Überlegungen zu einer defizitären Form der Angst, der "nicht gespürten Angst," die in der Fachliteratur kaum Beachtung findet, werden angestellt. Es wird betont, dass defizitäre Angst durch die traditionelle Einstellung zur Angst im patriarchalischen Wertesystem stark begünstigt wird und dass ihre Bedeutung darin liegt, dass sie - besonders im Falle von Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen und Psychosen - oft als Aggression und Hass ausagiert wird. Dieser Mechanismus wird als wesentlich für die Entstehung der Antisozialen Persönlichkeitsstörungen erachtet. Anhand von Fallvignetten wird aufgezeigt, wie unterdrückende Primärgruppendynamik, kulturelle Einflüsse und psychodynamische Auslösemomente in die Abwehr existenzieller Angst konvergieren und als destruktives Ausagieren psychopathologische und soziale Bedeutung erlangen können.