Der vorliegende Beitrag befasst sich mit der Tätigkeit des Aufwerfens mathematischer Probleme, dem sogenannten Problem Posing. Im Rahmen einer Pilotstudie wurden 13 Problem-Posing-Prozesse bei 5 Studierenden und einem Mathematiker beobachtet und analysiert. Dabei wurden die Proband*innen zum strukturierten Problem Posing aufgefordert, bei dem neue Probleme auf der Grundlage eines zuvor gelösten Initialproblems aufgeworfen werden sollen. Ziel dieser Untersuchung war die Identifikation und inhaltliche Beschreibung wiederkehrender Phasen beim Prozess des Problem Posings. Erste Ergebnisse lassen fünf solcher Phasen erkennen, die zum Teil an die Phasen des Problemlöseprozesses erinnern. Darüber hinaus wurden Episoden beobachtet, die bislang in den theoretischen Modellen des Problemlösens und Problem Posings unberücksichtigt geblieben sind. Daran anknüpfend wurden die prozessualen Muster der beobachteten Prozesse in einem deskriptiven Prozessmodell synthetisiert.