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Wirtschaftspsychologie
Heft 3-2017
N. Schütte & G. Blick le
Psychopathie als gemeinsame Wurzel von Spitzenleistung und schädigendem Verhalten
Wirtschaftspsychologie zur Zeit
Psychopathie im Arbeitsleben: ein Trendbericht
Nora Schütte & Gerhard Blickle
Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn
Psychopathie am Arbeitsplatz ist ein Thema, das in
den letzten Jahren in diversen Managementbeln,
Printmedien, Onlinezeitschriften, Blogs und Ratge-
berseiten viel Beachtung gefunden hat. Dabei be-
schreiben viele dieser populärwissenschaftlichen
Publikationen den „Psychopathen“ als raniert,
herzlos und ohne Hemmungen sowie als belastend
und schädlich für das soziale Umfeld am Arbeits-
platz bzw. für die Firma oder Organisation, für die
der „Psychopath“ tätig ist (z.B. Babiak & Hare, 2006;
Boddy, 2006; Mechler, 2013; Stout, 2015). Manche
Autoren gehen sogar soweit, Individuen mit angeb-
lich hohen Psychopathieausprägungen im Banken-
und Finanzsektor die Schuld für die letzte globale
Finanzkrise zuzuschreiben (Mesly & Meiziade, 2013).
Derartig grelle Aussagen ziehen viel Aufmerksam-
keit auf sich und heizen unkontrollierte Spekula-
tionen an. Ihr Wert für die tatsächliche Praxis im
Berufsalltag ist allerdings mit Vorsicht zu genießen,
denn es besteht eine gravierende Lücke zwischen
den vielfach verbreiteten (Teil-)Informationen über
„Psychopathen“ und der diesbezüglich empirisch
abgesicherten Ergebnislage (Smith & Lilienfeld,
2013).
Diese Lücke hat verschiedene Ursachen. Sie ist
zum einen wahrscheinlich darauf zurückzuführen,
dass es deutlich weniger empirische Untersuchun-
gen als populärwissenschaftliche Abhandlungen
zu diesem Thema gibt (Smith & Lilienfeld, 2013).
Zum anderen wird oftmals keine ausreichende Ab-
grenzung zwischen verschiedenen Begriichkei-
ten vorgenommen. So werden beispielsweise die
Begrie Psychopathie, im Sinne eines kontinuierli-
chen Persönlichkeitsmerkmals und Psychopath, im
Sinne einer kategorialen und distinkten Klasse von
Personen (also Psychopathen vs. Nicht-Psychopa-
then), vielfach miteinander vermischt und gleich-
gesetzt. Das ist so, als ob man die kognitive Intelli-
genz, die bei Menschen zwischen einem IQ von 60
und 160 schwankt, gleichsetzt mit Personen intel-
lektueller Höchstbegabung, also einem IQ von jen-
seits von 150. Daher werden wir in diesem Beitrag
auf die Problematik dieser Gleichsetzung von Psy-
chopathie und Psychopathen näher eingehen und
einen Überblick über die verschiedenen Konzeptu-
alisierungen von Psychopathie geben. Der Schwer-
punkt dieses Artikels liegt auf dem persönlichkeits-
basierten Ansatz von Psychopathie. Dieser Ansatz
berücksichtigt sowohl die weithin vermuteten
maladaptiven Wirkungen vieler psychopathischer
Persönlichkeitszüge, schließt aber in einer umfas-
senden Sichtweise auch potenziell adaptive Verhal-
tensweisen mit ein. Im Anschluss an die Denition
und Abgrenzung des Konstruktes der Psychopathie
werden aktuelle empirische Forschungsergebnisse
aus unserer Arbeitsgruppe präsentiert. In diesen
zwei Studien stehen die Zusammenhänge von Psy-
chopathie als multidimensionales Persönlichkeits-
merkmal und organisationalen Erfolgs- und Verhal-
tenskriterien im Mittelpunkt. Diese Studien zeigen
u.a., dass Psychopathie die gemeinsame Wurzel
von Spitzenleistung und unternehmensschädigen-
dem Verhalten sein kann.
Psychopathie vs. Psychopath
Die Erforschung von Psychopathie blickt auf eine
200-jährige Geschichte zurück, in der es ein wichti-
ges Thema war und ist, ob Psychopathie als Persön-
lichkeitsstörung oder als Persönlichkeitskonstrukt
konzipiert werden sollte (Yildirim & Derksen, 2015).
Die Bezeichnung und das inhaltliche Verständnis
von Psychopathie wurden dabei öfters modiziert;
lange mangelte es auch an geeigneten Messinstru-
menten zur Erfassung von Psychopathie.
Als wichtiger Meilenstein in der nordamerika-
nischen Psychopathieforschung des vergangenen
Jahrhunderts gelten die Arbeiten von Hervey Cleck-
ley (1941/1988). Dieser beschrieb Psychopathie an-
hand von 16 Kriterien, die er aus psychiatrischen
Fallstudien entwickelt hatte. Sein Konzept gilt bis
heute als die traditionelle klinische Auassung von
Psychopathie. Cleckleys Kriterien lassen sich in die
übergeordneten Kategorien positive Anpassung,
emotional-interpersonelle Dezite und chronisch ab-
weichendes Verhalten einteilen (Patrick, 2006). Die
Kriterien positiver Anpassung repräsentieren die
„Maske geistiger Gesundheit“. Damit ist gemeint,
dass Personen mit einer hohen Psychopathieaus-
prägung am Beginn von neuen sozialen Kontak-
ten oftmals einen sehr gewinnenden Eindruck
hinterlassen. Ihr Auftreten ist dabei geprägt von
Charme und Überzeugungskraft. Die Abwesenheit
von Angst und Nervosität verleiht diesen Personen
zusätzlich eine auallende Ruhe und Gelassenheit
(Cleckley, 1941/1988). Hinter dieser Maske liegen
laut Cleckley allerdings emotional-interpersonelle
Dezite wie z.B. eine generelle Armut an aektiven
Reaktionen, die Unfähigkeit zu lieben oder auch ein
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Psychopathie als gemeinsame Wurzel von Spitzenleistung und schädigendem Verhalten
völliges Unverständnis für die wirkliche Bedeutung
emotionaler Begrie. Dabei geht Psychopathie aber
nicht automatisch mit Gewalttätigkeiten und Grau-
samkeiten einher; diese stellen nach Cleckleys Auf-
fassung vielmehr eine Ausnahme dar (1941/1988).
