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IVO-Eine Studie zur Umsetzung von Inklusion als gemeinsame Aufgabe von Kindertageseinrichtungen und Frühförderung in Bayern Kita-Ergebnisbericht

Authors:
  • Staatsinstitut für Frühpädagogik und Medienkompetenz (IFP)
  • State Institute of Early Childhood Research & University of Leipzig

Abstract and Figures

Die IVO-Studie untersucht die Rahmenbedingungen von Inklusion als gemeinsame Aufgabe von Kindertageseinrichtungen und unterstützenden Strukturen in Bayern. Dabei steht insbesondere die Zusammenarbeit von Kindertageseinrichtungen mit den Interdisziplinären Frühförderstellen und den –in der Regel an Interdisziplinären Frühförderstellen angebundenen – mobilen Heilpädagogischen Fachdiensten in Bayern im Fokus. Ziel des Projekts ist es, bewährte Strukturen und Konzepte von Kooperation im inklusiven Kontext als Anregung für alle Einrichtungen bekannt zu machen und gleichzeitig Motivationen und ggf. Hindernisse auf dem Weg zur Inklusion genauer zu beleuchten. Auf dieser empirischen Grundlage sollen Handlungsempfehlungen für die pädagogische Praxis, Fachberatung, Frühförderung und für Träger formuliert und interdisziplinär diskutiert werden.
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www.ifp.bayern.de
IVO Eine Studie zur Umsetzung von
Inklusion als gemeinsame Aufgabe von Kinder-
tageseinrichtungen und Frühförderung in Bayern
Kita-Ergebnisbericht
Janina Wölfl, Monika Wertfein & Claudia Wirts
IFP-Projektbericht 30/2017
2
IVO
Eine Studie zur Umsetzung von
Inklusion als gemeinsame Aufgabe
von Kindertageseinrichtungen und
Frühförderung in Bayern
Kita-Ergebnisbericht
Janina Wölfl, Monika Wertfein & Claudia Wirts
3
Danksagung
Wir bedanken uns für die Zeit und die Offenheit, mit der die Kita-Leitungen bzw. Mitarbeite-
rinnen und Mitarbeiter der Kindertageseinrichtungen, der Interdisziplinären Frühförderstellen
und der mobilen Heilpädagogischen Fachdienste unsere Fragen beantwortet haben.
Besonders bedanken möchten wir uns für die kokonstruktive und bereichernde Zusammen-
arbeit in der interdisziplinären IVO-Arbeitsgruppe, insbesondere bei Dorothee Zwintz und
Sonja Groth-Wollmann (StMAS-Referat IV.4), Ulrike Wisser (StMAS-Referat II.3) sowie
Dr. Sabine Höck und Sybille Lindstedt (Arbeitsstelle Frühförderung Bayern).
Im IFP haben uns durch wertvolle Zuarbeit zusätzlich unterstützt: Ramona Fischer,
Stephanie Kern, Stefanie Nestmeier und Susanne Kreichauf. Herzlichen Dank dafür!
4
Inhalt
1. Einleitung: Von der Integration zur Inklusion… ................................................................. 5
2. Ziele und Fragestellungen ................................................................................................. 7
3. Forschungsdesign ............................................................................................................. 8
4. Stichprobenbeschreibung .................................................................................................. 9
4.1. Welche Kita-Leitungen haben an der Befragung teilgenommen? .......................... 9
4.2. Welche Kitas sind in der Stichprobe enthalten? ................................................... 10
4.3. Welche Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf werden in den
befragten Einrichtungen betreut? ......................................................................... 12
5. Rahmenbedingungen „Mittendrin statt nur dabei“ ........................................................ 17
5.1. Personelle Rahmenbedingungen ......................................................................... 17
5.2. Räumliche Rahmenbedingungen ......................................................................... 20
5.3. Finanzielle Rahmenbedingungen ......................................................................... 22
6. Welche Bedeutung hat das Thema „Inklusion“ in den teilnehmenden
Einrichtungen? ................................................................................................................ 27
6.1. Inklusion eine Frage der Haltung? .................................................................... 27
6.2. In welchen Einrichtungen spielt das Thema Inklusion eine Rolle? ....................... 28
6.3. Einrichtungen, die sich mit dem Thema Inklusion auseinandersetzen ................. 29
7. Netzwerkpartner teilnehmender Kitas im Überblick ........................................................ 33
7.1. Wird der Unterstützungsbedarf der Kitas durch die Kooperationspartner
gedeckt? ............................................................................................................... 34
7.2. Sind die Kitas mit der fachlichen Unterstützung der Kooperationspartner
zufrieden?............................................................................................................. 35
8. Zusammenarbeit mit ausgewählten Kooperationspartnern ............................................. 36
8.1. Kooperation mit den Interdisziplinären Frühförderstellen ..................................... 36
8.2. Kooperation mit den mobilen Heilpädagogischen Fachdiensten (mHFD) ............ 39
9. Wie inklusiv sind unsere Kitas? ....................................................................................... 43
9.1. Unterstützungswünsche der Kita-Leitungen auf dem Weg zur Inklusion ............. 44
9.2. Ausblick ................................................................................................................ 45
10. Literatur ........................................................................................................................... 47
5
1. Einleitung: Von der Integration zur Inklusion…
„Für die Verwirklichung inklusiver Bildung ist das multiprofessionelle Zusam-
menwirken zwischen Bildungseinrichtungen unabdingbar. Sie gestalten mitei-
nander unter Berücksichtigung der jeweiligen berufsspezifischen Kompetenzen
das Lernangebot.“
(Bayerische Bildungsleitlinien, 2012, S. 32).
Diesem Verständnis von inklusiver Vernetzung liegt die Erfahrung zugrunde, dass Inklusion
im Sinne der gemeinsamen Bildung, Erziehung und Betreuung von allen Kindern nur gelin-
gen kann, wenn alle Bildungsorte und Akteure, d.h. die Familie, das Kita-Team, die Schule,
aber auch die Frühförderstelle oder der heilpädagogische Fachdienst, miteinander kooperie-
ren. Schließlich kann die interdisziplinäre Vernetzung maßgeblich zur inklusiven Qualität ei-
ner Kindertageseinrichtung beitragen. Ausgehend von den im „Index für Inklusion“ (Booth,
Ainscow & Kingston, 2012) formulierten Schritten zur inklusiven Kindertageseinrichtung, stel-
len sich für Kindertageseinrichtungen und ihre Kooperationspartner folgende Herausforde-
rungen (vgl. Wertfein & Wirts, 2016):
1. die Entfaltung inklusiver Kulturen und einer Gemeinschaft, die die soziale Teilhabe
sowie die Heterogenität aller Kinder, aber auch aller Akteure wertschätzend im Blick
haben,
2. das Etablieren inklusiver Leitlinien, die Veränderungen in der Einrichtung anstoßen
und Barrieren für Spiel, Lernen und Partizipation fortlaufend zur Diskussion stellen
und nach Möglichkeit reduzieren,
3. die Entwicklung einer inklusiven Praxis, die soziale und interdisziplinäre Netzwerke
nutzt, intensiviert und ausbaut.
Im Kontext der IVO-Studie wird integratives Arbeiten als Schritt auf dem Weg zum Ziel der
Inklusion betrachtet. Denn Inklusion bedeutet, über die integrative Idee hinausgehend, dass
Vielfalt als Selbstverständlichkeit betrachtet und jede Kita offen für alle Kinder ist. Im Sinne
von Partizipation und sozialer Teilhabe wird Vielfalt als Chance betrachtet, wenn die Bedin-
gungen in der Kita vor Ort so gestaltet werden, dass diese für möglichst alle Kinder zu einem
guten Bildungsort wird. Diese Zielvorstellung erfordert einen kontinuierlichen Weg der Vorur-
teilsbewusstheit, guter Rahmenbedingungen und des gesellschaftlichen Umdenkens. Daher
ist im Folgenden von inklusiv/integrativer Arbeit die Rede, da integratives Arbeiten sich in der
Praxis häufiger findet bzw. integrative Prozesse der Inklusion häufig vorausgehen.
Integrative (und auch z.T. bereits inklusive) Bildung wird in bayerischen Kindertageeinrich-
tungen vielerorts bereits in vielfältiger Weise gelebt und umgesetzt. Sie ist im Bayerischen
Kinderbildungs- und -betreuungsgesetz (BayKiBiG), der Ausführungsverordnung (AV-
BayKiBiG) hierzu, im Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan und in den Bayerischen
Bildungsleitlinien verankert. Vor allem in Kita-Teams, die noch über keine Erfahrungen mit
der gemeinsamen Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderung
verfügen, gibt es aber häufig noch emotionale sowie organisatorische Hürden bei der Auf-
nahme von Kindern mit Behinderung(en). Auch sollte immer geprüft werden, ob die Rah-
menbedingungen in der Kita (z.B. Tagesstrukturen, pädagogisches Konzept, Barrierefreiheit)
dem einzelnen Kind mit seinen besonderen Bedürfnissen wirklich gerecht werden können.
Häufig hilft eine Umgestaltung der Rahmenbedingungen, aber es gehört auch zu verantwor-
6
tungsvoller Pädagogik, Grenzen des aktuell Möglichen zu erkennen, wenn die Bedürfnisse
eines Kindes nicht bestmöglich erfüllt werden können. Inwiefern Inklusion in den Einrichtun-
gen vor Ort für alle Kinder und Familien tatsächlich gelingen kann, hängt zudem sehr davon
ab, ob den Kindertageseinrichtungen ein tragfähiges Netzwerk aus Unterstützungspartnern
zur Verfügung steht und wie gut die Zusammenarbeit und der Abruf von Unterstützungsan-
geboten funktioniert.
Die IVO-Studie wird seit 2016 vom IFP in enger Kooperation mit dem StMAS, dem Referat
II.3 „Frühkindliche Bildung und Erziehung“ und dem Referat IV.4 „Teilhabe von Menschen
mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben“, sowie der Arbeitsstelle Frühförderung Bayern
(pädagogische und medizinische Abteilung) konzipiert und durchgeführt. Der vorliegende
Bericht gibt einen ausführlichen Einblick in die Ergebnisse der Befragung der Kindertages-
einrichtungen in Bayern, unabhängig davon, ob zum Zeitpunkt der Befragung Kinder mit Be-
hinderung betreut wurden.
7
2. Ziele und Fragestellungen
Die IVO-Studie untersucht die Rahmenbedingungen von Inklusion als gemeinsame Aufgabe
von Kindertageseinrichtungen und unterstützenden Strukturen in Bayern. Dabei steht insbe-
sondere die Zusammenarbeit von Kindertageseinrichtungen mit den Interdisziplinären Früh-
förderstellen und den in der Regel an Interdisziplinären Frühförderstellen angebundenen
mobilen Heilpädagogischen Fachdiensten in Bayern im Fokus.
Ziel des Projekts ist es, bewährte Strukturen und Konzepte von Kooperation im inklusiven
Kontext als Anregung für alle Einrichtungen bekannt zu machen und gleichzeitig Motivatio-
nen und ggf. Hindernisse auf dem Weg zur Inklusion genauer zu beleuchten. Auf dieser em-
pirischen Grundlage sollen Handlungsempfehlungen für die pädagogische Praxis, Fachbera-
tung, Frühförderung und für Träger formuliert und interdisziplinär diskutiert werden.
Im Fokus der IVO-Studie stehen im Rahmen der Kita-Befragung folgende Fragestellungen:
Welche Unterstützungs- und Kooperationsstrukturen finden sich in bayerischen Kitas
1
und als wie unterstützend und niedrigschwellig werden diese eingeschätzt?
Welche Bedeutung hat die interdisziplinäre Vernetzung für die Umsetzung von Inklu-
sion aus Sicht der Kindertageseinrichtungen?
Wie gelingt aus Sicht der Kita-Leitungen insbesondere die Kooperation der Kinderta-
geseinrichtungen mit den Interdisziplinären Frühförderstellen und den mobilen Heil-
pädagogischen Fachdiensten in Bayern?
Was sind Gelingensbedingungen bzw. Unterstützungsfaktoren, was Hindernisse vor
Ort auf dem Weg zur Inklusion?
Wie weit ist integratives/inklusives Arbeiten in bayerischen Kitas verbreitet?
Zusätzlich zur Kita-Befragung wurden im Rahmen der IVO-Studie zwei weitere zentrale Ak-
teure einbezogen:
Leitungen von Interdisziplinären Frühförderstellen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der mobilen Heilpädagogischen Fachdienste
Der vorliegende Bericht bezieht sich ausschließlich auf die Kita-Befragung, welche im Fol-
genden genauer vorgestellt werden soll. Für die Ergebnisse aus den Befragungen der Früh-
förderstellen-Leitungen und der MitarbeiterInnen der mobilen Heilpädagogischen Fachdiens-
te sowie die Zusammenschau der Ergebnisse wird ein zweiter Ergebnisbericht erstellt (Wölfl,
Wertfein & Wirts, in Vorbereitung). Die mobilen Heilpädagogischen Fachdienste sind meist
an Frühförderstellen angegliederte Dienste zur niedrigschwelligen Beratung von Fachkräften
in Kitas.
1
Mit dem Begriff „Kita“ werden im Folgenden alle Arten von Kindertageseinrichtungen bezeichnet.
8
3. Forschungsdesign
Die Befragung der Kita-Leitungen wurde mit Hilfe eines Online-Fragebogens (Softwarepaket
SoSci Survey) durchgeführt und beinhaltete folgende Themenbereiche:
Angaben zur Person, zur Einrichtung, zum Team und zu Kindern mit besonderem
Unterstützungsbedarf
Organisatorische Umsetzung und Finanzierung von Leistungen
Kooperation und Netzwerkarbeit von Kindertageseinrichtungen im Überblick
Zusammenarbeit mit ausgewählten Kooperationspartnern: Interdisziplinäre Früh-
förderstellen (IFF) und mobile Heilpädagogische Fachdienste (mHFD)
Inklusive Haltung des Teams
Im Fragebogen kamen größtenteils geschlossene Antwortformate zur Anwendung. Diese
wurden an einigen Stellen um offene Fragen ergänzt. Die Fragen wurden überwiegend von
den Autorinnen der Studie selbst konstruiert und im Rahmen der IVO-Arbeitsgruppe disku-
tiert und weiterentwickelt. Die Pilotierung des Online-Fragebogens erfolgte im Frühjahr
2016. Die bayernweit angelegte Haupterhebung der IVO-Studie erfolgte von Mitte Mai bis
Mitte Juni 2016. Der Link zur Online-Befragung wurde Mitte Mai 2016 über die bayerischen
Jugendämter an alle erreichbaren Kindertageseinrichtungen in Bayern versandt. Der Befra-
gungszeitraum endete Mitte Juni 2016.
