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Erscheint in: Mucha, Katharina/Le Fèvre, Michel (Hrsg.):
Muster –
Geerbte Strukturen, Übertragung in neue Realitäten. Akten des Workshops an der
UVP Montpel
lier 3, November 2017
Bezeichnen Nomen Gegenstände?
Zu Construal-
Operationen in kognitiven
si
m
1. Einleitung
Ronald Langackers
Kognitive (Konstruktions
jüngeren V
ersuch dar, die Wortarten (hauptsächlich)
semantische Kriterien zu charakterisieren.
1
Ich sage hier „hauptsächlich“, weil ich meine, dass auch Langacker auf distributive und substitutive
Eigen
schaften von Ausdrücken nicht verzichten kann (vgl.
Langacker (1987: 53) behauptet er allerdings, das
definieren zu können.
2
Die meisten Grammatiktheorien, deren Gegenstand letztlich die Modellierung der Sprachkompetenz ist,
ord
nen einen Ausdruck hauptsächlich über dessen distributive und substitutive
Sprachbenutzer*innen erkennen die Wortart eines Ausdrucks entsprechend daran, welche Form er aufweist
und an welcher Strukturstelle er auftritt. Theorien des genannten Typs spezifizieren in der Regel weiter nicht,
welche kog
nitiven Operationen mit dem Erkennen eines Nomens, etwa gegenüber einem Adjektiv oder Verb,
verbunden sind. Die Abgrenzung erfolgt sowohl über gleiche morphologischen Flexions
Derivationsfor
men, als auch über gleiche syntaktische Kontexte
der Grammati
kalität des Satzes eingefügt werden können, wenn sie der gleichen Kategorie angehören. Dabei
sind morpholo
gische Kriterien aufgrund von Idiosynkrasien insgesamt unsicher und müssen gegen syntaktische
Evidenz geprü
ft werden (vgl. beispielsweise Radford 1997: 29
gleich flektiert und deriviert werden können, gehören zur gleichen Kategorie, unregelmäßig gebildete
Ausdrücke können im
mer dann der gleichen Kategorie wie regelmä
gleichem syntaktischen Kontext gegen diese substituiert werden können. Aber auch die kombinierten
morphologischen und syntakti
schen Eigenschaften von Ausdrücken reichen manchen Theoretiker*innen nicht
aus, um sie konklu
siv einer Wortart zuzuordnen. Dann wird mitunter auf bedeutungsbezogene Kriterien
zurückgegriffen. So kann bei
spielsweise ein Kernbestand an Ausdrücken mit konkreter Bedeutung genommen
werden, wobei die Wörter ont(olog)isch oder konzeptuell verschiedene En
Gegenstände, (prototypi
sche) Ereignisse, (prototypische) Eigenschaften und so weiter. Daraus können,
respektive, Nomen, Verben, Adjektive und so weiter abgeleitet werden. Betrachtet man sich dann deren
formale, d.h. morp
hologische und syntaktische Eigenschaften, können alle Ausdrücke außerhalb des konkreten
Kernlexikons, die die gleichen formalen Eigenschaften aufweisen wie die des konkreten Kernlexikons, den
entsprechenden, ursprünglich semantisch konstituierten Kategori
Culicover 2009: 11–52).
Wenn man aber die Definition der Wortarten schon für semantische Kriterien öffnet, so ist die Frage
berechtigt, ob eine Wortart nicht nur durch einen konkreten lexikalischen Kernbestand, son
so
gar vollständig (oder beinahe vollständig) semantisch definierbar ist. Das ist es, was Langackers kognitive
(Konstruktions-
)Grammatik (unter anderem) für die Wortarten versucht.
Erscheint in: Mucha, Katharina/Le Fèvre, Michel (Hrsg.):
Konstruktionen, Kollokationen,
Geerbte Strukturen, Übertragung in neue Realitäten. Akten des Workshops an der
lier 3, November 2017
. Tübingen: Stauffenburg.
Bezeichnen Nomen Gegenstände?
Operationen in kognitiven
(Konstruktions
Grammatiken
Simon Kasper
m
on.kasper@staff.uni-marburg.de
Kognitive (Konstruktions
-)Grammatik stellt
den ambitioniertesten
ersuch dar, die Wortarten (hauptsächlich)
1
inhaltlich über konzeptuell
semantische Kriterien zu charakterisieren.
2
Entsprechend expliziert die Theorie auch
Ich sage hier „hauptsächlich“, weil ich meine, dass auch Langacker auf distributive und substitutive
schaften von Ausdrücken nicht verzichten kann (vgl.
Fn. 2
), um sie als Nomen zu identifizieren. In
Langacker (1987: 53) behauptet er allerdings, das
Nomen (und seine Subklassen) „strictly“ begrifflich
Die meisten Grammatiktheorien, deren Gegenstand letztlich die Modellierung der Sprachkompetenz ist,
nen einen Ausdruck hauptsächlich über dessen distributive und substitutive
Eigenschaften einer Wortart zu.
Sprachbenutzer*innen erkennen die Wortart eines Ausdrucks entsprechend daran, welche Form er aufweist
und an welcher Strukturstelle er auftritt. Theorien des genannten Typs spezifizieren in der Regel weiter nicht,
nitiven Operationen mit dem Erkennen eines Nomens, etwa gegenüber einem Adjektiv oder Verb,
verbunden sind. Die Abgrenzung erfolgt sowohl über gleiche morphologischen Flexions
-
und
men, als auch über gleiche syntaktische Kontexte
, in die Ausd
rücke immer dann ohne Änderung
kalität des Satzes eingefügt werden können, wenn sie der gleichen Kategorie angehören. Dabei
gische Kriterien aufgrund von Idiosynkrasien insgesamt unsicher und müssen gegen syntaktische
ft werden (vgl. beispielsweise Radford 1997: 29
–
56, bes. S. 37). Verschiedene Ausdrücke, die
gleich flektiert und deriviert werden können, gehören zur gleichen Kategorie, unregelmäßig gebildete
mer dann der gleichen Kategorie wie regelmä
ßige zugeordnet werden, wenn sie bei
gleichem syntaktischen Kontext gegen diese substituiert werden können. Aber auch die kombinierten
schen Eigenschaften von Ausdrücken reichen manchen Theoretiker*innen nicht
siv einer Wortart zuzuordnen. Dann wird mitunter auf bedeutungsbezogene Kriterien
spielsweise ein Kernbestand an Ausdrücken mit konkreter Bedeutung genommen
werden, wobei die Wörter ont(olog)isch oder konzeptuell verschiedene En
titäten ausdrücken: (prototypische)
sche) Ereignisse, (prototypische) Eigenschaften und so weiter. Daraus können,
respektive, Nomen, Verben, Adjektive und so weiter abgeleitet werden. Betrachtet man sich dann deren
hologische und syntaktische Eigenschaften, können alle Ausdrücke außerhalb des konkreten
Kernlexikons, die die gleichen formalen Eigenschaften aufweisen wie die des konkreten Kernlexikons, den
entsprechenden, ursprünglich semantisch konstituierten Kategori
en zugeordnet werden (vgl. beispielsweise
Wenn man aber die Definition der Wortarten schon für semantische Kriterien öffnet, so ist die Frage
berechtigt, ob eine Wortart nicht nur durch einen konkreten lexikalischen Kernbestand, son
gar vollständig (oder beinahe vollständig) semantisch definierbar ist. Das ist es, was Langackers kognitive
)Grammatik (unter anderem) für die Wortarten versucht.
