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Heike Wiese & Yannic Bracke (Universität Potsdam)
Registerdifferenzierung im Namdeutschen:
Informeller und formeller Sprachgebrauch in einer vitalen Sprechergemeinschaft
English Abstract
Namibian German has an interesting status among German contact varieties outside Europe. It has
its roots in colonisation, but is used by a speech community with German ancestry who live in
Namibia today, which distinguishes it from typical (post-)colonial varieties, and makes it more
similar to “language island” varieties of German. However, unlike either of these types – and more
similar to the situation within Europe than those – German in Namibia is linguistically vital, it is
acquired by children, and also used in public domains. This means that we find not only a number
of interesting contact phenomena, but also systematic register differentiation. In our paper, we
compare language use in informal and formal settings, address the status of informal vernaculars in
speakers’ broader linguistic repertoires, and discuss how standard language ideologies pan out in
this setting where German is not the national majority language, and how they interact with markers
of local, Namibian identity.
1. Sonderfall Namdeutsch
In Namibia findet sich eine etwa 20.000 SprecherInnen umfassende deutsche
Sprechergemeinschaft, die Deutsch muttersprachlich verwendet und dabei eigene, namibia-typische
Charakteristika im Sprachgebrauch entwickelt hat, die durch die Mehrsprachigkeit der
Sprechergemeinschaft befördert werden. SprecherInnen sind typischerweise mindestens
dreisprachig und beherrschen neben dem Deutschen noch Afrikaans und Englisch; darüber hinaus
finden sich teilweise unterschiedlich stark ausgeprägte Kompetenzen in autochthonen afrikanischen
Sprachen, die in Namibia verbreitet sind, etwa Oshiwambo oder Nama/Damara. Unter den
deutschen Varietäten, die durch Emigration und Kolonialisierung in außereuropäischen Regionen
entstanden sind, nimmt das Namdeutsche eine besondere Stellung ein (vgl. Wiese et al. 2017):
Wie im Fall von Sprachinselvarietäten (hierzu etwa Rosenberg 2003; Boas 2009 a) handelt
es sich um eine Sprechergemeinschaft ursprünglich deutscher Herkunft. Die Wurzeln liegen hier
jedoch, anders als das bei Sprachinselvarietäten typischerweise der Fall ist, in der Kolonialisierung.
Unter dem Namen „Deutsch-Südwestafrika“ bestand hier von 1884 bis 1915 eine Kolonie des
Deutschen Reiches, die im Gegensatz zu anderen Kolonien nicht als reine Ausbeutungs-, sondern
als Siedlungskolonie konzipiert war, d.h. die Immigration aus Deutschland wurde aktiv unterstützt
(vgl. etwa Kellermeier-Rehbein 2016; Böhm 2003). Damit ähnelt Namdeutsch vielen
Authors’ copy; final version to appear in: Csaba
Földes (ed.), Kontaktvarietäten des Deutschen im
Ausland (Proceedings German Abroad 3).
Tübingen: Narr [Beiträge zur Interkulturellen
Germanistik / BIG]
(post-)kolonialen Varietäten, die zur Entstehung von Kreols etwa des Englischen oder
Französischen geführt haben, unterscheidet sich jedoch vom Unserdeutschen, das als (einziges)
deutschbasiertes Kreol im heutigen Papua-Neuguinea entstand (Maitz 2016).
Anders als das Unserdeutsche und auch die meisten Sprachinselvarietäten ist das Deutsche
in Namibia nicht moribund (vgl. Mattheier 2003 zum Sprachtod im Fall von Sprachinseln), sondern
weiterhin äußerst vital (Pütz 1991; Ammon 2015; Zimmer ersch.). Es wird innerhalb der
Sprechergemeinschaft als Erstsprache erworben und regelmäßig in der Kommunikation in Familie
und Freundeskreis verwendet. Während man solche Verwendungen in einigen Fällen auch in
Sprachinselvarietäten noch beobachten kann, insbesondere für relativ isolierte religiöse
Minderheiten (vgl. Johannessen & Salmons 2015 zu den USA), ist das Deutsche in Namibia jedoch
nicht auf solche informellen Kontexte beschränkt: Deutsch wird nicht nur im privaten Umfeld,
sondern auch in öffentlichen Domänen verwendet; es erhält institutionelle Stützung durch private
deutsche Kindergärten und Schulen, durch deutschsprachige Gottesdienste und durch Medien wie
die „Allgemeine Zeitung“ (die einzige deutschsprachige Tageszeitung Afrikas) oder das „Hitradio
Namibia“, und es wird auch als Arbeitssprache verwendet, insbesondere im Tourismus, der einen
wichtigen Wirtschaftsfaktor Namibias ausmacht, aber auch in einigen anderen Bereichen der
Wirtschaft (zur Verwendung des Deutschen in Namibia vgl. ausführlich Shah & Zappen-Thomson
ersch.).
Das Deutsche in Namibia ist daher nicht nur durch Kontaktphänomene charakterisiert
(hierzu etwa Shah 2007; Wiese et al. 2014), wie wir sie vergleichbar auch in anderen in Folge von
Emigration und Kolonialisierung entstandenen Varietäten des Deutschen finden, sondern zeichnet
sich zudem durch eine Registerdifferenzierung für formelle und informelle Kontexte aus, die diese
Varietät besonders interessant macht.
Wir verstehen dabei unter „Register“ allgemein einen situativ bestimmten und lexikalisch
und/oder grammatisch ausdifferenzierten Sprachgebrauch, der systematisch für unterschiedliche
kommunikative Zwecke eingesetzt wird (vgl. etwa Biber & Conrad 2009). Die Ausdifferenzierung
bedeutet, dass sprachliche (lexikalische und/oder grammatische) Merkmale identifiziert werden
können, die sich systematisch in verschiedenen kommunikativen Situationen unterscheiden und
damit ein sprachliches Register begründen, dass diese charakterisiert. Für unsere Untersuchung
reicht zunächst eine grobe binäre Unterscheidung solcher Situationen nach ihrer Formalität, die auf
die Beziehung der KommunikationspartnerInnen untereinander abhebt: Wir unterscheiden
informelle vs. formelle Situationen danach, ob es sich um eine Kommunikation innerhalb der Peer-
Group, d.h. insbesondere im Freundeskreis, oder aber mit einem/einer Außenstehenden handelt.
Dabei stützen wir unsere Analysen des Sprachgebrauchs in beiden Situationstypen durchgehend auf
mündliche Daten; dies erlaubt uns einen fokussierten Vergleich in Bezug auf das konzeptionelle
Merkmal „informell vs. formell“, ohne dass mediale Unterschiede (gesprochen/geschrieben) im
Sinne von Koch & Oesterreicher (1985) mit einfließen.