Erste deskriptive Analysen der Kita-Daten erfolgten Herbst 2016 parallel zu den Befragungen
der Leitungen der Frühförderstellen (Online-Befragung) und der Mitarbeiter der mobilen Heil-
pädagogischen Dienste (Online-Befragung und Interviews). Seit Frühjahr 2017 werden aus-
gewählte Fragestellungen vertieft untersucht und die Daten der unterschiedlichen Akteure
trianguliert. Diese Ergebnisse werden in einem zweiten Projektbericht (Vernetzungsbericht)
veröffentlicht.
9
4. Stichprobenbeschreibung
4.1. Welche Kita-Leitungen haben an der Befragung teilgenommen?
Geschlecht
Der Großteil der teilnehmenden Kita-Leitungen (97%, N=2458) ist weiblich. Lediglich 3%
(N=77) sind männlichen Geschlechts.
Schulabschluss
Der größte Teil der Kita-Leitungen (60%, N=1507) gab an, über ein (Fach-)Abitur oder einen
vergleichbaren Abschluss zu verfügen und 39% (N=999) gaben an, über einen mittleren Bil-
dungsabschluss (z.B. Mittlere Reife oder vergleichbar) zu verfügen. Nur 1% (N=28) nannte
einen (qualifizierten) Hauptschulabschluss als höchsten Abschluss.
Qualifikation
Des Weiteren wurden die Kita-Leitungen aufgefordert, ihre Qualifikation anzugeben. Mehr-
fachnennungen waren möglich. Der mit Abstand größte Teil der befragten Kita-Leitungen
(90%, N=2295) nannte Erzieher/in als ihr/e Qualifikation. 12% der Befragten (N=300) gaben
an, über einen Hochschulabschluss zu verfügen. 9% (N=237) wählten die Option „Sonstige
Ausbildung“. 34% der Kita-Leitungen (N=871) gaben an, über eine Zusatzqualifikation zu
verfügen (s. Abbildung 1).
Abbildung 1: Qualifikation der teilnehmenden Kita-Leitungen (Mehrfachnennungen möglich)
Zu den häufigsten Hochschulabschlüssen zählen Diplom-Sozialpädagogik und Diplom-
Pädagogik sowie Bachelorabschlüsse in Pädagogik, Kindheitspädagogik oder Sozialer Ar-
beit. Zu den häufigsten Ausbildungen, die in der Rubrik Sonstige Ausbildung genannt
wurden, zählen (heil-)pädagogische Ausbildungen beispielsweise im Bereich der Sonderpä-
dagogik, Heilerziehungspflege oder Montessori-Pädagogik. Auch therapeutische Ausbildun-
gen, insbesondere im Bereich der Psychotherapie, Bewegungstherapie und systemischen
Familientherapie wurden genannt. Des Weiteren verfügen einige Leitungen über einen
Fachwirt für Erziehungs- oder Sozialwesen.
10
Zu den häufigsten Zusatzqualifikationen zählen im Bereich der Pädagogik Qualifikationen
im Bereich der Montessori-Pädagogik und Krippenpädagogik. Einige Kita-Leitungen geben
an, Fachkraft für Krippenpädagogik oder für Integration und Inklusion zu sein. Weiterbildun-
gen wurden v.a. in den Bereichen Leitung und Management, Gesundheit und Bewegung
sowie Begleitung und Beratung besucht.
Position in der Kita
95% (N=2373) der Teilnehmenden waren Leitungen und 5% (N=133) stellvertretende Lei-
tungen einer Kita.
4.2. Welche Kitas sind in der Stichprobe enthalten?
Wie viele Kitas haben sich an der Befragung beteiligt?
Für die Ermittlung der Rücklaufquote wurde ein Cut-Off-Wert bestimmt. Demnach gehen die
Antworten aller Leitungen in die Datenanalysen ein, die den Online-Fragebogen für die Kita
mindestens bis zur Frage AK02 „Werden in Ihrer Einrichtung Kinder betreut, bei denen eine
(drohende) Behinderung nach §§ 53, 54 SGB XII vorliegt?“ beantwortet haben. Demnach
beteiligten sich N=2823 Leitungen von bayerischen Kindertageseinrichtungen an der IVO-
Studie. Bei 8748 Kindertageseinrichtungen in ganz Bayern
2
entspricht das einer cklauf-
quote von 32,3%.
Folgende Merkmale der teilnehmenden Kindertageseinrichtungen basieren auf den Ein-
schätzungen der Kita-Leitungen (insgesamt N=2823):
Trägerzugehörigkeit
Die Mehrzahl der teilnehmenden Kita-Leitungen (63%, N=1785) gab an, einem frei gemein-
nützigen Träger (z.B. kirchlich, AWO, Parität) anzugehören. 29% (N=808) der Leitungen gab
an, einem öffentlichen Träger (z.B. kommunal) und 8% (N=230) sonstigen Trägern (gewerb-
lich, Elterninitiativen, privat) anzugehören.
Einrichtungsarten
Der überwiegende Teil der teilnehmenden Kitas gab an, ein „Kindergarten“ (44%, N=1249)
oder ein „Haus für Kinder“ (33%, N=931) zu sein. Des Weiteren gaben 10% (N=270) an eine
„Krippe“ zu sein, 6% (N=183) ein „Hort“ und 7% (N=190) entschieden sich für die Kategorie
Andere (s. Abbildung 2).
2
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung München: Bildungsbericht Bayern 2015, S. 72
11
Abbildung 2: Einrichtungsart der teilnehmenden Kitas
Lage der Einrichtungen
Die teilnehmenden Kitas liegen überwiegend in ländlichen Regionen und kleineren Städten
(65%, N=1834). 32% (N=905) gaben an, in relativ kleinen Kommunen mit weniger als 5.000
Einwohnern zu liegen und 33% (N=929) gaben an, in mittelgroßen Städten und Gemeinden
mit Einwohnerzahlen bis zu 20.000 zu liegen.
Pädagogische Ansätze
Die Kita-Leitungen wurden im Fragebogen darum gebeten, den pädagogischen Ansatz nach
dem ihre Einrichtung arbeitet, anzugeben. Eine Mehrfachantwort war möglich. Der Großteil
der Leitungen (56%, N=1593) wählte den Situations-(orientierten) Ansatz, gefolgt von Offe-
ner Arbeit (19%, N=546). Ansätze wie die Montessori-Pädagogik (9%, N=250), die Reggio-
Pädagogik (4%, N=105) und Waldkindergärten (3%, N=81) wurden deutlich seltener ge-
nannt. 15% (N=414) der Leitungen entschieden sich für die Antwortmöglichkeit „Andere An-
sätze“ und 20% (N=550) gaben an, nach keinem speziellen Ansatz zu arbeiten.
Integrationsformen in den Einrichtungen, die Kinder mit einer (drohenden) Behinde-
rung betreuen
Kita-Leitungen integrativ arbeitender Einrichtungen wurden darum gebeten, die Art der In-
tegration zu präzisieren. Dabei wurde zwischen Einzelintegration und Integrativen Einrich-
tungen im Sinne des Art. 2 Abs. 3 BayKiBiG
3
differenziert. 60% der Kita-Leitungen (N=834)
gaben an, dass sie Kinder mit (drohender) Behinderung im Sinne der Einzelintegration be-
treuen und 35% (N=479) gaben an, eine integrative Einrichtung zu sein (s. Abbildung 3).
3
Einrichtungen, die von bis zu einem Drittel, mindestens aber von 3 Kindern mit (drohender)
Behinderung besucht werden
12
Abbildung 3: Integrationsformen in den teilnehmenden Kitas, die Kinder mit (drohender) Behinderung
betreuen
Repräsentativität der Stichprobe
Vergleichsdaten aus dem Bildungsbericht Bayern (2015)
4
und des statistischen Landesam-
tes Bayern (2010)
5
zeigen, dass die Stichprobe hinsichtlich Trägerverteilung, Einrichtungsar-
ten und pädagogischer Ansätze weitgehend den Verteilungen in Bayern entspricht. In Bezug
auf die Lage der einzelnen Einrichtungen zeigt sich lediglich eine leichte Überrepräsentation
von Kitas aus kleineren Gemeinden. Des Weiteren ist eine häufigere Teilnahme von Einrich-
tungen, die bereits Kinder mit Behinderung betreuen, zu vermerken (dies entspricht 62,5%
der integrativ arbeitenden
6
bayerischen Einrichtungen).
4.3. Welche Kinder mit besonderem Unterstützungsbedarf werden in den
befragten Einrichtungen betreut?
Risikokinder
Alle Kita-Leitungen wurden darum gebeten, die ungefähre Anzahl der „Risikokinder“ in ihrer
Einrichtung anzugeben. Im Fragebogen wurde der Begriff „Risikokinder“ folgendermaßen
erläutert: „Risikokinder sind nach dem bayerischen Bildungs- und Erziehungsplan (BayBEP)
Kinder, die in ihrer Entwicklung oder ihrem Verhalten, ihrem Gesundheitszustand oder ihrer
familiären und sozialen Situation deutlich auffällig sind, ohne dass dies als eine (drohende)
Behinderung im sozialrechtlichen Sinn anzusehen ist“ (vgl. Mayr, T. & Held, L. 2010, S. 2)
7
.
71% der Kita-Leitungen gaben an, mindestens ein Risikokind in ihrer Einrichtung zu betreuen
(s. Abbildung 4).
4
Staatsinstitut für Schulqualität und Bildungsforschung: Bildungsbericht Bayern 2015.
5
https://www.statistik.bayern.de/presse/archiv/2010/240_2010.php
6
„integrativ arbeitend“ steht für Einzelintegration und „integrative Einrichtungen“ nach Art. 2 Abs. 3
BayKiBiG
7
Weitere Informationen zur RisKid-Studie unter: http://www.fruehfoerderung-bayern.de/projekte/riskid/
13
Abbildung 4: Betreuung von Risikokindern
Die genannten Auffälligkeiten der Risikokinder bezogen sich häufig auf deren Sozialverhal-
ten und Emotionsregulation (z.B. aggressives Verhalten, sozialer Rückzug, Traumatisierung,
Hyperaktivität). Ebenfalls häufig genannt wurden Auffälligkeiten und Störungen in den Berei-
chen der Wahrnehmung, Motorik, Konzentration und Sprache sowie allgemeine Entwick-
lungsverzögerungen.
Betreuung von Kindern mit (drohender) Behinderung
Von allen teilnehmenden Kita-Leitungen gaben 1406 (50%) an, mindestens ein Kind mit
(drohender) Behinderung in ihrer Einrichtung zu betreuen. Bei insgesamt 2265 Einrichtungen
in ganz Bayern, die mindestens ein Kind mit (drohender) Behinderung betreuen
8
, entspricht
dies einer Rücklaufquote von 62,5% für die IVO-Teilstichprobe von Einrichtungen, die
Kinder mit Behinderung betreuen.
Es wurde im Fragebogen darauf hingewiesen, dass sich die Frage ausschließlich auf Kinder
bezieht, bei welchen eine (drohende) Behinderung im sozialrechtlichen Sinne nach §§ 53, 54
SGB XII bzw. nach § 35a SGB VIII vorliegt und die somit Leistungen der Eingliederungshilfe
erhalten.
Behinderungsarten im Vorschulbereich
In der Stichprobe zählen Verhaltensstörungen und Entwicklungsverzögerungen im frühpäda-
gogischen Bereich zu den am häufigsten genannten Behinderungsarten: 88% der Kita-
Leitungen integrativ arbeitender Einrichtungen geben an mindestens ein Kind mit einer dia-
gnostizierten Verhaltensstörung zu betreuen und 86% geben an, mindestens ein Kind mit
einer diagnostizierten Allgemeinen Entwicklungsverzögerung zu betreuen. Im Vergleich dazu
geben lediglich 19% der Leitungen an, mindestens ein Kind mit einer Hörbehinderung zu
betreuen und lediglich 13%, mindestens ein Kind mit einer Sehbehinderung zu betreuen (s.
Abbildung 5).
8
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik (Stand: 01.03.2014)
14
Abbildung 5: Diagnostizierte Behinderungen im Vorschulalter nach Angabe der befragten Kita-Leitungen
Es zeigt sich, dass v.a. Kinder mit Verhaltensstörungen und Entwicklungsstörungen in integ-
rativen Einrichtungen nach Art. 2 Abs. 3 BayKiBiG betreut werden, während Kinder mit Mehr-
fach-, Sprach-, Körper-, Hör- oder Sehbehinderungen, chronischer Krankheit oder geistiger
Behinderung vorwiegend im Rahmen der Einzelintegration betreut werden.
Behinderungsarten im Schulbereich (Hort)
Eine ähnliche Verteilung zeigt sich im Hort, wobei hier Kinder mit Verhaltensstörungen noch
deutlicher überwiegen. Während die Entwicklungsstörungen zwar einen deutlich geringeren
Anteil ausmachen, entsprechen sie wie im Vorschulalter der zweithäufigsten Behinderungs-
art (s. Abbildung 6)
15
Abbildung 6: Diagnostizierte Behinderungen im Schulalter (Hort) nach Angabe
der befragten Kita-Leitungen
Insgesamt liegt aufgrund der vorangegangenen Ergebnisse die Vermutung nahe, dass viele
Kinder mit spezifischen Behinderungen nach wie vor v.a. in heil- und sonderpädagogischen
Einrichtungen betreut werden, wie beispielsweise in Schulvorbereitenden Einrichtungen
(SVE) oder Heilpädagogischen Tageseinrichtungen (HPT) mit unterschiedlichen Förder-
schwerpunkten. Aus dem Bildungsbericht Bayern geht hervor, dass insgesamt 58,5% der
Kinder mit einer (drohenden) Behinderung in Sondereinrichtungen betreut werden, davon der
größte Anteil in Schulvorbereitenden Einrichtungen (Staatsinstitut für Schulqualität und Bil-
dungsforschung, 2015, S. 248).
