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Auditive Wissenskulturen
Die sozial- und kulturwissenschaftliche Erforschung auditiver Phänomene
ist stets mit spezifischen Wissensformen konfrontiert. Die Rolle, die Musik
und andere Klänge in verschiedenen sozialen und kulturellen Kontexten
spielen, hängt mit dem Wissen zusammen, welches in bestimmter Weise
(re)produziert und vermittelt wird. Wir können etwas über Klänge wissen,
oder etwas durch Klänge wissen. Wir können Wissen über die spezifische
Erzeugung von Klängen erwerben und weitergeben, oder aber Nachrichten –
etwa eine Warnung – klanglich übermitteln. Diese vielfältigen Formen von
Klangwissen können auf sehr unterschiedliche Weisen zum Gegenstand
wissenschaftlicher Untersuchungen gemacht werden. Der vorliegende Band
zu auditiven Wissenskulturen ist ein Versuch, jene üblicherweise in ver-
schiedenen Disziplinen wie Soziologie und Anthropologie, in Geschichte,
Psychologie, Ethnologie und Philosophie der Musik oder in Medienwissen-
schaften verorteten Zugänge zu auditivem Wissen in ein produktives inter-
disziplinäres Gespräch zu bringen.
Der Inhalt
• Konzepte und Perspektiven
• Klang und Wissensproduktion
• Wissen und Klangproduktion
Die Zielgruppen
Dozierende und Studierende der Soziologie, Anthropologie, Kultur- und
Musikwissenschaften
Die Herausgeber
Bernd Brabec de Mori ist Musikwissenschafter und Kulturanthropologe,
derzeit Senior Scientist am Institut für Ethnomusikologie an der Universität
für Musik und darstellende Kunst Graz.
Martin Winter ist Soziologe und derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für Soziologie an der TU Darmstadt.
Brabec de Mori
Winter Hrsg.
Bernd Brabec de Mori
Martin Winter Hrsg.
Auditive Wissenskulturen
Das Wissen klanglicher Praxis
1
9783658 201425
ISBN 978-3-658-20142-5
Auditive
Wissenskulturen
Bestellungen des Buchs (print):
http://www.springer.com/de/book/9783658201425
Springer Link E-Book:
https://link.springer.com/book/10.1007%2F978-3-658-20143-2
Bernd Brabec de Mori · Martin Winter
(Hrsg.)
Auditive
Wissenskulturen
Das Wissen klanglicher Praxis
Herausgeber
Bernd Brabec de Mori
Graz, Österreich
Martin Winter
Darmstadt, Deutschland
ISBN 978-3-658-20142-5 ISBN 978-3-658-20143-2 (eBook)
https://doi.org/10.1007/978-3-658-20143-2
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V
Inhalt
Karin Bijsterveld
Vorwort ............................................................ IX
Martin Winter und Bernd Brabec de Mori
Auditive Wissenskulturen: Wissen, Macht und die Welt der Klänge ......... 1
Abschnitt I: Konzepte und Perspektiven
Karin Knorr Cetina
Wissenskulturen. Von der Naturwissenscha zur Musik .................. 31
(Kommentar von Christian Müller)
Jin-Ah Kim
Musik als auditives Wissen aus praxeologischer und transferorientierter
Perspektive .......................................................... 53
(Kommentar von Lorenz Beyer)
Matthias Lewy
Wie wir denken, was Indigene wie wissen. Auditive Formen des
Wissenstransfers in den Guyanas ...................................... 71
(Kommentar von Bernd Brabec de Mori)
Malik Sharif und Bernd Brabec de Mori
Auditives Wissen und ontologisch-epistemologischer Pluralismus.
Ein Dialog für zwei Ethnomusikologen ................................. 93
(Kommentar von Matthias Lewy)
VI Inhalt
Wolfgang Gratzer
Wer weiß? Musikhören, Wissen und die Annahme auditiver
Wissenskulturen .................................................... 115
(Kommentar von Matthias Lewy)
Werner Jauk
Basic instincts … Kultivierung / Kulturen des auditiven Körperwissens.
