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Sozialpädagogik als Grundlage der Kinder- und Jugendhilfe

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Abstract

Der Beitrag macht zunächst aufmerksam darauf, dass der Begriff der Sozialpädagogik seine Selbstverständlichkeit verloren hat, um Kinder- und Jugendhilfe zu begründen. Eher wird von Sozialer Arbeit gesprochen, wenngleich diese kaum Bezug nimmt auf erzieherische Vorgänge und solche im Bildungswesen – die aber neuerdings große Aufmerksamkeit genießen. Sozialpädagogik nimmt dabei das pädagogische Geschehen in einer stärker philosophischen Form auf, dient Professionellen nicht zuletzt als Instanz für eine reflexive Theorie und für Kritik. Im Fokus steht dabei die Unterstützung von jungen Menschen als Subjekten und hin zur Entwicklung ihrer Autonomie. Diese Grundidee der Subjektivität ist heute umstritten, stützt sich jedoch auf lange Traditionslinien, die für die sozialpädagogische Praxis in der Moderne der Gegenwart starke Argumente bieten.

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... Max Weber beschreibt die Entzauberung der Welt durch den Prozess der Rationalisierung, den "Glauben" an der Berechenbarkeit aller "Dinge". Ausläufer eines solch technisch-instrumentellen Denkens in der Sozialpädagogik finden sich dann beispielsweise in dem Wunsch, das sozialpädagogische Handeln ausschließlich an dokumentierbaren Wirkungen auszurichten (Winkler 2018(Winkler , S. 1358 ...
... Dewe und Otto 2015). Auch bleiben Professionelle auf wissenschaftliches Wissen angewiesen, um diskret und innehaltend Bedingungen, Folgen und Grenzen ihres Handelns (Winkler 2018) auch im Kontext ihrer eigenen Positioniertheit in der Gesellschaft machtkritisch zu befragen (Kessl 2021) und um das Soziale reflektiert gestalten zu können. Die Fragen, die in diesem Schwerpunkt aufgegriffen werden, nehmen daher stärker in den Blick, wie sich Ungewissheiten -nicht Uninformiertheiten -im Verhältnis verschiedener Wissensformen, in der Ernährungsprävention bei Kindern, in der Radikalisierungsprävention und Rassismuskritik in der Verwobenheit von Wissen und Normen, jeweils darstellen und welche Fallstricke in Versuchen zur Reduktion von Ungewissheit liegen können. ...
... Was vielleicht erstaunen mag, sind Ähnlichkeiten, die sich in der Planung und Überprüfung von Präventionshandeln in so unterschiedlichen Bereichen wie der Radikalisierungsprävention sowie in der Ernährungsprävention bei jungen Kindern aus dem Beitrag von Friederike Schmidt zeigen. Damit verweisen beide Beiträge auf das Allgemeine in der Prävention als Aspekte eines dominanten Risikodiskurses, deren affirmativer Gehalt hier kritisch reflektierbar wird(Winkler 2018(Winkler , 1359. ...
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Zusammenfassung Wissen ist in der modernen Sozialpädagogik in besonderem Maße mit Ungewissheiten konfrontiert, die jenseits bloßer Informationen liegen. In diesem den Themenschwerpunkt einleitenden Beitrag werden Herausforderungen auch am Beispiel der Pandemie veranschaulicht um dafür zu plädieren, dass eine steigende Komplexität nicht dazu führen muss und darf, Wissen in der Sozialpädagogik als ausschließlich relativ und willkürlich anzusehen. Auch anhand der Beiträge wird in verschiedenen Handlungsfeldern und -logiken das Besondere im Verhältnis von Wissen und Nicht-Wissen aufgezeigt, so dass vielmehr eine reflexive Arbeit mit den jeweiligen Wissensformen notwendig wird.