Cleckleys Überlegungen bildeten die wesent-
liche Grundlage für einen weiteren bedeuteten
Meilenstein der Psychopathieforschung: die Arbei-
ten des kanadischen Forschers Robert Hare. Diese
erlangten seit Mitte der neunziger Jahre des ver-
gangenen Jahrhunderts vor allem im forensischen
Bereich der Justiz und Rechtspsychologie große
Aufmerksamkeit. Hare (1991) entwickelte die soge-
nannten Psychopathy Checklist, eine Symptomliste,
die auf der Basis eines halbstandardisierten Exper-
teninterviews und einer Aktenanalyse zum Einsatz
kommt und sich vorrangig für die Erforschung und
Beurteilung von Straftätern und deren kriminel-
lem Verhalten eignet (Hall & Benning, 2006). Das
Verfahren wird vielfach eingesetzt, um Gutachten
für richterliche Entscheidungen über die Inhaftie-
rungen oder Entlassungen aus dem Gefängnis zu
erstellen oder um zwischen unterschiedlichen Be-
handlungsstrategien abzuwägen. Durch die For-
schungsarbeiten mit der Psychopathy Checklist sind
viele wichtige Erkenntnisse über den „kriminellen
Psychopathen“ gewonnen worden, die aber nur
sehr wenig Wissen über Psychopathie im nicht-
kriminellen Alltag abzuleiten gestatten (Skeem,
Polaschek, Patrick & Lilienfeld, 2011). Die Ergebnis-
se der forensischen Forschung stellen somit nur
einen Teilbereich der Psychopathieforschung dar
und können nur begrenzt auf die Mehrzahl an Per-
sonen übertragen werden, die nicht kriminell auf-
fällig sind oder moderate bis hohe Ausprägungen
auf einzelnen Dimensionen der Psychopathie besit-
zen (Hall & Benning, 2006). Wir plädieren daher im
Anschluss an Smith und Lilienfeld (2013) für einen
neuen Forschungsansatz, der auch die potenziell
adaptiven Aspekte der Psychopathie, wie sie schon
von Cleckley herausgestellt wurden, berücksichtigt.
Denn fragwürdig beim Umgang mit diesen foren-
sischen Forschungsergebnissen ist, dass vom Spe-
zischen auf das Allgemeine geschlossen wird und
psychopathische Persönlichkeitsmerkmale und
kriminelle Verhaltensweisen miteinander vermischt
werden (Lilienfeld, 1994). Diese Vermischung ist
auch ein wichtiger Grund für die überwiegend ne-
gative Charakterisierung von Psychopathie in der
populärwissenschaftlichen Literatur (Skeem et al.,
2011). Wir vermuten, dass sich aufbauend auf den
forensischen Ergebnissen nur sehr eingeschränkt
Prognosen für die Wirkungen von Psychopathie
als multidimensionalem Persönlichkeitskonstrukt
im Berufs- und Wirtschaftsleben ableiten lassen.
Aufgrund ihrer Vorgehensweise (Studium von Ge-
richtsakten und strukturiertes Interview im Gefäng-
nis oder der forensischen Psychiatrie) ist die PCL-R
im beruichen und wirtschaftlichen Umfeld nur
sehr begrenzt einsetzbar (siehe als Ausnahme Ba-
biak, Neumann & Hare, 2010). Empirische Studien,
die außerhalb der Forensik ablaufen und andere
Messinstrumente einsetzen, kommen zu viel we-
niger aufsehenerregenden Ergebnissen: So zeigt
eine aktuelle Metaanalyse zum Zusammenhang
von psychopathischer Persönlichkeit und Leis-
tungsverhalten am Arbeitsplatz, dass die Vorhersa-
gekraft der Psychopathie für die Arbeitsleistung (rc
= –.10) und das kontraproduktive Arbeitsverhalten
(rc = .07) viel geringer und weniger gravierend ist
als allgemein angenommen wird (O’Boyle, Forsyth,
McDaniel & Banks, 2012). Die in der Metaanalyse be-
rücksichtigten Studien betrachten Psychopathie –
anders als Hare – als ein Persönlichkeitsmerkmal.
Es ist außerdem darauf hinzuweisen, dass das Psy-
chopathie-Konstrukt, trotz der 200-jährigen For-
schungsgeschichte, noch nie den Status einer of-
ziell anerkannten Persönlichkeitsstörung erlangt
hat (APA, 2013).
Persönlichkeitsbasierte Ansätze beschreiben
Psychopathie als multidimensionale Disposition
(Lilienfeld & Fowler, 2006). Das bedeutet zunächst,
dass Psychopathie ein kontinuierlich ausgeprägtes
Merkmal ist, auf dem jede Person eine individu-
elle Ausprägung hat (Lilienfeld & Andrews, 1996;
Lilienfeld & Widows, 2005). Somit können sowohl
Personen mit extrem hohen Psychopathiewerten
(Psychopathen im Sinne von Hare), die bei schät-
zungsweise 0,6 bis ein Prozent der Bevölkerung
vorliegen (Babiak & Hare, 2006), als auch Personen
mit geringer bis mittlerer Ausprägung in dieser
Konzeptualisierung berücksichtigt werden. So ist
auch eine Integration zwischen der subklinischen
und der klinischen Perspektive in Bezug auf Psycho-
pathie möglich (vgl. LeBreton, Binning & Adorno,
2006). Ein weiterer Vorteil des persönlichkeitsba-
sierten Ansatzes ist die Trennung von Persönlich-
keit und Verhaltenssyndromen (Levenson, Kiehl &
Fitzpatrick., 1995; Lilienfeld & Fowler, 2006). Krimi-
nelle und antisoziale Verhaltenssyndrome werden
nicht als Kernmerkmale von Psychopathie betrach-
tet, sondern lediglich als deren mögliche Konse-
quenzen (Lilienfeld, Watts & Smith, 2015; Lilienfeld
& Andrews, 1996). Damit wird dem Tatbestand
Rechnung getragen, dass psychopathische Persön-
lichkeitsdimensionen zwar beispielsweise zu einem
parasitären Lebensstil und antisozialen Verhaltens-
weisen führen können, aber nicht müssen.
