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Der Mittelspecht Dendrocopos medius - Indikator für die ökologische Qualität mitteleuropäischer Laubwälder

Authors:
  • NABU Thüringen, 07749 Jena, Lindenhöhe 5

Abstract and Figures

Between 2001 and 2015 territories of the Middle Spotted Woodpecker were mapped using play-back of the territorial song on 15 deciduous forest plots around Jena (Ilm-Saale-Ohrdruf plateau). Moreover, timber volume and dead wood abundance were estimated in the Middle Spotted Woodpecker habitats. Almost all plots are situated in NATURE 2000-reserves or other protected areas. The abundance (territories/100ha) is correlated positively with timber volume and relative frequency of trees with rough bark. In Thuringian state forests including reserves, oak harvest has increased about threefold until the mid 2000s. Reduced stocks of wood and felling of rough barked trees, especially little-leaf linden, degrade the habitat quality for Middle Spotted Woodpecker. In contrast to plots with low-intensity cutting (single tree-felling, Pienter wald), the abundance of Middle Spotted Woodpecker is significantly lower on plots with high intensity harvesting. It declined on plots of both times until roughly 2007 before it increased again. The difference in density was even higher then. Some proposals for the improved management of Middle Spotted Woodpecker habitats are given, e. g. selective cutting of single trees resulting in multilayered forests with high mass of timber favouring oak, linden and other rough-barked deciduous tree species, enhancement of timber volume per > 400 cubic metres of solid wood/ha and maintenance of dead trees.
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Vogelwarte 56, 2018: 21 28
© DO-G, IfV, MPG 2018
1. Einleitung
Nach Südbeck & Flade (2004) gilt der Mittelspecht
Dendrocopos medius als Indikator für den ökologischen
Erhaltungszustand mitteleuropäischer Laubwälder und
damit als Zeigerart für naturnahe Wälder mit hoher
Strukturvielfalt und großen Anteilen an rauborkigen,
alten, z. T. abgestorbenen Laubbäumen (Abb. 1). Die
besondere Bindung dieses Spechts an eichenreiche
Mischwälder wurde vor allem in der Schweiz (Bach-
mann & Pasinelli 2002; Bühlmann & Pasinelli 2012;
Pasinelli 2000, 2003, 2007), aber auch im Harz und in
anderen Gebieten Mitteleuropas eingehend untersucht
(Glutz von Blotzheim & Bauer 1980; Günther 1992;
Denz 1999; Domínguez et al. 2017). Vor allem durch den
gezielten Einsatz der Klangattrappe und einer standar-
disierten Methodik können die Bestände gegenwärtig
wesentlich besser erfasst werden (Frick 2005; Froehlich-
Schmitt 2013). So wurde die deutschlandweite Verbrei-
tung kartiert (Gedeon et al. 2014), und es gibt Nachweise
lokaler Bestandszunahmen, z. B. aus der Schweiz (Wegg-
ler et al. 2013; Martinez et al. 2013), und Arealerweite-
rung, besonders im Norden Deutschlands (Südbeck &
Flade 20 04; Colmant 2006; Gatter & Mattes 2008; Böhner
& Schwarz 2012; Börg mann 2013; Sudfeldt et al. 2013).
Wegen des neuerdings positiv bewerteten Bestands trends
wurde die Art inzwischen aus der Roten Liste der Brut-
vögel üringens (Frick et al. 2011) und der Vorwarn-
liste Deutschlands herausgenommen (Südbeck et al.
2007; Grüneberg et al. 2015). Wegen ausbleibender
Der Mittelspecht Dendrocopos medius – Indikator für die
ökologische Qualität mitteleuropäischer Laubwälder
Jochen Wiesner & Siegfried Klaus
Wiesner J & Klaus S 2018: Middle Spotted Woodpecker Dendrocopos medius – an indicator for ecological quality of Central
European deciduous forests. Vogelwarte 56: 21-28.
Between 2001 and 2015 territories of the Middle Spotted Woodpecker were mapped using play-back of the territorial song on
15 deciduous forest plots around Jena (Ilm-Saale-Ohrdruf plateau). Moreover, timber volume and dead wood abundance were
estimated in the Middle Spotted Woodpecker habitats. Almost all plots are situated in NATURE 2000-reserves or other pro-
tected areas. e abundance (territories/100 ha) is correlated positively with timber volume and relative frequency of trees
with rough bark. In uringian state forests including reserves, oak harvest has increased about threefold until the mid 2000s.
Reduced stocks of wood and felling of rough barked trees, especially little-leaf linden, degrade the habitat quality for Middle
Spotted Woodpecker. In contrast to plots with low-intensity cutting (single tree-felling, Plenterwald), the abundance of Mid-
dle Spotted Woodpecker is signicantly lower on plots with high intensity harvesting. It declined on plots of both times until
roughly 2007 before it increased again. e dierence in density was even higher then. Some proposals for the improved
management of Middle Spotted Woodpecker habitats are given, e.g. selective cutting of single trees resulting in multilayered
forests with high mass of timber favouring oak, linden and other rough-barked deciduous tree species, enhancement of timber
volume per > 400 cubic metres of solid wood/ha and maintenance of dead trees.
JW: Oßmaritzer Straße 13, D-07745 Jena. E-Mail: renseiw.j@gmx.de
SK: Lindenhöhe 5, D-07749 Jena. E-Mail: siegi.klaus@gmx.de
Abb. 1: Raue Rinde und totes Holz sind wichtige Requisiten
im Lebensraum des Mittelspechts; Weibchen, Jena,
16.0 4.2010.Rough-barked deciduous trees and dead wood
are necessary components of Middle Spotted Woodpecker
habitats; female, Jena, 16 April 2010. Foto: S. Klaus
Eichenverjüngung in ausgedehnten Teilen des Areals
wird die letztgenannte Entscheidung allerdings kritisch
gesehen!
Die lokal beobachtete Bestandszunahme des Mittel-
spechts wird mit einer verbesserten Struktur der Laub-
22 J. Wiesner & S. Klaus: Der Mittelspecht – Indikator für die ökologische Qualität mitteleuropäischer Laubwälder
mischwälder (aufgrund der Zunahme naturgemäßer
Waldwirtscha), die Förderung der Beimischung von
Laubbaumarten, das Hineinwachsen in günstigere
Alters klassen, eine Kronenauichtung infolge „neu-
artiger“ Waldschäden, gestiegene Vorräte an stehendem
Totholz und einer klimabedingten Insektenzunahme
(Gatter 2000; Weggler et al. 2013) in Verbindung ge-
bracht.
