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Der Werkzeugkasten der Refl exiven Grounded Theory: Eine Einführung für die Forschungspraxis

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In diesem Kapitel wird die handwerkliche Seite des Forschungsstils der Refl exiven Grounded Theory behandelt. Wir stellen die Arbeitsschritte und die dabei einsetzbaren Hilfsmittel und Verfahren vor: von der ersten Forschungsidee, dem refl exiven Umgang mit dem Vorwissen, über die Exploration eines Untersuchungsfelds nach Prinzipien der von der Theorieentwicklung gesteuerten Fallauswahl, die Datenanalyse durch Kodierverfahren bis zur Herausarbeitung eines Theorieentwurfs. Diese gedankliche Bewegung der Herausbildung einer konzeptuellen Systematik wird geleitet durch die rekursive Auseinandersetzung mit empirischen Daten und die Refl exion der eigenen Resonanzen aus dem Kontakt mit dem Thema und dem Untersuchungsfeld. Die Werkzeuge und heuristischen Hilfsmittel des methodischen Repertoires der R/GTM werden detailliert beschrieben und anhand von Beispielen aus der Forschungspraxis erläutert und illustriert.
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... Die in der Beschreibung herausgearbeiteten Merkmale und ihre Ausprägung werden kodiert. Die Kodierung dient-nach dem Prinzip der Grounded Theorydazu, Theorien über die im Raum erkennbaren Phänomene zu entwickeln und so ihr Zustandekommen und die mit ihnen verbundenen Phänomene zu erklären ( Breuer, 2010). Zu diesem Zweck werden zunächst im Verfahren des Off enen Kodierens Ideen zur Interpretation der auf dem Foto sichtbaren Raumelemente und deren Anordnung gesammelt. ...
... Zu diesem Zweck werden zunächst im Verfahren des Off enen Kodierens Ideen zur Interpretation der auf dem Foto sichtbaren Raumelemente und deren Anordnung gesammelt. Hierbei spielt der gedankliche Vergleich mit kontrastierenden Beispielen eine zentrale Rolle ( Breuer, 2010): Da Kita-Räume prinzipiell stets dieselben Funktionen erfüllen, ist die Frage danach, wie eine bestimmte Aufgabe (z. B. die Bereitstellung von Materialien) in anderen Räumen gelöst wurde, eine nützliche Kontrastfolie, um die Spezifi ka des untersuchte Raumes herauszuarbeiten. ...
... Die auf diese Weise entstanden Codes werden dann-orientiert am Verfahren des Axialen Kodierens-miteinander in Beziehung gesetzt, gegebenenfalls als verschiedene Ausprägungen eines Codes zusammengeführt und hierarchisiert. Abschließend besteht das Ziel darin, die verschiedenen Codes zu einer zusammenhängenden und in sich schlüssigen Deutung zu integrieren ( Breuer, 2010). Neben den verschiedenen Einfl ussfaktoren, die das Zustandekommen einer bestimmten Raumgestaltung beeinfl ussen, ist die Wirkung des Raumes allein anhand einer Fotografi e nicht eindeutig zu bestimmen. ...
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Räume und Raumgestaltung sind ein wichtiger Einflussfaktor für Bildungsprozesse auch und insbesondere in Kindertageseinrichtungen. Der Raum ist dabei sowohl Rahmen- und Impulsgeber für pädagogische Prozesse als auch in seiner Gestalt das Ergebnis pädagogischen Denkens und Handelns. Damit ist er auch Ausdruck eines bestimmten Bildes vom Kind, das implizit oder explizit in der Gestaltung des Raumes zum Ausdruck kommt. Der vorliegende Beitrag schlägt ein Verfahren vor, mit dem die Raumgestaltung systematisch beschrieben und analysiert werden kann. Die Visuelle Raumanalyse wird dabei als ein beobachtendes Verfahren der empirischen Sozialforschung beschrieben. Der Beitrag verdeutlicht das Vorgehen beispielhaft anhand eines Krippenraumes.
