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Klassisches oder digitales Stressmanagement im Setting Hochschule?: Vergleich der Wirksamkeit von Entspannungstrainings mit und ohne digitale Entspannungsübungen

Authors:

Abstract

Background German students are a vulnerable group that is particularly burdened by psychological strains. Therefore, interventions to reduce psychological strains—especially innovative approaches—are becoming increasingly important. Objectives This partially randomized study with three intervention groups and one control group investigated if the mobile app “AOK Relax”, a mindfulness-based stress management course or a combination of both is capable to reduce psychological strains and to strengthen mindfulness and well-being in students of Coburg University. Methods At the beginning (T1) and end (T2) of the intervention period (winter semester 2016/17) participants’ mindfulness (Freiburg Mindfulness Inventory, FMI‑13), well-being (Well-being-index, WHO-D5) and psychological distress (Perceived Stress Questionnaire, PSQ) were measured. Wilcoxon test and Cohens d were calculated to analyze changes during the study period. Results Students solely using the app (n = 17) showed an increase in mindfulness (p = not significant [n. s.], d = 0.43). Students participating in the course (n = 12) also showed increased mindfulness (p < 0.01, d = 1.10), well-being (p < 0.05, d = 0.79) and a decrease in psychological distress (p < 0.05, d = 0.54). The combination of the course and the app (n = 8) results in an increase of mindfulness (p = n. s., d = 0.55) and well-being (p = n. s., d = 0.46) plus a decrease in psychological distress (p = n. s., d = 0.31). In contrast, increased distress (p < 0.05, d = 0.19) was determined in the control group (n = 57). Conclusion Apps that are easy to implement and use may have the potential to prevent increase in student distress over the course of the semester. However, the mindfulness-based stress management course and particularly the combination of both seem to be a promising and feasible intervention to not only reduce distress but actually improve mental health-related parameters such as mindfulness.
Originalarbeit
Präv Gesundheitsf
https://doi.org/10.1007/s11553-018-0670-1
Eingegangen: 23. Juni 2018
Angenommen: 12. September 2018
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil
von Springer Nature 2018
Andreas Nagel1· Dennis John2· Annette Scheder3· Niko Kohls1
1Fakultät Soziale Arbeit und Gesundheit, HAWCoburg, Coburg, Deutschland
2FOM Hochschule für Oekonomie & Management, Augsburg,Deutschland
3Bereich Gesundheitsförderung, AOK Bayern, Nürnberg, Deutschland
Klassisches oder digitales
Stressmanagement im Setting
Hochschule?
Vergleich der Wirksamkeit von
Entspannungstrainings mit und ohne
digitale Entspannungsübungen
Hintergrund und Fragestellung
Studierende in Deutschland sind ei-
ne vulnerable und psychisch belastete
Gruppe [4,35,38,41,42,53]. Besonders
vor dem Hintergrund stetig steigen-
der Studierendenzahlen sowie hohen
Studienabbruchquoten gewinnen Maß-
nahmen v.a. innovative Ansätze
zur Entspannung sowie zur Redukti-
on psychischer Belastungen für diese
Zielgruppe zunehmend an Bedeutung
[27,49]. Jedoch mangelt es v.a. bei
digitalen Angeboten wie Apps bisher
an einer empirischen Überprüfung im
Sinne der Evidenzbasierung [11]. Die
vorliegende Pilotstudie zur Evaluation
der Entspannungs-App „AOK Relax“
versteht sich daher als ein Beitrag, diese
offene Forschungsfrage zu adressieren.
Psychische Belastungen als wissen-
schaliches Konzept beschreiben die
Auswirkungen von Umweltfaktoren und
psychosozialen Bedingungen auf die
physische und psychische Gesundheit
von Menschen [19,29,37,47]. Die Ent-
stehung von psychischen Belastungen
hängt von der Wahrnehmung der Belas-
tungen und deren Bewertung sowie den
individuellen Ressourcen und Fähigkei-
ten für eine erfolgreiche Bewältigung ab
[37]. Des Weiteren scheinen Erfahrun-
gen, die mit einem Verlust von Kontrolle
einhergehen, psychische Belastungen zu
verursachen [10,48].
Die gesundheitlichen Auswirkungen
von psychischen Belastungen sind be-
reits umfassend erforscht und sie schei-
nen einen starken Einfluss auf die Ent-
wicklung und das Fortschreiten vieler Er-
krankungen zu haben [6,8,9,50], bei-
spielsweise hinsichtlich Herz-Kreislauf-
Erkrankungen [16,32,45,46], Depres-
sionen [17,56] und immunologischen
Erkrankungen [14,15,18]. Darüber hi-
naus sind psychische Belastungen mit ei-
ner höheren Gesamtmortalitätsrate asso-
ziiert [44]. Daher gelten psychische Be-
lastungen als ein lebensstilbedingter Ri-
sikofaktor für viele gesundheitliche Be-
einträchtigungenund Krankheitsgesche-
hen.
Nach aktuellem wissenschalichem
Forschungsstand leidet die gesamtdeut-
sche Bevölkerung zunehmend an psychi-
schen Belastungen [26,34,36]unddie
Arbeitsunfähigkeitstage aufgrund psy-
chischer Erkrankungen sind in den letz-
ten 10 Jahren angestiegen [2]. Betrachtet
man die Population der Studierenden
in Deutschland, zeigt sich, dass diese
Gruppe solchen Belastungen in beson-
ders hohem Maße ausgesetzt ist. Denn
sie sind deutlich her als in Vergleich-
spopulationen [4,35,38,53] und stellen
für Studierende ein großes Gesund-
heitsrisiko dar [52]. Daher gewinnen
wirksame und einfach zu implementie-
rende, niederschwellige Interventionen
zur psychischen Entspannung und Be-
lastungsreduktion im Allgemeinen wie
auch im Speziellen für Studierende an
Bedeutung.
Eine neuere Entwicklung im Bereich
psychischer Entspannung und Belas-
tungsreduktion sind Apps für Smart-
phones, die ihre Nutzer mit Übungen
und Anleitungen im Umgang mit und
bei der Bewältigung von psychischen
Belastungen unterstützen sollen. Ins-
besondere Apps mit evidenzbasierten
Inhalten, guter Bedienbarkeit und leich-
ter Funktionalität besitzen augenschein-
lich das Potential, Individuen hierbei
erfolgreich zu unterstützen [11,12]. Al-
lerdings fehlen für solche Apps bisher
Wirksamkeitsstudien [11,12].
In der vorliegenden Pilotstudie wird
erstmals untersucht, ob die Entspan-
nungs-App „AOK Relax“ bei Studieren-
den im lebensweltlichen Kontext Hoch-
schule die psychischen Belastungen re-
duzieren und die Achtsamkeit sowie das
Wohlbefinden steigern kann. Dabei wird
auch überprü, ob eine Kombination der
App mit einem achtsamkeitsbasierten
Stressbewältigungskurs dessen Wirkung
verstärkt und wie ein solcher Kurs als
alleinige Maßnahme wirkt. Kontrastiert
werden die Ergebnisse mit denen ei-
ner Kontrollgruppe. Die Studie hat das
Ziel herauszufinden, welche der drei
Interventionen das größte Potential be-
sitzt, die psychische Gesundheit von
Studierenden zu stärken.
Prävention und Gesundheitsförderung
Originalarbeit
Abb. 1 9Studienverlaufs-
diagramm; IG Interventi-
onsgruppe; IGF Bachelor-
studiengang „Integrative
Gesundheitsförderung“;
nAnzahl; Sem. Semester;
T1 26.10. - 04.11.2016;
T2 07.12. - 16.12.2016;
TN Teilnehmer; WS Winter-
semester
Studiendesign und
Untersuchungsmethoden
Die Studie wurde an der Hochschule für
angewandte Wissenschaen und Küns-
te Coburg (HAW Coburg) durchgeführt,
welche im Wintersemester 2016/17 ins-
gesamt 20 Bachelor- und 13 Master-Stu-
diengänge anbot und an der 5313 Stu-
dierende immatrikuliert waren.