Frühere Brutbestandsangaben können aufgrund von
Erfassungsmängeln nicht zum Vergleich herangezogen
werden (Weggler et al. 2013). Auch die aktuelle Bestands-
einschätzung beruht auf zu kurzen Erfassungsperioden.
Ein Langzeitmonitoring des Mittelspechts war deshalb
gefordert (Späth & Zang 2008). Die vorliegende Studie
über 15 Jahre soll diese Lücke zumindest auf regionaler
Ebene füllen.
In den letzten Jahren wuchs deutschlandweit der
Nutzungs druck auf den Wald, vor allem verstärkt durch
die Energieholznutzung (Ciais et al. 2008; Panek 2016;
Harthun 2017). Welchen Einuss forcierte Holzeinschlä-
ge auf die Mittelspechtdichte haben, sollte anhand unserer
Langzeiterfassung im Raum Jena untersucht werden.
2. Untersuchungsgebiet und Methodik
2.1 Erfassungsmethodik und Abschätzung der
Siedlungsdichte
Alle 15 Untersuchungsächen (Abb. 2, Größen zwischen 50
und 90 ha, Gesamtäche 1.160 ha, Höhenlagen 120 bis 452 m
ü. NN) liegen im Naturraum „Ilm-Saale-Ohrdrufer Platte
(Hiekel et al. 2004) und umfassen artenreiche Laubmischwäl-
der auf dem Muschelkalkplateau bzw. an den Hängen des
Saaletals und seiner Nebentäler bei Jena. Sechs Kontrollächen
benden sich im EG-Vogelschutzgebiet Nr. 33 „Muschelkalk-
hänge der westlichen Saaleplatte, fünf weitere liegen in FFH-
Gebieten, drei in NSG und eines ist ohne Schutzstatus. Die
15 Probeächen wurden ergänzt durch eine Untersuchungs-
äche im NSG „Schönberg“ bei Reinstädt, einem aus ehema-
ligem Eichenniederwald herausgewachsenen, fast reinem
Eichenbestand mit sehr geringem Holzvorrat. Eine detaillierte
Gebietsbeschreibung des SPA-Gebiets Nr. 33 ndet sich bei
Wiesner et al. (2008). Die Probeächen wurden jährlich im
zeitigen Frühjahr (März-April) in der Regel zweimal entlang
fester Routen begangen und alle beobachteten und auf die
Klangattrappe reagierenden Mittelspechte kartiert (zur
Metho dik vgl. Frick 2004).
Um Jena bieten totholzreiche Eichen-Hainbuchenwälder
mit reicher Beimischung von Ahorn- und Lindenarten, je nach
Standort auch Rotbuche, Esche, Elsbeere, Wildkirsche und
seltener Ulme, optimale Lebensräume, die großenteils jedoch
auf Buchenstandorten stocken. Ein Teil des Gebiets wurde
über Jahrzehnte gering und zumeist plenterartig genutzt
(Klaus & Wiesner 2008, 2010, 2013; Wiesner et al. 2008). Erst
im letzten Jahrzehnt ist vor allem im Landes wald eine ver-
stärkte Holzentnahme zu beobachten, wobei Naturschutz-,
FFH- und EG-Vogelschutzgebiete betroen sind.
2.2 Waldinventuren
Die Waldinventuren erfolgten in etwa der zeitlichen Mitte der
Erfassungsperiode 2008 und 2009 auf Probekreisen nach einer
in der Waldökologie üblichen Standardmethode (u. a. Sewitz
& Klaus 1997). Pro Probeäche wurden sechs Probekreise
(Radius 10 m) in zufälliger Verteilung, aber ausschließlich in
den vom Mittelspecht genutzten Waldteilen, ausgewählt und
dort neben Geländemerkmalen (Höhe ü. NN, Topographie)
folgende Parameter erhoben:
Stammzahl (Bäume >3 m Höhe) der jeweiligen Baumarten
Brusthöhendurchmesser (BHD) und Anteil rauborkiger
Stämme (BHD >10 cm)
Totholz stehend und liegend (ab Stammdurchmesser 5 cm,
keine liegenden Äste)
• Bestandsgrundäche (Messungen mit dem Dendrometer
nach Kramer)
• Grundächenbestimmung nach Winkelzählprobe von
Bitterlich)
mittlere Höhe des Bestands zur Berechnung der Holzmasse
pro ha.
Rund 60 % der Flächen lagen im Privat- und Kommunalwald,
40 % im Landeswald. Die Zahl toter Bäume (stehend und
liegend) wurde in den Probekreisen ausgezählt und auf An-
zahl/ha bzw. Prozent aller Bäume umgerechnet.
3. Ergebnisse
3.1 Baumarten- und Totholzanteile
Tab. 1 gibt eine Übersicht über die Totholzanteile. In
den Einzelächen schwanken die Prozentwerte für die
beiden Eichenarten (Stiel- und Traubeneiche) zwischen
2,9 und 46,0 (Mittelwert 24,0), für Winterlinde zwischen
4,0 und 35,2 (Mittelwert 15,0), für Hainbuche zwischen
3,3 und 27,5 (Mittelwert 14,4), für Rotbuche zwischen
0 und 27,9 (Mittelwert 11,4), für Berg-, Feld- und Spitz-
ahorn zusammen zwischen 1,6 und 32,1 (Mittelwert
8,8), für Hasel zwischen 0 und 19,3 (Mittelwert 6,4) und
für Esche zwischen 0 und 21,6 (Mittelwert 5,3). Seltener
sind Elsbeere (0 bis 8,2 %; Mittelwert 2,8 %), Birke (0 bis
7,8 %; Mittelwert 1,1 %) und Wildkirsche (0 bis 3,8 %,
Mittelwert 0,3 %). Da durch Wildverbiss die Verjüngung
der seltenen Baum arten, einschließlich der Eichen seit
Jahrzehnten fehlt, betreen die Prozentangaben in Tab. 1
überwiegend Altbäume.
Abb. 2: Karte des Untersuchungsgebiets um Jena mit Lage
der 15 Probeächen (schraert: EG-Vogelschutzgebiete,
Quelle: www.geoproxy-th.de). – Study area near Jena with
location of the 15 study plots (shaded areas: SPA-bird areas).
