Content uploaded by Maria Hagl
Author content
All content in this area was uploaded by Maria Hagl on May 16, 2020
Content may be subject to copyright.
Hintergrund und Vorgehen
Im Auftrag der Milton Erickson Gesellschaft für Klinische Hypnose werden jährlich
die jeweils neu publizierten randomisierten kontrollierten Studien (randomized con-
trolled trials – RCTs) zur Wirksamkeit der klinischen Hypnose systematisch gesucht
und gesichtet, außerdem entsprechende Meta-Analysen. Neue Ergebnisse zum Stand
der Evidenzbasis für die Anwendung von Hypnose und Hypnotherapie bei psychi-
schen oder somatischen Beschwerden können so kontinuierlich verfolgt werden.
Die Literatursuche zum Publikationsjahr 2017 wurde im April 2018 in den
Datenbanken Medline, PsycInfo, Embase und PSYNDEXplus durchgeführt, außer-
dem in den Datenbanken der Cochrane Collaboration (Central und CDSR). Zusätzlich
wurde im Suchportal der von der WHO geführten International Clinical Trials Re gis -
try Platform zu neu angemeldeten RCTs recherchiert (http://apps.who.int/trialsearch/).
Anhand der Abstracts der in der Recherche gefundenen Datensätze wurde über eine
Beschaffung der Artikel und deren anschließende nähere Sichtung entschieden. Die so
identifizierten RCTs und Meta-Analysen werden in den folgenden Tabellen aufgeli-
stet, darunter auch solche Artikel, die 2017 „online first“ erschienen sind, und solche,
die bereits 2016 online erschienen waren, aber erst im Jahr 2017 gedruckt wurden und
damit ihr endgültiges Publikationsdatum erhalten haben. Einige aus methodischen
oder inhaltlichen Gründen besonders interessante Studien werden eingehender be -
schrie ben. Nach einem Ausblick auf die laufende Forschung erfolgt abschließend ein
Fazit zur aktuellen Studienlage im Bereich der klinischen Hypnose.
Hypnose-ZHH, 13 (2), Oktober 2018 193
Studien zur Wirksamkeit von klinischer Hypnose
und Hypnotherapie im Jahr 2017
Maria Hagl
© www.MEG-Stiftung.de, Konradstr. 16, D-80801 München
194
Hypnose-ZHH
2018, 13 (2), 193-209
Maria Hagl
Studien zur Wirksamkeit von klinischer Hypnose und Hypnotherapie
im Jahr 2017
Im Auftrag der M.E.G. erfolgt jährlich eine Literatursuche zu randomisierten kontrollierten
Studien (randomized controlled trials; RCTs) und Meta-Analysen, die sich mit der Wirksamkeit
von klinischer Hypnose und Hypnotherapie befassen. Für 2017 wurden zehn randomisierte Stu -
dien mit klinischen Stichproben gefunden, die den Einsatz von Hypnose mit einer Kon troll grup -
pe ohne Hypnose verglichen, dabei wurden in zwei Studien hypnotherapeutische und kog ni tiv-
be ha viorale Elemente kombiniert. In vier weiteren RCTs wurde jeweils in beiden Studien ar men
Hypnose eingesetzt, d. h., es ging um weiterführende Fragestellungen zur Darbietung (Selbst -
hyp nose zu Hause vs. Hyp no the ra pie im Einzelsetting) oder zu den Inhalten hypnothe ra peu ti -
scher Interventionen (gezielte symptomspezifische vs. unspezifische Suggestionen). Ins ge samt
über wogen wie in jedem Jahr so ma tische Indikationen, aber immerhin vier meta-analytische
Aus wertungen waren zu psychischen Problemen. Der Frauenanteil in den Stichproben überwog
deutlich, größtenteils bedingt durch die Einschlussdiagnosen. Die meisten RCTs waren ausrei-
chend detailliert berichtet, um die Relevanz der Ergebnisse einzuschätzen. Zum Ein satz von kli-
nischer Hypnose wird also zu nehmend geforscht, wenn auch immer noch zu we nig im Bereich
psychischer Störungen. Auf grund ihrer Praxisrelevanz werden zum Schluss er gän zend die Er -
geb nisse einer naturalistischen Längsschnittstudie im ambulanten Setting vorgestellt.
Schlüsselwörter: Hypnose, Hypnotherapie, Wirksamkeit, Psychotherapieforschung, rando-
misierte kontrollierte Studien, RCT.
Efficacy and effectiveness research in the field of clinical hypnosis in 2017
An annual literature search that is funded by the Milton Erickson Society of Clinical Hyp -
no sis in Germany, revealed altogether 14 randomized controlled trials (RCTs) that evaluate
clinical hypnosis and were published in 2017, as well as several meta-analyses that included
primary studies with hypnosis as intervention. Eight randomized trials with clinical samples
compared hypnosis to a control group without hypnosis; moreover, two RCTs evaluated inter-
ventions that combined hypnotherapeutic and cognitive-behavioural methods. In further four
RCTs, hypnosis was used in both study arms, to evaluate research questions beyond the rela-
tive efficacy of hypnosis, by addressing matters of setting (self-hypnosis at home vs. hypno-
therapy with a therapist) or content (symptom-specific suggestions vs. unspecific suggestions).
As in the years before, female gender was overrepresented in most samples (mainly because
of the targeted disorders), and mostly somatic indications were studied; however, four meta-
analyses focussed on psychological problems or outcomes. Most RCTs were reported suffi-
ciently detailed to appraise the relevance of their findings. Altogether, efficacy research in the
field of clinical hypnosis is expanding, but there are still too few treatment studies targeting
psychological disorders. Finally, results of an uncontrolled naturalistic study evaluating the
effectiveness of an outpatient hypnotherapeutic treatment are presented because of their high
relevance for clinical practice.
Keywords: Hypnosis, hypnotherapy, efficacy, effectiveness, psychotherapy research, rando-
mized controlled trials, RCT.
Dr. Maria Hagl, Dipl.Psych.
Augsburgerstr. 12, 80337 München, maria.hagl@gmx.net
erhalten: 25.5.2018 rev. Vers. akzeptiert: 6.6.2018
Randomisierte kontrollierte Studien zu klinischer Hypnose im
Jahr 2017
Von den 14 im Jahr 2017 publizierten RCTs mit klinischen Stichproben, erlauben im
Prinzip acht Aussagen zur Wirksamkeit der Hypnose im kontrollierten Vergleich; in
zwei weiteren wurden in der experimentellen Bedingung hypnotherapeutische und
kognitiv-behaviorale Elemente kombiniert, so dass sich der spezifische Wirkanteil der
Hypnose nicht quantifizieren lässt (Mendoza, Capafons, Gralow et al., 2017; Mer -
ckaert, Lewis, Delevallez et al., 2017). Die damit insgesamt zehn Studien, in denen
Hyp nose (bzw. Hypnose kombiniert mit Kognitiver Verhaltenstherapie; H-KVT) mit
Kontrollgruppen ohne Hypnose (bzw. ohne H-KVT) verglichen wurde, sind in Tabelle
1 – nach Indikationsbereichen kategorisiert – aufgelistet. Wo eine kurze Hypnose rein
als Adjunkt eingesetzt wurde, nämlich bei den vier Studien zu medizinischen Ein -
griffen, wurde in den Kontrollgruppen jeweils nach medizinischem Standard vorge-
gangen. Dies war auch in der Studie von Hosseinzadegan, Radfar, Shafiee-Kandjani
et al. (2017) zur Schmerzbewältigung bei Multipler Sklerose der Fall, bei der jedoch
ein Hypnose-Training in sechs Sitzungen angeboten wurde. Bei Garland, Baker,
Larsen et al. (2017) wiederum wurde nur eine einmalige, kurze Hypnose zusätzlich
zur medizinischen Schmerzbehandlung angeboten, hier kam jedoch neben einer Grup -
pe mit Psychoedukation außerdem eine aktive Kontrollgruppe zum Einsatz (Mind ful -
ness). In den anderen Studien wurde Hypnose jeweils in zwei bis vier Sitzungen ange-
boten, meist als Training zur Selbsthypnose zusammen mit einer Übungs-CD für zu
Hause. Lediglich bei Merckaert et al. (2017) kam in 15 Doppelstunden eine länger-
dauernde Hypnotherapie zum Einsatz, dies war zugleich die einzige Studie, in der
Hyp nose als Teil einer Gruppenintervention angeboten wurde. Als Kontrollgruppen
kamen sowohl reine Placebo-Kontrollen oder unspezifische (z. B. supportive oder
psychoedukative), als auch aktive Kontrollgruppen (z. B. kurze KVT oder Medi ka -
tion) zum Einsatz. Weitere vier RCTs setzten in jeweils beiden Studienarmen Hypnose
ein, d. h., hier ging es nicht um die Wirksamkeit von Hypnose allgemein, sondern um
weiterführende Fragestellungen zur Darbietung oder zum Inhalt der Suggestionen.
