Content uploaded by Dennis T. John
Author content
All content in this area was uploaded by Dennis T. John on Feb 21, 2025
Content may be subject to copyright.
Originalarbeit
Präv Gesundheitsf
https://doi.org/10.1007/s11553-018-0670-1
Eingegangen: 23. Juni 2018
Angenommen: 12. September 2018
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil
von Springer Nature 2018
Andreas Nagel1· Dennis John2· Annette Scheder3· Niko Kohls1
1Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, HAWCoburg, Coburg, Deutschland
2FOM Hochschule für Oekonomie & Management, Augsburg,Deutschland
3Bereich Gesundheitsförderung, AOK Bayern, Nürnberg, Deutschland
Klassisches oder digitales
Stressmanagement im Setting
Hochschule?
Vergleich der Wirksamkeit von
Entspannungstrainings mit und ohne
digitale Entspannungsübungen
Hintergrund und Fragestellung
Studierende in Deutschland sind ei-
ne vulnerable und psychisch belastete
Gruppe [4,35,38,41,42,53]. Besonders
vor dem Hintergrund stetig steigen-
der Studierendenzahlen sowie hohen
Studienabbruchquoten gewinnen Maß-
nahmen – v.a. innovative Ansätze –
zur Entspannung sowie zur Redukti-
on psychischer Belastungen für diese
Zielgruppe zunehmend an Bedeutung
[27,49]. Jedoch mangelt es v.a. bei
digitalen Angeboten wie Apps bisher
an einer empirischen Überprüfung im
Sinne der Evidenzbasierung [11]. Die
vorliegende Pilotstudie zur Evaluation
der Entspannungs-App „AOK Relax“
versteht sich daher als ein Beitrag, diese
offene Forschungsfrage zu adressieren.
Psychische Belastungen als wissen-
schaliches Konzept beschreiben die
Auswirkungen von Umweltfaktoren und
psychosozialen Bedingungen auf die
physische und psychische Gesundheit
von Menschen [19,29,37,47]. Die Ent-
stehung von psychischen Belastungen
hängt von der Wahrnehmung der Belas-
tungen und deren Bewertung sowie den
individuellen Ressourcen und Fähigkei-
ten für eine erfolgreiche Bewältigung ab
[37]. Des Weiteren scheinen Erfahrun-
gen, die mit einem Verlust von Kontrolle
einhergehen, psychische Belastungen zu
verursachen [10,48].
Die gesundheitlichen Auswirkungen
von psychischen Belastungen sind be-
reits umfassend erforscht und sie schei-
nen einen starken Einfluss auf die Ent-
wicklung und das Fortschreiten vieler Er-
krankungen zu haben [6,8,9,50], bei-
spielsweise hinsichtlich Herz-Kreislauf-
Erkrankungen [16,32,45,46], Depres-
sionen [17,56] und immunologischen
Erkrankungen [14,15,18]. Darüber hi-
naus sind psychische Belastungen mit ei-
ner höheren Gesamtmortalitätsrate asso-
ziiert [44]. Daher gelten psychische Be-
lastungen als ein lebensstilbedingter Ri-
sikofaktor für viele gesundheitliche Be-
einträchtigungenund Krankheitsgesche-
hen.
Nach aktuellem wissenschalichem
Forschungsstand leidet die gesamtdeut-
sche Bevölkerung zunehmend an psychi-
schen Belastungen [26,34,36]unddie
Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psy-
chischer Erkrankungen sind in den letz-
ten 10 Jahren angestiegen [2]. Betrachtet
man die Population der Studierenden
in Deutschland, zeigt sich, dass diese
Gruppe solchen Belastungen in beson-
ders hohem Maße ausgesetzt ist. Denn
sie sind deutlich höher als in Vergleich-
spopulationen [4,35,38,53] und stellen
für Studierende ein großes Gesund-
heitsrisiko dar [52]. Daher gewinnen
wirksame und einfach zu implementie-
rende, niederschwellige Interventionen
zur psychischen Entspannung und Be-
lastungsreduktion im Allgemeinen wie
auch im Speziellen für Studierende an
Bedeutung.
Eine neuere Entwicklung im Bereich
psychischer Entspannung und Belas-
tungsreduktion sind Apps für Smart-
phones, die ihre Nutzer mit Übungen
und Anleitungen im Umgang mit und
bei der Bewältigung von psychischen
Belastungen unterstützen sollen. Ins-
besondere Apps mit evidenzbasierten
Inhalten, guter Bedienbarkeit und leich-
ter Funktionalität besitzen augenschein-
lich das Potential, Individuen hierbei
erfolgreich zu unterstützen [11,12]. Al-
lerdings fehlen für solche Apps bisher
Wirksamkeitsstudien [11,12].
In der vorliegenden Pilotstudie wird
erstmals untersucht, ob die Entspan-
nungs-App „AOK Relax“ bei Studieren-
den im lebensweltlichen Kontext Hoch-
schule die psychischen Belastungen re-
duzieren und die Achtsamkeit sowie das
Wohlbefinden steigern kann. Dabei wird
auch überprü, ob eine Kombination der
App mit einem achtsamkeitsbasierten
Stressbewältigungskurs dessen Wirkung
verstärkt und wie ein solcher Kurs als
alleinige Maßnahme wirkt. Kontrastiert
werden die Ergebnisse mit denen ei-
ner Kontrollgruppe. Die Studie hat das
Ziel herauszufinden, welche der drei
Interventionen das größte Potential be-
sitzt, die psychische Gesundheit von
Studierenden zu stärken.
Prävention und Gesundheitsförderung
Originalarbeit
Abb. 1 9Studienverlaufs-
diagramm; IG Interventi-
onsgruppe; IGF Bachelor-
studiengang „Integrative
Gesundheitsförderung“;
nAnzahl; Sem. Semester;
T1 26.10. - 04.11.2016;
T2 07.12. - 16.12.2016;
TN Teilnehmer; WS Winter-
semester
Studiendesign und
Untersuchungsmethoden
Die Studie wurde an der Hochschule für
angewandte Wissenschaen und Küns-
te Coburg (HAW Coburg) durchgeführt,
welche im Wintersemester 2016/17 ins-
gesamt 20 Bachelor- und 13 Master-Stu-
diengänge anbot und an der 5313 Stu-
dierende immatrikuliert waren.