Die Sprachbeispiele in (1) und (2) geben einen ersten Eindruck von dieser Differenzierung
im namdeutschen Sprachgebrauch. Es handelt sich um Transkripte von Äußerungen derselben
Sprecherin, einer Jugendlichen aus Windhoek, die (in einer Elizitation mit simulierten Gesprächen)
einen Verkehrsunfall zwei unterschiedlichen Kommunikationspartnerinnen beschreibt, nämlich
einmal einer Freundin in einer informellen Peer-Group-Situation (1) und einmal einer Lehrerin in
einer formelleren Situation (2) (Versalien markieren Hauptbetonung; zur Datenerhebung s.u.,
Abschnitt 2):
(1) toe ist dieser eine Oukie, der fährt rückwärts und sieht diese Frau nicht da mit diese Trollley
laufen, da fährt er die über
(2) dann hat der Mann den – hat der Mann die nicht gesehen, und dann ist der gegen den
Einkaufswagen gefahren
Diese ersten Illustrationen geben bereits einen Eindruck von der deutlichen Differenzierung im
Sprachgebrauch. Auf lexikalischer Ebene finden sich im informellen Kontext eine Reihe von
Entlehnungen aus den Kontaktsprachen Afrikaans und Englisch, die im formellen Kontext deutsche
Entsprechungen haben: informell toe (Afrikaans) vs. formell dann; informell Oukie (zurückgehend
auf Afrikaans ou ‘Typ’/‘Mann’, umgangssprachlich) vs. formell Mann;1 informell Trolley
(Englisch) vs. formell Einkaufswagen. Auf grammatischer Ebene fällt im informellen Beispiel unter
anderem eine nichtkanonische Trennung des Partikelverbs überfahren auf (mit Verbleib der Partikel
in der rechten Satzklammer bei Finitumvoranstellung im Verb-zweit-Satz), während das formelle
Beispiel auch grammatisch dem standardnahen gesprochenen Deutschen in Europa entspricht.
Eine ähnliche kontaktsprachliche Registerdifferenzierung ist in Deutschland im
Sprachgebrauch im urbanen Raum belegt, etwa unter jugendlichen SprecherInnen, die in
informellen Peer-Group-Situationen kontaktsprachliche Entlehnungen und nichtkanonische
grammatische Muster verwenden, wie sie für Kiezdeutsch charakteristisch sind (vgl. Wiese 2013).
Wie Wiese & Pohle (2016) für das Beispiel nichtkanonischer bloßer Lokalangaben zeigten, sind
solche Muster registergebunden; sie stellen eine situative Wahl für informelle Kontexte da und
können auf soziolinguistischer Ebene als Peer-Group-Marker dienen.
Für das Namdeutsche liefern solche Befunde einen interessanten Hintergrund für
Untersuchungen zur Registerdifferenzierung; dies nicht zuletzt deshalb, weil wir auch auf
soziolinguistischer Ebene Parallelen zum urbanen Raum in Deutschland finden. Auf der
gesellschaftlichen Makro-Ebene ist Deutschland zwar durch einen ausgeprägt monolingualen
1 Vgl. hierzu etwa auch die Erklärung zu „Ou“ und „Oukie“ in Sell (2011:130), ein informelles „NAM Släng“-Wörterbuch des
deutschnamibischen Sängers EES: „so wie die Jerries [Deutschlanddeutschen, H.W. & Y.B.] ‚hey Alter‘ sagen“.
Habitus geprägt (vgl. etwa Gogolin 2008) und unterscheidet sich damit deutlich von Namibia, das
durch eine breite gesellschaftliche Mehrsprachigkeit charakterisiert ist (auch wenn seit der
Unabhängigkeit 1990 Englisch einzige offizielle Amtssprache ist2). Eine vergleichbare breite, und
auch horizontale, Mehrsprachigkeit findet sich in Deutschland jedoch im urbanen Raum, wo auf der
Meso-Ebene lokaler Sprechergemeinschaften Kontaktdialekte wie Kiezdeutsch in ethnisch und
sprachlich diversen Kontexten entstanden sind. Solche lokalen urbanen Räume in Nordwest-Europa
weisen damit interessante Parallelen zu gesellschaftlich mehrsprachigen Kontexten in Subsahara-
Afrika auf (vgl. Wiese ersch. a für eine komparative Analyse).
Wie wir an anderer Stelle gezeigt haben, stützt ein solcher mehrsprachiger Kontext nicht nur
kontaktsprachliche Entlehnungen, sondern begünstigt auch die Aufnahme und den Ausbau
binnenstruktureller Tendenzen (Wiese 2013). Der mehrsprachige Kontext erweist sich hier als
besonders offen für Sprachvariation und damit auch für laufende Sprachwandeltendenzen, was
unter anderem zu grammatischen Parallelen zwischen Kiezdeutsch und Namdeutsch führen kann
(Wiese et al. 2014; Wiese ersch. a).
Das Deutsche in Namibia nimmt somit durch seine Vitalität und Ausdifferenzierung eine
Sonderstellung innerhalb außereuropäischer deutscher Kontaktvarietäten ein und weist zugleich
Parallelen zu Kontaktdialekten im urbanen Raum innerhalb Deutschlands auf. Vor diesem
Hintergrund stellt sich Namdeutsch als besonders interessante Domäne für die Untersuchung von
Registerdifferenzierung im Sprachkontakt dar. Im Folgenden stellen wir eine erste Studie hierzu
vor, die zunächst den Sprachgebrauch Jugendlicher aus der deutschsprachigen Gemeinschaft
Namibias untersuchte und dabei von folgenden Fragen geleitet war: Finden wir (signifikante)
Unterschiede zwischen informellen und formellen Kontexten? Falls ja, auf welchen sprachlichen
Ebenen sind diese belegbar, und wie ist der Zusammenhang mit kontaktsprachlichem Transfer und
binnenstrukturellen Tendenzen des Deutschen? In welchen einstellungsbezogenen und
sprachideologischen Kontext ist die Registerdifferenzierung eingebettet, wie ist der Bezug zu
sozialen Identitäten und Gruppenbildung?
2. „Sprachsituationen“: Elizitation registerdifferenzierter Produktionen zum
Namdeutschen
Als Datengrundlage für die Untersuchung von Registerdifferenzierungen dienten
Sprachproduktionsdaten, die mit Hilfe der „Sprachsituationen“-Methode gewonnen wurden, einer
Methode zur Elizitation naturalistischer Sprachdaten in unterschiedlichen Gesprächssituationen, die
parallele – und damit systematisch vergleichbare – Produktionen für formelle ebenso wie für
informelle Register liefert (vgl. ausführlich Wiese ersch. b). Diese Elizitation registerdifferenzierter
Sprache basiert auf simulierter Kommunikation. Den untersuchten SprecherInnen werden hierzu
2 Für eine Diskussion der namibischen Sprachenpolitik vgl. etwa Harlech-Jones (1995); Shah & Zappen-Thomson (ersch.).
zunächst nonverbale Stimuli gezeigt, die eine bestimmte Begebenheit darstellen, beispielsweise in
Form einer Foto-Geschichte. Sie sind aufgefordert, sich vorzustellen, sie wären gerade
Zeugin/Zeuge dieser fiktiven Begebenheit gewesen, und berichten davon dann verschiedenen
GesprächspartnerInnen.