Die se Studien sind in Tabelle 2 aufgeführt.
Bezüglich der Stichproben überwog in einigen Studien deutlich der Frauenanteil,
vier Studien inkludierten ausschließlich Frauen. Dies war in der Regel durch die Ein -
schlussdiagnosen bedingt (z. B. Hitzewallungen, Brustkrebs), lag aber zum Teil auch
am Setting, wie bei Bataille, Guirimand, Szekely et al. (2017), die in einer gynäkolo-
gischen Abteilung rekrutierten. Bei den immerhin vier Studien mit Kindern bzw. Kin -
dern und Jugendlichen war die Geschlechterverteilung etwas ausgewogener. Der An -
teil der Mädchen betrug aber mindestens 60%, wobei auch hier bei zwei Studien die
Ein schlussdiagnose eine Rolle spielte (durch eine erhöhte Prävalenz von Reiz darm -
syn drom/funktionellen Bauchschmerzen bei weiblichen Jugendlichen). Hinsichtlich
der Einschlussdiagnosen überwogen wie jedes Jahr körperliche Beschwerden, die pri -
Hypnose-ZHH, 13 (2), Oktober 2018 195
Maria Hagl
mä ren Ergebnisvariablen waren meist Schmerzempfinden oder die Häufigkeit von
oder Beeinträchtigung durch Beschwerden, aber auch bei somatischen Indikationen
wurden als sekundäre Ergebnisvariablen häufig Ängstlichkeit, depressive Symptome
oder krankheitsbezogene Lebensqualität erfasst.
Nicht alle der 2017 publizierten RCTs sind ausreichend transparent und detailliert
berichtet, als dass sich die Ergebnisse bzgl. ihrer internen und externen Validität und
damit in ihrer Relevanz gut beurteilen ließen. Im Folgenden werden deshalb solche
Stu dien herausgegriffen, die weitgehend nach heutigen Berichtsstandards (z. B. CON-
SORT; Boutron, Moher, Altman et al., 2008) dargestellt sind und sich, so sinnvoll und
machbar, um unabhängige (z.B. verblindete) und/oder klinische relevante Ergeb nis -
mes sung (z.B. durch Responder-Analysen) bemüht haben (vgl. Tab. 1).
Die drei RCTs zum Einsatz von Hypnose vor dem Einleiten einer Vollnarkose –
zwei mit erwachsenen Patient/-innen, einer mit Kindern und Jugendlichen – stehen für
die rege Forschungstätigkeit in Frankreich. Die beiden Studien aus der Arbeitsgruppe
um Marc Fischler (Bataille, Besset, Szekely et al., 2017; Bataille, Guirimand et al.,
2017) folgten jeweils dem gleichen Design: Es wurden Erwachsene rekrutiert, bei
denen ein Eingriff unter Vollnarkose anstand. Bei Bataille, Besset et al. (2017) wurde
eine beiläufig in das weitere Vorgehen eingebettete hypnotische Kommunikation
(conversational hypnosis) mit dem Standardvorgehen verglichen, während bei
Bataille, Guirimand et al. (2017) die formale Induktion einer hypnotischen Trance ein-
gesetzt wurde. In beiden Studien war die primäre Ergebnisvariable die jeweils nötige
Dosis des Narkosemittels bis zum Erreichen einer bestimmten Narkosetiefe. Eine
Besonderheit war, dass dieses primäre Outcome durch eine Software dosiert wurde
(Gabe des Narkosemittels per so genanntem closed-loop-system), und damit die Erhe -
bung perfekt „verblindet“ erfolgte. In beiden RCTs ergaben sich keine signifikanten
Unterschiede hinsichtlich der benötigten Dosis und auch nicht bei den meisten sekun-
dären Ergebnisvariablen, die Patient/-innen zeigten lediglich weniger Reaktion mit
dem Arm beim Einlaufen der Infusion und berichteten postoperativ, dass sie vor der
Ope ration weniger Angst gehabt hätten (Bataille, Besset, et al., 2017) bzw. der bispek-
trale Index (BIS) war kurz vor Einsetzen der Infusion niedriger (Bataille, Guirimand
et al., 2017). Rein subjektiv bewerteten die Patient/-innen die Erfahrung der Narkose
jeweils gleich.
Auch bei Duparc-Alegria, Tiberghien, Abdoul et al. (2017) wurde eine kurze Hyp -
no se vor dem Einleiten einer Vollnarkose eingesetzt, und zwar bei Kindern und Ju -
gend lichen, denen ein größerer orthopädischer Eingriff bevorstand. Primäre Ergeb nis -
variable war hier Ängstlichkeit einen Tag nach dem Eingriff, erfragt per visueller Ana -
logskala durch unabhängige Rater. Es ergaben sich keine signifikanten Unter schie de
und auch in einer Reihe von sekundären Variablen unterschieden sich die Be hand -
lungsbedingungen nicht. Gemäß der Autor/-innen könnte es allein durch das Auf klä -
rungsgespräch ungefähr einen Monat vor der Studie und das zusätzliche Ge spräch
anlässlich der Randomisierung zu einer Verbesserung der prä-operativen Kom mu -
© www.MEG-Stiftung.de, Konradstr. 16, D-80801 München
196
Wirksamkeitsstudien 2017
nikation in beiden Bedingungen gekommen sein, so dass die kurze hypnotische
Intervention keine darüber hinausgehende Wirkung zeigen konnte.
In der Studie von Carmody, Duncan, Solkowitz et al. (2017) ging es um den Ver -
gleich zwischen Hypnose und KVT zur Rückfallprophylaxe bei (ehemaligen) Rau -
cher/-innen. Dazu wurden zunächst 140 Teilnehmer/-innen rekrutiert, die mit dem
Hypnose-ZHH, 13 (2), Oktober 2018 197
Maria Hagl
Tab. 1: Randomisierte kontrollierte Studien zur Wirksamkeit von Hypnose im Jahr 2017 mit kli-
nischen Stichproben, nach Indikation.
Anmerkung: Angegeben wird jeweils das N der Randomisierung, in den meisten Studien kam keine reine
intention-to-treat-Analyse zur Anwendung, d. h., die ausgewertete Stichprobe war meist kleiner.
a) Im Jahr 2017 „online first“ erschienen.
b) Das Vorgehen bei der Randomisierung ist nicht beschrieben.
c) Hypnotherapeutische und kognitiv-behaviorale Elemente wurden kombiniert.
d) Im Jahr 2016 „online first“ erschienen, endgültiges Publikationsjahr ist 2017.