16
Das Wichtigste auf einen Blick:
Vergleichsdaten zeigen, dass die Stichprobe überwiegend repräsentativ für Bayern
ist.
Nahezu alle Kita-Leitungen (90%, N=2295) sind Erzieher/innen, 34% (N=871) ver-
fügen über eine Zusatzqualifikation.
44% (N=1249) der teilnehmenden Einrichtungen sind Kindergärten, 33% (N=931)
Häuser für Kinder. Zudem nahmen Krippen (9,6%, N=270) und Hort-Einrichtungen
(6,5%, N=183) teil.
71% der Kita-Leitungen geben an, mindestens ein Risikokind“ in ihrer Einrichtung
zu betreuen.
In der Hälfte der teilnehmenden Einrichtungen (N=1406) wird mindestens ein Kind
mit (drohender) Behinderung im sozialrechtlichen Sinne betreut.
Zu den häufigsten genannten integrativ/inklusiv betreuten Behinderungsarten zählen
Verhaltensstörungen und Entwicklungsverzögerungen.
60% der integrativ arbeitenden Einrichtungen betreuen Kinder mit (drohender) Be-
hinderung im Rahmen der Einzelintegration.
17
5. Rahmenbedingungen „Mittendrin statt nur dabei“
„Nicht mehr die Frage danach, ob ein Kind mit einer Behinderung aufgenommen
werden kann, sondern vielmehr die Frage danach, wie sich eine Einrichtung ver-
ändern muss, um ein Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen aufnehmen zu
können, bestimmt das frühpädagogische Handeln im Kontext der Inklusion
(Albers 2015, S. 229).
Eine gelingende Umsetzung von Inklusion im Sinne von echter Teilhabe von Kindern mit
Behinderungen ist in Kindertageseinrichtungen nur mit den entsprechenden Rahmenbedin-
gungen auf personeller, räumlicher und finanzieller Ebene möglich.
5.1. Personelle Rahmenbedingungen
Die personelle Ausstattung einer Einrichtung auf Leitungs- und Teamebene zählt zu den be-
deutendsten Gelingensbedingungen für die Umsetzung von Inklusion nicht nur in quanti-
tativer Hinsicht (hinreichende Personalausstattung), sondern auch in qualitativer Hinsicht in
Bezug auf die heil- und sonderpädagogische Expertise auf Leitungs- und Teamebene. Um
den individuellen Bedürfnissen von Kindern mit (drohender) Behinderung gerecht werden
und deren Teilhabe am Gruppengeschehen aktiv fördern zu können, brauchen die Einrich-
tungen zusätzliche Ressourcen, die von der Leitung oft langwierig und in enger Kooperation
mit anderen Institutionen und Behörden beantragt werden müssen. Denn: „In der pädagogi-
schen Arbeit legen die verschiedenen Professionen unterschiedliche Schwerpunkte und
bringen ihre entsprechenden Fachkompetenzen in die Arbeit ein. Durch diese interdisziplinä-
re Zusammenarbeit kann ein breiter Blickwinkel entstehen, der zu einer professionellen
Wahrnehmung der Entwicklung und den Kompetenzen eines Kindes führt“ (Wirts et al.,
2015, S.24).
Mögliche Barrieren auf Leitungsebene
Obwohl der Kita-Leitung zunehmend eine Schlüsselfunktion für die Umsetzung von Verände-
rungen in der Einrichtung, wie beispielsweise der Umsetzung von Inklusion, und für die Qua-
lität der pädagogischen Betreuung zugesprochen wird (vgl. u.a. Nentwig-Gesemann et al.,
2016), verfügen 25% der Kitas in Bayern (N=2.234) laut Länderreport Frühkindliche Bil-
dungssysteme 2015 über keine freigestellten Personalkapazitäten für Leitungsaufgaben
(vgl. Bock-Famulla et al., 2015, S. 60). In der IVO-Stichprobe gaben sogar 59% der Kita-
Leitungen (N=1423) an, nicht vom Gruppendienst freigestellt zu sein, 29% der Leitungen
(N=703) gaben an, nur teilweise freigestellt zu sein (s. Abbildung 7). Im Hinblick auf die zu-
sätzlichen organisatorischen und fachlichen Aufgaben bei der Aufnahme von Kindern mit
Behinderung ist die Frage der Freistellung für Leitungsaufgaben neu zu durchdenken. Insbe-
sondere für Einrichtungen kleinerer Träger, bei denen die organisatorische Unterstützung
durch übergeordnete Verwaltungsstrukturen häufig noch geringer ausfällt, fallen hier für die
Einrichtungsleitungen zusätzliche Aufgaben an.
18
Abbildung 7: Freistellung der Kita-Leitungen vom Gruppendienst
Laut IVO-Umfrage besuchten nur 49% der Leitungen von Einrichtungen ohne Kinder mit ei-
ner Behinderung (N=624) eine Fortbildung zum Thema Integration/Inklusion. Immerhin
72% der Leitungen von integrativ arbeitenden Einrichtungen (N=903) gaben an, eine Fortbil-
dung zu diesem Themenbereich besucht zu haben.
Auf Leitungs- sowie Teamebene müssen für inklusives Arbeiten zusätzliches Fachwissen
und zusätzliche Fertigkeiten erworben werden, beispielsweise wenn es um die Betreuung
von Kindern geht, die anders kommunizieren (z.B. mit Gebärdensprache) oder in ihren
Kommunikationsmöglichkeiten extrem eingeschränkt sind (z.B. Kinder mit Sprachbehinde-
rungen, psychischen Beeinträchtigungen oder Mehrfachbehinderungen). Vor allem Leitun-
gen und Personal, die noch über keine Zusatzqualifikation im Bereich Inklusion/Integration
verfügen, sollten bereits im Vorfeld der Aufnahme eines Kindes mit Behinderung geschult
werden oder in Einrichtungen hospitieren, die bereits integrativ arbeiten.
Aus den IVO-Ergebnissen lässt sich ein allgemeiner Fortbildungs- und Beratungsbedarf
ableiten: für Leitungen nicht integrativ-arbeitender Einrichtungen im Sinne der Vorbereitung
und für Leitungen integrativ-arbeitender Einrichtungen im Sinne eines Ausbaus von Exper-
tise und Handlungskompetenz. Diesem Bedarf kann möglicherweise mit Angeboten von Ein-
zel- und Teamfortbildungen begegnet werden, die nicht explizit (aufgrund des Titels der Ver-
anstaltung) bestehende Erfahrungen mit Integration/Inklusion voraussetzen, und einen brei-
teren Inklusionsbegriff zu Grunde legen, der an bereits bestehende Erfahrungen der Kitas
anknüpft (z.B. Umgang mit Vielfalt in verschiedener Hinsicht).
Mögliche Barrieren auf Team-Ebene
In Abbildung 8 sind festangestellte Professionsgruppen und ihr Anteil am Kita-Team abgebil-
det. Die Kita-Teams bestehen größtenteils aus allgemein pädagogisch qualifiziertem Perso-
nal mit einem Anteil von 83% bis 86% am Gesamt-Team. Der Anteil von heil- bzw. sonder-
pädagogisch qualifizierten Personal (hier „spezifisch qualifiziert“) ist insgesamt sehr gering.
In Einrichtungen, die Kinder mit Behinderung betreuen, liegt der durchschnittliche Anteil von
spezifisch qualifiziertem Personal am Gesamt-Team bei 7%. In Einrichtungen, die keine Kin-
der mit einer Behinderung betreuen, ist der Anteil marginal und liegt bei 2%.
19
Abbildung 8: Professionsgruppen in den Teams im Vergleich
Unter „allgemein pädagogisch qualifiziert“ wurden die folgenden Berufsgruppen zusammen-
gefasst: Erzieher/innen, Kinderpflegerinnen / Ergänzungskräfte und „andere pädagogische
Mitarbeiter/innen“. Zu den „spezifisch qualifizierten“ Mitarbeiter/innen wurden Heilpädago-
gen/innen, Heilerziehungspfleger/innen, Mitarbeiter/innen mit einschlägiger Weiterbildung im
Bereich Inklusion und angestellte Therapeut/innen gezählt.
Abbildung 9: Einzelne Professionen in den Kita-Teams im Vergleich
Die Ergebnisse zeigen, dass Einrichtungen, die Kinder mit einer (drohenden) Behinderung
betreuen, zwar über etwas mehr spezifisch qualifiziertes Personal verfügen, dieses jedoch
nur einen kleinen Anteil im Gesamt-Team von Kindertageseinrichtungen ausmacht. Somit
können Kindertageseinrichtungen in Bayern häufig noch nicht direkt auf (interne) multipro-
20
fessionelle Teams im Sinne einer gemeinsamen Inklusionsentwicklung zugreifen. Um eine
solche Entwicklung zu unterstützen, sind Qualifizierungsmöglichkeiten zur Tätigkeit in Kin-
dertageseinrichtungen für heil- und sonderpädagogische Berufsgruppen (z.B. wie neu in der
Ausbildung zum/zur Heilerziehungspfleger/in verankert) wünschenswert.
5.2. Räumliche Rahmenbedingungen
Inklusive Strukturen herzustellen ist vielschichtig und es geht um mehr als um
den Bau einer Rampe im Eingangsbereich, der rasch in den Sinn kommt. (…)
Wichtig ist beim Thema Raumgestaltung zudem, dass die Ausstattung und Mate-
rialien immer wieder verändert und weiterentwickelt werden, um den inklusiven
und barrierefreien Anspruch zu erfüllen.“
(Wirts et al., 2015, S. 46)
Wie barrierefrei schätzen die Kita-Leitungen ihre Einrichtungen ein?
Die Kita-Leitungen wurden, unabhängig davon, ob in ihrer Einrichtungen aktuell Kinder mit
(drohender) Behinderung betreut werden oder nicht, um eine Einschätzung der Barrierefrei-
heit ihrer Einrichtung in Bezug auf das Gebäude und das Außengelände gebeten. In Bezug
auf verschiedene Behinderungsformen konnten die Kita-Leitungen mit „ja“, „teilweise“ oder
„nein“ antworten (s. Abbildung 10).
Abbildung 10: Einschätzung der Barrierefreiheit durch die Kita-Leitungen;
differenziert nach Behinderungsformen
62% der Einrichtungen machten die Angabe, für mindestens eine Form von Behinderung
barrierefrei zu sein, 27% gaben an, teilweise und 11%, für keine Behinderungsform barriere-
frei zu sein. Für Kinder mit geistiger Behinderung oder Hörbehinderung ist die Wahrnehmung
der eigenen Barrierefreiheit höher als für Kinder mit Körper- oder Sehbehinderung. Dies liegt
vermutlich daran, dass notwendige Veränderungen, v.a. auf baulicher Ebene, bei diesen
Behinderungsformen allgemein bekannt und augenscheinlicher sind. Weiterführende For-
schung sollte hier noch vertiefter der Frage nach der Umsetzung der Barrierefreiheit nachge-
hen.
21
Räume und Ausstattung
Die Kita-Leitungen wurden darum gebeten, anzugeben, in welchen Räumen ihrer Einrichtun-
gen aktuell Förder- und Therapieeinheiten durchgeführt werden. Sie konnten aus sieben
Antwort-Alternativen auswählen. Mehrfachantworten waren möglich.
Die Ergebnisse zeigen, dass ein Großteil der Förder- und Therapieeinheiten (62%, N=1743)
in Bewegungsräumen bzw. Mehrzweckräumen stattfindet. Mehr als die Hälfte der Kita-
Leitungen (54%, N=1521) gibt an, über einen speziellen Raum für Kleingruppenarbeit zu
verfügen, welche für Förderung und Therapie genutzt wird. Darüber hinaus werden Räume,
wie das Besprechungszimmer und/oder das Leitungs-Büro bzw. der Arbeitsraum des Perso-
nals für Therapie und Förderung genutzt. In nur 22% der Einrichtungen (N=630) gibt es ei-
nen speziellen Raum für Förderung und Therapie. 11% der befragten Kita-Leitungen
(N=306) geben an, dass sie momentan keinen Raum zur Verfügung haben, der für diese
Tätigkeiten genutzt werden kann (s.Abbildung 11).
Abbildung 11: Art der Räume, nach Angabe der Kita-Leitungen, die für Förder- und Therapieeinheiten
genutzt werden (Mehrfachnennungen)
In einem Großteil der Einrichtungen steht kein spezieller Raum für Therapie und Förderung
zur Verfügung. Die Mehrfachnutzung von Räumen kann für die Kita-Teams bedeuten, dass
die Organisation von Therapie- und Fördereinheiten in der Einrichtung deutlich aufwändiger
ist und mehr Absprachen im Team benötigt werden, um einen störungsfreien Ablauf, einer-
seits der Therapie und Förderung andererseits des Kita-Alltags zu gewährleisten. Es kann
aber auch ein Anlass sein, Therapie und pädagogischen Alltag stärker zu verzahnen.
Was kann zur Barrierefreiheit beitragen?
Um räumliche Barrieren für eine interdisziplinäre und möglichst flexible Zusammenarbeit et-
wa mit den Fachdiensten zu verhindern, sollte bei Neubauten ein spezieller Raum für Thera-
pie und Förderung von Anfang an mit eingeplant werden. In bestehenden Einrichtungen sind
kreative Lösungen gefragt, wie beispielsweise (flexible) Raumteiler sowie gut abgestimmte
Zeitpläne und Organisation für die multiple Raumnutzung.