1
Konstruktionen, Kollokationen,
Geerbte Strukturen, Übertragung in neue Realitäten. Akten des Workshops an der
. Tübingen: Stauffenburg.
(Konstruktions
-)
den ambitioniertesten
inhaltlich über konzeptuell
-
Entsprechend expliziert die Theorie auch
Ich sage hier „hauptsächlich“, weil ich meine, dass auch Langacker auf distributive und substitutive
), um sie als Nomen zu identifizieren. In
Nomen (und seine Subklassen) „strictly“ begrifflich
Die meisten Grammatiktheorien, deren Gegenstand letztlich die Modellierung der Sprachkompetenz ist,
Eigenschaften einer Wortart zu.
Sprachbenutzer*innen erkennen die Wortart eines Ausdrucks entsprechend daran, welche Form er aufweist
und an welcher Strukturstelle er auftritt. Theorien des genannten Typs spezifizieren in der Regel weiter nicht,
nitiven Operationen mit dem Erkennen eines Nomens, etwa gegenüber einem Adjektiv oder Verb,
und
rücke immer dann ohne Änderung
kalität des Satzes eingefügt werden können, wenn sie der gleichen Kategorie angehören. Dabei
gische Kriterien aufgrund von Idiosynkrasien insgesamt unsicher und müssen gegen syntaktische
56, bes. S. 37). Verschiedene Ausdrücke, die
gleich flektiert und deriviert werden können, gehören zur gleichen Kategorie, unregelmäßig gebildete
ßige zugeordnet werden, wenn sie bei
gleichem syntaktischen Kontext gegen diese substituiert werden können. Aber auch die kombinierten
schen Eigenschaften von Ausdrücken reichen manchen Theoretiker*innen nicht
siv einer Wortart zuzuordnen. Dann wird mitunter auf bedeutungsbezogene Kriterien
spielsweise ein Kernbestand an Ausdrücken mit konkreter Bedeutung genommen
titäten ausdrücken: (prototypische)
sche) Ereignisse, (prototypische) Eigenschaften und so weiter. Daraus können,
respektive, Nomen, Verben, Adjektive und so weiter abgeleitet werden. Betrachtet man sich dann deren
hologische und syntaktische Eigenschaften, können alle Ausdrücke außerhalb des konkreten
Kernlexikons, die die gleichen formalen Eigenschaften aufweisen wie die des konkreten Kernlexikons, den
en zugeordnet werden (vgl. beispielsweise
Wenn man aber die Definition der Wortarten schon für semantische Kriterien öffnet, so ist die Frage
berechtigt, ob eine Wortart nicht nur durch einen konkreten lexikalischen Kernbestand, son
dern vielleicht
gar vollständig (oder beinahe vollständig) semantisch definierbar ist. Das ist es, was Langackers kognitive
2
sehr detailliert, welche kognitiven Operationen mit der Verwendung einer Wortart
assoziiert sind und wie sie sich von den kognitiven Operationen bei der Verwendung
anderer Wortarten unterscheiden.3 Im vorliegenden Artikel möchte ich am Beispiel des
Nomens kritisch die Argumente und die Evidenz prüfen, die Langacker für seine Position
anführt. Anschließend werde ich eine alternative Behandlung von Nomen aufzeigen, die
von der Instruktionsgrammatik angeboten wird, einer Grammatiktheorie, die ebenfalls
kognitive Plausibilität anstrebt, in Fragen der Evidenz aber programmatisch anders
verfährt.
2. Kognitive (Konstruktions-)Grammatik
2.1 Construal-Operationen bei Nomen
In der Kognitiven (Konstruktions-)Grammatik (Langacker 1987, 1991, 2000, 2002,
2008a) wird die Wortart eines Ausdrucks durch die Art der „Profilierung“ (profile)
seines Inhalts festgelegt (determined) (Langacker 2008a: 194). Ein Nomen – und die
Nominalphrase, als deren Kopf es fungiert – profiliert dabei einen „Gegenstand“ (thing)
(Langacker 2008a: 106). „Profilieren“ heißt, dass ein Ausdruck die Aufmerksamkeit auf
eine bestimmte Substruktur eines Vorstellungsinhalts dirigiert, die der Ausdruck damit
designiert (Langacker 2002: 5). So dirigiert der Ausdruck Ellbogen die Aufmerksamkeit
auf eine in der visuellen oder taktilen Modalität räumlich begrenzte „Region“ des Armes,
also eine Substruktur des Armes, die wiederum eine Substruktur des menschlichen
Körpers darstellt.
So weit, so prototypisch, denn wir wissen bereits als „Laien“, was ein „Ding“ oder
„Gegenstand“ ist: ein Baum, ein Auto, ein Mensch, ein Haufen Sand, die Erdkugel. Nach
Langacker ist aber auch ein Sternbild, bei dem die einzelnen Sterne, die das Sternenbild
konstituieren, ein – wenn auch nicht prototypischer – Gegenstand, und zwar kraft der
Verbindungslinien, die wir mental zwischen den einzelnen Bestandteilen ziehen
(interconnect, Langacker 2008a: 105). Daraus entsteht ein gestalthaftes Ganzes, das,
wenn es profiliert wird, eine „begrenzte“ (bounded) Region bildet. Alles, was zum Zweck
weiterer kognitiver Operationen derart „zusammengebunden“ und profiliert wird, ist
das Produkt von Reifizierung (Langacker 2008a: 105), und das Produkt von Reifizierung
ist ein Gegenstand. Dies ist die konzeptuell-semantische Basis jedes Nomens und jeder
Nominalphrase, auch von Arbeitslosigkeit und (Alle) Männer.
Den gemeinsamen Nenner für diese und die prototypischen Gegenstände bildet
nicht der Vorstellungsinhalt (conceptual content) – der Krieg und ein Ellbogen haben an
und für sich wenig mehr gemeinsam als den maximal generellen Status als Entität –,
sondern die Art und Weise, wie sie vorgestellt werden (construal), nämlich über das
Zusammenbinden ihrer Elemente und die Profilierung des zusammengebundenen
Konstrukts, woraus eine begrenzte Region resultiert. Bei einem Ellbogen sind die
Elemente vor allem die gleichzeitig bestehenden, räumlich ausgedehnten Merkmale, die
ihn für einen wahrnehmenden Menschen konstituieren. Beim Krieg sind es Entitäten aus
3 Leonard Talmys Kognitive Semantik (Talmy 2000) stellt einen weiteren solchen Versuch dar, ist aber in
dieser Hinsicht weniger detailliert ausgearbeitet.
