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Auditive Wissenskulturen. Das Wissen klanglicher Praxis

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Abstract

Die sozial-und kulturwissenschaftliche Erforschung auditiver Phänomene ist stets mit spezifischen Wissensformen konfrontiert. Die Rolle, die Musik und andere Klänge in verschiedenen sozialen und kulturellen Kontexten spielen, hängt mit dem Wissen zusammen, welches in bestimmter Weise (re)produziert und vermittelt wird. Wir können etwas über Klänge wissen, oder etwas durch Klänge wissen. Wir können Wissen über die spezifische Erzeugung von Klängen erwerben und weitergeben, oder aber Nachrichten -etwa eine Warnung- klanglich übermitteln. Diese vielfältigen Formen von Klangwissen können auf sehr unterschiedliche Weisen zum Gegenstand wissenschaftlicher Untersuchungen gemacht werden. Der vorliegende Band zu auditiven Wissenskulturen ist ein Versuch, jene üblicherweise in verschiedenen Disziplinen wie Soziologie und Anthropologie, in Geschichte, Psychologie, Ethnologie und Philosophie der Musik oder in Medienwissen- schaften verorteten Zugänge zu auditivem Wissen in ein produktives inter- disziplinäres Gespräch zu bringen.
Auditive Wissenskulturen
Die sozial- und kulturwissenschaftliche Erforschung auditiver Phänomene
ist stets mit spezifischen Wissensformen konfrontiert. Die Rolle, die Musik
und andere Klänge in verschiedenen sozialen und kulturellen Kontexten
spielen, hängt mit dem Wissen zusammen, welches in bestimmter Weise
(re)produziert und vermittelt wird. Wir können etwas über Klänge wissen,
oder etwas durch Klänge wissen. Wir können Wissen über die spezifische
Erzeugung von Klängen erwerben und weitergeben, oder aber Nachrichten –
etwa eine Warnung – klanglich übermitteln. Diese vielfältigen Formen von
Klangwissen können auf sehr unterschiedliche Weisen zum Gegenstand
wissenschaftlicher Untersuchungen gemacht werden. Der vorliegende Band
zu auditiven Wissenskulturen ist ein Versuch, jene üblicherweise in ver-
schiedenen Disziplinen wie Soziologie und Anthropologie, in Geschichte,
Psychologie, Ethnologie und Philosophie der Musik oder in Medienwissen-
schaften verorteten Zugänge zu auditivem Wissen in ein produktives inter-
disziplinäres Gespräch zu bringen.
Der Inhalt
Konzepte und Perspektiven
Klang und Wissensproduktion
Wissen und Klangproduktion
Die Zielgruppen
Dozierende und Studierende der Soziologie, Anthropologie, Kultur- und
Musikwissenschaften
Die Herausgeber
Bernd Brabec de Mori ist Musikwissenschafter und Kulturanthropologe,
derzeit Senior Scientist am Institut für Ethnomusikologie an der Universität
für Musik und darstellende Kunst Graz.
Martin Winter ist Soziologe und derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für Soziologie an der TU Darmstadt.
Brabec de Mori
Winter Hrsg.
Bernd Brabec de Mori
Martin Winter Hrsg.
Auditive Wissenskulturen
Das Wissen klanglicher Praxis
1
9783658 201425
ISBN 978-3-658-20142-5
Auditive
Wissenskulturen
Bestellungen des Buchs (print):
http://www.springer.com/de/book/9783658201425
Springer Link E-Book:
https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-658-20143-2
Bernd Brabec de Mori · Martin Winter
(Hrsg.)
Auditive
Wissenskulturen
Das Wissen klanglicher Praxis
Herausgeber
Bernd Brabec de Mori
Graz, Österreich
Martin Winter
Darmstadt, Deutschland
ISBN 978-3-658-20142-5 ISBN 978-3-658-20143-2 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-20143-2
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V
Inhalt
Karin Bijsterveld
Vorwort ............................................................ IX
Martin Winter und Bernd Brabec de Mori
Auditive Wissenskulturen: Wissen, Macht und die Welt der Klänge ......... 1
Abschnitt I: Konzepte und Perspektiven
Karin Knorr Cetina
Wissenskulturen. Von der Naturwissenscha zur Musik .................. 31
(Kommentar von Christian Müller)
Jin-Ah Kim
Musik als auditives Wissen aus praxeologischer und transferorientierter
Perspektive .......................................................... 53
(Kommentar von Lorenz Beyer)
Matthias Lewy
Wie wir denken, was Indigene wie wissen. Auditive Formen des
Wissenstransfers in den Guyanas ...................................... 71
(Kommentar von Bernd Brabec de Mori)
Malik Sharif und Bernd Brabec de Mori
Auditives Wissen und ontologisch-epistemologischer Pluralismus.