Weiterhin werden dem Persönlichkeitsmerkmal
der Psychopathie in der Regel zwei voneinander
unabhängige „Gesichter“ zugeschrieben (Lilien-
feld, Patrick et al., 2012). Eine Unterscheidung, die
auch schon von Cleckley vorgenommen wurde.
Diese Gesichter werden oftmals als primäre und
sekundäre Psychopathie beschrieben (Karpman,
1941; Lykken, 1995). In Übereinstimmung mit die-
sen traditionellen Annahmen gehen auch aktuelle
theoretische Modelle (Hall & Benning, 2006; Lilien-
feld et al., 2015) davon aus, dass Psychopathie aus
zwei oder mehr distinkten Faktoren besteht und
kein einheitliches Konstrukt darstellt. Nach Lykken
(1995) ist primäre Psychopathie vorrangig durch
Furchtlosigkeit charakterisiert, während sekundäre
Psychopathie vor allem durch Impulsivität, Unver-
antwortlichkeit und einen Mangel an Selbstkontrol-
le gekennzeichnet ist. Die theoretische Konzeption
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Psychopathie als gemeinsame Wurzel von Spitzenleistung und schädigendem Verhalten
der primären und sekundären Psychopathie lässt
sich auch in aktuelleren empirischen Forschungs-
arbeiten wiedernden (Drislane et al., 2014; Miller
& Lynam, 2012) und wird dort methodisch mit Hilfe
von Selbstauskunftsfragebögen zur Persönlichkeit
an Stelle von Aktenanalysen und Experteninter-
views operationalisiert.
Eine gängige Konzeptualisierung der psychopa-
thischen Persönlichkeit ist das multidimensionale
Modell von Lilienfeld und Kollegen (Lilienfeld & An-
drews, 1996; Lilienfeld &Widows, 2005). Mithilfe des
Psychopathic Personality Inventory – Revised (PPI-R)
werden die beiden orthogonalen Faktoren Furcht-
lose Dominanz und Egozentrische Impulsivität sowie
die Dimension Kaltherzigkeit erfasst, die positiv mit
dem Faktor Furchtlose Dominanz korreliert. Eine
Metaanalyse von Marcus, Fulton und Edens (2013)
belegt die Orthogonalität der beiden Faktoren so-
wie auch die Vorhersage distinkter Korrelate durch
diese. Furchtlose Dominanz beinhaltet Eigenschaf-
ten wie ein starkes soziales Aufmerksamkeitsstre-
ben, manipulative Tendenzen, eine geringe soziale
Angst, ein hohes Selbstwertgefühl, Furchtlosigkeit
sowie Immunität gegenüber Stress. Furchtlose
Dominanz kann dabei als Operationalisierung der
primären Psychopathie verstanden werden. Unter
Egozentrischer Impulsivität fasst man die Dimensi-
onen rebellische Risikofreude, machiavellistischen
Egoismus, sorglose Planlosigkeit und Schuldexter-
nalisierung zusammen. Egozentrische Impulsivität
entspricht der sekundären Psychopathie nach Lyk-
ken (1995). Kaltherzigkeit beschreibt einen allge-
mein achen Aekt (das Fehlen von Mitgefühl oder
Gewissensbissen, oberächliche Gefühle; Cooke &
Michie, 2001).
Der Vorteil dieses mehrdimensionalen Persön-
lichkeitskonzeptes von Psychopathie liegt v.a. in
der Möglichkeit der reichhaltigen interpersonalen
Dierenzierung, wie sie generell durch kontinuier-
lich konzipierte Persönlichkeitsmerkmale erönet
werden.
Außerdem können potenzielle Zusammenhän-
ge von psychopathischen Persönlichkeitsmerkma-
len mit antisozialem Verhalten empirisch überprüft
werden, anstatt diese von vorneherein denitorisch
zu konfundieren – wie es z.B. bei der PCL-R in Bezug
auf kriminelle und antisoziale Verhaltenssyndrome
der Fall ist. Die eindimensionale Konzeptualisierung
(d.h. die Vermischung von Äpfeln und Birnen) trotz
faktischer Mehrdimensionalität stellt des Weiteren
eine Erklärung für die niedrigen Zusammenhänge
zwischen (globaler) Psychopathie und dem Leis-
tungsverhalten im Berufsleben dar, die sich meta-
analytisch gezeigt haben (s.o.; O’Boyle et al., 2012).
Darüber hinaus lässt sich die mehrdimensionale
Psychopathie auch über die verschiedenen Facet-
ten der gängigen Persönlichkeitsinventare (z.B.
Instrumente zur Erfassung der Big Five) abbilden
und erfassen (Widiger & Lynam, 1998). Dies erönet
außerdem die Möglichkeit, Persönlichkeitsinventa-
re für die Forschung zur Psychopathie und deren
Anwendung im arbeits- und organisationspsycho-
logischen Kontext einzusetzen.
Um nun psychopathische Persönlichkeitsmerk-
male im Arbeits- und Wirtschaftsleben besser zu
verstehen, ist mehr systematische Forschung nötig,
die Psychopathie als zwei- oder mehrfaktorielles
Persönlichkeitsmerkmal operationalisiert, expli-
zit die Persönlichkeitsfaktoren im Arbeitskontext
untersucht und keine denitorischen Vorabfestle-
gungen (z.B. in Bezug auf antisoziale Verhaltens-
syndrome) vornimmt. Denn eine einseitig negative
Betrachtung steht zum einen nicht im Einklang mit
wichtigen Modellen der Persönlichkeiten von Psy-
chopathie (z.B., Cleckley, 1941/1988; Lilienfeld et
al., 2015; Lykken, 1995) und zum anderen im Wider-
spruch zu aktuellen metaanalytischen Ergebnissen,
die nur geringfügig positive Zusammenhänge mit
unternehmensschädigendem Verhalten und ge-
ringfügig negative Zusammenhänge mit Arbeits-
leistung gefunden haben (O’Boyle et al., 2012). Für
die weitere Forschung gilt es darüber hinaus zu
berücksichtigen, dass die metaanalytischen Befun-
de von O’Boyle et al. statistisch auf moderierende
Eekte hindeuten. Das Zusammenspiel von Persön-
lichkeitsmerkmalen der Psychopathie mit Drittvari-
ablen (Hall & Benning, 2006; Lilienfeld et al., 2015;
Lykken, 1995) stellt daher einen weiteren wichtigen
Schritt der Psychopathieforschung dar.