Rau chen aufhören wollten. Wer nach zwei initialen Beratungen und Nikotin er satz -
therapie für mindestens drei Tage rauchfrei geworden war (N = 102), wurde in den
eigent lichen RCT eingeschlossen und erhielt entweder zwei einstündige Sitzungen
Hyp nose zuzüglich einer entsprechenden CD zum Üben oder zwei ebenso lange kog -
ni tiv-behaviorale Sitzungen mit einer reinen Entspannungs-CD. In beiden Gruppen
wurden außerdem mit unterstützenden Anrufen gearbeitet. Primäres Outcome war
„Rauchfreiheit“ für mindestens die letzten sieben Tage nach 26 und 52 Wochen, und
zwar einmal im Selbstbericht und außerdem entweder biochemisch validiert oder we -
nigstens durch einen oder eine Angehörige/n bestätigt. Die 23 Studienabbrecher/ -
innen wurden dabei im Sinne einer konservativen intention-to-treat-Analyse als „rau-
chend“ gewertet. Zu keinem Messzeitpunkt ergaben sich signifikante Unterschiede
zwischen den beiden Studienbedingungen: Die Erfolgsquoten lagen bei den validier-
ten Fällen nach einem halben Jahr bei 35% für Hypnose und bei 42% für KVT und
nach einem Jahr bei 29% und 28%. Auch die Zahl der rauchfreien Tage unterschied
sich nicht signifikant. Die Autor/-innen hatten bei der Hypothesenplanung eine Über -
le genheit der hypnotherapeutischen Intervention angenommen, allerdings ohne eine
entsprechende Berechnung der Stichprobengröße vorzulegen. Tatsächlich hätte die
Hypnosebedingung schon deutlich besser abschneiden müssen, damit bei rund 100
Teilnehmer/-innen eine statistisch signifikante Überlegenheit nachweisbar gewesen
wäre. Gleichzeitig lässt sich so nun noch nicht zweifelsfrei sagen, dass Hypnose der
© www.MEG-Stiftung.de, Konradstr. 16, D-80801 München
198
Wirksamkeitsstudien 2017
Tab. 2: Randomisierte kontrollierte Studien zum Vergleich unterschiedlicher hypnotischer Vor -
ge hensweisen im Jahr 2017, nach Fragestellung.
a) Im Jahr 2017 „online first“ erschienen. b) Randomisierung erfolgte durch Minimierung.
KVT ebenbürtig wäre (also nicht signifikant unterlegen), weil für eine derartige non-
inferiority-Hypothese rein statistisch gesehen eine noch größere Stichprobe notwen-
dig gewesen wäre.
Wie schon erwähnt, folgen die in Tabelle 2 dargestellten RCTs (zwei davon wie-
derum mit Kindern und Jugendlichen) einem Design, das keine Belege für die Wirk -
sam keit der Hypnose im kontrollierten Vergleich liefert. Im Falle der Behandlung des
Reizdarmsyndroms kann dieser Nachweis zumindest für Erwachsene inzwischen als
erbracht gelten (z. B. Laird, Tanner-Smith, Russell et al., 2016; Schaefert, Klose, Mo -
ser et al., 2014). Auch für Kinder und Jugendliche gibt es vielversprechende Hinweise
zur Wirksamkeit der so genannten Bauchhypnose (gut-directed hypnotherapy) bei
funktionellen Bauchschmerzen bzw. Reizdarmsyndrom (Abbott, Martin, Newlove-
Delgado et al., 2017, in Tabelle 3). Gleichzeitig dürfte ein derartig spezialisiertes
Behandlungsangebot für diese Altersgruppe höchstens in den Ballungsräumen zu fin-
den sein. Rutten, Vlieger, Frankenhuis et al. (2017) gingen deshalb in ihrer Studie der
weiterführenden Fragestellung nach, ob Bauchhypnose auch als Selbsthilfe inter ven -
tion per CD durchgeführt werden kann, ohne Abstriche in der Wirksamkeit. Dazu wur-
den sechs Sitzungen Bauchhypnose im einzeltherapeutischen Setting (zzgl. einer CD
zum täglichen Üben) mit einem Vorgehen verglichen, bei dem lediglich bei einem
Haus besuch durch Studienpersonal in den Gebrauch der CD eingeführt wurde (zzgl.
Anrufen nach 4 und 8 Wochen). Die Hypothese war, dass die Selbsthilfebedingung der
Therapie mit Therapeut oder Therapeutin nicht unterlegen sein würde (im Sinne eines
non-inferiority-Designs), was so definiert wurde, dass die Selbsthilfebedingung zum
Behandlungsende und zum 1-Jahres-Follow-up bei mindestens 50% der Kinder und
Jugendlichen in einer mindestens 50%-en Reduktion der Schmerzintensität und -häu-
figkeit im Symptomtagebuch resultieren musste – und dies bei höchstens 25% weni-
ger Kindern als in der Kontrollbedingung. Unmittelbar nach Therapieende hatten sich
allerdings nur 46 (36.8%) Kinder in der Selbsthilfebedingung verbessert im Vergleich
zu 62 (50.1%) in der regulären Therapiebedingung. Zum 1-Jahres-Follow-up hatten
die Kinder in der Selbsthilfebedingung deutlich aufgeholt, mit einem Unterschied von
knapp 9% Prozentpunkten bzgl. erfolgreicher Symptomreduktion: 78 (62.1%) in der
Selbsthilfebedingung vs. 88 (71.0%) in Therapie. Damit erwies sich die Bauch hyp no -
se-CD einer regulären Therapie im Einzelsetting zumindest auf lange Sicht als nicht
un ter legen. Bezüglich der zahlreichen sekundären Ergebnisvariablen, die klassisch
ge testet wurden (zweiseitige Fragestellung), ergaben sich nur wenige signifikante Un -
ter schiede zugunsten der Therapie durch eine/n Hypnotherapeut/-in.
Auch Gulewitsch und Schlarb (2017) verweisen auf die Notwendigkeit von leicht
erreichbaren Angeboten zur Selbsthilfe und beschäftigen sich in ihrer randomisierten
Pilot-Studie zur gleichen Problematik mit der Frage nach den Inhalten. Die jungen
Teilnehmer/-innen absolvierten ein jeweils 12-wöchiges Selbsthilfe-Programm, das
sich zunächst nicht unterschied: eine DVD mit Psychoedukation für Eltern und Kinder
mit schriftlicher Anleitung zum täglichen Üben, dazu eine CD mit Suggestionen zur
Hypnose-ZHH, 13 (2), Oktober 2018 199
Maria Hagl
hypnotischen Trance und Entspannung (1. Woche) und zur Ich-Stärkung (2. Woche).
Ab der 3. Woche beinhaltete die CD entweder spezifische Suggestionen aus der Bauch -
hypnose oder weiter symptom-unspezifische Suggestionen. Insgesamt 32 Kinder lie-
ferten ausreichend Daten zur Auswertung, wobei sich beide Behandlungsgruppen sig-
nifikant verbesserten: Es kam bei 11 Kindern (34%) zu einer Remission (definiert als
80% Verbesserung in einem Symptomtagebuch) und weiteren 13 (41%) zu einer kli-
nisch bedeutsamen Verbesserung (zwischen 30 und 80% Verbesserung). Bzgl. der
meisten Variablen fanden sich keine Unterschiede zwischen den Bedingungen, nur
hinsichtlich der mittleren Schmerzintensität verbesserten sich die Kinder in der
Bedingung mit den unspezifischen Suggestionen signifikant mehr, was zunächst kon-
© www.MEG-Stiftung.de, Konradstr. 16, D-80801 München
200
Wirksamkeitsstudien 2017
Tab. 3: Im Jahr 2017 publizierte Meta-Analysen mit randomisierten kontrollierten Studien zur
Wirksamkeit von Hypnose, nach Indikationsbereich bzw. Outcome.
a) Es wurden allgemein psychosoziale Interventionen untersucht, aber getrennt nach Interventionsmethode
ausgewertet. In der Tabelle werden jeweils die Zahl und das N der inkludierten Studien mit Hypnose ange-
geben bzw. mit Hypnose und geleiteter Imagination (guided imagery).
b) Die Studien mit Hypnose und geleiteter Imagination wurden zusammen ausgewertet.
c) Im Jahr 2017 „online first“ erschienen.
d) Im Jahr 2016 „online first“ erschienen, endgültiges Publikationsjahr ist 2017.
traintuitiv erscheint. Tendenziell signifikant besser war die unspezifische Bedingung
auch hinsichtlich der Responder-Raten. Gulewitsch und Schlarb diskutieren dieses
aufgrund der kleinen Stichprobe nur vorläufige Ergebnis dahingehend, dass unspezi-
fische Suggestionen in einer Selbsthilfebedingung wahrscheinlich ausreichend sind.