3
verschiedenen Domänen und in der Zeit ausgedehnte einzelne Ereignisse, die
zusammengebunden und profiliert die sozusagen „auf dem Zeitstrahl“ begrenzte Region
Krieg bilden.4
Nun reicht die Unterscheidung zwischen dem Zusammenbinden von räumlich
gegenüber zeitlich ausgedehnten Elementen noch nicht aus, um etwa Nomen gegenüber
Verben abzugrenzen. Im Frühneuhochdeutschen hat es beispielsweise das Verb kriegen
im Sinne von ‚Krieg führen‘ gegeben. Da die grammatische Kategorie durch die Art der
Profilierung festgelegt ist, muss der Unterschied zwischen Krieg und kriegen darin
liegen. Beim Nomen wird die Gestalt, die sich durch das Zusammenbinden ergibt,
profiliert, beim Verb werden dagegen die Verbindungen selbst profiliert, so dass sich
kein gestalthaftes Ganzes ergibt. So wird das Geschehen nicht reifiziert. Wie muss man
sich diese unterschiedlichen Profilierungen als Prozesse vorstellen? Die zeitlich
ausgedehnten Zustände, die auf diese Weise die Komponenten des Ereignisses bilden,
setzt Langacker nun analog zu den gleichzeitig bestehenden Elementen, die Gegenstände
konstituieren (Langacker 2008a: 109).
In their seamless continuity, an event’s component states […] are quite analogous to the
patches of substance constituting a physical object. The nonindividuation of their
constitutive entities results in both objects and events being perceived as continuous.[Fn] This
perception of continuity implies some kind of mental operation serving to register the
uninterrupted occurrence of constitutive entities throughout their expanse. (Langacker
2008a: 109; meine Hervorhebung)5
Um Gegenstände, die durch Nomen, und Ereignisse, die durch Verben designiert werden,
als unterschiedliche kognitive Entitäten hervorzubringen, bedarf es es nach Langacker
also nun zweier mentaler Operationen, die die jeweiligen konstitutiven Bestandteile
unterschiedlich profilieren, so dass entweder ein Gegenstand – ein profiliertes
verbundenes Ganzes – oder ein Ereignis – profilierte Verbindungen – resultiert. Für
Gegenstände setzt er (nicht ganz eindeutig)6 ein „summierendes“ Scannen (summary
4 Streng genommen ist es also nicht die Wirklichkeit, die uns Gegenstände als Vorstellungsinhalte vorgibt, die
auf bestimmte Weise zusammengebunden und profiliert werden müssen, sondern die Art und Weise, wie wir
kognitive Inhalte zusammenbinden und profilieren, legt für diese Inhalte erst fest, welche Typen von Entitäten
sie darstellen.
5 Die Fußnote enthält folgende Erläuterung für diejenigen, die sich fragen, warum die Komponenten von
Objekten „kontinuierlich“ und nicht diskret sein sollen:
These comments pertain to low-level processing, where the constitutive entities are elemental. It
is not denied that many objects have discernible parts or that many events have recognizable
phases. Presumably these emerge at higher levels of conceptual organization. (Langacker 2008a:
109, Fn. 16)
6 Das obige Zitat über die Analogie von Ereignissen und Gegenständen legt nahe, dass für beide jeweils eine
„mentale Operation“ erforderlich ist. Dabei will er auf die zwei Typen des Scannens hinaus. In vielen anderen
mir bekannten Arbeiten wird das Scannen nur als Definitionskriterium von Relationen, darunter Ereignisse, und
verschiedene Scanmodi als Unterscheidungskriterium für verschiedene Relationstypen verwendet, nicht aber
zur Charakterisierung oder Abgrenzung von Gegenständen genannt (am explizitesten vielleicht Langacker 2002:
81). In Langacker (2000: 362; meine Hervorhebung) heißt es allerdings explizit zu den beiden Scanmodi:
I have used these modes of scanning to explicate the linguistic constrast [sic] between verbs and
finite clauses on the one hand, and participles, infinitives, and non-finite clauses on the other […].
The holistic view afforded by summary scanning also figures in the conceptual reification by virtue
4
scanning), für Ereignisse immer ein „sequenzielles“ Scannen (sequential scanning) an
(Langacker 2008a: 109–112). Um diese zu erläutern, unterscheidet Langacker
„Verarbeitungszeit“ (processing time) und „verarbeitete“ oder „konzeptualisierte“ Zeit
(conceived time). Verarbeitungszeit und verarbeitete Zeit brauchen nicht
übereinzustimmen. Das tatsächliche Wahrnehmen eines Ereignisses bildet eine der
wenigen Gelegenheiten, in denen die Verarbeitungszeit tatsächlich mit der verarbeiteten
Zeit zusammenfällt. Langacker kennzeichnet ein Ereignis dadurch, dass in der
Vorstellung seine auf der Zeitachse angeordneten Teilzustände in ihrer Sequenz
aktiviert, d.h. gescannt werden, so dass immer nur ein Teilzustand aktiviert ist. Ein
früherer Verarbeitungszeitpunkt entspricht einem früheren Zeitpunkt in der Vorstellung
und ein späterer Verarbeitungszeitpunkt einem späteren Zeitpunkt in der Vorstellung.
Überdies ist die Art der Profilierung, durch die ein Verb charakterisiert ist, wiederum
definitorisch an das sequenzielle Scannen gebunden (Langacker 2008a: 112). Anders bei
Gegenständen, d.h. bei reifizierten Vorstellungsinhalten. Dabei wird nicht mehr jeder
Teilzeitpunkt oder jedes Element aktiviert und zugunsten des nächsten wieder
deaktiviert, sondern alle Teilzeitpunkte oder Elemente werden gescannt und alle
Einzelscans summiert, oder besser: kumuliert. Das heißt, die Teilzustände oder
Elemente, beispielsweise die „Instanzen“ derselben Kugel, die sich zu verschiedenen
Zeitpunkten der Vorstellung an verschiedenen Stellen des Gefälles befindet, werden
nach einer kurzen „Aufbauphase“ (build-up phase) alle gleichzeitig aktiviert, so dass die
Vorstellung die Kugel an allen Stellen der Steigung gleichzeitig umfasst, und zwar bei
jedem Zeitpunkt der Verarbeitungszeit genau bis zu der Stelle, bis zu der die Kugel in
der vorgestellten Zeit bis dahin bereits gerollt ist. Es resultieren auf einer
übergeordneten Verarbeitungsebene Elemente, die, falls sie außerdem
zusammengebunden und profiliert werden, die Vorstellung eines Gegenstandes ergeben,
nämlich der Linie, die die Kugel beim Bergabrollen beschrieben hat, inklusive ihrer
Elemente. Und anders als beim sequenziellen Scannen „besteht“ diese Linie in der
Vorstellung zu einem Verarbeitungszeitpunkt. Auf diese Weise können „Gegenstände“
wie ein Sternbild, das Alphabet, eine Offensivlinie, eine Flotte, ein Konvoy usw.
vorgestellt werden.7 Daran, dass das summierende Scannen sozusagen das Profil der
of which an event is coded with a noun and can even be characterized by a shape-specifying
adjective, as in straight flight or zig-zag trajectory.