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Die Grounded Theory stellt einen erkenntnisgenerierenden Forschungsstil dar und liefert dazu ein methodisches Instrumentarium. Sie wurde unter bestimmten disziplinären und historischen Umständen in der Zusammenarbeit von B.G. Glaser und A.L. Strauss sowie einigen anderen Mitarbeitenden in der sozialwissenschaftlichen Forschungspraxis herausgebildet. Erst später wurde das Vorgehen in Form von Seminar-Unterweisung und in Lehrbüchern präzisiert, fi xiert und kanonifi ziert. Es gibt eine gut fünfzigjährige Geschichte der Entwicklung, Verbreitung, Etablierung, Institutionalisierung und Diversifi kation der GTM in sozial- und kulturwissenschaftlichen Fachrichtungen sowie im internationalen Maßstab – eine multidisziplinäre und globale Erfolgs-Story. Im Laufe der Zeit sind eine Reihe Problempunkte der Methodik ans Licht gekommen, und es haben sich unterschiedliche Spielarten und Gruppierungen formiert, u.a. in Zusammenhang mit Trends in der philosophischen Grundlagendiskussion der Sozialwissenschaften. Heute kann man von einer Theorienfamilie der GTM sprechen. Wir gehen auch auf die Rezeptionsgeschichte im deutschsprachigen Raum ein, die in sozialwissenschaftlichen Fachdisziplinen unterschiedlich ausfällt.
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Der vorliegende Beitrag widmet sich der Analyse von Prozessen der Wissenskonstruktion in der qualitativen Sozialforschung im transatlantischen Vergleich. Basierend auf explorativen Forschungsergebnissen stellen wir mit den Idealtypen engaging und observing zwei Forschungsstile vor, die sich in den Praktiken der Konstruktion von Nähe und Distanz zum Gegenstand deutlich unterscheiden. Beides, Nähe und Distanz, wird dabei nicht als innere Haltung von Forschenden oder als rigoros nationaler Stil verstanden, sondern als Produkte konkreter Arbeitspraktiken, die in Zusammenhang mit nationalen Forschungskonventionen, Rahmenbedingungen und Epistemologien stehen. Gemeinsam ist beiden Interaktionsmustern die zentrale Fundierung im amerikanischen Pragmatismus, wobei die These einer auffallend unterschiedlichen Bezugnahme auf den amerikanischen Pragmatismus in den beiden Länderkontexten diskutiert wird: Stehen in Deutschland vorwiegend dessen erkenntnistheoretische Prämissen im Mittelpunkt, sieht sich die gegenwärtige US-amerikanische Methodenlandschaft eher dessen gesellschaftspolitischen Traditionen verpflichtet. Ausgehend von diesen Beobachtungen wird abschließend die Forderung formuliert, Reflexivität in der qualitativen Sozialforschung stärker auf den Boden empirischer Analysen zu stellen. URN: http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:0114-fqs1502191
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Zusammenfassung: Dieser Beitrag soll in die FQS-Schwerpunktausgabe "Partizipative qualitative Forschung" einführen. Partizipative Forschungsstrategien finden in neuerer Zeit wieder größeres Interesse. Die Aufsätze aus unterschiedlichen Disziplinen befassen sich auf dem Hintergrund von konkreten empirischen Forschungsprojekten mit verschiedenen konzeptionellen Überlegungen und methodischen Herangehensweisen. Über die Lektüre dieser Beiträge und in Auseinandersetzung mit den Forderungen der Autor/innen sind wir dazu angeregt worden, auf jene Bereiche besonders einzugehen, in denen unserer Ansicht nach weitergearbeitet werden sollte. Dies betrifft Grundlagen partizipativer Forschung wie demokratietheoretische Überlegungen, das Konzept des "sicheren Raums", Fragen der Partizipation oder der Ethik, aber auch forschungspraktische Fragen zur Rolle und zu den Aufgaben der verschiedenen Teilnehmenden, zu besonderen methodischen Herangehensweisen bis zur Frage der Gütekriterien, die hier als Rechtfertigungsargumente verstanden werden. Damit soll zu einer breiten Diskussion angeregt werden, die nicht nur auf den engeren Bereich partizipativer Forschung bezogen sein sollte. Da partizipative Methodik manche Fragen nach Erkenntnis und Forschung radikal stellt, birgt sie in sich auch die Chance, auf bisher vernachlässigte Bereiche in der qualitativen Methodik hinzuweisen und ihre weitere Entwicklung anzuregen. Inhaltsverzeichnis