Die „Sprachsituationen“-Methode hat sich zur Elizitation mündlicher und schriftlicher
formeller und informeller Sprachdaten in einer Reihe unterschiedlicher ein- und mehrsprachiger
Settings bewährt, etwa mit Jugendlichen im mehrsprachigen urbanen Raum Deutschlands (Wiese
2013; Wiese & Pohle 2016), mit mehrsprachigen Erwachsenen aus der Yup’ik-
Sprechergemeinschaft in Alaska (Gallardo 2017) und mit jugendlichen Heritage-SprecherInnen des
Türkischen, Russischen und Griechischen in Deutschland und den USA und vergleichbaren
einsprachigen SprecherInnen der jeweiligen Majoritätssprache in Deutschland, den USA, der
Türkei, Griechenland und Russland (RUEG-Gruppe 2016). In früheren Studien konnte gezeigt
werden, dass mit Hilfe der „Sprachsituationen“-Methode systematische Registerdifferenzierungen
erfasst werden können. Analysen der Produktionen in den informellen Bedingungen belegten
zudem, dass sie authentischen Spontandaten aus Peer-Group-Situationen vergleichbar sind; die
„Sprachsituationen“-Methode liefert somit naturalistische Daten, die natürlicher, spontan
produzierter Sprache sehr nahe kommen (Wiese & Pohle 2016; Wiese ersch. b).
Für die „Sprachsituationen“-Erhebungen in Namibia erstellten wir als Stimuli eine
Fotogeschichte, die einen Unfall auf einem Supermarkt-Parkplatz zeigte, in den ein Autofahrer, eine
Frau mit Einkaufstaschen, die telefonierend über den Parkplatz läuft, und ein Passant involviert
sind. Bei dem Unfall fährt der Autofahrer die Frau an; diese stürzt, lässt ihre Taschen fallen, und der
Inhalt verteilt sich auf dem Boden; der Passant hilft ihr und sammelt gemeinsam mit ihr ihre
Einkäufe wieder ein. Die Geschichte wurde auf zehn Fotos dargestellt; Abbildung 1 zeigt eine
illustrative Auswahl der verwendeten Fotos.
Abbildung 1: Stimuli-Fotos für die „Sprachsituationen“-Erhebung zum Namdeutschen (Auswahl)
Die TeilnehmerInnen sahen die vollständige Fotogeschichte, stellten sich vor, sie hätten den Vorfall
von weitem beobachtet, und taten dann so, als ob sie zunächst eine Freundin oder einen Freund
anrufen würden, um davon zu berichten, und dann eine Lehrerin, der sie erklärten, dass sie sich
wegen des Unfalls zu einem vereinbarten Termin verspäteten. Dies etablierte zwei unterschiedliche
mündliche Kommunikationssituationen: eine informelle Peer-Group-Situation (Gespräch mit
FreundIn) und eine formellere Situation mit einer Autoritätsperson (Gespräch mit Lehrerin). Beide
Gespräche wurden im Beisein einer Freundesgruppe erhoben, so dass jeweils ein/e andere
Sprecher/in als Gesprächspartner/in agieren konnte. Zudem konnte eine Authentizitätsprüfung
gemacht werden, indem andere Gruppenmitglieder jeweils bewerteten, ob der/die Sprecher/in so
gesprochen hatte, wie sie das auch sonst von ihm/ihr kannten (vgl. hierzu Wiese & Pohle 2016).
Als empirische Basis für die hier vorgestellte, erste Studie zur deutschsprachigen
Gemeinschaft Namibias dienten Erhebungen mit jugendlichen SprecherInnen, da diese eine
sprachlich besonders dynamische Gruppe darstellen, in der Innovationen und Sprachwandel
besonders deutlich zu beobachten sind (vgl. hierzu etwa Kerswill 1996; Eckert 2000). Die Daten
stammen von 63 SprecherInnen (30 weiblich, 33 männlich) im Alter von 14 bis 18 Jahren
(Durchschnittsalter: 16,1 Jahre), die über deutsche Schulen in Windhoek, Swakopmund und
Otjiwarongo kontaktiert wurden. Für die vorliegende Untersuchung konnten wir erste Korpusdaten
nutzen, die zunächst 100 Datensätze aus formellen (13358 Tokens) und informellen (13446 Tokens)
Kommunikationssituationen erfassten.
Die Erhebung wurde im Rahmen des DFG-Projekts „Namdeutsch“ durchgeführt (WI
2155/9; Projektleitung: Heike Wiese, Universität Potsdam, und Horst Simon, Freie Universität
Berlin; in Zusammenarbeit mit Marianne Zappen-Thomson, University of Namibia at Windhoek;
externer Kooperationspartner: Hans Boas, University of Texas at Austin). Ein Ertrag des Projekts
wird ein Korpus von Sprachdaten zum Namdeutschen sein, das neben den hier zugrunde gelegten
„Sprachsituationen“-Erhebungen noch entsprechende Produktionen von Erwachsenen sowie Daten
aus soziolinguistischen Interviews und freien Gesprächen mit Jugendlichen und Erwachsenen
erfassen wird (vgl. hierzu Wiese et al. 2014; Wiese et al. ersch.). Darüber hinaus gibt es ein
ergänzendes „Wenker-Namdeutsch“-Korpus mit Übertragungen der „Wenker“-Sätze, die über eine
Online-Plattform erhoben wurden, die sich an deutschnamibische SprecherInnen richtete; dieses
Korpus steht bereits online zur Verfügung.3
Wie auch in „Sprachsituationen“-Erhebungen in Deutschland lieferten die Elizitationen
Produktionen, die auf natürliche informelle und formelle Kommunikationssituationen hinweisen. So
finden sich in der informellen Bedingung eine Reihe umgangssprachlicher Wendungen, die auch in
vergleichbaren Produktionen Jugendlicher in Deutschland auftreten. Beispiele hierfür sind etwa die
Anredeform Alter oder Aussagen im Sinne von „Du glaubst mir nicht, was gerade passiert ist“, die
häufig als Einleitung einer emotional aufgeladenen Erzählung eines ungewöhnlichen Vorfalls – hier
ein Verkehrsunfall – dienen. (3) gibt ein Beispiel aus den Namdeutsch-Daten, (4) bis (6) illustrieren
vergleichbare Muster in den Produktionen jugendlicher Sprecherinnen in Deutschland (RUEG-
Gruppe 2016).4
(3) Alter, NAM072M1, du wirs das hier nich glaubn, was jetzt passiert is, Alter
[NAM069M1]
(4) [DEbi03FR]
(5) oh mein Gott, DebiFT, du kannst mir nich glaubn, was grad passiert is
[DEbi03FT]
(6) du glaubst gar nich, was mir grade passiert is [DEmo01FD]
In den Produktionen aus der formellen Bedingung finden sich demgegenüber lexikalische
Gehobenheitsmarker wie somit (vgl. (7), Geschehnis, eskaliert (beide in (8)) oder Dame (in (9) und
(10)) sowie Korrekturen, in denen Entlehnung aus Kontaktsprachen wie stampen (von Afrikaans
stamp, ‘stoßen’) (9) oder Tannie (Afrikaans ‘Tante’) (10) durch standardnähere Lexeme (anfahren,
Dame) ersetzt werden. Dies weist auf eine stärker kontrollierte Sprache in den formellen
Situationen hin, in der namibiatypische Entlehnungen vermieden werden. Im Fall des Lexempaares
Tannie vs. Dame, dessen Elemente häufig zur Bezeichnung der angefahrenen Frau verwendet
werden, ist die registerspezifische Distribution besonders auffällig (s.a. ausführlich unten 3.1, zur
Registerdifferenzierung bei Entlehnungen): Dame tritt fast ausschließlich in den formellen
Produktionen auf (33 von insgesamt 36 Verwendungen von Dame sind aus den formellen
Bedingungen), Tannie ist dagegen in unseren Daten ausschließlich auf informelle Produktionen
beschränkt (18 Verwendungen).