Bei der vorliegenden Studie handelt
es sich um eine 4-armige teilrando-
misierte Interventionsstudie mit einer
Kontrollgruppe und Mixed-methods-
Ansatz, die im Zeitraum vom 26.10.2016
bis 16.12.2016 durchgeführt wurde
(.Abb. 1).Sieumfasste3Interventi-
onsgruppen und eine Kontrollgruppe,
die vor Beginn der Interventionen (T1;
26.10.–04.11.2016) und nach deren Ende
(T2; 07.12.–16.12.2016) jeweils identi-
sche Onlineumfragen mit validierten
Fragebogen zu den Konstrukten psy-
chische Belastungen (Perceived Stress
Questionnaire, PSQ [22]), Achtsam-
keit (Freiburg Mindfulness Inventory,
FMI-13 [55]) und Wohlbefinden (Wohl-
befindens-Index, WHO-5D [3]) sowie
Fragen zu soziodemografischen Daten
ausfüllten. Mit 12 Teilnehmerinnen der
Interventionsgruppen wurden nach Be-
endigung der Interventionen ergänzend
Interviews geführt, um herauszufinden,
welche Gründe es für eine Teilnahme
oder auch eine Nicht-Teilnahme an den
Interventionen gab und welche Ver-
besserungen sich die Teilnehmerinnen
wünschen, um dies in Zukun berück-
sichtigen zu können.
Die Interventionen der drei Interven-
tionsgruppen erstreckten sich jeweils von
T1 bis T2. Die erste Interventionsgruppe
(IG) verwendete in diesem Zeitraum die
App AOK Relax“ als Instrument zur
Entspannung (IG App; n= 17), die 2. In-
terventionsgruppe absolvierte den 8-wö-
chigen Stressbewältigungskurs „Stress-
bewältigung mithilfe der Mind-Body-
Medizin“ ([21]; IG Kurs; n= 12) und die
dritte Interventionsgruppe durchlief den
gleichen Kurs und verwendete zusätz-
lich begleitend die App „AOK Relax“
(IG App+ Kurs; n=8).
Zur Teilnahme an der Studie wurden
alleStudierendeder HAWCoburg, dieim
Wintersemester 2016/17 immatrikuliert
sind (n= 5313), per E-Mail eingeladen.
Die Teilnahme an den Interventions-
gruppen war aus studienökonomischen
und organisatorischen Gründen nur für
das erste (n= 46), das dritte (n= 39) und
dassiebte (n= 42) Semester des Bachelor-
Studiengangs „Integrative Gesundheits-
förderung“ der Fakultät Soziale Arbeit
und Gesundheit möglich (.Abb. 1). Der
Stressbewältigungskurs „Stressbewälti-
gung mithilfe der Mind-Body-Medizin“
[21] ist obligatorischer Bestandteil des
Bachelor-Studiengangs „Integrative Ge-
sundheitsförderung“. Somit konnte hier
auf bereits bestehende und etablier-
te Strukturen zurückgegriffen werden.
Organisatorische Rahmenbedingungen
verhinderten eine Ausweitung des Kurs-
angebots und der App „AOK Relax“ auf
weitere Studiengänge und Semester.
Um die interne Validität der Studie zu
erhöhen, wurden die Studierenden des
dritten Semesters „Integrative Gesund-
heitsförderung“ randomisiert den bei-
Prävention und Gesundheitsförderung
Zusammenfassung · Abstract
Präv Gesundheitsf https://doi.org/10.1007/s11553-018-0670-1
© Springer-Verlag GmbH Deutschland, ein Teil von Springer Nature 2018
A.Nagel·D.John·A.Scheder·N.Kohls
Klassisches oder digitales Stressmanagement im Setting Hochschule? Vergleich der Wirksamkeit von
Entspannungstrainings mit und ohne digitale Entspannungsübungen
Zusammenfassung
Hintergrund. Studierende in Deutschland
sind eine vulnerable und besonders stark
durch psychische Belastungen betroffene
Gruppe. Daher gewinnen Maßnahmen zur
Reduktion psychischer Belastungen insbe-
sondere innovative Ansätze zunehm end an
Bedeutung.
Fragestellung. In dieser teilrandomisier-
ten 4-armigen Interventionsstudie mit
Kontrollgruppe wurde überprüft, ob bei
Studierenden der Hochschule Coburg durch
die Smartphone-App „AOK Relax“, einen
achtsamkeitsbasierten Stressbewältigungs-
kurs oder eine Kombination aus beiden die
psychischen Belastungen reduzier t und die
Achtsamkeit sowie das Wohlbefinden gestärkt
werden können.
Methode. Es werden zu Beginn (T1) und
am Ende (T2) des Interventionszeitraums
(Wintersemester 2016/17) Achtsamkeit
(Freiburg Mindfulness Inventory, FMI-13),
Wohlbefinden (Wohlbefindens-Index, WHO-
5D) sowie die aktuelle subjektiv erlebte
Belastung (Perceived Stress Questionnaire,
PSQ) gemessen. Um Veränderungen im
Studienverlauf zu untersuchen werden der
Wilcoxon-Test sowie die Effektstärke dvon
Cohen berechnet. Die Inte rventionsgruppen
bestehen ausschließlich aus weiblichen
Studierenden.
Ergebnisse. Studentinnen, die ausschließlic h
die App ver wendeten (n= 17), zeigten einen
Anstieg der Achtsamkeit (p=n.s.,d= 0,43).
Bei den Teilnehmerinnen des Kurses (n= 12)
war ebenfalls ein Anstieg der Achtsamkeit
(p< 0,01, d= 1,10) wie auch des Wohlbefin-
dens (p< 0,05, d= 0,79) und eine Abnahme
der psychischen Belastungen (p< 0,05,
d= 0,54) feststellbar. Die Kombination von
Kurs und App führte bei den Teilnehmerinnen
(n= 8) zu einem Anstieg der Achtsamkeit
(p=n.s.,d= 0,55) und des Wohlbefindens
(p=n.s.,d= 0,46) sowie einer Abnahme
der psychischen Belastungen (p=n.s.,
d= 0,31). Bei der Kontrollgruppe (n= 57) war
ein Anstieg der psychischen Belastungen
(p< 0,05, d= 0,19) feststellbar.
Diskussion. Niederschwellig implementier-
und nutzbare Apps mit Entspannungsübun-
gen scheinen Studierende vor einem weiteren
Stressanstieg im Verlauf des Semesters schüt-
zen zu können. Der Kurs und die Kombination
von Kurs und App scheinen eine effektive
und praktikable Maßnahme zu sein, um die
psychische Gesundheit von Studierenden
zu stärken und die Stressbelastungen zu
reduzieren.
Schlüsselwörter
Achtsamkeit · App · Digitalisierung · Psychische
Belastungen · Stressbewältigung
Conventional or digitalized stress management in a university setting? Comparison of outcomes of an
in-person training relaxation program with and without digitalized smartphone components
Abstract
Background. German students are a vulne-
rable group that is particularly burdened by
psychological strains. Therefore, interventions
to reduce psychological strains—especially
innovative approaches—are becoming
increasingly important.
Objectives. This partially randomized study
with three intervention groups and one
control group investigated if the mobile
app “AOK Relax”, a mindfulness-based stress
management course or a combination of both
is capable to reduce psychological strains and
to strengthen mindfulness and well-being in
students of Coburg University.