7 Für die Unterscheidung von zählbaren und Massennomen spielt die Unterscheidung begrenzt vs. nicht
begrenzt die wichtigste Rolle. Da die kognitive (Konstruktions-) Grammatik die Vorstellung in engstem
Zusammenhang mit der Wahrnehmung konzipiert und in der Wahrnehmung der visuellen Wahrnehmung eine
ausgezeichnete Rolle zukommt (Langacker 2000: 203), kann man bei Vorstellungsaktivitäten in vielen Fällen
durchaus auch von einem „inneren Auge“ und einem „visuellen Feld“ des inneren Auges sprechen (viewing
[arrangement] bei Langacker 2000, Kap. 7). „Begrenzt“ und „nicht begrenzt“ sind nun in Bezug auf das visuelle
Feld des inneren Auges zu verstehen. Liegt beispielsweise die als Gegenstand profilierte Kugel innerhalb des
inneren visuellen Feldes, so ist sie begrenzt und kann mit dem zählbaren Nomen wie in Ich sehe eine Kugel oder
Ich sehe zwei Kugeln designiert werden. Liegen die äußeren Grenzen der Kugel außerhalb des inneren visuellen
Feldes, etwa wenn sie sehr nah vor den Augen vorgestellt wird, kann entsprechend nicht die ganze Kugel
profiliert werden, denn das Profil ist durch das innere visuelle Feld begrenzt. Teile der Kugel, möglicherweise
ihre gesamte äußere Begrenzung, liegen dann außerhalb des inneren visuellen Felds, aber aufgrund ihrer
nichträumlichen Qualitäten ist das, was sich innerhalb des inneren visuellen Feldes befindet, noch als
5
Linie erzeugt, lässt sich erkennen, dass Scannen und Profilierung keine völlig
unabhängigen kognitiven Prozesse sein können.8
Zusammengenommen lässt sich festhalten, dass Langacker Nomen und Verben
durch das kognitive Zusammenbinden, die Art der Profilierung durch die Art Scannens,
sowie Subklassen der Kategorie Nomen durch den Skopus des inneren visuellen Feldes
unterscheidet.9
2.2 Zur Evidenz
Restriktivität ist die Eigenschaft einer Theorie, der Phantasie bei der Einführung
deskriptiver Konstrukte Grenzen zu setzen. Uns interessieren primär die im
Zusammenhang mit dem Nomen genannten deskriptiven Konstrukte des Construals:
Profilierung, Scannen, Zusammenbinden (grouping, interconnection).10 Diesbezüglich
Kugel„substanz“ identifizierbar. In diesem Kontext wird die Kugel dann mittels eines Massennomens
designierbar, wie in Ich sehe nur noch Kugel.
8 Lesart 2 (s. Fn. 6) ergibt sich aus anderen Schriften von Langacker (z.B. 2002). Dabei spielt summierendes
Scannen anscheinend keine Rolle für die Profilierung von Gegenständen. Das bedeutet, dass die
Gegenstandsprofilierung, anders als die Prozessprofilierung, nicht kausal an einen Scanmodus gebunden wird.
Die Linie, die sich aus dem Bergabrollen der Kugel ergibt, wäre damit eine Reifizierung, eine
Zusammenbindung, aber das Profil wäre nicht das Resultat von summierendem Scannen. Die Linie wäre als
Linie designierbar. Wären alle Teilereignisse des Bergabrollens durch summierendes Scannen gleichzeitig
profiliert, könnte daraus zwar durch eine weitere mentale Operation ein Liniengegenstand profiliert werden
und als Linie designiert werden. Ohne diese weitere Operation wären aber „bloß“ alle Teilschritte profiliert, so
dass die Designation nicht Linie, sondern vielmehr ein der Sequenzialität bares Rollen wäre. Um von der bergab
rollenden Kugel zur Vorstellung und nominalen Designation einer Linie zu kommen, so könnte man die Lesarten
vereinen, scheint summierendes Scannen notwendig zu sein. Nach der ersten Lesart wäre es, wenn nicht
hinreichendes Kriterium, so doch der entscheidende Schritt zur Gegenstandsprofilierung. Nach der zweiten
Lesart wäre es bloß die Voraussetzung dafür, dass aus der simultanen Profilierung aller Kugelpositionen eine
weitere, nämlich die Profilierung der Linie, abgeleitet werden kann.
9 Auch Leonard Talmy operiert in seiner kognitiven Semantik bei seinen begrifflichen Charakterisierungen von
Nomen und Verben mit dem Konzept der Begrenztheit von Entitäten in der „Zeption“ (ception als Überbegriff
für Perzeption und Konzeption/Konzeptualisierung; Talmy 2000, I: 139). Er betont wie Langacker, dass der
Unterschied zwischen Dingen und Ereignissen kein objektiver, sondern ein kognitiv konstruierter ist. Er
unterscheidet die Domänen Zeit und Raum und die darin auftretenden Entitäten hinsichtlich „kontinuierlich“
und „diskret“. Dabei resultieren, respektive, Aktivität (activity), Akt (act), Masse (mass) und Gegenstand (thing).
Diese Unterscheidungen haben in begrenzten und unbegrenzten Gegenständen und Prozessen direkte Analoga
in der kognitiven (Konstruktions-) Grammatik. Und auch für die zwei Scan-Aktivitäten sowie den Unterschied
von Vorstellungsinhalt und Vorstellungsart und -weise kennt Talmy Entsprechungen (Talmy 2000, I, 42 bzw.
43). So impliziert die Nominalisierung eines Verbs eine konzeptuelle Reifizierung des Vorstellungsinhalts und
die „Verbisierung“ eines Nomens eine „Aktionalisierung“ (actionalization, Talmy 2000, I, 45), so dass Verben,
aber nicht Nomen mit einer sequenziellen Verarbeitung einhergehen.
10 In der Kognitiven Grammatik soll diese Restriktivität auf dreierlei Weise erreicht werden (für das Folgende
vgl. Langacker 2008a: 8–9, 85–89; 1999: 15, 22, 26–27; 2000: 45–46): Zum Einen soll das selbst auferlegte
Content Requirement verhindern, dass das sprachliche System etwas anderes enthält als phonologische,
semantische und symbolische Strukturen, Schematisierungen von erlaubten Strukturen und
Kategorisierungsbeziehungen zwischen ihnen. Zum Zweiten sollen typologisch ermittelte prototypische
Strukturen zunehmend theoretisch restringieren, was sprachstrukturell möglich ist und was nicht. „Funktionale
Erklärungen“ für die Prototypen, die beispielsweise deren „diskursive Motivation“ aufzeigen, validieren solche
Restriktionen. In Bezug auf diesen Punkt ist die Kognitive Grammatik aber noch nicht sehr weit entwickelt.
