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rheuma plus 2 · 2018 35
Herausgeberbrief
rheuma plus 2018 · 17:35
https:// doi.org/ 10.1007/ s12688- 018- 0180-4
© Springer-Verlag GmbH Austria, ein Teil von
Springer Nature 2018
Liebe Leserinnen und Leser!
Zwei Monate sind vergangen und rheu-
ma plus erscheint wieder; das Aufstocken
auf sechs Ausgaben pro Jahr verkürzt na-
turgemäß die Intervalle und macht etwas
möglich, was wirklich klinisch tätigen
Rheumatologen seit längerer Zeit ein red-
liches Anliegen ist: Nämlich darauf hinzu-
weisen, dass die überwiegende Mehrzahl
rheumatologischer Erkrankungen bzw.
von Beschwerden im muskuloskeletta-
len System nicht autoimmunologisch be-
dingt ist, und dass die Rheumatologie in
diesen Bereichen teilweise meilenweit von
den Erfolgen bei der Behandlung von au-
toimmunologisch bedingten Erkrankun-
gen entfernt ist.
Abgesehen davon, dass „autoimmuno-
logisch bedingt“ als vornehme Umschrei-
bung des Nichtwissens über die Pathoge-
nese angesehen werden kann, dürfen und
sollen wir uns auch über die immensen
Fortschritte bei der Behandlung von Ar-
thritiden und Vaskulitiden seit den 80-er
Jahren des vorigen Jahrhunderts freuen.
Und selbstverständlich müssen die Betrof-
fenen und auch die Öentlichkeit darüber
informiert werden, aber die Mehrheit der
Patienten in der rheumatologischen Praxis
leidet nicht an entzündlich rheumatischen
Erkrankungen, sondern an so genannten
degenerativen Erkrankungen, weichteil-
rheumatischen Beschwerden oder auch
an Stowechselproblemen wie der Gicht.
Während wir uns beim Management
z. B. der rheumatoiden Arthritis treich
darüber streiten können, ob dem Patien-
ten oder dem Arzt bei der Beurteilung das
letzte Quäntchen Entscheidung zukommt,
weil den Betroenen so oder so in jedem
Falle geholfen werden kann, sind wir von
solch einer Situation z. B. bei Patienten mit
Fingerarthrosen, und das sind wesentlich
mehr als RA-Patienten, meilenweit ent-
fernt. Wir sind stolz auf „targeted thera-
pies“ und wissen doch eigentlich, dass die-
se Entwicklung in der Rheumatologie auf
Zufällen und Misserfolgen anderer Dis-
ziplinen beruht. Noch einmal sollten wir
uns nicht auf dieses Glück verlassen.
Die Stellung, und damit die Attrakti-
vität, des Faches Rheumatologie wird eng
mit den Erfolgen bei der konservativen
erapie der degenerativen Gelenkser-
krankung verknüp sein. Vor allem aber
was die Qualität der Ausbildung betri,
hat sich diese viel intensiver mit den ver-
schiedenen Möglichkeiten der Beschwer-
deursachen zu beschäigen, um stichhal-
tige Diagnosen stellen zu können. Um
wirklich schlüssig eine entzündliche Ge-
lenkserkrankung erkennen zu können,
muss man vor allem gesehen haben, wie
sich eine nicht-entzündliche Gelenkser-
krankung präsentiert. Nur das vertrau-
ensvolle Publizieren von Kriterien, Emp-
fehlungen und Leitlinien wird klinische
Erfahrung nicht ersetzen können.
Diese Ausgabe von rheuma plus trägt
der Breite des rheumatologischen Faches
mit den Beiträgen Colchicin contra von
Raimund Lunzer aus Graz und Colchi-
cin pro von Judith Sautner aus Stockerau
Rechnung. Es muss immer wieder betont
werden, dass es sich bei der Gicht vermut-
lich um die häugste destruktive Gelenks-
erkrankung handelt. Ganz der Breite der
Rheumatologie entsprechen auch die ak-
tuellen Beiträge von Gabriele Eichbauer
Sturm, Linz, über Osteoporosemanage-
ment, von Jürgen Brunner, Innsbruck, über
systemische juvenile Arthritis und über in-
terdisziplinäres erapiemanagement von
Rudolf Puchner aus Wels. ematisch gut
dazu passt das Interview, das Raimund
Lunzer rheuma plus über die Notwendig-
keit der interdisziplinären Kooperation bei
der Betreuung von Patienten mit undie-
renzierten Oligoarthritiden gegeben hat.
Der Schreiber dieser Zeilen kommen-
tiert die aktuelle Leitlinie der DGRh über
das Management ANCA-assoziierter Vas-
kulitiden, was durchaus als individuelle
Meinung und Diskussionsbeitrag zu se-
hen ist.
So hoen wir auch mit dieser Ausgabe
wieder Ihr Interesse wecken zu können, um
dem Ziel von rheuma plus nahe zu kom-
men, eine fruchtbringende, oene und red-
liche Diskussion in Gang zu bringen, aus
der alle Nutzen ziehen können. Wie immer
an dieser Stelle möchten wir Sie herzlich
dazu einladen, uns Ihre Meinung zu den
Beiträgen dieser Ausgabe, wie auch zu al-
len rheumatologischen emen, die Sie für
relevant oder für diskussionswert halten, zu
schicken. Sie können in jedem Falle auf ei-
nen fairen Review mit entsprechendem
Feedback vertrauen. Für Kritik, Hinweise,
Zustimmung wie auch für jeden anderen
Beitrag bedanke ich mich schon im Voraus.
Herzlichst,
Ihr Burkhard Leeb
Korrespondenzadresse
Burkhard Leeb
Karl Landsteiner Institut für
klinische Rheumatologie
Babogasse20,
2020 Hollabrunn, Österreich
© Privat
Burkhard Leeb
Karl Landsteiner Institut für klinische Rheumatologie, Hollabrunn, Österreich
Rheumatologie ist mehr
als die Behandlung
von Autoimmunerkrankungen