Aus mehreren Gründen fällt eine Verständigung über soziale Altenarbeit momentan
besonders schwer. Gehen wir zunächst aus von einem Begriff sozialer
Altenarbeit als Arbeit sozialpädagogischer Fachkräfte (in der Arbeit) mit
älteren Menschen. Sie steht in der Tradition sozialhilfenaher Altenhilfe und -
fürsorge. Als sozialpädagogisches Arbeitsfeld hat sie nicht annähernd eine
Identität und ein fachliches Selbstverständnis entwickelt wie bspw. die Arbeit
mit Behinderten oder die Arbeit in vielen Feldern der Jugendhilfe.1
Indem sie sich bislang im wesentlichen auf das abhängige Alter beschränkt,
sieht sie sich auf die Randbereiche eines sozialen Sektors verwiesen, der
fest im Einflußbereich medizinischer und pflegerischer Berufe und deren
Deutungsmuster und Klientelverständnisse ist. Im Arbeitsmarkt dieses großen
Segments besetzt sie so nur sehr wenige Stellen, daneben findet sie
sich abgedrängt in abgeschottete Segmente von Freizeit- oder Begegnungsarbeit.
Da wo sie - bspw. im Kontext von Heim- und Krankenhaussozialdienst
oder in ambulanten Diensten - in potentiell kooperativen Bezügen steht, gelingt
es ihr meist nicht, über eine isolierte Funktion hinauszukommen und
den "sozialen Blick" in einer versorgungsorientierten Infrastruktur produktiv
zu stärken. Mit den behandlungs- und pflegeorientierten AkteurInnen verbindet
sie fatalerweise eine mangelhafte gerontologische Kompetenz. Und die
Besonderung sozialpflegerischer Funktionen in eigenen Stellen kann gar
zum Bumerang für die Qualität der Gesamtleistung werden, wenn ein solches
Stellendesign z.B. im Kontext eines umfassend konzipierten Pflegeverständnisses
den anderen Funktionen - insbesondere den Pflegekräften -
diese Arbeitsbestandteile "wegnimmt".
Damit wäre - als zweiter Strang - eine übergreifende Perspektive eines Begriffs
sozialer Altenarbeit zu entwickeln. Jenseits disziplinärer oder berufsständischer Verengung wäre sie Arbeitsbegriff und Leitziel einer ganzheitlichen
Arbeit mit Älteren, deren Umrisse im folgenden thematisiert werden.
Im Aufsatz sollen Perspektiven für die soziale Altenarbeit in diesem doppelten
Verständnis aufgezeigt werden, die ihren bisherigen Fallstricken entgegenwirken
und Ansätze begünstigen, die den Anforderungen einer veränderten
Altengeneration eher gerecht werden.