Methods. At the beginning ( T1) and end
(T2) of the intervention period (winter
semester 2016/17) participants’ mindfulness
(Freiburg Mindfulness Inventory, FMI-13),
well-being (Well-being-index, WHO-D5)
and psychological distress (Perceived Stress
Questionnaire, PSQ) were measured. Wilcoxon
test and Cohens d were calculated to analyze
changes during the study period.
Results. Students solely using the app
(n= 17) showed an increase in mindfulness
(p=notsignicant[n.s.],d= 0.43). Students
participating in the course (n= 12) also
showed increased mindfulness (p< 0.01,
d= 1.10), well-being (p< 0.05, d= 0.79) and
a decrease in psychological distress (p< 0.05,
d= 0.54). The combination of the course
and the app (n= 8) results in an increase of
mindfulness (p=n.s.,d= 0.55) and well-
being (p=n.s.,d= 0.46) plus a decrease in
psychological distress (p=n.s.,d= 0.31). In
contrast, increased distress (p< 0.05, d= 0.19)
was determined in the control group (n= 57).
Conclusion. Apps that are easy to implement
and use may have the potential to prevent
increase in student distress over the course
of the semester.However, the mindfulness-
based stress management course and
particula rly the combination of both seem to
be a promising and feasible intervention to
not only reduce distress but actually imp rove
mental health-related parameters such as
mindfulness.
Keywords
Mindfulness · Mobile apps · Digitalization ·
Psychological distres s · Stress reduct ion
den I nterve ntionsg rupp en IG App + Kurs
und IG Kurs zugeteilt (.Abb. 1). Hiermit
sollte auch ein möglicher Effekt des Ein-
ussesderKursleitersowiederGruppen-
zusammensetzung minimiert werden.
Interventionen
Stressbewältigungskurs
Das multimodale und achtsamkeits-
basierte Stressbewältigungsprogramm
„Stressbewältigung mithilfe der Mind-
Body-Medizin“ [21]bestehtausinsge-
samt 8 Modulen von je 90min Dauer,
in denen achtsamkeitsbasierte Entspan-
nungstechniken von einem Kursleiter
vermittelt und gemeinsam geübt wer-
den. Die Wirksamkeit des Programms
ist gut belegt [20].
Prävention und Gesundheitsförderung
Originalarbeit
Entspannungs-App „AOK Relax“
Die Entspannungs-App AOK Relax“ ist
eine Entwicklung der AOK Bayern Die
Gesundheitskasse [1]. Sie enthält Video-
anleitungen zur progressiven Muskelent-
spannung, zum autogenen Training und
zu achtsamkeitsbasierter Meditation. Die
gesundheitsförderliche Wirkung dieser
3 Verfahren im Rahmen von Präsenz-
kursen ist durch Studien gut belegt [5,
13,20,2325,28,30,31,33,39,40,
51,54]undsiezählenzudenvonden
gesetzlichen Krankenkassen im Rahmen
des § 20 SGB V als förderfähig akzep-
tierten Stressbewältigungsverfahren. Die
Anwender der App können frei entschei-
den ob, wann und welche der enthalte-
nen Übungen sie anwenden sowie zwi-
schen2-bis15-mitigebungenwäh-
len. Die App erstellt darüber hinaus an-
hand der Übungsdauer und -häufigkeit
ein individuelles Übungstagebuch sowie
basierend auf 3 Fragen zur Befindlichkeit
vor und nach den Übungen eine indi-
viduelle Entspannungskurve. Zusätzlich
enthält die App kurze Beschreibungen
der 3 Stressbewältigungsverfahren. Sie ist
kostenlos für Smartphones mit Android-
und iOS-Betriebssystem über die jewei-
ligen App-Stores erhältlich.
Ergebnisse
Da hinsichtlich der verwendeten Fra-
gebögen keine Normalverteilung vorlag,
wurden verteilungsfreie Tests zur Über-
prüfungderHypothesenverwendet. Die-
se waren zur Testung von Unterschieden
vonT1zuT2innerhalbeinerGruppeder
Wilcoxon-Test und zur Testung von Un-
terschiedenzuT1zwischenden4Grup-
pen der Kruskal-Wallis-Test sowie der
Mann-Whitney-Test.
Zur Messung der Effektstärke wur-
den für die Mittelwertdifferenzen von
T1 zu T2 innerhalb einer Gruppe das
Effektstärkenmaß Cohen’s d mittels ge-
poolter Standardabweichung berechnet
[7]. Die Effektstärke ist ein Maß für
die tatsächliche Mittelwertdifferenz, un-
abhängig von der Stichprobengröße.
Hiermit wurden die Intragruppenunter-
schiede der Mittelwerte von T1 zu T2
je Gruppe kontrastiert. Hinsichtlich der
Bewertung der Effektstärken wurde die
von Cohen (1992) empfohlene Syste-
matik angewendet: d0,2= kein Effekt,
d> 0,2 = kleiner Effekt, d> 0,5= mittlerer
Effekt und d>0,8=großer Eekt.
Die Teilnehmerzahlen sind im Studi-
enverlaufsdiagramm dargestellt(.Abb. 1).
In die Studienstichprobe wurden nur
diejenigen Teilnehmer aufgenommen,
von denen Daten zu beiden Messzeit-
punkten vorliegen. Soziodemografische
DatenwurdenzuBeginnderStudie(T1)
erhoben und sind in .Ta b. 1auf geführt.
Da die Teilnehmer der Interventions-
gruppen ausschließlich weiblich waren,
in der Kontrollgruppe jedoch beide
Geschlechter vorhanden waren, wurde
überprü, ob in der Kontrollgruppe Un-
terschiede zwischen den Geschlechtern
hinsichtlich der untersuchten Konstruk-
te bestanden. Der Mann-Whitney-Test
zeigte, dass keine signifikanten Unter-
schiede zwischen den Geschlechtern
in der Kontrollgruppe vorlagen (FMI-
14: Z= –1,54, p=n.s.; PSQ: Z= –0,84,
p=n.s.; WHO-D5: Z= –0,67, p= n .s.).
Auch der Kruskal-Wallis-Test ergab
keine signifikanten Unterschiede zwi-
schen den 4 Gruppen (FMI-14: χ2= 5,26,
p=n.s.; PSQ: χ2= 2,79, p=n.s.; WHO-
D5: χ2= 2,63, p=n.s.). Somit waren
die Gruppen hinsichtlich der zu un-
tersuchenden Merkmale miteinander
vergleichbar.
Kontrollgruppe
Bei den Teilnehmern der Kontrollgrup-
pe zeigten sich im Verlauf der Studie
keine signifikanten Veränderungen der
Achtsamkeit und des Wohlbefindens
(.Tab. 2) und die Effektstärken wa-
ren <0,2 (.Tab. 3). Jedoch nahmen die
psychischen Belastungen signifikant zu
(p< 0,05, .Ta b. 2;d0,2, .Tab. 3).
IG App
Es gab keine signifikante Veränderung
der Achtsamkeit, des Wohlbefindens und
derpsychischenBelastungenbei den Teil-
nehmerinnen der IG App (.Tab. 2). Al-
lerdings zeigten sich kleine Effektstärken
hinsichtlich einer Zunahme der Acht-
samkeit (d= 0,29, .Tab. 3).
IG App + Kurs
Die Kombination von Kurs und App
führte bei den Teilnehmerinnen zu kei-
nen signifikanten Veränderungen der
Achtsamkeit (.Ta b. 2). Gleiches gilt
für das Wohlbefinden und die psychi-
schen Belastungen (.Tab. 2). Kleine
Effektstärken wurden bezüglich einer
Abnahme der psychischen Belastun-
gen belegt (d= 0,31, .Tab. 3). Mittlere
Effektstärken zeigten sich bei der Zu-
nahme der Achtsamkeit gemessen mit
dem FMI-14 (d= 0,55, .Tab. 3)unddes
Wohlb e find e ns (d= 0,46, .Tab. 3).