(7) und alles, was da drin war, is rausgefalln und somit auch ihr Telefon [NAM022W1]
(8) das Geschehnis is dann eskaliert, als der Fahrer weggefahrn ist [NAM012M1]
3 Zugänglich unter folgender URL: https://www.uni-potsdam.de/de/dspdg/projekte/namdeutsch/korpus/wenker.html
4 Sprechernamen wurden durch Siglen ersetzt, etwa NAM072M1 oder DEbi03FT; bei den Namdeutsch-Daten geben die letzten
beiden Positionen im Sigle das Geschlecht (M/W) und die Altersgruppe an (1: <20 Jahre, 2: 21-40, 3: 41-60, 4: >60). (3), (5) und
(6) sind Transkripte informell-mündlicher Produktionen, (4) ist eine informell-schriftliche WhatsApp-Nachricht; die Beispiele in
(4) und (5) stammen von mehrsprachigen Sprecherinnen mit Russisch bzw. Türkisch als Heritage-Sprache, (6) ist von einer
einsprachig deutschen Sprecherin.
(9) wie eine ältere Dame (0.4) ähm von nem Auto gestampt wurde, also angefahrn wurde
[NAM123M1]
(10) ja da war n alte Ta/ Dame, die jetz auf_n Handy war [NAM071W1]
Ein interessantes weiteres Beispiel für eine registerspezifische Distribution ist die Verwendung von
halt als Modalpartikel. In den formellen Produktionen ist halt hochfrequent, es tritt 121 Mal auf,
was einer normalisierten Frequenz von 9,1 pro 1.000 Wörtern entspricht. In den informellen
Produktionen findet sich die Modalpartikel halt dagegen nur 49 Mal, d.h. mit einer Frequenz von
3,6 pro 1.000 Wörtern. Der Unterschied erweist sich im χ2-Test als hochsignifikant (χ2 = 31,2 p <
0,00001).
Dies ist zunächst ein überraschender Befund angesichts früherer Arbeiten, die davon
ausgingen, dass die Häufigkeit des Gebrauchs von halt und verwandten Partikeln (ja, doch, eben)
mit dem Grad der Informalität steigt (Hentschel 1986). Ähnliche Verteilungen wie in den
namdeutschen Daten fanden sich jedoch auch in den oben erwähnten „Sprachsituationen“-
Erhebungen mit ein- und mehrsprachigen Jugendlichen in Deutschland (RUEG-Gruppe 2016), in
denen die Modalpartikel halt ebenfalls auffällig häufig auftritt, und ebenfalls in erster Linie in
formellen Produktionen. (11) gibt ein Beispiel aus den RUEG-Daten aus Deutschland; halt findet
sich hier vier Mal innerhalb von 23 Sekunden.
(11) wir hattn beide halt Grün […] und im nächstn Moment ist halt ein Autofahrer einfach
weitergefahrn […] und sie ist dann halt kopfüber gestürzt […] und der Autofahrer hingegn
ist halt zum Glück schnell zu ihr gegangn [Debi01FT]
Eine mögliche Erklärung könnte im dialektalen Ursprung der Produktionen liegen. Wie Elspaß
(2005) zeigt, ist halt ursprünglich vor allem im süddeutschen Raum verankert und hat sich erst seit
dem 20. Jahrhundert stärker im Norden (zunächst in Westdeutschland) ausgebreitet, wo es z.T. das
semantisch/pragmatisch verwandte eben ersetzt. Gegenüber eben markiert halt propositionale bzw.
illokutionäre Aspekte der Äußerung als stärker der handelnden Kontrolle des/der Sprechenden
entzogen (vgl. Thielmann 2015). Diese Reduktion der Sprecherverantwortung könnte im
norddeutschen Raum möglicherweise eine stärkere Bindung von halt an formelle Register
begünstigen.
Zur Untersuchung dieser Hypothese ist sicher noch eine breitere Datenbasis nötig; die
vorhandenen Daten aus der RUEG-Studie und den Namdeutsch-Erhebungen würden sie aber
stützen: Die RUEG-Studie wurde mit SprecherInnen in Berlin, d.h. im norddeutschen Sprachgebiet,
durchgeführt, und die Wurzeln der deutschen Sprechergemeinschaft in Namibia liegen ebenfalls
dominant im norddeutschen Raum, wenn es auch durch den Einfluss unterschiedlicher
Hintergrunddialekte zu einer dialektalen Ebnung und Angleichung an das Standarddeutsche kam
(hierzu etwa Böhm 2003).
3. Registerdifferenzierung und Sprachkontakt: Nichtkanonische Muster im
Namdeutschen
In den Daten aus Namibia findet sich eine Reihe nichtkanonischer Phänomene, die vom
Standarddeutschen in Deutschland abweichen. Für die vorliegende Untersuchung greifen wir im
Folgenden eine exemplarische Auswahl an Mustern heraus, die geeignet ist, unterschiedliche
sprachliche Domänen zu beleuchten, und analysieren mögliche Registerunterschiede.