Bei der vorliegenden Studie handelt
es sich um eine 4-armige teilrando-
misierte Interventionsstudie mit einer
Kontrollgruppe und Mixed-methods-
Ansatz, die im Zeitraum vom 26.10.2016
bis 16.12.2016 durchgeführt wurde
(.Abb. 1).Sieumfasste3Interventi-
onsgruppen und eine Kontrollgruppe,
die vor Beginn der Interventionen (T1;
26.10.–04.11.2016) und nach deren Ende
(T2; 07.12.–16.12.2016) jeweils identi-
sche Onlineumfragen mit validierten
Fragebogen zu den Konstrukten psy-
chische Belastungen (Perceived Stress
Questionnaire, PSQ [22]), Achtsam-
keit (Freiburg Mindfulness Inventory,
FMI-13 [55]) und Wohlbefinden (Wohl-
befindens-Index, WHO-5D [3]) sowie
Fragen zu soziodemografischen Daten
ausfüllten. Mit 12 Teilnehmerinnen der
Interventionsgruppen wurden nach Be-
endigung der Interventionen ergänzend
Interviews geführt, um herauszufinden,
welche Gründe es für eine Teilnahme
oder auch eine Nicht-Teilnahme an den
Interventionen gab und welche Ver-
besserungen sich die Teilnehmerinnen
wünschen, um dies in Zukun berück-
sichtigen zu können.
Die Interventionen der drei Interven-
tionsgruppen erstreckten sich jeweils von
T1 bis T2. Die erste Interventionsgruppe
(IG) verwendete in diesem Zeitraum die
App „AOK Relax“ als Instrument zur
Entspannung (IG App; n= 17), die 2. In-
terventionsgruppe absolvierte den 8-wö-
chigen Stressbewältigungskurs „Stress-
bewältigung mithilfe der Mind-Body-
Medizin“ ([21]; IG Kurs; n= 12) und die
dritte Interventionsgruppe durchlief den
gleichen Kurs und verwendete zusätz-
lich begleitend die App „AOK Relax“
(IG App+ Kurs; n=8).
Zur Teilnahme an der Studie wurden
alleStudierendeder HAWCoburg, dieim
Wintersemester 2016/17 immatrikuliert
sind (n= 5313), per E-Mail eingeladen.
Die Teilnahme an den Interventions-
gruppen war aus studienökonomischen
und organisatorischen Gründen nur für
das erste (n= 46), das dritte (n= 39) und
dassiebte (n= 42) Semester des Bachelor-
Studiengangs „Integrative Gesundheits-
förderung“ der Fakultät Soziale Arbeit
und Gesundheit möglich (.Abb. 1). Der
Stressbewältigungskurs „Stressbewälti-
gung mithilfe der Mind-Body-Medizin“
[21] ist obligatorischer Bestandteil des
Bachelor-Studiengangs „Integrative Ge-
sundheitsförderung“. Somit konnte hier
auf bereits bestehende und etablier-
te Strukturen zurückgegriffen werden.
Organisatorische Rahmenbedingungen
verhinderten eine Ausweitung des Kurs-
angebots und der App „AOK Relax“ auf
weitere Studiengänge und Semester.
Um die interne Validität der Studie zu
erhöhen, wurden die Studierenden des
dritten Semesters „Integrative Gesund-
heitsförderung“ randomisiert den bei-
Prävention und Gesundheitsförderung
Zusammenfassung · Abstract
Präv Gesundheitsf https://doi.org/10.1007/s11553-018-0670-1
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2018
A.Nagel·D.John·A.Scheder·N.Kohls
Klassisches oder digitales Stressmanagement im Setting Hochschule? Vergleich der Wirksamkeit von
Entspannungstrainings mit und ohne digitale Entspannungsübungen
Zusammenfassung
Hintergrund. Studierende in Deutschland
sind eine vulnerable und besonders stark
durch psychische Belastungen betroffene
Gruppe. Daher gewinnen Maßnahmen zur
Reduktion psychischer Belastungen – insbe-
sondere innovative Ansätze – zunehm end an
Bedeutung.
Fragestellung. In dieser teilrandomisier-
ten 4-armigen Interventionsstudie mit
Kontrollgruppe wurde überprüft, ob bei
Studierenden der Hochschule Coburg durch
die Smartphone-App „AOK Relax“, einen
achtsamkeitsbasierten Stressbewältigungs-
kurs oder eine Kombination aus beiden die
psychischen Belastungen reduzier t und die
Achtsamkeit sowie das Wohlbefinden gestärkt
werden können.
Methode. Es werden zu Beginn (T1) und
am Ende (T2) des Interventionszeitraums
(Wintersemester 2016/17) Achtsamkeit
(Freiburg Mindfulness Inventory, FMI-13),
Wohlbefinden (Wohlbefindens-Index, WHO-
5D) sowie die aktuelle subjektiv erlebte
Belastung (Perceived Stress Questionnaire,
PSQ) gemessen. Um Veränderungen im
Studienverlauf zu untersuchen werden der
Wilcoxon-Test sowie die Effektstärke dvon
Cohen berechnet. Die Inte rventionsgruppen
bestehen ausschließlich aus weiblichen
Studierenden.
Ergebnisse. Studentinnen, die ausschließlic h
die App ver wendeten (n= 17), zeigten einen
Anstieg der Achtsamkeit (p=n.s.,d= 0,43).
Bei den Teilnehmerinnen des Kurses (n= 12)
war ebenfalls ein Anstieg der Achtsamkeit
(p< 0,01, d= 1,10) wie auch des Wohlbefin-
dens (p< 0,05, d= 0,79) und eine Abnahme
der psychischen Belastungen (p< 0,05,
d= 0,54) feststellbar. Die Kombination von
Kurs und App führte bei den Teilnehmerinnen
(n= 8) zu einem Anstieg der Achtsamkeit
(p=n.s.,d= 0,55) und des Wohlbefindens
(p=n.s.,d= 0,46) sowie einer Abnahme
der psychischen Belastungen (p=n.s.,
d= 0,31). Bei der Kontrollgruppe (n= 57) war
ein Anstieg der psychischen Belastungen
(p< 0,05, d= 0,19) feststellbar.
Diskussion. Niederschwellig implementier-
und nutzbare Apps mit Entspannungsübun-
gen scheinen Studierende vor einem weiteren
Stressanstieg im Verlauf des Semesters schüt-
zen zu können. Der Kurs und die Kombination
von Kurs und App scheinen eine effektive
und praktikable Maßnahme zu sein, um die
psychische Gesundheit von Studierenden
zu stärken und die Stressbelastungen zu
reduzieren.