... Zugleich werden die sozialräumlichen Bezüge im Verlauf der Kinder-und Jugendhilfebetreuung von einem sozialpädagogischen "Ortshandeln" beeinflusst, das Beziehungsangebote mit der Organisation spezifischer "Orte des Aufwachsens" verschränkt (Winkler, 2018(Winkler, , S. 1370. Pädagogisches Handeln geht insgesamt mit dem Arrangement "räumlicher Anordnungen" einher (Ecarius & Oliveras, 2014, S. 413), die unterschiedliche Bezüge zum sozialräumlichen Umfeld enthalten. ...
... Die Landschaft der stationären Kinder-und Jugendhilfe ist in besonderer Weise mit der Konstitution von Orten verbunden, die sich zwischen Abschottung und "totaler Institutionalisierung" in separierenden Heimen (Imsirovic et al., 2019), der Herstellung von inselartigen Sonderwelten wie Kinderdörfern und der Etablierung von sozialräumlich eingebetteten, dezentralen Formen des betreuten Wohnens bewegen. Pädagogische Orte können wie andere soziale Orte "Entwicklung, Bildung ermöglichen", aber auch "ein Subjekt fesseln, in seiner Bewegung einschränken, es behindern" (Winkler, 2018(Winkler, , S. 1321. Aus der Sicht der Kinder und Jugendlichen bilden Kinder-und Jugendhilfeeinrichtungen einen ‚Fokus', der sich in die Erfahrung hetero-gener sozialer Orte eingliedert und dessen Bildungsbedeutung im Verhältnis zu anderen Orten sich in der topographischen Analyse abzeichnen kann. ...
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In dem Beitrag wird mit Hilfe des Begriffs der ‚sozialen Topographien‘ dafür plädiert, die sozialräumlichen Zusammenhänge und Einbettungen bei der Analyse von biographischen Bildungsprozessen systematisch zu berücksichtigen. Dabei wird zwischen der Auseinandersetzung mit der Positionierung im gesellschaftlichen Raum sozialer Ungleichheiten und der Konstitution von Zugehörigkeiten zu spezifischen, partiellen Sozialräumen unterschieden. Die bildungstheoretischen Überlegungen werden mit Hilfe einer empirischen Studie konkretisiert, in der Bildungswege von jungen Erwachsenen mit Kinder- und Jugendhilfeerfahrung untersucht wurden. Das Aufwachsen in stationären Betreuungseinrichtungen ist von sozialräumlichen Diskontinuitäten geprägt, während der primäre Bildungsort ‚Familie‘ als prekär erlebt wird. Eine sozialtopographische Perspektive erscheint für diese Gruppe daher in besonderer Weise relevant.
... Wie erlangt er die Freiheit zu entscheiden, ob und wie er schwimmen möchte, und diese Freiheit so zu gestalten, dass er in Freiheit schwimmen kann? Beide hier anklingenden -negative und positive -Freiheiten verweisen "auf die Frage nach dem Glück" (Winkler 2018(Winkler , S. 1362) und treffen somit in das Zentrum des hier vor-geschlagenen -wie ich ihn nennen möchte -eudaimogenetisch motivierten Blickwechsels. ...
... Sozialen Arbeit seit Beginn an vor, jedoch ohne konsequent auf einen eudaimogenetischen Perspektivwechsel und dessen Konsequenzen für eine sozialpädagogische Praxis und Theorie ausgerichtet zu sein (exemplarisch: Michael Winklers Eine Theorie der Sozialpädagogik (1988); Hans Thierschs Konzept lebensweltorientierter Sozialer Arbeit (2014); Hans-Uwe Ottos und Holger Zieglers Bemühungen, den Capabilities-Ansatz als neue Orientierung in der Erziehungswissenschaft (2010) zu etablieren). Möglicherweise erweist sich das Zusammendenken solcher und anderer Konzepte unter eudaimogenetischem Paradigma als das Quantum utopischer Energie, das die Sozialpädagogik (wieder) zum Glühen bringt (Winkler 2018). ...