3.1 Lexik: Entlehnungen aus Afrikaans und Englisch
Im Bereich der Lexik finden sich, wie auch in anderen Arbeiten zum Deutschen in Namibia belegt
(vgl. etwa Nöckler 1963; Shah 2007; Kellermeier-Rehbein 2016; Radke 2017), eine Reihe von
Übernahmen aus dem Afrikaans und dem Englischen.5 Interessanterweise sind diese Entlehnungen
jedoch nicht gleichmäßig verteilt, sondern weisen auf eine klare Differenzierung zwischen
informellen und formellen Bedingungen. Tabelle 1 gibt eine entsprechende Übersicht über die
Anzahl der Funde für die zwölf häufigsten Entlehnungen.6
Lexem
(Type)
Gebersprache
Funktion/
Bedeutung
Häufigkeit (token-Anzahl)
in beiden Bedingungen
Anteil der Funde
in den formellen
Bedingungen
informell formell
like Englisch Diskurspartikel 81 0 0 %
net Afrikaans ‘nur’ 67 4 5,6 %
toe Afrikaans ‘dann’, ‘da’ 49 2 3,9 %
Oukie Afrikaans
(von ou)
‘Typ’, ‘Mann’ 32 1 3,0 %
stampen Afrikaans ‘(an)stoßen’ 25 7 21,9 %
alright Englisch ‘in Ordnung’ 28 1 3,4 %
checken Englisch ‘prüfen’,
‘anschauen’
20 2 9,1 %
Phone Englisch ‘Telefon’, ‘Handy’ 19 0 0 %
Tannie Afrikaans ‘Tante’,
‘(ältere) Frau’
18 0 0 %
Bra Englisch
(von brother)
Anrede 17 0 0 %
aweh unklar 7 Begrüßung 16 0 0 %
Trolley Englisch ‘Einkaufswagen’ 12 3 20,0 %
Tabelle 1: Auftreten häufigster afrikaanser und englischer Entlehnungen in informellen und
formellen Bedingungen.
Wie die Tabelle verdeutlicht, sind die namibiatypischen Entlehnungen insbesondere mit informellen
Gesprächssituationen assoziiert und treten in den formellen Bedingungen kaum auf. Insgesamt
finden sich die zwölf häufigsten Types von Entlehnungen 384 Mal in Produktionsdaten aus den
informellen Situationen (Gespräch mit FreundIn) was einer normalisierten Anzahl von 28,6 Tokens
pro 1.000 Wörtern entspricht, gegenüber 20 Entlehnungen in den Daten aus den formellen
5 Vgl. auch Poplack (2018: Kap.1) generell zur Dominanz lexikalischer Entlehnungen im Sprachkontakt.
6 Net und Oukie gehören auch in Radkes (2017) Korpusstudie zu einer (online-)Glosse der Allgemeinen Zeitung zu den häufigsten
Entlehnungen.
7 In Sell (2011) wird die Partikel „Awee“ geschrieben und auf das englische “awesome” zurückgeführt. Im crowd-source-basierten
Urban Dictionary (urbandictionary.com) erscheint es als „aweh“ und ohne Bezug zu awesome.
Situationen (Gespräch mit Lehrerin), einer normalisierten Anzahl von lediglich 1,5 Tokens pro
1.000 Wörtern entsprechend. Der Unterschied in den absoluten Häufigkeiten erweist sich im χ2-Test
als hochsignifikant (χ2 = 330,6; p < 0,00001).
Dieser deutliche Unterschied weist auf eine klare Registerdifferenzierung für lexikalischen
Transfer, der hier informelle Gesprächssituationen charakterisiert. Auf zwei mögliche Ausnahmen
deuten die Korpusdaten für stampen (häufig als Partizip gestampt morphologisch ins Deutsche
integriert) und Trolley hin, die zu jeweils über 20% auch in den formellen Bedingungen produziert
werden. Dies könnte auf eine stärkere Integration in den Sprachgebrauch insgesamt hinweisen, die
auch formellere Register umfasst (wenn auch grundsätzlich in geringerem Umfang als in der
informellen Domäne). Dies wäre allerdings noch an umfangreicheren Korpusdaten zu überprüfen,
da es sich jeweils nur um sehr geringe absolute Fallzahlen, mit lediglich 7 bzw. 3 Vorkommnissen
in den formellen Bedingungen, handelt.
3.2 Lexikon/Pragmatik: spät kommen/sein
Vor diesem Hintergrund ist eine nichtkanonische Verwendung von spät kommen/sein besonders
interessant, die an der Schnittstelle von Lexikon und Pragmatik angesiedelt ist. (12) und (13) geben
zwei Beispiele für das betreffende Muster:
(12) ich will mich entschuldign, dass ich (0.4) spät gekomm bin [NAM035M1]
(13) tut mir echt leid, dass ich spät war [NAM072M1]
Bei dieser Verwendung wird jeweils die Überschreitung eines zulässigen Maßes ausgedrückt: Die
betreffenden Sprecher entschuldigen sich dafür, dass sie nicht zum verabredeten Zeitpunkt, sondern
später erscheinen: es geht also um die Überschreitung eines zulässigen Grades. Dennoch wird,
anders als es im Standarddeutschen in Deutschland zu erwarten wäre, nicht die Gradpartikel zu
verwendet, sondern spät wird in bloßer Form mit kommen bzw. sein kombiniert. Zu diesem Muster
finden sich interessanterweise Parallelen in beiden zentralen Gebersprachen Afrikaans und
Englisch, nämlich zum afrikaansen laat wees und dem englischen to be late. In beiden Fällen ist das
bloße Adjektiv mit einem Kopulaverb kombiniert, was auf einen strukturellen Transfer als Basis
spezifisch für das namibischdeutsche Muster spät sein hinweisen könnte. Der Gebrauch von spät
kommen könnte dann eine Ausweitung dieses Musters im Zuge einer weiteren Integration in das
Deutsche reflektieren. Ein solches Szenario wird durch die Korpusdaten gestützt: Bei Kombination
mit sein finden wir mehr als doppelt so viele bloße Verwendungen (spät sein) wie solche mit
Gradpartikel (zu spät sein), nämlich 19 gegenüber 6 Funden; bei Kombination mit kommen ist die
Verteilung dagegen (noch?) spiegelbildlich, mit nur halb so vielen bloßen Verwendungen (spät
kommen) wie solchen mit Gradpartikel (zu spät kommen), nämlich 8 gegenüber 16 Funden.
Wir könnten es hier demnach mit einem Fall von strukturellem Transfer für die Verwendung
eines Lexems (spät) zu tun haben, der gleich auf zwei typologisch verwandte Gebersprachen
zugreifen kann und im Deutschen ein Muster stützt, das dann noch ausgeweitet wird.
Interessanterweise finden sich hier alle Belege in den Produktionsdaten aus der formellen
Bedingung. Dies ist wesentlich dem Set-up geschuldet: Wie oben beschrieben, wurde der
Gesprächsanlass in der formellen Bedingung so definiert, dass der/die SprecherIn den Unfall
erwähnen sollte, um der Gesprächspartnerin (Lehrerin) zu erklären, warum er/sie zu einem
vereinbarten Termin zu spät käme. Entsprechend wurden nicht nur die nichtkanonischen, sondern
auch die kanonischen Fälle für (zu) spät kommen/sein sämtlich in der formellen Bedingung
produziert, und es ist daher kein Vergleich mit informellen Produktionen möglich. Der Anteil
nichtkanonischer gegenüber kanonischen Fällen zeigt jedoch, dass diese Option grundsätzlich auch
im formellen Register zur Verfügung steht.
