Von der Pionierleistung Horst Zindlers (1959), bis zu Göran Kristenssons Studie (1977) über die angloamerikanischen Einflüsse in Texten von DDR-Zeitungen, ist während der letzten beiden Jahrzehnte u. a. versucht worden, den quantitativen Einfluß des Englischen auf die bundesdeutsche Pressesprache und die der DDR, besonders nach 1945, wenngleich zum Teil unsystematisch, an uneinheitlichen Korpora,
... [Show full abstract] mit unterschiedlicher Zielsetzung und Vergleichszwecken nur sehr bedingt dienlichen Ergebnissen aufzuzeigen (vgl. auch Carstensen 1965, Fink 1968/1970, Meyer 1974, Engels 1976, Friman 1977). Diese Versuche haben Broder Carstensen zum Hinweis auf die Problematik (z. B. Definition von Anglizismus, zeitliche Abgrenzung des Untersuchungsgegenstandes, inneres Lehngut) von quantitativen Analysen des Englischen in der deutschen Pressesprache — denn nur in ihr sind bisher solche Erhebungen angestellt worden — und zur Schlußfolgerung bewogen, es sei “müßig und unmöglich, Anglizismen im Deutschen zu zählen, vor allem da ihre vollständige Erfassung noch nicht geleistet ist und wohl kaum je mit absoluter Zuverlässigkeit geleistet werden kann” (1979: 322). An dieser Folgerung ist sicher viel Wahres. Gerade aber die Erkenntnis, daß die vollständige Erfassung der Anglizismen in der deutschen Sprache nicht (mehr) möglich erscheint, ja derzeit nicht einmal ein angenähertes Bild des quantitativen Interferenzausmaßes gezeichnet werden kann, aber auch die Tatsache, daß an der Anglizismen-Erfassung im Deutschen bisher nur vereinzelt systematisch gearbeitet worden ist (Broder Carstensens in Arbeit befindliches Anglizismen-Wörterbuch wird wohl der Totalerfassung, wenn auch nicht der Verwendungshäufigkeit von Englischem im Deutschen am nächsten kommen), gebieten Häufigkeitsanalysen in möglichst vielen und verschiedenartigen Korpora, nicht nur der in der Vergangenheit offensichtlich überbetonten Zeitung, sondern des gesamten gedruckten und gesprochenen Wortes, um so wenigstens einem möglichst umfassenden Überblick über die Anglizismen des Deutschen näherzukommen. Ganz abgesehen davon, können solche Studien zur Dokumentation und eingehenderen Forschung der vielen Aspekte (z. B. Semantik, Morphologie, Verständnis) der Lexik der deutschen Gegenwartssprache einen Beitrag leisten. Doch nur wer selbst einmal umfangreiche systematische Frequenzerhebungen versucht hat, kann, neben den grundsätzlichen von Broder Carstensen erwähnten Problemen, die vor allem in der mit derartigen Analysen verbundenen unvorstellbaren Zeit- und Arbeitsaufwendigkeit liegenden Schwierigkeiten ermessen. Vermutlich ist dies auch der Grund, warum die Zahl wirklich systematischer, umfassende Korpora betreffende Studien so klein geblieben ist. Somit gewinnt Karin Vierecks Buch erheblich an Bedeutung.