Content uploaded by Matthias Drilling
Author content
All content in this area was uploaded by Matthias Drilling on May 19, 2020
Content may be subject to copyright.
VS RESEARCH
Quartiersforschung
Matthias Drilling
Olaf Schnur (Hrsg.)
Herausgegeben von
Dr. Olaf Schnur, Universität Tùbingen
Dr. Dirk cebhardt, Eurocities, Brussel
Dr. Matthias Drilling. Hochschule für Soziale Arbe¡t, Basel Nachhaltige
Qua rtiersentwicklu ng
Das Wohn- oder Stadtquartier hat in unterschiedlichsten Bereichen der Stadtfor-
schung einen wachsenden Stellenwert. Neue Schwerpunkte auf Quartiersebene
sind sowohl in der Praxis, etwa in Stadtentwicklung und tmmobilienwirtschaft,
als auch in stårker theoretisch orientierten Bereichen zu finden. ln der dazwischen
liegenden crauzone hat die wissenschaftliche Begleitforschung Konjunktur, die
sich mit den immer vielfältigeren planungspolitischen lnterventionen in Quartie-
ren beschäftigt. Diese Re¡he möchte sich den inzwischen existierenden pluralisti-
schen, oft auch kritisch geführten Diskursl¡nien der Quartiersforschung mit ihren
zahlreichen Überschneidungen und Widersprüchen widmen. Sie bietet Raum für
Quartiersforschung im weitesten Sinn - von Arbeiten mit theoretisch-konzeptio-
nellem Schwerpunkt uber empirisch-methodisch orientierte Studien bis hin zu
explizit praxisorientierten Arbe¡ten über Quartiers-Themen aus dem Blickwinkel
verschiedener Paradigmen der Quartiersforschung. So soll ein Forum entstehen,
in dem sich lnteressierte aus allen Bereichen - vom Quartiersmanager bis zum
Wissenschaftler - über das Themenfeld ,,Quartier" auch uber den eigenen Hori-
zont hinaus informìeren können. Quartiersforschung wird innerhalb dieser Re¡he
interd¡sziplinär und mu ltidiszipl inär verstanden, wobei geographische und sozial-
wissenschaftl ¡che Ansätze einen schwerpun ki darstel len.
Positionen, Praxisbeispiele
und Perspektiven
VS RESEARCH
B¡bl¡ografische lnformation der Deutschen Nationalb¡bliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet d¡ese Publikat¡on ¡n der
Deutschen Nationalbibliograf¡e; detaill¡erte bibliografische Daten sind im tnternet über
<http://dnb.d-nb.de> abruf bar.
Publiz¡ert mit Unterstl¡tzung des Schweizerischen Nationalfonds zur Förderung der wissen-
schaftlichen Forschung.
'1. Auflage 2012
Alle Rechte vorbehalten
O VS Verlag für Soz¡alwissenschaften I Springer Fachmedien Wiesbaden cmbH 2012
Lektorat: Dorothee Koch I Britta Göhrisch-Radmacher
VS Verlag für Sozialw¡ssenschaften ist eine Marke von Springer Fachmedien.
Springer Fachmedien istTeil der Fachverlagsgruppe Springer Science+Business Media.
www.vs-verlaS.de
Das Werk einschl¡eßl¡ch aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede
Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist
ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt ¡nsbesondere
fr.¡r Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspei-
cherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.
D¡e Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem
Werk berechtlgt auch ohne besondere Kennzeichnung n¡cht zu der Annahme, dass solche
Namen im sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten
wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.
umschlaggestaltung: KünkelLopka Med¡enentwicklung, Heidelberg
Gedruckt auf säurefreiem und chlorfrei gebleichtem Papier
Printed ¡n cermany
rsBN 978-3-531-1 835ó-5
Vorwort
Mit dem vorliegenden Sammelband stellt der Arbeitskreis Quartiersforschung der
Deutschen Gesellschaft für Geographie ein aktuelles Thema in den Mittelpunkt
seiner Publikationsreihe. Die Beiträge knüpfen an die Jahrestagung 2010 Köin an,
die unter dem Titel ,,Nachhaltige Quartiersentwicklung. Zur wirkkrãft eines nonna-
tiven Konzeptes" stattfand . Trotz - oder vielleicht gerade wegen - aller K¡itik am
Konzept der Nachhaltigkeit erleben wir seine Renaissance in der jüngeren sied-
lungsentwicklung. Im Quartierskontext wurde Nachhaltigkeit bislang jãdoch noch
nicht eingehender diskutiert. Es stellten sich für die Tagung deshalb èinige Grund-
fragen, wie z. B.: Inwiefern kann das euartier als Bezugsãbene einen Biitrag zur
Nachhaltigkeit leisten? werden zentrale Kontexte und damit Entwicklungsbãdin-
gungen nicht auf anderen Ebenen entschieden? wie weit ist die Forderung, wirt-
schaftliche, ökologische und soziale Ziele gleichberechtigt in Quartieren zu fiirdern,
überhaupt realistisch?
Die interdisziplindr besuchte Tagung konnte die großen Eingangsfragen (er-
wartungsgemäß) nicht abschließend klären. Dennoch gab es Einigkeit, dass die
verschiedenen Perspektiven auf nachhaltige Quartiersentwicklung zur intensiven
Reflexion affegen und zu weiterführenden Erkerurtnissen - verortet zwischen
Praxisbezug und theoretischer Position - führen. euartiere können, so ein Fazit der
Tagung, wichtiger Bezugspunkt für nachhaltige stadtentwicklung sein, sofern der
konzeptionelle Rahmen von,,Nachhaltigkeif'nicht vernachlässigt und das euartier
als ,,eingebettete Zwischenebsne" vielfültigen Schnittstellen zur Nachhaltigkeits-
politik verstanden wird.
wir danken den Autorinnen und Autoren für ihre Bereitschaft zur engagierten
und streitbaren Diskussion im Arbeitskreis, die sie zu einer eigenen Argumentation
für dieses Buch verdichtet haben. Darüber hinaus konnten wir erneut mit Frau
Britta Göhrisch-Radmacher vom vS verlag und Herrn ulf Baier von satzRepro-
service in Jena sehr kompetente Begleitungen für dieses Buchprojekt gewinnen. Zu
ganz besonderem Dank sind wir der Fachhochschule Köln und hier Kadaveil für die
organisation unserer Tagung verpflichtet. Die Druckkosten des Buches wurden
durch den Schweizerischen Nationalfonds unterstützt.
Basel und Tübingen, im August 201I Matthias Drilling und Olaf Schnur
Nachhaltigkeit in der Quartiersentwicklung
- einführende Anmerkungen
Matthias Drilling und Olaf Schnur
I Nachhaltigkeit: Konzipiert um den Besitzstand zu wahren
Als im Jahr 1984 die norwegische Ministerpräsidentin Gro Harlem Brundtland zur
vorsitzenden der weltkommission für umwelt und Entwicklung berufen wurde,
war dies nach den Kommissionsberichten ,,Das überleben sichern,. Q.{ord-Süd
Kommission 1980) sowie ,,Die gemeinsame Sicherheit"(Independent commission
on Disarmament and Security Issues 1982) der dritte Auftrag für die Erarbeitung
eines weltumspannenden politischen Handlungsdispositivs, für den die General-
versammlung der vereinten Nationen verantwortung übernahm. In ihrem Ab-
schlussbericht weist die Kommission zwar im Geiste der Berichte des club of
Rome (colombo & Türani 1986; Meadows 1974) auf die Grenzen von einseitig auf
monetären und kurzfristigen Nutzen hin ausgerichtete wachstums- und Entwick-
lungsstrategien hin. In einem weiteren Schritt versucht sie aber auch, ein alternati-
ves, vor allem generationenübergreifendes Entwicklungsszenario zu entwerfen und
die bisher als konfliktär angesehene Beziehung zwischen denzielen,,wachstum..
und ,,Erhaltung der natürlichen umwelt" aufzubrechen. Dant führt die Kommis-
sion den Begriff der ,,dauerhaften Entwicklung" ein: ,,Dauerhafte Entwicklung ist
Entwicklung, die die Bedürfnisse der Gegenwart befriedigt, ohne zu riskier"n, ãass
künftige Generationen ihre eigenen Bedürfirisse nicht befriedigen können... (Hauff
1987:46)
In den Jahren nach der veröffentlichung des Brundtlandberichtes wurden zahl-
reiche vorschläge und Modetle ausgearbeitet, die das verständnis und die damit ver-
bundenen Empfehlungen der Kommission zu operationalisieren versuchten. Diese
Konzepte bezogen sich neben der Umweltpolitik auf eine Vielzahl von Politikberei-
chen, wie z. B. Bildung, Soziales, Bauen, wirtschaft, Ernährung, Gesundheit, Mobi-
lität, Beschäftigung, Gleichberechtigung, Integration und Raumentwicklung. Indem
der Nachhaltigkeitsanspruch zum Paradigma erhoben wurde, diftrndierte er in alle
gesellschaftlich relevanten Bereiche, wurde zur interdisziplinären Querschnittsauf-
gabe. Die Konferenz für umwelt und Entwicklung in Rio de Janeiro imJahre 1992
sowie ihre Folgekonferenz in Johannesburg (Rio+10) 2}}2bekräftigten dieses Ent-
wicklungsszenario.
t2 Matthias Drilling und Olaf Schnur
Nachhaltigkeit wurde so zu einem Grundprinzip von politik und mit der Rio-
Abschlusscharta Agenda 2l war ein globales Aktionsprogramm für das 2l . Jahrhun-
dert formuliert, das insbesondere die Entwicklung der Städte und damit auch ihrer
Quartiere ins Zentrum stellte, denn, so die Abschlusscharta der Folgekonferenz von
Aalborg, sind es die Städte, in denen zahlreiche der,,Ungleichgewichte [...], die
unsere moderne Welt schädigen", entstehen (Charta von Aalborg 1994: 2); und es
sind die städte, in denen Antworten auf diese Herausforderungen gefunden werden
müssen (ebd.: 3).