Aufbauend auf dieser theoretischen Basis
werden im Folgenden zwei Arbeiten vorgestellt
(Blickle & Schütte, 2017; Schütte et al., 2015), die die
Fruchtbarkeit dieses neuen Ansatzes, d.h. einer dif-
ferentiellen Betrachtung von Furchtloser Dominanz
und Egozentrischer Impulsivität zur Vorhersage
von Leistungs- und Arbeitsverhalten im Berufsle-
ben, aufzeigen sollen. Dabei wurde erwartet, dass
Egozentrische Impulsivität durchgängig negative
Eekte im Arbeitsleben hat. Bezüglich der Furchtlo-
sen Dominanz gehen verschiedenste Forschungs-
gruppen davon aus, dass diese unter bestimmten
Bedingungen auch mit adaptiven Wirkungen ver-
knüpft ist (z.B. Cleckley, 1941/1988; Lilienfeld, Wald-
man et al., 2012; Lykken, 1995). Daher legen wir im
Folgenden ein besonderes Augenmerk auf Variab-
len, die die Wirkung von Furchtloser Dominanz am
Arbeitsplatz moderieren.
Egozentrische Impulsivität,
Furchtlose Dominanz und
interpersonelles Leistungsverhalten
Schütte et al. (2015) beschäftigten sich mit der
Beziehung von Egozentrischer Impulsivität und
Furchtloser Dominanz mit interpersonalem Leis-
tungsverhalten. Dabei wurde untersucht, inwieweit
es einen Zusammenhang der beiden Psychopathie-
faktoren einer berufstätigen Person mit der durch
deren Kollegen eingeschätzten kontextuellen Leis-
tung (Kooperationsverhalten, Arbeitsengagement)
sowie dem interpersonalen kontraproduktivem
Arbeitsverhalten gegenüber anderen Individuen
(z.B. Bloßstellungen, Mobbing etc.) gibt. Wir ver-
muteten, dass Egozentrische Impulsivität einen
positiven Zusammenhang mit kontraproduktivem
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Psychopathie als gemeinsame Wurzel von Spitzenleistung und schädigendem Verhalten
Arbeitsverhalten (counterproductive work beha-
vior, CWB), das gegen andere Individuen gerichtet
ist (CWB-I), aufweist. CWB-I meint Mitarbeiterver-
halten, das die allgemein anerkannten interperso-
nalen Normen und Werte am Arbeitsplatz verletzt
und eine Beeinträchtigung des Wohlbendens die-
ser Personen darstellt (Bennett & Robinson, 2000).
Individuen mit einer ausgeprägten Egozentrischen
Impulsivität besitzen den starken Wunsch, ihre
persönlichen Interessen durchzusetzen, sie neigen
dazu, organisationale Regeln, Verantwortlichkeiten
und Deadlines zu missachten und zeigen generell
wenig Loyalität gegenüber anderen (O’Boyle et al.,
2012). In Kombination mit der Unfähigkeit, inter-
personale Beziehungen aufzubauen sowie einer
allgemeinen Heimtücke und Niederträchtigkeit ge-
genüber anderen, sollten erhöhte Werte in Egozen-
trischer Impulsivität daher auch mit zunehmendem
CWB-I einhergehen. Gleichzeitig sollten erhöhte
Werte in Egozentrischer Impulsivität auch mit ab-
nehmender kontextueller Leistung assoziiert sein.
Kontextuelle Leistung meint selbstdiszipliniertes
Verhalten sowie die Kooperation mit und Unter-
stützung von anderen bei der Erfüllung von Aufga-
ben in Organisationen. Individuen mit einer ausge-
prägten Egozentrischen Impulsivität sollten wenig
daran interessiert sein, anderen zu helfen oder mit
anderen zu kooperieren; sie sollten jedoch häuger
undiszipliniertes Verhalten am Arbeitsplatz zeigen.
Aufgrund der potentiell adaptiven Wirkungen
Furchtloser Dominanz (Lilienfeld, Waldman et al.,
2012) untersuchten wir auch das Zusammenspiel
von Furchtloser Dominanz mit moderierenden Va-
riablen (vgl. O’Boyle et al., 2012). Für die Vorhersa-
ge von interpersonellem Leistungsverhalten sollte
hinsichtlich der Wirkung von Furchtloser Dominanz
die Ausprägung der sozialen Kompetenzen der
handelnden Personen relevant sein (Schütte et al.,
2015). Wichtige Aspekte von Furchtloser Dominanz
wie das positive Selbstwertgefühl, der Wunsch, die
Aufmerksamkeit von anderen auf sich zu ziehen
und im sozialen Mittelpunkt zu stehen, Furchtlosig-
keit und hohe Stressresistenz müssen dabei nicht
notwendigerweise das Auftreten von zunehmen-
dem CWB-I und verringerter kontextueller Leistung
implizieren. Ob der interpersonale Stil einer Person
mit hohen Werten auf der Dimension Furchtlose
Dominanz in unproduktivem (geringe kontextuelle
Leistung) und antisozialem (kontraproduktives Auf-
treten gegenüber anderen) Verhalten mündet, ist
gemäß der sozioanalytischen Theorie der Persön-
lichkeit (Hogan & Shelton, 1998) eine Frage der so-
zialen Kompetenz der handelnden Person. Die so-
zioanalytische Theorie, die ein Rahmenmodell für
die Vorhersage von Leistung durch Persönlichkeits-
eigenschaften bildet, geht davon aus, dass es von
den sozialen Fertigkeiten abhängt, ob Menschen
bei der Verfolgung und Umsetzung ihrer sozialen
Aspirationen erfolgreich sind (Hogan & Blickle,
2013). Besitzt eine Person gut ausgebildete soziale
Kompetenzen, dann ist sie besser dazu in der Lage,
ihre Ziele in sozial akzeptierte Handlungen zu über-
setzen (Hogan & Shelton, 1998).
Wichtige, am Arbeitsplatz relevante, soziale
Kompetenzen werden beispielsweise durch das
Konstrukt der Politischen Fertigkeiten abgebildet.
