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Dekonstruktion des Mythos’ der flachen Erde – Information, Quellen und Materialien zur Entschlüsselung der Erzählung über die „Flache Erde des Mittelalters“ in Schulbüchern. In: Historische Sozialkunde 2/2014, 42-51

Authors:
  • Private University of Teacher Education Vienna/Krems

Abstract and Figures

In this article it is shown that the "Myth of the flat earth" was introduced into German and Austrian Textbooks in the 20th century. An analisis of textbooks from the 18th to the 21st century is presented. Der Eingang des " Mythos der flachen Erde " in deutsche und österreichische Geschichtsschul­ bücher im 20. Jahrhundert Geschichtsmythen sind mitunter so stark im kulturellen Gedächtnis eines Landes verwur-zelt, dass sie sogar in Schulbüchern reproduziert werden. Dies ist der Fall beim Mythos der flachen Erde. In deutschen und österreichischen Lehrwerken wird mit unterschiedlichen Argumenten zu belegen versucht, dass Menschen im Mittelalter davon ausgingen, die Erde sei flach, obwohl dieser Mythos von der historischen Forschung längst dekonstruiert wurde. In diesem Artikel werden in einem ersten Teil die häufigsten Argumente für die Vorstellung einer flachen Erde in Schulbüchern dargestellt und gezeigt, warum diese nicht stichhaltig sind. Dabei wird der Forschungsstand zu diesem Thema präsentiert, der belegt, dass – völlig konträr zu den Darstellungen der Schulbücher – im Mittelalter nicht die flache, sondern die runde Erde das gängige Weltbild war. In einem dritten Teil wird anhand einer Analyse von Schulbüchern aus vier Jahrhunderten gezeigt, dass sich die Narration von der flachen Erde erst im 20. Jahrhundert in deutschen und österreichischen Lehrwerken durchgesetzt hat. Der Artikel reflektiert Ergebnisse einer Dissertation aus dem Bereich der geschichtsdidaktischen Schulbuchforschung.
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42 HISTORISCHE SOZIALKUNDE
Beiträge zur
Fachdidaktik 2/2014
Einleitung
Historisches Lernen wird heute als
Lernen eines „Denkstils“ gesehen
(Pandel 2000:126) und es geht im
Geschichtsunterricht deshalb nicht
mehr um das Anhäufen eines positi-
vistisch-enzyklopädischen Wissens,
sondern vielmehr darum, Fähigkei-
ten, Fertigkeiten und Bereitschaf-
ten zu erwerben, um ein spezifisches
Denksystem beherrschen zu lernen
(Kühberger 2009:11), in dem auch
das „Gemachtwordensein“ von Ge-
schichte mitbedacht wird. Ein wich-
tiger Aspekt des „Über-Geschich-
te-Nachdenkens“ besteht darin, die
Entstehung von Erzählungen sys-
tematisch zu analysieren und Ant-
worten auf historische Fragen durch
De- und Re-Konstruktionsprozesse
zu erarbeiten (Schreiber 2006:23).
Auch das Schulbuch und die in die-
sem vorgelegten Interpretationen,
Deutungen und Diskurse sollten in
diesem Zusammenhang von Schüle-
rInnen geprüft und in ihrer Tiefen-
struktur analysiert werden können
(Mebus 2006:37).
Eine wichtige Erkenntnis in die-
sem Zusammenhang ist, dass Ge-
schichte immer mit einer bestimm-
ten Intention geschrieben wird und
dass einzelne Ereignisse aus der
Vergangenheit sinnstiftend und ei-
ner Fragestellung folgend in einen
Gesamtzusammenhang gebracht
Roland Bernhard
De-Konstruktion des Mythos’ der
flachen Erde
Information, Quellen und Materialien zur Ent-
schlüsselung der Erzählung über die „flache Erde
des Mittelalters“ in Schulbüchern
und danach erzählt werden. His-
torische Narrationen, die heute in
Schulbüchern abgedruckt sind, ste-
hen in einer langen Erzähltradition
im Zuge derer verschiedene, oft für
bestimmte Kollektive identitätsstif-
tende Elemente in diese Erzählun-
gen einflossen. In diesem Sinne wird
auch von Schulbüchern als „natio-
nale Autobiographien“ (Jacobmeyer
1992) gesprochen. Verschiedene his-
torische Diskurse, die in Vergangen-
heit und Gegenwart für bestimmte
Gruppen von Menschen sinnstiftend
waren, verdichten sich im Laufe der
Zeit in Lehrwerken. Bisweilen ent-
wickeln sich dabei auch hartnäcki-
ge Geschichtsmythen, die sich tief
in das kollektive Bewusstsein ge-
graben haben und die tradiert wer-
den, obwohl diese Mythen in den
historischen Wissenschaften schon
seit Jahrzehnten enttarnt werden.
Ein Beispiel für einen solchen ist
der „Mythos der flachen Erde“ – die
Menschen im Mittelalter seien von
einer flachen Erde ausgegangen –,
der vor allem in deutschen Lehrwer-
ken stark verwurzelt ist. In diesem
Artikel werden die häufigsten Argu-
mente, die den Mythos der flachen
Erde in Schulbüchern stützen, an-
geführt und ihre fehlende Stichhal-
tigkeit aufgezeigt. Danach wird ge-
zeigt, wie der Mythos in der Neu-
zeit entstand und sich erst im 19.
und 20. Jahrhundert popularisierte.
Auch wird beschrieben, welche sinn-
stiftenden Elemente dem Mythos in-
newohnen. Mit den im letzten Teil
vorgestellten Quellen und Materia-
len kann im Unterricht der Mythos
de-konstruiert werden.
Grafik in Lendzian/Mattes 2005:139:
„Das alte und das neue Weltbild“. Im
Mittelalter sei man von einer Erdscheibe
mit einem Weltenmeer ausgegangen.
Argumente für die „flache Erde“
in Schulbüchern des 21. Jahr-
hunderts
Die Menschen im Mittelalter hiel-
ten die Erde – so die gängige fal-
sche Auffassung auch unter vielen
GeschichtslehrerInnen und Schul-
buchautorInnen – für eine flache
Scheibe. Wer sich zu weit von der
Küste wegbewegte, würde Gefahr
laufen, in einen tiefen Abgrund zu
stürzen. Am Ende des Mittelalters
setzte eine wissenschaftliche Revo-
lution ein, im Zuge derer erkannt
wurde, dass die Erde in Wirklich-
keit die Gestalt einer Kugel besitzt.