Schlüsselwörter
Achtsamkeit · App · Digitalisierung · Psychische
Belastungen · Stressbewältigung
Conventional or digitalized stress management in a university setting? Comparison of outcomes of an
in-person training relaxation program with and without digitalized smartphone components
Abstract
Background. German students are a vulne-
rable group that is particularly burdened by
psychological strains. Therefore, interventions
to reduce psychological strains—especially
innovative approaches—are becoming
increasingly important.
Objectives. This partially randomized study
with three intervention groups and one
control group investigated if the mobile
app “AOK Relax”, a mindfulness-based stress
management course or a combination of both
is capable to reduce psychological strains and
to strengthen mindfulness and well-being in
students of Coburg University.
Methods. At the beginning ( T1) and end
(T2) of the intervention period (winter
semester 2016/17) participants’ mindfulness
(Freiburg Mindfulness Inventory, FMI-13),
well-being (Well-being-index, WHO-D5)
and psychological distress (Perceived Stress
Questionnaire, PSQ) were measured. Wilcoxon
test and Cohens d were calculated to analyze
changes during the study period.
Results. Students solely using the app
(n= 17) showed an increase in mindfulness
(p=notsignificant[n.s.],d= 0.43). Students
participating in the course (n= 12) also
showed increased mindfulness (p< 0.01,
d= 1.10), well-being (p< 0.05, d= 0.79) and
a decrease in psychological distress (p< 0.05,
d= 0.54). The combination of the course
and the app (n= 8) results in an increase of
mindfulness (p=n.s.,d= 0.55) and well-
being (p=n.s.,d= 0.46) plus a decrease in
psychological distress (p=n.s.,d= 0.31). In
contrast, increased distress (p< 0.05, d= 0.19)
was determined in the control group (n= 57).
Conclusion. Apps that are easy to implement
and use may have the potential to prevent
increase in student distress over the course
of the semester.However, the mindfulness-
based stress management course and
particula rly the combination of both seem to
be a promising and feasible intervention to
not only reduce distress but actually imp rove
mental health-related parameters such as
mindfulness.
Keywords
Mindfulness · Mobile apps · Digitalization ·
Psychological distres s · Stress reduct ion
den I nterve ntionsg rupp en IG App + Kurs
und IG Kurs zugeteilt (.Abb. 1). Hiermit
sollte auch ein möglicher Effekt des Ein-
flussesderKursleitersowiederGruppen-
zusammensetzung minimiert werden.
Interventionen
Stressbewältigungskurs
Das multimodale und achtsamkeits-
basierte Stressbewältigungsprogramm
„Stressbewältigung mithilfe der Mind-
Body-Medizin“ [21]bestehtausinsge-
samt 8 Modulen von je 90min Dauer,
in denen achtsamkeitsbasierte Entspan-
nungstechniken von einem Kursleiter
vermittelt und gemeinsam geübt wer-
den. Die Wirksamkeit des Programms
ist gut belegt [20].
Prävention und Gesundheitsförderung
Originalarbeit
Entspannungs-App „AOK Relax“
Die Entspannungs-App „AOK Relax“ ist
eine Entwicklung der AOK Bayern – Die
Gesundheitskasse [1]. Sie enthält Video-
anleitungen zur progressiven Muskelent-
spannung, zum autogenen Training und
zu achtsamkeitsbasierter Meditation. Die
gesundheitsförderliche Wirkung dieser
3 Verfahren im Rahmen von Präsenz-
kursen ist durch Studien gut belegt [5,
13,20,23–25,28,30,31,33,39,40,
51,54]undsiezählenzudenvonden
gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen
des § 20 SGB V als förderfähig akzep-
tierten Stressbewältigungsverfahren. Die
Anwender der App können frei entschei-
den ob, wann und welche der enthalte-
nen Übungen sie anwenden sowie zwi-
schen2-bis15-minütigenÜbungenwäh-
len. Die App erstellt darüber hinaus an-
hand der Übungsdauer und -häufigkeit
ein individuelles Übungstagebuch sowie
basierend auf 3 Fragen zur Befindlichkeit
vor und nach den Übungen eine indi-
viduelle Entspannungskurve. Zusätzlich
enthält die App kurze Beschreibungen
der 3 Stressbewältigungsverfahren. Sie ist
kostenlos für Smartphones mit Android-
und iOS-Betriebssystem über die jewei-
ligen App-Stores erhältlich.
Ergebnisse
Da hinsichtlich der verwendeten Fra-
gebögen keine Normalverteilung vorlag,
wurden verteilungsfreie Tests zur Über-
prüfungderHypothesenverwendet. Die-
se waren zur Testung von Unterschieden
vonT1zuT2innerhalbeinerGruppeder
Wilcoxon-Test und zur Testung von Un-
terschiedenzuT1zwischenden4Grup-
pen der Kruskal-Wallis-Test sowie der
Mann-Whitney-Test.
Zur Messung der Effektstärke wur-
den für die Mittelwertdifferenzen von
T1 zu T2 innerhalb einer Gruppe das
Effektstärkenmaß Cohen’s d mittels ge-
poolter Standardabweichung berechnet
[7]. Die Effektstärke ist ein Maß für
die tatsächliche Mittelwertdifferenz, un-
abhängig von der Stichprobengröße.
Hiermit wurden die Intragruppenunter-
schiede der Mittelwerte von T1 zu T2
je Gruppe kontrastiert. Hinsichtlich der
Bewertung der Effektstärken wurde die
von Cohen (1992) empfohlene Syste-
matik angewendet: d≤0,2= kein Effekt,
d> 0,2 = kleiner Effekt, d> 0,5= mittlerer
Effekt und d>0,8=großer Effekt.
Die Teilnehmerzahlen sind im Studi-
enverlaufsdiagramm dargestellt(.Abb. 1).
In die Studienstichprobe wurden nur
diejenigen Teilnehmer aufgenommen,
von denen Daten zu beiden Messzeit-
punkten vorliegen. Soziodemografische
DatenwurdenzuBeginnderStudie(T1)
erhoben und sind in .Ta b. 1auf geführt.