3.3 Lexikon/Grammatik: weh/seer kriegen
Ein Beispiel für ein kontaktsprachliches Phänomen an der Schnittstelle Lexikon/Grammatik ist das
nichtkanonische Muster weh/seer kriegen. Die folgenden Korpusbelege illustrieren dies mit einem
Beispiel aus der formellen (14) und einem aus der informellen Bedingung (15); in beiden Fällen
geht es um die bei dem Unfall gestürzte Frau:
(14) ich glaub, die hat nich weh gekriegt [NAM091W1]
(15) aber ich glaub nich, sie hat seer gekricht [NAM086M1]
Das Element seer weist auf eine Entlehnung aus dem Afrikaans, das mit der Konstruktion seer kry
eine Vorlage bietet. Die afrikaanse Konstruktion basiert auf einer Verbphrase mit dem Kopf kry
‘bekommen, kriegen, erhalten’ und der adjektivischen Ergänzung seer ‘weh, wund, schmerzhaft’.
Das namdeutsche Muster weh/seer kriegen hat entsprechend die Bedeutung „Verletzung(en) /
Schmerzen erleiden“ und liefert damit eine semantische Konstellation, die das Standarddeutsche in
Deutschland in dieser Form nicht bietet: Die namibiatypische kontaktsprachliche Neuerung
integriert, wie das afrikaanse Original, die Konzepte „Verletzung“ und „Schmerzen“ und eröffnet
eine Leerstelle für ein Patiens, das prominent als Subjekt realisiert wird. Mit weh tun ist im
umgangssprachlichen Deutschen in Deutschland eine verwandte Konstruktion verfügbar, die jedoch
anders als weh/seer kriegen atelisch ist und im Subjekt die Quelle/Source oder das Agens ausdrückt,
während die Patiens-Rolle mit einer Dativ-Ergänzung verknüpft ist, die nur im zweiten Fall
obligatorisch besetzt werden muss (vgl. etwa fakultatives Patiens bei Subjekt=Source: „Die
Verletzung tut (ihm) weh.“ / vs. obligatorisches Patiens bei Subjekt=Agens: „Du tust ihm weh.“).
Die Varianten mit weh bzw. seer sind im Korpus unterschiedlich verteilt. Insgesamt ist weh
kriegen häufiger: Das Korpus liefert 13 Belege, während seer kriegen insgesamt nur 4 Mal auftritt.
Dabei findet sich weh kriegen sowohl in den Daten aus der informellen als auch in denen aus der
formellen Bedingung – nämlich 8 Mal in den informellen Daten und 5 Mal in den formellen
Daten –, seer kriegen wird in den Korpusdaten dagegen ausschließlich in informellen Gesprächen
verwendet. Standarddeutsche Pendants, nämlich sich verletzen, verletzt werden/sein, eine
Verletzung haben und sich weh tun, kommen entsprechend in erster Linie in den formellen
Gesprächen vor, während sie in den informellen kaum vertreten sind. Tabelle 2 fasst die
Verteilungen zusammen.
informell formell
weh kriegen 8 5
seer kriegen 4 0
standarddeutsche
Pendants
3 12
Tabelle 2: Anzahl nichtkanonischer Belege für weh kriegen vs. seer kriegen und standarddeutsche
Pendants in informellen vs. formellen Bedingungen
Diese Befunde liefern damit weitere Hinweise auf eine Registerdifferenzierung nicht nur für
standarddeutsche vs. namibiadeutsche Varianten, sondern auch innerhalb der namibiadeutschen
nichtkanonischen Muster, und hier insbesondere für die stärkere Assoziation von lexikalischem
Transfer mit informellem Sprachgebrauch.
3.4 Syntax/Semantik: nichtkanonisches haben-Perfekt
Im Bereich der Tempusbildung finden sich in den Daten einige Belege für eine nichtkanonische
Wahl des Hilfsverbs im Perfekt, die auf ein Phänomen an der Syntax-Semantik-Schnittstelle
hinweist: Wie die beiden Beispiele in (16) und (17) illustrieren, wird das Auxiliar haben z.T. auch
bei Bewegungsverben verwendet, bei denen im Standarddeutschen in Deutschland stattdessen das
Auxiliar sein gewählt würde.
(16) eine old Tannie hat jetz am auf_n Bodn gefalln [NAM068M1]
(17) die hat in der Straße gelaufn [NAM066M1]
Im Standarddeutschen gibt es zwar einige intransitive Verben, die je nach Aktionsart das Perfekt
mit beiden Auxiliaren bilden können. Eine perfektive Lesart bedingt dabei den Gebrauch von sein,
eine durative hingegen den von haben. Auf viele intransitive Bewegungsverben trifft diese
Differenzierung nach Aktionsart allerdings nicht (mehr) zu, sie werden ausschließlich mit sein
gebildet (Shannon 1988; Helbig & Buscha 2001; Gillmann 2016). Wie die Beispiele zeigen, tritt das
nichtkanonische haben-Perfekt in den untersuchten Daten demgegenüber sowohl in perfektiven (16)
als auch in durativen (17) Sätzen auf.8
Für den nichtkanonischen Gebrauch des haben-Perfekts könnten mehrere Dynamiken
zusammenkommen. Eine kontaktsprachliche Stützung ergibt sich dadurch, dass sowohl im
Afrikaans als auch im Englischen ausschließlich die lexikalischen Pendants zu haben für die
Perfektbildung genutzt werden. Zudem stellt haben im Deutschen generell das Default-Auxiliar für
die Perfektbildung dar, die Wahl von haben an Stelle von sein könnte somit auch
binnenstruktukturell motiviert werden. Für den spezifischen Fall der Bewegungsverben führt dies
8 Auch statistisch legen die Daten nicht nahe, dass die nichtkanonische Wahl von haben besonders bei durativer Aktionsart auftritt.
Betrachtet man alle intransitiven Verbalphrasen, bei denen ein sein-Perfekt kanonisch wäre, ist unter den durativen der Anteil mit
dem Auxiliar haben zwar etwas höher als bei den perfektiven (5,8% vs. 2,5%), signifikant ist dieser Unterschied jedoch nicht (χ2=
2,6; p > 0,1).
im Namdeutschen jedoch zu einer gegenläufigen Tendenz zum Standarddeutschen (s.o., zur
Ausbreitung von sein für Bewegungsverben).