Martin Behaim habe deshalb 1492
FACHDIDAKTIK 43
den ersten Globus anfertigen lassen
können, worauf Christoph Kolum-
bus die unbestimmte Fahrt gegen
Westen gewagt habe. Mit der ‚Ent-
deckung Amerikas‘ habe er zum Er-
staunen seiner Zeitgenossen bewie-
sen, dass die Erde eine Kugel sei. Da-
mit ist die landläufige Vorstellung
vom Wandel des Weltbildes am Be-
ginn der Neuzeit knapp umrissen.
Die These, dass Menschen im Mit-
telalter von einer flachen Erde aus-
gingen, wurde in der überwiegenden
Mehrzahl der deutschen und öster-
reichischen Geschichtsschulbücher
aus dem ersten Jahrzehnt des 21.
Jahrhunderts mit zahlreichen Argu-
menten gestützt, vorgetragen, wo-
bei der Mythos insbesondere in deut-
schen Lehrwerken sehr stark ausge-
prägt ist (Bernhard 2013a:55-73). In
der wissenschaftshistorischen For-
schung wird dahingegen seit vielen
Jahrzehnten betont, dass im Mittel-
alter die sphärische Erde das gängi-
ge Weltbild war. Mit gutem Grund:
Es gibt keine Indizien in Quellen
dafür, dass die These von einer fla-
chen Erde von Intellektuellen der
1000-jährigen angeblich so finste-
ren Epoche vertreten worden wäre,
wie weiter unten ausführlich darge-
legt werden wird. In diesem Zusam-
menhang sprach die Historical As-
sociaton of Great Britain schon im
Jahr 1951 von „one of the hardiest
errors in historical teaching“ (His-
torical Association 1951:4).
Wer diese Erkenntnis im Freun-
deskreis oder vor StudentInnen oder
SchülerInnen vertritt, wird sofort
mit Gegenargumenten konfrontiert
werden: Aber warum wurde dann
Galileo Galilei verurteilt und wieso
wurde der Globus erst 1492 von Be-
haim erfunden? Haben denn nicht
spanische Kleriker Kolumbus in Sa-
lamanca die Westfahrt verboten und
ihm angedeutet, dass seine Vorstel-
lungen von einer runden Erde eine
Häresie seien? Und überhaupt, was
ist mit den mittelalterlichen Welt-
karten, die doch eine scheibenför-
mige Erdanschauung eindrucks-
voll belegen? Und mit Kopernikus,
der mit „De revolutionibus“ (Über
die Umdrehung) erstmals behaup-
tete, dass die Erde sich dreht. „Sehr
gut, setzen!“, muss die Antwort des
Lehrers oder der Lehrerin zum eif-
rigen Schüler sein, der in der Prü-
fung auf diese Weise argumentiert.
„Du hast dein Schulbuch ausge-
zeichnet gelernt.“ Allerdings nur
das Schulbuch, das SchülerInnen
in diesem Zusammenhang ein gan-
zes Konglomerat von Geschichts-
mythen serviert.
Tatsächlich befindet sich in Schul-
büchern das Argument, mittelalter-
liche Weltkarten würden belegen,
dass die Erde als flach gedeutet wur-
de. In Zeiten und Menschen, einem
deutschen Schulbuch beispielswei-
se, wird die Ebstorfer Weltkarte aus
dem 13. Jahrhundert als Beispiel
für das „mittelalterliche Denken“
angeführt: „Die Erde ist hier eine
Scheibe, in deren Mitte die Stadt
Jerusalem liegt.“ (Lendzian/Mattes
2005:156) Ein paar Zeilen darunter
erfahren SchülerInnen, dass Tosca-
nelli 1474 als einer der ersten Kar-
tografen von der Kugelgestalt der
Erde ausging. Die Behauptung, dass
die mittelalterliche Kartografie die
Vorstellung einer flachen Erde be-
legt, ist ein immer wieder ins Tref-
fen geführtes, aber nicht stichhal-
tiges Argument (Simek 1990:103-
104). Es hinkt in ähnlicher Weise,
als würde man heute behaupten,
wir gingen von einer flachen Erde
aus, weil wir google maps auf einem
flachen Smartphone benutzen. So
wie wir trotz der Smartphones um
die Kugelgestalt der Erde Bescheid
wissen, gingen auch die Kartogra-
fen des Mittelalters von einer sphä-
rischen Erde aus. Der Zeichner der
im Schulbuch abgedruckten Ebstor-
fer Weltkarte verfolgte nicht die Ab-
sicht, die tatsächliche geografische
Welt abzubilden (Torge 2007:25; von
den Brincken 1976:77-95), sondern
versuchte, das theologische Wissen
der Zeit abzubilden. Anhand der Tex-
te, welche mittelalterlichen Karten
generell begleiteten, lässt sich klar
erkennen, dass diese ganz selbst-
verständlich mit der Erdkugel asso-
ziiert wurden. Brigitte Englisch hat
eine Habilitationsschrift zur mittel-
alterlichen Kartografie verfasst und
führt diesbezüglich aus, dass diese
T-O-Karten zu dem „verbreiteten
Vorurteil geführt [hätten], im Mit-
telalter sei die Erde als flache Schei-
be aufgefasst worden.“ (Englisch
2002:41) Laut Englisch seien aber
„Der Wanderer am Weltenrand“ aus Camille Flammarions L‘Atmosphère. Météorolo-
gie populaire aus dem Jahr 1888 soll in deutschen Schulbüchern die Vorstellung einer
flachen Erde im Mittelalter belegen. Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/
File:Flammarion.jpg
44 FACHDIDAKTIK
gerade diese Karten ein Beleg da-
für, dass die Vorstellungen von einer
runden Erde nie bestritten wurden.