Sie könnten in dem Fall sogar eher indiziert sein, weil die spezifischen Suggestionen
der Bauchhypnose den Fokus zu sehr auf das Geschehen im Körper lenken, ohne the-
rapeutische Relativierung.
Lindeløv, Overgaard und Overgaard (2017) gingen in ihrer Studie der Frage nach,
ob gezielte hypnotische Suggestionen bestehende Defizite im Arbeitsgedächtnis bei
Erwachsenen nach länger zurückliegendem Schädel-Hirn-Trauma oder Schlaganfall
verbessern können. In beiden Behandlungsbedingungen mit zunächst vier wöchentli-
chen Sitzungen wurde mit einer hypnotischen Induktion gestartet, der dann entweder
gezielte Suggestionen zur Verbesserung des Arbeitsgedächtnisses auf das Niveau vor
der Verletzung folgten oder Suggestionen zu Mindfulness. Dabei war den Teil neh mer/
-innen nicht bewusst, dass es überhaupt verschiedene experimentelle Bedingungen
gab. Es zeigten sich signifikante Unterschiede in beiden von unabhängigen Testern
erhobenen Gedächtnismaßen mit moderaten Effektstärken, die über eine knapp sieben
wöchige Behandlungspause anhielten. In einer zweiten Behandlungsphase holte die
Kontrollgruppe, die nun ebenfalls gezielte Suggestionen erhielt, soweit auf, dass sich
keine signifikanten Unterschiede mehr ergaben und ein beträchtlicher Teil der gesam-
ten Stichprobe ein gesundes Niveau erreichte. Das Autorenteam schlägt als Erklärung
für die deutlichen und relativ zügigen Verbesserungen vor, dass Mechanismen wie die
Aufhebung von erlernter Hilflosigkeit bzw. das Verlernen von Nichtgebrauch im Spiel
gewesen sein könnten.
Neben den in den Tabellen 1 und 2 aufgeführten RCTs wurden für 2017 drei Pub -
li kationen gefunden, die weitere kontrollierte Ergebnisse aus früher veröffentlichten
RCTs vorstellen (Mendoza, Capafons & Jensen, 2017; Montgomery, Sucala, Dillon et
al., 2017; Sliwinski & Elkins, 2017), und außerdem einige randomisierte, experimen-
telle Studien mit nicht-klinischen Stichproben, z. B. Nourkova und Vasilenko (2017)
zur Modifikation selbstwertrelevanter autobiographischer Erinnerungen.
Meta-Analysen und systematische Reviews zu Hypnose
im Jahr 2017
Im Jahr 2017 wurden zwei Meta-Analysen zur Wirksamkeit der Hypnose publiziert,
eine davon die Arbeit von Zech, Hansen, Bernardy et al. (2017), die 2016 „online
first“ erschienen war und deshalb schon im letztjährigen Bericht besprochen wurde
(siehe Hagl, 2017). Die zweite ist die Arbeit von Chen, Liu und Chen (2017) mit ins-
gesamt 20 Studien (darunter sieben ohne Kontrollgruppe) zur Wirksamkeit von Hyp -
no se zur Reduktion von Ängstlichkeit bei Kindern und Erwachsenen mit Krebser kran -
kung bzw. danach. Allerdings wurden hinsichtlich Untersuchungsdesign, Studien po -
pu lation, Zeitpunkt und Dosis sehr unterschiedliche Studien zusammengefasst (von
Hypnose-ZHH, 13 (2), Oktober 2018 201
Maria Hagl
sol chen, in denen Hypnose als Adjunkt bei schmerzhaften Punktionen bei Kindern
eingesetzt wurde, bis hin zu Studien, in denen mehrere hypnotherapeutische Sitzun -
gen mit Erwachsenen nach abgeschlossener Krebsbehandlung durchgeführt wurden);
die berechneten Effektstärken dieser Meta-Analyse lassen sich so kaum interpretieren.
In sechs weiteren Meta-Analysen wurden allgemein psychosoziale Interventionen
untersucht und dabei auch Studien mit Hypnose berücksichtigt. Eine davon ist die
eben falls vorab online publizierte (und dementsprechend auch bereits im letztjährigen
Artikel beschriebene) Arbeit von Laird, Tanner-Smith, Russell et al. (2017). Alle Me -
ta-Analysen mit Auswertungen zu Hypnose sind in Tabelle 3 aufgeführt. Neben Zech
et al. (2017) und Laird et al. (2017) sind hier vor allem die beiden Meta-Ana ly sen aus
der Arbeitsgruppe um Jenny Rosendahl und Bernhard Strauß in Jena interessant:
Schef fler, Koranyi, Meissner et al. (2017) konnten zur Wirksamkeit von psy cho so -
zialen Interventionen beim Schmerzmanagement bzw. zur Reduktion von Ängst lich -
keit bei der Wundbehandlung oder physikalischen Therapie von Verbrennungs opfern
immerhin sechs RCTs mit Hypnose einschließen. Die Aus wer tung speziell zur
Schmerzintensität im Vergleich zum Standardvorgehen ergab für Hypnose auf der
Basis von drei Studien eine hohe Effektstärke. Burghardt, Koranyi, Magnucki et al.
(2017) befassten sich mit der Wirksamkeit von psychosozialen Interventionen zur
Reduktion der psychischen Belastung bei zahnärztlichen Eingriffen und konnten ins-
gesamt fünf RCTs mit Hypnose inkludieren. Es ergab sich kein signifikanter Unter -
schied zwischen den Interventionen, aber Hypnose schnitt (auf der Basis von vier Stu -
dien) vergleichsweise gut ab, wenn auch bei hoher Heterogenität (d. h., die Spann wei -
te in den Ergebnissen der einzelnen Studien war auffallend hoch).
Die Suche ergab darüber hinaus drei qualitative systematische Reviews, die sich
explizit mit Hypnose befasst haben, wobei sowohl Montgomery, Sucala, Baum et al.
(2017) für den Einsatz von Hypnose bei Patient/-innen mit fortgeschrittener Krebs er -
kran kung und Sterbenden, als auch Fisch, Brinkhaus und Teut (2017) für Hypnose zur
Stressreduktion zum Schluss kommen, dass die jeweilige Forschungslage noch keine
Aussagen zur Effektivität erlaubt. Die Arbeit von Fisch et al. fokussierte ausschließ-
lich auf nicht-klinische Stichproben, was aber für das Thema Stressprävention trotz -
dem von klinischer Relevanz wäre. Die sehr breite Übersichtsarbeit von Cha mi ne,
Atchley und Oken (2017; online first) zur Wirksamkeit von Hypnose bei gestörtem
Schlaf berücksichtigte unterschiedliche Designs und außerdem neben solchen Stu -
dien, die Patient/-innen aufgrund gestörten Schlafs einschlossen, auch solche, die zu -
sätzlich zu anderen primären Ergebnisvariablen Schlaf als Outcome untersuchten. Zu -
sammengenommen konnten 14 der 24 inkludierten Studien eine positive Wirkung von
Hypnose auf den Schlaf zeigen (über die Zeit oder im Vergleich zur Kontroll gruppe),
während in 3 Studien gemischte Ergebnisse berichtet wurden und in 7 keine Wirkung
der Hypnose nachgewiesen werden konnte oder sich die Wirkung nicht von der Kon -
troll gruppe unterschied.