Vogelwarte 56 (2018) 23
Die prozentualen Anteile an Totholz sind für Wirt-
schaswälder bemerkenswert hoch: stehend zwischen
1,5 und 7,8 (Mittelwert 4,0) und liegend zwischen 2,4
und 8,6 (Mittelwert 6,2). Sie verdeutlichen die bisher
geringe forstliche Nutzung in einem Teil der Flächen.
3.2 Mittelspechtdichte in Abhängigkeit von
Bestands volumen und Anteil rauborkiger
Baumarten
Da Mittelspechte ihre Nahrung von Rindenoberächen
absammeln, sowohl am Stamm als auch im Kronen-
bereich rauborkiger Laubbäume (gelegentlich auch in der
Strauchschicht, eigene unverö. Beob.), erfüllen alte
vorrats reiche Wälder die Habitatansprüche dieses Spechts
am besten (u. a. Pasinelli 2000; Colmant 2006).
Dies gilt vor allem für die laubfreie Zeit des Jahres,
wenn Insektennahrung limitiert ist. Rindenrauigkeit
und Totholzanteile (auch wichtig für den Bruthöhlen-
bau) steigen mit dem Baumalter. Die Untersuchungs-
äche im NSG „Schönberg“ hatte mit 215 Festmetern
pro Hektar (fm/ha) das geringste Bestandsvolumen und
ist vom Mittelspecht bislang nicht besiedelt worden. Das
liegt nicht an der Isolation der Fläche (3 km Entfernung
zu den nächsten Mittelspechtvorkommen). In allen an-
y = 0,014x - 1,901
r = 0,585
p < 0,05
0
2
4
6
8
10
12
0 100 200 300 400 500 600 700 800
Reviere /100 ha
Bestandsvolumen (Festmeter/ha)
Abb. 3: Bes tandsvolumen (Fest meter/ha)
und Mitte lspechtdichte (Reviere/100 ha).
Abundance (territories/100 ha) of Middle
Spotted Woodpeckers and wood biomass
(cubic metres of solid wood/ha).
Untersuchungsgebiet
Nr.
Flächen-
größe [ha]
Eichen
Winterlinde
Hainbuche
Rotbuche
Ahornarten
Hasel
Esche
Elsbeere
Birke
Wildkirsche
Totholz,
stehend
Totholz,
liegend
Isserstedter Holz 1 73 32,0 14,5 7,5 10,0 6,6 12,0 4,1 4,6 0,0 0,4 3,3 5,0
Dorlberg-Kolben 2 71 34,6 6,3 21,3 17,1 3,9 0,8 2,1 1,6 0,0 0,0 3,9 8,1
Zietschkuppe-Flachsleite 3 80 34,4 13,1 3,3 27,9 1,6 2,5 0,0 8,2 0,0 0,0 4,1 4,9
Hohe Lehde 4 86 22,9 15,4 13,3 6,8 8,5 7,2 5,8 3,8 0,0 0,3 7,8 8,2
Wöllmisse 5 66 32,0 10,8 22,5 17,6 5,0 0,0 0,0 3,2 0,0 0,0 3,6 5,4
Rautal bei Closewitz 6 52 2,9 14,6 3,3 21,3 32,1 0,0 13,8 0,8 1,3 0,4 2,9 6,7
Neuengönna-Nerkewitz 7 86 18,8 17,9 15,9 26,6 7,2 0,0 1,0 1,9 0,0 0,0 5,3 5,3
Plattenberg 8 62 5,7 17,6 24,5 14,5 12,6 0,0 8,2 3,1 0,6 3,8 3,1 6,3
Erdengraben 9 79 14,1 9,1 14,6 8,1 21,2 10,1 6,1 2,0 0,5 1,0 4,5 8,6
Jenaer Forst 10 75 46,0 4,0 20,7 0,0 5,3 6,6 0,0 3,2 0,0 0,0 6,4 7,7
Lohholz bei Milda 11 49 21,1 35,2 8,7 2,7 1,8 19,3 5,7 0,3 1,2 0,0 1,5 2,4
Gleisberg bei Kunitz 12 63 16,7 14,9 14,5 13,6 12,7 0,0 10,9 6,3 0,0 0,0 5,0 5,4
Großschwabhäuser Hain 13 46 12,3 21,7 27,5 2,3 10,4 0,0 12,0 0,6 0,0 0,3 4,9 8,1
Stern bei Vollradisroda 14 62 7,8 30,7 17,3 13,8 7,1 0,0 5,3 1,4 7,8 1,8 1,8 5,3
Hirschrodaer Grund 15 85 19,3 20,5 9,1 6,8 13,6 0,0 21,6 0,0 1,1 0,0 2,3 5,7
Mittelwerte 69 24,0 15,0 14,4 11,4 8,8 6,4 5,3 2,8 1,1 0,3 4,0 6,2
Tab. 1: Baumarten- und Totholzanteile (%) in den Probeächen um Jena. Die jewei ls höchsten Anteile sind v iolett markiert .
Tree species and dead wood proportions (%) of forest plots around Jena. Highest values are marked in purple.
24 J. Wiesner & S. Klaus: Der Mittelspecht – Indikator für die ökologische Qualität mitteleuropäischer Laubwälder
deren vom Mittelspecht bewohnten Flächen variieren die
Werte für das Bestandsvolumen zwischen 260 (Nr. 10 –
Jenaer Forst) und 670 fm/ha (Nr. 9 – Erdengraben).
Wie Abb. 3 zeigt, ist die Mittelspechtdichte mit dem
Bestandsvolumen positiv korreliert. Erwartungsgemäß
nimmt die Mittelspechtdichte auch mit dem Anteil an
rauborkigen Bäumen (Abb. 4) zu. Die Größenverteilung
der Brusthöhendurchmesser aller auf den 15 Flächen
vermessenen glatt- und rauborkigen Baumindividuen
unterstreicht dabei die Durchmesservielfalt in diesen
ungleichaltrigen Mittelspechtlebensräumen.