Ein Dialog für zwei Ethnomusikologen ................................. 93
(Kommentar von Matthias Lewy)
VI Inhalt
Wolfgang Gratzer
Wer weiß? Musikhören, Wissen und die Annahme auditiver
Wissenskulturen .................................................... 115
(Kommentar von Matthias Lewy)
Werner Jauk
Basic instincts … Kultivierung / Kulturen des auditiven Körperwissens.
Auditives Wissen – implizites Körperwissen aus der Erfahrung des
körperlichen Hörens bewegter Natur zur Orientierung in physikalischen
und virtuellen dynamischen Umwelten ................................ 135
(Kommentar von Malik Sharif)
Philip V. Bohlman
Auditives Wissen im Moment der Ekstase .............................. 157
(Kommentar von Bernd Brabec de Mori)
Abschnitt II: Klang und Wissensproduktion
Gregor Kokorz
Hermann von Helmholtz und die Erndung des Hörens als
wissenschaliche Methode ........................................... 183
(Kommentar von Judith Willkomm)
Judith Willkomm
„Ich seh’ ja nichts, ich hör nur was.“ Vom Wissen über das Hören
und Nicht-Hören von Fledermäusen und Schwirlen ..................... 201
(Kommentar von David Waldecker)
Julie S. Mewes
Stimmenhören als auditive Wissensform. Ein Visualisierungskonzept
zur Interaktion von Narrativen über das Stimmenhören und
psychiatrischen Krankheitsverlaufsprognosen .......................... 223
(Kommentar von Nora Bammer)
VII
VII
Inhalt
Nora Bammer
Lied- und Lautsphären der Shuar und ihrer Geister. Auditive
Machtwährung im südöstlichen Amazonasbecken Ecuadors ............. 245
(Kommentar von Wei-Ya Lin)
Lorenz Beyer
Produktions- und Rezeptionswissen am Beispiel der CubaBoarischen
und ihres Fanclubs .................................................. 265
(Kommentar von Julie Sascia Mewes)
Juan Bermúdez, Lukas Dullnig, Stephanie Gmeiner, Hannes Matthäus,
Markus Rogenhofer, Florian Schriebl, Lukas Auer und Bernd Brabec de Mori
Von Klang(-)Wissen und anderen Fischen. Auditive Wissenskulturen
von Konzertfach- und Musikologiestudierenden im Vergleich ............ 283
(Kommentar von Susanne Sackl-Sharif)
Abschnitt III: Wissen und Klangproduktion
Susanne Sackl-Sharif
Von typischen Metal-Sounds und „femininem Touch hinter dem
Gebrüll“. Überlegungen zum auditiven (Geschlechter-)Wissen
von Metal-Fans ..................................................... 305
(Kommentar von Kai Ginkel)
Christian Müller
Jazz happens. Oder: Interpretation improvisierter Interaktion ............ 325
(Kommentar von Martin Winter)
Wei-Ya Lin
„Bei uns gibt es keine sogenannte Musik, wir mianoanood (singen)!“
Eine Studie zum durch Geister und Götter bestimmten auditiven
Wissen der Tao ..................................................... 343
(Kommentar von Rinko Fujita)
Rinko Fujita
Verfremdung der „eigenen“ Musik. Zum Problem der empirischen
Untersuchung traditioneller japanischer Musik ......................... 361
(Kommentar von Jin-Ah Kim)
VIII Inhalt
David Waldecker
Raum und Technik im Tonstudio. Eine Ethnographie von
Wissenskulturen .................................................... 381
(Kommentar von Martin Winter)
Kai Ginkel
Was weiß der Krach? Ethnograsche Überlegungen zur praktischen
Wissensdimension von Klang in der Noise-Musik ....................... 399
(Kommentar von David Waldecker)
Autorinnen und Autoren ............................................. 419
IX
Vorwort
Karin Bijsterveld
Im Sommer 2015 strahlte die niederländische Rundfunkgesellscha interessante
auditive Neuigkeiten aus: Laut ihrem Bericht würden Jugendliche immer häu-
ger Ohrstöpsel kaufen, um sich aufgrund der lauten Musik auf Pop-Festivals vor
Tinnitus und Hörschäden zu schützen. Zwei Unternehmen, die jeweils auf eine
lange Tradition in der Herstellung solcher Artikel zurückblicken, berichteten von
Wachstumsraten um die 30-50 Prozent. Auch eine neue Firma in diesem Metier,
mit dem bezeichnenden Namen underplugs, hat einen beeindruckenden Sprung
hingelegt: In den drei ersten Jahren seit der Unternehmensgründung stieg die
Produktion von Null auf eine halbe Million Ohrstöpsel (NOS 2015). Die Besuche-
rInnen der Festivals kauen aber nicht nur einfache Gehörschutzstöpsel, sondern
auch wesentlich teurere, sogar maßgefertigte Produkte. Man mutmaßte, dass das
Publikum so auf öentliche Kampagnen zur Bewusstseinsbildung reagierte, die
teilweise auch von DJs mitgetragen wurden.