Fragen wir zunächst, welche Charakterisierungen von Nomen durch diese zwei Typen von Restriktionen
ausgeschlossen werden. Das Content Requirement erlaubt „semantische Strukturen“ im Allgemeinen. Damit
tangiert es auch nicht die theoretische Ausgestaltung dieser Strukturen, hinter denen sich natürlich die
Construal-Operationen verbergen, die mit dem Gebrauch von Nomen verbunden sein sollen. Inwiefern der
zweite Typ von Restriktionen hier greifen sollte, ist schwer zu sagen. Womöglich ist die Charakterisierung von
6
beruft sich Langacker auf „konvergierende Evidenz“ (Langacker, 1999: 15, 26–27; 2000:
45–46; 2008a: 85–89). Er betont explizit, dass Intuitionen und Introspektion nicht dafür
ausreichten, die Validität der deskriptiven Konstrukte sicherzustellen. In Bezug auf
diejenigen, die Langacker für valide hält, darunter die Construal-Operationen bei
Nomen, versichert er Folgendes (Langacker 2008a: 85–86):
These constructs have all been adopted on the basis of substantial and varied empirical
evidence. The general strategy employed is to seek converging evidence from each of three
general sources: (i) what we know about cognition (independently of language), (ii) what is
needed for viable semantic descriptions, and (iii) whether the constructs support an optimal
account of grammar. With respect to (i), the descriptive constructs proposed in CG are all
based on well-known or easily demonstrated cognitive phenomena. […] Hence the
descriptive constructs adopted in CG are not in any way exotic or even problematic from the
psychological standpoint. […] As for (ii), the primary means of justifying constructs
empirically is by showing that they are needed for adequate semantic descriptions. For
instance, profiling is supported by the need to distinguish expressions that differ in meaning
despite evoking the same content. […]A final source of evidence is (iii), whether the
constructs adopted support an optimal account of grammar. In later chapters, I show that the
constructs of CG score very highly on this count. For example, profiling turns out to be crucial
for the characterization of basic grammatical classes. Subject and object are defined in terms
of trajector/landmark alignment […].
Hier lohnt ein genauerer Blick. In Bezug auf (i) – „was wir über die Kognition
(unabhängig von Sprache) wissen“ – beruft sich Langacker auf „bekannte“ oder „leicht
vorführbare“ kognitive Phänomene. Damit meint er aber nicht nur experimentell
korroborierte kognitive Operationen wie die Fokussierung der Aufmerksamkeit –,
sondern auch introspektiv ermittelte. Für Letztere gilt dann trivialerweise, dass sie
keine sprachlichen Intuitionen mehr sind – diese konnten ja die Validität semantischer
Konstrukte nicht garantieren, s.o. –, sondern es sind psychische Intuitionen ohne
sprachliche Vermittlung. Damit bleiben sie aber natürlich Intuitionen. Heißt das, dass
psychische Intuitionen die Validität deskriptiver Konstrukte sicherstellen können? Dass
die kognitiven Operationen, wie Langacker behauptet, „vom psychologischen
Standpunkt“ aus gesehen unproblematisch sind, hängt also auch daran, dass der
Ausdruck „psychologisch“ hier auch ‚laien-‘ oder ‚alltagspsychologisch‘ meint. Die
Faktoren (ii) und (iii) betreffen dann theorieinterne Belange (theoretische Ökonomie
und Kohärenz), für die sich diskutieren lässt, ob sie als „Evidenz“ gelten können und
wenn ja, ob sie tatsächlich Unterschiedliches leisten.11 Die Restriktionen, die sie den
deskriptiven Konstrukten zumindest auferlegen sollen, sind aber offenbar vom
Theoretiker selbst bemessbare: Was als „viable“ und adäquat in Bezug auf (ii), was als
optimal in Bezug auf (iii) gilt, liegt vollständig in seinem Ermessen. An den
entscheidenden Stellen in den einschlägigen Texten verweist Langacker nicht auf
empirische Studien, die die betreffenden kognitiven Operationen auch unabhängig von
Nomen, derzufolge sie die Produkte von Zusammenbindungen und Reifikationen profilieren, bereits eine
Einengung des typologischen Möglichkeitsraumes auf der Basis dieses Restriktionstyps. Zum Dritten beruft sich
Langacker auf konvergierende Evidenz (s. Text).
11 Vgl. auch Broccias’ und Hollmanns (2008) ähnliche Kritik an der theorieinternen Evidenz für das
summierende Scannen und Langackers (2008b) Replik, in der er bestätigt, dass es keine theorieexterne Evidenz
für die Modi des Scannen gibt, aber die Theorie dennoch nicht als revisionsbedürftig erachtet.
7
der Sprachproduktion oder dem Sprachverstehen plausibilisieren würden.12 In unserem
Zusammenhang sind davon das summierende Scannen, aber ebenso die Profilierung und
die Variante des kognitiven Zusammenbindens von Elementen betroffen, bei der sich
das Ganze erst über lange Zeiträume konstituiert (nennen wir es „temporales
Zusammenbinden“): Wir wissen seit den Gestaltpsychologen, dass wir fünf auf
bestimmte Weise spatial angeordnete Punkte als eine Linie behandeln können. Aber
wissen wir deswegen auch, unabhängig von der Existenz des Nomens Sonnenuntergang,
dass es sich bei einem Sonnenuntergang konzeptuell um einen Gegenstand im
technischen Sinne handelt, der sich durch dieselben Gestaltgesetze konstituiert wie die
Linie? Um es kurz zu machen: Für Profilierung, summierendes Scannen und temporales
Zusammenbinden findet sich keine theorieexterne und keine nicht introspektive
Evidenz.13 Damit genügt die Kognitive (Konstruktions-)Grammatik wichtigen Kriterien
nicht, die in anderen Wissenschaftsdisziplinen als Evaluationskriterien angelegt wurden
und werden.14 Langacker wendet gegen solche Kriterien ein, dass die mit der Kognition
befassten Disziplinen, von denen externe Evidenz (und Überprüfbarkeit) erwartbar
wäre, bei ihren Interpretationen selbst auf phänomenologische (eigentlich:
introspektive; der Unterschied wird nicht gemacht) Charakterisierungen angewiesen
sind (vgl. Langacker 2008a: 31).15 Dem pflichte ich grundsätzlich bei, aber wir müssen
uns fragen, ob wir die Konsequenz in Kauf nehmen möchten, falls wir diese Meinung
verabsolutieren: nämlich dass keine introspektiv gewonnene Meinung der Falsifikation
preisgegeben wird.16 In diesem Falle könnten Theorien nur eines: uns dessen zu
vergewissern, was wir ohnehin schon (zu) wissen (glauben).
12 Das gilt auch für die Texte, in denen er nachdrücklich auf externe Evidenz setzt, vgl. Langacker (1999: 15).
13 Für allgemeine Aufmerksamkeitsphänomene, für Aspekte des sequenziellen Scannens und für spatiales
Zusammenbinden gibt es diese Evidenz, zum Teil seit sehr langer Zeit (vgl. z.B. Corbetta & Shulman 2002, Ganis
et al. 2004, Thompson et al. 2008, Palmer 2002).
14 Viele theoretische Aussagen scheinen nicht falsifizierbar zu sein und Vertreter*innen der Theorie machen
keine Angaben darüber, was geschehen müsste, damit theoretische Aussagen als falsifiziert gelten würden (vgl.