Generell tritt das oben illustrierte nichtkanonische Muster vergleichsweise selten auf, mit 16
Belegen gegenüber 478 kanonischen Perfektbildungen mit sein, d.h. nur 3,2% der Fälle, in denen
im Standarddeutschen in Deutschland ein sein-Perfekt verwendet würde, sind in den Korpusdaten
nichtkanonisch mit haben gebildet.9 Die nichtkanonischen Fälle finden sich dabei
registerübergreifend. (16) und (17) oben illustrieren dies: Wie die lexikalischen Transfers old und
Tannie in (16) bereits signalisieren, handelt es sich um eine Produktion im informellen Register; der
Beleg in (17) stammt dagegen aus der formellen Bedingung. Die Korpusbelege zu
nichtkanonischem haben-Perfekt verteilen sich mit neun informellen und sieben formellen Belegen
recht gleichmäßig auf die beiden Bedingungen (χ2= 0,7; p > 0,3); vgl. Tabelle 3.
informell formell
kanonisches sein-Perfekt 217 261
nichtkanonisches haben-Perfekt 9 7
Tabelle 3: Anzahl kanonischer und nichtkanonischer Auxiliar-Wahl in informellen vs. formellen
Bedingungen
Wir finden somit bei diesem Kandidaten für strukturellen Transfer ohne lexikalische Entlehnung
(der noch binnenstrukturell gestützt sein könnte) in den bislang zur Verfügung stehenden
Korpusdaten keine Registerdifferenzierung.
3.5 Morphosyntax: helfen mit Akkusativ-Komplement
Ein weiteres Beispiel für einen solchen Gebrauch über formelle und informelle Register hinweg
liefert die nichtkanonische Verwendung von helfen mit akkusativisch statt dativisch markierter
nominaler Ergänzung, vgl. die folgenden Beispiele ((18): formeller, (19): informeller Kontext):
(18) und er hat die dann geholfn alles wieder aufzuhebn [NAM028W1]
(19) dann kam so ein andrer Mann (0.4) un hat die geholfn [NAM058M1]
Ähnlich wie im Beispiel der Auxiliarwahl könnte das nichtkanonische Muster auch hier
binnenstrukturell auf einer Ausnahmen-Reduktion basieren: Grundsätzlich ist der Default-Kasus bei
Verben mit nur einer Ergänzung der Akkusativ; durch die Dativ-Zuweisung weicht die
standarddeutsche Konstruktion für helfen hiervon ab (vgl. etwa Blume 1998; vgl. Salmons 1994 zu
entsprechenden Dynamiken in Sprachinsel-Varietäten). Im Deutschlanddeutschen findet sich daher
auch das Muster mit Akkusativ – in der öffentlichen Diskussion etwa bekannt unter anderem durch
die Werbung für eine Telefonauskunft mit der Moderatorin Verona Poth, „Da werden Sie
geholfen“.
In den Korpusdaten kommt dieses Muster relativ häufig vor, nämlich 29 Mal gegenüber 147
standardkonformen Belegen mit Dativ, d.h. in 16,5% aller Fälle. Dennoch ist die Anzahl der
9 Dabei stammen allein fünf Belege von einer Sprecherin, die im informellen Gespräch das Perfekt ausschließlich mit haben bildete.
In der formellen Bedingung verwendete diese Sprecherin hingegen das kanonische sein-Perfekt.
standardkonformen Varianten deutlich höher, was noch einmal die Sonderstellung des
Namdeutschen gegenüber Sprachinselvarietäten unterstreicht, die typischerweise von deutlichem
Kasusabbau und dem Zusammenfall von Akkusativ und Dativ geprägt sind.10
In den untersuchten Daten erweist sich das Muster helfen mit Akkusativ, wie die
nichtkanonische Auxiliarwahl, als nicht registergebunden, mit 14 bzw. 15 Belegen in den
informellen bzw. formellen Sprachproduktionen (χ2= 0,4; p > 0,5), vgl. Tabelle 4.
informell formell
helfen + Dativ 80 67
helfen + Akkusativ 14 15
Tabelle 4: Anzahl kanonischer und nichtkanonischer Kasusmarkierung für helfen-Komplemente in
informellen vs. formellen Bedingungen
Wir können hier somit im Bereich der Morphosyntax eine Tendenz zur Ausnahmen-Reduktion über
Register hinweg beobachten.
4. Register und Gruppenidentitäten
Die Befunde zum Sprachgebrauch passen zu einstellungsbezogenen Mustern, die sich in Daten aus
soziolinguistischen Interviews zeigen, die ebenfalls Teil des Namdeutsch-Korpus sind (s.o.,
Abschnitt 2). Ein Blick auf erste Korpusdaten hierzu weist auf eine differentielle Stützung von
Gruppenidentitäten durch informelle vs. formelle Register. Zum einen wird ein standardnaher
Sprachgebrauch im Deutschen auch in Namibia durch Standardsprachideologien gestützt, wie sie
etwa in dem Auszug in (20) deutlich werden.
(20) letztendlich sprechen wir ja ein astreines Hochdeutsch […] null Dialekt [NAM168M3]
Der Verwendung kontaktsprachlicher Entlehnungen aus dem Afrikaans und dem Englischen stehen
zudem sprachpuristische Einstellungen entgegen, die der Abgrenzung einer ethnischen, „deutschen“
Identität innerhalb Namibias dienen können, vgl. (21):
(21) wenn se jetz_n Englisch oder_n afrikaanses Wort mit reinmischn, sach ich, nein, wir sin
deutsch; ihr redet bitte deutsch in eim Satz [NAM164W2]
Dem entgegengesetzt steht jedoch die Abgrenzung gegenüber Deutschland im Sinne einer lokalen,
„namibischen“ Identität (vgl. hierzu etwa auch Schmidt-Lauber 1998; Kellermeier-Rehbein 2015).
Diese lokale Identifizierung kann Entlehnungen stützen, insbesondere solche, die stark mit lokalen
Traditionen verknüpft sind, etwa braaien statt grillen; vgl. (22) und (23) (s. hierzu auch oben Fn.1):
10 Vgl. etwa Riehl (2010) zum Verlust des Dativs in Sprachinselvarietäten generell; Salmons (1994) zum Dativ-Verlust besonders bei
helfen; Boas (2009b) zum Texas German. Siehe auch Yager et al. (2015), die Kasusschwund in mehreren Sprachinselvarietäten in
Zusammenhang mit differentieller Objektmarkierung bringen.