Im Jahr 2014 veröentlichte auch ein ämisches Nachrichtenporta l einen Bericht
über Jugendliche und Ohrstöpsel (Furniere 2014). Dieser Beitrag behandelte explizit
die Verwendung der Ohrstöpsel bei Studierenden und jungen Erwachsenen. Im
Bericht hieß es, dass 2011 noch 3 Prozent, 2014 aber bereits 15 Prozent der Jugend-
lichen Ohrstöpsel verwendeten (Gilles et al. 2012, 2014).1
All diese Daten und Berichte weisen auf ein langsam zunehmendes Bew usstsein
unter Jugendlichen hin, nämlich über die Gefahren, die lauern, wenn man sich lauter
Musik ungeschützt aussetzt. Wahrscheinlich wurden sie sich dessen bewusst, dass
1 In der Studie von 2014 wurde ein Fragebogen ausgewertet und analysiert, der von 749
jungen Erwachsenen beantwortet worden war. Dabei berichteten 11,9 Prozent der
Forschungspa rtnerInnen, da ss sie in Diskotheken „i mmer“ Gehörschutz tragen würden,
sowie 20, 3 Prozent auf Musikfestiva ls. Im Bericht für die Medien w urden wahrscheinlich
diese beiden Zahlen addiert, dividiert und auf 15 Prozent „gerundet“.
X Karin Bijsterveld
man die Ohren ein Leben lang zur Kommunikation benötigt. Eher unwahrscheinlich
ist hingegen, dass sie die Verwendung des Hörsinns zur Wissensakquisition reek-
tieren, wenigstens jenseits des Zuhörens im Unterricht. Um diesen Zusammenhang
erst herzustellen zu können, sollten sie – und Sie – dieses Buch lesen. Schließlich
behandelt der vorliegende Sammelband nicht bloß die verschiedenen Wissensformen,
die durch das Erleben, Auühren und Produzieren von Musik artikuliert werden,
sondern auch die Forschungsprozesse, die beispielsweise das menschliche Hören,
Klang und Geräusch, oder sogar die Bioakustik von Fledermäusen untersuchen.
Sowohl Natur-, als auch Geistes-, Sozial- und KulturwissenschalerInnen hören
ihren Forschungsobjekten zu – und wenn Sie dieses Buch gelesen haben, werden
Sie wie durch Echolokation, an Orten wo Sie zuvor nicht damit gerechnet hätten,
Wissen in Klang erkennen und verstehen können. Dadurch wird es noch bedeut-
samer, in welchen Situationen Sie sich entscheiden, Ihre Ohren zuzustöpseln oder
sie den Klängen zu önen.
Februar 2017
(Übersetzung aus dem Englischen von den Herausgebern)
Quellenverzeichnis
Furniere , Andy. 2014. More youngsters wea r earplugs at festivals. On line-Bericht vom 1. Juli
2014, verfügba r auf: http://www.a nderstoday.eu/innovation/more-youngsters-wear-e ar-
plugs-festivals. Zugegrien am 9. Mai 2016.
Gilles, A., I. uy, E. De Rycke, und P. Van de Heyning. 2014. A litt le bit less would be great:
Adolescents’ opinion towards music levels. Noise & Health 16: 285–291.
Gilles, A., D. De Ridder, G. Van Hal, K. Wouters, A. Kleine Punte, und P. Van de Heyning.