Naturgemäß wurde bei der Literaturrecherche auch eine ganze Reihe von allge-
© www.MEG-Stiftung.de, Konradstr. 16, D-80801 München
202
Wirksamkeitsstudien 2017
meinen systematischen Übersichtsarbeiten gefunden, in denen Hypnose mitberück-
sichtigt worden war, z. B. allein drei weitere Reviews zur nicht-pharmakologischen
Be handlung von Beschwerden in der Menopause bzw. von vasomotorischen Symp to -
men bei Frauen (Goldstein, Shepherd-Banigan, Coeytaux et al., 2017; Moore, Franks
& Fox, 2017; Stefanopoulou & Grunfeld, 2017), zusätzlich zur in Tabelle 3 aufgeführ-
ten Meta-Analyse von Tao, Tao und Song (2017). Die je nach Autorenteam verhaltene
bis vorsichtig optimistische Beurteilung der Hypnose stützt sich dabei jeweils auf
zwei bis höchstens vier RCTs.
Ausblick auf die laufende Forschung
Für einen Ausblick auf kommende Publikationen und Forschungsergebnisse wurden
auch Konferenzberichte, Studienprotokolle und ebenso die im ersten Quartal 2018 er -
schie nen RCTs gesichtet. Außerdem wurde zu derzeit laufenden Studien im Inter na -
tional Clinical Trials Registry der WHO recherchiert: Dort fanden sich 22 im Jahr
2017 neu gemeldete RCTs, in denen Hypnose bei klinischen Stichproben eingesetzt
wird oder wurde, mit zusammen über 2000 Studienteilnehmer/-innen. Nur einer der
angemeldeten RCTs ist mit Kindern und Jugendlichen geplant, nämlich eine nieder-
ländische Studie zum Symptommanagement bei Asthma. Zehn RCTs befassen sich
mit Hypnose zur Unterstützung bei Eingriffen (primäres Outcome ist meist Ängst lich -
keit oder Schmerzempfinden), zwei davon bei Operationen im Zuge von Krebs er kran -
kungen. Vier weitere befassen sich mit der Bewältigung von psychischen (Emotions -
re gulation) und anderen Beschwerden (Fatigue, Neuropathien) bei der Behandlung
von Krebserkrankungen, nämlich drei größer angelegte Studien aus Frankreich (mit
Stichproben knapp über N = 100) und eine kleinere aus dem Iran. Insgesamt kommen
acht der Anmeldungen aus Frankreich, sieben aus dem Iran. Drei der iranischen Stu -
dien befassen sich mit genuin psychischen Störungen, nämlich mit Sozialer Phobie,
Prüfungsangst und Depression.
Es fanden sich auch einige Konferenzberichte zu neu abgeschlossenen RCTs, z. B.
zwei weitere Studien zur Behandlung des Reizdarmsyndroms und drei mit Kindern
und Jugendlichen (zur Behandlung von Kopfschmerzen, zu Hypnose bei der Wund be -
handlung bei jungen Verbrennungsopfern und außerdem eine Pilotstudie zur Stärkung
des Selbstbewusstseins von Kindern mit ADHS). Von den drei in Zeitschriften publi-
zierten Studienprotokollen war eines vorab 2016 erschienen; diese Studie zur hypno-
therapeutischen Behandlung von Dranginkontinenz wurde 2017 abgeschlossen (Ko -
me su, Rogers, Sapien et al., 2017). Außerdem wurde das Protokoll zu einem RCT zum
Schmerzmanagement bei Hämophilie veröffentlicht (Pinto, Paredes, Costa et al.,
2017). Und schließlich erschien 2017 das Protokoll zum Tübinger RCT zur Eva lua -
tion von Hypnotherapie im Vergleich zu KVT bei milder bis mittelgradiger Majorer
De pression, bei dem die Rekrutierung mittlerweile abgeschlossen ist (Fuhr, Schwei -
zer, Meisner et al., 2017). Damit sind zusammen mit den vermutlich bald erscheinen-
den Ergebnissen aus der früheren Tübinger Studie zur Raucherentwöhnung und einer
Hypnose-ZHH, 13 (2), Oktober 2018 203
Maria Hagl
jüngst publizierten Pilotstudie zur Vortragsangst bei Musikern (Brooker, 2018) in
Zukunft zumindest einige Ergebnisse auch zur Behandlung psychischer Störungen zu
erwarten.
Fazit zur Studienlage 2017
Betrachtet man die Zahl und überwiegend gute methodische Qualität der 2017 publi-
zierten Studien, zusammen mit den vielen neuen Anmeldungen von geplanten oder
laufenden RCTs in den letzten Jahren (über 60 Anmeldungen seit 2015), stimmt dies
optimistisch: Zum Einsatz von klinischer Hypnose und Hypnotherapie wird zuneh-
mend geforscht, wenn auch immer noch zu wenig im Bereich psychischer Störungen
(vergleiche hierzu die Berichte der Vorjahre in dieser Zeitschrift und die Übersicht bei
Hagl, 2015). Für körperliche Beschwerden setzt sich aber offensichtlich die Haltung
durch, dass Hypnose eine vielversprechende und deshalb erforschungswürdige Me -
tho de ist, z. B. beim Management von akutem oder chronischem Schmerz (in diesem
Jahr vor allem durch die meta-analytischen Ergebnisse von Scheffler et al., 2017, zur
Hypnose als Adjunkt bei der Versorgung von Verbrennungsopfern) und bei der Be -
handlung von im weiteren Sinne funktionellen Störungen. So sind angesichts der in -
zwischen auch für Kinder und Jugendliche anzunehmenden Wirksamkeit der Bauch -
hypnose bei Reizdarmsyndrom oder funktionellen Bauchschmerzen solche Designs
wie bei Rutten et al. (2017) und Gulewitsch und Schlarb (2017), in denen weiter-
führende Fragestellungen untersucht werden, durchaus angemessen.
Beim Blick auf die Ergebnisse der 2017 publizierten RCTs ergaben sich allerdings
oft keine oder nur kleine Effekte, was in manchen Fällen daran lag, dass aktive Be -
hand lungsbedingungen verglichen wurden und in anderen Fällen am Einsatzgebiet
oder an der Dosis. So zeigen die methodisch stringenten Studien aus Frankreich bzgl.
Hypnose als Adjunkt bei Anästhesien, dass bei ohnehin guter Versorgung eine kurze
Hypnose wenig zusätzlichen Nutzen bringt, ähnlich eines Deckeneffekts, wie im
Prinzip Duparc-Alegria et al. (2017) für die Ergebnisse ihrer Studie argumentieren,
bei der allein schon durch die Studienaufklärung mehr Patientenkontakt und eine ver-
besserte Kommunikation als sonst üblich stattfand. Ihr weiteres Argument, dass sich
die hypnotherapeutische Fortbildung im Team auch auf die Kontrollbedingung aus-
wirkte, könnte ebenso für die beiden Studien von Bataille et al. (2017) gelten, denn in
dieser Arbeitsgruppe ist man – wie das Autorenteam selbst schreibt – weiter darum
bemüht „eine Kultur der Hypnose in der Patientenversorgung“ zu etablieren (S. 6,
Bataille, Guirimand, et al., 2017).
Überraschend deutliche Effekte bei einer bisher kaum mit Hypnose behandelten
Problematik erzielte dagegen die Studie von Lindeløv et al. (2017) zur Verbesserung
der Leistungen im Arbeitsgedächtnis bei Personen, die darin chronifizierte Defizite
nach einer Hirnläsion aufwiesen. Eher als Experiment angelegt (z. B. keine An mel -
dung in einem Register für klinische Studien) und nicht in allen Belangen gemäß der
Standards für RCTs berichtet, überzeugt sie aber durch eine klare Darstellung des
© www.MEG-Stiftung.de, Konradstr. 16, D-80801 München
204
Wirksamkeitsstudien 2017
Vorgehens, das wenig anfällig für Verzerrungen wirkt. Allenfalls ein möglicher Alle -
giance-Effekt könnte die Ergebnisse beeinflusst haben, insofern die behandelnde Hyp -
notherapeutin beide Interventionsbedingungen durchführte. Die nächste Studie ist
bereits in Planung und der Erstautor berichtet in einem Blog über weitere Ergebnisse,
warnt dabei aber auch vor überzogenen Erwartungen. Speziell zur Frage, wie gezielt
oder symptomspezifisch Suggestionen sein sollten, liefert diese Studie sicher nur
einen allerersten Informationsbaustein und hier dürften Indikation, Patientengruppe
und die „Darreichungsform“ mitbestimmend sein, wofür sich – ebenso vorläufige –
Anhaltspunkte bei Gulewitsch und Schlarb (2017) ergaben. Logischerweise sollte es
eine Rolle spielen, was dem Patienten oder der Patientin „vorgeschlagen“ wird bzw.