22
Der inklusive Anspruch auf Barrierefreiheit schließt jedoch nicht nur das Gebäude und die
Räumlichkeiten selbst, sondern auch deren anregungsreiche Ausstattung mit ein. Spiel-
und Fördermaterial sollte für alle Kinder zugänglich und nutzbar sein. Dabei geht es nicht
darum, neue, „inklusive“ Materialen zu kaufen, sondern vielmehr vorhandenes Material „in-
klusiv nutzbar“ zu machen. Für die inklusive Qualität entscheidend sind hierbei die Interes-
sen und Bedürfnisse aller Kinder nach Orientierung, gelingenden Interaktionen und Explora-
tion sowie Selbständigkeit.
5.3. Finanzielle Rahmenbedingungen
Einrichtungen, die Kinder mit einer (drohenden) Behinderung betreuen, erhalten zusätzliche
finanzielle Ressourcen. Was passiert mit den zusätzlichen Ressourcen für die Betreuung von
Kindern mit Behinderung? Kommen diese tatsächlich passend der Integration/Inklusion von
Kindern zugute? Worauf kommt es dabei an? Diesen Fragen wurde im Rahmen der IVO-
Studie nachgegangen. Folgende Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf Einrichtungen,
die angaben, mindestens ein Kind mit einer (drohenden) Behinderung zu betreuen.
Welche finanziellen Mittel erhalten Einrichtungen, die aktuell Kinder mit einer (drohen-
den) Behinderung betreuen?
Die Kita-Leitungen wurden darum gebeten, die Art der finanziellen Mittel, die sie im Rahmen
der Integration von Kindern mit (drohender) Behinderung erhalten, anzugeben. Im Rahmen
der kindbezogenen Förderung gaben von insgesamt 1288 Kita-Leitungen 66% (N=855) an,
den Gewichtungsfaktor 4,5 (BayKiBiG)
9
zu erhalten und 31% (N=406) den Gewichtungsfak-
tor 4,5+x
10
(Bay KiBiG). Im Rahmen der Eingliederungshilfe gaben 87% (N=1126) an, Leis-
tungen vom Bezirk zu erhalten und 7% (N=85) Leistungen vom Jugendamt (bei Schulkindern
mit seelischer Behinderung) (s. Abbildung 12).
Abbildung 12: Art der finanziellen Mittel (Angabe der Kita-Leitungen, Mehrfachnennungen möglich)
9
Nach Art. 21 Abs. 5 BayKiBiG wird für jedes Kind mit einer Behinderung im Sinne von §53 SGB XII
oder nach §35a SGB VIII vom Freistaat und der Gemeinde jeweils die kindbezogene Förderung mit
dem Gewichtungsfaktor 4,5 gewährt.
10
Die Kommunen können die erforderlichen und zusätzlichen Personalstunden in integrativen Kinder-
tageseinrichtungen über den Faktor + x finanzieren.
23
Mögliche Barrieren bei der Leistungsbeantragung
In einem nächsten Schritt wurde mittels Filterführung erfragt, inwiefern sich die Kita-
Leitungen ausreichend über die Beantragung der finanziellen Leistungen, die sie aktuell er-
halten, informiert fühlen. Dabei gaben über die Hälfte der Leitungen (53%, N=406) an, dass
sie sich nicht ausreichend über die Beantragung des Gewichtungsfaktors 4,5+x informiert
fühlen. 42% (N=1211) gaben an, dass sie sich nicht ausreichend über die Beantragung von
Leistungen im Rahmen der Eingliederungshilfe informiert fühlen. 25% (N=855) gaben an,
dass sie sich nicht ausreichend über die Beantragung des Faktors 4,5 informiert fühlen.
Abbildung 13: Informiertheit der Leitungen über die Beantragung finanzieller Leistungen
Es sollten Überlegungen angestellt und Konzepte erarbeitet werden, wie Kita-Leitungen bei
der Beantragung finanzieller Leistungen beispielsweise durch strukturiert aufbereitete Infor-
mationen, Schulungen, Beratungen etc. in Zukunft besser unterstützt werden können. Zu-
dem sollten bürokratische Hürden und fehlende Informationen erfasst und vermindert wer-
den. Empfehlenswert wäre eine bayernweite Information mit einfacher Beschreibung aller
möglichen finanziellen Leistungen und ihrer Beantragungswege, eine Liste mit Ansprech-
partnern vor Ort oder eine Hotline zu konkreten Fragen im Einzelfall (siehe auch nachfolgend
die Wünsche der befragten Leitungen), da die bisherigen Informationswege offensichtlich
noch nicht alle Einrichtungen erreicht haben (u.a. geben, neben ministeriellen Informationen,
auch Wirts et al., 2015 hierzu einen Überblick für Bayern).
Mögliche Barriere, wenn die Gruppengröße nicht reduziert werden kann
Leitungen, die den Gewichtungsfaktor 4,5 erhalten (N=1197), wurden darum gebeten, anzu-
geben, für was sie diesen verwenden. Mehrfachantworten waren möglich. 66% der betroffe-
nen Kita-Leitungen gaben an, die finanziellen Leistungen, die sie über den Faktor 4,5 erhal-
ten, für den Einsatz zusätzlicher pädagogischer Fachkräfte zu verwenden, 61% gaben an die
Leistungen für zusätzliche Personalstunden zu verwenden. Nur die Hälfte der Kita-Leitungen
(51%) gab an, die finanziellen Leistungen für eine Reduktion von Gruppengrößen bzw. von
Kinderzahlen einzusetzen (s. Abbildung 14).
24
Abbildung 14: Verwendung des Faktors 4,5 (Mehrfachnennungen)
Obwohl gerade die Reduzierung von Gruppengrößen bzw. Kinderzahlen zu einer erhebli-
chen Entlastung der Fachkräfte führen würde und Kinder mit Behinderung in größeren Grup-
pen Gefahr laufen, unterzugehen, scheint dies in vielen Fällen in der Praxis nicht umgesetzt
zu werden. Hier zeichnet sich v.a. in Bezug auf kleinere und in Stammgruppen organisierte
Einrichtungen Handlungsbedarf ab, vor dem Hintergrund der Frage, wie diese Einrichtungen
künftig besser dabei unterstützt werden können, die Leistungen, die sie über den Gewich-
tungsfaktor 4,5 erhalten, möglichst optimal für das betroffene Kind und die bestehende
Stammgruppe einzusetzen. Hingegen kann in (teil-)offenen Einrichtungen eine Personalauf-
stockung zu einem ähnlichen Ergebnis wie eine Reduktion der Gruppengröße führen, wenn
pro Fachkraft weniger Kinder betreut werden und genug Räume vorhanden sind.
Mögliche Barriere, wenn Leistungen nicht ausgeschöpft werden können
Leitungen, die Leistungen im Rahmen des Faktors 4,5+x erhalten (N=387), wurden darum
gebeten, anzugeben, ob sie das Gefühl haben, den Faktor +x ausschöpfen zu können. Fast
drei Viertel der Befragten gaben an, dies tun zu können. Dennoch soll den Gründen des rest-
lichen Viertels der Leitungen (27%), die angaben, den Faktor x nicht ausschöpfen zu kön-
nen, an dieser Stelle weiter nachgegangen werden.
Folgende Gründe gehen aus der IVO-Befragung hervor: Aufgrund von Fachkräftemangel
gestaltet es sich für die einzelnen Einrichtungen schwierig, qualifiziertes Personal für die
über den Faktor +x finanzierten Stellen Personal zu finden. Des Weiteren stellt die Kurzfris-
tigkeit der Stellen ein Problem dar. Die Anträge müssen jährlich neu gestellt werden. Die
daraus resultierende Planungsunsicherheit verhindert häufig Neueinstellungen. Über den
Faktor +x eingestelltes Personal wird z.T. als Springer bzw. Krankheitsvertretung eingesetzt,
um Personalknappheit auszugleichen und steht dann nicht mehr den Gruppen mit den Kin-
dern mit Behinderung zur Verfügung. Darüber hinaus werden bürokratische Hürden, wie bei-
spielsweise langwierige Antragstellungs- und Genehmigungsverfahren, hoher Verwaltungs-
aufwand für Berechnung und uneinheitliche Entscheidungskriterien der verschiedenen Be-
hörden für Vorfinanzierung genannt. Die fehlende Transparenz zwischen Bezirk, Jugendamt,
Träger und Einrichtung wird ebenso beanstandet. Auch fehlende oder unzugängliche Infor-
mationen (z.B. über nötige Rahmenbedingungen, über zuständige Ansprechpartner) werden
als Gründe von den Leitungen genannt, die bei der Ausschöpfung des Faktors +x Schwierig-
keiten sehen.
25
Was kann hinsichtlich der Beantragung zusätzlicher finanzieller Mittel zur Inklusions-
entwicklung beitragen?
Am häufigsten wurde von den Kita-Leitungen ein konstanter Berater bzw. Ansprechpartner
für die Beantragung finanzieller Mittel gewünscht, z.B. Einrichtungs- bzw. bezirksbezogene
Ansprechpartner oder Sachbearbeiter. Zudem wünschten sich die Kita-Leitungen konkrete
Informationen zu den verschiedenen Möglichkeiten der Förderung und finanziellen Unter-
stützung, zu einzelnen Schritten der Beantragung und zu Verfahrensabläufen (z.B. Leitfäden
und Kopiervorlagen) sowie zu vorhandenen Ansprech- und Unterstützungspartnern. Darüber
hinaus wurde häufig der Wunsch nach Fortbildungen, Informationsveranstaltungen und In-
formationsflyern genannt. Eine Vereinfachung der Beantragung sowie eine schnelle Rück-
meldung von Seiten der Behörden wären hilfreich. Zudem wären einheitliche Anforderungen
in Bezug auf die Leistungsbeantragung auf Behördenseite sinnvoll. Eine verbesserte Zu-
sammenarbeit aller Beteiligten wäre für die Förderung der Kinder, die so früh wie möglich
einsetzen sollte, wünschenswert aus Sicht der Kita-Leitungen.
26
Das Wichtigste auf einen Blick:
Der überwiegende Teil der Leitungen (59%, N=1423) ist nicht vom Gruppendienst
freigestellt.
Integrativ arbeitende Einrichtungen verfügen zwar im Vergleich zu Einrichtungen, die
keine Kinder mit einer (drohenden) Behinderung betreuen, über mehr Personal,
aber kaum über mehr heil- und sonderpädagogisch qualifizierte Fachkräfte.
Ein Großteil der Einrichtungen (62%) gibt an, für mindestens eine Form von
Behinderung barrierefrei zu sein.
Förder- und Therapieeinheiten finden größtenteils in Bewegungs- bzw. Mehr-
zweckräumen (62%). Nur 22% der Einrichtungen verfügen über einen speziellen
Raum für Förderung und Therapie.
Folgende Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf Einrichtungen, die mindestens ein
Kind mit (drohender) Behinderung betreuen:
66% der Einrichtungen erhalten den Gewichtungsfaktor 4,5 (BayKiBiG) und 31%
den Gewichtungsfaktor 4,5+x (Bay KiBiG).
Nur die Hälfte der Leitungen (51%) gibt an, den Faktor 4,5 für eine Reduktion der
Gruppengröße bzw. Reduktion der Kinderzahlen verwenden zu können.
Knapp drei Viertel der befragten Leitungen geben an, den Faktor 4,5+x ausschöpfen
zu können. Bei einem Viertel ist dies nicht der Fall.
Über die Hälfte der Leitungen (53%), deren Einrichtung den Gewichtungsfaktor
4,5+x erhalten, fühlen sich nicht ausreichend informiert über dessen Beantragung.
42% der Leitungen fühlen sich nicht ausreichend informiert über die Beantragung
von Leistungen im Rahmen der Eingliederungshilfe.
27
6. Welche Bedeutung hat das Thema „Inklusion“ in den teilneh-
menden Einrichtungen?
Im Zuge der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention durch Deutschland erhielten
alle Kindertageseinrichtungen den gesetzlichen Auftrag, sich zu inklusiven Bildungseinrich-
tungen weiterzuentwickeln und Kinder mit (drohender) Behinderung zu betreuen. Doch die
Aufnahme eines Kindes mit Behinderung allein garantiert noch keine gelebte Inklusion, es ist
vielmehr die Haltung und Bereitschaft der Leitung und des Teams zur Auseinandersetzung
mit dem Thema Inklusion im weitesten Sinne und im Hinblick auf alle Kinder, die bereits die
Einrichtung besuchen (Wirts et al., 2015).
6.1. Inklusion eine Frage der Haltung?
Die Kita-Leitungen wurden darum gebeten, die Haltung ihres Teams zu Inklusion einzu-
schätzen ganz unabhängig davon, ob in ihrer Einrichtung bereits Kinder mit (drohender)
Behinderung betreut werden oder nicht. Dabei zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen
integrativ arbeitenden und nicht-integrativ arbeitenden Einrichtungen (s. Abbildung 15).
Abbildung 15: Haltung des Teams zu Inklusion aus Leitungssicht im Einrichtungsvergleich
Die Haltung von Teams, die bereits Kinder mit (drohender) Behinderung betreuen, wird von
den Leitungen signifikant positiver eingeschätzt, als die Haltung von Teams, die keine Kinder
mit einer (drohenden) Behinderung betreuen (t=18,849, p < .001). Es handelt sich dabei um
einen Mittelwertsunterschied von 0,71 Skalenpunkten (MW von Einrichtungen, die Kinder mit
einer Behinderung betreuen: 4,06; MW von Einrichtungen, die keine Kinder mit einer Behin-
derung betreuen: 3,35). Nach den Konventionen von Cohen liegt ein mittlerer Effekt vor (d =
0,77
11
)
11
Cohen bezeichnet einen Effekt von d = 0.2 als klein, d = 0.5 als mittleren Effekt und d = 0.8 als
großen Effekt.
28
6.2. In welchen Einrichtungen spielt das Thema Inklusion eine Rolle?
Fast alle Einrichtungen (94%), die Kinder mit Behinderung betreuen, beschäftigen sich mit
dem Thema Inklusion. Dies ist ein Indiz für den hohen Stellenwert von Verantwortlichkeit und
Fachkompetenz. Bei den Leitungen von Einrichtungen, die keine Kinder mit (drohender) Be-
hinderung betreuen, geben 60% an, dass sich ihr Team bereits mit dem Thema Inklusion
beschäftigt hat (s. Abbildung 17).
