Wahlen finden nicht auf neutralem Terrain statt, sondern sind eingebettet in einen bestimmten sozialen, politischen und wirtschaftlichen
Kontext, der sich für einzelne Bevölkerungsgruppen in ihrer Interaktion mit dem Staat, seinen Akteuren und Institutionen unterschiedlich
gestaltet und auswirkt — unabhängig von formell verfassungsmäßig verankerten gleichen politischen Partizipationsrechten.
... [Show full abstract] So
verwies Waiden Bello in seiner Rede vor dem World Meeting of Democracy Promoting Foundations auf die „Tragödie heutiger Demokratien im Süden“, in denen Demokratie oftmals zu einem einfachen Mechanismus für Elitenwettbewerb
mutiert, welcher den hoch stratifizierten sozioökonomischen Status quo legitimiert und damit die Nachhaltigkeit und Universalität
der Demokratisierungsprozesse seit den 1980ern gefährdet.3 Die Historie des aktiven und passiven Wahlrechts ist zudem bis zum Ende des zweiten Weltkrieges von Exklusivität gekennzeichnet,
deren Folgen wie die der politischen Unterrepräsentation von Frauen bis heute weltweit sichtbar sind. Erst im Zuge sukzessiver
Demokratisierungs- und Entkolonialisierungswellen verbreitete sich in alten und neu entstehenden Demokratien formell das universelle
aktive und passive Wahlrecht, unabhängig von der Zugehörigkeit bspw. zu einer bestimmten sozialen Klasse oder einem Geschlecht.4