Da die Teilnehmer der Interventions-
gruppen ausschließlich weiblich waren,
in der Kontrollgruppe jedoch beide
Geschlechter vorhanden waren, wurde
überprü, ob in der Kontrollgruppe Un-
terschiede zwischen den Geschlechtern
hinsichtlich der untersuchten Konstruk-
te bestanden. Der Mann-Whitney-Test
zeigte, dass keine signifikanten Unter-
schiede zwischen den Geschlechtern
in der Kontrollgruppe vorlagen (FMI-
14: Z= –1,54, p=n.s.; PSQ: Z= –0,84,
p=n.s.; WHO-D5: Z= –0,67, p= n .s.).
Auch der Kruskal-Wallis-Test ergab
keine signifikanten Unterschiede zwi-
schen den 4 Gruppen (FMI-14: χ2= 5,26,
p=n.s.; PSQ: χ2= 2,79, p=n.s.; WHO-
D5: χ2= 2,63, p=n.s.). Somit waren
die Gruppen hinsichtlich der zu un-
tersuchenden Merkmale miteinander
vergleichbar.
Kontrollgruppe
Bei den Teilnehmern der Kontrollgrup-
pe zeigten sich im Verlauf der Studie
keine signifikanten Veränderungen der
Achtsamkeit und des Wohlbefindens
(.Tab. 2) und die Effektstärken wa-
ren <0,2 (.Tab. 3). Jedoch nahmen die
psychischen Belastungen signifikant zu
(p< 0,05, .Ta b. 2;d≤0,2, .Tab. 3).
IG App
Es gab keine signifikante Veränderung
der Achtsamkeit, des Wohlbefindens und
derpsychischenBelastungenbei den Teil-
nehmerinnen der IG App (.Tab. 2). Al-
lerdings zeigten sich kleine Effektstärken
hinsichtlich einer Zunahme der Acht-
samkeit (d= 0,29, .Tab. 3).
IG App + Kurs
Die Kombination von Kurs und App
führte bei den Teilnehmerinnen zu kei-
nen signifikanten Veränderungen der
Achtsamkeit (.Ta b. 2). Gleiches gilt
für das Wohlbefinden und die psychi-
schen Belastungen (.Tab. 2). Kleine
Effektstärken wurden bezüglich einer
Abnahme der psychischen Belastun-
gen belegt (d= 0,31, .Tab. 3). Mittlere
Effektstärken zeigten sich bei der Zu-
nahme der Achtsamkeit gemessen mit
dem FMI-14 (d= 0,55, .Tab. 3)unddes
Wohlb e find e ns (d= 0,46, .Tab. 3).
IG Kurs
Bei den Kursteilnehmerinnen stiegen im
Verlau f d e r S tudi e d i e Achtsam k e it (FM I -
14: p< 0,01, .Tab. 2)unddasWohlbe-
finden signifikant an (p< 0,05, .Ta b. 2)
und die psychischen Belastungen nah-
men signifikant ab (p< 0,05, .Tab. 2).
Des Weiteren zeigten sich bei der IG Kurs
mittlere Effektstärken bei der Abnahme
der psychischen Belastungen (d= 0,54,
.Tab. 3) und der Zunahme des Wohlbe-
findens (d= 0,79, .Ta b. 3) sowie große
Effektstärken bezüglichder Zunahme der
Achtsamkeit (FMI-14: d= 1,10, .Tab. 3).
Diskussion
EinenGesamtüberblickzudenzentra-
len Ergebnissen dieser Studie gibt die
.Tab. 4. Dersignifikante Anstieg derpsy-
chischen Belastungen im Verlauf des Se-
mesters bei der Kontrollgruppe wurde
vermutlich durch die am Ende des Se-
mestersanstehenden Prüfungsleistungen
verursacht.
Bei den Studierenden der IG App war
dieser Anstieg hingegen nicht feststell-
bar und die App zeigte scheinbar eine
Art protektive Wirkung bezüglich einer
Zunahme der psychischen Belastungen.
Ein Grund für ausbleibende Verbesse-
rungendurch die App kann deren geringe
Ver wendung durch die Teilnehmerinnen
sein. Denn mehr als die Häle der Teil-
nehmerinnen verwendete die App we-
niger als einmal pro Woche und knapp
ein Viertel nutzte sie nur ein- bis 2-mal
pro Woche. Folglich ist es wahrschein-
Prävention und Gesundheitsförderung
Tab. 1 Soziode mografische Daten
IG App
(n= 17)
IG
App + Kurs
(n=8)
IG Kurs
(n= 12)
Kontrollgruppe
(n= 57)
Alter (Jahre) M21,18 21,38 21,75 22,12
SD 2,46 2,00 2,73 2,63
Min 18 19 19 18
Max 25 25 27 34
ØSmartphone-
nutzungproTag(h)
M4,24 4,13 3,92 3,36
SD 2,44 2,10 2,07 2,38
Min 1 2 2 1
Max 10 810 15
Geschlechta
Weiblich –100,0 100,0 100,0 63,2
Männlich –0,0 0,0 0,0 36,8
Familienstanda
Ledig –58,8 37,5 66,7 38,6
In einer Beziehung –41,2 62,5 33,3 56,1
Verheiratet –5,3 0,0 0,0 3,5
Getrennt lebend –0,0 0,0 0,0 1,8
Angestrebter Abschlussa
Bachelor –100,0 100,0 100,0 89,5
Master –0,0 0,0 0,0 10,5
Fachsemestera
1 – 70,6 0,0 0,0 17,5
2 – 0,0 0,0 0,0 5,3
3 – 0,0 100,0 100,0 17,5
4 – 0,0 0,0 0,0 1,8
5 – 0,0 0,0 0,0 22,8
6 – 0,0 0,0 0,0 0,0
7 – 29,4 0,0 0,0 22,8
8 – 0,0 0,0 0,0 1,8
9 – 0,0 0,0 0,0 8,8
10 –0,0 0,0 0,0 0,0
11 –0,0 0,0 0,0 1,8
Fakult äta
Angewandte Natur-
wissenschaften
–0,0 0,0 0,0 7,0
Design –0,0 0,0 0,0 14,0
Elektrotechnik und
Informatik
–0,0 0,0 0,0 7,0
Maschinenbau und
Automobiltechnik
–0,0 0,0 0,0 17,4
Soziale Arbeit und
Gesundheit
–100,0 100,0 100,0 42,1
Wirtschaft –0,0 0,0 0,0 12,2
IG Interventionsgruppe, MMittelwert, nAnzahl, SD „standard deviation“ (Standardabweichung)
aAngaben in Prozent
lich, dass die App daher ihre potentielle
Wirkung nicht entfalten konnte.