2012. Prevalence of Leisure Noise-Induced Tinnitus and the Attitude Toward Noise in
University Students. Otology & Neurotology 33(6): 899–906.
NOS. 2015. Steeds meer jongeren kopen oordopjes. Online-Bericht vom 8. August 2015,
verfügbar auf: http://nos.nl/artikel/2050987-steeds-meer-jongeren-kopen-oordopjes.
html. Zugegrien am 9. Mai 2016.
Auditive Wissenskulturen
Die sozial- und kulturwissenschaftliche Erforschung auditiver Phänomene
ist stets mit spezifischen Wissensformen konfrontiert. Die Rolle, die Musik
und andere Klänge in verschiedenen sozialen und kulturellen Kontexten
spielen, hängt mit dem Wissen zusammen, welches in bestimmter Weise
(re)produziert und vermittelt wird. Wir können etwas über Klänge wissen,
oder etwas durch Klänge wissen. Wir können Wissen über die spezifische
Erzeugung von Klängen erwerben und weitergeben, oder aber Nachrichten –
etwa eine Warnung – klanglich übermitteln. Diese vielfältigen Formen von
Klangwissen können auf sehr unterschiedliche Weisen zum Gegenstand
wissenschaftlicher Untersuchungen gemacht werden. Der vorliegende Band
zu auditiven Wissenskulturen ist ein Versuch, jene üblicherweise in ver-
schiedenen Disziplinen wie Soziologie und Anthropologie, in Geschichte,
Psychologie, Ethnologie und Philosophie der Musik oder in Medienwissen-
schaften verorteten Zugänge zu auditivem Wissen in ein produktives inter-
disziplinäres Gespräch zu bringen.
Der Inhalt
Konzepte und Perspektiven
Klang und Wissensproduktion
Wissen und Klangproduktion
Die Zielgruppen
Dozierende und Studierende der Soziologie, Anthropologie, Kultur- und
Musikwissenschaften
Die Herausgeber
Bernd Brabec de Mori ist Musikwissenschafter und Kulturanthropologe,
derzeit Senior Scientist am Institut für Ethnomusikologie an der Universität
für Musik und darstellende Kunst Graz.
Martin Winter ist Soziologe und derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für Soziologie an der TU Darmstadt.
Brabec de Mori
Winter Hrsg.
Bernd Brabec de Mori
Martin Winter Hrsg.
Auditive Wissenskulturen
Das Wissen klanglicher Praxis
1
9783658 201425
ISBN 978-3-658-20142-5
Auditive
Wissenskulturen
Chapter
When investigating the question of how people make music together in string ensembles, hearing plays a prominent role. The question arises as to how the musicians hear while playing. By illustrating a hearing coordination problem of a string ensemble, the conditions of reciprocal hearing are described, for example in the form of seating arrangements. Furthermore, different forms of hearing and listening are differentiated, which are connected with the knowledge, spatial positionality and perspectivity of the musicians (positioned, subjectivized hearing and acting listening).KeywordsSensualityHearingListeningMaking music together in string ensemblesReciprocityPositionality
Chapter
Full-text available
The text is wirtten in German. Abstract in German see below. The chapter places the model Musikpraxen erfahren und vergleichen (Model for Compara-tive Praxial Music Education) in the context of intercultural music pedagogy. The concept of third space developed by Homi K. Bhabha is connected with a praxeological concept of culture. It plays a key role in the description of culturally mixed and open situations, which the model generates at various levels of music pedagogical practice. The text proceeds from the presentation of theoretical basic assumptions at the macro level to the description of central features of third spaces, to the exemplary presentation of micro practices of an “auditive Wissenskultur” (technical term of ‘practice theory’ for a ‘shared implicit knowledge’ what meaningfully connects a complex of practices): to finally derive a proposal for a ‘pupil-related cultural reflexive music teaching’. Der Text stellt das Modell „Musikpraxen erfahren und vergleichen“ (kurz: Mev) in den Kontext der Interkulturellen Musikpädagogik. Dabei spielt das von Homi K. Bhabha entwickelte Konzept des dritten Raumes in Verbindung mit einem praxeologischen Kulturbegriff eine Schlüsselrolle zur Beschreibung von kulturell gemischten und offe-nen Situationen, die das Modell Mev auf verschiedenen Ebenen musikpädagogischer Praxis generiert. Der Text schreitet von der Darstellung theoretischer Grundannahmen auf der Makro-Ebene weiter zur Beschreibung zentraler Merkmale dritter Räume bis zur exemplarischen Darstellung von Mikropraktiken einer ‚auditiven Wissensform, um schließlich einen Vorschlag für einen ‚schülbezogenen kulturreflexiven Musikun-terricht‘ abzuleiten.