was er oder sie sich selbst suggeriert. In der Studie von Lindeløv et al. (2017) wurde
z. B. mittels Altersregression an die früheren eigenen Fähigkeiten erinnert. In der
Studie von Jafarizadeh, Lotfi, Ajoudani et al. (2017) wurde ein bereits erprobtes Skript
zur Herstellung von Analgesie mit Suggestionen zu einem angenehmen Ort vergli-
chen. Insgesamt wurde hierzu aber bisher viel zu wenig geforscht. Es findet sich
lediglich eine Übersichtsarbeit von Dillworth und Jensen (2010), die für Hypnose bei
chronischen Schmerzen auf der Basis von 25 Studien zum Schluss kam, dass solche
Behandlungsgruppen am besten abschlossen, in denen neben schmerzspezifischen
Sug gestionen auch allgemeinere eingesetzt wurden (etwa zur Ich-Stärkung, Akti vie -
rung oder Entspannung).
Ob Hypnose als reine Selbsthilfemethode ähnliche Erfolge erzielen kann wie eine
durch ausgebildete Hypnotherapeut/-innen durchgeführte Intervention, bleibt ebenso
noch offen und dürfte auch stark von der jeweiligen Indikation abhängen. Nach Rutten
et al. (2017) ist dies bei Kindern und Jugendlichen mit Reizdarmsyndrom oder funk-
tionellen Bauchschmerzen zumindest im längerfristigen Verlauf durchaus möglich.
Zwar blieben die Erfolge insgesamt sowohl bei Rutten et al. (2017), als auch bei Gu -
le witsch und Schlarb (2017) hinter denen einer früheren Studie mit Therapeut/-innen
zurück (Vlieger, Menko-Frankenhuis, Wolfkamp et al., 2007), die Ergebnisse zeigen
aber, dass Bauchhypnose grundsätzlich in dieser Weise einsetzbar ist, bei akzeptablen
Abbruchraten. Positiv an diesen beiden Studien ist außerdem anzumerken, dass auf
eine klinisch relevante Erfolgsmessung bei der primären Ergebnisvariable geachtet
wurde. Das gilt ebenso für die Studie von Carmody et al. (2017), die – den Kon ven -
tio nen in diesem Bereich folgend – konservativ und langfristig die Wirksamkeit von
Hypnose in der Rückfallprävention nach Rauchstopp erfasste. Denn gerade bei größe-
ren Stichproben sind signifikante Unterschiede allein noch nicht ausreichend, sondern
die durch Hypnose herbeigeführten Änderungen sollten sich auch als klinisch relevant
und nachhaltig erweisen. Das ist der Grund, wieso z. B. die Ergebnisse des RCTs von
Garland et al. (2017) hier nicht vorgestellt wurden, die letztlich nur belegen, dass es
hospitalisierten Patient/-innen mit starken Schmerzen unmittelbar nach einer 15-mi -
nü tigen Hypnose besser geht als nach einer ebenso langen psychoedukativen Be ra -
tung.
Hypnose-ZHH, 13 (2), Oktober 2018 205
Maria Hagl
Entscheidend ist, wie durchgreifend und anhaltend Hypnose in der klinischen
Praxis wirkt, also außerhalb der meist deutlich stärker kontrollierten Bedingungen in
der Forschung. Deshalb wird hier zum Abschluss noch von einer nicht randomisierten,
aber höchst praxisrelevanten Studie berichtet – ohne dass sich daraus bereits ein Fazit
ziehen ließe: Sell, Möller und Taubner (2017) verfolgten in ihrer naturalistischen
Längsschnittstudie die Verläufe von 300 ambulant durchgeführten Psychotherapien
bei insgesamt 72 österreichischen Therapeut/-innen, die Katathym Imaginative Psy -
cho therapie oder Hypnosetherapie anwendeten (eine Integration von Hypnoanalyse
und anderen hypnotherapeutischen Ansätzen). Für beide Methoden zeigten sich prak-
tisch in allen Maßen signifikante Verbesserungen, und zwar vor allem in den ersten
sechs Monaten (Sell, Möller & Taubner, 2018). Wurden bei den initial 123 Hyp no se -
therapien im Sinne der klinischen Relevanz die Personen gezählt, die sich um einen
statistisch reliablen, also substantiellen Betrag verbessert hatten, hatten nach 6 Mo na -
ten 22% eine klinisch relevante Verbesserung erfahren (n = 68) und nach 30 Monaten
53% (n = 36), bei allerdings ohnehin relativ geringer Ausgangsbelastung, d. h., mit
wenig Raum, sich überhaupt substantiell zu verbessern. Wie für solche Studien nicht
ungewöhnlich, ergab sich eine hohe Studienabbruchquote, ohne dass sich sagen ließe,
in welche Richtung die Ergebnisse dadurch beeinflusst wurden. Trotz der vielen
Unwägbarkeiten und damit Risiken für eine systematische Verzerrung der Ergebnisse
in solchen naturalistischen Studien, bieten sie wichtige Anhaltspunkte für die weitere
Forschung. Grundsätzlich wäre ein Vergleich der Therapieverläufe zwischen hypno-
therapeutisch und verhaltenstherapeutisch arbeitenden Psychotherapeut/-innen inter-
essant, weil letzteres Verfahren für die meisten Indikationen als Methode der Wahl gilt
und damit eine „Benchmark“ liefern könnte – wenn es wie bei Sell et al. gelingt, eine
ansonsten vergleichbare Studienpopulation zu rekrutieren.
Literatur
Abbott, R. A., Martin, A. E., Newlove-Delgado, T. V., Bethel, A., Thompson-Coon, J., Whear, R. et al.
(2017). Psychosocial interventions for recurrent abdominal pain in childhood. The Cochrane Database
of Systematic Reviews, 1, CD010971.
Barton, D. L., Schroeder, K. C. F., Banerjee, T., Wolf, S., Keith, T. Z. & Elkins, G. (2017). Efficacy of a
biobehavioral intervention for hot flashes: A randomized controlled pilot study. Menopause, 24, 774-
782.
Bataille, A., Besset, S., Szekely, B., Michel-Cherqui, M., Dumans, V., Liu, N. et al. (2017). Impact of a
preoperative conversational hypnotic session on propofol consumption using closed-loop anesthetic
induction guided by the bispectral index: A randomized controlled trial. Medicine, 96 (19), e6389.
Bataille, A., Guirimand, A., Szekely, B., Michel-Cherqui, M., Dumans, V., Liu, N. et al. (2017). Does a hyp-
nosis session reduce the required propofol dose during closed-loop anaesthesia induction? A randomi-
sed controlled trial. European Journal of Anaesthesiology.
Boutron, I., Moher, D., Altman, D. G., Schulz, K. F. & Ravaud, P. (2008). Extending the CONSORT state-
ment to randomized trials of nonpharmacologic treatment: Explanation and elaboration. Annals of
Internal Medicine, 148, 295-309.
Brooker, E. (2018). Music performance anxiety: A clinical outcome study into the effects of cognitive hyp-
© www.MEG-Stiftung.de, Konradstr. 16, D-80801 München
206
Wirksamkeitsstudien 2017
notherapy and eye movement desensitisation and reprocessing in advanced pianists. Psychology of
Music, 46, 107-124.
Burghardt, S., Koranyi, S., Magnucki, G., Strauss, B. & Rosendahl, J. (2017). Non-pharmacological inter-
ventions for reducing mental distress in patients undergoing dental procedures: Systematic review and
meta-analysis. Journal of Dentistry.
Carmody, T. P., Duncan, C. L., Solkowitz, S. N., Huggins, J. & Simon, J. A. (2017). Hypnosis for smoking
relapse prevention: A randomized trial. American Journal of Clinical Hypnosis, 60, 159-171.