Die Ergebnisse der IG Kurs zeigen,
dass der achtsamkeitsbasierte Stressbe-
wältigungskurs bei Studierenden eine ef-
fektive Maßnahme zur Steigerung der
Achtsamkeit und des Wohlbefindens und
zurReduktionderpsychischenBelastun-
gen zu sein scheint. Das verdeutlichen
insbesondere die mittleren bis großen Ef-
fektstärken (.Tab. 3).
Die Kombination der beiden In-
terventionen Kurs und App führte zu
kleinen bis großen Effekten hinsichtlich
einer Verbesserung der Achtsamkeit,
des Wohlbefindens und der psychischen
Belastungen. Allerdings fielen diese Ef-
fektstär ken b ei de r IG App + Kurs i m
Vergleich zur IG Kurs teilweise geringer
aus (.Tab. 3). Möglicherweise zeigen
sich hier trotz der Teilrandomisierung
Einflüsse der verschiedenen Kursleiter
und Gruppenzusammensetzungen auf
die Teilnehmer. Dass diese Verbesserun-
gen nicht signifikant sind lag vermutlich
an der geringen Teilnehmerzahl. Auch
habeninderIGKursmehrStudentinnen
an allen Kursterminen teilgenommen als
in der IG App + Kurs, was ebenfalls eine
potentielleUrsachefürdieUnterschie-
de zwischen den beiden Gruppen sein
kann. Ob hingegen die App „AOK Re-
lax“ zu den verschiedenen Ergebnissen
beigetragen hat, konnte anhand dieser
Studie nicht beantwortet werden.
Die Kombination von Kurs und App
führte im Vergleich zum Kurs als allei-
nige Maßnahme nicht zu zusätzlichen
Verbesserungen und es traten keine syn-
ergetischen Effekte auf. Ein möglicher
Grund hierfür ist, dass die Inhalte und
Übungen der App „ AOKRelax“ nicht auf
die des Stressbewältigungskurses abge-
stimmt waren, sondern unabhängig von
diesem entwickeltwurden und somit den
Kurs evtl. nicht schlüssig ergänzten und
unterstützten.
Die bei der Kontrollgruppe beobach-
tete signifikante Zunahme der psychi-
schen Belastungen steht im Einklang mit
dem aktuellen Forschungsstand zu psy-
chischen Belastungen bei Studierenden
[4,35,38,52,53]. Auch die Auswirkun-
gen des Kurses auf die Achtsamkeit, die
psychischen Belastungen und das Wohl-
befinden der Studierenden stimmen
Prävention und Gesundheitsförderung
Originalarbeit
Tab. 2 Wilcoxon-Test
IG App
(n= 17)
IG App + Kurs
(n=8)
IG Kurs
(n= 12)
Kontrollgruppe
(n= 57)
FMI-14 MdnT1 2,85 3,04 2,42 2,92
MdnT2 3,15 3,12 3,04 2,92
Z–1,36a–1,26a–2,94a–0,31a
p(2-seitig) 0,17 0,21 <0,01 0,75
PSQ MdnT1 2,15 2,30 2,58 2,35
MdnT2 2,35 2,33 2,45 2,50
Z–0,39b–1,06b–2,23b–2,04a
p(2-seitig) 0,70 0,29 <0,05 <0,05
WHO-5D MdnT1 2,40 2,20 2,10 2,20
MdnT2 2,60 2,80 2,60 2,40
Z–0,54b–1,02a–2,54a–0,27b
p(2-seitig) 0,59 0,31 <0,05 0,78
IG Interventionsgruppe, Mdn Median, nAnzahl, pSignikanzwert, T1 26.10.–04.11.2016,
T2 07.12.–16.12.2016, ZZ-Wert
aBasiert auf negativen Rängen
bBasiert auf positiven Rängen
Tab. 3 M ittelwert, Standardabweichung und Cohen’s d
T1 T2
nMSD nMSD MT2–MT1 d
FMI-14 IG App 17 2,90 0,48 17 3,04 0,42 0,13 0,29
IG App + Kurs 82,91 0,44 83,13 0,32 0,21 0,55
IG Kurs 12 2,53 0,56 12 3,04 0,35 0,51 1,10
Kontrollgruppe 57 2,86 0,52 57 2,86 0,51 0,00 0,00
PSQ IG App 17 2,36 0,54 17 2,32 0,43 –0,03 0,07
IG App + Kurs 82,27 0,30 82,18 0,31 –0,09 0,31
IG Kurs 12 2,63 0,63 12 2,35 0,37 –0,28 0,54
Kontrollgruppe 57 2,39 0,55 57 2,49 0,59 0,11 0,19
WHO-5D IG App 17 2,62 0,91 17 2,55 0,95 –0,07 0,08
IG App + Kurs 82,50 0,81 82,85 0,69 0,35 0,46
IG Kurs 12 2,02 1,05 12 2,75 0,79 0,73 0,79
Kontrollgruppe 57 2,37 1,03 57 2,33 0,96 –0,04 0,04
dCohen’s d, IG Interventionsgruppe, MMittelwert, nAnzahl, SD „standard deviation“ (Standardab-
weichung), T1 26.10.–04.11.2016, T2 07.12.–16.12.2016
mit bisherigen Forschungsergebnissen
zu achtsamkeitsbasierten Stressbewälti-
gungskursen [23,25,33]überein[20,
39]. Die vorliegende Studie liefert erste
Hinweise,dassdieNutzungvondigitalen
Entspannungsübungen per Smartphone
einen Anstieg der subjektiven psychi-
schen Belastung im Semesterverlauf
wirksam verhindern kann.
Schlussfolgerung
Apps stellen niedrigschwellige und leicht
implementierbare Interventionen dar,
über die verschiedene Inhalte der Ge-
sundheitsförderung zeit- und ortsunab-
hängig vermittelt werden können. Sie
besitzen darüber hinaus das Potential,
auch solche Personen zu erreichen, de-
nen einen Teilnahme an Interventionen
im Präsenzkursformat nicht möglich ist
oder die sich eine hohe Flexibilität der
Angebote wünschen.