Ein weiteres Argument für die
Erdscheibe des Mittelalters vor allem
in deutschen Schulbüchern ist die
Grafik „Der Wanderer am Welten-
rand“. In dieser wird die Erdschei-
be dargestellt, über die in Form ei-
ner Halbkugel die Atmosphäre ge-
stülpt erscheint. Sonne, Mond und
Sterne sind daran angeheftet. Ein
Mann scheint im Vordergrund das
Ende der Erdscheibe erreicht zu ha-
ben und blickt durch die Halbku-
gel. Im Schulbuch Zeitreise wird
der Holzstich, der aus dem Jahr
1888 stammt, den SchülerInnen als
„Holzschnitt aus der Zeit um 1530“
vorgestellt, auf dem „die Erde noch
als Scheibe“ (Christoffer 2006:196)
erscheine. In Geschichte kennen
und verstehen wird der Stich als
wiederkehrendes Element im Ka-
pitel über Erfindungen und Entde-
ckungen der Neuzeit verwendet. Als
einleitendes Bild für dieses Kapitel
füllt er eine ganze Doppelseite aus
und wird mit folgendem Text kom-
mentiert:
Ein Bild […] fasst im Rückblick
den Wandel des Weltbildes zu Be-
ginn des 16. Jahrhunderts künst-
lerisch zusammen. Das mittelal-
terliche Weltbild wird durchbro-
chen[…]. Dieses Weltbild, in dem
sich das Himmelsgewölbe um die
Erdscheibe schloss, weckte zu Be-
ginn der Neuzeit die Neugier und
das Interesse der Naturwissenschaft-
ler.“ (Fink/Fritsche 2005:6)
Da dieser Stich in der Mehrheit
der weit verbreiteten analysierten
deutschen Schulbücher aus dem
ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhun-
derts, in denen das Thema der Ge-
stalt der Erde behandelt wird, abge-
druckt ist (Bernhard 2013a:55-57),
ist die Formulierung der Histori-
kerin Annerose Menninger, die die
Grafik als „Wissensfalle mehrerer
Generationen“ (Menninger 2010:89)
bezeichnete, sehr zutreffend. Die
weite Verbreitung in den Schulbü-
chern lässt die Vermutung zu, dass
durch den Stich der Mythos der fla-
chen Erde in die Köpfe von Millio-
nen von deutschen SchülerInnen
gepflanzt wurde. Nachdem schon
am Anfang des 20. Jahrhunderts
Zweifel an einer Frühdatierung auf-
kamen (Aertsen/Speer 1998:798)
stellte Bruno Weber 1973 fest, dass
die Grafik das erste Mal im Jahr 1888
vom französischen Autor Camille
Flammarion (1842-1925) in seinem
Werk L’atmosphère. Météorologie
populaire (Flammarion 1888:163)
publiziert wurde (Weber 1973:384).
Flammarion verfolgte mit seinen
Werken und mit dem Stich das An-
liegen, die „Ergebnisse der Wissen-
schaft“ unterhaltsam und populär
darzustellen. Im Fall des Wanderers
am Weltenrand ist allerdings der
Wert der Darstellung auf die Unter-
haltung beschränkt, da auch Flam-
marion auf den Mythos der flachen
Erde hereingefallen ist.
Ein weiteres Argument in vielen
deutschen Schulbüchern, auf das
weiter unten ein zweites Mal ein-
zugehen sein wird, ist das folgen-
de: Martin Behaims Globus aus dem
Jahr 1492, der angeblich der ers-
te seiner Art war, wird mit der Ent-
deckung der Kugelgestalt der Erde
in Verbindung gebracht (Bernhard
2013a:61-63). Ein offensichtlicher
Widerspruch findet sich diesbezüg-
lich in Zeit für Geschichte. Hier
wird erzählt, dass Martin Behaim
im Jahr 1492 den ersten Globus ge-
baut habe (Frey 2004:100); an einer
anderen Stelle im Buch wird dann
allerdings ein Zitat aus einem Brief
Toscanellis aus dem Jahr 1474 ab-
gedruckt, in dem dieser von einem
Globus schreibt: „[…] man sollte das
anhand eines Globus tun, zu besse-
rem Verständnis will ich den Kurs
aber mittels einer Karte erläutern.“
(Frey 2004:117). Der Widerspruch
ist offensichtlich: Wenn Behaim
tatsächlich im Jahr 1492 den ersten
Globus baute, dann hätte Toscanelli
18 Jahre davor nicht von einem Glo-
bus sprechen können. Die Auflösung
dieses Widerspruchs ist einfach: Be-
haims Globus war schlicht nicht der
erste. Abgesehen davon, dass in der
Antike bereits Globen existierten,
sind aus dem 15. Jahrhundert meh-
rere Exemplare vor Behaim bekannt.
Beispiele dafür sind der Globus Jean
Fusoris aus dem Jahr 1432 sowie
ein Werk von Guillaume Hobit zwi-
schen 1440 und 1444, der für Her-
zog Philipp den Guten einen Glo-
bus anfertigte. Es ist auch bekannt,
dass im Jahr 1477 Nicolaus Germa-
nus einen Globus an Papst Sixtus IV.
für die neue vatikanische Bibliothek
übergab (Cosgrove 2001:113). Über-
dies wurden an der Wiener Univer-
sität schon vor 1492 vom Humanis-
ten Conrad Celtis Globen als Visu-
alisierungshilfe verwendet (Edson
2007:220). Behaims Globus ist nur
der älteste bisher bekannte erhalte-
ne Globus.
Ein weiteres Argument, das in
Schulbüchern die Narration von der
flachen Erde des Mittelalters stützen
soll, ist, dass in der Bibel das Bild
von einer flachen Erde transportiert
wird und dass dem entsprechend die
flache Erde zur Lehre der katholi-
schen Kirche gehörte. Das Bibel-
Argument ist insofern nicht stich-
haltig, als eine Lektüre in Bezug auf
die Gestalt der Erde kein einheitli-
ches Bild ergibt, wie Peter Aufgebau-
er in einer Studie gezeigt hat (Auf-
gebauer 2006:430). Dass die flache
Erde kirchliche Lehre gewesen sei,
wird in Schulbüchern oft im Zusam-
menhang mit der Darstellung von
Kopernikus und Galilei behauptet,
wobei in dieser Erzähltradition der
Mythos ganz besonders interessante
Blüten treibt. Beide Wissenschaftler
werden zusammen mit Kolumbus in
einigen Lehrwerken als Überwinder
der mittelalterlichen Erdscheibe ge-
zeichnet, die sich gegen die Lehre
der Kirche von einer flachen Erde
behaupten hätten müssen. Koper-
nikus publizierte im Jahr 1542 sein
Werk „De Revolutionibus“ – dessen
Titel nicht auf die Umdrehung der
Erde sondern vielmehr auf die „Um-
drehungen der Himmelskörper“ (De
Revolutionibus orbium coelestium)
anspielte. Dennoch sei laut Schulbü-
chern die darin enthaltene Vorstel-
lung einer runden Erde – im Übri-
gen 20 Jahre nach der Umrundung
FACHDIDAKTIK 45
der Erde durch die Schiffe Magel-
lans – „im Gegensatz zur kirchli-
chen Lehre“ (Fink/Fritsche 2005:15)
gestanden. In dem folgendem Zitat
aus dem deutschen Schulbuch Fo-
rum Geschichte wird dies gleicher-
maßen deutlich:
Die Kirche wertete Forschungen
von Naturwissenschaftlern wie Ko-
pernikus und Galilei als Angriff auf
die in der Bibel bestätigte Vorstel-
lung, dass die Erde eine Scheibe sei
und sich im Mittelpunkt des Uni-
versums befinde (= geozentrisches
Weltbild). Galilei wurde deshalb als
Ketzer verfolgt (Tatsch/Regenhardt
2006:155).