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In diesem Kapitel wird ein eudaimogenetisch motivierter Blickwechsel in der Sozialen Arbeit vorgeschlagen.
... Jahrhunderts verbunden und auf diese Weise mit gesellschaftlichen Entwicklungen und Krisen der Moderne in unmittelbaren Zusammenhang gebracht Schröer 1999;Sting 2023). Hier finden sich die Verhältnisbestimmungen von historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in ihren Verflechtungen mit biographischen und sozialen Verhältnissen: »Sozialpädagogik wirft die Frage auf, wie in einer liberalen und individualisierten Gesellschaft moralisches Handeln auf Seiten der Subjekte so möglich wird, dass diese nicht konform sind« (Winkler 2018b(Winkler , S. 1364. Also wird auch hier die Frage nach moralischem Handeln gestellt, nun aber in direkter Verbindung mit der Frage nach einer (über-)kollektiven Normalität und deren Normen, die den Blick richten auf »Erziehungs-und Bildungsprozesse im Kontext ihrer gesellschaftlichen Bedingungen und Voraussetzungen« (Sting 2023, S. 573). ...
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Raphael Koßmann widmet sich in diesem Beitrag unter anderem den Fragen, inwiefern Schuldidaktiken dazu tendieren, Individuen zu ignorieren, und wie hierzu Diagnostik in den Dienst genommen wurde. Nun könnte sich das Blatt wenden. Die empirisch avancierten, oftmals leicht verfügbaren Verfahren schulinterner Diagnostik könnten dazu herangezogen werden, den alltäglichen Unterricht sowie schulische Settings auf den Prüfstand zu stellen, was für inklusiven Unterricht ungemein viele Chancen birgt. In this article, Raphael Koßmann addresses in a first step how school didactics tend to ignore individuals and how diagnostics have been brought into service for this purpose. Now, the tide could be turning. The advanced empirical methods of in-school behavioural and learning assessments, which are often readily available, could be used to test everyday teaching and concrete school settings, which provides many opportunities for inclusive education.
... Jahrhunderts verbunden und auf diese Weise mit gesellschaftlichen Entwicklungen und Krisen der Moderne in unmittelbaren Zusammenhang gebracht Schröer 1999;Sting 2023). Hier finden sich die Verhältnisbestimmungen von historischen und gesellschaftlichen Entwicklungen in ihren Verflechtungen mit biographischen und sozialen Verhältnissen: »Sozialpädagogik wirft die Frage auf, wie in einer liberalen und individualisierten Gesellschaft moralisches Handeln auf Seiten der Subjekte so möglich wird, dass diese nicht konform sind« (Winkler 2018b(Winkler , S. 1364. Also wird auch hier die Frage nach moralischem Handeln gestellt, nun aber in direkter Verbindung mit der Frage nach einer (über-)kollektiven Normalität und deren Normen, die den Blick richten auf »Erziehungs-und Bildungsprozesse im Kontext ihrer gesellschaftlichen Bedingungen und Voraussetzungen« (Sting 2023, S. 573). ...
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Der Beitrag stellt am Beispiel der entwicklungsorientierten Didaktik die Perspektiven von Allgemeiner Pädagogik, Sonderpädagogik und Inklusiver Pädagogik gegenüber und untersucht deren Verhältnis zueinander. Ziel der Argumentation ist es zu verdeutlichen, dass diese drei Perspektiven zum gegenwärtigen Zeitpunkt weder vollkommen unvereinbar noch austauschbar oder aufeinander reduzierbar sind. Sie haben also ihre je eigene Berechtigung und Funktion. Zugleich verweist die Aufspaltung der Pädagogik in diese drei, teils gegensätzlich erscheinenden Fachdisziplinen (auch die Allgemeine Pädagogik ist in diesem Sinne eine »Bindestrichpädagogik«; vgl. Feuser 1989) auf eine fortdauernde Krise, die sich theoretisch nicht auflösen lässt, sondern nur praktisch, durch eine Veränderung des Bildungssystems selbst, aufgehoben werden kann.
