2001 feiert Christoph Schlingensief mit seinem ersten Theaterstück Rosebud Premiere. Die Uraufführung floppt, dennoch wird Rosebud wenig später in Buchfassung veröffentlicht. Bei einer Beschäftigung mit dieser als »Originalprotokoll der Uraufführung« etikettierten Publikation ist jene spannungsvolle intermediale Konstellation von Interesse, die sich zwischen der theatralen Realisation des Stückes, der Reaktion von Publikum und Kritik auf diese Realisation und dem nachträglich publizierten Text entwickelt. Die Buchfassung liefert nicht nur den Stücktext, vielmehr arbeitet sie sich an der gescheiterten Premiere ab und unternimmt im Medium des Dramentextes den Versuch einer Rehabilitation des Stückes, seines Autors und seines Regisseurs. Ort hierfür ist der Nebentext, in dem das konfliktreiche Verhältnis von Text und Aufführung verhandelt wird, um dabei die Frage nach Autorität in aestheticis zu diskutieren. Die Uraufführung wird hier protokolliert, kommentiert, erläutert – und nicht zuletzt neu erfunden. Ergebnis der Schlingensief’schen Umschrift ist eine ›ideale‹ Aufführung, die jedoch nicht auf der Bühne, sondern nur im Medium des Textes zu denken ist.