Aus den Resultaten der Studie kön-
nen wichtige Hinweise für die Praxis
abgeleitet werden. So bedeutet die in
dieser Studie fehlende Wirksamkeit
der Entspannungs-App „AOK Relax“
keineswegs, dass diesem innovativen
digitalen Ansatz fehlende Wirksamkeit
unterstellt werden darf. Denn sie scheint
die bei der Kontrollgruppe festgestellte
Zunahme der psychischen Belastun-
gen zu verhindern. Allerdings scheint
durch eine alleinige digitale Lösung ein
niederschwelliger Einstieg in Verfah-
ren zur psychischen Entspannung und
Reduktion von psychischen Belastun-
gen schwerzufallen. Es ist daher ratsam,
dem Einsatz einer App einen Einfüh-
rungskursvorzuschalten.Dieskönnte
als Präsenzformat oder auch in digi-
taler Form beispielsweise als Webinar
umgesetzt werden. Hierbei sollten die
Teilnehmer das Verfahren durch einen
qualifizierten Kursleiter erläutert be-
kommen und die Möglichkeit erhalten,
Nachfragen zu stellen sowie sich mit
anderen Teilnehmern auszutauschen.
Dies hatten die Teilnehmer der Studie
in den Interviews als Verbesserungsvor-
schlag angebracht. Des Weiteren können
Apps möglicherweise Personen dabei
unterstützen, auch über die Dauer ei-
nes Präsenzkurses hinaus die erlernten
Verfahren weiter regelmäßig zu üben.
Auch sollten Zielgruppen an der Ent-
wicklung und Gestaltung einer App mit-
wirken, um deren Bedürfnisse und Wün-
sche an die App berücksichtigen zu kön-
nen und so die Nutzung zu erhöhen. Die
interviewten Nutzer wünschten sich da-
rüber hinaus eine umfangreiche Indivi-
dualisierbarkeit der App, beispielsweise
hinsichtlich Stimmen der Sprecher oder
Erinnerungsfunktionen.
Eine weitere Einsatzmöglichkeit einer
App wie „AOK Relax“ ist die Begleitung
und Unterstützung von Präsenzkursen,
wie jene von den Krankenkassen nach
§ 20 SGB V geförderten. Hierbei sollte
die App auf den Kurs und dessen Inhal-
te angepasst und abgestimmt sein, um
Verwirrung und Frustration bei den Teil-
nehmern zu vermeiden. Ebenso können
Entspannungs-Appsauch gut im betrieb-
lichen Kontext im Rahmen eines betrieb-
lichen Gesundheitsmanagements imple-
mentiert werden [43].
Generell sollten die Bemühungen zur
Evaluation von Apps zur psychischen
Entspannung und Reduktion der psychi-
schen Belastungen in den jeweiligen le-
bensweltlichen Settings intensiviert wer-
Prävention und Gesundheitsförderung
Tab. 4 Zusammenfassung der Ergebnisse von Cohen’s d und Wilcoxon-Test
IG App
(n= 17)
IG App + Kurs
(n=8)
IG Kurs
(n= 12)
Kontrollgruppe
(n= 57)
dWilcoxon-Test dWilcoxon-Test dWilcoxon-Test dWilcoxon-Test
FMI-14 +(↑)n. s. ++ (↑)n. s. +++ (↑)** (↑)k.E. n. s.
PSQ k.E. n.s. +(↓)n. s. ++ (↓)*(↓)k.E. *(↑)
WHO-5D k.E. n.s. ++ (↑)n. s. ++ (↑)*(↑)k.E. n.s.
dCohen’s d, IG Interventionsgruppe, n. s. nicht signikant, + kleiner Eekt (d> 0,2), ++ mittlerer Eekt (d> 0,5), +++ großer Eekt (d> 0,8), k.E. kein Eekt
(d≤0,2),↑Zunahme, ↓Abnahme
*p< 0,05; **p< 0,01;
den. Denn trotz einer kaum zu über-
blickenden Vielzahl solcher Anwendun-
gen existieren bis dato kaum evaluierte
Apps und im deutschsprachigen Bereich
fehlen gegenwärtig evidenzbasierte For-
schungsbeiträge. Das Studiendesign die-
ser Studie hat sich hierbei als praktika-
bel und leicht implementierbar erwiesen
und kann als konzeptionelle Grundlage
für zukünige Studien mit weiteren und
größeren Populationen dienen.
Der Stressbewältigungskurs „Stress-
bewältigung mithilfe der Mind-Body-
Medizin“ hat sich in dieser Studie erneut
als eine wirksame Maßnahme zur Stär-
kung der psychischen Gesundheit von
Studierenden gezeigt. Daher gilt es umso
mehr,wirksame Stressbewältigungskurse
als einen festen Bestandteil für Studie-
rende an HAWs und Universitäten zu
etablieren, um dieser vulnerablen und
psychisch belasteten Gruppe eine wirk-
same Hilfe anzubieten. Vorstellbar wäre
ein Angebot von Stressbewältigungs-
kursen beispielsweise im Rahmen des
„Studium Generale“.
Limitationen
4Aus studienökonomischen Gründen
bedingte Zusammensetzung der
Interventionsgruppen,
4Teilnehmer sind ausschließlich
Studierende,
4geringe Nutzung der Entspannungs-
App,
4geringe Teilnehmerzahl.
Stärken
4Aufwendiges und komplexes Längs-
schnittstudiendesign,
4Studiendesign hat sich bewährt
und kann bei weiteren Studien
angewendet werden,
4erste Interventionsstudie, welche
eine evidenzbasierte und anerkannte
Maßnahme der Stressbewältigung
mit einer Entspannungs-App, sowie
einer Kombination der beiden Ver-
fahren miteinander vergleicht und
zusätzlich mit einer Kontrollgruppe
kontrastiert,
4Studie leistet ersten Beitrag zu mehr
Evidenzbasierung hinsichtlich inno-
vativer digitaler Interventionen im
Bereich der Gesundheitsförderung.
Letztendlich soll diese Pilotstudie auch
ein erster Beitrag sowie ein Anstoß zur
weiteren Erforschung und Evaluation
von digitalen Angeboten und Lösungen
im Bereich der Gesundheitsförderung
sein. Denn es gilt, im Sinne der Evi-
denzbasierung, die stetig wachsende
Anzahl an digitalen Angeboten zur Ge-
sundheitsförderung und zur Reduktion
psychischer Belastungen zu evaluieren
und Kombinationen solcher Ansätze mit
bereits bestehenden und überprüen
analogen Angeboten weiter zu erfor-
schen. Denn solche digitalen Angebote
scheinen insbesondere in Kombination
mit Präsenzkursen ein großes Nutzen-
potential für die Gesundheitsförderung
und ihre Zielgruppen in lebensweltli-
chen Settings zu haben. Dieser Heraus-
forderung sollten sich Wissenschaler
wie auch Entwickler von Produkten
zur Gesundheitsförderung stellen und
sich dem Fortschreiten der Digitalisie-
rung nicht verschließen, um mögliche
Chancen und Lösungsansätze nicht zu
versäumen. Allerdings müssen stets Ri-
siken und Bedenken wie beispielsweise
hinsichtlich des Datenschutzes mitbe-
rücksichtigt und eingehend auch unter
ethischen Gesichtspunkten diskutiert
werden.
