Moderne Lebens(ver)läufe sind u.a. beeinflusst vom demografischen Wandel (z.B. Verlängerung von mittlerer und ferner Lebenserwartung), (bildungs-)politischen Beschlüssen (z.B. Verkürzung der Schul- und Studiendauern), (sozial-) gesetzlichen Regulierungen (z.B. Teilzeitgesetzgebung, Anhebung der Altersgrenzen), strukturellen Veränderungen in der Arbeitswelt (Arbeitslosigkeit, Abweichungen vom sog.
... [Show full abstract] Normalarbeitsverhältnis), insgesamt vom sozialen Wandel (z.B. Hinausschieben des Heiratsalters, Kinderlosigkeit) sowie nicht zuletzt von (politisch beeinflusster) Binnen- und Außenmigration (z. B. Ost-West-Migration). In diesem Beitrag geht es um die folgenden Thesen:
In dem Maße, in dem sich Lebens(ver)läufe einschließlich Erwerbsbiografien verändern, zunehmend von „Normal“ biografien und „Normal“ arbeitsverhältnissen etc. abweichen (Siehe den Beitrag von Clemens in diesem Buch), entstehen neue soziale Risiken bzw. akzentuieren sich bereits bekannte anders bzw. neu. Sozialpolitik muss in einer präventiven wie kompensatorischen Weise darauf reagieren.
Neuer, auf den Lebenslauf bezogener sozialpolitischer Handlungsbedarf ergibt sich daneben auch aus (teilweise neuen) übergeordneten sozialpolitischen Handlungserfordernissen, die ihren Ursprung schwerpunktmäßig in den Ausprägungen und Konsequenzen des demografischen Wandels haben.
Die daraus jeweils resultierenden sozialpolitischen Gestaltungserfordernisse betreffen dabei auch die bestehende Organisation von Lebensarbeitszeit und deren jeweilige sozialpolitische „Flankierung“ bzw. Absicherung.
Eine auf sich verändernde Lebensläufe und lebenslaufbezogene Risiken ausgerichtete Anpassung bzw. Neupositionierung der Sozialpolitik ist in Deutschland derzeit nur in ersten Ansätzen in Sicht, und wenn überhaupt, dann nur in einzelnen (Sozial-)Politikfeldern wie in der Bildungspolitik (z.B. „Lebenslanges Lernen“) (siehe z.B. den Beitrag von Bosch in diesem Buch). Gemeint ist dabei eine soziale Lebenslaufpolitik („social life course policy“), wie sie z.B. in verschiedenen Papieren und Stellungnahmen auf EU-Ebene eingefordert wird oder in anderen Ländern ansatzweise bereits besteht (siehe die Beiträge von Klammer und Waas diesem Buch).