IG Kurs
Bei den Kursteilnehmerinnen stiegen im
Verlau f d e r S tudi e d i e Achtsam k e it (FM I -
14: p< 0,01, .Tab. 2)unddasWohlbe-
finden signifikant an (p< 0,05, .Ta b. 2)
und die psychischen Belastungen nah-
men signifikant ab (p< 0,05, .Tab. 2).
Des Weiteren zeigten sich bei der IG Kurs
mittlere Effektstärken bei der Abnahme
der psychischen Belastungen (d= 0,54,
.Tab. 3) und der Zunahme des Wohlbe-
findens (d= 0,79, .Ta b. 3) sowie große
Effektstärken bezüglichder Zunahme der
Achtsamkeit (FMI-14: d= 1,10, .Tab. 3).
Diskussion
EinenGesamtüberblickzudenzentra-
len Ergebnissen dieser Studie gibt die
.Tab. 4. Dersignifikante Anstieg derpsy-
chischen Belastungen im Verlauf des Se-
mesters bei der Kontrollgruppe wurde
vermutlich durch die am Ende des Se-
mestersanstehenden Prüfungsleistungen
verursacht.
Bei den Studierenden der IG App war
dieser Anstieg hingegen nicht feststell-
bar und die App zeigte scheinbar eine
Art protektive Wirkung bezüglich einer
Zunahme der psychischen Belastungen.
Ein Grund für ausbleibende Verbesse-
rungendurch die App kann deren geringe
Ver wendung durch die Teilnehmerinnen
sein. Denn mehr als die Häle der Teil-
nehmerinnen verwendete die App we-
niger als einmal pro Woche und knapp
ein Viertel nutzte sie nur ein- bis 2-mal
pro Woche. Folglich ist es wahrschein-
Prävention und Gesundheitsförderung
Tab. 1 Soziode mografische Daten
IG App
(n= 17)
IG
App + Kurs
(n=8)
IG Kurs
(n= 12)
Kontrollgruppe
(n= 57)
Alter (Jahre) M21,18 21,38 21,75 22,12
SD 2,46 2,00 2,73 2,63
Min 18 19 19 18
Max 25 25 27 34
ØSmartphone-
nutzungproTag(h)
M4,24 4,13 3,92 3,36
SD 2,44 2,10 2,07 2,38
Min 1 2 2 1
Max 10 810 15
Geschlechta
Weiblich 100,0 100,0 100,0 63,2
Männlich 0,0 0,0 0,0 36,8
Familienstanda
Ledig 58,8 37,5 66,7 38,6
In einer Beziehung 41,2 62,5 33,3 56,1
Verheiratet 5,3 0,0 0,0 3,5
Getrennt lebend 0,0 0,0 0,0 1,8
Angestrebter Abschlussa
Bachelor 100,0 100,0 100,0 89,5
Master 0,0 0,0 0,0 10,5
Fachsemestera
1 70,6 0,0 0,0 17,5
2 0,0 0,0 0,0 5,3
3 0,0 100,0 100,0 17,5
4 0,0 0,0 0,0 1,8
5 0,0 0,0 0,0 22,8
6 0,0 0,0 0,0 0,0
7 29,4 0,0 0,0 22,8
8 0,0 0,0 0,0 1,8
9 0,0 0,0 0,0 8,8
10 0,0 0,0 0,0 0,0
11 0,0 0,0 0,0 1,8
Fakult äta
Angewandte Natur-
wissenschaften
0,0 0,0 0,0 7,0
Design 0,0 0,0 0,0 14,0
Elektrotechnik und
Informatik
0,0 0,0 0,0 7,0
Maschinenbau und
Automobiltechnik
0,0 0,0 0,0 17,4
Soziale Arbeit und
Gesundheit
100,0 100,0 100,0 42,1
Wirtschaft 0,0 0,0 0,0 12,2
IG Interventionsgruppe, MMittelwert, nAnzahl, SD „standard deviation“ (Standardabweichung)
aAngaben in Prozent
lich, dass die App daher ihre potentielle
Wirkung nicht entfalten konnte.
Die Ergebnisse der IG Kurs zeigen,
dass der achtsamkeitsbasierte Stressbe-
wältigungskurs bei Studierenden eine ef-
fektive Maßnahme zur Steigerung der
Achtsamkeit und des Wohlbefindens und
zurReduktionderpsychischenBelastun-
gen zu sein scheint. Das verdeutlichen
insbesondere die mittleren bis großen Ef-
fektstärken (.Tab. 3).
Die Kombination der beiden In-
terventionen Kurs und App führte zu
kleinen bis großen Effekten hinsichtlich
einer Verbesserung der Achtsamkeit,
des Wohlbefindens und der psychischen
Belastungen. Allerdings fielen diese Ef-
fektstär ken b ei de r IG App + Kurs i m
Vergleich zur IG Kurs teilweise geringer
aus (.Tab. 3). Möglicherweise zeigen
sich hier trotz der Teilrandomisierung
Einflüsse der verschiedenen Kursleiter
und Gruppenzusammensetzungen auf
die Teilnehmer. Dass diese Verbesserun-
gen nicht signifikant sind lag vermutlich
an der geringen Teilnehmerzahl. Auch
habeninderIGKursmehrStudentinnen
an allen Kursterminen teilgenommen als
in der IG App + Kurs, was ebenfalls eine
potentielleUrsachefürdieUnterschie-
de zwischen den beiden Gruppen sein
kann. Ob hingegen die App „AOK Re-
lax“ zu den verschiedenen Ergebnissen
beigetragen hat, konnte anhand dieser
Studie nicht beantwortet werden.
Die Kombination von Kurs und App
führte im Vergleich zum Kurs als allei-
nige Maßnahme nicht zu zusätzlichen
Verbesserungen und es traten keine syn-
ergetischen Effekte auf. Ein möglicher
Grund hierfür ist, dass die Inhalte und
Übungen der App AOKRelax“ nicht auf
die des Stressbewältigungskurses abge-
stimmt waren, sondern unabhängig von
diesem entwickeltwurden und somit den
Kurs evtl. nicht schlüssig ergänzten und
unterstützten.