Weitere, auf die Stadl und Quartiersentwicklung fokussierende Konferenzen
wie die uN-'weltgipfelkonferenz zum siedlungswesen Habitat II (Istanbul 1996),
die Weltkonferenz URBAN 21 (Berlin 2000), die UN-Istanbul+5-Konferenz (New
York 2001) sowie eine Reihe von Konferenzen der Europäischen union und einzel-
ner Staaten lieferten Handlungsanleitungen für die umsetzung der prinzipien der
Nachhaltigkeit (siehe z. B. die Lösungsbeispiele im,,urban Best practices and Local
Leadership Programme"). zusätzliche Bedeutung erhielt der Nachhaltigkeitsan-
spruch durch seine verknüpfung mit anderen stadtbezogenen Leitbildern, wie z. B.
dem von der WHO formulierten Leitbild städtischer Gesundheitspolitik (siehe
Alisch 2001) oder dem Leitbild der ,,Zukunftsfähigkeit der Städte" (zur verknüp-
tung mit dem Leitbild Nachhaltigkeir siehe Frey & Rosinak 2002:203; zum pro-
gramm siehe Hall & Pfeifler 2000; Internationales Forum für Gestaltung 1999;
Kreibich 2002:626tr.).
Auf internationaler Ebene sind die Vorstellungen über eine nachhaltige Entwick-
lung allerdings sehr divergent. Zu unterschiedlich vollziehen sich städtische
Entwicklungsprozesse in Industrie-, Transformations- und Entwicklungsländern.
so wird im weltbericht über die Zukunft der Städte, der Abschlusserklärung von
URBAN 21, ganz allgemein von ,,Dimensionen" einer nachhaltigen Stadtentwick-
lung gesprochen (Hall & Pfeiffer 2000: 8), wobei die Dimensionen daraus abgelei-
tet sind, ,,was sich die Menschen seit jeher wünschen". Auf nationaler Ebene wurde
das Nachhaltigkeitspostulat in erster Linie als Programm übersetzt, das neben der
Förderung von wirtschaft und ökologie auch die gleichberechtigte Förderung des
Sozialen beabsichtigt. Die Erfolge sollen - wie es die vielzahl von Nachhaltigkeits-
berichten verdeutlichen - vor allem mithilfe einer für die ökonomische, soziale und
ökologische Entwicklung ungefiihr jeweils gleichen Anzahl von Indikatoren über-
prüft werden.
Dass das wirtschaftliche wachstum aber weiterhin als von herausragender Be-
deutung angesehen wird, weil nur dieses eine weitere Steigerung des wohlstandes
und die finanzielle Basis zur Erfüllung öffentlicher Aufgaben zu ermöglichen
scheint, verdeutlicht, dass aus der Sicht der Nachhaltigkeitsstrategie kein generelles
umdenken in der wirtschaftspolitischen strategie als notwendig erachtet wird.
Hinzu kommt eine weitgehende uneinigkeit, durch welche Indikatoren sich die
Nachhaltigkeit von Entwicklungsprozessen darstellen lässt. Entsprechend heterogen
sind die Kriterien, anhand derer Nachhaltigkeit gemessen wird. So untersuchten
Schultz et al. (2001: 64ff.) die Indikatorensets von 14 europäischen städten bzw.
Nachhaltigkeit in der Quartiersentwicklung - einführende Anmerkungen 13
verbünden: von den über 200 verschiedenen Indikatoren, die in den Sets zur An-
wendung kommen, finden nur wenige in mehreren städten Anwendung, vielmehr
werden sie eher aus pragmatischen Überlegungen heraus formuliert und kaum
theoretisch hergeleitet. Im Nachhaltigkeitsbericht der Stadt Zurichbeispielsweise
wird geschrieben, dass die wahl der Indikatoren entlang der Kriterien ,,aussage-
kräftig im Sinne der Nachhaltigkeit", ,,durch städtische politik beeinflussbir..,
,,Daten verfügbar", ,,verständlich", ,,Vergleichbarkeit mit anderen Städten..,
,,Abdecken aller Nachhaltigkeitsdimensionen", ,,weitgehende unabhängigkeit der
Indikatoren voneinander" und,,überschaubares set von 15 bis 30 Indikatoren..
erfolgte (Fachstelle für Stadtentwicklung 2004:7). Andere Städte haben sich im
vorfeld der Indikatorenauswahl mit anderen städten auf ein vergleichbares vor-
gehen geeinigt.
Halten wir an dieser Stelle fest: Trotz des paradigmatischen charakters des Kon-
zepts der Nachhaltigkeit, dessen Argumentationskraft sich aus dem verständnis
eines verknüpften Zusammenwirkens der ziele,,wohlstand", ,,Lebensqualität" und
,,stoffivechsel" speist, stellen Forschung und praxis heute verschiedene widersprü-
che fest:
Forschung über Nachhaltigkeit in der stadt- und euartiersentwicklung ist ein
Desiderat. Es ist wünschenswert, darüber zu forschen, damit die Ergebnisse die
wissenschaftliche Auseinandersetzung über das, was Nachhaltigkeit ist, wie man
sie misst oder wie man sie interdisziplinär erforscht, durchdringen. Dabei ist
Nachhaltigkeit auf wissenschaftlicher Ebene zwar in vielfacher Weise erforscht
und interpretiert worden, meist aber nur aus einem bestimmten Blickwinkel her-
aus (Fischer-Kowalski 2002). zwar steht sie heute als konkurrenzlose ,,positive
Gestaltungsvision" für das ûberleben des Erdsystems da (weidner 2002: l3), der
mit der Trias Ökonomie, ökologie und soziaies zum Aisdruck gebrachte An-
spruch auf interdisziplinäre Vernetzung der drei Dimensionen wird aber nur sel-
ten eingelöst und für die Umsetzung in die praxis aufbereitet.
Nachhaltige Stadt- und Quartiersentwicklung ist ein normatives Konzept. Die
operationalisierung von Nachhaltigkeit ist unsystematisch, kaum koordiniert und
wenig theoriegeleitet. vielmehr überwiegen praktische Erwägungen (verñigbar-
keit von Daten, verständlichkeit etc.) bei der Erschließung von Indikatoren. Das
ist ein Zirkelschluss: Man misst Nachhaltigkeit anhand selbst gewählter Indikato-
ren, und indem die gewonnenen Daten als Stand der nachhaltigen Enfwicklung in
einer StadtiGemeinde apostrophiert werden, bestätigen sie die Richtigkeit der In-
dikatorenwahl. Der von der Politik gewählte Ausweg, diesen widerspruch durch
eine orientiemng an den Indikatorsets anderer Städte/Gemeinden aufzulösen,
verstärkt eher die Diffusion von Alltagswissen in die wissenschaft, und auch der
versuch, über Expertenbefragungen zu allgemeingültigen Indikatoren zu gelan-
gen (wie beispielsweise im Rahmen des cercle indicateurs 2005), scheitert ei-
gentlich schon an der Frage, über welches wissen Experten im Zusammenhang
mit Nachhaltigkeit denn verfügen müssten.
14 Matthias Drilling und Olaf Schnur
Nachhaltigkeit ist ein (politisch) erwünschtes Konstrukt. Einen absoluten Be-
zugsrahmen für Nachhaltigkeit gibt es bis heute nicht, daher kann keine abschlie-
ßende Bewertung vorgenommen werden, ob etwas nachhaltig ist oder nicht. Es ist
der Beitrag einer (politischen) Entscheiduny'Handlung zur ,,Vision Nachhaltig-
keit", der beurteilt werden kann. Pragmatisch-kritisch ausgedrückt, bedeutet
nachhaltige (Stadt-)Entwicklung ,,gleichzeitig und gleichwertig die Ziele des
Umweltschutzes (Schutz der Ökosphäre), der ökonomischem Beständigkeit
(stabile wirtschaftliche Entwicklung) und der sozialen Gerechtigkeit (gerechte
Verteilung der Lebenschancen) anzustreben." (Dangschat 2001: 76f.) Insofern
ermöglicht es der Nachhaltigkeitsdiskurs, bisherige Handlungsstrategien zu-
kunftsorientiert umzuformulieren bzw. zu begründen.
Doch auch wenn die Vorstellungen über die konkrete Ausgestaltung divergieren und
die theoretischen Grundlagen weitgehend fehlen, haben sich Politik und zum Teil
auch Wissenschaft auf grundlegende Zielkorridore (vergleichbar einem ethischen
Rahmen des Modells Nachhaltigkeit) festgelegt (vgl. Cercle indicateurs 2005: l1;
Maier & Michelsen 2004: l8):
Intergenerative Gerechtigkeit: Nachhaltige Stadt- und Quartiersentwicklung will
zukünftigen Generationen Gestaltungsmöglichkeiten erhalten.
Intragenerative Gerechtigkeil: Nachhaltige Stadt- und Quartiersentwicklung will
Gruppen von unterschiedlicher sozialer Herkunft und unterschiedlichem sozia-
lem Status Gestaltungsmöglichkeiten eröffnen.
Intraterritoriale Gerechtigkeil.' Nachhaltige Stadt- und Quartiersentwicklung
trägt der Unterschiedlichkeit von Stadt und Umland sowie der verschiedenen
Quartiere innerhalb einer Stadt Rechnung und zielt auf den Abbau von Disparitä-
ten ab.