(22) da ham wir aber auch schon wieder, denk ich, unsern unsern namibisch deutschn Stolz; wir,
also wenn – wenn ein Fr/ Freund von mir jetz (0.3) da mit „grilln“ afängt, da würd ich
sagen, was is mit dir los? [NAM155M2]
(23) trotz dass (0.8) mein Vater immer zu mir gesacht hat, NAM164W2, spriech n anständiges
deutsch, ähm, nich dieses Nämlisch. (0.5) Äh, aber bestimmte Worte gehörn einfach hier ins
Land, und die werdn (1.2), wenn wenn die nicht im Wortschatz sind, (0.3) du guckst die
Person an und denkst, Hallo, geht_s noch? (0.3) Was – was is hier los? [NAM164W2]
Mehrsprachige Praktiken und die Sprachmischungen, die für sie typisch sind, werden somit auf der
einen Seite zwar gebremst durch Standardsprachideologien und sprachpuristische Einstellungen
zum Deutschen, auf der anderen Seite werden sie jedoch befördert durch die lokale Identifizierung
mit einer multiethnisch und multilingual geprägten Gesellschaft. Dieser Gegensatz wird aufgelöst
durch eine Registerdifferenzierung in formelle und informelle Varianten, bei der insbesondere
lexikalische Entlehnungen für informelle Register salient zu sein scheinen.
Registerdifferenzierung wird somit auf soziolinguistischer Ebene ausgehandelt in der
Interaktion von Standardsprachideologien und der Markierung unterschiedlicher, zu einander im
Spannungsverhältnis stehender Gruppenidentitäten: der ethnisch-deutschen Identität gegenüber
anderen ethnischen Gruppen in Namibia und der lokalen namibischen Identität gegenüber
Deutschen in Deutschland.
5. Fazit und Ausblick
Die hier vorgestellte Korpusstudie zu naturalistischen Sprachproduktionen deutschnamibischer
Jugendlicher belegte die besondere Stellung, die das Deutsche in Namibia gegenüber anderen
(post-)kolonialen Varietäten auf der einen Seite und gegenüber Sprachinselvarietäten des Deutschen
auf der anderen Seite einnimmt. Zunächst fällt, gerade im Vergleich zu solchen Varietäten, die
große Nähe zum Deutschen in Deutschland auf. Wie der systematische Vergleich des
Sprachgebrauchs in formellen versus informellen Gesprächssituationen dann zeigte, liegt eine
weitere Parallele zum Deutschen in Deutschland in der deutlichen Registerdifferenzierung:
Abweichungen vom Standarddeutschen in Deutschland zeigten sich besonders in informellen
Gesprächen.
Unsere Daten weisen dabei darauf hin, dass dies insbesondere für den lexikalischen Transfer
aus den für das Deutsche in Namibia zentralen Kontaktsprachen Afrikaans und Englisch gilt:
Entlehnungen aus diesen Sprachen treten weitaus häufiger in informellen als in formellen
Gesprächssituationen auf; diese Häufigkeit kann damit als ein konstitutives Merkmal für informelle
Register des Namdeutschen identifiziert werden. Dabei fanden sich einige lexemspezifische
Unterschiede: So hatten stampen und Trolley einen vergleichsweise hohen Anteil von
Vorkommnissen in den formellen Bedingungen, mit jeweils rund 20% aller Vorkommnisse,
gegenüber Anteilen von jeweils unter 10% bei den anderen untersuchten häufigen Entlehnungen.
Kellermeier-Rehbein (2016) diskutiert einige Entlehnungen, die auch in deutschnamibischer
Zeitungssprache („Allgemeine Zeitung“) auftreten, und charakterisiert sie als „Namibismen“, die
Teil einer nationalen namibischen Standardvarietät des Deutschen seien (vgl. auch Radke 2017).
Die hier vorgefundenen Verteilungen weisen zwar auf eine stärkere Assoziation von lexikalischem
Transfer mit informellen Registern hin. Die deutlichen Belege für eine Registerdifferenzierung
stützen dabei aber zugleich die Annahme einer formellen, standardnahen Varietät des Deutschen in
Namibia, und die Tatsache, dass wir in diesem formellen Register überhaupt kontaktsprachliche,
namibiatypische Entlehnungen finden, ist ein Indiz für die Entwicklung einer solchen namibischen
Standardvarietät des Deutschen, die sich von der in Deutschland durch lokale Charakteristika
unterscheidet.
Die vorliegende Studie konnte solche Charakteristika nicht nur auf lexikalischer, sondern
auch auf struktureller Ebene aufdecken. So fand sich für das nichtkanonische Muster seer/weh
kriegen, das eine semantisch-konstruktionelle Lücke im Deutschen schließt, die Variante seer
kriegen mit lexikalischer Entlehnung zwar nur im informellen Register; die Variante weh kriegen
mit nativ-deutschen Lexemen trat dagegen ebenso in der formellen Bedingung auf. Weitere vom
Standarddeutschen in Deutschland abweichende Phänomene, die sich im formellen Register
zeigten, waren das vermutlich kontaktbasierte Muster spät sein/kommen sowie zwei Entwicklungen
im Bereich grammatischer Schnittstellen (Syntax-Semantik und Syntax-Morphologie), die
zusätzlich durch binnenstrukturelle Dynamiken des Deutschen gestützt sein könnten, nämlich
Verwendungen von haben anstelle von sein bei Perfektbildungen mit Bewegungsverben und Belege
für helfen mit Akkusativ-Komplement. Für das letztere Muster, das auch aus Deutschland bekannt
sind (helfen mit Akkusativ), müsste in weiteren Studien noch empirisch geprüft werden, ob das
relativ häufige Auftreten in formellen Bedingungen auf eine namibiatypische Standardvarietät
hinweist oder ob sich dies auch in vergleichbaren formellen Sprachproduktionen in Deutschland
findet.
Zusammengefasst finden wir damit zum einen eine deutliche Registerdifferenzierung für das
Deutsche in Namibia, bei der insbesondere lexikalische Entlehnungen stärker mit informellen
Gesprächen assoziiert sind, während das formelle Register nah am Standarddeutschen in
Deutschland ist. Zum anderen finden sich jedoch auch im formellen Register noch namibiatypische
Entlehnungen sowie grammatische Muster, die auf eine eigene namibische Varietät hinweisen.
Wie ein erster Blick auf soziolinguistische Daten zeigte, passen die sprachlichen Befunde zu
einstellungsbezogenen Mustern. Standardsprachideologien und sprachpuristische Einstellungen
unterstützen hier einen Sprachgebrauch, der nah am Standarddeutschen ist, während eine lokale,
„namibische“ Identität durch stärker nichtkanonische Sprachpraktiken ausgedrückt wird, die durch
Entlehnung geprägt sind; informelle vs. formelle Register können hier einer differentiellen Stützung
von Gruppenidentitäten dienen.
Das Deutsche in Namibia erweist sich damit als besonders interessante
Untersuchungsdomäne zur Erforschung von Registerdynamiken im Sprachkontakt und der
Interaktion lexikalischer, grammatischer und einstellungsbezogener Tendenzen. Für zukünftige
Studien ist geplant, die hier vorgestellten ersten Ergebnisse an breiteren Daten aus dem
Namdeutsch-Korpus zu überprüfen. Weitere Untersuchungen sollen die Salienz und Bewertung der
aufgefundenen lexikalischen und strukturellen Muster in formellen vs. informellen
Gesprächssituationen testen.
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