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Digitalisierung und Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeitsdefizite auf ökologischer, ökonomischer, politischer und sozialer Ebene. Handlungsempfehlungen und Wege einer erhöhten Nachhaltigkeit durch Werkzeuge der Digitalisierung.

Authors:
  • Soziologik Sühlmann-Faul

Abstract and Figures

Die Digitalisierung ist ein umfassender, gesellschaftsweiter Akt der Transformation. Durch diese Vielschichtigkeit ihrer Einflussnahme entsteht ein hohes Maß an Komplexität. Die technologische Entwicklung im Rahmen der Digitalisierung läuft nicht linear sondern exponentiell und macht dadurch Innovationssprünge und deren Nebenfolgen zunehmend unabsehbar. Die Exponentialität entsteht durch den inneren Motor der Digitalisierung – der Mikroelektronik. Diese charakterisiert sich durch ständig steigende Rechenkapazitäten und damit ständig wachsende Fähigkeiten. In der öffentlichen Diskussion werden Ängste, bspw. in Bezug auf Bedrohung von Arbeitsplätzen durch Automatisierung thematisiert, von politischer und wirtschaftlicher Seite wird vielmehr die Notwendigkeit betont, der technologischen Entwicklung möglichst parallel zu folgen. Aus politischer Perspektive gehören der Netzausbau, die möglichst breite Integration der Digitalisierung im industriellen Bereich und die Anpassung des Bildungssektors dazu. Kaum thematisiert wird hingegen die Nachhaltigkeit der Digitalisierung. Durch die enorme Steigerung des Bedarfs an Energie, Rohstoffen, Logistik und Transport, Produktion und Entsorgung entstehen große Problemfelder. Aufbau und Inhalt der dreiteiligen Studie Teil 1 umfasst eine Sekundäranalyse. In dieser werden eingangs zunächst die Begriffe Digitalisierung, Nachhaltigkeit, deren Zusammenhang sowie Technik/Technologie dargestellt. Da Nachhaltigkeit im Rahmen des komplexen Phänomens Digitalisierung nicht isoliert ökologisch betrachtet werden kann, müssen die Ebenen Ökonomie, Politik und Gesellschaft ebenfalls miteinbezogen werden. Die Sekundäranalyse umfasst daher eine Analyse von Nachhaltigkeitsdefiziten und stellt Handlungsempfehlungen zur Verbesserung des Status Quo dar. Ein eigenes Kapitel widmet sich Rebound-Effekten, die durch die effizienzsteigernden Wirkungen der Digitalisierung eine eigene Problemlage darstellen. Darüber hinaus wird untersucht, in welchen Bereichen die Digitalisierung eine Steigerung der Nachhaltigkeit erzeugen kann. Die untersuchten thematischen Felder von Nachhaltigkeitsdefiziten umfassen Ökologie • Der Energieverbrauch durch IKT, dem Internet und Datenzentren • Smartphones: Verbreitung und Nutzung • ‚E-Waste‘ Ökonomie • Recycling • Smartphones: Hersteller, Zulieferer und Arbeitsbedingungen • Geplante Obsoleszenz • Digitalisierung der Arbeitswelt Politik • Netzausbau • Bewahrung der Demokratie • Bildung Gesellschaft • Soziale Problemlagen durch den Rohstoffabbau • Psychologische Obsoleszenz • Konsumchancen, E-Commerce und Güterverkehr Teil 2 umfasst die Ergebnisse einer Delphi-Befragung, deren Fragestellungen aus den Ergebnissen der Sekundäranalyse erfolgten. Die 20 Fragen wurden einer Auswahl von Expert*innen online zur Beantwortung gestellt und waren jeweils wieder in Blöcke für Ökologie, Ökonomie, Politik und Gesellschaft unterteilt. Die Nettoteilnahme umfasste 19 Expert*innen, die die teilweise recht kontroversen Fragestellungen ausführlich beantworteten. Teil 3 umfasst als Gesamtergebnis eine Forschungsagenda, die auf den Ergebnissen der Sekundäranalyse, des Delphis und einigen persönlichen Gesprächen der Autoren mit Expert*innen im Themenbereich Digitalisierung und Nachhaltigkeit basiert. Diese Agenda stellt dar, welche Fragen nun zeitnah einer besonders dringenden Beantwortung bedürfen, damit die sozio-technische Transformation kontrolliert von kulturellen, gesellschaftlichen und im Besonderen von nachhaltigen Gesichtspunkten erfolgt.