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In diesem Buch geht es um MUT. Und um die innere FREIHEIT und die pragmatischen STRATEGIEN, die es neben dem Mut noch braucht, um eine gute wissenschaftliche Abschlussarbeit zu schreiben und den Schreibprozess als produktiv und spannend zu erleben. „Frei geschrieben“ heißt nicht nur selbst geschrieben, es heißt auch durch Schreiben Potenziale freizusetzen und dadurch frei zu werden für die nächsten Schritte im Leben, nachdem man sich von der Uni „freigeschrieben“ hat. • Schreibblockaden lösen • Fokus finden • Leichtigkeit & Sicherheit beim Schreiben gewinnen • Eigene Sprache entwickeln statt Copy & Paste-Plagiate • „Time Finder“ für Vielbeschäftigte • Schreibmarathon: 80 Seiten in 8 Wochen • Studium abschließen mit Strategie • Geeignet für alle wissenschaftlichen Abschlussarbeiten. Judith Wolfsberger vormals Huber, geb. 1970, ist Gründerin des „writers´studio“. Sie hat Hunderten Studierenden zu Mut & Methoden verholfen, ihre Abschlussarbeiten erfolgreich abzuschließen. Judith Wolfsberger hat in Wien und Berkeley studiert und wurde in Berlin und Los Angeles zur Schreibtrainerin ausgebildet. Sie hält Schreibseminare an Universitäten und in Firmen.
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Dieses Lehrbuch bietet eine umfassende Darstellung des ethnografischen Forschungsansatzes. Es führt in die methodologischen Grundlagen, den Forschungsprozess sowie die konkreten Schritte der Forschungspraxis ein. Die Autoren zeigen, wie sich Ethnografen ihrem Feld annähern, Daten gewinnen und wieder auf Distanz zum Feld gehen, wie sie an Protokollen arbeiten, Überraschungen entdecken, Daten sortieren und Themen entwickeln. Es wendet sich an Studierende der Soziologie, der Ethnologie, der Erziehungswissenschaft, der empirischen Kulturwissenschaft und an alle Sozialwissenschaftler/innen, die Ethnografie treiben wollen. Prof. Dr. Georg Breidenstein ist Erziehungswissenschaftler an der Universität Halle-Wittenberg. Prof. Dr. Stefan Hirschauer und Prof. Dr. Herbert Kalthoff sind Soziologen an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz. Jun.-Prof. Dr. Boris Nieswand ist Ethnologe und Soziologe an der Universität Tübingen.
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In diesem Buch geht es um MUT. Und um die innere FREIHEIT und die pragmatischen STRATEGIEN, die es neben dem Mut noch braucht, um eine gute wissenschaftliche Abschlussarbeit zu schreiben und den Schreibprozess als produktiv und spannend zu erleben. „Frei geschrieben“ heißt nicht nur selbst geschrieben, es heißt auch durch Schreiben Potenziale freizusetzen und dadurch frei zu werden für die nächsten Schritte im Leben, nachdem man sich von der Uni „freigeschrieben“ hat. • Schreibblockaden lösen • Fokus finden • Leichtigkeit & Sicherheit beim Schreiben gewinnen • Eigene Sprache entwickeln statt Copy & Paste-Plagiate • „Time Finder“ für Vielbeschäftigte • Schreibmarathon: 80 Seiten in 8 Wochen • Studium abschließen mit Strategie • Geeignet für alle wissenschaftlichen Abschlussarbeiten. Judith Wolfsberger vormals Huber, geb. 1970, ist Gründerin des „writers´studio“. Sie hat Hunderten Studierenden zu Mut & Methoden verholfen, ihre Abschlussarbeiten erfolgreich abzuschließen. Judith Wolfsberger hat in Wien und Berkeley studiert und wurde in Berlin und Los Angeles zur Schreibtrainerin ausgebildet. Sie hält Schreibseminare an Universitäten und in Firmen.