Popper 1963). Sie macht auch keine riskanten Prädiktionen. Sie retrodiziert vielmehr das, was ohnehin bekannt
ist und kann daher auch nicht falsifiziert werden. Die Theorie ist erscheint nicht als progressiv. Während sich
die Generative Grammatik – die sicher selbst Probleme hat, aber andere – seit den Achtzigern mehrmals neu
orientiert hat, ist die Kognitive (Konstruktions-)Grammatik weitgehend dieselbe geblieben und weist Kritik
meist zurück (vgl. Lakatos 1978, Thagard 1978). Davon zeugen beispielsweise Langackers Einlassungen in
Langacker (2008b). Wissenschaftssoziologisch hat die Theorie sicherlich Zulauf gehabt (zumindest teilen
zeitgenössische gebrauchsbasierte (Konstruktions-)Grammatiken mittlerweile viele ihrer Annahmen), aber das
bedeutet nicht, dass sie rivalisierende Theorien aus inhaltlichen Gründen hinfällig gemacht hätte (vgl. Brush
1989). Ihr Erklärungsbegriff ist unklar: Dass eine funktionale Erklärung darin bestehen kann, dass man zeigt, wie
sprachliche Strukturen diskursiv motiviert sind (s.o.), erscheint als alltagssprachliche Verwendung des Terminus
„Erklärung“, daher ist er schwer zu bestehenden Erklärungsbegriffen in Bezug zu setzen (z.B. Hempel 1965) und
zu evaluieren. Wie können beispielsweise alternative Erklärungen ausgeschlossen werden?
15 Auf Talmy trifft dieselbe Kritik zu; auch er erwidert, dass die Introspektion nicht durch experimentelle
Ergebnisse hintergehbar ist (vgl. Talmy 2000: 4):
[P]erhaps in the long run, the neuroscientific understanding of brain function will account for the
findings of introspection. Even then, though, introspection will still be needed to ensure that the
neuroscientific description of the brain is in its account, in fact addressing what is otherwise
known to be subjectively present in the mind. Thus, introspection will continue to be the method
needed to probe the subjective contents of consciousness.
16 Die Diskussion darüber, wem bzw. was im Spannungsfeld von „objektiven“ Messergebnissen gegenüber
„subjektiven“ oder „transzendentalen“ Gewissheiten gegenüber „sozialen Totalitäten“ so etwas wie eine
8
3 Instruktionsgrammatik
3.1 Construal-Operationen bei Nomen
Mit der Theorie der Instruktionsgrammatik wird das Ziel verfolgt, die Sprachkompetenz
so weit wie möglich aus nichtsprachlichen Fähigkeiten zu entwickeln und dabei auf bloß
sprachabhängige Evidenz zu verzichten (vgl. Kasper 2014, 2015, i. Ersch., i. Vorb.).
Nichtsprachliche Fähigkeiten müssen dabei durch andere Wissenschaftsdisziplinen
experimentell korroboriert sein oder es muss demonstrierbar sein, dass die Leugnung
solcher Fähigkeiten zu einem performativen Widerspruch führt.17 Dies ist als Mittelweg
zwischen der Nichtpreisgabe von (scheinbaren) eigenpsychischen Gewissheiten und
universeller empirischer Überprüfbarkeit gedacht.
Die Grundannahmen der Theorie, die für die kognitiven Operationen im
Zusammenhang mit Nomen relevant sind, sind die folgenden:
I. Äußerungen sind geordnete Anleitungen (Instruktionen) zur Konzeptualisierung.
Die infragestehende Ordnung nennen wir Grammatik.
II. Konzeptualisierung ist simulierte Wahrnehmung (und motorische Tätigkeit). Damit
sind Äußerungen strukturierte Anleitungen zur simulierten Wahrnehmung (und
motorischen Tätigkeit).
III. Konzeptualisierungen spiegeln in ihrer Früher-später-Struktur die Früher-später-
Struktur von Äußerungen wider. Die Früher-später-Struktur von Äußerungen
wiederum kann die Früher-später-Struktur von Ereignissen widerspiegeln, wie sie
wahrgenommen wurden (einfache oder doppelte diagrammatische Ikonizität).
IV. Simulierte Wahrnehmungen stehen im Dienst (nichtsprachlichen) Handelns und
Verhaltens.
Wie dies auf Nomen applizierbar ist und welche Implikationen es birgt, soll an drei
Beispieläußerungen skizziert werden, die es auch erlauben, Differenzen zur Kognitiven
(Konstruktions-) Grammatik aufzuzeigen.
(1) Abélard küsst Héloïse.
(2) Arbeitslosigkeit bedroht die britische Jugend.
(3) Alle Männer kommen aus dem Supermarkt.
Wenn wir uns nur auf die Subjekte der drei Sätze beschränken, so finden wir ein
konkretes Nomen in (1), ein abstraktes in (2) und ein universal quantifiziertes in (3).
Für uns sollen diese Äußerungen nun Anleitungen zur simulierten Wahrnehmung sein,
Letztbegründungskompetenz zukommen kann, ist mindestens so alt wie die moderne Wissenschaft. Sie hat die
Wissenschaftstheorie des 20. Jahrhunderts in Form der „Erklären–Verstehen-Debatte“, der linguistischen,
pragmatischen und kulturalistischen Wenden und des Positivismusstreits stark geprägt. Eine umfassende,
kritische und ausgewogene Darstellung dieser Diskussion gibt es nicht. Vgl. aber Albert (1990) aus der Sicht des
Kritischen Rationalismus und Janich (2006) aus der Sicht des Methodischen Kulturalismus.
17 Letzteres wäre beispielsweise der Fall, wenn ich im besten Wissen sagen würde: Ich kann nicht sprechen. Für
die genannten Experimente versteht es sich, dass sie selbst keine sprachlichen Explanantes enthalten dürfen.