Chamine, I., Atchley, R. & Oken, B. S. (2017). Hypnosis intervention effects on sleep outcomes: A syste-
matic review. Journal of Clinical Sleep Medicine.
Chen, P.-Y., Liu, Y.-M. & Chen, M.-L. (2017). The effect of hypnosis on anxiety in patients with cancer: A
meta-analysis. Worldviews on Evidence-Based Nursing, 14, 223-236.
Dillworth, T. & Jensen, M. P. (2010). The role of suggestions in hypnosis for chronic pain: A review of the
literature. The Open Pain Journal, 3, 39-51.
Duparc-Alegria, N., Tiberghien, K., Abdoul, H., Dahmani, S., Alberti, C. & Thiollier, A.-F. (2017).
Assessment of a short hypnosis in a paediatric operating room in reducing postoperative pain and
anxiety: A randomised study. Journal of Clinical Nursing.
Fisch, S., Brinkhaus, B. & Teut, M. (2017). Hypnosis in patients with perceived stress - a systematic review.
BMC Complementary and Alternative Medicine, 17, 323.
Fuhr, K., Schweizer, C., Meisner, C. & Batra, A. (2017). Efficacy of hypnotherapy compared to cognitive-
behavioural therapy for mild-to-moderate depression: Study protocol of a randomised-controlled rater-
blind trial (WIKI-D). BMJ Open, 7, e016978.
Garland, E. L., Baker, A. K., Larsen, P., Riquino, M. R., Priddy, S. E., Thomas, E. et al. (2017). Randomized
controlled trial of brief mindfulness training and hypnotic suggestion for acute pain relief in the hospi-
tal setting. Journal of General Internal Medicine, 32, 1106-1113.
Goldstein, K. M., Shepherd-Banigan, M., Coeytaux, R. R., McDuffie, J. R., Adam, S., Befus, D. et al.
(2017). Use of mindfulness, meditation and relaxation to treat vasomotor symptoms. Climacteric: The
Journal of the International Menopause Society, 20, 178-182.
Gulewitsch, M. D. & Schlarb, A. A. (2017). Comparison of gut-directed hypnotherapy and unspecific hyp-
notherapy as self-help format in children and adolescents with functional abdominal pain or irritable
bowel syndrome: A randomized pilot study. European Journal of Gastroenterology & Hepatology, 29,
1351–1360.
Hagl, M. (2015). Wirksamkeit von klinischer Hypnose und Hypnotherapie. In D. Revenstorf & B. Peter
(Hrsg.), Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin (S. 785-794). Berlin, Heidelberg:
Springer.
Hagl, M. (2017). Studien zur Wirksamkeit von klinischer Hypnose und Hypnotherapie im Jahr 2016.
Hypnose-ZHH, 12 (1-2), 203-216.
Hosseinzadegan, F., Radfar, M., Shafiee-Kandjani, A. R. & Sheikh, N. (2017). Efficacy of self-hypnosis in
pain management in female patients with multiple sclerosis. International Journal of Clinical and
Experimental Hypnosis, 65, 86-97.
Jacobson, N. S. & Truax, P. (1991). Clinical significance: A statistical approach to defining meaningful
change in psychotherapy research. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 59, 12-19.
Jafarizadeh, H., Lotfi, M., Ajoudani, F., Kiani, A. & Alinejad, V. (2017). Hypnosis for reduction of back-
ground pain and pain anxiety in men with burns: A blinded, randomised, placebo-controlled study.
Burns: Journal of the International Society for Burn Injuries.
Komesu, Y. M., Rogers, R. G., Sapien, R. E., Schrader, R. M., Simmerman-Sierra, T., Mayer, A. R. et al.
(2017). Methodology for a trial of brain-centered versus anticholinergic therapy in women with urgen-
cy urinary incontinence. International Urogynecology Journal, 28, 865-874.
Laird, K. T., Tanner-Smith, E. E., Russell, A. C., Hollon, S. D. & Walker, L. S. (2016). Short-term and long-
Hypnose-ZHH, 13 (2), Oktober 2018 207
Maria Hagl
term efficacy of psychological therapies for irritable bowel syndrome: A systematic review and meta-
analysis. Clinical Gastroenterology and Hepatology, 14, 937-947.
Laird, K. T., Tanner-Smith, E. E., Russell, A. C., Hollon, S. D. & Walker, L. S. (2017). Comparative efficacy
of psychological therapies for improving mental health and daily functioning in irritable bowel syndro-
me: A systematic review and meta-analysis. Clinical Psychology Review, 51, 142-152.
Lindeløv, J. K., Overgaard, R. & Overgaard, M. (2017). Improving working memory performance in brain-
injured patients using hypnotic suggestion. Brain: A Journal of Neurology, 140, 1100-1106.
Mendoza, M. E., Capafons, A., Gralow, J. R., Syrjala, K. L., Suárez-Rodríguez, J. M., Fann, J. R. et al.
(2017). Randomized controlled trial of the Valencia model of waking hypnosis plus CBT for pain, fati-
gue, and sleep management in patients with cancer and cancer survivors. Psycho-Oncology, 26, 1832-
1838.
Mendoza, M. E., Capafons, A. & Jensen, M. P. (2017). Hypnosis attitudes: Treatment effects and associa-
tions with symptoms in individuals with cancer. American Journal of Clinical Hypnosis, 60, 50-67.
Merckaert, I., Lewis, F., Delevallez, F., Herman, S., Caillier, M., Delvaux, N. et al. (2017). Improving
anxiety regulation in patients with breast cancer at the beginning of the survivorship period: A rando-
mized clinical trial comparing the benefits of single-component and multiple-component group inter-
ventions. Psycho-Oncology, 26, 1147-1154.
MoghaddamHosseini, V., Nazarzadeh, M. & Jahanfar, S. (2017). Interventions for reducing fear of child-
birth: A systematic review and meta-analysis of clinical trials. Women and Birth: Journal of the
Australian College of Midwives.
Montgomery, G. H., Sucala, M., Baum, T. & Schnur, J. B. (2017). Hypnosis for symptom control in cancer
patients at the end-of-life: A systematic review. International Journal of Clinical and Experimental
Hypnosis, 65, 296-307.
Montgomery, G. H., Sucala, M., Dillon, M. J. & Schnur, J. B. (2017). Cognitive-behavioral therapy plus
hypnosis for distress during breast radiotherapy: A randomized trial. American Journal of Clinical
Hypnosis, 60, 109-122.
Moore, T. R., Franks, R. B. & Fox, C. (2017). Review of efficacy of complementary and alternative medi-
cine treatments for menopausal symptoms. Journal of Midwifery and Women's Health, 62, 286-297.
Nourkova, V. V. & Vasilenko, D. A. (2017). On the advantage of autobiographical memory pliability:
Implantation of positive self-defining memories reduces trait anxiety. Memory, 1-13.
Pinto, P. R., Paredes, A. C., Costa, P., Carvalho, M., Lopes, M., Fernandes, S. et al. (2017). Effectiveness
of two psychological interventions for pain management, emotional regulation and promotion of qua-
lity of life among adult Portuguese men with haemophilia (PSY-HaEMOPEQ): Study protocol for a
single-centre prospective randomised controlled trial. BMJ Open, 7, e016973.
Ramírez-Carrasco, A., Girón, C. B.-T., Sanchez-Armass, O. & Pierdant-Pérez, M. (2017). Effectiveness of
hypnosis in combination with conventional techniques of behavior management in anxiety/pain reduc-
tion during dental anesthetic infiltration. Pain Research & Management, Article ID 1434015.
Rutten, J., Vlieger, A. M., Frankenhuis, C., George, E. K., Groeneweg, M., Norbruis, O. F. et al. (2017).
Home-based hypnotherapy self-exercises vs individual hypnotherapy with a therapist for treatment of
pediatric irritable bowel syndrome, functional abdominal pain, or functional abdominal pain syndrome:
A randomized clinical trial. JAMA Pediatrics, 171, 470-477.