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Susanne Fuß und Ute Karbach geben praxisnahe Anleitungen zur Transkription von wissenschaftlichen Interviews für die qualitative Sozialforschung. Das Grundlagen-Handbuch führt in die Praxis der sozialwissenschaftlichen Transkription ein. Es richtet sich an Studierende oder wissenschaftlich tätige Personen, die zum ersten Mal Interviews oder Gruppendiskussionen zur sozialwissenschaftlichen Analyse transkribieren. Der Band stellt die Grundlagen der Transkription und deren Anwendung vor, zeigt die Vor- und Nachteile von Spracherkennungs- und Transkriptionssoftware und gibt Tipps für Problemfälle.
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Wenig wurde bislang über die erkenntnistheoretische Fundierung der Grounded Theory in der pragmatischen Sozialphilosophie und die daraus resultierenden Konsequenzen für das Verständnis der methodologischen Konzeption wie der praktischen Verfahren geschrieben. Der Band schließt diese Lücke, indem das Erkenntnismodell, ausgehend von den Arbeiten von C.S. Peirce, J. Dewey, G.H. Mead und W. James, vorgestellt und den Spuren nachgegangen wird, die dieses Modell als Geltungsbegründung in der Methodologie der Grounded Theory hinterlassen hat. Dabei geht der Text auch auf die gravierenden methodologischen Unterschiede zwischen der von Anselm L. Strauss geprägten und der von Barney G. Glaser vertretenen Variante von Grounded Theory ein und beschäftigt sich mit wesentlichen Weiterentwicklungen einer pragmatistischen Grounded Theory im Kontext postmodernen Denkens. Die vorliegende, vierte Auflage schließt zudem den aktuellen Diskurs um die Etablierung ansatzübergreifender Gütekriterien qualitativen Forschens an die Grounded Theory-immanenten Strategien zur Qualitätssicherung an. Forschende erhalten damit eine wertvolle Argumentationshilfe für die Legitimation ihrer empirischen Designs. Der Inhalt Was ist (gute) Grounded Theory? • Erkenntnismodell und Wirklichkeitsbegriff im Pragmatismus • Theoriebegriff, Vorwissen und das Problem der Induktion • Glasers Angriff auf Strauss und Corbin als Ausdruck fundamentaler sozialtheoretischer und erkenntnislogischer Differenzen • Qualitätssicherung und Gütekriterien in der Grounded Theory • Grounded Theory und Situationsanalyse: Zur Weiterentwicklung der Grounded Theory Die Zielgruppen Praktiker, Studierende und Lehrende auf dem Fachgebiet der Sozialwissenschaften und der qualitativ-interpretativen Sozialforschung Der Autor Prof. Dr. Jörg Strübing lehrt Soziologie und qualitative Methoden und Methodologien an der Eberhard Karls Universität Tübingen.
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Die Erforschung der epistemologischen Potenziale diagrammatischer Zeichen stellt eine Schlüsselaufgabe der gegenwärtigen Kultur-, Bild- und Medienwissenschaften dar und prägt die Grundlagendebatten entscheidend mit. Dieses Buch bietet die erste systematische Einführung in das Forschungsfeld der Diagrammatik. Im Rückgriff auf die pragmatisch fundierte Semiotik von Charles S. Peirce werden die historischen Hintergründe und philosophischen Voraussetzungen der allgemeinen Theorie der Diagrammatik aufgearbeitet und ihre Anwendungshorizonte in den Kultur- und Medienwissenschaften vorgestellt.