9
damit wir auf Basis der simulierten Wahrnehmung selbst sprachlich oder
nichtsprachlich tätig werden können, so als ob wir das Ereignis wirklich
wahrgenommen hätten. Außerdem soll die Konzeptualisierung auf Basis der Äußerung
diagrammatisch ikonisch zur Äußerung sein und diese wiederum kann diagrammatisch
ikonisch zu dem Ereignis selbst sein, wie es wahrgenommen wurde (etwa von der
Produzentin von (1)). Der Instruktionsbegriff hängt also stark vom Begriff der
Wahrnehmung und der simulierten Wahrnehmung ab. Beide lassen sich am Beispiel des
Ereignisses skizzieren, das durch (1) ausgedrückt wird. Wenn die Produzentin von (1)
wahrgenommen hat, dass Abélard Héloïse küsst, dann hat sich sehr wahrscheinlich
Abélard auf Héloïse zubewegt (und sie sich möglicherweise, aber nicht notwendig auf
ihn). Dabei sind Lichtwellen von Abélard reflektiert worden und auf der Retina der
Sprecherin gelandet. Die Signale wurden dort in elektrische Ladungen transduziert und
an weitere Verarbeitungsstationen weitergegeben. Nun kann man zeigen, dass etwa im
primären visuellen Kortex die Neuronen retinotopisch organisiert sind. Das heißt, die
relativen räumlichen Beziehungen der Reize auf der Retina bleiben in der neuronalen
Struktur erhalten (und die entsprechenden Motoraktivitäten laufen neuronal ebenfalls
mit) (vgl. Bruce et al. 2003, Ward 2006). Damit hat das Perzept des Ereignisses
tatsächlich bildhaften (und enaktiven) Charakter. Der Output des primären visuellen
Kortex, einer relativ frühen Verarbeitungsstation, kann als disintegriertes Bündel
visueller Merkmale beschrieben werden. Die sogenannten Gestaltgesetze helfen dabei,
diese disintegrierten Bündel in Teile und Ganze zusammenzubinden (vgl. z.B. Palmer
2002), damit wir Gegenstände wahrnehmen können. Einen resultierenden Gegenstand
können wir als „Figur“ der Wahrnehmung bezeichnen und er wird von einem
Hintergrund, oder bloß „Grund“, abgegrenzt. Für die Sprecherin wäre Héloïse zwar auch
eine potentielle Figur der Wahrnehmung gewesen, aber die Bewegung von Abélard auf
Héloïse zu war für sie perzeptiv auffälliger (und früher) und hat ihre visuelle
Aufmerksamkeit auf sich gezogen (McArthur 1981). Daraufhin hat die Sprecherin die
Bewegung der Abélard-Figur durch die Zeit und relativ zum Héloïse-Grund visuell
verfolgt.18 Die Sprecherin hat dann die Äußerung so organisiert, dass deren Früher–
später-Struktur die Früher–später-Struktur des Wahrnehmungsereignisses (Abélard -->
Héloïse) bewahrt (Abélard… Héloïse). Wir, als Adressaten der Äußerung, nehmen nun
nicht das Ereignis, sondern die Äußerung wahr und konzeptualisieren an der Früher–
später-Struktur der Äußerung entlang das ausgedrückte Ereignis. Diese
Konzeptualisierung spiegelt damit notwendigerweise die Früher–später-Struktur der
Äußerung wider. Die Konzeptualisierung von Ereignissen rekrutiert dabei (neben den
Motorstrukturen auch) die neuronalen Strukturen, die retinotopisch organisiert sind –
so als ob man das Ereignis wirklich wahrnehmen würde (vgl. Ganis et al. 2004, Slotnick
et al. 2005, Thompson et al. 2008). Konzeptualisierung ist also so etwas wie simulierte
Wahrnehmung (und physische Tätigkeit). Es besteht damit ein diagrammatisch
ikonisches Verhältnis zwischen den Dingausdrücken in der Äußerung (Abélard und
18 Dieses Verfolgen muss man sich als Fixationssakkaden vorstellen, die auch zwischen Abélard und Héloise hin
und her gehen, wobei im Verlauf des Ereignisses die Mehrheit der Fixationen von Abélard auf Héloise übergeht
(vgl. Griffin & Bock 2000).
10
Héloïse) und den Gegenständen der simulierten Wahrnehmung (Abélard und Héloïse).
Wir können die Äußerung nur dann adäquat in eigene Tätigkeit überführen, wenn wir
auf ihrer Basis die entsprechende Wahrnehmung simuliert haben, denn als Menschen
sind wir dazu prädisponiert, wirkliche oder simulierte Wahrnehmungen (und nicht
symbolisch verpackte) in leibliche Tätigkeit zu überführen (vgl. Ridderinkhof 2014).
Angemessen auf eine Äußerung reagieren zu können, hängt also davon ab, die sinnliche
Konfrontation mit der durch die Äußerung ausgedrückten Eventualität möglichst
adäquat simulieren zu können.
Nach einer Hypothese der Instruktionsgrammatik sind die basalen syntaktischen
Muster einer Sprache deshalb auch derart mit simulierten Wahrnehmungen assoziiert,
dass sie auf maximal effektive Weise in eine angemessene leibliche (Re-)Aktion
überführt werden können. Dies ist bei (doppelter) diagrammatischer Ikonizität
zwischen Dingausdrücken in der Äußerung und Dingvorstellungen in der simulierten
Wahrnehmung (in Form von Figur–Grund-Strukturen) der Fall. Dieses Verhältnis von
syntaktischen Mustern und simulierten Wahrnehmungen heißt „diagrammatisch
motiviert“. Die Äußerung in (1) repräsentiert ein solches Verhältnis. Die Äußerungen in
(2) und (3) „beuten“ es auf zwei verschiedene Arten „aus“, die ich als „Hypostasierung“
bzw. „Kompression“ bezeichne.
Das syntaktische Muster in (2) ist dasselbe wie in (1), aber die Äußerung
instruiert nur scheinbar auf die gleiche Weise zu einer simulierten Wahrnehmung eines
Ereignisses (in Form einer Figur–Grund-Relation). Der Grund ist, dass Arbeitslosigkeit
kein Gegenstand der Wahrnehmung im technischen Sinne und damit auch keine Figur
sein kann. Und die Konzeptualisierung, die ja simulierte Wahrnehmung ist, kann aus
etwas, das in der Wahrnehmung kein Objekt sein kann, auch niemals ein Objekt machen.
Bei (2) handelt es sich also um einen Fall von „Hypostasierung“. Dabei kommen
Ausdrücke, die eigentlich zur simulierten Wahrnehmung von ganzen Eventualitäten, d.h.
vielen einzelnen und verschiedenen Figur–Grund-Relationen instruieren, in einem
syntaktischen Slot vor, der aus Sicht der Motivation für Dingausdrücke reserviert ist.
Arbeitslosigkeit bildet eine solche Hypostasierung. Das Verstehen der Äußerung
involviert die adäquate Simulation der sinnlichen Konfrontation mit der ausgedrückten
Eventualität. Daraus folgt die Vorhersage, dass die Interpretation der Äußerung mit
einer konzeptuellen Dekompression der Subjekt-NP Arbeitslosigkeit in viele einzelne
verschiedene Figur–Grund-Konfigurationen einhergehen sollte.
Die Äußerung in (3) ist mehrdeutig. Die erste Bedeutung korrespondiert mit
einem diagrammatisch motivierten Abbildungsverhältnis. Das ist die Bedeutung,
derzufolge alle Männer zusammen, sozusagen als Haufen oder Pulk, aus dem
Supermarkt kommen. Dies entspricht der kollektiven Lesart von Alle. Auf perzeptiver
und konzeptueller Seite haben wir die Möglichkeit, einzelne Männer oder sogar
Männerteile als Objekte zu behandeln, aber auch den Haufen oder Pulk selbst können
wir als Objekt wahrnehmen, sofern es die Kriterien einer perzeptiven Figur erfüllt (vgl.
Palmer 1977). Der Ausdruck Alle Männer in diesem syntaktischen Slot instruiert also zur
Simulation der Wahrnehmung eines Gegenstandes. Die Äußerung ist daher
diagrammatisch motiviert.