Die bei der Kontrollgruppe beobach-
tete signifikante Zunahme der psychi-
schen Belastungen steht im Einklang mit
dem aktuellen Forschungsstand zu psy-
chischen Belastungen bei Studierenden
[4,35,38,52,53]. Auch die Auswirkun-
gen des Kurses auf die Achtsamkeit, die
psychischen Belastungen und das Wohl-
befinden der Studierenden stimmen
Prävention und Gesundheitsförderung
Originalarbeit
Tab. 2 Wilcoxon-Test
IG App
(n= 17)
IG App + Kurs
(n=8)
IG Kurs
(n= 12)
Kontrollgruppe
(n= 57)
FMI-14 MdnT1 2,85 3,04 2,42 2,92
MdnT2 3,15 3,12 3,04 2,92
Z–1,36a–1,26a–2,94a–0,31a
p(2-seitig) 0,17 0,21 <0,01 0,75
PSQ MdnT1 2,15 2,30 2,58 2,35
MdnT2 2,35 2,33 2,45 2,50
Z–0,39b–1,06b–2,23b–2,04a
p(2-seitig) 0,70 0,29 <0,05 <0,05
WHO-5D MdnT1 2,40 2,20 2,10 2,20
MdnT2 2,60 2,80 2,60 2,40
Z–0,54b–1,02a–2,54a–0,27b
p(2-seitig) 0,59 0,31 <0,05 0,78
IG Interventionsgruppe, Mdn Median, nAnzahl, pSignikanzwert, T1 26.10.–04.11.2016,
T2 07.12.–16.12.2016, ZZ-Wert
aBasiert auf negativen Rängen
bBasiert auf positiven Rängen
Tab. 3 M ittelwert, Standardabweichung und Cohen’s d
T1 T2
nMSD nMSD MT2–MT1 d
FMI-14 IG App 17 2,90 0,48 17 3,04 0,42 0,13 0,29
IG App + Kurs 82,91 0,44 83,13 0,32 0,21 0,55
IG Kurs 12 2,53 0,56 12 3,04 0,35 0,51 1,10
Kontrollgruppe 57 2,86 0,52 57 2,86 0,51 0,00 0,00
PSQ IG App 17 2,36 0,54 17 2,32 0,43 –0,03 0,07
IG App + Kurs 82,27 0,30 82,18 0,31 –0,09 0,31
IG Kurs 12 2,63 0,63 12 2,35 0,37 –0,28 0,54
Kontrollgruppe 57 2,39 0,55 57 2,49 0,59 0,11 0,19
WHO-5D IG App 17 2,62 0,91 17 2,55 0,95 –0,07 0,08
IG App + Kurs 82,50 0,81 82,85 0,69 0,35 0,46
IG Kurs 12 2,02 1,05 12 2,75 0,79 0,73 0,79
Kontrollgruppe 57 2,37 1,03 57 2,33 0,96 –0,04 0,04
dCohen’s d, IG Interventionsgruppe, MMittelwert, nAnzahl, SD „standard deviation“ (Standardab-
weichung), T1 26.10.–04.11.2016, T2 07.12.–16.12.2016
mit bisherigen Forschungsergebnissen
zu achtsamkeitsbasierten Stressbewälti-
gungskursen [23,25,33berein[20,
39]. Die vorliegende Studie liefert erste
Hinweise,dassdieNutzungvondigitalen
Entspannungsübungen per Smartphone
einen Anstieg der subjektiven psychi-
schen Belastung im Semesterverlauf
wirksam verhindern kann.
Schlussfolgerung
Apps stellen niedrigschwellige und leicht
implementierbare Interventionen dar,
über die verschiedene Inhalte der Ge-
sundheitsförderung zeit- und ortsunab-
hängig vermittelt werden können. Sie
besitzen darüber hinaus das Potential,
auch solche Personen zu erreichen, de-
nen einen Teilnahme an Interventionen
im Präsenzkursformat nicht möglich ist
oder die sich eine hohe Flexibilität der
Angebote wünschen.
Aus den Resultaten der Studie kön-
nen wichtige Hinweise für die Praxis
abgeleitet werden. So bedeutet die in
dieser Studie fehlende Wirksamkeit
der Entspannungs-App „AOK Relax“
keineswegs, dass diesem innovativen
digitalen Ansatz fehlende Wirksamkeit
unterstellt werden darf. Denn sie scheint
die bei der Kontrollgruppe festgestellte
Zunahme der psychischen Belastun-
gen zu verhindern. Allerdings scheint
durch eine alleinige digitale Lösung ein
niederschwelliger Einstieg in Verfah-
ren zur psychischen Entspannung und
Reduktion von psychischen Belastun-
gen schwerzufallen. Es ist daher ratsam,
dem Einsatz einer App einen Einfüh-
rungskursvorzuschalten.Dieskönnte
als Präsenzformat oder auch in digi-
taler Form beispielsweise als Webinar
umgesetzt werden. Hierbei sollten die
Teilnehmer das Verfahren durch einen
qualifizierten Kursleiter erläutert be-
kommen und die Möglichkeit erhalten,
Nachfragen zu stellen sowie sich mit
anderen Teilnehmern auszutauschen.
Dies hatten die Teilnehmer der Studie
in den Interviews als Verbesserungsvor-
schlag angebracht. Des Weiteren können
Apps glicherweise Personen dabei
unterstützen, auch über die Dauer ei-
nes Präsenzkurses hinaus die erlernten
Verfahren weiter regelmäßig zu üben.
Auch sollten Zielgruppen an der Ent-
wicklung und Gestaltung einer App mit-
wirken, um deren Bedürfnisse und Wün-
sche an die App berücksichtigen zu kön-
nen und so die Nutzung zu erhöhen. Die
interviewten Nutzer wünschten sich da-
rüber hinaus eine umfangreiche Indivi-
dualisierbarkeit der App, beispielsweise
hinsichtlich Stimmen der Sprecher oder
Erinnerungsfunktionen.
Eine weitere Einsatzmöglichkeit einer
App wie „AOK Relax“ ist die Begleitung
und Unterstützung von Präsenzkursen,
wie jene von den Krankenkassen nach
§ 20 SGB V geförderten. Hierbei sollte
die App auf den Kurs und dessen Inhal-
te angepasst und abgestimmt sein, um
Verwirrung und Frustration bei den Teil-
nehmern zu vermeiden. Ebenso können
Entspannungs-Appsauch gut im betrieb-
lichen Kontext im Rahmen eines betrieb-
lichen Gesundheitsmanagements imple-
mentiert werden [43].
Generell sollten die Bemühungen zur
Evaluation von Apps zur psychischen
Entspannung und Reduktion der psychi-
schen Belastungen in den jeweiligen le-
bensweltlichen Settings intensiviert wer-
Prävention und Gesundheitsförderung
Tab. 4 Zusammenfassung der Ergebnisse von Cohen’s d und Wilcoxon-Test
IG App
(n= 17)
IG App + Kurs
(n=8)
IG Kurs
(n= 12)
Kontrollgruppe
(n= 57)
dWilcoxon-Test dWilcoxon-Test dWilcoxon-Test dWilcoxon-Test
FMI-14 +()n. s. ++ ()n. s. +++ ()** ()k.E. n. s.
PSQ k.E. n.s. +()n. s. ++ ()*()k.E. *()
WHO-5D k.E. n.s. ++ ()n. s. ++ ()*()k.E. n.s.
dCohen’s d, IG Interventionsgruppe, n. s. nicht signikant, + kleiner Eekt (d> 0,2), ++ mittlerer Eekt (d> 0,5), +++ großer Eekt (d> 0,8), k.E. kein Eekt
(d≤0,2),Zunahme, Abnahme
*p< 0,05; **p< 0,01;
den. Denn trotz einer kaum zu über-
blickenden Vielzahl solcher Anwendun-
gen existieren bis dato kaum evaluierte
Apps und im deutschsprachigen Bereich
fehlen gegenwärtig evidenzbasierte For-
schungsbeiträge. Das Studiendesign die-
ser Studie hat sich hierbei als praktika-
bel und leicht implementierbar erwiesen
und kann als konzeptionelle Grundlage
für zukünige Studien mit weiteren und
größeren Populationen dienen.
Der Stressbewältigungskurs „Stress-
bewältigung mithilfe der Mind-Body-
Medizin hat sich in dieser Studie erneut
als eine wirksame Maßnahme zur Stär-
kung der psychischen Gesundheit von
Studierenden gezeigt. Daher gilt es umso
mehr,wirksame Stressbewältigungskurse
als einen festen Bestandteil für Studie-
rende an HAWs und Universitäten zu
etablieren, um dieser vulnerablen und
psychisch belasteten Gruppe eine wirk-
same Hilfe anzubieten. Vorstellbar wäre
ein Angebot von Stressbewältigungs-
kursen beispielsweise im Rahmen des
„Studium Generale“.
Limitationen
4Aus studienökonomischen Gründen
bedingte Zusammensetzung der
Interventionsgruppen,
4Teilnehmer sind ausschließlich
Studierende,
4geringe Nutzung der Entspannungs-
App,
4geringe Teilnehmerzahl.
