Die Versorgungssituation von Menschen mit organisierten und/oder rituellen Gewalter-fahrungen gilt unter Betroffenen sowie Fachexpertinnen und Fachexperten seit langem als unzureichend. Häufige psychische Folgen sind komplexe posttraumatische und dissoziative Störungen, vor allem die Dissoziative Identitätsstörung, deren Behandlung als besonders herausfordernd angesehen wird.
Trotz zahlreicher Studien zu sexualisierter Gewalt, Traumafolgen und Traumatherapie gibt es bisher kaum empirische Daten zu Vorkommen, psychischen Folgen und Behandlung von organisierten und rituellen Gewalterfahrungen.
Ziel der Studie ist es, die Erfahrungen von Betroffenen wissenschaftlich zu erfassen, um charakteristische Gewaltformen und deren Auswirkungen genauer zu verstehen und die Versorgung zu verbessern.
Über einen umfangreichen anonymen Online-Fragebogen wurden Angaben von 165 selbstdefinierten Betroffenen erfasst. Die Ergebnisse der Befragung dokumentieren schwere sexualisierte Gewalterfahrungen und psychische Belastungen sowie die häufige Inanspruchnahme von Therapien. Es zeigt sich eine insgesamt schwierige Versorgungssituation bei oft noch anhaltenden Gewalterfahrungen durch organisierte Tätergruppierungen.
Die Ergebnisse der Online-Befragung werden unter Einbezug psychotraumatologischer Theorien, traumatherapeutischer Behandlungsansätze und ethischer Implikationen diskutiert.