Schaefert, R., Klose, P., Moser, G. & Häuser, W. (2014). Efficacy, tolerability, and safety of hypnosis in
adult irritable bowel syndrome: Systematic review and meta-analysis. Psychosomatic Medicine, 76,
389-398.
Scheffler, M., Koranyi, S., Meissner, W., Strauß, B. & Rosendahl, J. (2017). Efficacy of non-pharmacolo-
gical interventions for procedural pain relief in adults undergoing burn wound care: A systematic
review and meta-analysis of randomized controlled trials. Burns: Journal of the International Society
for Burn Injuries.
© www.MEG-Stiftung.de, Konradstr. 16, D-80801 München
208
Wirksamkeitsstudien 2017
Sell, C., Möller, H. & Taubner, S. (2017). Katathym Imaginative Psychotherapie und Hypnose psy cho -
therapie. Symptomreduktion und Prädiktoren des Behandlungserfolgs. Psychotherapeut, 62, 547-559.
Sell, C., Möller, H. & Taubner, S. (2018). Effectiveness of integrative imagery- and trance-based psycho-
dynamic therapies: Guided imagery psychotherapy and hypnopsychotherapy. Journal of Psychotherapy
Integration, 28, 90-113.
Sliwinski, J. R. & Elkins, G. R. (2017). Hypnotherapy to reduce hot flashes. Journal of Evidence-Based
Complementary & Alternative Medicine, 2156587217708523.
Stefanopoulou, E. & Grunfeld, E. A. (2017). Mind-body interventions for vasomotor symptoms in healthy
menopausal women and breast cancer survivors. A systematic review. Journal of Psychosomatic
Obstetrics and Gynaecology, 38, 210-225.
Tao, W.-W., Tao, X.-M. & Song, C.-L. (2017). Effects of non-pharmacological supportive care for hot flus-
hes in breast cancer: A meta-analysis. Supportive Care in Cancer, 25, 2335-2347.
Vlieger, A. M., Menko-Frankenhuis, C., Wolfkamp, S. C. S., Tromp, E. & Benninga, M. A. (2007).
Hypnotherapy for children with functional abdominal pain or irritable bowel syndrome: a randomized
controlled trial. Gastroenterology, 133, 1430-1436.
Zech, N., Hansen, E., Bernardy, K. & Häuser, W. (2017). Efficacy, acceptability and safety of guided ima-
gery/hypnosis in fibromyalgia – A systematic review and meta-analysis of randomized controlled trials.
European Journal of Pain, 21, 217-227.
____________________________________________________________________
Buchbesprechung
Kuntz, H. (2017): Depression durch die Kraft der Imagination bewältigen: Übungen
zur Stärkung innerer Ressourcen; mit 8 Audio-Download-Übungen; broschiert; 304
Seiten; Weinheim: Beltz; Preis: 19,95 €; ISBN: 978-3-407-86494-9
"Schon wieder ein Sachbuch im Rezensiontseil einer Fachzeitschrift!", wird der kriti-
sche Leser konstatieren. Warum dennoch? Weil Sachbücher, geschrieben für Laien
und damit für potentielle Patienten, ihr Erleben und Verhalten in nicht vorherzusehen-
der Weise lenken. Dann ist es schon hilfreich, wenn Hypnotherapeuten Kenntnis
davon haben, welche Erwartungen Patienten an Hypnotherapie haben können.
Außerdem kön nen Übungsbücher von professionell arbeitenden Hypnotherapeuten
durchaus wertvolle Tipps und gedankliche Anregungen geben.
Das Buch mit seinen 14 Kapiteln kann man in zwei Teile untergliedern. Alle Ka -
pitel haben blumige Überschriften, z.B. "Das Dunkel der Seele" oder "Vom Sehnen
und Bangen innerer Kinder". Sie lassen eine Gesinnung erkennen, die im Hu ma nis -
mus zutiefst verwurzelt ist und persönliche Erfahrungen für wichtiger hält als empiri-
sche Fakten, deren es in der Hypnoseforschung allerdings ermangelt.
In einem allgemeinen Teil beschreibt und schildert der Autor sein Menschenbild
von Depressionen (Kapitel 1 und 2), Wesen, Bedingungen und Wirkungen von Ima -
gi nation (Kapitel 3 und 4); Wohl und Wehe des sogenannten inneren Kindes (Kapitel
7, 8 und 9) sowie Geborgenheit durch Liebe und Gruppe (Kapitel 12 und 13). Im
Kapitel 9 wird die Ego-State-Therapie für Laien gut nachvollziehbar dargestellt.
Hypnose-ZHH, 13 (2), Oktober 2018 209
Maria Hagl
Bei etwa 175 Seiten Umfang wird der Leser sich fragen, ob er dieses Pensum auf
sich nehmen will, zumal zahlreiche gedankliche Wiederholungen, einseitige Be grün -
dungen und redundante Passagen charakteristisch sind. Eine deutliche Straffung zu
Lasten von Weitschweifigkeit und esoterisch anmutender Reflexionen würde den
Nutzen des Buches erhöhen und dadurch besser zum Kern der eigentlichen Botschaft
vorstoßen. Narrative Erklärungsversuche über die Entwicklung depressiver Störungen
und ihrer Intervention durch imaginative Übungen sollten anhand weitgehend eta-
blierter Befunde der Gedächtnisforschung – z.B. implizite Gedächtnisprozesse, Wir -
kung von Selbstverstärkung destruktiver kognitiver Schemata, Rückschaufehler – er -
setzt werden; solche sollten zumindest einbezogen werden.
Im praktischen Teil werden grundsätzliches Vorgehen bei den Übungen (Kapitel 4)
beschrieben und körpertherapeutische Übungen (Kapitel 5), Imaginationen für das
Loslassen von persönlichen Einengungen wie "Wohlfühlort" und "Baum des Lebens"
(Kapitel 6), der Gebrauch von archetypischen Wesen und Engeln (Kapitel 10), hilfrei-
chen imaginativen Kontexten wie Landschaften, Bach, Quelle, Wasser, aber auch Ver -
goldetes (Kapitel 12).
Kapitel 11 befasst sich mit Übungen im Hinblick auf Heilung und Wandlung.
Wenn beispielsweise der Körper imaginativ mit Gold ummantelt wird, mag es einigen
Mutes des Übenden bedürfen, sich auf derartige Evokationen einzulassen.
Verdienstvoll ist es zu werten, dass der Autor im Kapitel 10 sich dem Thema Ver -
ge bung und Versöhnung widmet. Sind doch solche Lasten Betroffener nicht nur
schwer zu thematisieren. Sie werden in analogen Büchern auch häufig übergangen.
Mit der Übung baut der Autor dem Bedürftigen eine wohltuende Brücke, sich auf die-
sen Teil seiner Störung einzulassen.
In den abgedruckten Texten sind viele direkte Suggestionen i.S.v. Aufforderungen
zu lesen. Und dabei wäre es doch einfach, sie als Angebote i.S.v. indirekten Sug ge -
stio nen zu formulieren. Darauf könnten sich dem Anliegen zögerlich oder kritisch ge -
genüber stehende Nutzer leichter und besser einlassen. In den herunterladbaren Au -
dio-Dateien sind diese direkten Anweisungen allerdings bedeutend einladender.
Das Buch ist durchzogen von zahlreichen Falldarstellungen und -berichten, Ge -
dichten, Aphorismen sowie von persönlichen Erfahrungen und Überzeugungen. Eine
feinfühlige Sprache ist durchgängig festzustellen. Dabei geht allerdings der Bezug zu
Imagination und Depression zuweilen verloren zu Gunsten von beständigem Argu -
men tieren mit dem eigenen Menschenbild des Autors.
Würden in einer zweiten Auflage die genannten Empfehlungen berücksichtigt
wer den, könnte das Buch noch mehr an Wert gewinnen.
O. Berndt Scholz (Bonn)
© www.MEG-Stiftung.de, Konradstr. 16, D-80801 München
210
Buchbesprechung