und Geschlechterforschung, wieder entdeckt worden. Auch in dem Teilgebiet der Soziologie, von dem man am ehesten hätte erwarten können, dass es sich mit den Geschlechterverhältnissen befasst, der soziologischen Ungleichheitsforschung, vermisst man bis in die 1980er Jahre eine systematische Aufmerksamkeit für die geschlechtliche Dimension von Ungleichheit.
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