Die beiden Variablen Bestandsvolumen und Rauigkeit
verhalten sich tendenziell gleichsinnig (was auch der
praktischen Erfahrung entspricht), der positive Trend
(r= 0,25) ist aber im vorliegenden Fall statistisch nicht
signikant (p= 0,36). Während die linearen Regressio nen
der Spechtdichte gegen jede Variable einzeln jeweils
etwa 35 % der beobachteten Varianz erklären, werden
in einer multiplen Regression insgesamt sogar 47 % der
Varianz erklärt (mit p = 0,04). Dabei haben beide Va-
riablen etwa gleich starken Einuss, wie eine Abschät-
zung der Eektstärke mit gleich skalierten Variablen
zeigt.
3.3 Veränderungen der Mittelspechtdichte auf
Flächen mit und ohne Einschlag
Entsprechend der oben dargelegten Abhängigkeit der
Mittelspechtrevierdichte vom Holzvorrat und dem An-
teil rauborkiger Bäume war zu erwarten, dass größere
Holzentnahmen, insbesondere von starken Eichen,
Eschen und Linden, zwangsläug zu einem Rückgang
der Mittelspechtdichte führen, zumal der Einschlag von
Eichen im Freistaat üringen bis Mitte der 2000er-
Jahre angestiegen ist (Abb.5, 6).
y = 0,089 x - 1,594
r = 0,588
p < 0,05
0
2
4
6
8
10
12
0 20 40 60 80 100
Reviere/100 ha
Anteil rauborkiger Bäume (%)
Abb. 4: Anteil rauborkiger Laub-
bäume und Mittel specht dichte
(Reviere/100 ha). – Middle Spotted
Woodpecker abun dance (terri-
tories/100 ha) and percentage of
rough-barked deciduous trees.
0
5.000
10.000
15.000
20.000
25.000
30.000
35.000
40.000
1997 1999 2001 2003 2005 2007 2009 2011 2013 2015
Eichen - Einschlag (Festmeter)
Abb. 5: Eichen-Einschlag im Freistaat
üringen von 1997 bis 2015 (Quelle:
Forstbericht 2012 – TMLFUN, bis
2015 Holzstatistik üringenForst -
AöR). – Harvest of oak (cubic metres
of solid wood/ha) in uringian state
Forest (statistics report TMLFUN 1997-
2015).
Vogelwarte 56 (2018) 25
Gestiegen sind im gleichen Zeitraum auch die Holz-
entnahmen bei Rotbuche, Linde (Abb.7) und Hain-
buche. Mit der Verringerung des Holzvorrats ist selbst
in betroenen EG-Vogelschutzgebieten, beispielsweise
im Jenaer Forst, die Mittelspechtdichte zurückgegangen.
Im gesamten Zeitraum 2001 bis 2015 unterschied sich
die Mittelspechtdichte auf unseren Untersuchungsächen
ohne und mit forstlichen Eingrien deutlich (Abb.8):
Zunächst hat die Dichte in der Zeit des zunehmenden
Einschlag von Eichen bis etwa 2007 auf Flächen beider-
lei Typs um etwa 0,5 Reviere/Jahr abgenommen (lineares
Modell mit Jahr als Kovariate und Nutzungsart als Faktor:
t= 6,42; p< 0,0001), wobei sich die Stärke der Abnahme
nicht unterschied (t= 0,39; p= 0,70), die Dichte aber auf
den Flächen ohne forstliche Eingrie im Mittel um 1,6
Reviere pro 100 ha höher lag (t= 5,50; p < 0,001). Etwa
ab 2008 stieg die Dichte wieder an und zwar jährlich um
0,35 Reviere/100 ha (t= 3,13; p< 0,01). Das Ausmaß der
Veränderung unterschied sich wiederum nicht zwischen
den Nutzungstypen (t= 0,26; p= 0,80). Der Unterschied
in der Dichte wurde aber noch viel deutlicher: Sie war
auf den Flächen ohne forstliche Eingrie ab 2008 im Mit-
tel sogar um 3,65 Reviere/100 ha höher als auf den forst-
lich genutzten Flächen (t= 7,13; p< 0,0001).
4. Diskussion – Schlussfolgerungen für
Naturschutzmaßnahmen
Der Mittelspecht als wichtiger Indikator für Struktur-
vielfalt, Baumartendiversität, Vorrats- und Totholz-
reichtum nahm in denjenigen Laubmischwäldern un-
seres Untersuchungsgebiets im Bestand ab, in denen
der Nutzungsdruck erheblich gestiegen ist. Gleiches
fanden Bühlmann & Pasinelli (1996, 2012) im Kanton
Zürich: Im ersten Fall sank die Mittelspechtdichte mit
dem Eichenvolumen (Vorrat), im zweiten Fall mit dem
Totalverlust an Eichenwaldäche. Da der Mittelspecht
als „Sammel- und Stocherspecht“ Baumarten mit rauer
Borke einschließlich alter Buchen (>160 Jahre) benö-
tigt, führt eine Verminderung der Vorräte und der er-
Abb. 6 und 7: Eichen- und Linde neinsch lag im EG-Vogel schutzgebiet Nr. 33 „Muschelkal khänge der west lichen Saaleplatt e“;
Jena, März 2009 und 2016. - Harvested oak and linden in SPA-No. 33 near Jena, March 2009, 2016. Foto: J. Wiesner
Abb. 8: Mit telspecht-Revierdichte im Zeit-
raum 2001 bis 2015 auf forstlich wenig
genutzten Flächen (Plenterung, rotbraune
Symbole) und stärker genutzten Flächen
(Schwertechnikeinsatz, blaue Symbole)
sowie Trendlinien für deren zeitlichen
Verlauf. – Abundance of Middle Spotted
Woodpeckers on plots of strong (blue)
versus we ak (re d) timber har vest intensities
and their trends (2001-2015).
0,0
1,0
2,0
3,0
4,0
5,0
6,0
7,0
8,0
9,0
2000 2002 2004 2006 2008 2010 2012 2014 2016
Reviere/100 ha
26 J. Wiesner & S. Klaus: Der Mittelspecht – Indikator für die ökologische Qualität mitteleuropäischer Laubwälder
höhte Einschlag von Eichen und anderen rauborkigen
Baumarten zu einer Habitatverschlechterung (Klaus
2008, 2009). Es ist anzunehmen, dass Nahrungsmangel
besonders in der laubfreien Zeit ein limitierender Fak-
tor für diesen Specht ist. Nicht auszuschließen ist auch,
dass stärker durchforstete lückenreiche Bestände den
Prädatorendruck und somit die Mortalität erhöhen.