Entwicklungsorientiertes Verstdndnis: Dass nachhaltige Stadt- und Quartiersent-
wicklung Leitbildcharakter hat, impliziert die Mitwirkung und Unterstützung
durch die Stadtbevölkerung. Deshalb steht die Organisation offener Prozesse und
die Etablierung von lernfáhigen Systemen unter ausgewogener Berücksichtigung
der Ziele,,ökonomische Beständigkeit", ,,soziale Gerechtigkeit" und ,,ökologi-
sche Verträglichkeit" im Zentrum des Entwicklungsbegriffs.
2 Quartier: Genutzt als Interventionsebene
Hindernisse für die nachhaltige Entwicklung - so die europäische Meinung - beste-
hen insbesondere im Mangel an institutionellen Mechanismen zur Entwicklung und
Implementierung einer entsprechenden Politik auf der lokalen Ebene. Es gilt, dass
eine erfolgreiche Nachhaltigkeitspolitik die Differenzierung der Stadt zur Kenntnis
nehmen und quartierspezifische Strategien entwickeln muss. Sie kann auch nicht als
eine ,,Top-down"-Strategie verordnet werden, vielmehr muss die Bevölkerung als
Nachhaltigkeit in der einñihrende Anmerkungen 15
Träger der Entwicklung bereits auf Quartierebene in die Aushandlungs- und Lern-
prozesse einbezogen werden. Damit ist eine generelle Aufwertung des Sozialen und
des Lokalen in der Stadtplanung gefordert - eine nahezu paradigmatische wendung
in der Geschichte der Planung.
Denn stadtplanung war imzuge der Entwicklung der westeuropäischen Staaten
von einer ,,Mangel- hin zu einer Reichtumsgesellschaft.. (Döring, Hanesch &
Huster 1990:7) vor allem eine ,,Planung von oben", die verwaltungs- und planungs-
kultur war gekennzeichnet durch den Glauben an immerwährende prosperität und
die Entwicklung städtischer Quartiere orientierte sich in erster Linie an dèn Interes-
sen der Investoren (2r verwaltungs- und Planungskultur vor und nach der Konfe-
renz von Rio siehe z. B. Alisch & Dangschat 1998: 187tr). Ein Zustand, auf den
Burckardt et al. in ihrem Aufruf zu einem städtebaulichen Neuaufbruch und der
Planung einer neuen Stadt bereits im Jahre 1955 aufmerksam machten: ,,wir leben
provisorisch, das heisst ohne Plan für die Zukunft. t. .l unsere politik ist nicht Ge-
staltung, sondern verwaltung, weit davon entfernt, aus den Gegebenheiten der
Gegenwart eine andere Zukunft zu planen." (Burckardt, Frisch, & Kutter 1955: lg)
Zwar waren pafüzipative Elemente in der stadtplanung bekannt, doch waren diese
eher einmalig, punktuell und räumlich begrenzt. Selle (1991: l4) konstatiert sogar,
dass die stadterneuerungsmaßnahmen am Ende ,,oft [...] mit der Zerstörung ganzer
Stadtteile"' einhergingen.
Mit den Phasen von Rezession und Stagnation, unterbrochen von kurzen kon-
junkturellen Aufschwüngen seit den 1990er-Jahren, hat sich die sicht auf die euar-
tiere und ihre Rolle in der Stadçlanung geändert. Denn die durch die wirtschaft-
lichen Veränderungen bedingten sozialen Risiken konnten nur zum Teil durch die
staatlichen (insbes. Arbeitslosenversicherung und Sozialhilfe) und privaten Siche-
rungsnetze (Familie, Bekanntenkreis) aufgefangen werden. Armut, soziale segrega-
tion und Ausschluss wurden zu einem der ,,sozialpolitisch brennendsten probleme..
(Leu 1999: 39). Die Forschung sah in der Folgezeit in den Städten zwar immer noch
Entwicklungszeîtren, zugleich erkannte sie aber, wie sich in ihnen die Herausforde-
rungen des Ûbergangs der Gesellschaft zum Postfordismus abzeichnen und wies auf
verschärfte sozioökonomische und soziokulturelle Polarisierungen hin, die auch ih-
ren räumlichen Ausdruck fanden.
Handlungstheoretische Arbeiten thematisierten Formen ,,neuer Armut" (Lompe
1987) und benannten mit der ,,urban underclass" (Wilson 1987), den ,,new urban
poor" (Wilson 1997), ,,working poor in the inner city.. (Newman 1999) oder ,,young
urban poor" (Drilling 2004) Armutsgruppen, deren Handlungsspielräume in direk-
tem Zusammenhang mit den städtischen Räumen stehen. Forschungen zur Stadt-
struktur wiesen auf Prozesse sozialer, ethnischer und residentieller Segregation hin,
die in ihrer Extremform in eine spaltung der Stadt (ausführlicher r.r ã"n Mod"llen
und Kritik in Dangschat 1995,199l-; Freyberg 1996; Keller 1999: 3lff.) und weit-
gehende Ausschlussprozesse (Hohm 2003) münden. In wie viele Tþile sich diese
Spaltung vollzieht, dazu liegen heute unterschiedliche vorschläge vor (,,quatered
city" bei Marcuse 1989; ,,dual city" bei Mollenkopf & castells 1992). Moderatere
r6 Manhias Drilling und Olaf Schnur
Ansätze machen auf einen ,,gespaltenen Fortschritt" (Freyberg 1996; siehe auch die
,,Stadtlandschaften der Macht" bei Noller 1999: 135f.) aufmerksam und schreiben
folgenden Faktoren die Kraft für die Ausdifferenzierung in Quartiere zu: 1) die
zunehmende Internationalisierung von Produktion und Kapitalverwertung, 2) die
Flexibilisierung von Produktion und Arbeitsmarkt, 3) die Veränderung politisch-
institutioneller Regulationsformen, 4) die Polarisierung des Arbeitsmarktes, der
Beschäftigten- und Sozialstruktur, 5) die Entwicklung neuer Haushaltsstrukturen,
neuer,,Lebensstile" und Konsummuster in Richtung auf eine verstärkte Individuali-
sierung der Lebensführung und 6) die Kapitalisierung des Wohnungsmarktes und
das Nutzenkalktil der Eigentümer (siehe Borst & Krätke 1993; Dangschat 1996;
Friedrich 2004 ; Häußermann 2002).
Derartigen Fragmentierungsprozessen unterworfen entstehen ,,Brennpunktquar-
tiere", ,,Quartiere mit besonderem Entwicklungsbedarf', ,,benachteiligte Quartiere"
oder ,,Stadtteile mit prekärem Status"; hier bündeln sich soziale, ökonomische und
ökologische Probleme (vgl. Kronauer & Vogel 2004): Es konzentrieren sich von
Armut und Arbeitslosigkeit Betroffene; schlechte Ertragsaussichten führen bei den
Liegenschaftseigentümern nt Zwucl<halhrng bei Investitionen; bei hoher Bevölke-
rungsdichte stehen nur wenig Freiflächen und öffentliche Räume zurVerfügung, was
zu Übernutzung bzw. zu Nutzungskonflikten führt; gleichzeitig erschwert die Plura-
lisierung der Lebensstile und damit die Pluralisierung der Einstellungen zur Umwelt
und des Umweltverhaltens eine gemeinsame Artikulation von Interessen. Letztlich
fehlt in diesen Quartieren aber nicht nur ein von den Quartierbewohnern getragener
Konsens über Fragen der Nachhaltigkeit, sondern auch das Wissen, was die einzel-
nen in- und ausländischen Bewohner und Akteure unter Nachhaltigkeit verstehen.
Dies überrascht nicht, da diese Quartiere in der Regel ausschließlich defizitär be-
trachtet werden und den Bewohnern ein ,,Lebensstil der Notwendigkeit" (Bourdieu)
unterstellt wird. Bemerkenswert ist, dass dann auch von den Akteuren der Stadt-
planung kaum noch Anstrengungen im Sinne eines ,,aktivierenden Sozialstaates"
unternommen werden, was die ökonomischen, sozialen und ökologischen Abwer-
tungsprozesse des Quartiers verstärkt (Baumgärtner 2009). Sichtbar werden solche
Abwertungsprozesse beispielsweise in der kurzen Verweildauer neuer Unterneh-
mungen, der geringen Zahl neu geschaffenerArbeitsplätze, der fehlenden Investition
in Bauten (ökonomische Dimension), der selektiven Abwanderung, derVerdichtung
der sozialen Infrastruktur, der Zunahme der sozialpädagogisch/sozialarbeiterisch
unterstützten Schulen (soziale Dimension) sowie der Zunahme einer wilden Müllde-
ponierung, der ,,Verslummung" von Straßenzügen oder der Entsorgung von Sperr-
gut als ,,Gratisangebot" am Straßenrand (ökologische Dimension).
Quartieren mit besonderem Entwicklungsbedarf stehen Quartiere gegenüber, die
in Bezug auf sozioökonomischen und -kulturellen Status und Lebensstil von einer
relativ homogenen Bevölkerung bewohnt werden. Sie gelten weithin als ,,Muster-
quartiere", auch in Bezug auf nachhaltige Entwicklung: Der hohe Anteil von Eigen-
tumswohnungen und -häusern, die lange Verweildauer der Bewohnerlirnen (2.T.
über Generationen hinweg) und ihr hoher sozialer und ökonomischer Status, das
großzügigere verhältnis von öffentlichem zu privatem Raum sowie die hohe verfüg-
barkeit von Grün- und Erholungsflächen ffagen zur Identifikation der Bewohner/
innen mit ihrem Quartier bei. Diese kollektive Identität des ,,Wir-hier-im-Stadtteil,.