Beschäftigung mit dem Thema Inklusion im Team aus Leitungssicht
Abbildung 16: Beschäftigung mit dem Thema
Inklusion in Einrichtungen, die keine Kinder mit
Behinderung betreuen
Abbildung 17: Beschäftigung mit dem Thema
Inklusion in Einrichtungen, die Kinder mit einer (dro-
henden) Behinderung betreuen
Ca. 50% der Einrichtungen, die an der IVO-Befragung teilgenommen haben, betreuen der-
zeit keine Kinder mit (drohender) Behinderung. Lediglich 9% dieser Einrichtungen (N=121)
bereiten zum Zeitpunkt der Erhebungen die Aufnahme eines Kindes mit (drohender) Behin-
derung vor. Als Gründe, warum diese Einrichtungen bisher keine Kinder mit Behinderung
aufgenommen haben, werden am häufigsten die fehlende Nachfrage (N=1148), außerdem
die Existenz einer anderen integrativen oder heilpädagogischen Kita vor Ort genannt (dies
geht aus den offenen Antworten der Kitaleitungen hervor). Darüber hinaus wurden „fehlende
Ressourcen (finanziell, zeitlich, personell, räumlich)“ (N=270) und „zu wenig heilpädagogi-
sche Expertise im Team (Qualifikationen)“ (N=174) als Begründung dafür genannt, dass kei-
ne Kinder mit (drohender) Behinderung betreut werden. Als weitere Gründe wurden genannt:
fehlende Informationen (z.B. zu Unterstützungsangeboten), räumliche Hindernisse, Vorbe-
halte im Team, Nachteile für die anderen Kinder und Vorbehalte der bestehenden Eltern-
schaft.
Leitungen von integrativ/inklusiv arbeitenden Einrichtungen haben deutlich häufiger ein-
schlägige Fortbildungen zum Thema Integration/Inklusion besucht (72%), als Leitungen von
Einrichtungen ohne Kinder mit Behinderung (49%). Dies kann darauf zurückgeführt werden,
dass im Kontext der Aufnahme eines Kindes mit Behinderung die Fortbildungsnotwendigkeit
offensichtlicher wird oder interessierte Leitungen, die bereits Fortbildungen zum Thema be-
sucht haben, auch eher Kinder mit Behinderung aufnehmen.
29
6.3. Einrichtungen, die sich mit dem Thema Inklusion auseinandersetzen
Auf welche Weise haben sich die Einrichtungen mit dem Thema Inklusion auseinan-
dergesetzt?
Mittels Filterführung wurden die Einrichtungen in einem nächsten Schritt befragt, auf welche
Art und Weise die Auseinandersetzung mit dem Thema Inklusion stattfand. Die Befragten
konnten aus vier Antwort-Alternativen wählen. Eine Mehrfachantwort war möglich. Ein Groß-
teil der Kita-Leitungen (85%) gab an, dass die Auseinandersetzung im Rahmen einer Team-
besprechung stattfand. In Bezug auf konzeptionelle Überlegungen und Fortbildungen/Vor-
träge zeichnen sich Unterschiede zwischen integrativ arbeitenden Einrichtungen und Einrich-
tungen, die keine Kinder mit Behinderung betreuen ab: Integrativ arbeitende Einrichtungen
beschäftigten sich, wie zu erwarten, deutlich mehr mit Inklusion im Rahmen konzeptioneller
Überlegungen und Fortbildungen als nicht-integrative Einrichtungen (s. Abbildung 18).
Abbildung 18: Art der Auseinandersetzung mit Inklusion im Team aus Leitungssicht
Zu den Themen, die im Rahmen von Teambesprechungen, Fortbildungen und konzeptionel-
len Überlegungen angesprochen wurden, zählen neben Fallbesprechungen und aktuellen
Anfragen zur Aufnahme eines Kindes mit (drohender) Behinderung die Folgenden: Heraus-
forderungen und zur Verfügung stehende Ressourcen zur Umsetzung von Inklusion in der
Einrichtung, Möglichkeiten und Grenzen bei der Aufnahme von Kindern mit unterschiedlichen
Behinderungen (meist im Sinne von Einzelintegration), Barrierefreiheit der Einrichtung, Zu-
sammenarbeit mit Eltern, Kooperation mit Fachdiensten, konkrete Fördermaßnahmen, inklu-
sive Alltagsgestaltung (z.B. Tagesablauf, Arbeitsaufteilung im Team, Partizipation aller Kin-
der, Übergänge) und die Haltung im Team (z.B. Bild vom Kind, Inklusion).
30
An welcher Art von Fortbildungen nahmen die Kita-Teams vorwiegend teil?
Leitungen, die angegeben hatten, dass ihr Team im Kita-Jahr 2015/16 an Fortbildungen zum
Thema Inklusion teilgenommen hatte, wurden darum gebeten, die Art der Fortbildung zu
präzisieren. Nur in 4% der befragten Einrichtungen finden längerfristige Weiterbildungen zu
Inklusion statt. Die Teilnahme an Team-Fortbildungen ist deutlich geringer als an Einzelfort-
bildungen. Im Gruppenvergleich zeigen sich Unterschiede zwischen den Einrichtungen. In
integrativ arbeitenden Einrichtungen ist die Teilnahme an den einzelnen Fortbildungsmaß-
nahmen höher als in nicht-integrativen Einrichtungen (s. Abbildung 19).
Abbildung 19: Art der besuchten Fortbildungen
Ist der Besuch von Fortbildung zu Inklusion für das Kita-Jahr 2016/17 geplant?
Darüber hinaus wurden all diejenigen, die sich mit Inklusion beschäftigen, befragt, ob der
Besuch von Fortbildungen in Bezug auf Inklusion für das kommende Kita-Jahr geplant ist.
Auch hier zeigen sich deutliche Gruppenunterschiede. 68% der Kita-Leitungen von Einrich-
tungen ohne Kinder mit Behinderung gaben an, dass keine Fortbildungen geplant sind. Auch
dieses Ergebnis bestärkt die Annahme, dass sich viele Kitas nicht auf eine mögliche Auf-
nahme von Kindern mit (drohender) Behinderung vorbereiten. Doch auch 41% der Einrich-
tungen, die bereits Kinder mit Behinderung betreuen, gaben an, dass keine Fortbildungen für
das Kita-Jahr 2016/17 geplant sind (s. Abbildung 20).
31
Abbildung 20: Geplanter Besuch von Fortbildungen im Einrichtungsvergleich
Was kann im Team zur Inklusionsentwicklung beitragen?
Der Prozess von der Aufnahme des ersten Kindes mit einer (drohenden) Behinderung bis hin
zur Entwicklung eines inklusiven Selbstverständnisses in einer Kindertageseinrichtung erfor-
dert nicht nur die Bereitschaft, die eigene Haltung zu hinterfragen und die eigenen Kompe-
tenzen und die Arbeit im Team immer wieder zu reflektieren. Es erfordert ebenso durch ge-
zielte Einzel- und Teamfortbildungen die Expertise auf Leitungs- und Teamebene stetig aus-
zubauen. Auch der Austausch mit anderen Einrichtungen kann hier eine bedeutende Rolle
spielen. Denn man kann sich nur gemeinsam auf den persönlichen, fachlichen und organisa-
torischen Weg zur inklusiven Einrichtung machen und sollte dabei externe Expertise nutzen,
wenn die Anforderungen die eigenen fachlichen Grenzen überschreiten (Wirts et al., 2015).
32
Das Wichtigste auf einen Blick:
Fast alle Teams integrativ arbeitender Einrichtungen beschäftigen sich aus Lei-
tungssicht mit dem Thema Inklusion, bei den Leitungen von nicht-integrativen Ein-
richtungen gaben dies nur 60% an.
Teams integrativ arbeitender Einrichtungen sind aus Leitungssicht aufgeschlossener
für das Thema Inklusion als Teams nicht-integrativer Einrichtungen.
Die folgenden Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf Einrichtungen, die sich bereits
mit dem Thema Inklusion auseinandergesetzt haben:
Integrativ arbeitende Einrichtungen beschäftigten sich deutlich mehr mit Inklusion im
Rahmen konzeptioneller Überlegungen und Fortbildungen als nicht-integrative
Einrichtungen.
Im Falle einer Teilnahme an Fortbildungen lag der Schwerpunkt auf Vorträgen und
Individual-Fortbildungen nicht auf Team-Fortbildungen oder längerfristigen Wei-
terbildungen.
33
7. Netzwerkpartner teilnehmender Kitas im Überblick
Um die vielfältigen Anforderungen, die eine inklusive Pädagogik an die
Einrichtungen stellt, schultern und eine fortlaufende Qualitätsentwicklung und
-sicherung der fachlichen Arbeit gewährleisten zu können, brauchen () Kinder-
tageseinrichtungen die Unterstützung durch externe Expertinnen und Experten
(). Denn: Eine Pädagogik der Vielfalt kann nur im Verbund gelingen.“
(Wirts et al., 2015, S. 24).
Die IVO-Studie untersucht die Rahmenbedingungen von Inklusion als gemeinsame Aufgabe
von Kindertageseinrichtungen und unterstützenden Strukturen in Bayern. Im folgenden Ab-
schnitt wird der Frage nachgegangen, welche Unterstützungs- und Kooperationsstrukturen in
bayerischen Kitas vorhanden sind und als wie unterstützend diese eingeschätzt werden. Da-
bei steht bei der IVO-Studie insbesondere die Zusammenarbeit von Kitas mit den Interdiszip-
linären Frühförderstellen und den mobilen Heilpädagogischen Fachdiensten in Bayern im
Fokus.
Welche Unterstützungs- und Kooperationsstrukturen sind in bayerischen Kitas vor-
handen?
In einem ersten Schritt wurden die Kita-Leitungen darum gebeten, aus einer Liste von poten-
tiellen Kooperationspartnern diejenigen auszuwählen, zu denen sie im Kita-Jahr 2015/16
Kontakt hatten.
Abbildung 21: Kontakt der Kitas zu Kooperationspartnern nach Einschätzung der Kita-Leitungen
Zu den am häufigsten genannten allgemeinen Kooperationspartnern zählen die Grundschu-
len (85%), die Fachberatungen (z.B. des Trägers, 70%) und die Familien- und Erziehungsbe-
ratungsstellen (55%). In Bezug auf heil- und sonderpädagogische Kooperationspartner ga-
ben 70% der Leitungen an, mit niedergelassenen Therapeut/innen und/oder Heilpäda-
34
gog/innen zu kooperieren und die Hälfte gab an, mit einer Interdisziplinären Frühförderstelle
zu kooperieren (54%). 51% der Kitas kooperieren mit den mobilen Sonderpädagogischen
Hilfen (MSH). 13% der Kitas kooperieren mit den mobilen Heilpädagogischen Fachdiensten
(s. Abbildung 21); der relativ geringe Prozentanteil ist auf die geringe Anzahl an mobilen
Heilpädagogischen Fachdiensten in Bayern (N=16) zurückzuführen.
7.1. Wird der Unterstützungsbedarf der Kitas durch die Kooperationspartner
gedeckt?
Mithilfe von Filterführung wurden die Kita-Leitungen zudem gebeten, die Zusammenarbeit
mit den Kooperationspartnern ihrer Kita in Hinblick auf Bedarfsdeckung und Zufriedenheit zu
bewerten. Die Fragen wurden nur den Kita-Leitungen gestellt, die das entsprechende Ange-
bot auch nutzen. Es handelte sich bei den Fragen um ein dichotomes Antwortformat
(ja/nein).
Insgesamt wird der Unterstützungsbedarf der Kitas durch einen Großteil der Kooperations-
partner gedeckt. Insbesondere niedergelassene Therapeut/innen und/oder Heilpäda-
gog/innen (86%), Heilpädagogische Einrichtungen (z.B. HPT, SVE) (84%) und Interdiszipli-
näre Frühförderstellen (84%) scheinen den Unterstützungsbedarf der jeweiligen Kita zu de-
cken. Auch das Angebot der mobilen Heilpädagogischen Fachdienste (83%) scheint in hoher
Passung mit den Bedarfen der einzelnen Kitas zu stehen (s. Abbildung 22). Dies ist dahin-
gehend zu interpretieren, dass dort, wo Kooperationsstrukturen bestehen, diese auch meis-
tens bedarfsdeckend tätig sind, es sagt jedoch nichts darüber aus, ob der Bedarf bei Kitas,
die diese Kooperationen nicht haben, ebenfalls gedeckt ist. Weitere Befragungen müssen
zeigen, ob insbesondere Kitas mit einem begrenzten fachlichen Netzwerk zusätzlichen Be-
darf haben.
Abbildung 22: Deckung des Unterstützungsbedarfs der Kitas durch die Kooperationspartner aus
Leitungssicht bei Kitas, die das Angebot bereits nutzen
35
7.2. Sind die Kitas mit der fachlichen Unterstützung der Kooperations-
partner zufrieden?
Auch die Zufriedenheit mit der fachlichen Unterstützung durch die Kooperationspartner ist
mehrheitlich gegeben. Insbesondere die Zufriedenheit mit den mobilen Heilpädagogischen
Diensten (mHFD) wird von knapp 90% der Kitas bejaht, die diese Kooperation nutzen. Auch
die Zufriedenheit mit der fachlichen Unterstützung durch niedergelassene Therapeuten/
Heilpädagogen, Interdisziplinäre Frühförderstellen, MSH und Heilpädagogische Einrichtun-
gen wird von mehr als 80% der Kitas bejaht (s. Abbildung 23).
Abbildung 23: Zufriedenheit der Kita-Leitungen mit der fachlichen Unterstützung durch Kooperations-
partner bei Kitas, die das Angebot bereits nutzen (Zufriedenheitsabfrage dichotom ja/nein)
36
8. Zusammenarbeit mit ausgewählten Kooperationspartnern
Die IVO-Befragung beschäftigt sich vertieft mit der Kooperation der Kitas mit den Interdiszip-
linären Frühförderstellen (IFF) und den mobilen Heilpädagogischen Fachdiensten (mHFD) in
Bayern. Kita-Leitungen, die angegeben hatten, mit einer IFF und/oder mit einem mHFD zu
kooperieren, wurden mittels Filterführung zu weiteren Fragen geleitet. Dabei stand die kon-
krete Zusammenarbeit im Mittelpunkt.