Stärken
4Aufwendiges und komplexes Längs-
schnittstudiendesign,
4Studiendesign hat sich bewährt
und kann bei weiteren Studien
angewendet werden,
4erste Interventionsstudie, welche
eine evidenzbasierte und anerkannte
Maßnahme der Stressbewältigung
mit einer Entspannungs-App, sowie
einer Kombination der beiden Ver-
fahren miteinander vergleicht und
zusätzlich mit einer Kontrollgruppe
kontrastiert,
4Studie leistet ersten Beitrag zu mehr
Evidenzbasierung hinsichtlich inno-
vativer digitaler Interventionen im
Bereich der Gesundheitsförderung.
Letztendlich soll diese Pilotstudie auch
ein erster Beitrag sowie ein Anstoß zur
weiteren Erforschung und Evaluation
von digitalen Angeboten und Lösungen
im Bereich der Gesundheitsförderung
sein. Denn es gilt, im Sinne der Evi-
denzbasierung, die stetig wachsende
Anzahl an digitalen Angeboten zur Ge-
sundheitsförderung und zur Reduktion
psychischer Belastungen zu evaluieren
und Kombinationen solcher Ansätze mit
bereits bestehenden und überprüen
analogen Angeboten weiter zu erfor-
schen. Denn solche digitalen Angebote
scheinen insbesondere in Kombination
mit Präsenzkursen ein großes Nutzen-
potential für die Gesundheitsförderung
und ihre Zielgruppen in lebensweltli-
chen Settings zu haben. Dieser Heraus-
forderung sollten sich Wissenschaler
wie auch Entwickler von Produkten
zur Gesundheitsförderung stellen und
sich dem Fortschreiten der Digitalisie-
rung nicht verschließen, um mögliche
Chancen und Lösungsansätze nicht zu
versäumen. Allerdings müssen stets Ri-
siken und Bedenken wie beispielsweise
hinsichtlich des Datenschutzes mitbe-
rücksichtigt und eingehend auch unter
ethischen Gesichtspunkten diskutiert
werden.
Fazit r die Praxis
4Die Entspannungs-App „AOK Relax“
schützt vor einem Anstieg psychi-
scher Belastungen.
4Achtsamkeitsbasierte Stressbewälti-
gungskurse stärken die psychische
Gesundheit von Studierenden.
4Eine App kann einen Stressbewälti-
gungskurs sinnvoll ergänzen, sollte
aber an dessen Inhalte adaptiert
werden.
4Die Einbindung der Zielgruppe ist
wichtig bei der Entwicklung einer
Entspannungs-App.
4Nutzer der Entspannungs-App wün-
schensichMöglichkeitenzumAus-
tausch untereinander sowie mit
erfahrenen Stressbewältigungstrai-
nern.
4Nutzer wünschen sich umfassende
Individualisierbarkeit einer Entspan-
nungs-App.
Korrespondenzadresse
Andreas Nagel
Fakul t Sozi ale A rb eit u nd
Gesundheit, HAW Coburg
Siebenlinden 1a,
96450 Coburg, Deutschland
andreas.nagel85@gmx.de
Förderung. DieStudiewurdevonderAOKBayern
finanziert
Prävention und Gesundheitsförderung
Originalarbeit
Einhaltung ethischer Richtlinien
Interessenkonflikt. A. Nagel, D. John, A. Scheder
und N. Kohls geben an, dass kein Interessenkonflikt
besteht. D.John und A. Scheder arbeiteten zum Zeit-
punkt der Studiebei der AOK Bayern.
Alle beschriebenen Untersuchungen amMenschen
wurden mit Zustimmung der zuständigen Ethik-Kom-
mission, im Einklang mit nationalem Re cht sowie
gemäß der Deklaration vonHelsinki von 1975 (in der
aktuellen, überarbeiteten Fassung)durchgeführt. Von
allen beteiligten Patientenliegt eine Einverständniser-
klärung vor. Ein positives Votum der Ethikkommission
der HAW Coburglie gt vor.
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Prävention und Gesundheitsförderung
... In the 5 randomized controlled trials, significant group differences at postintervention in favor of the app could be found for the variables stress (n=2), self-efficacy (n=2), mindfulness (n=2), anxiety symptoms (n=4), and depression symptoms (n=4). Details of the evaluations (excluding the pilot studies and the conference paper) can be found in Multimedia Appendix 5 [59][60][61][62][63][64][65][66][67][68][69][70][71][72][73][74][75][76][77]. ...
... For 11 of the 121 (9.1%) SMAs, a scientific evaluation could be found. Moreover, 5 (4.1%) of the SMAs were evaluated in randomized controlled trials and 1 (0.8%) in a partially randomized controlled trial showing improvement in different outcomes such as stress, self-efficacy, mindfulness, anxiety, and depressive symptoms [59][60][61][62][63][64][65]. Previous reviews of mental health apps for other target groups included similar or even fewer efficacy studies [37,53,[83][84][85][86]. ...
Article
Full-text available
Background: Chronic stress poses risks for physical and mental well-being. Stress management interventions have been shown to be effective, and stress management apps (SMAs) might help to transfer strategies into everyday life. Objective: This review aims to provide a comprehensive overview of the quality and characteristics of SMAs to give potential users or health professionals a guideline when searching for SMAs in common app stores. Methods: SMAs were identified with a systematic search in the European Google Play Store and Apple App Store. SMAs were screened and checked according to the inclusion criteria. General characteristics and quality were assessed by 2 independent raters using the German Mobile Application Rating Scale (MARS-G). The MARS-G assesses quality (range 1 to 5) on the following four dimensions: (1) engagement, (2) functionality, (3) esthetics, and (4) information. In addition, the theory-based stress management strategies, evidence base, long-term availability, and common characteristics of the 5 top-rated SMAs were assessed and derived. Results: Of 2044 identified apps, 121 SMAs were included. Frequently implemented strategies (also in the 5 top-rated SMAs) were psychoeducation, breathing, and mindfulness, as well as the use of monitoring and reminder functions. Of the 121 SMAs, 111 (91.7%) provided a privacy policy, but only 44 (36.4%) required an active confirmation of informed consent. Data sharing with third parties was disclosed in only 14.0% (17/121) of the SMAs. The average quality of the included apps was above the cutoff score of 3.5 (mean 3.59, SD 0.50). The MARS-G dimensions yielded values above this cutoff score (functionality: mean 4.14, SD 0.47; esthetics: mean 3.76, SD 0.73) and below this score (information: mean 3.42, SD 0.46; engagement: mean 3.05, SD 0.78). Most theory-based stress management strategies were regenerative stress management strategies. The evidence base for 9.1% (11/121) of the SMAs could be identified, indicating significant group differences in several variables (eg, stress or depressive symptoms) in favor of SMAs. Moreover, 38.0% (46/121) of the SMAs were no longer available after a 2-year period. Conclusions: The moderate information quality, scarce evidence base, constraints in data privacy and security features, and high volatility of SMAs pose challenges for users, health professionals, and researchers. However, owing to the scalability of SMAs and the few but promising results regarding their effectiveness, they have a high potential to reach and help a broad audience. For a holistic stress management approach, SMAs could benefit from a broader repertoire of strategies, such as more instrumental and mental stress management strategies. The common characteristics of SMAs with top-rated quality can be used as guidance for potential users and health professionals, but owing to the high volatility of SMAs, enhanced evaluation frameworks are needed.
... Auch die kleinen Stichprobengrößen, das querschnittliche Design sowie das Fehlen einer Kontrollgruppe schränken die Aussagekraft der Ergebnisse ein. Zukünftige Evaluationsforschung in der kommunalen Gesundheitsförderung sollte nach Möglichkeit stärker längsschnittliche Untersuchungsdesigns, auch unter Einbezug von digitalen Erhebungsmethoden [19] einsetzen, um kausale Beziehungen und zeitliche Veränderungen empirisch beschreiben zu können. bei der Literaturrecherche und der Erstellung des Literaturverzeichnisses. ...