... Dabei nehme es "den Zusammenhang zwischen subjektiven Fähigkeiten und Handlungen mit den sozialen Strukturen [... im Rekurs] auf Entwicklungsprozesse [in den Blick], die zu Autonomie führen" sollen. Sozialpädagogisches Denken beziehe sich entsprechend auf Problemzusammenhänge, die "auf die Möglichkeiten verweis[en], die eigene Lebenssituation aneignen und bewältigen zu können, um nicht ausschließlich heterogenen Einflussnahmen ausgesetzt zu sein" (Winkler 2018(Winkler , S. 1367. ...
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Zusammenfassung Basierend auf dem Argument, Entfremdung markiere das zentrale sozialpädagogische Problem, kritisiert der Beitrag, dass der sozialpädagogische Theoriediskurs Arbeit als eine für (sozial)pädagogisches Denken bedeutsame Kategorie weitgehend vernachlässigt. Dem hier folgenden ersten Teil des Beitrag geht es um eine Klärung, was Arbeit als Kategorie meinen soll und wie sich diese zu Kategorien des Subjekts und der Problemkategorie der Entfremdung verhält. Dabei wird die theoretische Distanz des (sozial)pädagogischen Diskurses zu Arbeit und die Engführung von Arbeit auf Lohnarbeit kritisiert. Ein zweiter Teil des Beitrags wird das Verständnis von Arbeit als zweckrationalem Handeln problematisieren, im Rekurs auf Überlegungen zum Gattungswesen im Anschluss an Karl Marx die pädagogische Bedeutung von Arbeit begründen und erörtern, inwiefern die Kategorie Arbeit auf Sachverhalte zutrifft, auf die sich Soziale Arbeit in ihrer Praxis richtet.
... Im Jugendhilfekontext werden diese Verhältnisse durch professionell mitarrangierte "Orte" (Winkler, 2018(Winkler, , S. 1371) verändert, beispielsweise im Rahmen von Wohngruppen. Im Fokus steht die Ermöglichung adaptiver Erfahrungen, auch im alltäglichen Handeln, die reflexiv und biografisch z.B. im Modus des Beratungshandels rückgebunden und symbolisiert werden können (Romanowski & Pauls, 2020, S. 161). ...
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Der Beitrag klärt zunächst die Frage nach dem Stellenwert von Bildung und Erziehung in der Kinder- und Jugendhilfe. Nach einer Verortung der Kinder- und Jugendhilfe in sozialpolitischen Kontexten und einer Erörterung ihres Bedeutungsgewinns vor dem Hintergrund einer andauernden Wohlfahrtsreform geht er der Frage nach, ob und inwiefern die Kinder- und Jugendhilfe in ihren wesentlichen Handlungsfeldern als eine allgemeine und eigenständige Erziehungs- und Bildungsinstanz gelten kann.
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Der Umgang mit Jugendlichen, die sich von radikalen Gruppierungen und Ideologien angezogen fühlen, stellt pädagogische Fachkräfte vor große Herausforderungen. In diesem Kapitel wird argumentiert, dass Fachkräfte der Kinder- und Jugendarbeit auf Grundlage ihres Theorie- und Praxiswissens bereits über die notwendigen Kompetenzen verfügen, diese jedoch durch spezifische Kenntnisse der Funktionsweisen einer Radikalisierung ergänzt werden müssen. Das Kapitel stellt ausgewählte Radikalisierungs- und Extremismusmodelle vor und diskutiert sie, um darauf aufbauend Theoriemodelle vorzustellen, die handlungsleitend für die pädagogische Praxis sein können. Diese Perspektive wird durch einen Einblick in extremistische Ideologien angereichert und vor dem Hintergrund der wechselseitigen Radikalisierung von Rechtsextremismus und religiös begründetem Extremismus anhand von Rekrutierungskampagnen diskutiert. Zudem werden Übungen vorgestellt, die exemplarisch für die Möglichkeit stehen, den Themenkomplex der Radikalisierung und die zugrunde liegenden Dynamiken in der pädagogischen Praxis zu adressieren.