Bei forciertem Einschlag von Eichen mit heute nahe-
zu fehlender Verjüngung sowie verstärkter Nutzung
alter Buchen und anderer rauborkiger Baumarten wer-
den der als FFH-Lebensraumtyp geschützte, baumar-
tenreiche Eichen-Hainbuchenwald sowie die ebenfalls
als FFH-Typ geschützten Rotbuchen-Waldgesellschaf-
ten erheblich beeinträchtigt und damit die Habitatqua-
lität für den anspruchsvollen, vergleichsweise störan-
fälligen Mittelspecht vermindert.
Störanfälligkeit
Dass der Mittelspecht scheuer und störanfälliger ist als
es seine geringe Körpergröße vermuten lässt, wird schon
beim Monitoring mit der Klangattrappe klar: Die meis-
ten Spechte verbergen sich in den höchsten Teilen der
Krone und suchen Deckung hinter Stamm oder Ästen.
Seine Störanfälligkeit zeigt sich außerdem daran, dass
nach Holznutzungen die Abundanz in betroenen Pro-
beächen in mehreren Fällen sank und sich der Bestand
erst in den Folgejahren wieder auaute. Das Verlassen
von Mittelspechtrevieren infolge starker Holzentnahme
beobachtete auch Höser (2017) im üringer EG-Vo-
gelschutzgebiet „Nordöstliches Altenburger Land“, wo
ein Bestandsrückgang von über 50 Prozent festgestellt
wurde. Hierzu sind detailliertere Folgeuntersuchungen
sehr erwünscht.
In den NATURA 2000- und anderen Waldschutzge-
bieten dürfen der gewachsene Holzbedarf, steigende
Holzpreise und andere forstpolitische Erwägungen
nicht über die Biodiversitätsziele dominieren (Panek
2007, 2009; Bibelriether 2008; Klaus 2008; Trommer
2008; Bode 2009; Harthun 2017). Im öentlichen Wald
haben die Wohlfahrtsfunktionen des Waldes Vorrang
vor der Holznutzung (s. Urteil des Bundesverwaltungs-
gerichts 1990). In ganz besonderem Maße muss in den
Natura 2000-Gebieten und anderen Waldschutzgebieten
den festgesetzten Richtlinien und Managementplänen
entsprechend das Schutzziel Vorrang haben. Eine Sen-
kung des Holzvorrats und des Anteils rauborkiger
Baumarten (gleichzusetzen mit einer Verringerung der
Baumartendiversität) in SPA- und FFH-Gebieten mit
Mittelspechtvorkommen stellt daher prinzipiell eine
Verschlechterung gegenüber dem Erhaltungszustand
zum Meldetermin dar. Eine mit dem Schutz des Mittel-
spechts und anderer Laubwaldarten verträgliche forst-
liche Nutzung sollte in einer schonenden Einzelstamm-
Entnahme (Plenterung, ggf. auch femelartige Nutzung)
bestehen und eine gezielte Erhaltung der rauborkigen
Baumarten garantieren, Solange die Verjüngung der
Eiche wegen Wildverbiss als Mischbaumart ausbleibt,
ist das Zielalter der Eiche stark anzuheben und die jähr-
liche Nutzung deutlich zu verringern. Gleiches haben
Bühlmann et al. (2003) für die Schweiz gefordert. Der
FFH-Lebensraumtyp „Eichen-Hainbuchenwald“ kann
dadurch wesentlich länger erhalten werden, weil Nut-
zung und Lichtstellung fast überall zu massiver Buchen-
verjüngung führt. Die Entwicklung zu Buchenwaldge-
sellschaen nach stärkerer Nutzung ist in fast allen
unserer Probeächen zu beobachten.
Das Dilemma, die Verjüngung der Eiche als Licht-
baumart bei gleichzeitig erhöhter Vorratshaltung zu
realisieren, ist uns bewusst. Allerdings schaen es Jung-
eichen in schattigen Schwarzdorngebüschen, die wirk-
sam vor Wildverbiss schützen, aufzuwachsen. Ohne
Verbissschutz fehlt Eichenverjüngung auf allen 15 Pro-
beächen. In durch Nutzung geschaenen Lücken kann
vorerst nur durch Zäunung eine kleinächig verteilte
Eichenförderung gelingen.
Für den Mittelspechtschutz genügt allerdings auch
die Erhaltung anderer rauborkiger Baumarten (Ahorn-
arten, Esche, Elsbeere, Ulmen, Wildkirsche; in Auen
Schwarzerle, Pappel- und Weidenarten) (Weiss 2003;
Flade et al. 2004). So werden in unserem Untersu-
chungsgebiet besonders auch Lindenarten genutzt (vgl.
Miech 1986), die der Mittelspecht im oberen Stamm-
und Kronenbereich „ringelt“: An kleinen Löchern, die
er ringförmig um den Stamm hackt, leckt er ebenso wie
der Buntspecht den austretenden Sa und erbeutet die
sich dort einndenden Insekten. Dem Schutz von Lin-
den als Mischbaumarten sollte daher erhöhte Aufmerk-
samkeit zuteil werden.
Die Anreicherung von stehendem starken Totholz
muss in allen NATURA 2000-Gebieten gefördert und
durchgesetzt werden. Die hohe Bedeutung von Totholz
neben Starkeichen für den Mittelspecht haben auch
Spühler et al. (2016) in ihren Untersuchungen im Kan-
ton Zürich bewiesen. Das bisherige Biotopbaumkonzept
üringens (drei Biotopbäume/ha) reicht nicht aus,
zumal es einen hohen bürokratischen Aufwand erfor-
dert und daher im Kleinprivatwald viel zu wenig ange-
nommen wird. Aus Tab. 1 ist die Bedeutung des Tot-
holzanteils in den Mittelspechthabitaten der 15 Probe-
ächen ersichtlich. Eine starke Verringerung vorhan-
dener Vorräte an toter und lebender Holzmasse bedeu-
tet Verschlechterung im Sinne des Schutzes aller Specht-
und anderer waldbewohnender Arten. In europäischen
Schutzgebieten sind gemäß §33 Abs.5 BNatSchG er-
hebliche Beeinträchtigungen des Erhaltungszustandes
wertgebender Arten untersagt. Generell gilt, dass eine
Beeinträchtigung immer dann erheblich ist, wenn sie
sich auf die Lebensraumtypen oder Arten, um derent-
willen das Gebiet ausgewiesen wurde, negativ auswirkt.