Fazit für die Praxis
4Die Entspannungs-App „AOK Relax“
schützt vor einem Anstieg psychi-
scher Belastungen.
4Achtsamkeitsbasierte Stressbewälti-
gungskurse stärken die psychische
Gesundheit von Studierenden.
4Eine App kann einen Stressbewälti-
gungskurs sinnvoll ergänzen, sollte
aber an dessen Inhalte adaptiert
werden.
4Die Einbindung der Zielgruppe ist
wichtig bei der Entwicklung einer
Entspannungs-App.
4Nutzer der Entspannungs-App wün-
schensichMöglichkeitenzumAus-
tausch untereinander sowie mit
erfahrenen Stressbewältigungstrai-
nern.
4Nutzer wünschen sich umfassende
Individualisierbarkeit einer Entspan-
nungs-App.
Korrespondenzadresse
Andreas Nagel
Fakul tä t Sozi ale A rb eit u nd
Gesundheit, HAW Coburg
Siebenlinden 1a,
96450 Coburg, Deutschland
andreas.nagel85@gmx.de
Förderung. DieStudiewurdevonderAOKBayern
finanziert
Prävention und Gesundheitsförderung
Originalarbeit
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt. A. Nagel, D. John, A. Scheder
und N. Kohls geben an, dass kein Interessenkonflikt
besteht. D.John und A. Scheder arbeiteten zum Zeit-
punkt der Studiebei der AOK Bayern.
Alle beschriebenen Untersuchungen amMenschen
wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethik-Kom-
mission, im Einklang mit nationalem Re cht sowie
gemäß der Deklaration vonHelsinki von 1975 (in der
aktuellen, überarbeiteten Fassung)durchgeführt. Von
allen beteiligten Patientenliegt eine Einverständniser-
klärung vor. Ein positives Votum der Ethikkommission
der HAW Coburglie gt vor.
Literatur
1. AOK Bayern (2017) AOK-App Relax. https://
bayern.aok.de/inhalt/die-aok-bayern-relax- app/.
Zugegriffen:19. Juni2018
2. BaduraB,DuckiA,SchröderHetal(2017)Fehlzei-
ten-Report2017.Springer,Berlin, Heidelberg
3. Brähler E, Mühlan H, Albani C et al (2007) Teststa-
tistische Prüfung und Normierung der deutschen
Versionen des EUROHIS-QOL Lebensqualität-
Index und des WHO-5 Wohlbefindens-Index.
Diagnostica53(2):83–96
4. Büttner TR,Dlugosch GE (2013) Stress im Studium.
PrävGesundheitsf 8(2):106–111
5. Chellew K, Evans P, Fornes-Vives J et al (2015) The
effect of progressive muscle relaxation on daily
cortisolsecretion.Stress 18(5):538–544
6. Chrousos GP, Gold PW (1992) The concepts
of stress and stress system disorders. JAMA
267(9):1244–1252
7. Cohen J (1992) A power primer. Psychol Bull
112(1):155–159
8. Cohen S, Janicki-Deverts D, Miller GE (2007)
Psychological stress and disease. JAMA
298(14):1685–1687
9. Cohen S, Janicki-Deverts D, Doyle WJ et al (2012)
Chronic stress, glucocorticoid receptor resistance,
inflammation, and disease risk. Proc Natl Acad Sci
USA109(16):5995–5999
10. Collins S, Karasek R (2010) Reduced vagal cardiac
control variance in exhausted and high strain
job subjects. Int J Occup Med Environ Health
23(3):267–278
11. Coulon SM, Monroe CM, West DS (2016) A
systematic, multi-domain review of mobile
Smartphone Apps for evidence-based stress
management.Am J Prev Med 51(1):95–105
12. Donker T, Petrie K, Proudfoot J et al (2013)
Smartphonesforsmar ter delivery of mental health
programs.J Med Internet Res 15(11):e247
13. Ernst E, Kanji N (2000) Autogenic training forstress
and anxiety: a systematic review. Complement
Ther Med 8(2):106–110
14. Esch T, Stefano GB, Fricchione GL et al (2002) An
overview of stressandits impact on immunological
disease.Mod Asp Immunobiol 2(4):187–192
15. Esch T, Stefano GB (2002) Proinflammation: a
common denominator or initiator of different
pathophysiological disease processes. Med Sci
Monit 8(5):HY1–HY9
16. Esch T, Stefano GB, Fricchione GL et al (2002)
Stress in cardiovascular diseases. Med Sci Monit
8(5):RA93–RA101
17. EschT, StefanoGB,FricchioneGL et al (2002) Stress-
related diseases: a potential role for nitric oxide.
Med Sci Monit 8(6):RA103–RA118
18. Esch T, Stefano GB, Fricchione GL et al (2002)
The role of stress in neurodegenerative diseases
and mental disorders. Neuro Endocrinol Lett
23(3):199–208
19. Esch T, Stefano GB (2010) The neurobiology
of stress management. Neuro Endocrinol Lett
31(1):19–39
20. Esch T, Sonntag U, Esch SM et al (2013) Stress
management and mind-body medicine: a ran-
domized controlled longitudinal evaluation of
students’ health and effects of a behavioral
group intervention at a middle-size German
university (SM-MESH). Forsch Komplementmed
20(2):129–137
21. Esch T,Esch SM (2013) Stressbewältigung mithilfe
der Mind-Body-Medizin. MWV, Medizinisch
WissenschaftlicheVerlagsgesellschaft,Berlin
22. Fliege H, Rose M, Arck P et al (2005) The Per-
ceived Stress Questionnaire (PSQ) reconsidered:
validation and reference values from different
clinical and healthy adult samples. Psychosom
Med67(1):78–88
23. Gotink RA, Chu P, Busschbach JJV et al (2015)
Standardised mindfulness-based interventions in
healthcare.PLoS ONE 10(4):e124344
24. GraweK, Donati R, Bernauer F (2001) Psychothera-
pieimWandel,5. Aufl. Hogrefe,Göttingen
25. Grossman P, Niemann L, Schmidt S et al (2004)
Mindfulness-based stress reduction and health
benefits.J Psychosom Res 57(1):35–43
26. Hapke U, Maske UE, Scheidt-Nave C et al
(2013) Chronischer Stress bei Erwachsenen
in Deutschland : Ergebnisse der Studie zur
Gesundheit Erwachsener in Deutschland (DEGS1).