Auditives Wissen – implizites Körperwissen aus der Erfahrung des
körperlichen Hörens bewegter Natur zur Orientierung in physikalischen
und virtuellen dynamischen Umwelten ................................ 135
(Kommentar von Malik Sharif)
Philip V. Bohlman
Auditives Wissen im Moment der Ekstase .............................. 157
(Kommentar von Bernd Brabec de Mori)
Abschnitt II: Klang und Wissensproduktion
Gregor Kokorz
Hermann von Helmholtz und die Erndung des Hörens als
wissenschaliche Methode ........................................... 183
(Kommentar von Judith Willkomm)
Judith Willkomm
„Ich seh’ ja nichts, ich hör nur was.“ Vom Wissen über das Hören
und Nicht-Hören von Fledermäusen und Schwirlen ..................... 201
(Kommentar von David Waldecker)
Julie S. Mewes
Stimmenhören als auditive Wissensform. Ein Visualisierungskonzept
zur Interaktion von Narrativen über das Stimmenhören und
psychiatrischen Krankheitsverlaufsprognosen .......................... 223
(Kommentar von Nora Bammer)
VII
VII
Inhalt
Nora Bammer
Lied- und Lautsphären der Shuar und ihrer Geister. Auditive
Machtwährung im südöstlichen Amazonasbecken Ecuadors ............. 245
(Kommentar von Wei-Ya Lin)
Lorenz Beyer
Produktions- und Rezeptionswissen am Beispiel der CubaBoarischen
und ihres Fanclubs .................................................. 265
(Kommentar von Julie Sascia Mewes)
Juan Bermúdez, Lukas Dullnig, Stephanie Gmeiner, Hannes Matthäus,
Markus Rogenhofer, Florian Schriebl, Lukas Auer und Bernd Brabec de Mori
Von Klang(-)Wissen und anderen Fischen. Auditive Wissenskulturen
von Konzertfach- und Musikologiestudierenden im Vergleich ............ 283
(Kommentar von Susanne Sackl-Sharif)
Abschnitt III: Wissen und Klangproduktion
Susanne Sackl-Sharif
Von typischen Metal-Sounds und „femininem Touch hinter dem
Gebrüll“. Überlegungen zum auditiven (Geschlechter-)Wissen
von Metal-Fans ..................................................... 305
(Kommentar von Kai Ginkel)
Christian Müller
Jazz happens. Oder: Interpretation improvisierter Interaktion ............ 325
(Kommentar von Martin Winter)
Wei-Ya Lin
„Bei uns gibt es keine sogenannte Musik, wir mianoanood (singen)!“
Eine Studie zum durch Geister und Götter bestimmten auditiven
Wissen der Tao ..................................................... 343
(Kommentar von Rinko Fujita)
Rinko Fujita
Verfremdung der „eigenen“ Musik. Zum Problem der empirischen
Untersuchung traditioneller japanischer Musik ......................... 361
(Kommentar von Jin-Ah Kim)
VIII Inhalt
David Waldecker
Raum und Technik im Tonstudio. Eine Ethnographie von
Wissenskulturen .................................................... 381
(Kommentar von Martin Winter)
Kai Ginkel
Was weiß der Krach? Ethnograsche Überlegungen zur praktischen
Wissensdimension von Klang in der Noise-Musik ....................... 399
(Kommentar von David Waldecker)
Autorinnen und Autoren ............................................. 419
IX
Vorwort
Karin Bijsterveld
Im Sommer 2015 strahlte die niederländische Rundfunkgesellscha interessante
auditive Neuigkeiten aus: Laut ihrem Bericht würden Jugendliche immer häu-
ger Ohrstöpsel kaufen, um sich aufgrund der lauten Musik auf Pop-Festivals vor
Tinnitus und Hörschäden zu schützen. Zwei Unternehmen, die jeweils auf eine
lange Tradition in der Herstellung solcher Artikel zurückblicken, berichteten von
Wachstumsraten um die 30-50 Prozent. Auch eine neue Firma in diesem Metier,
mit dem bezeichnenden Namen underplugs, hat einen beeindruckenden Sprung
hingelegt: In den drei ersten Jahren seit der Unternehmensgründung stieg die
Produktion von Null auf eine halbe Million Ohrstöpsel (NOS 2015). Die Besuche-
rInnen der Festivals kauen aber nicht nur einfache Gehörschutzstöpsel, sondern
auch wesentlich teurere, sogar maßgefertigte Produkte. Man mutmaßte, dass das
Publikum so auf öentliche Kampagnen zur Bewusstseinsbildung reagierte, die
teilweise auch von DJs mitgetragen wurden.
Im Jahr 2014 veröentlichte auch ein ämisches Nachrichtenporta l einen Bericht
über Jugendliche und Ohrstöpsel (Furniere 2014). Dieser Beitrag behandelte explizit
die Verwendung der Ohrstöpsel bei Studierenden und jungen Erwachsenen. Im
Bericht hieß es, dass 2011 noch 3 Prozent, 2014 aber bereits 15 Prozent der Jugend-
lichen Ohrstöpsel verwendeten (Gilles et al. 2012, 2014).1
All diese Daten und Berichte weisen auf ein langsam zunehmendes Bew usstsein
unter Jugendlichen hin, nämlich über die Gefahren, die lauern, wenn man sich lauter
Musik ungeschützt aussetzt. Wahrscheinlich wurden sie sich dessen bewusst, dass
1 In der Studie von 2014 wurde ein Fragebogen ausgewertet und analysiert, der von 749
jungen Erwachsenen beantwortet worden war. Dabei berichteten 11,9 Prozent der
Forschungspa rtnerInnen, da ss sie in Diskotheken „i mmer“ Gehörschutz tragen würden,
sowie 20, 3 Prozent auf Musikfestiva ls. Im Bericht für die Medien w urden wahrscheinlich
diese beiden Zahlen addiert, dividiert und auf 15 Prozent „gerundet“.