Diese vom Bundesgesetzgeber verankerten Grundsätze
müssen in allen NATURA 2000-Gebieten zukünig
stärker beachtet werden. Die Schweiz hat mit ihrem
Aktionsplan Mittelspecht Schweiz (Bundesamt für Um-
welt 2008) Maßstäbe gesetzt, die nachahmenswert sind.
Vogelwarte 56 (2018) 27
Dies betri u. a. das schweizweite Monitoring und kon-
krete waldbauliche Maßnahmen zur Förderung der
Eiche (Miranda et al. 2006). Über erste Erfolge (neuer-
liche Zunahme des Mittelspechts im Kanton Zürich)
berichten Weggler et al. (2013).
Dank
Für die Bereitstellung weiterer Beobachtungsdaten
danken wir Arnulf Christner und Peter Lauser (Jena),
Gottfried Jetschke und Ommo Hüppop für fördernde
Kritik und Hilfe bei der statistischen Auswertung. Den
anony men Gutachtern gilt unser Dank für Korrekturen
und wertvolle Anregungen.
5. Zusammenfassung
Von 2001 bis 2015 wurde bei Jena im Naturraum „Ilm-Saale-
Ohrdrufer Platte“ mittels Klangattrappe die Mittelspecht-
dichte auf 15 Probeächen ermittelt. Darüber hinaus wurden
die Mittelspechthabitate auf dem Muschelkalkplateau bzw. an
den Hängen des Saaletals und seiner Nebentäler bezüglich
ihrer Holzvorräte und Totholzmengen charakterisiert. Nahe-
zu alle Kontrollächen benden sich in NATURA 2000- oder
anderen unter Naturschutz stehenden Gebieten. Die Sied-
lungsdichte ist mit dem Holzvorrat und der relativen Häug-
keit rauborkiger Baumarten positiv korreliert. Der Eichen-
einschlag im Landeswald von üringen hat in den beiden
letzten Jahrzehnten, auch in geschützten Waldgebieten, in
deutlich zugenommen. Verminderte Holzvorräte und die
gleichzeitig erhöhte Entnahme anderer rauborkiger Baumar-
ten, insbesondere der Winterlinde, führen zu einer Ver-
schlechterung der Habitatqualität für den Mittelspecht. Im
Vergleich mit den weniger forstlich beanspruchten Probeä-
chen ist die Mittelspechtdichte in den stärker vom Einschlag
betroenen Untersuchungsächen signikant niedriger. Auf
Probeächen beiderlei Typs hat sie bis etwa 2007 abgenom-
men, danach ist sie wieder angestiegen, wobei der Unterschied
zwischen den forstlich stark und weniger stark genutzten
Flächen noch deutlicher geworden ist. Für eine künige forst-
liche Behandlung von Mittelspechtvorkommen werden eine
Reihe von Schutzvorschlägen aufgeführt, beispielsweise scho-
nende einzelstammweise Nutzung, Erhaltung der Baumarten-
und Durchmesservielfalt unter besonderer Berücksichtigung
von Eichen- und Lindenarten sowie die Sicherung hoher
Holzvorräte (>400fm/ha) und stehenden Totholzes.
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... Sanitary felling is the most effective way to reduce bark and wood-boring beetles in managed forests, and salvage logging allows to recoup economic value of wood that would otherwise be lost (Thorn et al. 2018). However, the effect of these forestry practices on the population dynamics of woodpeckers, e.g., the Middle Spotted Woodpecker, is poorly known (Wiesner and Klaus 2018). ...
... Moreover, although the extent and intensity of sanitary felling and salvage logging increased distinctly in 2018 (Supplementary Fig. 2A), the breeding population of the Middle Spotted Woodpecker in 2019 has increased compared to previous years. Furthermore, recent study in forests around Jena (Germany) found that harvesting intensity did not affect temporal trends of the Middle Spotted Woodpecker; trends in plots with low and high timber harvest intensities changed in the same way in 2001(Wiesner and Klaus 2018. Taken together, this data suggests that sanitary felling and salvage logging might have limited negative impact on the temporal trend and growth rate of the Middle Spotted Woodpecker. ...
... This suggests that local conditions of habitat, e.g., forest management, modified inter-annual variability in the time series of the Middle Spotted Woodpecker in LF. However, some synchronization in annual variation between plots with low and high timber harvest intensities was observed in Germany (Wiesner and Klaus 2018). The effect of global climate warming on fecundity in Middle Spotted Woodpeckers is not known. ...
Article
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Analysis of ecological time series allows to assess the relative contribution of density-dependent and density-independent factors influencing the regulation of the population of a species. In this study, we investigated whether the annual fluctuation in the population of Middle Spotted Woodpeckers Dendrocoptes medius can be attributed to the direct or delayed density-dependent regulation or to the density-independent factors such as weather conditions during the preceding winter and previous breeding season and/or disturbance in the habitat associated with sanitary felling and salvage logging of trees. This study was conducted in the Czeszewo Forest Reserve, which protects the remnants of semi-natural flood-plain forest, and in the Łówkowiec Forest, which is a managed oak-dominated stand, during 19 seasons (2001–2019). Time series diagnostic revealed that the growth rate of population of Middle Spotted Woodpecker in protected semi-natural riverine forest and in managed oak forest was determined by first-order negative feedback, suggesting an important role of direct density-dependent mortality in the regulation of an equilibrium in population size. The effect of density-dependent process varied between study sites, being lower in riverine forest, where population size has increased distinctly in recent years. In both study areas, we detected strong positive effects of wind chill temperature during the preceding winter on population growth rates. We did not find evidence for the assumption that the increase in population growth rate is affected by weather conditions in the previous breeding season and by the disturbance in the habitat associated with sanitary felling and salvage logging of trees. Our results suggest that Middle Spotted Woodpeckers can benefit from global climate warming by an enhanced rate of winter survival or an increase in the accessibility of food, e.g., insects and other arthropods. The lack of time-lag significant correlations between population fluctuations suggests local habitat conditions, e.g., forest management, can modify inter-annual variability in time series of the Middle Spotted Woodpecker.