11
Die zweite Bedeutung der Äußerung beutet das diagrammatische
Abbildungsverhältnis durch „Kompression“ aus. In dieser Lesart hat Alle eine
distributive Bedeutung. Entsprechend bedeutet die Äußerung, dass alle Männer aus dem
Supermarkt kommen, aber jeder einzeln und alle nacheinander. Dabei werden offenbar
viele gleichartige einzelne Figur–Grund-Konfigurationen in einer einzigen Äußerung
komprimiert, die ein syntaktisches Muster einmal instanziiert. Wir haben keine
Möglichkeit, die Instruktion so zu befolgen, dass alle gemeinten Männer zu einem Objekt
der simulierten Wahrnehmung integriert werden. Auch hier gilt: Das Verstehen dieser
Äußerung in ihrer ganzen „Tiefe“ involviert die adäquate Simulation der sinnlichen
Konfrontation mit der ausgedrückten Eventualität. Daraus folgt die Vorhersage, dass wir
auch hier konzeptuell dekomprimieren müssen. Wir müssten dafür viele gleichartige
Figur–Grund-Konfigurationen hintereinander simulieren, nämlich wie der erste Mann
aus dem Supermarkt kommt, wie der n-te Mann aus dem Supermarkt kommt, wie der
letzte Mann aus dem Supermarkt kommt.
3.2 Evidenz
Dass die dargestellten Abbildungsverhältnisse „motiviert“ und „ausbeutend“ heißen,
suggeriert, dass das erstere gegenüber dem letzteren irgendwie privilegiert ist. Das ist
auch der Fall. Die obigen Vorhersagen in Verbindung mit ausbeutenden Instanzen von
sprachlichen Instruktionen lassen sich indirekt bestätigen. Es können nämlich Effekte
der vorhergesagten Dekompressionsoperationen erwartet werden, die bei
ausbeutenden gegenüber motivierten Instanzen von sprachlichen Instruktionen
beobachtbar sein sollten. Danach müssten motivierte Instanzen von sprachlichen
Instruktionen gegenüber ausbeutenden Instruktionen
typologisch verbreiteter sein,
früher erworben werden (vgl. Gentner 1982, Gentner & Boroditsky 2001),
leichter verarbeitbar sein, was das Verhältnis von Verstehensgeschwindigkeit und
Verstehenstiefe angeht (vgl. Holmes & Langford 1976, West & Holcomb 2000), und
weniger syntaktischen Restriktionen unterliegen (vgl. Kasper 2015: 241–243).
Aus Platzgründen expliziere ich nur typologische Evidenz. Die Metavorhersage lautet:
Weist eine Sprache eine ausbeutende Instanz einer Instruktion auf, weist sie auch die
entsprechende motivierte Instanz auf, aber nicht unbedingt umgekehrt.
1. Eine Sprache, die einen Allquantoren mit distributiver Bedeutung aufweist (= zweite
Lesart von (3); Ausbeutung durch Kompression), weist auch einen Allquantoren mit
kollektiver Bedeutung auf (= erste Lesart von (3); motiviert). Dieses implikationelle
Universal ist tatsächlich attestiert (vgl. Gil 1995: 330, Gil 2001).
2. Eine Sprache mit Reziprozitätsmarker (z.B. dt. einander; Ausbeutung durch
Kompression) hat auch ikonische Ausdrucksweisen für Reziprozität (motiviert).
Eine Sprache, die es erlaubt zu sagen Abélard und Héloïse küssen einander, erlaubt
12
auch zu sagen Abélard küsst Héloïse (und) Héloïse küsst Abélard. Auch dies ist als
mutmaßliches Universal belegt.
Apparently, this [motivated – SK] strategy of encoding reciprocated situations is
possible in all languages […]. However, most languages also have simple or
complex reciprocal markers […], which, if combined with a verb within one clause,
signal that the clause describes a reciprocal situation and not just the situation
denoted by this verb, without repeating the verb for each simple situation.
(Maslova & Nedjalkov 2013, o. S.)
3. Eine Sprache, die multiple Figur–Grund-Konfigurationen in einem syntaktischen
Slot eines bestimmten syntaktischen Musters aufweist (z.B. dt. Arbeitslosigkeit in
(2); Ausbeutung durch Hypostasierung), weist in diesem Slot für dieses syntaktische
Muster auch Ausdrücke für Wahrnehmungsgegenstände im technischen Sinne auf
(z.B. Abélard in (1); motiviert). Auch hier ist keine Sprache bekannt, die nicht die
motivierte Strategie aufwiese, aber viele, die die ausbeutende Strategie nicht
aufweisen (vgl. Koptjevskaja-Tamm 2013, o. S.).
4. Eine Sprache, die das Passiv von einer ausbeutenden Instanz einer Instruktion
aufweist, weist auch das Passiv einer motivierten Instanz einer Instruktion mit
demselben syntaktischen Muster auf. In einer Sprache, in der Die britische Jugend
wurde von der Arbeitslosigkeit bedroht möglich ist, ist auch Die britische Jugend
wurde von Ludwig bedroht möglich, aber nicht unbedingt umgekehrt.
4 Fazit
Die Kognitive (Konstruktions-) Grammatik ist im Vergleich mit der
Instruktionsgrammatik zweifellos die detaillierter ausgearbeitete Theorie, die kohärent
mit ihren deskriptiven Konstrukten für viele sprachliche Phänomene die assoziierten
kognitiven Operationen beschreibt. Das gilt auch für ihren Versuch einer einheitlichen
konzeptuell-semantischen Charakterisierung von Nomen. Allerdings gibt es für viele
Konstrukte, die dabei zum Einsatz kommen, keine theorieexterne, sprachunabhängige
Evidenz. Der Preis für die Generalisierung, derzufolge alle Nomen reifizierte Mengen von
zusammengebundenen Elementen designieren, ist, jedenfalls zum jetzigen Zeitpunkt,
ihre Infallibilität. Es ist nicht klar, wie diese Generalisierung als unzutreffend zu
qualifizieren wäre.
Die Instruktionsgrammatik geht einen anderen Weg, indem sie plausibel zu
machen versucht, warum die Verwendung von Nomen nicht immer mit kognitiven
Reifikationen einhergehen kann. Dies wird über die Herleitung regulärer
Korrespondenzen zwischen Satzmustern und perzeptiven bzw. konzeptuellen
Operationen erreicht, die sprachunabhängig und theorieextern korroboriert sind. Aus
diesen Korrespondenzen und ihrer symbolischen Ausbeutung lassen sich Vorhersagen
ableiten. Danach gibt es keinen konzeptuellen Prozess der Reifikation, da in der
Konzeptualisierung nichts zum Objekt werden kann, was nicht schon als Objekt
wahrnehmbar wäre. Stattdessen ist mit einem Prozess der konzeptuellen
Dekompression von Nomen/Nominalphrasen zu rechnen. Detailliertere Hypothesen
13
können durch Beobachtungen widerlegt oder korroboriert werden. Die
Leistungsfähigkeit der Instruktionsgrammatik ist aber dadurch erkauft, dass in der
Theorie noch keine vergleichbare Menge an Phänomenen beschrieben wurde, die
theorieinterne Zwänge erzeugen könnte. Allerdings ist zu hoffen, dass sie durch ihre
Forschungsprogrammatik (s.o. und Kasper 2015) in gewissem Maß gegen solche
Zwänge gewappnet ist.
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