Article
Zusammenfassung Hintergrund Das Projekt „Gesunde Südstadt“ hat den Schwerpunkt Gesundheitsförderung in der Lebenswelt Kommune. Es wurde im Rahmen des „Präventionsgesetzes“ (SGB V §20a) initiiert und zielt ab auf die Verringerung der gesundheitlichen Ungleichheit in der Stadt Nürnberg. Die Maßnahmen der kommunalen Gesundheitsförderung im Handlungsfeld Ernährung wurden durch eine externe multiperspektivische, multimethodische Prozess- und Ergebnisevaluation begleitend untersucht. Methoden 55 Maßnahmenberichte, 8 Interviews mit Teilnehmenden sowie 3 Interviews mit Maßnahmendurchführenden wurden mit qualitativer Inhaltsanalyse ausgewertet. Eine Teilnehmendenbefragung (n=35) mittels Fragebögen wurde quantitativ-statistisch ausgewertet. Ergebnisse Die Ergebnisse zeigen, dass die Gesundheitsförderungsmaßnahmen durch die Teilnehmenden eine hohe Akzeptanz erfuhren und ein ausgeprägtes Maß an Partizipation ermöglicht wurde. Weiterhin zeigen die Ergebnisse, dass die Maßnahmen die interaktive sowie die funktionale Gesundheitskompetenz förderten. Ein empirisches Pfadmodell für kommunale Gesundheitsförderungsprojekte wurde abgeleitet. Schlussfolgerung Die Ergebnisse belegen gesundheitsförderliche Effekte eines verhältnis- und verhaltensbasierten, kommunalen Ansatzes zur Gesundheitsförderung bei Teilnehmenden an Maßnahmen im Handlungsfeld Ernährung. Das Projekt „Gesunde Südstadt“ stellt einen systematischen, lebensweltrelevanten und niedrigschwelligen Ansatz der soziallagenbezogenen Gesundheitsförderung im kommunalen Setting dar. Methodische Einschränkungen, wie das Querschnittsdesign der Studie, werden diskutiert.
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Understanding stress and recovery dynamics among students is essential for promoting their well-being and academic success. This study delves into the complex interplay of stressors and coping mechanisms among university students. Drawing upon health psychology and resilience research, we investigate the experiences of stress and recovery among both full-time and part-time students, considering gender and age. Our findings reveal significant differences between full-time and part-time students in various aspects of stress, including emotional stress, conflicts, and lack of energy. Full-time students reported higher levels of stress in these dimensions, which could indicate possible effects on their academic performance and general well-being. Moreover, gender-specific differences in stress experiences were observed, with female students exhibiting higher levels of stress compared to their male counterparts, particularly in terms of emotional stress and lack of energy. Interestingly, while age did not significantly impact stress and recovery experiences, other variables such as workload and coping strategies appeared to play crucial roles. Our study underscores the importance of the diverse needs of students. Overall, this research sheds light on the intricate relationship between stress, recovery, and study program variables among students, offering valuable insights for educators, policymakers, and mental health practitioners seeking to enhance student well-being and academic success in higher education settings.
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Zusammenfassung Hintergrund Angebote zur Achtsamkeitsförderung durch Stressbewältigung sind zunehmend ein wichtiger Teil des Gesundheitsmanagements in Hochschulen geworden. Der Bedarf dafür hat sich gerade in der COVID-19-bedingten („coronavirus disease 2019“) Pandemiesituation deutlich verstärkt. Allerdings werden die Angebote von den Studierenden bislang noch sehr zögerlich in Anspruch genommen, obwohl die positiven Effekte von Achtsamkeitstrainings bereits vielfach belegt sind. Ziel der Arbeit Ziel unserer Untersuchung war es daher, Vorstellungen der Achtsamkeitspraxis sowie Zugangsbarrieren zu erfassen, um daraus zielgruppenspezifische Kommunikationsstrategien abzuleiten. Methode Es wurden männliche und weibliche Studierende (mit wenig und mit viel Erfahrung in Achtsamkeitstrainings) qualitativ interviewt. Ergebnisse Es zeigt sich, dass die Studierenden eine weltanschaulich neutrale und evidenzbasierte Rahmung der Angebote bevorzugen. Eine Betonung des spirituellen Hintergrunds der Achtsamkeitstrainings scheint v. a. den Einsteigern den Zugang zu erschweren (auch wenn sie für die Fortgeschrittenen ein relevanter Bestandteil ist). Zudem ist es den Interviewten wichtig, dass die Kommunikation die Relevanz für die Bewältigung akademischer und beruflicher Herausforderungen aufzeigt, ohne die Angebote als Maßnahme zur Leistungssteigerung zu bewerben. Schlussfolgerung Auch wenn die Achtsamkeitspraktiken spirituell verankert sind, stehen Einsteiger diesen Aspekten eher skeptisch gegenüber. Dies deckt sich mit allgemeineren Diskussionen zur Einführung von Achtsamkeitsangeboten an Hochschulen. Darüber hinaus lassen sich Hinweise zur Auswahl von Multiplikator:innen (authentische Vermittler:innen) und Botschaftsstrategien (vielseitige Fallbeispiele) ableiten.
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Zusammenfassung Hintergrund Studierende in Deutschland berichten aktuellen Studien zufolge häufig von Stress [12, 16, 38]. Erkenntnisse zu Zusammenhängen zwischen dem sozialen Hintergrund und dem Stresserleben [12, 16, 20, 27, 31, 38] sowie dem Stresserleben und der Gesundheit [8, 13, 18, 28] bei Studierenden liegen nur vereinzelt vor. Ziel der Arbeit Der Beitrag untersucht die Rolle sozialer Hintergrundmerkmale und des Stresserlebens für Indikatoren der selbstberichteten Gesundheit und des Gesundheitsverhaltens bei Studierenden. Der Beitrag geht der Frage nach, inwieweit das Stresserleben die Beziehung zwischen sozialen Hintergrundmerkmalen und den Indikatoren der Gesundheit vermittelt. Material und Methoden Insgesamt nahmen N = 1024 Studierende an einer Online-Erhebung an der Technischen Universität Dortmund im Jahr 2018 teil. Im Rahmen von uni-, bi- und multivariaten Analysen wurden Angaben von n = 850 Studierenden berücksichtigt. Ergebnisse Etwa die Hälfte der Studierenden berichtet von einem hohen Stresserleben, welches zwischen Studierenden mit geringer sozialer Unterstützung (Odds Ratio [OR] = 4,51), niedrigem subjektiven Sozialstatus (OR = 2,35), nicht ausreichenden Finanzen (OR = 2,04), beidseitigem Migrationshintergrund (OR = 1,84) und chronischen Erkrankungen (OR = 1,64) sowie Befragten der Referenzgruppen sozial ungleich verteilt ist. Studierende mit einem hohen Stresserleben weisen ein erhöhtes Odds Ratio für eine geringe Lebenszufriedenheit (OR = 8,47), häufige psychosomatische Beschwerden (OR = 6,91) sowie für eine schlechte selbstberichtete Gesundheit (OR = 3,21) und ein ungesundes Ernährungsverhalten (OR = 1,56) auf. Die Ergebnisse weisen zudem auf soziale Unterschiede im Gesundheitszustand und teilweise auch im Gesundheitsverhalten Studierender hin, welche geringfügig oder gar nicht durch das Stresserleben vermittelt werden. Schlussfolgerungen Der Beitrag zeigt, dass der soziale Hintergrund und das Stresserleben eine wichtige Rolle für den Gesundheitszustand Studierender spielen. Der soziale Hintergrund sowie das Stresserleben weisen eine jeweils eigenständige Bedeutung für die Gesundheit auf. Im Rahmen eines studentischen Gesundheitsmanagements sollten künftig zielgruppenspezifische Maßnahmen zur Stärkung des gesundheitsförderlichen Umgangs mit Stress umgesetzt werden.