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Der vorliegende Beitrag bestimmt Partizipation als Kernaufgabe und zentralen Handlungsmodus der Kinder- und Jugendarbeit, da sich in diesem Begriff die Bedeutung von Demokratiebildung mit der Verwirklichung von Mitwirkungs- und Beteiligungsrechten von Kindern und Jugendlichen verbindet. Dementsprechend werden sowohl Teilhabe als auch Teilnahme als Facetten von Partizipation erörtert und der Begriff wird im Hinblick auf unterschiedliche sozialpädagogische Handlungsfelder konkretisiert. Ausgehend von einem derart gefassten Partizipationsbegriff fragt der Beitrag nach den Beteiligungsrechten und Partizipationsformen von Kindern und Jugendlichen sowie arbeitsfeldspezifisch nach der Partizipation in der Kinder- und Jugendarbeit. Diese Betrachtung wird ergänzt um empirische Befunde zum Stellenwert von Partizipation für Kinder und Jugendliche und zu partizipativen Prozessen in der Kinder- und Jugendarbeit. Hierbei zeigt sich zum einen die hohe biografische Bedeutung partizipativer Erfahrungen. Zum anderen wird deutlich, dass partizipative Prozesse dann gelingen, wenn sie an den alltäglichen Interessen und Bedürfnissen von Kindern und Jugendlichen anschließen und für diese biografisch sowie subjektiv Sinn machen. Daraus ergibt sich die Bedeutung einer dialogischen Praxis in der Kinder- und Jugendarbeit, in der Partizipation als alltäglicher Handlungsmodus verankert ist.
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Soziale Arbeit hat sich als wissenschaftliche Disziplin etabliert, sie verfügt indessen nicht über eine verbindliche Zentraltheorie. Studierende Sozialer Arbeit müssen sich mit verschiedenen Konzeptionen disziplin- und professionstheoretischer Reflexion auseinandersetzen. Theoriebildung Sozialer Arbeit muss als Theoriediskurs verstanden werden. Helmut Lambers führt in die komplexe Theorielandschaft ein und sorgt für die nötige Orientierung. Neben der Einführung in die verschiedenen Theorien nimmt er einen Theorienvergleich vor und stellt die unterschiedlichen wissenschaftlichen Erkenntniskonzepte, Gegenstandsbestimmungen, Typisierungsversuche und die gemeinsamen Schnittmengen der Theoriebildungen in den Vordergrund.