Book
Full-text available
Zu Beginn der 1980er Jahre entsteht innerhalb der Hip-Hop-Kultur in den USA das Beatmaking – eine Musikpraxis, die auf dem kreativen Umgang mit bereits vorhandenem Klangmaterial basiert und hauptsächlich in informellen Kontexten ausgeübt wird. In den letzten 40 Jahren hat sich das Beatmaking in enger Verbindung mit musik- und medientechnologischen Entwicklungen global verbreitet und vielfältig ausdifferenziert. Dabei hat es vor allem im Bereich der populären Musik in musikalisch-ästhetischer und technisch-praktischer Hinsicht maßgebende Impulse gesetzt. In seiner qualitativ-empirischen Studie geht Chris Kattenbeck der Frage nach, was es bedeutet, als Beatmaker*in künstlerisch kompetent zu handeln, welche Fertigkeiten und Kenntnisse dafür nötig sind und wie diese erworben und entwickelt werden. Damit liefert er grundlegende Erkenntnisse über eine bislang kaum erforschte Musikpraxis und die mit ihr verbundenen künstlerischen Strategien und Techniken, ästhetischen Ziele und Vorstellungen, Wissensformen und Lernpraktiken. Dabei zeigt sich unter anderem, dass bestimmte in der Musikpädagogik vorherrschende Verständnisse – etwa von Musiklernen oder Musiktheorie – ungeeignet sind, das Beatmaking adäquat zu erfassen. Die Studie bietet daher nicht zuletzt Anlass, diese Verständnisse zu hinterfragen und neu zu konzeptualisieren, um mit der Vielfalt musikalischer Praxen in Zukunft angemessen umgehen zu können.
Chapter
Wenn man der Frage nachgeht, wie Menschen gemeinsam in Streichensembles musizieren, kommt dem Hören eine herausragende Rolle zu. Es stellt sich die Frage, wie die Musizierenden beim Spiel hören. Durch die Illustration eines Hörkoordinationsproblems eines Streichensembles werden die Bedingungen des reziproken Hörens etwa in Form von Sitzordnungen beschrieben. Des Weiteren werden verschiedene Formen des Hörens differenziert, die mit dem Wissen, der räumlichen Positionalität, Perspektivität und der sinnlichen Wahrnehmung der Musizierenden verbunden sind (positioniertes, subjektiviertes und handelndes Hören).
Book
Full-text available
Das Thema Interkulturalität ist aus Debatten um Bildung und Erziehung nicht mehr wegzudenken. Auch in der Musikpädagogik hat dies Veränderungen in Schule, Musikschule und Lehrer*innenbildung zur Folge. Jenseits tagespolitischer Fragen geben grundsätzliche Überlegungen zur Neuausrichtung musikpädagogischen Handelns Anlass für die Auseinandersetzung mit Interkulturalität. Der Tagungsband bietet ein breites Spektrum an Zugängen: Wie arbeiten Musiklehrer*innen, Instrumentalpädagog*innen, Theaterpädagog*innen, elementare Musikpädagog*innen, Wissenschaft-ler*innen und Hochschul- lehrer*innen zu interkulturellen Themen? Auf welche Konzepte und Theorien beziehen sich Forschung, Lehrer*innenbildung und Unterrichtspraxis? Welche empirischen, didaktischen, systematischen und historischen Erkenntnisse liegen zur interkulturell orientierten Musikpädagogik vor? Wo steht die deutschsprachige Diskussion im internationalen Vergleich?