Politische Fertigkeiten umfassen das Zusammen-
spiel von vier Kompetenzen, die das Verstehen und
Beeinussen anderer am Arbeitsplatz verbessern
und das Erreichen von persönlichen und organisa-
tionalen Zielen unterstützen. Metaanalysen zeigen,
dass durch sozialen Scharfsinn, eektive interper-
sonelle Einussnahme, gute Netzwerkfähigkeiten
sowie überzeugend dargestellte Aufrichtigkeit ver-
schiedenste Formen der Arbeitsleistung verbessert
und wichtige Ziele am Arbeitsplatz erreicht werden
können (Munyon, Summers, Thompson & Ferris,
2015). Im Zusammenhang mit der vorliegenden
Studie stellt v.a. die Teilkompetenz der eektiven
interpersonellen Einussnahme eine wichtige Di-
mension der sozialen Kompetenz dar. Besitzen
Individuen die Fähigkeit zur eektiven interperso-
nellen Einussnahme, sollten sie in der Lage sein,
ihr eigenes Verhalten an eine gegebene soziale Si-
tuation anzupassen und dafür zu sorgen, dass ihre
Handlungen von anderen positiv wahrgenommen
und interpretiert werden (Wihler, Blickle, Ellen,
Hochwarter & Ferris, 2014). Anders ausgedrückt
führt eine hohe Kompetenz zur interpersonalen
Einussnahme zu positiven Reaktionen von und bei
anderen (Ferris et al., 2005; Ferris et al., 2007). Folg-
lich ist davon auszugehen, dass eine Kombination
aus hoher Furchtloser Dominanz und hoher inter-
personaler Einussnahme dazu führt, dass andere
weniger antisoziales Verhalten (CWB-I) und mehr
kontextuelle Leistung wahrnehmen. Die Kombina-
tion aus hoher Furchtloser Dominanz und niedriger
interpersonaler Einussnahme sollte hingegen ne-
gative Eekte haben und zur einer Wahrnehmung
von mehr antisozialem Verhalten und weniger kon-
textueller Leistung führen.
Mithilfe von 161 Berufstätigen, die einen Frage-
bogen bearbeiteten, mit dessen Hilfe auf ihre Psy-
chopathiemerkmale sowie ihrer sozialen Kompe-
tenzen geschlossen werden konnte, und die zudem
zwei Fremdeinschätzungen ihrer kontextuellen
Leistung und ihres antisozialen Verhaltens (CWB-
I) durch zwei Kollegen ermöglichten, konnten die
vermuteten Zusammenhänge überprüft und be-
stätigt werden.
Mit zunehmender Egozentrischer Impulsivität
sank die berichtete kontextuelle Leistung, wohin-
gegen die Einschätzungen des CWB-I zunahmen.
Bei einer niedrigen interpersonalen Einussnahme
führte eine ausgeprägte Furchtlose Dominanz zu si-
gnikant weniger wahrgenommener kontextueller
Leistung (Abbildung 1). In Bezug auf das antisoziale
Verhalten (CWB-I) zeigte sich, dass die Kombination
aus hoher Furchtloser Dominanz und geringer in-
terpersonaler Einussnahme das von den Kollegen
berichtete CWB-I signikant verstärkte (Abbildung
2). Ohne das Vorhandensein von sozialen Kompe-
tenzen in Form von interpersonaler Einussnahme
erwies sich Furchtlose Dominanz folglich als ein
maladaptiver Prädiktor für interpersonales Arbeits-
verhalten. Waren die sozialen Kompetenzen jedoch
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Psychopathie als gemeinsame Wurzel von Spitzenleistung und schädigendem Verhalten
hoch ausgeprägt, so zeigten sich diese Eekte
nicht. Eine solche Moderation durch soziale Kom-
petenz lag bei Egozentrischer Impulsivität nicht vor.
Diese Ergebnisse bestätigen somit die Annahme zu
den zwei „Gesichtern“ von Psychopathie (Lilienfeld,
Waldman et al., 2012).
Egozentrische Impulsivität,
Furchtlose Dominanz und
organisationales Arbeitsverhalten
Aufbauend auf den Zusammenhängen von Ego-
zentrischer Impulsivität und Furchtloser Dominanz
mit interpersonalem Leistungsverhalten erweitert
die Analyse von Blickle und Schütte (2017) den Fo-
kus um organisationsbezogene Verhaltensweisen.
Ziel dieser Analysen ist es, die Unterscheidung der
maladaptiven Egozentrischen Impulsivität und der
potenziell adaptiven Furchtlosen Dominanz wei-
ter zu untermauern. Im Gegensatz zu kontrapro-
duktivem Arbeitsverhalten, das gegen Individuen
gerichtet ist, beschäftigen sich die Analysen von
Blickle und Schütte (2017) mit kontraproduktivem
Arbeitsverhalten, das gegen die Organisation ge-
richtet ist (CWB-O) und folgende Verhaltensweisen
umfasst: das Mitgehenlassen von organisationalem
Eigentum (Diebstahl), Verschmutzung der Arbeits-
stätte, Nicht-Beachten von Anweisungen, Einnah-
me von Drogen oder Alkohol während der Arbeits-
zeit oder das unbefugte Weitergeben vertraulicher
Informationen.
Aufgrund des mit Egozentrischer Impulsivität
verbundenen Mangels an Impulskontrolle und der
Tendenz, Regeln zu missachten, vermuteten wir
auch einen positiven Zusammenhang mit kontra-
produktivem Verhalten in Bezug auf die Organisa-
tion (CWB-O). Für die Furchtlose Dominanz wurde
Abbbildung 1
Der Zusammenhang von
kontextueller Arbeitsleistung
und Furchtloser Dominanz
moderiert durch hohe und
geringe eektive inter-
personale Einussnahme;
Abhängige Variable
z-standardisiert (M = 0,
SD = 1); ** p < .01
niedrig hoch
Furchtlose Dominanz
0,20
0,15
0,10
0,05
0,00
–0,05
–0,10
–0,15
–0,20
–0,25
–0,30
Kontextuelle Arbeitsleistung
Interpersonale
Einussnahme hoch
Interpersonale
Einussnahme niedrig **
niedrig hoch
Furchtlose Dominanz
0,60
0,50
0,40
0,30
0,20
0,10
0,00
–0,10
–0,20
–0,30
–0,40
Kontraproduktives Arbeitsverhalten
(gerichtet gegen Individuen)
Interpersonale
Einussnahme hoch
Interpersonale
Einussnahme niedrig **
Abbbildung 2
Der Zusammenhang
von kontraproduktivem
Arbeitsverhalten gegenüber
Individuen und Furchtloser
Dominanz moderiert durch
hohe und geringe eektive
interpersonale Einussnah-
me; Abhängige Variable
z-standardisiert (M = 0,
SD = 1); ** p < .01
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Psychopathie als gemeinsame Wurzel von Spitzenleistung und schädigendem Verhalten
erneut ein moderierter Zusammenhang erwartet.