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Kernstück der vorliegenden Arbeit bilden sieben Jugendfürsorgefälle aus dem Archivbestand der Amtsvormundschaft der Stadt Zürich, die sich über den Zugriff der "rationellen Jugendfürsorge" in die Geschichte eingeschrieben haben. Die fürsorgerischen Tätigkeiten haben sich in einer unüberschaubaren Masse von Dokumenten niedergeschlagen, die das Gedächtnis des gewöhnlichen Lebens bilden, für das im ausgehenden 19. Jahrhundert eine neue Regie entstand, die den Menschen das Gesicht der "Verwahrlosung" zuteilte. Von diesem Zeitpunkt an bezog sich soziale Ungleichheit nicht mehr auf den unterschiedlichen Gebrauch der Freiheit und Verantwortlichkeit, sondern markierte eine Differenz im Grad der Gesellschaftlichkeit, wobei der sozialen Arbeit die Aufgabe zukam, die Ursachen und Bedingungenn der Minderwertigkeit der Individuen erkennbar zu machen und die Rassenhygiene die Auswahl derjenigen treffen konnte, deren Förderung für das Gedeihen der Gesellschaft erwünscht war. Die Verwaltung und Frührung der "Verwahrlosung" bildete die Legitimationsbasis für umfassende Strategien und Technologien der Führung der Menschen und der Regierung des Sozialen. Über das Verwahrlosungsdispositiv konnte die Frage des individuellen Zustandes mit der Frage nach dem Leben der Bevölkerung verbunden werden und damit wurde das Wissen, das sich in der Mischzone des Sozialen um die "Verwahrlosung" gebildet hatte, zu einem Einsatz für politische Interventionen. In den neuen Fürsorgepraktiken zeigt sich nicht einfach das Verschwinden einer Machtform, wie Uwe Uhlendorff und Nadja Ramsauer unterstellen, sondern deren Transformation in eine andere. Was heute rückbildend als sozialpädagogische Praxis gefasst wird, ist in der Schweiz weniger aus der Pädagogik hervorgegangen, als aus einem Konglomerat disziplinärer und beruflicher Zusammenhänge, in denen der Pädagogik zunächst eine untergeordnete Rolle zukam. Die akademische Fundierung der sozialen Arbeit, ihre Konzeption als sekundäre Profession scheiterte und führte zur Verengung der sozialen Arbeit auf die soziale Hilfsarbeit und damit auch zu einer Überbewertung der Rolle der bürgerlichen Frau für die Herausbidlung der sozialen Arbeit.
Book
Ein schneller Einstieg in die Pädagogik: In zehn Kapiteln erhalten Studenten eine grundlegende Orientierung. Ausgehend von Stichworten erläutern Ralf Koerrenz und Michael Winkler die Grundlagen der Pädagogik. Themen sind u.a. Allgemeine Pädagogik, Bildung und Erziehung, Historische Pädagogik, Sozialer Wandel, Sozialpädagogik, Volksbildung oder Reformpädagogik. Der Band kann in Einführungsveranstaltungen ebenso genutzt werden wie bei der Prüfungsvorbereitung.
Book
Der Sozialstaat befindet sich in einer Phase nachhaltiger Umbrüche. Dies ist mittlerweile Allgemeingut. Doch wie dieser Wandel, ja diese »Krise« näher zu bestimmen ist - darüber herrscht alles andere als Klarheit. Die vorherrschenden Diskurse über die Demontage bzw. den »neoliberalen« Rückzug des Sozialstaats greifen zu kurz. Dieses Buch schlägt dagegen vor, den Wandel vom (ver-)sorgenden zum aktivierenden und investiven Sozialstaat als fundamentale Achsenverschiebung im Verhältnis zwischen Individuum und Gesellschaft zu verstehen: als Neuerfindung des Sozialen. Es zeigt die Konturen einer »Aktivgesellschaft«, in der Mobilität, Flexibilität und Produktivität zu politischen Steuerungsformeln individuellen Selbstzwangs verkommen. Nicht länger das Wohlergehen der einzelnen Bürger steht im Vordergrund, sondern vielmehr die Wohlfahrt der »gesellschaftlichen Gemeinschaft«. Damit wird nicht weniger als das Grundversprechen der Moderne aufgegeben: ein selbstbestimmtes Leben zu führen.