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... Therefore, opinion from more varied fields, specifically from leaders of science, politics and civil society, were included, in particular studies on digitalization and consumption (for instance (Kahlenborn et al., 2019;Lange and Santarius, 2018;WBGU, 2019;Ternès et al., 2015;Sühlmann-Faul and Rammler, 2018;Osburg and Lohrmann, 2017;Wallaschkowski and Niehuis, 2017;Stengel et al., 2017), studies focusing on consumer and retail trends (for instance (Euromonitor International, 2017;PWC, 2017;Handelsverband Deutschland, 2019b;EHI Retail Institute, 2019), specific consumption related studies, and reports of the current market research. ...
... Additionally, the smartphone is an increasingly prevalent factor in consumption. While only 6.3. million people in Germany used a smartphone in 2010, in 2015 almost one in two Germans utilized it (41 million people) (Sühlmann-Faul and Rammler, 2018). In 2018, the majority of Germans used a smartphone (57 million people) (Statista, 2019b). ...
... This supporting trend reinforces all the three identified key trends. First, the prevalence of the smartphone supports the trend of increased and simplified access to products; smartphones enable consumers to shop online without hassle and to easily use digitized payment methods (Lange and Santarius, 2018;Sühlmann-Faul and Rammler, 2018;Kahlenborn et al., 2019). Second, the increasing use of the smartphone allows for more information to be sent directly to the user (e.g. ...
Article
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This assessment report identifies six key areas of sustainable consumption. Transforming those areas is associated with a significant, positive impact on sustainable development. In this way, those key areas lay the foundation to set clear priorities and formulate concrete policy measures and recommendations. The report describes recent developments and relevant actors in those six fields, outlines drivers and barriers to reach a shift towards more sustainability in those specific areas, and explores international good-practice examples. On top of this, overarching topics in the scientific discourse concerning sustainable consumption (e.g. collaborative economy, behavioural economics and nudging) are revealed by using innovative text-mining techniques. Subsequently, the report outlines the contributions of these research approaches to transforming the key areas of sustainable consumption. Finally, the report derives policy recommendations to improve the German Sustainable Development Strategy (DNS) in order to achieve a stronger stimulus effect for sustainable consumption.
Technical Report
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Vieles deutet darauf hin, dass die Digitalisierung vor einem neuen Schub steht: Anzeichen dafür sind beispielweise die Innovationen zu Künstlicher Intelligenz, Industrie 4.0, autonomes Fahren, die Investitionen in Infrastrukturen wie 5G-Netze sowie der Wettbewerb zwischen den großen Wirtschaftsräumen um eine Vorreiterrolle in diesen Bereichen. Von einer solchen erwarteten digitalen Revolution, bei der es nicht mehr nur um die Nutzung digital verfügbarer Daten geht, sondern insbesondere darum, dass bisher von Menschen erbrachte Tätigkeiten und Leistungen von Maschinen übernommen werden, wird kein Wirtschafts- und Lebensbereich unberührt bleiben. Aus einer umweltpolitischen Perspektive und insbesondere aus der Perspektive von Ressourcennutzung sind damit unterschiedliche Erwartungen verbunden: In der Debatte werden sowohl Hoffnungen für eine Steigerung der Effizienz und Schonung von natürlichen Ressourcen geäußert – wenn die Rahmenbedingungen entsprechend gestaltet werden – als auch Befürchtungen, dass es zu einer Auswei- tung von Ressourcennutzung mit problematischen Folgewirkungen kommen könnte. Diese Sichtweisen äußern sich in den Narrativen von Akteuren aus Zivilgesellschaft, Wirtschaftsverbänden, Politik und Wissenschaft. Narrative sind Äußerungen von Akteuren in denen Argumente, Vorstellungen, Bilder, etc. in einer sinngebenden und normativen, ggf. auch emotionalen Weise zusammengefasst werden. Sie sind durch ein hohes Maß an Ambiguität gekennzeichnet um Anschlussfähigkeit für unterschiedliche Akteure zu sichern. Aus der Analyse von Veröffentlichungen und Erklärungen lassen sich im Hinblick auf Ressourcenrelevanz von Digitalisierung vier teils konkurrierende Narrative identifizieren: 1) Digitalisierung als ökonomisch-ökologisches win-win: Green Growth: Digitalisierung hätte bei geeigneten Rahmenbedingungen das Potential für zugleich ökonomische wie auch ökologische Verbesserungen; 2) Umweltwirkungen der Digitalisierung durch Wachstums- und Rebound-Effekte: In Folge von Digitalisierung würde wirtschaftliches Wachstum und Konsum weiter ausgeweitet mit entsprechend schädlichen Folgen für die Umwelt; 3) Digitalisierung und globale Verteilungsgerechtigkeit: der zusätzliche Bedarf an Rohstoffen gehe mit negativen sozialen und ökologischen Wirkungen in den Herkunftsländern v.a. im globalen Süden einher; 4) Durch Digitalisierung zu einer Suffizienzgesellschaft: Das vierte Narrativ sieht ein Potenzial, durch Digitalisierung zu einem neuen, post-kapitalistischen Gesellschaftsmodell zu kommen. Umweltpolitik kann und sollte so ausgestaltet sein, dass trotz Widersprüchlichkeit dieser Narrative gemeinsame Motive des Diskurses aufgegriffen werden und Bezüge hergestellt werden, um Umweltpolitik bei der Gestaltung von Digitalisierung Geltung zu verschaffen. Eine umweltorientierte Digitalisierung ist vor allem eine Integrationsaufgabe. Der Legitimationsbedarf für Innovationsförderung und Infrastrukturentwicklung im Bereich der Digitalisierung ist zugleich ein Möglichkeitsfenster, um Umwelt- und Nachhaltigkeitsanliegen zu integrieren. Schließlich scheint es sinnvoll, die verschiedenen Narrative im Hinblick auf die Evidenz für die jeweiligen Befürchtungen in den Blick zu nehmen.