Wirklich kompetenten Schüle-
rInnen wird mit Sicherheit aufge-
fallen sein, dass diese Erzählung in
sich unlogisch ist. Wie kann Galilei
im Jahr 1633 für seine Vorstellung
einer Erdkugel verurteilt worden
sein, wenn die Schiffe von Ferdinand
Magellan bereits 112 Jahre (!) zuvor
(im Jahr 1522) die Erde umrundet
hatten? Das wäre sogar dann unlo-
gisch, wenn im Mittelalter die These
einer flachen Erde vertreten worden
wäre. Hier kommt es offensichtlich
zu einer Gleichsetzung des von den
beiden Wissenschaftlern vertrete-
nen heliozentrischen Weltbildes mit
der Vorstellung von der Kugelgestalt
der Erde. Das Neue am kopernikani-
schen heliozentrischen Weltbild war
die Zentralstellung der Sonne im
Universum. Diese Zentralstellung
der Sonne wurde von großen Teilen
der katholischen Kirche im 16. und
besonders im 17. Jahrhundert abge-
lehnt und es war das Festhalten an
dieser richtigen These, wofür Galilei
zu Hausarrest verurteilt wurde. Das
bis ins 16. Jahrhundert dominieren-
de geozentrische Weltbild wird dem
entsprechend in Schulbüchern mit
der flachen Erde gleichgesetzt, ob-
wohl die beiden nichts miteinander
zu tun haben. Das (alte) geozent-
rische/ptolemäische Weltbild im-
pliziert nämlich ebenfalls die Vor-
stellung einer Erdkugel. Mit dieser
Feststellung soll hier nicht gesagt
werden, dass Galilei vonseiten der
offiziellen Kirche nicht aus heutiger
Sicht großes Unrecht widerfahren
ist – aber dies hatte, wie dargelegt,
nichts mit der Vorstellung einer fla-
chen bzw. runden Erde zu tun.
Im Mittelalter war die Erde rund
Keines der Argumente, die in Schul-
büchern in Bezug auf die Vorstel-
lung einer flachen Erde im Mittelal-
ter vorgebracht werden, ist stichhal-
tig. Alle bisher analysierten Quellen
des Mittelalters weisen darauf hin,
dass die bedeutenden Philosophen
und Theologen der Zeit von einer
runden Erde ausgingen. Während
das Thema in der internationalen
Forschung schon länger präsent ist,
und demnach der Mythos beispiels-
weise aus den meisten US-amerika-
nischen Schulbüchern inzwischen
entfernt wurde (Bernhard 2013a:65-
66), ist zu diesem Thema im deut-
schen Sprachrauch noch wenig pu-
bliziert worden. Am umfassendsten
hat der Stuttgarter Romanist Rein-
hard Krüger den Mythos von der
Erdscheibe erforscht. Krüger stell-
te eine Liste von 79 Intellektuellen
von der Spätantike bis zum Beginn
der Neuzeit zusammen, von denen
er quellenbasiert zeigen kann, dass
sie das Globusmodell der Erde ver-
traten. Krüger meint diesbezüglich
und das Zitat sei hier auch für die
Verwendung im Unterricht in vol-
ler Länge angeführt:
„Diese Liste, die sicherlich durch
weitere Quellenstudien noch zu er-
gänzen wäre, liest sich wie ein Lek-
türekanon der spätantiken und
mittelalterlichen Philosophie und
Theologie. Umso erstaunlicher ist
die immer noch kursierende Vorstel-
lung, im Mittelalter habe man an die
Scheibengestalt der Erde geglaubt.
Tatsächlich handelt es sich dabei le-
diglich um einen auf Nichts oder
auf Unverständnis des Materials ge-
stützten wissenschaftsgeschichtli-
chen Mythos […], der bestimmte ge-
schichtsphilosophische Positionen
der moderni gegen die antiqui und
gegen das ‚ignorante Mittelalter’ ab-
zustecken half.“ (Krüger 2012:69)
Der Mythos diente Menschen der
Neuzeit dazu, wie weiter unten noch
ausgeführt werden wird, ihre eige-
ne Epoche als wissenschaftlich, ver-
nünftig und fortschrittlich zu kon-
struieren und sich gleichzeitig ge-
genüber einem angeblich „finste-
ren“ Mittelalter abgrenzen.
Nicht nur die Werke von Kirchen-
vätern, sondern auch jene von Na-
turphilosophen, Königen, Päpsten,
Bischöfen und einer großen Anzahl
von Theologen belegen eindrucks-
voll, dass nicht die flache, sondern
vielmehr die runde Erde die mittel-
alterliche Vorstellung der Welt war.
Krüger bezeichnet die Tatsache, dass
die katholische Kirche demnach
die These einer flachen Erde nicht
vertreten hat, als eine der überra-
schendsten Einsichten, zu der er im
Laufe seiner Arbeit gelangt ist (Krü-
ger 2012:7). In der internationa-
len Forschung vertrat der bekann-
te Wissenschaftshistoriker Thomas
Kuhn schon im Jahr 1957 diese Po-
sition (Kuhn 1957:8), an der nach
den Forschungen von Krüger kein
Zweifel mehr bestehen kann.
Die Vorstellung von einer flachen
Erde kann lediglich in der Spätanti-
ke bei einer Handvoll Autoren nach-
gewiesen werden, wobei in diesem
Zusammenhang vor allen Luci-
us Caecilius Firmianus Lactancius
(250-325) und Kosmas Indikopleus-
tes (6. Jahrhundert n. Chr.) erwähnt
werden. Beide Autoren wurden al-
lerdings im Mittalter kaum gele-
sen. Die Divinae Institutiones – das
entsprechende Werk von Laktanz –
wurde erst in der Renaissance ei-
nem größeren Publikum zugeführt
und auch von Kosmas Topographia
kennen wir im europäischen Mit-
telalter kein Manuskript. Die erste
lateinische Druckausgabe erschien
im Jahr 1706, wie der Professor für
Mittelalterliche Geschichte an der
University of California Jeffrey Bur-
ton Russel darlegt, der 1991 die ers-
te Auflage eines seitdem vielzitierten
Buches zur Entstehung des Mythos
der flachen Erde publiziert hat (Rus-
sel 1997:35).