(Greiffenhagen 2003: 365) erleichtert damit die Reproduktion des Kollektiven -
eine der zentralen Grundlagen des Nachhaltigkeitsleitbildes, jedoch auch eine
riskante Einschätzung des Verhältnisses von Lebensstil und Nachhaltigkeit. Denn es
gibt.derzeit keine repräsentative Studie, die diese vorbildfunktion homogener euar-
tier in Bezug auf nachhaltige Konsum- und Lebensstile nachweisen könn1e (garuim
Gegenteil stellt Schnur 2004 durchaus auch eine vorbildfunktion von sog. problem-
quartieren fest, vgl. 3.2).
Neuerdings kommt in vielen westlichen Industriestaaten noch ein weiterer As-
pekt hinzu: Die aufkommende Frage der nachhaltigen Stadtentwicklung in vom de-
mographischen vy'andel betroffenen, schrumpfenden Städten und euartieren, die zu-
rückgebaut oder aufgegeben werden (müssen) (vgl. schnur 20 I 0). Auch hier werden
die Nachhaltigkeitsdimensionen mehr als deutlich: soziar (2.8. vom Leerstand oder
Rückbau betroffene wohnbevölkerung, vgl. peter 2009), ökonomisch (wer trägt die
Kosten des Rückbaus und der vernichtung von Anlagevermögen? - vgt. eernt ioos¡
und ökologisch (von Altlastenproblemen bis zu den chancen, die z.-B. neue inner-
städtische Freiräume bieten können, vgl. Deilmann2002).Auch hier sind das euar-
tier, dessen Bewohner/innen, Infrastrukturen und wohnungsbestände Gegenstand
komplexester Governance-Prozesse (vgl. Schnur 20 I 0).
Quartiere können also als Interventionsebene, mehr aber vielleicht noch als
Nukleus nachhaltiger Stadtentwicklungsprozesse verstanden werden. Dabei sind
die drei Nachhaltigkeitsdimensionen,,ökologisch", ,,ökonomisch" und,,sozial.. im
Auge zu behalten. vy'ir möchten in diesem Text einen Beitrag zu einer von uns als de-
fizitär empfundenen Diskussion leisten und insbesondere ãie soziale Komponente
nachhaltiger Quartiersentwicklung stärker in den Mittelpunkt rücken. Das bedeutet
nicht, dass wir die ökologische und ökonomische Dimension nicht für ebenso wich-
tig hielten. Die Beiträge in diesem Band können diese hier bewusst in Kauf genom-
mene Akzentuierung ohne weiteres ausgleichen (insbesondere die überblickshaften,
integrierten Darstellungen von Karin Hopfner und philipp zakrzweski sowie ulli
Meisel in diesem Band).
3 Die Entdeckung der Bürger/innen, ihres Sozialraums
und sozialen Kapitals
Mit der wiederentdeckung der Quartiere, des sozialen Nahraums und der lokalen
Akteure verbindet sich eine Relativierung der in den 19g0er Jahren populären
These, dass die Probleme von umweltverschmutzung, Armut und selektivórAbwan-
derung als Versagen städtischer Wirtschafts- und Sozialpolitik zu interpretieren sind.
Darauf macht z. B. Haus (2005) aufmerksam, wenn er ãavon spricht, ãass die heuti-
gen Probleme ,,ein staatsversagen" darstellen, weil sie die Folge der problem-
Nachhaltigkeit in der einführende 17
Nachhaltigkeit in der einñihrende t9
l8 Matthias Drilling und Olaf Schnur
lösungsversuche der Vergangenheit sind: ,,Typischerweise gehören heute nicht zu-
letzt solche Stadtgebiete zu den ,benachteiligten'Vierteln, welche in den Sechziger-
und Siebzigerjahren als besonders zukunftsweisend - nämlich als funktional vor-
bildlicher und für breite Bevölkerungsschichten erschwinglicher 'sozialer Woh-
nungsbau' galten, heute aber a1s seelenlose Wohnmaschinen verworfen werden'"
(Haus 2005: 25)
Aus den Erfahrungen mit solchen nicht intendierten Folgen sozialstaatlichen
Handelns, aber auch wegen der fina¡ziellen Probleme, denen sich Staat und
Städte/Gemeinden gegenübersehen, sieht sich das Konzept des ,,aktivierenden
Sozialstaats" konfrontiert: Staatliche Leistungen und Aktivitäten sollen reduziert
werden, um die Eigenverantwortung der Individuen zu stdrken und ihre Ressourcen
zu aktivieren. Konstanten dieses neuen Verständnisses der Zusammenarbeit zwi-
schen Staat und Bürger/innen sind die Zivilgesellschaft und ihr soziales Kapital'
Dabei steht die Zivilgesellschaft für eine Sphäre ,jenseits von staatlich organisierter
Herrschaft und marktlich organisierter Ökonomie" (Haus 2005: 26), die sich durch
bürgerschaftliche Praktiken auf freiwilliger Basis auszeichnet. Anerkennung ist hier
nicht ausschließlich ökonomischer Natu¡ sondern kann auch mit der Qualität von
sozialen Beziehungen beschrieben werden.
In Bezug auf die Politik gegen Armut und Ausgrenzung hat dies zur Konsequenz,
dass nicht mehr ausschließlich bestimmte Zielgruppen, sondern auch zuvor festge-
legte Territorien - und hier eben Quartiere als Sozialräume - in den Fokus von Pro-
granrmen gestellt werden. Umsetzungsorientierte Programme in Deutschland (2.8.
,,stadtteile mit besonderem Entwicklungsbedarf - Die soziale Stadt"; ,,LOS: lokales
Kapital in der sozialen Stadt"; ,,8&.C: Entwicklung und Chancen junger Menschen
in Brennpunktquartieren") unterstützen diese auf kleine Raumeinheiten konzentrier-
te Herangehensweise (zu den Programmen: Alisch & Dangschat 1998; Hohm 2003;
Walther 2002).
Mit diesem Perspektivwechsel wird der Dimension Raum eine neue Bedeutung
beigemessen. Im gängigen ,,absolutistischen Raumverständnis" (Löw 2001: 264)
sind städtebauliche Aktivitäten weitgehend unverbunden mit den Handlungsweisen
derAkteure im bestehenden Raum. Im,,sozialraumverständnis" dagegen rücken sie
in ihren räumlichen Bezügen zunehmend in den Mittelpunkt. Dieser neue Ansatz
unternimmt den Versuch, Handlungen, durch welche ein Raum konstituiert wird, zu
erkennen, zu beschreiben und in den Prozess der Quartiersplanung einzubeziehen
(zur Widersprüchtichkeit beider Vorstellungen im Rahmen des Konzeptes ,soziale
Stadt' siehe Reutlinger 2004). Hier schließt sich der Kreis zu den Konzepten des
sozialen Kapitals und der Zivilgesellschaft, die ja auf der These gründen, dass der
,,Nukleus einer Zivilgesellschaft [...] auf der räumlichen Mikroebene, in der loka-
len Identität zu suchen [sei]" (Schnur 1999).
Damit nimmt das Konzept des sozialen Kapitals bei der sozialraumbasierten
nachhaltigen Quartiersentwicklung eine Schlüsselstellung ein. Denn soziales Kapi-
tal schafft horizontale Netzwerke und reziprokes Vertrauen - Grundbedingungen
sozialer Nachhaltigkeit - und soll deshalb hier auch besondere Aufmerksamkeit
erfahren: ,,verfügbarkeit von sozialem Kapital, so die Annahme, impliziert gestei-
gerte Konkurrenzfähigkeit [der städte, Anm. der verfasser] sowie sozìale Kohäsion,
Mangel an sozialem Kapital dagegen korreliert mit mangèlndem wirtschaftlichem
Erfolg und folglich mit sozialer Exklusion und Ausschluss.. (Mayer 2001). Eine
These, die sich an den überlegungen von coleman anlehnt, denn wãhrend Bourdieu
das soziale Kapital als die persönliche Ausstattung eines Individuums skizziert
(Bourdieu 1983: 190), zielt das verständnis von colèman auf die gesellschaftliche
Ebene ab. Für Coleman (1983; 1991) hat das Sozialkapital den Charãkter einer sozi-
alstrukturellen Ressource und bezieht sich aufHandlungschancen, die nicht in erster
Linie an individuelle Kompetenzen und Leistung"n, sorrdern an Gruppenzugehörig-
keiten und (soziale) Beziehungen gebunden sina lsiehe z. B. die Studie zum zu-
sammenhang von Arbeitslosigkeit und sozialem Kapital von Freitag 2000). So ergibt
sich ein der einzelnen Person übergeordnetes ,,Reseivoir" an Sozia'íkapitáI, von dem
auch Personen profitieren können, die nicht direkt dazu beigesteuert zri haben. Eine
Relevanz besteht insbesondere in der sozialen Einbindung derAkteure: Hier entste-
hen Normen und Kontrollmechanismen jenseits staatlichlr Regulierung, hier wer-
den der umgang mit der umwelt und knappen Ressourcen, ãas eng;-gement im
Quartier oder das Reflektieren eigener Handlungsweisen erprobt; zude-m-ist die Ge-
meinschaft Ausgangspunkt der Institutionalisierung von Àieinungen und Kompro-
missen, die in partizipativen Strukturen Ausdruck finden könneln (2. B. euartier-
verein' Nachbarschaftsnetz, Mietervereinigung). Im Gegenzug wirkt das
Nichteingebundensein in soziale Netze in Richtung vereinzeluig, in-deren Konse-
quenz das Individuum Entscheidungen trifft, die nur aufden eigenen Nutzen ausge-
richtet sind, sich nur schwer in institutionelle Gefüße binden lãssen und sich damit
nicht nur der sozialen, sondern auch der staatlichen Kontrolle entziehen (Grano-
vetter 1985).