... Oaks and other rough-barked deciduous trees are regarded to be of major importance for the occurrence and density of L. medius (PASINELLI, 2000;ZEHETMAIR, 2009;SPÜHLER et al., 2016;WIESNER & KLAUS, 2018). A preference for oaks could also be found in the study area (Tab. ...
Thesis
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Bechstein’s Bat (Myotis bechsteinii, KUHL 1817) prefers woodpecker cavities for nursery roosting. Furthermore, M. bechsteinii and woodpecker species have both been proposed as suitable umbrella species for forest conservation and they are species, for whom Germany holds high global conservation responsibility. These ecological and conservation-strategic connections rise interesting and important questions, which have not been answered convincingly or even not at all yet. Therefore I analysed ▪ coincident habitat use by Bechstein’s Bat and woodpecker species ▪ habitat preferences/requirements of the species ▪ significant habitat thresholds of important habitat features The study was carried out in the forestry district Romrod in Hesse, Germany. The study design was based on a comparison of two strata of the 54 km² large study area. Average forest conditions were sampled in 304 ha of randomly chosen forest area (A-stratum). This sample was compared to the surrounding of 16 roosting trees of M. bechsteinii (B-stratum). It provides statistically secured, quantitative minimum thresholds of decisive habitat variables for M. bechsteinii and woodpecker species. Five woodpecker species, but especially Leiopicus medius and Dryobates minor were found to prefer the same habitat as M. bechsteinii. This habitat significantly differs from the average forest conditions by markedly higher basal areas of ▪ deciduous trees, especially beech and oak (20 m²/ha) ▪ large, old trees above 50 cm dbh (6.9 m²/ha) ▪ living trees with decaying and dead wood (2.7 m²/ha) ▪ standing dead trees (‘snags’) (0.7 m²/ha) ▪ rough-barked deciduous trees (3.5 m²/ha) Additionally, tree cavity densities were significantly higher in the B-stratum (7.9 cavities/ha, 3.8 woodpecker cavities/ha). To reach this cavity density, the analysis revealed a significant threshold of 5 m²/ha (around 16 stems/ha) of large deciduous trees (dbh > 50 cm), however at least 3 m²/ha (around 9 stems/ha) of those large trees have to be abundant with dead wood. In the direct surrounding of roosting trees, cavity density was again far higher (19.3 cavities/ha, 10.3 woodpecker cavities/ha). Specific habitat requirements of the woodpeckers varied between species, however the analysis revealed a minimum threshold of 4 m²/ha (around 14 stems/ha) of large deciduous trees (dbh > 50 cm), consistently for all species. Additionally, all woodpecker species, especially L. medius and D. minor, were found to depend on large amounts of dead wood rich trees (2-5 m²/ha). In this respect, decaying and dead wood parts on living trees are of major importance, while snags are less important. To ensure the habitat quality for M. bechsteinii and the associated woodpeckers, forestry should incorporate these habitat thresholds into practice to fulfil its conservation responsibility. Spatial and temporal continuity of these habitat features is a crucial factor, especially for the conservation of M. bechsteinii.
Article
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The Middle Spotted Woodpecker (Leiopicus medius) is a strict forest bird whose habitat preferences during the breeding season are well known. However, a lack of information about its habitat selection during the non-breeding season may hamper recommendations for the management and conservation of the species. Here we study habitat selection of this woodpecker at its southwestern boundary range (Izki Natural Park, northern Spain) during the non-breeding season (October-December) by means of a use-availability approach. We also examined seasonal differences in habitat use between the breeding season (April-May) and the non-breeding season. Results of ANOVA and backward-stepwise logistic regression revealed a clear selection of high forest cover, large Pyrenean oaks (Quercus pyrenaica), and presence of dead trees during the non-breeding season. Despite very similar habitat use in both seasons, minor but interesting differences between seasons were observed, with a potential expansion during the non-breeding season into less mature forests (lower forest cover and fewer large trees) with a greater abundance of dead trees. These differences may reflect seasonal changes in the spatial requirements of the species and a decrease in food abundance during autumn-winter. Based on these findings, we propose management measures to improve the conservation status of the species in the Iberian Peninsula. FULL TEXT AVAILABLE IN: http://rdcu.be/mRpJ
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The role of oak, deadwood and ivy for habitat selection of the middle spotted woodpecker Due to their habitat needs, woodpeckers are generally considered to be excellent indicators of forest habitat quality and biodiversity. In the EU and in Switzerland, the middle spotted woodpecker acts as a flagship species for nature conservation in forests. After several decades of decline in the Canton of Zurich, the population of the indicator species more than doubled between 2002 and 2012. The reasons for this positive development are so far unknown. It is hypothesized that an increased availability of ivy berries, sometimes eaten by the middle spotted woodpecker, may have contributed to the population growth. Based on the woodpecker monitoring 2012 in the Canton of Zurich, in 2013 the availability of trees with ivy berries at sites with and without presence of the middle spotted woodpecker was examined in eight forests. At the same time we also studied the availability of oaks and standing dead trees, two habitat factors well known to be important for the middle spotted woodpecker. Results revealed significantly shorter distances to large oaks and a tendency towards shorter distances to dead trees at points with middle spotted woodpecker presence than at points without. The distance to trees with ivy berries, on the other hand, was the same at presence and absence points. Occurrence probability of the middle spotted woodpecker was best explained by the distances to the closest large oak and to the closest standing dead tree, respectively. The importance of ivy contributing to the structural diversity in forest ecosystems and providing food and refuge to many species is widely recognized. Therefore, ivy should not be eliminated and oaks and dead trees should be continued to be fostered.