46 FACHDIDAKTIK
Die Genese des Mythos, die
diesem innewohnenden sinn-
stiftende Bedeutung und das
Feindbild Mittelalter
Wie kommt es, dass die Meinung,
die Menschen hätten im Mittelalter
an eine Erdscheibe geglaubt so weit
verbreitet ist? Eine ähnliche Fra-
ge hat der US amerikanische For-
scher Charles W. Jones schon im
Jahr 1934 gestellt: „Whence, then,
arose our modern idea that in the
Middle-Ages students believed the
earth was flat?“ (Jones 1934:307 zi-
tiert nach Krüger 2012a:146). Die
Diskurse, die im Zusammenhang
mit der Erdscheibe meist reprodu-
ziert werden, setzten sich erst im 19.
Jahrhundert durch und lassen sich
zu einem großen Teil auf eine semi-
fiktive Kolumbusbiografie des Best-
sellerautors Washington Irving aus
dem Jahr 1828 zurückführen. Laut
Irving habe der von ihm verherrlich-
te Kolumbus mit seiner „Vision“ ei-
ner runden Erde das „finstere“ Mit-
telalter gegen den Widerstand von
rückwärtsgewandten, noch im Mit-
telalter verhafteten spanischen Ob-
skurantisten überwunden. Die Er-
zählung über die flache Erde des
Mittelalters war interessanterweise
vor dem 19. Jahrhundert noch we-
nig verbreitet. So warfen die meis-
ten AufklärerInnen, die zwar teilwei-
se das Mittelalter pointiert schmäh-
ten, der Epoche kaum falsche Vor-
stellung von einer Erdscheibe vor,
obwohl dies nahegelegen hätte (Rus-
sel 1997:27) Ausnahmen davon sind
Voltaire und Thomas Paine an we-
nigen Stellen ihres Werkes. Zu den
wenigen weiteren Autoren, die dem
Mittelalter früh die These einer Erd-
scheibe unterstellten, gehört, wie
Krüger 2012a:159 zeigt, Bernard
de Montfaucon im Jahr 1706. Wei-
ter als bis Montfaucon lässt sich der
Mythos der flachen Erde allerdings
derzeit nicht zurückverfolgen. Mit
Washington Irving setzte sich im 19.
Jahrhundert eine Diskurstradition
durch, in der in vielen Kolumbus-
darstellungen auf dessen vermeint-
lich überlegenes astronomisches
Wissen und auf seine Vorstellung ei-
ner runden Erde als Ausnahme sei-
ner Zeit verwiesen wird. Ausgehend
davon und mit der Popularisierung
von Kolumbus im 19. und 20. Jahr-
hundert setzte der Mythos, laut Rus-
sel, zu seinem weltweiten Siegeszug
an: „Nineteenth- and twentieth-cen-
tury writers flattened the medieval
globe“ (Russel 1997:27).
Einerseits ging es dabei um die
Glorifizierung des Genuesen Ko-
lumbus, dessen Figur für viele Kol-
lektive im 19. Jahrhundert eine
identitätsstiftende Funktion besaß.
Kolumbus wurde bei Irving als ame-
rikanischer Nationalheld konstru-
iert, der mit seiner Wissenschaft-
lichkeit eine große Tat vollbrachte
und damit ein Vorbild für gebildete
NordamerikanerInnen im 19. Jahr-
hundert darstellten sollte. Hartmut
Tabelle nach Krüger 2012:68-69: Spätantike und mittelalterliche Gelehrte, die von einer runden Erde ausgingen
Kirchenväter Basilius von Caesarea, Ambrosius von Mailand, Aurelius Augustinus, Paulus Orosius
Naturphilosophen der
Spätantike Ampelius, Chalcidius, Macrobius, Martianus Capella, Boethius
Minister und Staatsfunk-
tionäre Cassiodor, Brunetto Latini
Könige Westgotenkönig Sisebut, König Alfred von England, Alfonso X, el Sabio
Mönche, Nonnen,
Priester
irischer Mönch Dicuil, Erzpriester Leo aus Neapel, Notker der Deutsche von Sankt-
Gallen, Hermann der Lahme, Hildegard von Bingen, Gautier de Metz, Berthold von
Regensburg, Meister Eckehart
Bischöfe Jornandes von Ravenna, Isidor von Sevilla, Bischof Virgil von Salzburg, Adam von
Bremen
Päpste Gerbert d’Aurillac (Papst Sylvester II.), Enea Silvio Piccolomini (Papst Pius II.)
Theologen und
Naturphilosophen
Beda Venerabilis, Theodulf von Orléans, Hrabanus Maurus, Remigius von Auxerre,
Johannes Scottus Eriugena, Guillaume de Conches, Pierre Abélard, Honorius Au-
gustodunensis, Philippe de Thaün, Abu-Idrisi, Bernardus Sylvester, Petrus Comes-
tor, Thierry de Chartres, Gautier de Châtillon, Alexander Neckam, Alain de Lille, Ibn-
Rusd (Averroes), Mose ben Maimon (Maimonides), Lambert de Saint-Omer, Gervai-
se de Tilbury, Robert Grosseteste, Johannes de Sacrobosco, Thomas de Cantimpré,
Jean de Meung, Peire de Corbian, Vincent de Beauvais, Albertus Magnus, Thomas von
Aquin, Robertus Anglicus, Juan Gil de Zámora, Perot de Garbelei, Roger Bacon, Risto-
ro d’Arezzo, Cecco d’Ascoli, Fazio degli Uberti, Levi Ben Gerson, Konrad von Megen-
berg, Nicole Oresme, Geoffrey Chaucer, Pierre d’Ailly, Alfonso de la Torre, Toscanelli
Dichter/innen, Reisende,
Buchdrucker, Seefahrer,
Händler
Snorri Sturluson, Marco Polo, Dante Alighieri, Brochard der Deutsche, Jean de Man-
deville, Christine de Pizan, William Caxton, Martin Behaim, Christoph Kolumbus.
FACHDIDAKTIK 47
Lehmann betonte, dass Irvings Ko-
lumbus weniger „ein Mann des aus-
gehenden 15., sondern ein fort-
schrittlich gesinnter Nordamerika-
ner des frühen 19. Jahrhunderts“ zu
sein scheint: „Er könnte aus Bos-
ton stammen mit einem ‚degree‘
von Harvard.“ (Lehmann 1994:242)
Die vermeintlich „wissenschaftli-
che Vision“ von Kolumbus in Be-
zug auf die Gestalt der Erde ist in
diesem Zusammenhang von gro-
ßer Bedeutung. Auch für zahlrei-
che andere, ideologisch oft völlig
unterschiedlich orientierte Kollek-
tive im 19. Jahrhundert war die Er-
zählung von Kolumbus und der fla-
chen Erde identitätsstiftend (Bern-
hard 2013a:105-106).