Neben dem Beziehungskapital (auch als ,,vitamin B" bezeichnet, z. B. von
Braun 2001; oder,,bonding social capital siehe puûram,2000b) umfasst ãas soziale
Kapital nach Putnam (2000b: 98) noch eine zweite Dimension: Das,,überbrückende
Sozialkapital" (,,bridging social capitar) hilft, unterschiedliche Gruppen der
Gesellschaft miteinander inverbindung zu bringen (vgl. putnam 1993;199i;2000b;
l3mam & Goss 2001), es hat den charakter eines ,,generalisierten vertrauens..
(Bornschier 2001) und die Eigenschaft eines Kollektivguls (Gabriel et a|.2002:27).
Der,,Besitz" des ,,überbrückenden Sozialkapitals" ist unabhängig von den einzelnen
{kteuren auf das System, in dem sie leben, übergegangen, ,rnd ro entsteht dieses
Kapital auch nicht unmittelbar durch individuelte gemühungen (zu den Formen und
Funktionen von Sozialkapital im Vergleich siehe Schnur 20ó3: 60f.). vom überbrü-
gke.nde_1 sozialkapital profitieren alle Akteure eines Netzwerks, aucú diejenigen, die
in das Kapital nicht investiert haben (vgl. Esser 2000:256),,,es ermoglicht die ver-
wirklichung bestimmter Ziele, die ohne es nicht zu verwirkliòhen wärãn,. (coleman
l99l:392).
Diese beiden Aspekte des Sozialkapitals - als individuelle und als kollektive
Ressource - bezeichnet Esser als Beziehungskapital und systemkapital (vgl. Esser
20 Matthias und Olaf Schnur
2000.240f.). Esser unterscheidet sechs Arten von Ressourcen und Leistungen, die
aus der Verfügbarkeit von Sozialkapital entstehen. Für individuelle Akteure: l) Zu-
gaîg zv Informationen; 2) Bereitschaft andereq sich vertrauensvoll auf vielleicht
riskante Unternehmungen einzulassen; 3) Erbringung von Hilfeleistungen und Ge-
währung von Solidarität. Für das Netzwerk und alle seine Akteure: 1) Vorhandensein
von sozialer Kontrolle und einer gewissen Aufmerksamkeit; 2) Existenz eines Kli-
mas des Vertrauens; 3) Geltung von Normen,'Werten und Moral.
Empirische Forschungen, die den Sozialkapitalansatz mit Fragen der Quartiers-
entwicklung verbinden, liefern im Hinblick auf die Nachhaltigkeitsthematik wichti-
ge Erkenntnisse. Wichtige Einflüsse spielen dabei Untersuchungen zur,,gelingen-
den Alltagskultur", ntr Aufivertung von Brennpunktquartieren, zu städtischen
Lebensstilen, Gentrifizierungs- und Exklusionsprozessen sowie zu Nachba¡schaf-
ten, Hausgemeinschaften und quartierübergreifenden Formen organisierten Sozial-
kapitals.
3.1 ,,Gelingende Alltagskultur" im Quartier und Nachhaltigkeit
Diese Forschungen werden in jüngerer Zeit insbesondere in Neubau-Stadtteilen,
Neubau-W'ohngebieten oder neu erbauten Siedlungen realisiert, also unabhängig
von der Frage, ob es sich um Quartiere mit besonderem Entwicklungsbedarf handelt
(siehe insbes. Maier 2004; Maier & Sommerfeld 2001; Maier, Sommerfeld & Hoch
2003; Sommerfeld 2002). Im Zentrum steht die Frage, wie ein,,lebendiges Gemein-
wesen" - eine ,,gelingende Alltagskultur" oder ein ,,Wohnmilieu" - aufgebaut wer-
den kann, das von den Bewohnerinnen und Bewohnern nicht nur mitentwickelt,
sondern auch reproduziert (2.8. an die Kinder weitergegeben) wird (vgl. Maier
1995 34). Gelingt der Aufbau einer solchen Alltagskultur, dann entsteht ein soziales
Kapital, das die Identifizierung mit dem Quartier unterstützt, also nachhaltig wirkt
(Maier & Michelsen 2004). Forschungen zu gelingender Alltagskultur sehen diese
insbesondere dann als gegeben, wenn individuellem Handeln ein,,System von er-
kennbaren Regeln und Traditionen, von selbstverständlichen Deutungs- und Hand-
lungsmustern" (Maier & Sommerfeld 2001: 32) mgrunde liegt, das es den Bewoh-
ner/innen ermöglicht, komplexe Formen der Kooperation zwischen Haushalten zu
entwickeln (im Sinne von ,,bonding social capital") und sich für die Belange des
Gemeinwesens oder bestimmter Interessen darin zu engagieren (im Sinne von
,,bridging social capital'). Weil das Konzept der,,gelingendenAlltagskultur" von der
Sozialen Arbeit entwickelt wurde, sind es professionelle Akteure aus der Sozialen
Arbeit, etwa Quartiersmanager, die die Entwicklung der Alltagskultur unterstützen,
z. B. durch Gemeinwesenarbeit, Konfliktmanagement oder konkrete Hilfen: Sie
,,inszenieren" das Soziale im Wohnquartier (Maier et al.2003).
Gelingende Alltagskultur umfasst neben sozialen Aspekten auch eine kleinräu-
mige, kommerzielle Infrastruktur mit kleinen Läden und Dienstleistungsgeschâften
sowie ein gutes Angebot an öffentlichen Dienstleistungen (Volkshochschule, Stadt-
Nachhaltigkeit in der - einführende Anmerkungen 21
teilbibliothek etc.). Maier und sommerfeld (200r: 33) benennen acht ,,Dimensionen
einer tragfåhigen Alltagskultur" :
Aufbau von Kommunikationsstrukturen und -möglichkeiten,
Entwicklung eines Systems der gegenseitigen Hilfe im Alltag,
Entwicklung von Regeln für ein ziviles verhalten im wohnumfeld und im Stadt
teil,
Mitbestimmung,
Aufbau einer Soziokultur,
Mitbestimmung bei der Ausgestaltung des vy'ohnumfelds und des Stadtteils,
Identifikation mit dem Quartier - das euartier als Heimat,
Aufbau einer Gemeinwesenökonomie.
Eine tragfühige Alltagskultur entsteht nach bisherigen Erkenntnissen bei großer
sozialer Homogenität der Quartierbewohnerschaft. zudemist die chance, sich in die
Alltagskultur zu integrieren, umso größer, je besser die eigene Subkultur gepflegt
werden kann. Sommerreb (2002) zeigt in seiner untersuchung über ztiriõh, dass
sich bei gelingender Alltagskultur durch die Kontakte zwischen den Bewohner/
innen eines wohnviertels soziales Kapital akkumuliert, das sich durch die Kom-
ponenten ,,Aufmerksamkeit", ,,Vertrauen.., ,,Kooperation,., ,,Veranfwortung,. und
,,Engagement" beschreiben lässt. Er weist aber zugleich kritisch darauf hin, dãss das
zivilgesellschaftliche Engagement nicht zum vorwand genommen werden darf, auf
staatliches Handeln ø¡ verzichten (Sommerfeld 2004).
3.2 Aufwertung von Brennpunktquartieren und Nachhaltigkeit
Zur Aufivertung von Brennpunktquartieren wurde insbesondere durch das Bund-
Länder-Programm Soziale stadt in Deutschland eine vielzahl von empirischen
untersuchungen vorgelegt, die häufig auch eine Verknüpfung mit der Naclùaltig-
keitsdebatte herstellen (2.B. bei Alisch 2001;Alisch & oungr"hut 199g; Bruhns &
Mack 2001; Schnur 2003; walther 2002). Hier stehen nicht die einzelnen politik-
bereiche der Nachhaltigkeitstrias im vordergrund" sondern eine räumliche Einheit
(meist ein Stadtviertel) und ihre integrale Aufivertung. Konzepte, die sich auf die
Beschäftigungslage beziehen (2. B. ,,lokale ökonomie", siehe Institut für Landes-
und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-westfalen 2000) finden
hier ebenso empirische Berücksichtigung wie Konzepte, die quartierbezogene Lern-
qlgz-esse über nachhaltiges verhalten zu initiieren versuchen (2. B. Lang-wojtasik
2003). Ebenso zielt das weiterbildungsnetzwerk Eurosozial (EoS) auf ãie umfas-
sende Förderung von Fähigkeitspotenzialen und sozialerVerantworhrngsübernahme
ab (Elsen, Ries, & Löns 2000). verknüpfungen des Sozialkapitalansatzes mit dem
der Quartieraufwertung stellen die Arbeiten des Geografischen Instituts der Alexan-
22 Matthias Drilling und Olaf Schnur
der Humboldt Universität Berlin dar. Zum einen arbeiten diese mit den Indikatoren
,,Ortsbindung" den Beitrag des sozialen Kapitals zur Quartierwahrnehmung heraus,
zum anderen verknüpfen sie gängige Indikatoren mit quartierbezogenen Beispielen
(Schnur 2002). Aufder Ebene Indikatoren lassen sich differenzieren:
Ortsbindung (Indikatoren: Freunde, Verwandte im Quartier, Atmosphäre im
Quartier, Zivilcourage, gewährte Hilfeleistungen an Nachbarn, Kontakte unter
Nachbarn),
soziale Normen (Abfalltrennung und -entsorgung, Sicherheit),
Zivllítät ('Wahlbeteiligung, Ehrenamt, lokale Selbstorganisations- und Koopera-
tionsfiihigkeit).