Die folgenden Ergebnisse beziehen sich ausschließlich auf die Sicht der Kita-Leitungen.
Diese Sicht wird im Verlauf der noch ausstehenden Auswertung der IFF- und mHFD-
Befragungen um deren Sichtweise ergänzt werden (Wölfl, Wertfein & Wirts, in Vorbereitung).
8.1. Kooperation mit den Interdisziplinären Frühförderstellen
„Interdisziplinäre Frühförderung beschreibt ein komplexes System medizinisch/
therapeutischer und pädagogisch/psychologischer Leistungen für Kinder mit
(drohender) Behinderung von ihrer Geburt bis zur Einschulung und schließt die
Beratung der Eltern/Personensorgeberechtigten und sonstigen Bezugspersonen
des Kindes ein.“
12
Welche Angebote der Frühförderstelle finden regelmäßig in den Kitas statt?
Die Kita-Leitungen wurden darum gebeten, die Angebote der IFF, die regelmäßig in ihrer
Einrichtung stattfinden, aus einer Liste auszuwählen. Mehrfachantworten waren möglich.
Knapp 70% der Kita-Leitungen gaben an, dass Therapie und Förderung durch die IFF
regelmäßig in ihrer Kita stattfinden, 26% gaben an, dass der Integrationsfachdienst regelmä-
ßig tätig wird (s. Abbildung 24). In der Rubrik „Sonstige“ wurden u.a. weitere Angebote in der
Kita zusammengefasst, z.B. Beobachtung von Kindern, diagnostische Testungen, Bespre-
chungen/ Beratung, mobile sonderpädagogische Hilfe, Infoveranstaltungen/Fortbildungen/
Elternabende.
Abbildung 24: Angebote der IFF, die regelmäßig in der Kita stattfinden (Mehrfachnennungen) Angaben
der befragten Kita-Leitungen
12
Quelle: http://www.viff-fruehfoerderung.de/fachkraefte/
37
Welchen Tätigkeiten gehen die Mitarbeiter/innen der Interdisziplinären Frühförderstel-
len hauptsächlich in den Kitas nach?
Zu den Tätigkeiten der Frühförderung in den Kindertageseinrichtungen zählen separate ein-
zeltherapeutische Maßnahmen, die Einschätzung des Entwicklungsstandes, Spiel- und In-
teraktionsbeobachtung in der Gruppe und integrierte Therapie im Gruppengeschehen die
Reihenfolge genannter Tätigkeiten entspricht der Häufigkeit ihrer Durchführung in den Ein-
richtungen (s. Abbildung 25). Auch hier waren Mehrfachantworten möglich. Aus den Ergeb-
nissen wird deutlich, dass separate einzeltherapeutische Maßnahmen deutlich häufiger
durchgeführt werden (71%), als die in das Gruppengeschehen integrierte Therapie (32%). #
Abbildung 25: Tätigkeiten der Frühförderer/innen in den Kitas (Mehrfachnennungen) Angaben der
befragten Kita-Leitungen
Beratung stellt ein weiteres häufiges Thema in der Kooperation zwischen Kindertageseinrich-
tung und Frühförderstellen dar. 65% der Leitungen gaben an, dass Beratungen mit den El-
tern durch die Frühförderer/innen in ihren Einrichtungen regelmäßig stattfinden. Nicht ganz
die Hälfte gab an, dass auch das Kita-Team durch die Frühförderer/innen beraten wird (44%)
(s. Abbildung 26). Eine Mehrfachantwort war möglich.
Abbildung 26: Beratung durch die Mitarbeiter der IFF (Mehrfachnennungen) Angaben der befragten
Kita-Leitungen
38
Welche Bedeutung haben die Interdisziplinären Frühförderstellen auf dem Weg zur
Inklusion?
Die Vernetzung von Kitas mit Interdisziplinären Frühförderstellen ist im Zuge der Umsetzung
von Inklusion von großer Bedeutung, um spezifische Fachexpertise in Kita-Teams sicherzu-
stellen, die zumeist keine heil- oder sonderpädagogisch qualifizierten Mitarbeiter/innen ha-
ben (vgl. hierzu Abbildungen 9 und 10). Interdisziplinäre Expertise, z.B. durch Psycholog/-
innen, Mediziner/innen, medizinische Therapeut/innen und (Sonder-) Pädagog/innen, ist nö-
tig, um den individuellen Bedürfnissen der Kinder je nach Behinderungsart und individueller
Problemlage gerecht zu werden und so fächerübergreifend allen Kindern soziale und Bil-
dungs-Teilhabe zu ermöglichen.
Die Zufriedenheit der Kitas mit der Kooperation und den Unterstützungsleistungen der Inter-
disziplinären Frühförderstellen fällt hoch aus. Damit stellt die Kooperation mit den IFFs eine
gute Unterstützungsmöglichkeit für die Inklusionsentwicklung der Kindertageseinrichtungen
dar. Durch die Einbettung der Therapie in die sozialen Kontexte in den Kindertageseinrich-
tungen, kann die Frühförderung die sozialen Interaktionen und Beziehungen einzelner Kinder
gezielt und transparent unterstützen. Schließlich kann „die enge Zusammenarbeit von
Frühförderung und Kindertageseinrichtung () auf beiden Seiten die Perspektive auf die
Entwicklungspotentiale und die Kompetenzen des Kindes erweitern und die Zusammenarbeit
mit den Eltern sowie den Einbezug der familiären Lebenswelt erleichtern“ (Wertfein & Wirts,
2016, S. 164).
39
8.2. Kooperation mit den mobilen Heilpädagogischen Fachdiensten (mHFD)
Die Heilpädagogischen Fachdienste wurden 1993 vom Bayerischen Staatsminis-
terium für Arbeit und Sozialordnung, Familie und Frauen aus Mitteln das Landes-
behindertenplans ins Leben gerufen, um Erzieherinnen in Kindergärten von den
bayerischen Frühförderstellen aus zu unterstützen. Das Ziel ist es, im Vorfeld einer
Beeinträchtigung eines Kindes den Erzieherinnen und Eltern ein niederschwelliges
und wirksames Beratungsangebot zu machen. Das pädagogische Fachpersonal
der Kindertageseinrichtung kann sich ohne große Formalitäten an die Fachdienste
der Frühförderstellen wenden, wenn sie bei einem Kind Auffälligkeiten feststellen,
Entwicklungsstörungen vermuten und bei dieser Abwägung selbst Unterstützung
benötigen. Vorrangige Aufgabe der Fachdienste ist es, vor Ort eine Klärung her-
beizuführen und schnelle und gezielte Hilfestellungen zu geben.
13
Welchen Tätigkeiten gehen die mobilen Heilpädagogischen Fachdienste hauptsäch-
lich nach?
Beratung zählt zu den Hauptaufgaben der mobilen Heilpädagogischen Fachdienste. 74% der
Kita-Leitungen gaben an, dass die Fachdienste Beratungen mit einzelnen pädagogischen
Fachkräften in ihren Einrichtungen durchführen. Die Beratung mit dem pädagogischen Per-
sonal und den Eltern im Rahmen eines runden Tisches steht an zweithäufigster Stelle (67%).
Beratung mit dem Kita-Team (27%) oder die anonyme Fallberatung (22%) werden deutlich
seltener angegeben (s. Abbildung 27).
Abbildung 27: Beratung durch mHFD (Mehrfachnennungen) Angaben der befragten Kita-Leitungen
Zu den weiteren Tätigkeiten der Mitarbeiter/innen der mobilen Heilpädagogischen Fach-
dienste in den Kindertageseinrichtungen zählen nach Angabe der Kita-Leitungen die Ein-
schätzung des Entwicklungsstandes, die Spiel- und Interaktionsbeobachtung in der Gruppe,
die separate kurzfristige Einzelförderung und die Förderung im Gruppengeschehen.
Im Vergleich zu den Tätigkeiten der Frühförderer/innen in den Kitas zählen längerfristige the-
rapeutische Maßnahmen nicht zum Aufgabenfeld der mHFD. Tätigkeiten wie die Folgenden
zählen zusätzlich zum Angebot der mHFD: Unterstützung in der Zusammenarbeit mit den
13
http://www.mhfd-bayern.de/die-fachdienste/
40
Eltern, Unterstützung im Kita-Alltag und Weitervermittlung an andere Hilfen. Aus den Ergeb-
nissen wird auch bei den mHFD deutlich, dass der Förderung im Gruppengeschehen bisher
eine geringere Bedeutung zukommt als der separaten Einzelförderung.
Abbildung 28: Weitere Tätigkeiten der mHFD (Mehrfachnennungen) Angaben der befragten Kita-
Leitungen
Welche Bedeutung haben die mobilen Heilpädagogischen Dienste auf dem Weg zur
Inklusion?
Großer Bedarf in Bayern
71% der Kita-Leitungen geben an, mindestens ein Risikokind in ihrer Einrichtung zu be-
treuen. Dieses Ergebnis spricht für die immense Bedeutung der mobilen Heilpädagogischen
Fachdienste, zu deren Hauptaufgabe es zählt, Einrichtungen bei der Betreuung von Risiko-
kindern möglichst niederschwellig zu unterstützen. Es geben jedoch nur 13% der Kita-
Leitungen an mit einem mHFD zu kooperieren. Dies liegt u.a. daran, dass es momentan in
ganz Bayern nur 16 mobile Heilpädagogische Fachdienste gibt. Der große Bedarf der Kitas
kann so nicht gedeckt werden.
Die Ergebnisse der IVO-Befragung ergeben, dass die mHFD in einem Großteil der Einrich-
tungen, mit welchen sie kooperieren (13% aller Einrichtungen der Stichprobe), relativ schnell
tätig werden konnten. 31% der Kita-Leitungen (N=82) gaben an, dass sie zwei Wochen oder
weniger warten mussten, bis der mHFD tätig wurde. 42% (N=114) gaben an, dass der mHFD
innerhalb eines Monats tätig wurde. Jedoch kommt es auch in einigen Einrichtungen auf-
grund der großen Einzugsgebiete und hohen Auslastung der mHFD zu längeren Wartezei-
ten. 28% (N=72) gaben an, dass die Wartezeit zwei bis drei Monate oder mehr betrug
(s. Abbildung 29). Wenn das Angebot der mHFD zukünftig ausgebaut werden könnte, wür-
den sich vermutlich auch die Wartezeiten verkürzen.
41
Abbildung 29: Wartezeiten mHFD nach Angabe der befragten Kita-Leitungen
Hohe Zufriedenheit mit den mHFD
Die Zufriedenheit mit den mHFD unter den Kita-Leitungen, deren Einrichtungen bereits mit
den mHFD kooperieren, ist sehr hoch. Das Ergebnis kann als Bestätigung für die große Be-
deutung der Arbeit der mHFD gesehen werden. Von einem Ausbau des Angebots könnten
viele Kitas profitieren, die bislang noch keine Möglichkeit haben, mit einem mHFD zu koope-
rieren, da das Angebot nicht überall in Bayern zur Verfügung steht. In den Interviews mit den
mHFD hat sich gezeigt, dass diese häufig Kitas über viele Jahre hinweg bei der Umsetzung
von Inklusion begleiten und unterstützen und somit im Prozess der Implementierung inklusi-
ver Bildung eine unterstützende Rolle spielen.
Gelingensbedingungen
Gelingensbedingungen für die Kooperation mit den mHFD wurden von den Kita-Leitungen
auf verschiedenen Ebenen genannt. Auf Ebene der Prozessqualität wurden gegenseitiger
Respekt, Wertschätzung, Offenheit und Kommunikation auf Augenhöhe genannt. Die Hal-
tung gegenüber dem Kind, den Eltern und gegenüber den Fachkräften scheint für Kita-
Leitungen in der Kooperation eine bedeutende Rolle zu spielen. Auf struktureller Ebene wur-
den ein regelmäßiger Austausch (sowohl mit der Kita als auch mit den Eltern) und eine gute
Erreichbarkeit des mHFD genannt. Flexibilität, geringe Wartezeiten und Niederschwelligkeit
wurden besonders hervorgehoben. Darüber hinaus wurden Ressourcen, v.a. auf zeitlicher
und personeller Ebene, als Gelingensbedingungen genannt.
42
Das Wichtigste auf einen Blick:
Häufigste heil- und sonderpädagogische Kooperationspartner:
70% der Kitas kooperieren mit niedergelassenen Therapeuten und/oder Heilpäda-
gogen, 54% mit einer Interdisziplinären Frühförderstelle und 51% mit den mobilen
Sonderpädagogischen Hilfen (MSH).
Nur 13% der Kitas kooperieren mit den mHFD (mobilen Heilpädagogischen Diens-
ten), dies erklärt sich dadurch, dass bayernweit nur 16 mHFD zur Verfügung stehen.
Insgesamt wird der Unterstützungsbedarf der Kitas durch einen Großteil der
Kooperationspartner gedeckt. Die Zufriedenheit mit der fachlichen Unterstüt-
zung durch die Kooperationspartner ist von Seiten der Kita gegeben, an erster Stelle
die Zufriedenheit mit den mHFD.
Separate einzeltherapeutische Maßnahmen durch die Frühförderer/innen und die
Einschätzung des Entwicklungsstandes durch beide Dienste zählen zu den häu-
figsten Tätigkeiten in den Kitas.
IFF (Interdisziplinäre Frühförderstellen) und mHFD bieten in den Kitas häufig Bera-
tung in verschiedenen Kontexten (z.B. Fachkräfte, Team, Eltern) an.
64% der Leitungen geben an, von den mHFD in der Zusammenarbeit mit den El-
tern unterstützt zu werden.
Beratungen mit dem Kita-Team und Therapie bzw. Förderung im Gruppengesche-
hen werden seltener genannt.