Wir haben untersucht, ob es allgemeinere Soziali-
sationsprozesse gibt, die dazu führen, dass Furcht-
lose Dominanz auch auf der organisationalen Ebe-
ne adaptiv sein könnte. Diese Vermutung steht in
Einklang mit Überlegungen von Lykken (1995), dass
eine intelligenzbasierte, eektive Sozialisation von
Individuen mit hoher primärer Psychopathie zu
einem erfolgreicheren sozialen Leben und der Ver-
meidung von antisozialem Verhalten dieser Perso-
nen führen sollte. Fehlt eine solche eektive, intelli-
genzbasierte Sozialisation, sollte dies zum sozialen
und beruichen Scheitern von Personen mit hoher
primärer Psychopathie beitragen. Aus diesen Über-
legungen entwickelte Lykken (1995) die Hypothese,
dass gemeingefährliche Verbrecher und altruisti-
sche Helden unterschiedliche Zweige aus demsel-
ben Stamm der primären Psychopathie (Furchtlose
Dominanz) seien. Was sie unterscheidet, ist, ob der
intelligenzbasierte Sozialisationsprozess (Erlernen
und Akzeptieren gesellschaftlicher Regeln, Normen
und Werte) gescheitert oder gelungen ist.
Für die Überprüfung von Lykkens These grien
Blickle und Schütte (2017) auf das Bildungsniveau
als Indikator für eine eektive, intelligenzbasierte
Sozialisation zurück. Zum einen existieren viele po-
sitive Beziehungen zwischen dem Bildungsniveau
und eektiver Sozialisation (Hjalmarsson, Holm-
lund & Lindquist, 2015; Jung, 2015; Meyer, 2015),
zum anderen gibt es auch Zusammenhänge des
Bildungsniveaus mit (mehr) positivem und (weni-
ger) negativem Arbeitsverhalten (Marcus, Wagner,
Poole, Powell & Carswell, 2009; Ng & Feldmann,
2009). Aufbauend auf Lykkens Theorie und der
zuvor herangezogenen sozioanalytischen Theorie
(Hogan & Shelton, 1998) sollte das Zusammenspiel
von Furchtloser Dominanz und gelungener Soziali-
sation organisationales Leistungsverhalten beein-
ussen: während die Furchtlose Dominanz ein Indi-
viduum aktiviert und antreibt, gibt eine gelungene
gesellschaftliche Sozialisation dem Verhalten die
richtige (d.h., sozial erfolgreiche) Richtung. Somit
wissen Individuen mit einer ausgeprägten Furcht-
losen Dominanz und hohem Bildungserfolg, wie sie
sich übereinstimmend mit geltenden Normen und
Regeln verhalten und können ihre persönlichen
Ziele in sozial akzeptierter Weise erreichen (Hogan,
Barrett & Hogan, 2007). Die Kollegen-Einschätzun-
gen des kontraproduktiven Verhaltens in Bezug auf
die Organisation (CWB-O) sollten bei zunehmender
eektiver Sozialisation abnehmen. Darüber hinaus
ist ebenfalls zu erwarten, dass sich die Kombinati-
on aus hoher Furchtloser Dominanz und einer er-
folgreichen Sozialisation positiv auf die aufgaben-
bezogene Leistung am Arbeitsplatz auswirkt. Ein
ausgeprägter Sinn für Verantwortlichkeiten (Sozi-
alisierung), kombiniert mit Energie und Ausdauer
(Furchtlose Dominanz) sollte sich als förderlich für
die herausragende Erfüllung von beruichen Kern-
aufgaben (Spitzenleistungen) erweisen (O’Reilly &
Chatman, 1994).
Anhand der zuvor bereits beschriebenen Stich-
probe von 161 Tripeln, bestehend aus je einer be-
rufstätigen Zielperson und zwei Kollegen, konn-
ten auch die Hypothesen dieser zweiten Analysen
bestätigt werden. Egozentrische Impulsivität wies
den erwarteten positiven Zusammenhang mit
CWB-O auf. Für das Zusammenspiel von Furchtlo-
ser Dominanz und intelligenzbasierter Sozialisation
(Bildungserfolg) zeigte sich das folgende Ergebnis:
eine ausgeprägte Furchtlose Dominanz, kombiniert
mit einer geringen eektiven intelligenzbasierten
Sozialisation, führt zu signikant mehr wahrge-
nommenem CWB-O (Abbildung 3). In Kombination
mit einer hohen eektiven Sozialisation wirkt sich
eine ausgeprägte Furchtlose Dominanz hingegen
positiv auf die von Kollegen beurteilte aufgabenbe-
zogene Leistung aus (Abbildung 4).
Auf bau end auf dies er Be stät igung der Hy poth e-
sen führten die Autoren die Ergebnisse der ersten
(Schütte et al., 2015) und zweiten (Blickle & Schüt-
te, 2017) Analyse zusammen und berechneten ein
zusätzliches Mediationsmodell. Dabei zeigte sich,
dass die Interaktion von Furchtloser Dominanz und
eektiver, intelligenzbasierter Sozialisation positiv
mit der Interaktion von Furchtloser Dominanz und
interpersonaler Einusskompetenz in Beziehung
stand. Bei hoher interpersonaler Einusskompetenz
niedrig hoch
Furchtlose Dominanz
0,80
0,60
0,40
0,20
0,00
–0,20
–0,40
–0,60
–0,80
Gegen die Organisation gerichtetes
kontraproduktives Arbeitsverhalten
Bildung hoch
Bildung niedrig **
Abbbildung 3
Der Zusammenhang
von kontraproduktivem
Arbeitsverhalten gegenüber
der Organisation und Furcht-
loser Dominanz moderiert
durch hohe und geringe
eektive Sozialisation;
Abhängige Variable
z-standardisiert (M = 0,
SD = 1); ** p < .01
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Psychopathie als gemeinsame Wurzel von Spitzenleistung und schädigendem Verhalten
war der Zusammenhang von Furchtloser Dominanz
und kontraproduktivem Verhalten gegenüber
der Organisation (CWB-O) negativ. Folglich kann
eine eektive Sozialisierung in die Gesellschaft
als Grundlage für eine eektive organisationale
Sozialisation wirken. Im Sinne des Konzeptes der
„erfolgreichen Psychopathie“, welches erfolgreich
nicht nur im traditionellen Sinne versteht (Lilienfeld
et al., 2015), also als Abwesenheit von antisozialem
Verhalten, sondern im Sinne von beruichem und
sozialem Erfolg, stellt eine eektive Sozialisation
in die Gesellschaft von Personen mit hoher Furcht-
loser Dominanz einen wesentlichen Erfolgsfaktor
(Moderator) dar.