In weiteren Studien werden Brennpunktquartiere und Nicht-Brennpunktquartiere in
Bezug auf die Verfügbarkeit und Ausstath¡ng mit sozialem Kapital miteinander ver-
glichen. Potenzialanalysen in sechs Quartieren Berlins geben über die Bedeutung
und die Reichweite des sozialen Kapitals Auskunft (Schnur 2004). Im Hinblick u. a.
auflokale Freundeskreise, Verwandtschaft und soziale Ortsbindung kann festgestellt
werden, dass die Brennpunktquartiere keineswegs ,,Defizitwelten" (ebd.: 109, siehe
auch Munch 2004) darstellen und dass es ,,keine zu verallgemeinernde Netzwerk-
arrrutzu geben [scheint]". In Bezug auf das Themenfeld,,Verschmutzung des Quar-
tiers" ergaben sich sogar ,,erstaunliche" Unterschiede insofern, als die problem-
belasteten Quartiere jeweils besser abschnitten als die problemarmen
Referenzquartiere (ebd.: I l2). Es gebe in Brennpunktquartieren ein ,,nicht zu unter-
schätzendes" lokales Sozialkapital - das in vielen Bereichen allerdings brachliegt
bzw. nicht aktiv gelordert wird und mit anderen Quartierstrategien nicht verknüpft
ist (zu vergleichbaren Ergebnissen kommen auch Friedrichs & Blasius 2000 24f .).
Dabei gibt es durchaus kontroverse Beurteilungen der Quartiereffekte. In der
Studie von Farwick (2001: 156ff.) werden z. B. die negativen Folgen des Lebens in
Brennpunktquartieren hervorgehoben. Wohngebiete können auch Orte mangelnder
Ressourcen, Orte des Lernens ,,falscher" Handlungsmuster, Orte der Stigmatisie-
rung und Diskriminierung sein:
,,Mit der erhöhten räumlichen Konzent¡ation von Armut im Wohnquartier, verbunden mit
einer hohen innerquartierlichen Kontaktdichte, wird die Wah¡scheinlichkeit sozialer Inter-
aktionen mit Personen, von denen ,destruktive' Verhaltensmuster erlernt werden können,
vergrößert. Die Wahrscheinlichkeit der Interaktion begründet sich zudem aus derTatsache,
dass Beziehungen zu Freunden und Bekannten häufig aufgrund gleicher Lebenslagen und
-umstände zustande kommen" (ebd.: 178).
3.3 Lebensstile, AusschlielSung und Nachhaltigkeit im Quartier
Arbeiten zu städtischen Lebensstilen, Gentrifizierungs- und Ausschließungspro-
zessen werden in der Folge der Pluralisierungs- und Individualisierungsthese der
Münchener Schule (ausgehend von Beck 1986) breit diskutiert. Der Begriff
,,Genhification" (siehe ausführlich dazu Friedrichs l996) bezeichnet das phänomen,
dass sich im wettbewerb um städtische Räume Gruppen gleichen Lebensstils räum-
lich konzentrieren. Diese Konzentration erfolgt du.õrr prúesse der Raumaneignung
vonstatushohen Gruppen. Friedrichs (1996:1\ wie auch r.*t", rlös6) machen
auf Begleiþrozesse der Ge_ntrifizierung aufmerksam, die letalich ãuì--rina.ing".r.,
der statushöheren Gruppe forcieren. D-azu zährensie die Moderni;t"#; der wohn_
gebäude, die veränderungen der wohngebäude, die Erhöhurg à";üiåtpreise, die
umwandlung von Miet- in Eigentumsiohnungen oder von wohn- in Geschäfts-
gebäude (siehe dazu: Fachstelle fiir stadtentwicklung der stadt ir:ri"n zooz;
Kecskes 1997; Landert, Farago & Davatz 2002). Dei pirur"nrrurt" p.or"s, d",
,,gentrification" erreicht - zumindest wenn man dem faËhlich umstrittenen, aber
diskursmächtigen sozialökologischen Erklärungsmodell folgt (vgr. dagegen den
aktuellen Stand der k¡itischenbiskussion zusammengefasrt I. i"ã, et al. 200g) _
seinen k¡itischen punkt in dem Moment, in dem die eñstige Minoritäizahlenmäßig
den anderen Bewohner/innen überlegen ist. Dann folgt deä mnettiven'pindringen
1ryh- 9i1e kollektive ',fl^u^c!r' der bìsherigen NutzeJinnen r¿u g"nã"er z. B. in
Friedrichs & Kecskes r996). Ausschließu"ngsstrategien @aÀin ß'gi: r24) tragen
zur sicherung der besetzten Räume bei, d. ñ. die siatushìh"." cïrpp" erhält bzw.
vermehrt ihre vorteile durch die unterordnung einer statusni"d.i;;räG*ppe (2m
aktuellen Stand der Schließungstheorie siehe 7. B. Mackerr 20ßj.
Bourdieu, der seine Lebensstiltheorie als Beitrag zur Theoríe der sozialen un_
gleichheit sieht, schreibt der statusärmeren Bevölkentg die Funktion ¿"i,,ro.rtrust_
folie" und - wie bereits- erwähnt - einen ,,Lebenssñr d", ñ;tu ndigteit.. 1vgt.
Friedrichs & Blasius 2000 194f.) zu: sie woint in Nischen, ¿ie nremai¿ beserzen
will, und diese Nischen sind umso dauerhafter, je unattraktiv". ,i" ni, ,ìutoshöhere
Gruppen sind. Auf Seiten der,,Gentrifier" entsíehen Nachbarschãft"o, pårn¿r.nur_
ten' Hausgemeinschaften etc., deren Erfolge zurvermehrung a", ,oául.n Kapitals
führen und weitere personen gleichen Letensstils anziehen."Bei J"n wuno"*ng*
bewegungen hat der wandel dér Nachbarschaft eine ,"nt.ut" gJ",rtung in.i"a.i.t,
1996:20). Denn es ist der Verlust des sozialen Kapitars in Form der nachbarschaft_
lichen Beziehungen, der die Wegziehenden maßgeblich motiviert und es ist das Ge-
fühl. eines sozialkapitalrelcþ1 worrnsebietes, dis die Gentrifier anzieht(Bourdieu
l99l:32 spricht vom Klub-Effekt unã vom ctretto-pffekt). Nach Alisctrund Dang-
schat sind es junge Menschen, die zu den Gentrifiern gáho."n (dazu und zu den
Typen ,,Gentrifier" und ,,pioniere', siehe Alisch a lãngschat'rée?: ls¡, nactr
Häußermann und Siebel_(19g7: 14ff) sind es u.a. die,,yãung u.ban froressionat
people"' Für Friedrichs ( 1998) sind inébesondere Ausländerinnen und Ausländer mit
niedrigem sozioökonomischem Status von der verdrängung u.t off"n, weshalb er
davon spricht' dass die veränderung dieses Anteils an allen Bewohnern eines wohn-
gebiets ,,ein Indikator der Gentrifiãation in einem wohnviertel [ist].,. In àer unter_
zuchung über den Kölner Stadtteil Nippes zeigr Blasius ( l 993); å;; Jarìer enteir
der Ausländerinnen und Ausländer än ¿"."wotrrbevàlkeru;; r- u"ouu"nt.t"n
zeitraum insgesamt nicht zunahm, dass sich aber eine verschieîun! ,wiscrren d"n
in der einfiihrende Anmerkungen 23
24 Matthias Drilling und Olaf Schnur
Wohnblöcken ergab, wobei dort mehr Ausländerinnen und Ausländer zuzogeî, wo
bereits andere wohnten, sich also,,Nischen" (ebd.: 231) bildeten. In seiner Extrem-
form führt der residentielle Ausschluss der statusarmen Bevölkerung arr sozialen
Exklusion: ,,Der Fluchtpunkt sozialer Ausschließungsprozesse ist die Nutzlosigkeit
- als soziale Zuschreibung und Lebensgefühl zugleich." (Kronauer 2002: 51.)
Für die Nachhaltigkeitsthematik ist diese Forschungsrichtung in zweifacher
Hinsicht interessant: Zum einen weist sie auf die unterschiedlichen Strategien hin,
die in den Quartieren entsprechend den unterschiedlichen Lebensstilen (oder
,,Lebensführungsgruppen", wie Otte (2004) in seiner Kritik an der Aussagekraft der
Lebensstiltheorie forderte) formuliert sein müssen, und fragt nach den je spezifi-
schen Vorstellungen von Nachhaltigkeit. Denn wenn wir davon ausgehen, dass ein
Verständnis von Nachhaltigkeit vom Lebensstil (von der Lebensführung) abhängt,
dann müsste es neben quartierbezogenen Strategien auch lebensstilgruppenbezoge-
ne Strategien geben, z. B. für einkommensstarke junge Menschen (,,Yuppies" -
,,young urban professional people"), Doppelverdiener ohne Kinder (,,Dinks" -
,,double income, no kids") oder die nach Berufsmilieus differenzierten städtischen
Lebensstilgruppen (Noller 1999), die dann auch all jene Lebenswelten jenseits der
städtischen Mittelschichten umfassen müssten. Im Fall mehr oder weniger homo-
genen, verorteten W'ohnmilieus könnten entsprechende Nachhaltigkeitsstrategien
auf der Quartiersebene gebündelt werden.