43
9. Wie inklusiv sind unsere Kitas?
„Inklusion in Bildungs- und Erziehungseinrichtungen der frühen Kindheit beschäf-
tigt sich ebenso mit der Partizipation der Mitarbeiter/innen wie mit der Einbezie-
hung der Kinder und Jugendlichen. Partizipation schließt Spiel, Lernen und Zu-
sammenarbeit mit anderen ein(Booth, Ainscow & Kingston, 2012, S. 13).
Inklusionsentwicklung ist ein andauernder Prozess, der Vorbereitung und ständige Reflexion
der Fachkräfte selbst und im Team erfordert, und davon abhängig ist, wie Werte und päda-
gogisches Handeln verbunden und im Sinne inklusiver Qualität umgesetzt werden (Booth,
Ainscow & Kingston, 2012). Für die einzelne Kindertageseinrichtung ist es im Hinblick auf
eine hohe pädagogische Qualität zu jedem Zeitpunkt von Bedeutung, die Bedarfe und An-
sprüche aller Kinder mit der Expertise im Team, den Rahmenbedingungen und der Ausstat-
tung, der Gestaltung der täglichen Abläufe sowie mit den bestehenden Netzwerken zu prüfen
und abzugleichen. Geht man mit dem „Index für Inklusion“ (Booth et al., 2012, S. 14) davon
aus, dass Inklusion beinhaltet, die Barrieren für Spiel, Lernen und Partizipation für alle Kinder
abzubauen, dann sollte die Auseinandersetzung mit Inklusion nicht davon abhängig sein, ob
Kinder mit Behinderung betreut werden oder nicht. Schließlich kommt eine inklusive Haltung
allen Kindern zu Gute und zudem kann man davon ausgehen, dass auch nicht integrativ ar-
beitende Einrichtungen Kinder mit Entwicklungs- und Verhaltensauffälligkeiten (sog. „Risiko-
kinder“) betreuen (vgl. Kapitel 4.3).
Auch aufgrund der hohen politischen Aktualität wäre davon auszugehen, dass Inklusion in
allen Kitas zumindest schon Thema gewesen sein sollte. Die IVO-Ergebnisse zeigen jedoch,
dass sich immerhin 40% der Kitas, die noch keine Kinder mit Behinderung betreuen, nach
Angabe der Leitungen noch nicht mit dem Thema befasst haben. Aus diesem Ergebnis kann
gefolgert werden, dass die entsprechenden Einrichtungen im Falle einer Anfrage zur Auf-
nahme eines Kindes mit Behinderung nicht vorbereitet wären. Da in diesen Teams auch für
das kommende Kita-Jahr kaum Fortbildungen zum Thema Inklusion geplant sind (68% ge-
ben „nein“ an), spricht dies bei dieser Gruppe von Einrichtungen für wenig Veränderung auf
dem Weg zur inklusiven Bildungseinrichtung, hier zeigt sich Fort- und Weiterbildungsbedarf.
Einrichtungen, die bereits Erfahrungen mit Kindern mit Behinderung haben, sind im Hinblick
auf Inklusion auf einem guten Weg. Sie sind in ihrer Haltung inklusiver, indem sie inklusiven
Prozessen aufgeschlossener begegnen. Dies ist eine wichtige Voraussetzung zur Konkreti-
sierung von Inklusion, insbesondere hinsichtlich der jeweils vor Ort bestehenden Rahmen-
bedingungen, der pädagogischen Konzepte und der konkreten Alltagsgestaltung. Auch bil-
den sich Einrichtungen, die bereits Kinder mit einer Behinderung betreuen, häufiger fort.
Dennoch zeichnet sich den Ergebnissen zufolge sowohl in Bezug auf Einrichtungen, die
noch keine Kinder mit Behinderung betreuen (in Sinne der Vorbereitung) als auch Einrich-
tungen, die bereits Kinder mit Behinderung betreuen (im Sinne von Qualitätssicherung) ein
Bedarf nach spezifischen Fortbildungen für pädagogische Fachkräfte ab. Schließlich spre-
chen die IVO-Ergebnisse dafür, dass die Fachexpertise im Team noch zu selten interdiszipli-
när ist (vgl. Kapitel 5.1). Zudem erfordert Inklusions- und Qualitätsentwicklung in Kinderta-
geseinrichtungen gezielte Teamentwicklungsmaßnahmen, beispielsweise durch Inhouse-
Teamschulungen und langfristige Teambegleitung. Die qualitative Weiterentwicklung von
Kindertageseinrichtungen bzw. den Kita-Teams nimmt in aktuellen Projekten des StMAS,
z.B. im Projekt „Pädagogische Qualitätsbegleitung (PQB)“ einen wichtigen Stellenwert ein
und wird auch längerfristig eine bedeutende Rolle bei der landesweiten Qualitätsentwicklung
44
spielen. PQB nimmt im Kontext von Teamentwicklungsprozessen inklusive Themen im wei-
ten Sinn (z.B. bezüglich Partizipation) für alle Kinder in den Blick.
9.1. Unterstützungswünsche der Kita-Leitungen auf dem Weg zur Inklusion
Inklusion kann nicht von heute auf morgen in allen Kindertageseinrichtungen umgesetzt wer-
den, vielmehr entspricht eine gelingende Umsetzung einem längerfristigen Veränderungs-
prozess, der auf Träger-, Leitungs-, Team- und Einrichtungsebene gemeinsam auch mit
den Eltern und Kindern durchlaufen werden sollte. Voraussetzung für eine qualitative Um-
setzung sind angemessene Rahmenbedingungen auf personeller, räumlicher und finanzieller
Ebene. Darüber hinaus sollten vorhandene Ressourcen identifiziert und effektiv genutzt und
in nachhaltige Fort- und Weiterqualifizierung investiert werden. Eine bedeutende Rolle bei
der Unterstützung der Einrichtungen spielen die Netzwerkpartner.
Es sind die Einrichtungsleitungen, die mit ihrer Fach- und Teamkompetenz den Prozess zu
einer inklusiven Kindertageseinrichtung maßgeblich beeinflussen können. Daher wurde mit
der IVO-Umfrage in den Kitas ihre Sichtweise erfragt und es sollen abschließend einige
Rückmeldungen zu konkreten Unterstützungswünschen wiedergegeben werden.
Abbildung 30: Unterstützungswünsche der Kita-Leitungen
Kita-Leitungen wünschen sich mehr Möglichkeiten, um an Fort- und Weiterbildungsmaß-
nahmen zu den Themen Integration, Inklusion und Partizipation teilzunehmen und zwar für
sich und ihr Team. Zusätzliche finanzielle Ressourcen würden Kita-Leitungen gerne in räum-
liche und bauliche Umgestaltungen im Sinne der Barrierefreiheit oder für die zusätzliche Ein-
stellung qualifizierten Personals im Sinne eines Ausbaus von Expertise investieren. Im Hin-
blick auf veränderte Rahmenbedingungen geht es den Kita-Leitungen v.a. um eine Erhöhung
von Personalstunden, eine Änderung des Anstellungsschlüssels und eine Reduktion von
Gruppengrößen. Weitere Wünsche sind ein einfacherer Zugang zu Informationen und gerin-
gere bürokratische Hürden (beispielsweise bei der Antragsstellung). Zahlreiche Kita-Leitun-
gen betonen die Bedeutung eines tragfähigen Netzwerks für die Umsetzung von Inklusion
45
und wünschen sich zukünftig u.a. mehr Unterstützung bei der Elternarbeit und in der Betreu-
ung von sog. „Risikokindern“, die (noch) keinen Anspruch auf zusätzliche Leistungen haben.
Die zusätzliche Unterstützung wird von Fachdiensten, Ärzten, Trägern und von staatlicher
Seite erbeten.
Zitate aus den offenen Kommentaren der Kita-Leitungen:
Wir wollen, dass uns Kooperationspartner als die Experten der pädagogischen
Sichtweise ernst nehmen und unsere Fachkompetenz anerkennen. Wir wollen
als gleichwertige Personen in der interdisziplinären Zusammenarbeit gesehen
und wertgeschätzt werden, das hat übrigens auch was mit Inklusion zu tun.
Wir wünschen uns sehr dringend!!! dass auch Asylbewerber-Kinder als integra-
tive Kinder zählen können, besonders dann, wenn sie z.B. eine offensichtliche
körperliche Behinderung haben.
„Wir wünschen uns Offenheit und Transparenz, sodass jede Einrichtung ihren
ureigenen Weg finden kann und nicht den geht, der gerade "chic" ist oder von
den Trägern bevorzugt.
9.2. Ausblick
Die IVO-Studie hat versucht, eine aktuelle Bestandsaufnahme zu der Frage zu leisten:
Wie inklusiv sind unsere Kitas was erschwert und was erleichtert den Weg zur Inklusion
vor Ort?
Aus dem Wissen heraus, dass Kindertageseinrichtungen internen und externen Einflüssen
sowie Veränderungen ausgesetzt sind und sich fortlaufend weiterentwickeln, können die hier
zusammengestellten Ergebnisse lediglich eine Momentaufnahme sein. Um die tatsächliche
Inklusionsentwicklung und die damit verbundenen Veränderungsprozesse in den Einrichtun-
gen besser nachzuvollziehen, wäre eine regelmäßige Befragung aller Kindertageseinrich-
tungen in Bayern hilfreich. Auf diese Weise könnte für die frühpädagogische Praxis selbst,
aber auch für Politik und andere Entscheidungsträger, gelebte Inklusion sichtbar gemacht
werden und bestehender Unterstützungs- und Handlungsbedarf (z.B. in der Aus-, Fort- und
Weiterbildung) gezielt erfasst und formuliert werden.
„Auch wenn die Anforderungen an eine integrative Frühpädagogik zunächst hoch erschei-
nen, kann man davon ausgehen, dass eine qualitativ hochwertige Einrichtung eine gute Ein-
richtung für alle Kinder ist“ (Albers, 2012, S.116). Auch in Beobachtungsstudien zeigt sich
immer wieder, dass Einrichtungen, die integrativ bzw. inklusiv ausgerichtet sind, insgesamt
eine höhere pädagogische Qualität vorhalten, die letztendlich allen Kindern zugute kommt
(vgl. Wertfein, 2013). Doch diese hohe Qualität ist kein Selbstläufer, sondern eine fachliche
Teamleistung. So bedarf es z.B. immer wieder spezifischer Beobachtungen, Interventionen
im Gruppenkontext oder einer Teamberatung z.B. durch Interdisziplinäre Frühförderung oder
die mobilen Heilpädagogischen Fachdienste, um frühzeitig gute Rahmenbedingungen für
alle Kinder zu schaffen und z.B. der Ausgrenzung von Kindern mit Entwicklungs- und Verhal-
tensauffälligkeiten wirksam vorzubeugen. Ein besonderes Augenmerk sollte hier künftig auch
auf dem Unterstützungsbedarf zur sozialen Teilhabe von Kindern mit schwerer und mehrfa-
cher Behinderung liegen (Sarimski, 2016 a und b).
46
Ein wesentlicher Baustein auf dem Weg zur inklusiven Kindertageseinrichtung ist die Refle-
xionsbereitschaft der Fachkräfte und die Weiterentwicklung der pädagogischen Teams in
den Einrichtungen. Schließlich trägt die Teamqualität maßgeblich zur pädagogischen Quali-
tät in den Einrichtungen bei (Wertfein, Müller & Danay, 2013). Es ist deutlich geworden, dass
sich Kindertageseinrichtungen interdisziplinär vernetzen müssen, da aktuell in den Einrich-
tungen selbst kaum heil- oder sonderpädagogisch geschulte Kolleg/innen arbeiten. Inklusive
Teamentwicklung bedarf also der Vernetzung mit externen Experten, insbesondere im Be-
reich der Frühförderung
14
für Kinder mit (drohender) Behinderung, sowie einer möglichst
niedrigschwelligen, unbürokratischen fachspezifischen Begleitung zu konkreten Fragen im
Umgang mit Risikokindern, wie sie die mobilen Heilpädagogischen Fachdienste
15
bieten,
aber auch einer fortlaufenden fachlichen Prozessbegleitung von Teams im Hinblick auf die
inklusive Bildungs- und Beziehungsgestaltung für alle Kinder, wie sie beispielsweise im
Rahmen des Modellversuchs „Pädagogische Qualitätsbegleitung in Kindertageseinrichtun-
gen (PQB)"
16
in Bayern erprobt wird.
Inklusion ist ein Prozess und eine Vision und als solche nicht nur im Hinblick auf die gemein-
same Bildung, Erziehung und Betreuung von Kindern mit und ohne Behinderung zu denken,
sondern im Sinne einer Öffnung von Bildungseinrichtungen, unabhängig von jeglichen Un-
terschieden zwischen Kindern, aber auch innerhalb des Teams hier braucht es zunehmend
den weiten Blick auf Barrierefreiheit und Inklusionsentwicklung. Wichtige Meilensteine und
dazu passende Reflexionsfragen auf diesem Weg von den Barrieren „vor Ort“ hin zur (Päda-
gogik der) Vielfalt lassen sich dem Index für Inklusion (2015) entnehmen (s. Abbildung 31),
der allen Kindertageseinrichtungen auf ihrem Weg zur Inklusion eine wertvolle Reflexions-
und konkrete Umsetzungshilfe im Kitaalltag und darüber hinaus bietet.
Abbildung 31: Schlüsselbegriffe aus dem Index für Inklusion (GEW 2015), S. 18
14
Weitere Informationen unter: http://www.fruehfoerderung-bayern.de/informations-und-
arbeitspapiere/bay-rahmenvertrag-fruehfoerderung/
15
Weitere Informationen unter: http://www.mhfd-bayern.de/die-fachdienste/wirkungsbereich/
16
Weitere Informationen unter: http://www.ifp.bayern.de/projekte/qualitaet/pqb.php
47
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http://www.ifp.bayern.de/imperia/md/content/stmas/ifp/lust-und-mut-inklusion-
kita_barrierefrei.pdf
49
Impressum
IFP-Projektbericht 30/2017
Herausgeber: Staatsinstitut für Frühpädagogik (IFP)
Projektleitung: Monika Wertfein & Claudia Wirts
Projektdurchführung: Janina Wölfl
Winzererstr. 9, 80797 München
Tel.: 089/99825-1963
Stand: Juli 2017
Bildnachweis: © Olesia Bilkei / Fotolia
... Im deutschsprachigen Raum ist die Befundlage dünner. Der Großteil der Studien fokussiert zudem auf Kooperationen, die im Kita-Alltag stattfinden (Kißgen et al. 2019;Peucker et al. 2017;Wölfl et al. 2017). Die Kooperationsaktivitäten umfassen dabei u. a. Therapiemaßnahmen, welche das externe Unterstützungspersonal (z. ...