Für Krüger stellt der Mythos der
Erdscheibe eine neuzeitliche Insze-
nierung von Überlegenheit der eige-
nen Zeit gegenüber dem Mittelalter
dar. Letzteres wurde mit dem My-
thos der flachen Erde als eine fins-
tere Epoche dargestellt, um die neu-
zeitliche Gegenwart dem gegenüber
als Epoche des Fortschritts zu kon-
struieren (Krüger 2012). So führt
Irving in seiner heroisierenden Ko-
lumbusbiografie, in der er fälschli-
cherweise den Erdscheibentheore-
tiker Lactancius als „Kirchenvater“
bezeichnete, aus, dass dieser mit-
verantwortlich für die Dunkelheit
„in respect to the sciences“ gewe-
sen sei. Irving spricht von der rück-
ständigen Entwicklung der Wissen-
schaft am Ende des 15. Jahrhunderts
in Spanien und stellt Kolumbus fins-
teren Gelehrten gegenüber, die ihn
für seine „These der runden Erde“
der Häresie beschuldigt hätten (Ir-
ving 1841:50-53) – eine völlig fikti-
ve Erzählung.
Im Zuge der liberalen Kirchenkri-
tik des 19. Jahrhunderts, die sich ge-
gen den absoluten Anspruch der Kir-
che richtete, in naturwissenschaft-
lichen Fragen wie beispielsweise
in der Kontroverse um die Evolu-
tionstheorie Darwins Vorgaben zu
machen, wurde Irvings Werk und
die These von der mittelalterlichen
kirchlichen Lehre über die flache
Erde als Argument herangezogen,
dass sich die Kirche schon seit jeher
dem Fortschritt in den Wissenschaf-
ten entgegengestellt habe. In diesem
Zusammenhang wurde ein intrinsi-
scher „Konflikt“ (Draper 1874) bzw.
sogar ein „Krieg“ (White 1996) zwi-
schen Wissenschaft und Glaube un-
ter Zuhilfenahme der Erzählung,
im Mittelalter habe es eine Lehre
der Kirche zur flachen Erde gege-
ben, konstruiert. So bildete die Vor-
stellung, die Kirche habe sich schon
immer gegen die Wissenschaft und
gegen moderne Erkenntnisse ge-
wandt, wie schon an der Kolumbus-
geschichte ersichtlich sei, ein sinn-
stiftendes Argument für zahlreiche,
die zeitgenössische katholische Kir-
che als rückschrittlich kritisierende
Kollektive.
Der Eingang des Mythos der
flachen Erde in deutsche und
österreichische Schulbücher
im 20. Jahrhundert
Wenn sich der Mythos von der Erd-
scheibe erst im 19. und 20. Jahrhun-
dert popularisierte, dann stellt sich
die Frage, wann er sich in deutschen
und österreichischen Schulbüchern
durchgesetzt hat. Es muss einen
Zeitraum gegeben haben, innerhalb
dessen Schulbücher die Narration
über die flache Erde des Mittelalters
aufnahmen. Um diese Frage zu be-
antworten, wurde in Zusammenar-
beit mit dem Georg Eckert Institut
für Internationale Schulbuchfor-
schung in Braunschweig ein Kor-
pus von 71 Lehrwerken aus den Jah-
ren 1723 bis 2008 zusammengestellt
und die entsprechenden Texte über
das Weltbild des Mittelalters analy-
siert. Deutsche Lehrwerke aus ver-
gangenen Jahrhunderten waren in
Braunschweig zugänglich. Alte ös-
terreichische Schulbücher konnten
in der Schulbuch- und Schulschrif-
tensammlung im Bundesministeri-
um für Unterricht, Kunst und Kul-
tur in Wien eingesehen werden. Die
alten Lehrwerke wurden nach dem
Zufallsprinzip aus dem Regal ge-
nommen. War in einem Werk die
Narration über Kolumbus gegen-
wärtig, im Zuge derer meist die Ge-
stalt der Erde zum Thema gemacht
wird, ist das Werk in das Korpus
aufgenommen worden. Einige ös-
terreichische Lehrwerke, die in der
zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts
den Schulbuchmarkt beherrschten,
wurden noch zusätzlich dazu in Bi-
bliotheken gesucht und in das Kor-
pus aufgenommen. Schulbücher aus
dem 21. Jahrhundert wurden nach
dem Kriterium ihrer weiten Verbrei-
tung in das Korpus aufgenommen.
Alle bibliografischen Angaben und
eine genaue Beschreibung des Zu-
standekommens des Korpus finden
sich in Bernhard 2013a.
Die Ergebnisse der Studie zei-
gen, dass sich die Erzählung von
der Erdscheibe erst in der Mitte des
20. Jahrhunderts (!) in deutschen
und österreichischen Lehrwerken
durchgesetzt hat, dass im 20. Jahr-
hundert immer zahlreichere Argu-
mente für den Mythos der Erdschei-
be hinzukamen und dass in weit ver-
breiteten Lehrwerken im 21. Jahr-
hundert der Diskurs über die flache
Erde vorherrschend ist (vgl. dazu die
ausführliche Darstellung in Bern-
hard 2013).
Nun stellt sich noch die Frage,
warum der Mythos heute noch vor
allem in deutschen Schulbüchern
so stark ausgeprägt ist, wo doch die
Quellenlage so klar ist und Histori-
kerInnen seit Jahrzehnten den My-
thos kritisieren? Die Narration um
die flache Erde besitzt eine idealty-
pische Erzählstruktur – Finsternis,
Zäsur, Licht – bzw. Mittelalter, wis-
senschaftliche Revolution, Neuzeit,
die im Unterricht auf anschauliche
Weise vermittelt werden kann. Da-
rüber hinaus wohnt dem Mythos
der flachen Erde eine germanophi-
le Tendenz inne. Die Behaim-Ge-
schichte um die Erfindung des ers-
ten Globus’ durch einen Deutschen
im Jahr 1492 verliert ohne den My-
thos der flachen Erde seine Funkti-
on. Indem eine radikale Zäsur am
Beginn der Neuzeit, ausgelöst durch
Behaims Globus und die damit
zusammenhängende Entdeckung
Amerikas durch Kolumbus, kon-
48 FACHDIDAKTIK
struiert wird, wird in Schulbüchern
ein wissenschaftlich versierter Deut-
scher in einen Zusammenhang mit
der Überwindung eines vermeintlich
„finsteren Mittelalters“ gebracht. In
Schulbüchern ist diese germanophi-
le Umdeutung der Entdeckungsge-
schichte anzutreffen: In Geschichte
kennen und verstehen erfahren die
Lernenden: „Der Nürnberger Martin
Behaim ließ 1492 einen Globus an-
fertigen. Die Erde ist in Form einer
Kugel abgebildet, noch vor der ers-
ten Fahrt des Kolumbus nach Ame-
rika.“ (Cornelissen 2005:94) Der
Deutsche Martin Behaim hätte laut
diesem Zitat schon vor Kolumbus
das neue Wissen um die Kugelge-
stalt der Erde besessen. Die germa-
nophile Tendenz des Behaim-My-
thos’ wird an folgendem Zitat aus
Zeit für Geschichte noch deutlicher:
Im 15. Jahrhundert gingen der
italienische Geograf Toscanelli und
der Nürnberger Behaim, wie einige
ihrer Kollegen auch, von der Kugel-
gestalt der Erde aus. Ihr Wissen ver-
breitete sich unter den Seefahrern
und an Herrscherhöfen. Der später
als Entdecker Amerikas gefeierte
Kolumbus hat ihre Schriften nach-
weislich gelesen, bevor er zu seinen
Reisen aufbrach. (Frey 2004:116)
Kolumbus las also „nachweislich“
zuerst die Werke Behaims, bevor er
das Wissen erlangt habe, welches
für die Entdeckung Amerikas not-
wendig war. Diese Deutung hat eine
lange Tradition in den deutschen
Schulbüchern und zeigt, dass dem
Mythos der flachen Erde im Zusam-
menhang mit Kolumbus und Be-
haim eine nationale identitätsstif-
tende Funktion zukommt (Bern-
hard 2013a:107-109). Dies soll hier
als Erklärung vorgeschlagen wer-
den, warum der Mythos insbeson-
dere in deutschen Schulbüchern so
stark ausgeprägt ist.