Book
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Die Themenfelder Nachhaltigkeit und Digitalisierung gelten aktuell als zwei der größten „Megatrends“. Für eine zukunftsorientierte (Weiter-)entwicklung der Unternehmensaktivitäten stehen zwei Fragestellungen im Fokus: Wie können Unternehmen Ansätze zur nachhaltigen Ausgestaltung von Digitalisierungsaktivitäten entwickeln? Wie können Unternehmen den Nachhaltigkeitsanspruch durch die Potenziale der Digitalisierung noch weiter fördern? In diesem Band stellen Lehrende und Studierende der Hochschule Weserbergland Forschungsergebnisse vor, welche praxisrelevante Fragestellungen der Digitalisierung und Nachhaltigkeit aufgreifen. Das Buch richtet sich an Führungskräfte, Forschende und Studierende.
Article
In dieser Studienarbeit geht es um die Wechselbeziehung zwischen der Digitalisierung und der Nachhaltigkeit, welche mithilfe einer branchenbezogenen und qualitativen Ex�pertenbefragung untersucht wird. Generell werden in der Interviewstudie vier Experten aus drei deutschen Druckereiunternehmen befragt. Es ließ sich feststellen, dass alle untersuchten Druckereien zum aktuellen Zeitpunkt eine nachhaltige Digitalisierung implementiert und umgesetzt haben, welche sich zudem in einer andauernden Weiterentwicklung befindet. Auch lässt sich eine positive Auswirkung der nachhaltigen Digitalisierung auf das Unternehmensimage bestätigen. Des Weiteren konnte ein möglicher Zusammenhang zwischen finanziellen Ressourcen (Budget und ähnliches), dem zugrundeliegenden Geschäftsmodell mit den dazugehörigen Strukturen und Prozessen als auch mit der Schnelligkeit der Implementierung und Umsetzung von digitalnachhaltigen Maßnahmen und Projekten mithilfe der qualitativen Inhaltsanalyse identifiziert werden. Zukünftig kann diese Studienarbeit als möglicher Ausgangspunkt einer quantitativen Forschungsmethode oder in der Praxis für Druckereiunternehmen, um beispielsweise Ideen und Bildung für eine nachhaltige Digitalisierung beziehungsweise digitale Nachhaltigkeit für das eigene Unternehmen zu sammeln, genutzt werden.
Article
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The COVID-19 pandemic has focused attention not only on health and social issues, but on the issue of digital transformation as well. Within a very short time, universities had to convert their courses to digital formats and university life was reduced to a minimum. To shed light on how the COVID-19 pandemic has affected universities, we investigated the following questions: How was this transformation accomplished? What advantages and disadvantages did it bring with it? How sustainable was this transformation? and What can the future of higher education look like? This study is based on the responses to two questionnaires for university staff and students conducted at the Chemnitz University of Technology between mid-July and September, 2020 (n = 369), and between February and March, 2021 (n = 252). Both questionnaires were analysed using descriptive statistics and qualitative content analysis. The results show wide variations in response to digital teaching and learning. Digital teaching and working/learning from home have brought both multiple benefits and multiple challenges at the same time. Working and learning from home was perceived as both enriching and overwhelming—even for the same individual. Respondents appreciated the flexibility associated with digital teaching, even though digital teaching was perceived as imposing excessive demands. This study reveals striking gaps in our knowledge and our actions linking digital transformation and sustainability and highlights how digital teaching can be further developed.