... Die Kooperationsaktivitäten umfassen dabei u. a. Therapiemaßnahmen, welche das externe Unterstützungspersonal (z. B. Frühförderstellen) in der Kita durchführt, oder die Beratung des Kita-Personals durch externe Unterstützungskräfte (Wölfl et al. 2017 Welche weiteren Professionen in die Kooperation von Fach-und Lehrkräften beim Schuleintritt von Kindern mit Beeinträchtigungen in Deutschland eingebunden werden, ist wenig erforscht. Vorliegende Studien nehmen wieder vorrangig Kooperationsbeziehungen im Kita-Alltag in den Blick, verweisen hier aber auf eine große Bandbreite beteiligter Professionen. ...
... B. LogopädInnen), anderen Kindertageseinrichtungen und Frühförderstellen (Hensen et al. 2016), teils auch Gesundheits-und Jugendämtern (Peucker et al. 2017), Beratungsstellen und der Mobilen Sonderpädagogischen Hilfe bzw. Förderschulen (Wölfl et al. 2017). Kindertageseinrichtungen mit inklusivem Profil pflegen dabei umfassendere Kooperationsbeziehungen als Einrichtungen ohne ein inklusives Profil (Peucker et al. 2017). ...
Article
Full-text available
Zusammenfassung Das Erkenntnisinteresse des vorliegenden Beitrags gilt der Frage, welche Professionen in die (multi-)professionelle Kooperation beim Schuleintritt von Kindern mit Beeinträchtigungen eingebunden werden und wie die Kooperation aus Sicht der beteiligten frühpädagogischen Fachkräfte gestaltet ist. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Einschulungsberatung und der Kooperation in diesem Kontext. Die Datenbasis bilden qualitative Leitfadeninterviews mit n = 22 pädagogischen Fachkräften. Die Auswertung erfolgt qualitativ inhaltsanalytisch. Im Ergebnis zeigt sich, dass sowohl in die Beratung als auch in die weitere Kooperation neben anderen Fachkräften und Lehrkräften v. a. Professionen mit therapeutischem Schwerpunkt eingebunden sind. Die Kooperationsaktivitäten zielen auf (1) die Kommunikation der Beteiligten, (2) die Abstimmung der pädagogischen Begleitung und Unterstützung des Kindes sowie (3) gemeinsame Professionalisierungsmaßnahmen . Auf Grundlage der Ergebnisse wird ein Modell der Kooperation beim Übergang von Kindern mit Beeinträchtigungen in die Schule entwickelt.
... Die IVO-Studie in Bayern (Wirts et al. 2018, Wölfl et al. 2017 ...
... (2015) zeigen, dass die Stichprobe hinsichtlich Trägerverteilung, Einrichtungsarten, Altersstruktur und pädagogischer Ansätze weitgehend den Verteilungen in Bayern entspricht. Es ergibt sich lediglich eine leichte Überrepräsentation von Kitas aus kleineren Gemeinden (Wölfl et al. 2017). ...
... Zu den weiteren Kooperationskontakten (z. B. verschiedene regional verfügbare Fachdienste) finden sich Angaben in den Projektberichten(Wölfl et al. 2017).Zu den am häufigsten genannten Kooperationsoptionen zählen in beiden Studien Grundschulen, Fachberatungen sowie Fachtherapeutinnen und -therapeuten. In Bayern zeigen sich insgesamt deutlich weniger Kooperationen mit allen genannten Kooperationsoptionen.Tab. ...
Article
Full-text available
Es werden zwei Studien vorgestellt, die die Rahmenbedingungen bei der Umsetzung von Inklusion im Elementarbereich untersuchen. Die Inklusion-vor-Ort-Studie beschäftigte sich mit dem Thema Inklusion als gemeinsame Aufgabe von Kindertageseinrichtungen und Frühförderung in Bayern. Die Rheinland-Kita-Studie explorierte die inklusive Betreuungssituation in den Kindertageseinrichtungen des Rheinlandes. Die Ergebnisse zeigen einen deutlichen Anteil an Kindertageseinrichtungen, die keine Kinder mit (drohender) Behinderung betreuen. Mit Blick auf alle – an den beiden Studien teilnehmenden – Einrichtungen finden sich Hinweise auf Nachbesserungsbedarfe bezogen auf Aspekte wie Barrierefreiheit, Professionalisierung der Kita-Teams und Aufbau von tragfähigen Netzwerken. Inclusion of children with (impending) disabilities in daycare centers in Bavaria and the Rhineland – a comparison of two studies Summary: Two studies are presented that examine the conditions for the implementation of inclusion in kindergartens. The Inklusion-vor-Ort-Studie (on-site inclusion study) focused on inclusion as a common task of kindergartens and early intervention in Bavaria. The RheinlandKita-Studie (Rhineland Kita study) explored the inclusive childcare situation in kindergartens in the Rhineland. The results reveal a high proportion of day care centers for children that do not yet take care of children with (impending) disabilities. Overall, there seems to be a need for improvement regarding accessibility, professionalization of the daycare teams and sustainable networks for daycare facilities for children.
... Es liegen insgesamt noch kaum Befunde zur Koopera tions praxis zwischen Frühförderung und Kindertages einrichtung vor (vgl. Hamacher, 2020;Lochner, 2017;Seelhorst et al., 2012;Wölfl, Wertfein & Wirts, 2017). Im Inklusionsdiskurs wird der Kooperation mit Fachdiens ten und insbesondere mit der Frühförderung jedoch hohe Bedeutung beigemessen, wobei eine Einbindung der För dersettings in den Alltag der Kindertageseinrichtung als bedeutungsvoller Prädiktor für inklusive Qualität gilt (Kron & Papke, 2006;Seitz & Korff, 2008, S. 28). ...
Article
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Zusammenfassung. Der Beitrag beleuchtet den zunehmenden Trend der Entwicklungsoptimierung anhand kooperativer Praktiken von Kindertageseinrichtungen und Frühförderangeboten auf kritische Weise. Hierfür werden Befunde und Analysen aus dem qualitativen Teil einer abgeschlossenen Untersuchung herangezogen. Im Ergebnis lassen sich ungeachtet divergenter Beauftragungen der beiden Systeme homologe Orientierungen rekonstruieren, die normalitätsgeleitete Unterscheidungen in der Kooperation als dominant und damit das Handlungsfeld als äußerst widerspruchsreich zeigen. Darüber hinaus deutet sich an, was geschieht, wenn Entwicklungsoptimierungserwartungen verdeckt in den Rahmen inklusionsbezogener Agenden gestellt werden.
Article
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Auf der Basis einer einführenden Darlegung des Diskurses zur Qualifizierung für inklusive Bildung fokussiert der Beitrag das professionalisierungsbezogene Anliegen der Kooperation von Kindertagesbetreuung und Frühförderung. Es werden ausgewählte Befunde aus dem qualitativen Teil einer abgeschlossenen Untersuchung (mixed methods) zur inklusionsförderlichen Kooperation von Kindertageseinrichtungen und Frühförderstellen herangezogen. Dabei kommt Fallkonstitutionen eine spezifische Bedeutsamkeit zu. Die Befunde werden vor dem Hintergrund von divergenten Orientierungsrahmen und Beauftragungen vertiefend diskutiert, worüber sich ein neuer Blick auf die ungleichheitsbezogene Bedeutsamkeit der Kooperationsprozesse eröffnet. Die Überlegungen werden abschließend zu professionalisierungs- und forschungsbezogenen Implikationen geführt. Abstract On the basis of an introductory presentation of the discourse on qualification for inclusive education, the article focuses on the professionalisation-related concern of collaboration between day care and early intervention. Reference is made to selected findings from the qualitative part of a completed study (mixed methods) on the inclusion-related collaboration of professionals in Early Education and Early Intervention whereby case constellations have a specific significance. The findings are discussed in terms of divergent orientation frameworks and mandates, which opens up a new perspective on the inequality related significance of collaboration. Finally, the reflections will lead to professionalisation- and research-related implications.
Article
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Der vorliegende Beitrag stellt Befunde der quantitativ-empirischen Fragebogenerhebung der Rheinland-Kita-Studie vor, in der die Umsetzung von Inklusion für Kinder mit Behinderung in den Tageseinrichtungen für Kinder des Rheinlandes in Nordrhein-Westfalen untersucht wurde. Verglichen wurde die Betreuungssituation in Einrichtungen, die bereits Kinder mit Behinderung im sozialrechtlichen Sinn betreuen, mit jenen, die sich bislang auf die Betreuung von Kindern ohne Behinderung konzentrieren. Einbezogen wurden u.a. einrichtungsbezogene Variablen (z.B. Lage, Größe, Gründe für die Aufnahme bzw. Nichtaufnahme von Kindern mit Behinderung) sowie kindbezogene Variablen (z.B. Anteil von Risikokindern, Migrationshintergrund). Die im Rahmen der Studie identifizierten Problemlagen zeigen auf, dass die inklusive Betreuung im elementarpädagogischen Bereich noch weiterer Unterstützung bedarf. Abschließend wird diskutiert, wie es um die Teilhabechancen für Kinder im elementarpädagogischen Bereich des Rheinlandes steht.
Chapter
Der Beitrag befasst sich gezielt mit der Diskussion von Herausforderungen im Kontext der Forschung zum Thema Inklusion in der Frühpädagogik. Dazu erfolgt zunächst eine definitorische Begriffsbestimmung (vgl. Kap. 2). Das folgende Kapitel 3 beschreibt die aktuelle Gestaltung des inklusiven Bildungssystems im Elementarbereich anhand statistischer Daten. Im Kapitel 4 folgt eine Vorstellung von Konzepten und Modellen zur Entwicklung inklusiver Bildungssettings. Auf dieser Basis wird dann in Kapitel 5 ein Versuch unternommen, Forschung zu Inklusion in der Frühpädagogik zu definieren und zu strukturieren, um anschließend im Kapitel 6 nationale und internationale empirische Forschungsergebnisse systematisch vorstellen zu können. Am Ende des Beitrags werden in Kapitel 7 die vorgestellten Inhalte kritisch diskutiert und Implikationen für zukünftige Forschungsbemühungen abgeleitet.
Book
Der Begriff der Inklusion stößt in Krippen und Kindergärten ein Umdenken an: Nicht mehr die Frage danach, ob ein Kind aufgenommen werden kann, sondern wie sich eine Einrichtung verändern muss, um ein Kind mit seinen individuellen Bedürfnissen aufnehmen zu können, bestimmt das pädagogische Handeln und die konzeptionelle Weiterentwicklung. Das Buch bündelt das fachliche Wissen aus Theorie und Praxis und zeigt bedeutsame Voraussetzungen für gelingende Inklusionsprozesse auf. Zahlreiche Praxisbeispiele illustrieren, wie eine Pädagogik der Vielfalt gestaltet werden kann, um Kinder mit Entwicklungsbeeinträchtigungen, Verhaltensauffälligkeiten, Sinnesbehinderungen sowie weiteren Spielarten von Verschiedenheit gemeinsam fördern zu können.
Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme 2015
  • K Bock-Famulla
  • J Lange
  • E Strunz
Bock-Famulla, K., Lange, J. & Strunz, E. (2015). Länderreport Frühkindliche Bildungssysteme 2015. Transparenz schaffen-Governance stärken. 1. Aufl. Gütersloh: Bertelsmann Stiftung.
Index für Inklusion (Tageseinrichtungen für Kinder). Spiel, Lernen und Partizipation in der inklusiven Kindertageseinrichtung entwickeln
  • T Booth
  • M Ainscow
  • D Kingston
Booth, T., Ainscow, M., & Kingston, D. (2012). Index für Inklusion (Tageseinrichtungen für Kinder). Spiel, Lernen und Partizipation in der inklusiven Kindertageseinrichtung entwickeln. (Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft, Hrsg.). Frankfurt am Main.
RisKid Zwischenbericht
  • T Mayr
  • L Held
Mayr, T. & Held, L. (2010). RisKid Zwischenbericht. Online verfügbar unter: http://www.ifp.bayern.de/projekte/monitoring/riskid.php
Soziale Teilhabe von Kindern mit komplexer Behinderung in der Kita
  • K Sarimski
Sarimski, K. (2016a). Soziale Teilhabe von Kindern mit komplexer Behinderung in der Kita. München: Reinhardt.
Unterstützungsbedarf zur sozialen Teilhabe von schwer und mehrfach behinderten Kindern in Kindertagesstätten
  • K Sarimski
Sarimski, K. (2016b). Unterstützungsbedarf zur sozialen Teilhabe von schwer und mehrfach behinderten Kindern in Kindertagesstätten. In B. Gebhard, A. Seidel, A. Sohns & S. MöllerDreischer (Hrsg.), Frühförderung mittendrin-in Familie und Gesellschaft (S. 198-209). Stuttgart: Kohlhammer.
Inklusive Qualität in Kinderkrippen
  • M Wertfein
Wertfein, M. (2013). Inklusive Qualität in Kinderkrippen. Sonderpädagogische Förderung heute, 58 (4), 345-357.
IVO-Vernetzungsbericht-Teil II. Kooperation von Kitas mit den mobilen Heilpädagogische Fachdiensten und den Interdisziplinären Frühförderstellen in
  • C Wirts
  • M Wertfein
  • J Wölfl
Wirts, C., Wertfein, M. & Wölfl, J. (in Vorbereitung). IVO-Vernetzungsbericht-Teil II. Kooperation von Kitas mit den mobilen Heilpädagogische Fachdiensten und den Interdisziplinären Frühförderstellen in Bayern (Arbeitstitel).