Fazit
Der Mythos der flachen Erde des
Mittelalters ist ein wissenschafts-
geschichtliches Gerücht, das in der
Neuzeit entstanden ist, sich seit dem
19. Jahrhundert im kollektiven Be-
wusstsein durchgesetzt hat und seit
der Mitte des 20. Jahrhunderts den
deutschen und österreichischen
Schulbuchdiskurs prägt. Die Argu-
mente, die in der populären Diskus-
sion den Mythos stützen, wurden
von HistorikerInnen längst wider-
legt. Auch zeigen alle diesbezüglich
analysierten Quellen des Mittalters,
dass zu jener Zeit nicht die flache
sondern die runde Erde das von Phi-
losophInnen und TheologInnen ver-
tretene Weltbild war. Durch den My-
thos wurde die Neuzeit in Abgren-
zung gegenüber dem Mittelalter als
fortschrittlich konstruiert und mit
der Erzählung von Martin Behaims
Erdglobus bekommt die Narration
von der flachen Erde in deutschen
Schulbüchern eine germanophile
Tendenz.
Im Unterricht eignet sich dieses
Thema einerseits, um das autori-
tative Medium Schulbuch, dessen
empirische Triftigkeit meist unkri-
tisch vorausgesetzt wird, zu hinter-
fragen und die darin enthaltene Er-
zählung über die flache Erde zu de-
konstruieren. Damit lässt sich die
Einsicht vermitteln, dass Erzählun-
gen in Schulbüchern nicht objektiv
Geschichte präsentieren, sondern
auch immer nur eine Konstruktion
darstellen, in die verschiedene Per-
spektiven, Deutungen und bisweilen
sogar falsche Informationen einflie-
ßen. Darüber hinaus kann gezeigt
werden, wie stark Diskurse aus der
Vergangenheit, heutige Erzählun-
gen beeinflussen können und dass
somit auch Schulbuchnarrationen
in einer Erzähltradition stehen. Der
Mythos der flachen Erde wird inzwi-
schen schon auf Wikipedia unter
dem Eintrag „Flache Erde“ de-kon-
struiert. Seine Tage scheinen – hof-
fentlich auch in Schulbüchern und
im Unterricht – gezählt!
FACHDIDAKTIK 49
Bildquelle: Gautir de Metz, 13. Jahrhundert
Gautir de Metz war ein französischer Dichter im 13. Jahrhundert. In einem seiner Traktate hat er folgendes Bild veröffentlicht.
In: Reinhard Krüger: „Ein Versuch über die Archäologie der Globalisierung. Die Kugelgestalt der Erde und die globale Konzeption des
Erdraums im Mittelalter“, in: Universität Stuttgart (Hg.), Wechselwirkungen – Jahrbuch aus Lehre und Forschung der Universität Stutt-
gart. Stuttgart 2007, 33 (http://www.uni-stuttgart.de/wechselwirkungen/ww2007/ReinhardKrueger.pdf)
Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gossuin_de_Metz_-_L%27image_du_monde_-_BNF_Fr._574_fo42.jpg
Materialien
Analysiere die Bildquelle:
1) Nenne die historische Epoche, in welcher das Bild angefertigt wurde.
2) Beschreibe, was man auf dem Bild erkennen kann.
3) Erkläre, was die Botschaft des Bildes sein könnte.
4) Beurteile, was das Bild über die Vorstellung von der Gestalt der Erde von Gautir de Metz aussagen könnte.
50 FACHDIDAKTIK
Bildquelle: Hildegard von Bingen: „Liber de divinorum operum“ 12. Jahrhundert
Hildegard von Bingen lebte im 12. Jahrhundert. Sie war Dichterin, Ordensfrau und als bedeutende Universalgelehrte si-
cher einer der gebildetsten Menschen ihrer Zeit. Ihre zahlreichen Bücher befassen sich mit Religion, Medizin, Musik, Ethik
und Kosmologie.
Das folgende Bild wurde in einem Buch von Hildegard von Bingen im 12. Jahrhundert abgedruckt.
In: Reinhard Krüger: „Ein Versuch über die Archäologie der Globalisierung. Die Kugelgestalt der Erde und die globale Konzeption des
Erdraums im Mittelalter“, in: Universität Stuttgart (Hg.), Wechselwirkungen – Jahrbuch aus Lehre und Forschung der Universität Stutt-
gart. Stuttgart 2007, 33 (http://www.uni-stuttgart.de/wechselwirkungen/ww2007/ReinhardKrueger.pdf)
Bildquelle: http://commons.wikimedia.org/wiki/File:Hildegard_von_Bingen-_%27Werk_Gottes%27,_12._Jh..jpg
Analysiere die Bildquelle:
1) Nenne die historische Epoche, in welcher das Bild angefertigt wurde.
2) Beschreibe, was man auf dem Bild erkennen kann.
3) Erkläre, was die Botschaft des Bildes sein könnte.
4) Beurteile, was das Bild über die Vorstellung von der Gestalt der Erde von Hildegard von Bingen aussagen könnte.