Article
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Der Mittelspecht ist ein Habitatspezialist. In der Schweiz bewohnt er ausschliesslich eichenreiche Wälder, oft Eichen-Hagenbuchenbestände (Jenni 1977, Müller 1982, Sermet & Horisberger 1988). Ein einziges Mittelspechtpaar benötigt ein Waldareal von 3,5–25 ha (Pasinelli im Druck). Die typischen Mittelspechtwälder im Kanton Zürich wurden bis etwa 1940 als Mittelwälder mit einer Hauschicht der Hagebuche Carpinus betulus und grossen Überhältern der Eiche Quercus sp. bewirtschaftet. Danach sind diese Mittelwälder schrittweise in Hochwälder überführt worden, indem man die ehemalige Hauschicht aufwachsen liess oder den ehemaligen Laubholzbestand durch Mischbestände ersetzte (Bürgi 1988). In den Hochwäldern konnte sich der Mittelspecht vielerorts halten, solange der Eichenbestand in ausreichendem Umfang bestand hatte. Als Mittelspechthabitat geeignet blieben allerdings nur grossflächige, geographisch nahe beieinander liegende Wälder mit einer hohen Dichte an Eichen und vielen geeigneten Höhlenbäumen (Müller 1982, Pettersson 1985b, Pasinelli 2000). Der Mittelspecht ist eine Prioritätsart für Artenförderungsprogramme in der Schweiz (Bollmann et al. 2002); der Schweiz kommt für dessen Schutz eine wichtige Rolle zu (Keller & Bollmann 2001). Aktuelle Bestandszahlen und Hinweise zu Bestandsentwicklungen fehlen leider, womit der aktuelle Gefährdungsgrad des Mittelspechts schwierig einzustufen ist (vgl. Keller et al. 2001). Im Kanton Zürich fehlen im Speziellen Informationen, in welchen Waldflächen aus Gründen des Artenschutzes dringend Massnahmen angezeigt sind. Die Populationsgrösse des Mittelspechts muss langfristig überwacht werden, denn die natürlichen Veränderungen in eichenreichen Wäldern mit hohem Bestandsalter laufen nur sehr langsam ab. Ein effizientes Vorgehen ist die Wiederholung umfassender Bestandsaufnahmen in grösseren Zeitabständen. Dies schien 2002 im Kanton Zürich fällig, nachdem flächendeckende Bestandsaufnahmen 1978 (Müller 1982) und 1988 durchgeführt worden sind. Die neuen Erkenntnisse könnten in laufenden und anstehenden Waldentwicklungsplanungen innerhalb des Vorkommensgebiets des Mittelspechts mitberücksichtigt werden. Die vorliegende Untersuchung analysiert die Bestandsentwicklung des Mittelspechts im Kanton Zürich 1978–2002. Die daraus abgeleitete Beurteilung der Bestands- und Gefährdungssituation dürfte für die ganze Schweiz gültig sein, denn rund ein Drittel aller Mittelspechte in der Schweiz brüten im Kanton Zürich und die forstwirtschaftlichen Entwicklungen in den Schweizer Eichenwaldgebieten sind überall ähnlich. Das Muster auffälliger Bestandsveränderungen wird analysiert.Schliesslich werden Eichenwaldflächen lokalisiert, in denen dringend forstliche Massnahmen in Angriff genommen werden sollten, um die Habitatqualität für den Mittelspecht zu erhalten.
Article
Until recently, the Middle Spotted Woodpecker was considered an excellent example of an indicator species for oak Quercus forests. Although the majority of the currently occupied habitats still are oak forests, new studies, particularly from forest reserves in Germany, show that the Middle Spotted Woodpecker can exhibit surprising plasticity with respect to habitat selection. For example, the species has been found breeding in old and decaying pure beech Fagus silvatica forests and also in alder Alnus forests without oaks. This is one of many new findings on the biology of the Middle Spotted Woodpecker that have emerged from the many studies conducted during the past three decades. As a consequence of these studies, almost all sections have been substantially updated or completely rewritten, and new sections on Age and population structure, Foraging behaviour, Census recommendations, and Conservation have been added. The sections on Distribution and Population have been brought in line with current knowledge, which, however, is still poor for many key countries, particularly in the eastern parts of the species' range. An effort was made to include studies covering the entire species' range, but most major new investigations come from only a few countries: France, Germany, Switzerland, Austria, Slovakia, Poland, and Russia. Although the Middle Spotted Woodpecker is in decline in many countries, much information relevant for successful conservation is still lacking. Future research priorities include dynamics of small and large populations in different habitats, dispersal behaviour of young and adult individuals, and genetic variability within and among populations at varying spatial scales.
Article
Maintenance of viable populations requires detailed knowledge of a species' area demands and of the mechanisms influencing them. From 1992 to 1996, I examined, in northern Switzerland, the relations between habitat factors and home range size of 33 radio-tracked middle spotted woodpeckers (Dendrocopos medius), an endangered species confined to mature oak forests. Stepwise backward multiple regression revealed that home range size decreased from winter to late spring; furthermore, range size was inversely correlated to the densities of large oaks (⩾36 cm dbh) and of potential cavity trees. Neither intra- nor interspecific competition seemed to influence home range size. Jackknife and cross-validation procedures indicated good predictive capability of the habitat model. Therefore, both the availability of large oaks, being related to potential food abundance, and of potential cavity trees, being related to reproduction, appear to be used as proximate cues to determine home range size. Management decisions concerning the endangered middle spotted woodpecker have focused on the conservation and promotion of large oaks; in the future they should consider the supply of trees suited for cavity excavation as well.
Beeinflussen kleinflächige Waldnutzung und Wetter die Siedlungsdichte des Mittelspechts Dendrocopos medius?
  • J Bühlmann
  • G Pasinelli
Bühlmann J & Pasinelli G 1996: Beeinflussen kleinflächige Waldnutzung und Wetter die Siedlungsdichte des Mittelspechts Dendrocopos medius? Ornithol. Beob. 93: 267-276.
  • J Bühlmann
  • G Pasinelli
Bühlmann J & Pasinelli G 2012: Analyse des Bestandsrückgangs beim Mittelspecht Dendrocopos medius von 1978-2002 im Kanton Zürich: Grundlagen für den nachhaltigen Schutz einer gefährdeten Waldvogelart. Ornithol. Beob. 109: 73-94.
  • P Ciais
  • M J Schelhaas
  • S Zaehle
  • S L Piao
  • A Cescatti
  • J Liski
  • S Luyssaert
  • Le Maire
  • G Schulze
  • E-D Buriaud
  • O Freibauer
  • A Valentini
  • R Nabuurs
Ciais P, Schelhaas MJ, Zaehle S, Piao SL, Cescatti A, Liski J, Luyssaert S, Le Maire G, Schulze E-D, Buriaud O, Freibauer A, Valentini R & Nabuurs GJ 2008: Carbon accumulation in European forests. Nature Geoscience 1: 1-4.
Evolution récente de la population du Pic mar Dendrocopos medius dans la région de Chimay (Belgique)
  • L Colmant
Colmant L 2006: Evolution récente de la population du Pic mar Dendrocopos medius dans la région de Chimay (Belgique). Alauda 74: 353-364.