Book
Der Philosoph José Ortega y Gasset hat mit seiner Schrift zur „Sozialpädagogik als politisches Programm“ Grundzüge einer Sozialpädagogik für den Spanisch sprechenden Raum dargelegt. Diese Veröffentlichung, die zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt wird, ist Ausgangsbasis für die Renaissance eines Verständnisses von Sozialpädagogik vor dem Hintergrund der aktuellen gesellschaftlichen Umbrüche in Europa und weltweit. Sie wird flankiert vom historischen Kontext der Entstehungsgeschichte sowie einem Beitrag zur Aktualität der Sozialpädagogik in der gegenwärtigen europäischen Entwicklung. „Wenn Erziehung Umformung einer Realität im Sinne einer gewissen, besseren Idee ist, die wir haben, und wenn die Erziehung nicht anders als sozial zu sein hat, dann müssen wir die Konsequenz ziehen, dass die Pädagogik die Wissenschaft von der Umgestaltung der Gesellschaften ist.“ José Ortega y Gasset Der Inhalt Vom Zugang zu den Texten Ortegas - Das Verständnis von Sozialpädagogik bei Ortega - Der Hintergrund der Philosophie und der Sozialpädagogik Ortegas - Europa: Ortegas kulturphilosophische Grundlegungen für eine politische Integration Die Zielgruppen Studierende und Lehrende der Sozialpädagogik, der Sozialen Arbeit sowie der Erziehungswissenschaften und der Philosophie Die Herausgeber Dr. Markus Hundeck ist Verwaltungsprofessor für Soziale Arbeit an der Hochschule Emden/Leer. Prof. Dr. Eric Mührel ist Professor für Sozialpädagogik und Sozialarbeitswissenschaft an der Hochschule Emden/Leer.
Book
Vor dem Hintergrund vielfältiger historischer und theoretischer Reflexionen geht dieses Buch den Grundfragen sozialpädagogischen Wissens nach. Wie kann dieses Wissen bestimmt werden, wenn es sich doch in einem Prozess dauerhafter Veränderung befindet? Im Zentrum steht die kontextabhängige Verschiebung und Veränderung von Sozialpädagogik. Sie kann nicht als feste Größe, sondern nur als variable Wissensstruktur in kulturellem Zusammenhang interpretiert werden. Um dies zu rekonstruieren, wird ein analytisches Konzept als 'reflexive Sozialpädagogik' vorgelegt.
Article
Social work encompasses a number of divergent fields of pedagogical practice and theoretical issues. The author tries to determine research problems and to interpret them as a characteristic theme of social work. Criticizing attempts to level the distinction between theory and practice, he stresses the double burden of pedagogics which is to give practical moral foundations and to provide reliable descriptions. The following topics are considered the major concern of research and practice in social work: the intergenerational dimension, the adaptation of normality concepts, poverty, and intercultural relations.
Chapter
Lebensweltorientierte Soziale Arbeit soll — weit gefasst — verstanden werden als ein Titel für Konturen der Sozialen Arbeit, wie sie sich in vielfältigen Entwicklungen, in Fachdiskussionen, Konzepten, Modellen und in neu strukturierten Profilen in Arbeitsfeldern im Laufe der letzten 30 Jahre entwickelt haben. Lebensweltorientierung stellt also einen Rahmen für Intentionen der Sozialen Arbeit dar, die eine Verbindung unterschiedlicher theoretischer und praktischer Entwicklungen erlaubt (vgl. Thiersch 1986, 1992). Lebensweltorientierung, so verstanden, hat ihren Niederschlag z. B. im Achten Jugendbericht (BMJFFG 1990) und im KJHG, und hier wiederum besonders in den Erläuterungen (vgl. Münder u. a. 1998), gefunden.
Thesis
Die Bezeichnung „Sozialpädagogik“ steht heute nicht nur für eine Vielfalt an professionellen Praktiken, die es in unterschiedlicher Weise mit Personenveränderung zu tun haben, sondern auch für einen akademisch institutionalisierten Kommunikationszusammenhang, der sich über ein heterogenes und diskontinuierliches Spektrum an Themen, Wissensbeständen und Forschungsaufgaben definiert. Die wissenschaftliche Diskussion um die So-zialpädagogik ist vor diesem Hintergrund seit einigen Jahren deutlich geprägt von der Erfahrung, dass eine umfassende Theorie ihres Gegenstandsbereichs nicht mehr möglich sei. Die Dissertation verortet sich in dieser Diskussion, begreift jedoch die Frage nach der Möglichkeit einer Theorie der Sozialpädagogik nicht als ein Problem des Gegenstandes, sondern als ein Prob-lem seiner Beobachtung. Dabei geht es jedoch keineswegs nur um eine Kritik der Voraussetzungen sozialpädagogischer Erkenntnis, vielmehr wird zugleich ein neuartiger Weg innerhalb der sozialpädagogischen Theoriediskussion eingeschla-gen: Eine Theorie der „Sozialpädagogik“ kann nur als eine nicht-sozialpädagogische Theorie formuliert werden. Die daran anschließende methodologische Ausei-nandersetzung rückt einen theoretisch informierten Modus der Beobachtung ins Zentrum, der seine postontologische Lektion bereits gelernt hat und gerade unter Verzicht auf Vorstellungen von der je besonderen Bestimmtheit seines Objektes objekttheoretische Aussagen anstrebt: Pierre Bourdieus Theorie der Felder.