FACHDIDAKTIK 51
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LITERATUR
Book
Full-text available
Was kann man aus der Geschichte für das Leben lernen? Für dieses Buch wurde empirisch erforscht, welche Überzeugungen in dieser Frage unter österreichischen Lehrpersonen bestehen. Das Buch ist Ergebnis eines Habilitationsprojektes, im Zuge dessen 50 qualitative Interviews mit Lehrpersonen in Wien geführt wurden. Die erhobenen Daten machen es möglich, die "Philosophie des Faches", bzw. den Bildungswert, den die Lehrpersonen ihrem Fach beimessen, umfassend zu rekonstruieren.
Book
Full-text available
Vor rund einem Jahrzehnt wurde in Österreich die domänenspezifische Kompetenzorientierung im Fach Geschichte und Sozialkunde/Politische Bildung curricular verordnet. Dies war ein Paradigmenwechsel, der den fachdidaktischen theoretischen Diskurs seither stark befruchtet. Doch wie ist die Kompetenzorientierung in der Praxis des Unterrichts und in den Überzeugungen von Lehrpersonen angekommen? Dieser Frage wurde im Rahmen zweier vom Autor an den Universitäten Salzburg und Oxford durchgeführten Forschungsprojekte empirisch nachgegangen. Der Autor hat 50 qualitative Interviews mit in der Praxis stehenden Lehrpersonen zahlreicher verschiedener Schulen durchgeführt und ausgewertet. Auf diese Weise konnte das Kompetenzverständnis der Lehrpersonen und deren Überzeugungen und Vorbehalte zum Thema Kompetenzorientierung umfassend rekonstruiert werden.
Chapter
Die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit den Nutzungsgewohnheiten von Geschichtsschulbüchern seitens Geschichtslehrer gilt in Summe als wenig erforscht. Die Schulbuchforschung fokussiert traditionell eher das Medium selbst als dessen Verwendung. Im Rahmen des CAOHT-Projektes wird daher auch der Einsatz und der Stellenwert des Geschichtsschulbuches für die Lehrpersonen fokussiert.
Chapter
Full-text available
There is probably no country in the world where someone has claimed that the ‘discovery of America’ is down, not to Christopher Columbus or Leif Eriksson, but to a German – Martin Behaim of Nuremberg. Except, that is, for Germany. The figure of the man who created what has been alleged to be the world’s first globe is the epitome of a German lieu de mémoire; his fame extends far beyond his city of birth, which has a monument to Martin Behaim, a street and a school named after him. In 1992, the German federal postal service issued a stamp commemorating Behaim. It should be of little surprise to us, then, that such a household name appears in numerous textbooks from various German states. Recent work in international textbook research has demonstrated that the Behaim narrative has served the ‘generation of meaning via mythomotor’ within historical culture. This chapter will cast light on the patterns in accordance with which this generation of meaning takes place in relation to the Behaim myth as it lives in societal historical consciousness, and its narrative structures. It will further explore the functions served by this narrative within historical culture, focusing primarily on textbooks, understood in this context as manifestations of historical culture. Additionally, the chapter, drawing on the myth of Behaim as an exemplary case, will examine how teachers might harness the potential of historical myths in textbooks to encourage pupils to develop a mature and self-reflective historical consciousness.
Book
Die Habilitationsschrift "Berufsbezogene Überzeugungen österreichischer Geschichtslehrpersonen und historisches Denken" wurde am 20.02.2019 eingereicht. Hier werden das Vorwort, das Inhaltsverzeichnis, die Forschungsfragen, eine Auflistung der Ergebnisse und das Literaturverzeichnis veröffentlicht.
Article
Full-text available
In this article it is shown that the "Myth of the flat earth" was introduced into German and Austrian Textbooks in the 20th century. An analisis of textbooks from the 18th to the 21st century is presented. Der Eingang des " Mythos der flachen Erde " in deutsche und österreichische Geschichtsschul­bücher im 20. Jahrhundert Geschichtsmythen sind mitunter so stark im kulturellen Gedächtnis eines Landes verwur-zelt, dass sie sogar in Schulbüchern reproduziert werden. Dies ist der Fall beim Mythos der flachen Erde. In deutschen und österreichischen Lehrwerken wird mit unterschiedlichen Argumenten zu belegen versucht, dass Menschen im Mittelalter davon ausgingen, die Erde sei flach, obwohl dieser Mythos von der historischen Forschung längst dekonstruiert wurde. In diesem Artikel werden in einem ersten Teil die häufigsten Argumente für die Vorstellung einer flachen Erde in Schulbüchern dargestellt und gezeigt, warum diese nicht stichhaltig sind. Dabei wird der Forschungsstand zu diesem Thema präsentiert, der belegt, dass – völlig konträr zu den Darstellungen der Schulbücher – im Mittelalter nicht die flache, sondern die runde Erde das gängige Weltbild war. In einem dritten Teil wird anhand einer Analyse von Schulbüchern aus vier Jahrhunderten gezeigt, dass sich die Narration von der flachen Erde erst im 20. Jahrhundert in deutschen und österreichischen Lehrwerken durchgesetzt hat. Der Artikel reflektiert Ergebnisse einer Dissertation aus dem Bereich der geschichtsdidaktischen Schulbuchforschung.
was das Bild über die Vorstellung von der Gestalt der Erde von Gautir de Metz aussagen könnte
  • Beurteile
Beurteile, was das Bild über die Vorstellung von der Gestalt der Erde von Gautir de Metz aussagen könnte.
was das Bild über die Vorstellung von der Gestalt der Erde von Hildegard von Bingen aussagen könnte
  • Beurteile
Beurteile, was das Bild über die Vorstellung von der Gestalt der Erde von Hildegard von Bingen aussagen könnte. Fa c h d i d a k t i k • 51
Geschichtsmythen über hispanoamerika. entdeckung, eroberung und kolonisierung in deutschen und österreichischen schulbüchern des 21
  • Bernhard
Bernhard, Geschichtsmythen über hispanoamerika. entdeckung, eroberung und kolonisierung in deutschen und österreichischen schulbüchern des 21. Jahrhunderts. Göttingen 2013a.
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  • Frey
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Wie wahr ist Geschichte im lehrbuch? zur de-konstruktion von darstellungen in Geschichtslehrbüchern als aufgabe des Geschichtsunterrichts, in: W. schreiBer/s. MeBus (hg.): durchblicken. de-konstruktion von schulbüchern. 2. überarb. und aktualisierte aufl
  • Mebus
MeBus, Wie wahr ist Geschichte im lehrbuch? zur de-konstruktion von darstellungen in Geschichtslehrbüchern als aufgabe des Geschichtsunterrichts, in: W. schreiBer/s. MeBus (hg.): durchblicken. de-konstruktion von schulbüchern. 2. überarb. und aktualisierte aufl. neuried 2006, 36-43.