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Background Mindfulness-based interventions show positive effects on physical and mental health. For a better integration of mindfulness techniques in daily life, the use of apps may be promising. However, only a few studies have examined the quality of mindfulness apps using a validated standardized instrument. This review aims to evaluate the content, quality, and privacy features of mindfulness-focused apps from European commercial app stores. Methods An automated search engine (webcrawler) was used to identify mindfulness-focused apps in the European Apple App- and Google Play store. Content, quality, and privacy features were evaluated by two independent reviewers using the Mobile Application Rating Scale (MARS). The MARS assesses the subscales engagement, functionality, aesthetics, and information quality. Results Out of 605 identified apps, 192 met the inclusion criteria. The overall quality was moderate (M = 3.66, SD = 0.48). Seven apps were tested in a randomized controlled trial (RCT). Most of the apps showed a lack of data security and no privacy policy. The five apps with the highest ratings are from a credible source, include a privacy policy, and are also based on standardized mindfulness and behavior change techniques. Conclusions The plethora of often low-quality apps in commercial app stores makes it difficult for users to identify a suitable app. Above that, the lack of scientific verification of effectiveness and shortcomings in privacy protection and security poses potential risks. So far, the potential of mindfulness-focused apps is not exploited in commercial app stores.
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Psychische und stressbedingte Erkrankungen zählen mit zu den Hauptverursachern von Arbeitsunfähigkeitstagen und den daraus resultierenden hohen Kosten für Unternehmen in Deutschland. Darüber hinaus entstehen Unternehmen zusätzliche wirtschaftliche Nachteile und Einbußen durch eine stressbedingt reduzierte Leistungsbereitschaft und Leistungsfähigkeit ihrer Mitarbeiter. Den Auswirkungen von psychischem Stress entgegenzuwirken ist somit eine der zentralen Aufgaben des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM). Ein innovativer und niedrigschwelliger Ansatz sind hierzu Entspannungs‐Apps. Diese können sowohl als solitäre BGM‐Maßnahme angeboten werden als auch ergänzend und begleitend zu Entspannungs‐ oder Stressbewältigungskursen. Aufgrund ihrer niedrigen Kosten und des geringen Aufwands sind Entspannungs‐Apps für Unternehmen jeder Größe einsetzbar. Ihre örtliche Ungebundenheit ermöglicht Mitarbeitern eine flexible Verwendung im beruflichen und privaten Alltag. Bei der Auswahl der passenden Entspannungs‐App ist im Sinne der Nachhaltigkeit und Effektivität die Evidenzbasierung der Inhalte und Übungen eine Grundvoraussetzung. Um die Akzeptanz der Maßnahme und die Teilnahmebereitschaft der Mitarbeiter zu erhöhen, sollte bei der Implementierung der Entspannungs‐App idealerweise prozesshaft und partizipativ vorgegangen werden.
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Zahlen, Daten, Analysen aus allen Branchen der Wirtschaft Der Fehlzeiten-Report, der jährlich als Buch erscheint, informiert umfassend über die Struktur und Entwicklung des Krankenstandes der Beschäftigten in der deutschen Wirtschaft und beleuchtet dabei detailliert einzelne Branchen. Der Fehlzeiten-Report 2017 fokussiert im diesjährigen Schwerpunkt das Thema „Krise und Gesundheit“ und beleuchtet es aus gesellschaftlicher, unternehmerischer und individueller Perspektive. Es wird aufgezeigt, welche Rolle das Betriebliche Gesundheitsmanagement für die Prävention und Bewältigung von Krisen spielen kann. 28 Fachbeiträge erörtern u.a.: • Von welchen Krisen können Beschäftigte im Laufe ihres Berufslebens betroffen sein? • Auf welche Weise bewältigen Unternehmen neue Herausforderungen wie die digitale Transformation oder Wachstumskrisen? • Wie können Unternehmen bei kritischen Lebensereignissen Hilfestellung leisten? • Welche Empfehlungen lassen sich aus theoretischen Präventionsmodellen und praktischen Erfahrungen ableiten? • Welche Konzepte und Angebote bietet ein Betriebliches Gesundheitsmanagement, um individuelle und betriebliche Krisen zu meistern? Darüber hinaus machen umfassende Daten und Analysen den Fehlzeiten-Report zu einem wertvollen Ratgeber für alle, die Verantwortung für den Arbeits- und Gesundheitsschutz in Unternehmen tragen. Aus dem Inhalt • Aktuelle Statistiken zum Krankenstand der Arbeitnehmer in allen Branchen • Die wichtigsten für Arbeitsunfähigkeit verantwortlichen Krankheitsarten • Anzahl und Ausmaß der Arbeitsunfälle, Langzeitarbeitsunfähigkeiten oder Inanspruchnahme von Kinderpflegekrankengeld • Vergleichende Analysen nach Bundesländern, Betriebsgrößen und Berufsgruppen • Verteilung der Fehlzeiten nach Monaten und Wochentagen • Anschauliche Darstellung der Daten durch zahlreiche Abbildungen und Tabellen Die Herausgeber Der Fehlzeiten-Report wird vom Wissenschaftlichen Institut der AOK (WIdO) in Kooperation mit der Universität Bielefeld und der Beuth Hochschule für Technik Berlin herausgegeben. Pressestimmen Die wichtigste jährliche Veröffentlichung zum Thema Krankenstand. Miriam Hoffmeyer in der Süddeutschen Zeitung Dieser Report geht die erwerbstätigen Menschen, Personalverantwortliche, aber auch Entscheidungsträger der Politik an. Robert Fieten in der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
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Research involving working memory has indicated that stress and anxiety compete for attentional resources when a person engages in attention-dependent cognitive processing. The purpose of this study was to investigate the impact of perceived stress and state anxiety on working memory and academic performance among health science students and to explore whether the reduction of stress and anxiety was achieved through progressive muscle relaxation (PMR) training. A convenience sample of 128 graduate students participated in this study. Using an experimental pretest–posttest design, we randomly assigned participants to a PMR group or a control group. Results indicated that PMR reduced state anxiety, F(1, 126) = 15.58, p < .001, thereby freeing up working memory and leading to improved academic performance in the treatment group. The results of this study contribute to the literature on Attentional Control Theory by clarifying the process through which working memory and anxiety affect cognitive performance.
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Contex: Chronic stress presents a growing, pervasive burden in healthcare, and mobile smartphone applications (apps) have the potential to deliver evidence-based stress management strategies. This review identified and evaluated stress management apps across domains of (1) evidence-based content; (2) transparency in app development; and (3) functionality of the app interface. Evidence acquisition: The iOS App Store was systematically searched. Apps with descriptions indicating that they targeted the intended audience and included evidence-related terminology, at least one evidence-based stress management strategy, and behavior change components were downloaded and evaluated by two independent raters across the three domains of evidence-based content, transparency, and functionality. Evidence synthesis: A total of 902 apps were identified based on 21 searches. Of these, 60 met study criteria and were downloaded and evaluated between April and June 2015. Twenty (33%) ultimately did not deliver an evidence-based strategy. Of the delivered strategies, the most common were mindfulness and meditation (73%) and diaphragmatic breathing (25%). On average, apps addressed half of the transparency criteria, and nearly all (85%) were acceptable across usability criteria. A total of 32 apps included both evidence-based content and exhibited no problems with usability or functionality; apps affiliated with a non-profit, research-engaged institution comprised 31% of these. Conclusions: This review evaluated 60 iOS apps for stress management across domains of evidence-based content, transparency, and functionality; these apps have the potential to effectively supplement medical care. Findings further indicate that a comprehensive, multi-domain approach can distinguish apps that use evidence-based strategies from those that do not.