Preprint
Full-text available
(Paper is written in German, abstract in German below.) The text places the model Musikpraxen erfahren und vergleichen (Model for Comparative Praxial Music Education) in the context of intercultural music pedagogy. The concept of third space developed by Homi K. Bhabha is connected with a praxeological concept of culture. It plays a key role in the description of culturally mixed and open situations, which the model generates at various levels of music pedagogical practice. The text proceeds from the presentation of theoretical basic assumptions at the macro level to the description of central features of third spaces, to the exemplary presentation of micro practices of an “auditive Wissenskultur” (auditory culture of knowledge): Jazz, to finally derive a proposal for a ‘pupil-related cultural reflexive music teaching’. Der Text stellt das Modell Musikpraxen erfahren und vergleichen (kurz: Mev) in den Kontext der Interkulturellen Musikpädagogik. Dabei spielt das von Homi K. Bhabha entwickelte Konzept des Dritten Raumes in Verbindung mit einem praxeologischen Kulturbegriff eine Schlüsselrolle zur Beschreibung von kulturell gemischten und offenen Situationen, die das Modell Mev auf verschiedenen Ebenen musikpädagogischer Praxis generiert. Der Text schreitet von der Darstellung theoretischer Grundannahmen auf der Makro-Ebene weiter zur Beschreibung zentraler Merkmale Dritter Räume bis zur exemplarischen Darstellung von Mikropraktiken einer ‚auditiven Wissenskultur Jazz‘, um schließlich einen Vorschlag für einen ‚schülbezogenen kulturreflexiven Musikunterricht’ abzuleiten.
Article
Full-text available
Many music organizations are opposed to restrictive noise regulations, because of anxiety related to the possibility of a decrease in the number of adolescents attending music events. The present study consists of two research parts evaluating on one hand the youth's attitudes toward the sound levels at indoor as well as outdoor musical activities and on the other hand the effect of more strict noise regulations on the party behavior of adolescents and young adults. In the first research part, an interview was conducted during a music event at a youth club. A total of 41 young adults were questioned concerning their opinion toward the intensity levels of the music twice: Once when the sound level was 98 dB(A), LAeq, 60min and once when the sound level was increased up to 103 dB(A), LAeq, 60min . Some additional questions concerning hearing protection (HP) use and attitudes toward more strict noise regulations were asked. In the second research part, an extended version of the questionnaire, with addition of some questions concerning the reasons for using/not using HP at music events, was published online and completed by 749 young adults. During the interview, 51% considered a level of 103 dB(A), LAeq, 60min too loud compared with 12% during a level of 98 dB(A), LAeq, 60min . For the other questions, the answers were similar for both research parts. Current sound levels at music venues were often considered as too loud. More than 80% held a positive attitude toward more strict noise regulations and reported that they would not alter their party behavior when the sound levels would decrease. The main reasons given for the low use of HP were that adolescents forget to use them, consider them as uncomfortable and that they never even thought about using them. These results suggest that adolescents do not demand excessive noise levels and that more strict noise regulation would not influence party behavior of youngsters.
Article
Adolescents and young adults often are exposed to potentially damaging loud music during leisure activities. As a consequence, more and more young adults suffer from tinnitus, hearing loss, and hyperacusis. The present study provides prevalence numbers for noise-induced tinnitus (NIT) in this group, the attitude toward loud music, and the factors influencing the use of hearing protection (HP). A questionnaire was undertaken to evaluate the influence of permanent/transient tinnitus after loud music, the attitudes toward noise, influence of peers, and the ability to manipulate HP on the use of HP. The questionnaire was completed by 145 university students. Approximately 89.5% of the students had experienced transient tinnitus after loud music exposure. The prevalence of transient NIT was higher in female subjects compared with male students. Permanent NIT was experienced by 14.8%. Nevertheless, few respondents were worried, and the degree of HP use was low (11%). However, the presence of permanent tinnitus was a motivation for HP use. Most respondents held a neutral to positive attitude (i.e., pronoise) toward loud music and were not fully aware of the risks of too much noise exposure. NIT is a common phenomenon among young adults. The lack of knowledge in young adults and the underuse of HP in leisure activities provide useful information to refine preventive measures in the future.
More youngsters wear earplugs at festivals . Online-Bericht vom 1
  • Andy Furniere
Furniere, Andy. 2014. More youngsters wear earplugs at festivals. Online-Bericht vom 1. Juli 2014, verfügbar auf: http://www.flanderstoday.eu/innovation/more-youngsters-wear-earplugs-festivals. Zugegriffen am 9. Mai 2016.
Steeds meer jongeren kopen oordopjes
  • Nos
NOS. 2015. Steeds meer jongeren kopen oordopjes. Online-Bericht vom 8. August 2015, verfügbar auf: http://nos.nl/artikel/2050987-steeds-meer-jongeren-kopen-oordopjes. html. Zugegriffen am 9. Mai 2016.