Technical Report
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The Eco-Innovation Observatory functions as a platform for the structured collection and analysis of an extensive range of eco-innovation and circular economy information, gathered from across the European Union and key economic regions around the globe, providing a much-needed integrated information source on eco-innovation for companies and innovation service providers, as well as providing a solid decision-making basis for policy development. The Observatory approaches eco-innovation as a persuasive phenomenon present in all economic sectors and therefore relevant for all types of innovation, defining eco-innovation as follows: "Eco-innovation is any innovation that reduces the use of natural resources and decreases the release of harmful substances across the whole life-cycle". To find out more, visit https://ec.europa.eu/environment/ecoap/about-eco-innovation/policies-matters https://ec.europa.eu/environment/ecoap/country_profiles_en This report is available for download from https://ec.europa.eu/environment/ecoap/sites/default/files/eio5_eco-innovation_and_digitalisation_nov2020.pdf
Research Proposal
Full-text available
Es wird untersucht, welchen Einfluss die Digitalisierung auf die nachhaltige Tourismusentwick-lung in der ökologischen und sozialen Dimension haben kann. Dazu werden im ersten Schritt aktuelle Entwicklungen in der Digitalisierung systematisch identifiziert und auf ihren aktuellen und zukünftigen Beitrag zu einer nachhaltigen Tourismusentwicklung hin untersucht. Es wird sowohl die Digitalisierung auf Seiten der Nachfrager (Touristen) als auch der Anbieter berück-sichtigt – mit dem Schwerpunkt auf Big Data-Analysen. Im Fokus steht die Nutzung digitaler Anwendungen während der Reise. Die Reisevor- und -nachbereitung steht nicht im Fokus. Im zweiten Schritt werden die aus der Analyse erwachsenden Chancen und Risiken identifiziert und bewertet. Eine besondere Berücksichtigung finden dabei die Verhaltensweisen unterschied-licher Nutzergruppen mit den Einflüssen auf Ressourcennutzung, Umwelt und Klima. Es sollen sowohl mögliche Umweltbelastungen durch die Digitalisierung als auch Chancen für Klima-, Ressourcen- und Umweltschutz sowie soziale Nachhaltigkeitsaspekte (z. B. Vermeidung von Overtourism) analysiert werden.
Book
Referentialität, Gemeinschaftlichkeit und Algorithmizität sind die charakteristischen Formen der Kultur der Digitalität, in der sich immer mehr Menschen, auf immer mehr Feldern und mithilfe immer komplexerer Technologien an der Verhandlung von sozialer Bedeutung beteiligen (müssen). Sie reagieren so auf die Herausforderungen einer chaotischen, überbordenden Informationssphäre und tragen zu deren weiterer Ausbreitung bei. Dies bringt alte kulturelle Ordnungen zum Einsturz und Neue sind bereits deutlich auszumachen. Felix Stalder beleuchtet die historischen Wurzeln wie auch die politischen Konsequenzen dieser Entwicklung. Die Zukunft, so sein Fazit, ist offen. Unser Handeln bestimmt, ob wir in einer postdemokratischen Welt der Überwachung und der Wissensmonopole oder in einer Kultur der Commons und der Partizipation leben werden.
Book
Der Autor entwickelt die These, dass die zunächst befreiende und befähigende Wirkung der modernen sozialen Beschleunigung, die mit den technischen Geschwindigkeitssteigerungen des Transports, der Kommunikation oder der Produktion zusammenhängt, in der Spätmoderne in ihr Gegenteil umzuschlagen droht. Das Tempo des Lebens hat zugenommen und mit ihm Stress, Hektik und Zeitnot, so hört man allerorten klagen – obwohl wir auf nahezu allen Gebieten des sozialen Lebens mithilfe der Technik enorme Zeitgewinne durch Beschleunigung verzeichnen können. Wir haben keine Zeit, obwohl wir sie im Überfluss gewinnen. Dafür, so die leitende These der Arbeit, ist es erforderlich, die Logik der Beschleunigung zu entschlüsseln.
Chapter
This article describes the relationship between digitalization and sustainability, taking mobility as an example. We distinguish five innovation paths with regard to the digitalization of mobility. Together, these innovations are expected to deliver massive gains in efficiency and traffic safety. But as well as opportunities, there are also risks. Following this introduction and a definition of terms (Sect. 2), we outline the innovation paths along which digitalization can proceed in the area of transportation (Sect. 3) and the risks that are involved (Sect. 4). Finally, we summarize our findings and draw some conclusions (Sect. 5).