Article
Jena, Universiẗat, Diss., 2004. Teil 2 u.d.T.: Wilhelm, Elena: "Degeneriert", "verwahrlost", "moralisch defekt" / von Elena Wilhelm.
Denken ohne Geländer. Texte und Brief, 5. Aufl
  • H Arendt
Sozialpädagogik des Kindes- und Jugendalters. Eine Einführung
  • L Böhnisch
Bildungspanik: Was unsere Gesellschaft spaltet
  • H Bude
Über die Verborgenheit der Gesundheit. Aufsätze und Vorträge
  • H G Gadamer
Glücklich standardisiert. Vom heimlichen Nutzen der Bildungsstandards
  • W Horvath
Sterben lernen heißt leben lernen. Sterbebegleitung aus sozialpädagogischer Perspektive
  • H Mennemann
Sisyphos oder die Grenzen der Erziehung (1925). Frankfurt am Main
  • S Bernfeld
Zur disziplinären Identität der Sozialpädagogik
  • W Hornstein
Erziehungswissenschaft und Sozialpädagogik/Sozialarbeit oder „Das Pädagogische“ in der Sozialarbeit/Sozialpädagogik
  • K Mollenhauer
Klassiker der Sozialpädagogik. Einführung in die Theoriegeschichte einer Wissenschaft
  • C Niemeyer
Theorie und Praxis der Sozialpädagogik
  • C Niemeyer
Sozialpädagogik als Wissenschaft und Profession
  • C Niemeyer
Die Grenzen der Gerechtigkeit
  • M Nussbaum
Negative Freiheit? Zur Kritik des neuzeitlichen Individualismus
  • C Taylor
Eine Theorie der Sozialpädagogik
  • M Winkler
Die Stärkung des Sozialen
  • R Castel
Zugänge zur Geschichte der Sozialpädagogik und Sozialarbeit
  • B Dollinger
  • M Schabdach
Einführung in die Sozialpädagogik
  • F Hamburger
Etwas fehlt. Zur Kritik und Bestimmung von Hilfebedürftigkeit für die Sozialpädagogik
  • M Brumlik
  • W Keckeisen
Personale Dimension des (sozial-)pädagogischen Könnens - der pädagogische Bezug
  • H E Colla
Wie das Soziale in die Pädagogik kam. Zur Theoriegeschichte universitärer Sozialpädagogik am Beispiel Paul Natorps und Herman Nohls
  • J Henseler
Bildung, Alltag und Subjektivität. Elemente zu einer Theorie der Sozialpädagogik
  • H Sünker
Die Erfahrung der Wirklichkeit. Perspektiven einer alltagsorientierten Sozialpädagogik
  • H Thiersch
Die Logik der Sorge. Verlust der Aufklärung durch Technik und Medien
  • B Stiegler
Sozialpädagogisches Denken. Wege zu einer Neubestimmung
  • L Böhnisch
  • W Schröer
  • H Thiersch
Lebensweltorientierte Soziale Arbeit. Aufgaben der Praxis im sozialen Wandel
  • H Thiersch