Zum zweiten verdeutlichen diese Forschungen erneut die Notwendigkeit eines
systemischen Blicks auf die Stadt und ihre Quartiere: Aus der Mobilität der Lebens-
stilgruppen resultieren Räume, die unterschiedlich lang angeeignet, gestaltet und
wieder aufgegeben werden; Zwischennutzungen erhalten ökonomische und soziale
Bedeutung (siehe ausführlich in Angst 2004; Helsinki University of Technology
2001).
3.4 Nachbarschaften, quartiersübergreifende Formen organisierten Sozialkapitals
und Nachhaltigkeir
Diese Arbeiten haben im Rahmen der bisher genannten Forschungsrichtungen die
längste Tradition (2.8. Hamm 1973; Klages 1968; Vierecke 1972). Offe und Fuchs
(2001) systematisieren Nachbarschaften als ,,wichtigste Komponente von Sozial-
kapital" (ebd.: 419) und sprechen von formellen und informellen Netzwerken oder
formellen Vereinigungen im Sinne von freiwilligen Zusammenschlüssen wie Um-
weltschutz-Netzwerken, Vereinen, nichtstaatlichen Organisationen oder sozialen
Bewegungen (im Gegensatz zu Pnmärgruppen wie Familie oder Verwandtschaft , die
sie aus der Analyse ausschließen). Die Ergebnisse zur Akkumulation des Sozial-
kapitals lassen sich in drei Thesen bündeln (vgl. Offe & Fuchs 2001: 429):
Hausgemeinschaften, Nachbarschaften und soziale Bewegungen (quartiersbezo-
gen oder -übergreifend) funktionieren in einem Umfeld besser, in dem die Be-
wohner/innen über zivilgesellschaftliche Kompetenzen verfügen, bzw. können
dort überhaupt erst gegründet werden.
Nachhalrigkeit in der Quartiersentwicklung - einfi.ihrende Anmerkungen 25
wo es sowohl zahlreiche vereinigungen als auch eine hohe zahl anMitgliedern
gibt, tragen diese zur Verbreitung zivilgesellschaftlicher Kompetenzen bei und
fordern das Geñihl gegenseitigen vertrauens und gegenseitiger Aufmerksam-
keit.
Die Präsenz zivilgesellschaftlicher Kompetenzen und ihre verbreitung haben po-
sitive Effekte, sowohl hinsichtlich der Beteiligung im Konkreten (2. B. vertretung
gegenüber der Stadþolitik oder gegenüber den Hauseigenfümern) als auch hin-
sichtlich neuer Formen der Interessenartikulation (2. B. lokale Unterstützungs-
netze oder Vereine zur Förderung der lokalen ökonomie).
Die Raumwirksamkeit von institutionalisierten Formen des Sozialkapitals bestätigt
otte (2004) in seiner untersuchung über Mannheim. Am Beispiel der vereine legt Ër
daq dass sich für jede Lebensführungsgruppe typische Inszenierungsorte im (halb-)
öffentlichen Raum identifizieren lassen, die als Integrationsinstanzèn für die jewei-
lige Lebensführungsgruppe funktionieren (ebd. : 303).
In den untersuchungen von Danner und Hoch (2004) sowie Hinding (2004) zei-
gen sich zudem statistisch signifikante Zusammenhänge zwischen der Einbindung
von Individuen in Netzwerke und ihrem umweltverhalten. So bilden Danner und
Hoch mit den,,sozial Engagierten", ,,sozial Integrierten" und,,sozial Distanzierten..
drei cluster von Bewohner/innen im Quartier. In Bezug auf das umweltverhalten
unterscheiden sich die drei Gruppen in ,,ökologisch am engagiertesten', (sozial
Engagierte), ,,mittelmäßig interessiert und engagiert" (sozial Integrierte) und ,,öko-
logisch gering informiert und interessiert (sozial Distanzierte) 1eud.: zts;. oie
Autoren schließen mit der zentralen Bemerkung:
,,wer im wohnumfeld, wie die sozial engagierten Gruppen, ein kooperatives und kommu-
nikatives Sozialverhalten zeigt, ist praktischen ökologiichen Maßnãhmen aufgeschlosse-
ner und interagiert auch häufiger im öffentlichen Raum mit intermediären Insìanzen. Bei
den sozial distanzierten Gruppen wirkt sich dagegen die soziale Schließung nicht nur im
Wohnumfeld aus, sondern zeigt sich auch durch wenigerAufgeschlossenheiifür praktische
ökologische Maßnahmen und rþilnahme an Informàtionsvðranstaltungen und Gruppen-
treffen" (ebd.:221f.).
Hinding (2004) spricht von ,,kohäsiven" Gruppen und versteht darunter,,den Ge-
meinschaftssinn einer Gruppe", der mit Kontakten, Begegnungen, Gesprächen und
gegenseitigen Anregungen besch¡ieben werden kann (ebd.: 255). In solchen Grup-
pen, so die Autorin, funktioniert positives umweltverhalten wie Lüften, Mülltren-
nen, Abfallverhalten, Einkaufregionaler produkte usw. besser als in nicht kohäsiven
Gruppen (ebd.:262).
Vor dem Hintergrund dieser Annahmen können wir hier festhalten, dass soziale
Kohäsion (in Form etwa von quartiersbezogenem Sozialkapital, nachbarschaftli-
chem vertrauen und Austausch etc.) die conditio sine qua non einer multidimensio-
nalen nachhaltigen Stadtentwicklung darstellt.
26 Matthias Drilling und Olaf Schnur
Nachhaltigkeit in der Quartiersentwicklung:
Die Wirkkraft neu entfachen
Wenn Nachhaltigkeit darauf abzielt Lebensgrundlagen und Gestaltungsspielräume
für zukünftige Generationen in unterschiedlichen Regionen zu erhalten resp. über-
haupt erst zu erschließen, und dabei davon ausgeht, dass der Mensch als soziales
Wesen zugleich handelndes Subjekt und Objekt dieser Politik ist, dann ergibt sich
daraus die Notwenigkeit, (a) das Soziale als Basis der Nachhaltigkeitstrias anz,)er-
kennen und in Bezug auf seine Struktur- und Organisationsformen genauer ztr ana-
lysieren (2. B. im Rahmen des Sozialkapitalansatzes) und (b) das Soziale allgemein
sowie seine Struktur- und Organisationsformen stärker als bisher in Beziehung zu
den Achsen ,,Ökonomie" und ,,Ökologie" der Nachhaltigkeitstrias zu setzeî.
Gerade dies geschieht zu wenig, eher punktuell und unstrukturiert. So haben die
dargelegten Forschungslinien kaum Eingang in die Nachhaltigkeitsdiskussion ge-
funden. Ganzim Gegenteil liefern auf nachhaltige Entwicklung bezogene Leitbilder
wie das der 200O-Watt-Gesellschaft eigene Verständnisse, Definitionen und Indika-
toren von sozialer Nachhaltigkeit (Drilling 2011).
Am Vorabend des 20. Jahrestages der Rio-Konferenz lässt sich also feststellen:
Auch wenn die Formulierung, dass Natur jeder menschlichen Entwicklung voraus-
geht und daher der Ökologie eine prioritäre Rolle zufallen soll, auf den ersten Blick
einleuchtend ist, ist doch der Umgang mit Natur,,nicht vom menschlichem Denken,
Vorstellungsvermögen, Werturteilen und Machtverhältnissen zu trennen" (Brandl
2002: l5). Dennoch hat sich bis heute die mit diesem Verständnis unterstellte These,
die drei Dimensionen der Nachhaltigkeit seien zwar gleichwertig, aber nicht gleich-
rangig, durchgesetzt. Dies führte dazu, dass der sozialen Dimension eine nachgeord-
nete ,,Optimierungs- und Absicherungsrolle" (ebd.: 14) zufiel. ,,Es geht um das
Soziale in Relation zum ökologisch Gebotenen: Die soziale Welt ist nicht ohne die
natürliche Welt lebensfühig. Das Soziale wird hier ... als Quelle und Fundus für öko-
logisches Handeln zur Bewahrung der natürlichen Lebensgrundlage thematisiert.
Aus der Perspektive des ökologisch Gebotenen werden die Parameter für die
Betrachtung der sozialen Welt gesetzt" (Senghaas-Knobloch 2009: 570).
Soziale Nachhaltigkeit auf (lokales) soziales Kapital zu verengen und dies in ei-
nem naturwissenschaftlich-hydraulischen Verständnis als Absicherung ökologischer
Interessen zu verstehen, greift allerdings zu kurz. So können zivilgesellschaftliche
Strukturen auf Quartierebene die staatliche Verantwortung für die Quartierentwick-
lung nicht kompensieren. Oder anders ausgedrückt: Die Entdeckung des Quartiers
und die Inwertsetzung der Ressourcen seiner Bewohner/in¡ren dürfen nicht mit ei-
nem personellen und finanziellen Rückzug des Staates aus der Gesellschaft einher-
gehen. Vielmehr gilt es, eine gemeinsame quartierbezogene Nachhaltigkeitsstrategie
zu entwickeln und - beispielsweise im Rahmen eines Regime-Verständnisses oder
als eine Form von,,Good Governance" - ein arbeitsteiliges Vorgehen zu definieren,
zu formalisieren und zu institutionalisieren (Drilling 2010). Insbesondere der Ver-
waltung obliegt die Bündelung der quartierbezogenen Aktivitäten in eine gesamt-
städtische Strategie. Denn Prozesse in einer bestimmten Lokalität sind immer auch
beeinflusst von internationalen Restrukturierungsprozessen (internationale Arbeits-
teilung), kommunalen und _staatlichen Regulierungen städtìscher Reproduktions-
bedingungen (wohnungspolitik, InfrashuÈtu.plun,i.rg, Standortpoliti[) und indi-
viduellen Anpassungen an veränderung"n .,ron städtischen iau-"í (Milieus,
Lebensstile).