Bundesgesundheitsblatt Gesundheitsforschung
Gesundheitsschutz56(5-6):749–754
27. Heublein U, Ebert J, Hutzsch C et al (2017)
Zwischen Studienerwartungen und Studienwirk-
lichkeit. Deutsches Zentrum für Hochschul- und
Wissenschaftsforschung,Hannover
28. Hubbard KK, Blyler D (2016) Improving academic
performance and working memory in health
science graduate students using progressive
muscle relaxation training. Am J Occup Ther
70(6):7006230010p1
29. JonesF,Bright J,ClowA (2001)Stress.Prentice Hall,
Harlow
30. Joy FE, Jose T T, Nayak AK (2014) Effectiveness of
Jacobson’s Progressive Muscle Rela xation (JPMR)
technique on social anxiety among high school
adolescents in a selec ted school of Udupi district,
Karnataka state. Nitte Univ J Health Sci 4(1):86–90
31. KanjiN, White AR, Ernst E (2006)Autogenictraining
for tension type headaches. Complement Ther
Med14(2):144–150
32. Katsarou AL, Triposk iadisF, PanagiotakosD (2013)
Perceived stress and vascular disease: where are
wenow? Angiology 64(7):529–534
33. Khoury B, Sharma M, Rush SE et al (2015)
Mindfulness-based stress reduction for healthy
individuals.J Psychosom Res 78(6):519–528
34. KocaleventR-D, Hinz A, Brahler E et al (2011) Regio-
nale und individuelle Faktoren von Stresserleben
in Deutschland: Ergebnisse einer reprasentativen
Befragungmit dem PerceivedStress Questionnaire
(PSQ).Gesundheitswesen 73(12):829–834
35. Kohls N, Bussing A, Sauer Set al (2012) Psychologi-
cal distress in medicalstudents—a comparison of
the Universities of Munich and Witten/Herdecke.
ZPsychosomMed Psychother 58(4):409–416
36. Kurth B-M (2013)Erste Ergebnisse aus der „Studie
zur Gesundheit Erwachsener in Deutschland“
(DEGS). BundesgesundheitsblattGesundheitsfor-
schungGesundheitsschutz55(8):980–990
37. Lazarus RS (1999) Stress and emotion. Springer,
NewYork
38. Lojewski J, Schöne B, Akmatov MK et al (2008)
Stress im Studium. Prävention 31(3):79–8 2
39. Lynch S, Gander M-L, Kohls N et al (2011)
Mindfulness-based coping with university life:
a non-randomized wait-list-controlled pilot
evaluation.Stress Health 27(5):365–375
40. Manzoni GM, Pagnini F, Castelnuovo G et al
(2008) Relaxation training for anxiety: a ten-
years systematic review with meta-analysis. BMC
Psychiatr y 8:41
41. Meier S, Milz S, Krämer A (2007) Ge-
sundheitssurvey für Studierende in NRW
(Laufzeit 11.2005–12.2007). http://www.
gesundheitsfoerdernde-hochschulen.de/F_
Gesundheitssurvey_NRW/F0_Gesundheitssurvey_
NRW1.html.Zugegriffen:19.Juni2016
42. Meusch D (2013) Bleib locker, Deutschland!
10.Aufl.TechnikerKrankenkasse,Hamburg
43. Nagel A, Kohls N, John D (2018) Entspannungs-
Apps im BGM – Einsatzmöglichkeiten und Im-
plementierung. In: MatusiewiczD, Kaiser L (Hrsg)
Digitales Betriebliches Gesundheitsmanagement.
Springer,Wiesbaden, S 347–357
44. N ielsen NR, Kristensen TS, Schnohr P et al (2008)
Perceived stress and cause-specific mortality
amongmen andwomen:results froma prospective
cohort study. Am J Epidemiol 168(5):481–491
(discussion492–6)
45. Redmond N, Richman J, Gamboa CM et al
(2013) Perceivedstress is associated with incident
coronary heart disease and all-cause mor tality
in low- but not high-income participants in the
Reasons for Geographic And Racial Differences in
Strokestudy.JAmHeart Assoc 2(6):e447
46. RichardsonS,ShafferJA,FalzonL et al (2012) Meta-
analysis of perceived stress and its association
with incident coronary heart disease. Am J Cardiol
110(12):1711–1716
47. Selye H(1973) The evolution of the stress concept.
AmSci61(6):692–699
48. Siegrist J (2010) Effort-reward imbalance at work
and cardiovascular diseases. Int J Occup Med
EnvironHealth 23(3):279–285
49. Statistisches Bundesamt (Destatis) (2016) Stu-
dierende an Hochschulen – Wintersemester
2015/2016.DeStatis,Wiesbaden
50. Stefano GB, Benson H, Fricchione GL et al (Hrsg)
(2005) Thestress response: always good and when
it is bad, 1. Aufl. Medical Science International, New
Yor k
51. StetterF, Kupper S(2002) Autogenic training. Appl
PsychophysiolBiofeedback27(1):45–98
52.StockC,AllgöwerA,Prüfer-KrämerLetal
(1997) Gibt es einen Bedarf für eine betriebliche
Gesundheitsförderung für Studierende? J Public
Health5(3):239–256
53. TheesS, Gobel J, Jose G et al (2012) Die Gesundheit
von Studierenden im Bologna-Prozess. Präv
Gesundheitsf7(3):196–202
54. Trautmann E, Lackschewitz H, Kroner-Herwig
B (2006) Psychological treatment of recurrent
headache in children and adolescents—a meta-
analysis.Cephalalgia 26(12):1411–1426
55. Walach H, Buchheld N, Buttenmüller V et al
(2006) Measuring mindfulness—the Freiburg
Mindfulness Inventory (FMI). Pers Individ Dif
40(8):1543–1555
56. Wiegner L, Hange D, Bjorkelund C et al (2015)
Prevalence of perceivedstress and associations to
symptoms of ex haustion, depression and anxiety
in a working age populationseeking primar ycare-
-anobservational study.BMCFamPract 16:38
Prävention und Gesundheitsförderung