Zwischenbilanz
Die beiden Analysen belegen zum einen die Mehr-
dimensionalität des Persönlichkeitskonstruktes
der Psychopathie und zum anderen die unter-
schiedlichen Zusammenhänge der verschiedenen
Faktoren mit interpersonalem und organisationa-
lem Leistungsverhalten und kontraproduktivem
Arbeitsverhalten. Dabei zeigt sich Egozentrische
Impulsivität als durchgängig maladaptive Eigen-
schaft, wohingegen Furchtlose Dominanz unter
bestimmten Umständen adaptiv sein kann. Damit
stehen die Ergebnisse sowohl im Einklang mit den
Annahmen zur primären und sekundären Psycho-
pathie nach Lykken (1995) als auch mit verschiede-
nen theoretischen Modellannahmen von Lilienfeld
et al. (2015): Nach dem Modell unterschiedlicher
Kongurationen (dierential-conguration model)
besitzen erfolgreichere, d.h. antisozial unauällige
„Psychopathen“ unterschiedlich hohe Ausprägun-
gen auf den verschiedenen Psychopathiedimen-
sionen (hohe Furchtlose Dominanz und niedrige
Egozentrische Impulsivität). Die dierentiellen Zu-
sammenhänge von Furchtloser Dominanz und Ego-
zentrischer Impulsivität entsprechen der Grund-
idee dieses Modells. Das Modell der moderierten
Ausprägung (moderated-expression model) vermu-
tet verschiedene protektive Faktoren, die nicht-
erfolgreiche von erfolgreichen „Psychopathen“ un-
terscheiden. Diese Modellannahme konnte anhand
der verwendeten Moderatorvariablen in Analyse 1
(interpersonale Einussnahme) und Analyse 2 (in-
telligenzbasierte, eektive Sozialisation) bestätigt
werden. In einem dritten Modell konstatieren Lili-
enfeld et al. (2015) zudem, dass auch kurvilineare
Zusammenhänge von bestimmten Psychopathie-
dimensionen und Arbeitsleistung möglich sind
(dierential-severity model; vgl. auch Dutton, 2012).
Diese potenziellen quadratischen Zusammenhän-
ge zwischen psychopathischer Persönlichkeit und
Leistungsverhalten wurden in den vorangegange-
nen Studien nicht explizit untersucht. Für die Kalt-
herzigkeitsdimension fanden Schütte et al. (2015)
aber einen umgekehrt u-förmigen Zusammenhang
niedrig hoch
Furchtlose Dominanz
0,80
0,60
0,40
0,20
0,00
–0,20
–0,40
–0,60
–0,80
Aufgabenbezogene Leistung
Bildung hoch **
Bildung niedrig
Abbbildung 4
Der Zusammenhang
von aufgabenbezogenem
Arbeitsverhalten und
Furchtloser Dominanz
moderiert durch hohe
und geringe eektive
Sozialisation;
Abhängige Variable
z-standardisiert (M = 0,
SD = 1); ** p < .01
niedrig Kaltherzigkeit hoch
0,10
0,00
–0,10
–0,20
–0,30
–0,40
–0,50
Kontextuelle Leistung
Abbbildung 5
Der Zusammenhang von
kontextueller Arbeitsleistung
und Kaltherzigkeit
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Psychopathie als gemeinsame Wurzel von Spitzenleistung und schädigendem Verhalten
mit kontextueller Leistung, der diesem Dierential-
severity-Modell entspricht. Personen mit erhöhter,
aber nicht maximaler Kaltherzigkeit zeigen nach
Einschätzung ihrer Kollegen am Arbeitsplatz die
optimale kontextuelle Leistung.
Zusammenfassende Diskussion
Unsere zwei Studien setzten sich mit der aus-
schließlich negativen Sichtweise von Psychopathie
auseinander und liefern dierenzierte empirische
Ergebnisse zur potentiellen positiven Relevanz von
Psychopathie im Arbeitskontext. Dabei wurden
aktuelle metaanalytische Ergebnisse aufgegrien
und Erklärungsmöglichkeiten für deren uneindeu-
tige Ergebnislage dargestellt. Unsere beiden Studi-
en bestätigen die postulierten Vorteile einer mehr-
dimensionalen Betrachtung von Psychopathie und
verdeutlichen die Berücksichtigung von Drittvaria-
blen.
Die Egozentrische Impulsivität erwies sich als
maladaptiver Faktor des komplexen Persönlich-
keitskonstruktes der Psychopathie. Sie steht in Zu-
sammenhang mit gehäuftem kontraproduktivem
und vermindertem produktivem Arbeitsverhalten.
Egozentrische Impulsivität kann daher auch als
dunkle Persönlichkeitseigenschaft betrachtet wer-
den. Dieses Label gilt jedoch nicht für das gesamte
Psychopathiekonstrukt, da der Faktor Furchtlose
Dominanz sich unter bestimmten Umständen po-
sitiv auf die Leistung am Arbeitsplatz auswirken
kann und somit die potentiell helle Seite der Psy-
chopathie darstellt – allerdings nur, wenn gleich-
zeitig eine eektive Sozialisation vorliegt. Lykkens
(1995) provokativ formulierte These, dass antisozia-
le Psychopathen und Helden im Alltag „Zweige aus
demselben Stamm“ der furchtlosen Dominanz dar-
stellen (vgl. auch Smith, Lilienfeld, Coey & Dabbs,
2013), lässt sich also empirisch belegen.
Die Orthogonalität der beiden Faktoren Furcht-
lose Dominanz und Egozentrische Impulsivität
(Blickle & Schütte, 2017) ermöglicht allerdings auch
das Vorhandensein einer hohen Ausprägung auf
beiden Traits, was Ergebnisse erklärt, die Individu-
en als aggressiv, impulsiv und ungehemmt, aber
gleichzeitig auch als charmant, selbstbewusst und
talentiert im Impression Management beschreiben.
