Literatursoziologie, so wurde am Beginn gesagt, ist keine Disziplin, sondern eine auf das Verhältnis von Literatur und Gesellschaft gerichtete Fragestellung. Wenn aber der Gegenstand der Literatursoziologie die wechselseitige Beziehung zwischen Literatur und Gesellschaft ist, so muss Literatursoziologie auch immer wieder neu bestimmen, was zu einer jeweiligen Zeit in einem bestimmten Raum überhaupt unter Literatur und Gesellschaft verstanden wird. Wir möchten deshalb am Ende unserer Ausführungen noch einmal die transdisziplinäre Ausrichtung der Literatursoziologie als fächerübergreifende Fragestellung betonen und Anschlussstellen zu aktuellen Tendenzen in der Kulturwissenschaft, Literaturwissenschaft und Soziologie herausstellen. Die Anordnung der Disziplinen folgt dabei keiner Hierarchie, sondern der Annahme, dass sich das aus literatursoziologischer Perspektive Eigentliche der Literatur: ihre symbolische und gesellschaftliche Verfasstheit, nur über ihre Verortung an der Schnittstelle von Kultur und Gesellschaft (einschließlich ihrer jeweiligen Wissenschaften) erfassen lässt.