X Karin Bijsterveld
man die Ohren ein Leben lang zur Kommunikation benötigt. Eher unwahrscheinlich
ist hingegen, dass sie die Verwendung des Hörsinns zur Wissensakquisition reek-
tieren, wenigstens jenseits des Zuhörens im Unterricht. Um diesen Zusammenhang
erst herzustellen zu können, sollten sie – und Sie – dieses Buch lesen. Schließlich
behandelt der vorliegende Sammelband nicht bloß die verschiedenen Wissensformen,
die durch das Erleben, Auühren und Produzieren von Musik artikuliert werden,
sondern auch die Forschungsprozesse, die beispielsweise das menschliche Hören,
Klang und Geräusch, oder sogar die Bioakustik von Fledermäusen untersuchen.
Sowohl Natur-, als auch Geistes-, Sozial- und KulturwissenschalerInnen hören
ihren Forschungsobjekten zu – und wenn Sie dieses Buch gelesen haben, werden
Sie wie durch Echolokation, an Orten wo Sie zuvor nicht damit gerechnet hätten,
Wissen in Klang erkennen und verstehen können. Dadurch wird es noch bedeut-
samer, in welchen Situationen Sie sich entscheiden, Ihre Ohren zuzustöpseln oder
sie den Klängen zu önen.
Februar 2017
(Übersetzung aus dem Englischen von den Herausgebern)
Quellenverzeichnis
Furniere , Andy. 2014. More youngsters wea r earplugs at festivals. On line-Bericht vom 1. Juli
2014, verfügba r auf: http://www.a nderstoday.eu/innovation/more-youngsters-wear-e ar-
plugs-festivals. Zugegrien am 9. Mai 2016.
Gilles, A., I. uy, E. De Rycke, und P. Van de Heyning. 2014. A litt le bit less would be great:
Adolescents’ opinion towards music levels. Noise & Health 16: 285–291.
Gilles, A., D. De Ridder, G. Van Hal, K. Wouters, A. Kleine Punte, und P. Van de Heyning.
2012. Prevalence of Leisure Noise-Induced Tinnitus and the Attitude Toward Noise in
University Students. Otology & Neurotology 33(6): 899–906.
NOS. 2015. Steeds meer jongeren kopen oordopjes. Online-Bericht vom 8. August 2015,
verfügbar auf: http://nos.nl/artikel/2050987-steeds-meer-jongeren-kopen-oordopjes.
html. Zugegrien am 9. Mai 2016.
Auditive Wissenskulturen
Die sozial- und kulturwissenschaftliche Erforschung auditiver Phänomene
ist stets mit spezifischen Wissensformen konfrontiert. Die Rolle, die Musik
und andere Klänge in verschiedenen sozialen und kulturellen Kontexten
spielen, hängt mit dem Wissen zusammen, welches in bestimmter Weise
(re)produziert und vermittelt wird. Wir können etwas über Klänge wissen,
oder etwas durch Klänge wissen. Wir können Wissen über die spezifische
Erzeugung von Klängen erwerben und weitergeben, oder aber Nachrichten –
etwa eine Warnung – klanglich übermitteln. Diese vielfältigen Formen von
Klangwissen können auf sehr unterschiedliche Weisen zum Gegenstand
wissenschaftlicher Untersuchungen gemacht werden. Der vorliegende Band
zu auditiven Wissenskulturen ist ein Versuch, jene üblicherweise in ver-
schiedenen Disziplinen wie Soziologie und Anthropologie, in Geschichte,
Psychologie, Ethnologie und Philosophie der Musik oder in Medienwissen-
schaften verorteten Zugänge zu auditivem Wissen in ein produktives inter-
disziplinäres Gespräch zu bringen.
Der Inhalt
• Konzepte und Perspektiven
• Klang und Wissensproduktion
• Wissen und Klangproduktion
Die Zielgruppen
Dozierende und Studierende der Soziologie, Anthropologie, Kultur- und
Musikwissenschaften
Die Herausgeber
Bernd Brabec de Mori ist Musikwissenschafter und Kulturanthropologe,
derzeit Senior Scientist am Institut für Ethnomusikologie an der Universität
für Musik und darstellende Kunst Graz.
Martin Winter ist Soziologe und derzeit wissenschaftlicher Mitarbeiter am
Institut für Soziologie an der TU Darmstadt.
Brabec de Mori
Winter Hrsg.
Bernd Brabec de Mori
Martin Winter Hrsg.
Auditive Wissenskulturen
Das Wissen klanglicher Praxis
1
9783658 201425
ISBN 978-3-658-20142-5
Auditive
Wissenskulturen