Solche Personen mit einer derartigen Ambiguität
von Charakterzügen zeigen wahrscheinlicher zu-
gleich adaptives sowie antisoziales und kriminelles
Verhalten (Lilienfeld, Patrick et al., 2012) und zie-
hen aufgrund dieser scheinbar paradoxen Persön-
lichkeitsstruktur (Lilienfeld, Patrick et al., 2012) die
Aufmerksamkeit der Medien auf sich (Smith & Lili-
enfeld, 2013).
Für die Praxis lassen sich die folgenden Schluss-
folgerungen aus den Ergebnissen der hier vorge-
stellten Studien ableiten: Ganz allgemein gilt eine
Persönlichkeit mit ausgeprägten Merkmalen von
Psychopathie nach wie vor als wenig wünschens-
werte Eigenschaft bei Mitarbeitern. In bestimmten
Berufen können manche Tendenzen, die mit einer
Furchtlosen Dominanz assoziiert sind, aber durch-
aus nützlich sein, beispielsweise bei Verkäufern im
Außendienst (Wihler, Meurs, Momm, John & Blickle,
2017). Tätigkeiten, die Geduld, bedächtiges Han-
deln und Mitgefühl erfordern, erscheinen auf der
anderen Seite generell ungeeignet für Individuen
mit psychopathischen Charakteristiken. Das Trai-
nieren und Entwickeln sozialer Kompetenzen ist
hingegen allgemein nützlich. Diese besitzen nicht
nur für sich genommen einen bemerkenswerten
Einuss auf organisationale Erfolgsgrößen (Munyon
et al., 2015), sondern leiten die potenziell positiven
Eigenschaften der Furchtlosen Dominanz zudem in
eine richtige, d.h. sozial adaptive, Richtung. Das Bil-
dungsniveau von Mitarbeitern stellt ebenfalls eine
wertvolle Ressource für eine Organisation dar. Die-
se liegt nicht nur in der engen Assoziation mit Intel-
ligenz und den damit verbundenen positiven Kon-
sequenzen begründet (Ceci, 1991; Deary, Strand,
Smith & Fernandes, 2007). Das höhere Bildungsni-
veau von Bewerbern ist leicht zu erfassen und kann
Organisationen auch davor bewahren, mit den ne-
gativen Folgen einer nicht-sozialisierten Furchtlo-
sen Dominanz, wie z.B. kontraproduktivem Arbeits-
verhalten oder einem geringen Leistungsniveau,
konfrontiert zu sein. Liegen weder gute soziale
Kompetenzen, noch ein substantielles Bildungsni-
veau, noch geringe Egozentrische Impulsivität vor,
sollten Organisationen sehr vorsichtig im Umgang
mit Personen mit einer ausgeprägten Furchtlosen
Dominanz sein, auch wenn es sich um potentiell
günstige Tätigkeitsbedingungen handelt.
Einschränkend ist jedoch anzumerken, dass
empirisch bislang noch nicht untersucht worden
ist, ob es auch eine Form der sozialisierten Egozen-
trischen Impulsivität gibt und welche potenziellen
Auswirkungen diese Kombination auf das beruf-
liche Handeln hat. Individuelle Faktoren, die das
Ausdrücken von Egozentrischer Impulsivität am
Arbeitsplatz verringern könnten, sind nach Kaiser,
LeBreton und Hogan (2015) das eigene Bewusstsein
über das dunkle Potential, die Motivation dieses Po-
tential zu unterdrücken und die Verfügbarkeit von
Selbstmanagement-Techniken für die Umsetzung
dieser Absicht. Die Interaktion von Egozentrischer
Impulsivität und der Fähigkeit zur Selbstregulation
und die Auswirkungen dieses Zusammenspiels auf
das Verhalten am Arbeitsplatz gilt es zukünftig zu
untersuchen.
Ausblick
Unsere Analysen unterstreichen die dimensionale
Dierenzierung des Persönlichkeitskonstruktes der
Psychopathie und liefern Argumente für dessen Ent
stigmatisierung. Nichtsdestotrotz liegt noch ein
weiter Weg der Psychopathieforschung vor uns.
Obwohl sich einige der bislang durchgeführten
Studien vorrangig um die Vorhersage von Leistung
am Arbeitsplatz bemühten, sind noch viele wich-
tige Erfolgskriterien nicht untersucht – beispiels-
weise der objektive und subjektive Karriereerfolg,
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Wirtschaftspsychologie
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Psychopathie als gemeinsame Wurzel von Spitzenleistung und schädigendem Verhalten
Arbeitsunfälle, Disziplinarprobleme oder Kündi-
gungen (vgl. Smith & Lilienfeld, 2013). Gleichzeitig
braucht es mehr längsschnittliche Studien, um die
langfristigen Auswirkungen der verschiedenen
Psychopathiedimensionen am Arbeitsplatz besser
zu beleuchten. Auch konzentriert sich die Mehrzahl
der durchgeführten Studien auf die beiden großen,
orthogonalen Faktoren Egozentrische Impulsivität
und Furchtlose Dominanz. Erkenntnisse rund um
das triarchische Modell (Patrick & Drislane, 2015;
Patrick, Fowles & Krueger, 2009) betonen aber die
Wichtigkeit von drei Komponenten. Die drei Kom-
ponenten des triarchischen Modells, Enthemmung,
Unerschrockenheit und Gemeinheit (disinhibition,
boldness, meanness), ähneln der hier verwende-
ten Konzeptualisierung von Egozentrischer Impul-
sivität, Furchtloser Dominanz und Kaltherzigkeit.
So lassen sich die verschiedenen Konstrukte bei-
spielsweise auch statistisch ineinander überführen.
Die zukünftige Forschung sollte sich intensiver um
die Dimension der Kaltherzigkeit bemühen, um
die volle Bandbreite der Psychopathie abbilden
und die Studien der Psychopathieforschung, auch
wenn sie mit unterschiedlichen, zugrundeliegen-
den Konzepten durchgeführt wurden, besser ver-
einen zu können. Das triarchische Modell bietet
möglicherweise auch gute Ansatzpunkte, um die
Psychopathieforschung noch besser in das grö-
ßere Themenfeld der Dunklen Triade (Narzissmus,
Machiavellismus und Psychopathie) zu integrieren
und den Nutzen dieser Analysen für die Arbeitswelt
noch weiter zu erhöhen.
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