Ein weiterer einschränkenderAspekt ist die Frage, objegliche korporative Form
des Zusammenschlusses auf euartierebene oder ãuch in'eine, g.o'ßà..n Region
nachhaltigen Prozessen forderlich ist. Es ist,,alles andere als klar, ãass sich das So_
zialkapital, das Individuen infolge ihrer Teilnahme an spezifischen sozialen Netz_
werken zuteil wird, so wie putnam suggeriert, einfach åufhäuft zu einem gesamt-
gesellschaftlichen Ganzen" (Harriss 2006:272). Die Gefah¡ dass der individuelle
Nutzen großer als der gesellschaftliche ist - die ,,dunkle Seite des sozialen Kapitals..
flrlru- 2000a:350) - darauf machen studien zur italienischen und russischen
Mafia aufmerksam (Gambetta 19gg; Hayoz & Sergeyev o.J.). Statt zu forderlichen
Effekten kommt es hier eher zu desintegiierenden Ausschlurrp.or"rr"n.
In eine ähnliche Richtung zielt die Diskussion um para[elgesellschaften, die da-
von ausgeht, dass es zu (freiwilligen) schließungsprozessen von sozialen Gruppen
(nicht Individuen) mit eigenen, nlcht mit dem Reõhtsstaat konformen Normsyste-
men kommt (Halm & Sauer 2006). Solche Ausschluss- und Schließungsprozesse
sind allerdings generell allen Zusammenschli.issen inhärent, denn ,,von in partikula-
ren sozialen Netzwerken aufgebautem Sozialkapital können positíe Außenwirkun_
gen ausgehen, ebenso aber auch nicht" (Harriss 2006:272).únd auch für die einzel_
nen Mitglieder ist das in partikularen Netzwerken aufgebaute soziale Kapital in
ze¡tralen Integrationsbereichen (2. B. Arbeitsmarkt) niclt unbedingt von Nutzen,
wie Janssen und Polat am Beispiel der Begrenztheit von Netzwerken fürkischer
Migrant/innen nachweisen (Janssen & polat t006).
Im gewissen Sinne sind die sozialwissenschaftlichen Disziplinen maßgeblich
d_aran beteiligt, dass ihre Diskurse nicht in ausreichendem vtaßË in die folitischen
Nachhaltigkeitsstrategien eingegangen sind. Denn die Forschung über àie soziale
Dimension von Nachhaltigkeit begãnn erst Mitte der l990er Jaîrre (Empacher &
wehling 2002). rm zentrum der ersten Berichte und Debatten zum Leitbild der
Nachhaltigkeit standen umweltrelevante Tatbestände. Entsprechend wurden primár
ökolo_gische Fragen diskutiert, soziale dagegen kaum (Deutscher Bundestag r99g:
l7). Ganz ähnlich wie die ökodiskussionã,ib"gu*"., auch die soziarwissenschaÊ
ten Nachhaltigkeit aus einem Schutzgedanken ñ".u.r,,n entwickeln; so standen zu
Beginn der Diskussion dte ziere,,sicherung der Gesundheit.., ,,sicherungder sozia-
len Stabilität" und ,,sicherung der Entwlcklungs- und Funktionsfühiikeit einer
Gesellschaft" im Zentrum, aus denen später das Leitprinzip,,soziale Gerãchtigkeit..
hervorging. Die Kritik an der operationalisierbarkelf¿lesei 2iele und die Forderung
nach einer vorgängigen theoretischen Grundlage eines analytischen Konzeptes sind
bis heute ungebrochen.
Nachhaltigkeit in der einführende 27
4
28 Matthias Drilling und Olaf Schnur
Die Praxisforschung hat sich einen pragmatischen Zwischenweg gebahnt. Bram-
ley und Power (2009) beispielsweise kommen anhand der Forschungsliteratur zum
Schluss, dass die Variablen ,,social equity" (verstanden als der Zugang zu sozialer
Infrastruktur und Möglichkeiten sozialer Mobilität) sowie ,,sustainability of com-
munity" (verstanden als Möglichkeiten des Austausch in einer Nachbarschaft) die
Schlüsseldimensionen der sozialer Nachhaltigkeit im Bereich Quartiersentwicklung
sind:
,,From the [. . .] review of literature there are two recognisable, overarching concepts at the
core ofthe notion ofsocial sustainability within an area context. These are social equity is-
sues (access to services, facilities, and opportunities) and issues to do with the sustainabil-
ity of community itself. [. . .] With regard to the first dimension, we are particularly inter-
ested in access to local services, while recognising that a fuller account of the equity
dimension would also encompass access to jobs and affordable housing. [...] Tirrning to
the second dimension, [...] we argue that the following aspects are likely to be significant
in helping to sustain communities at the neighbourhood level: interaction with other
residents or social networks, participating in collective community activities, pride or
sense ofplace, residential stability (versus tumover), security (lack ofcrime and disorder)"
(Bramley & Power 2009: 32f .).
Mit der Erörterung dieser Sicht wird deutlich, dass die Auseinandersetzung um die
Operationalisierung von (sozialer) Nachhaltigkeit trotz aller Unübersichtlichkeit
und Uneindeutigkeit dazu geführt hat, die intrinsische Bedeutung des Sozialen zu
unterstreichen und sie von der bis dahin weitgehend instrumentellen Funktion (als
,,Erfüllungsgehilfin des Ökologischen") zu befreien.
Die Aufgabe, Gleichrangigkeit unter den Dimensionen der Nachhaltigkeitherz-
ustellen und für eine Gleichwertigkeit der Maßnahmen einzutreten wäre dann auch
in der Lage, das Verständnis der Trias durch einen sich stärker durchdringenden
Ansatz abzulösen. Diese Innovation könnte 25 Jahre nach dem Brundtland-Bericht
eine neue Wirkkraft des Nachhaltigkeitsansatzes entfalten.
5 Die Beiträge in diesem Sammelband
In einem ersten Teil fragt der vorliegende Sammelband - analog zum Programm der
Tagung des DGfG-Arbeitskreises Quartiersforschung 2010 in Köln, aus der er ent-
standen ist - nach sozialwissenschaftlichen Diskursen: Was wird 25 Jalre nach dem
Brundtland-Bericht unter nachhaltiger Quartiersentwicklung verstanden? Welche
Sichten haben sich warum durchgesetzt, welche nicht? Welches sind die konkurrie-
renden normativen Leitbilder?
Karin Hopfner und Philipp Zakrzewski eröffnen die Diskussion und erörtern die
Ûbertragbarkeit von Konzepten nachhaltiger Stadtentwicklung auf Bestandsquartie-
re, also innerstädtische Gründerzeitviertel bis zu peripheren Einfamilienhausgebie-
ten. Damit markieren sie gegenüber den Modellquartieren der Stadterweiterungsära
eine aus ihrer Sicht längst überfållige Zäsur. In Bestandsquartieren, wo die Spiel-
Nachhaltigkeit in einführende Anmerkungen 29
räume für Neukonzeptionen - anders als in Neubauquartieren - eng sind, stellen sie
-große Diskrepanzen zwischen den Zielen nachhaltiger Stadtentwicklung und den
Interessenslagen sowie dem Alltagshandeln der vor ort Betroffenen.. fest. Dennoch
ist auch das Bestandsquartier aus ihrer Sicht eine geeignete Interventionsebene.
Denn auch dort können Konzepte konkretisiert werden und in das Bewusstsein und
in -die Lebensumgebung der Bewohner rücken. Dazu müssen Maßnahmen genau
auf die jeweils vor ort vorhandene Sozial- und Eigentümerstruktur abgesiimmt
werden. Als wesentlichen Erfolgsfaktor für eine nachhaltige Quartiersentwicklung
erachten sie deshalb,,,lernende' Konzepte, die sich an sich verändernde Rahmen-
bedingungen anpassen können." Top-down-Ansätze dagegen empfehlen Hofner
u-nd Zakrzewsh in Quartieren, die sich überwiegend in öffentlichem Eigentum be-
finden oder in Gebieten, die von wenigen institutionellen Eigenttimerñ dominiert
werden.
Quasi als widerrede bietet sich der Beitrag von Axel schubert an. Am Beispiel
eines Quartiers, das in überwiegendem Eigentum der öffentlichen Hand und wèni-
gen institutionellen Eigentümern ist, spricht er von ,,verengungsgefahren.., die mit
dem Nachhaltigkeitsanspruch einhergehen. Konk¡et machtir den Nachhaltigkeits-
ansatz dafür mitverantwortlich, ,,Handlungsohnmacht auszuhalten", die zwischen
unterschiedlichen Interessenslagen entstehen - ein Dilemma, das er erst aufgelöst
sieht, wenn,,sich staatliches Handeln, theoretische Reflexion und emanzipatorische
Praxis" gegenseitig durchdringen. So wurde am Entwicklungsgebiet Drèispitz bei
Basel - seinem Fallbeispiel - versäumt, gesellschaftlich releva-ntè Grundproblemati-
ken, wie die Renditelogik von Boden- und Immobilienmarkt, das credo der Innen-
verdichtung oder die erwünschten Konsummuster überhaupt erst einmal zu themati-
sieren. Nachhaltige Quartiersentwicklung entpuppte sich dann als realpolitische
,,Rechtfertigungslogik" oder einfacher ausgedrückt als banale verhandlúngstaktik
von Marktakteuren. Als Ausweg schlägt Schubert eine konsequente Emanzipation
der Bürgeriinnen vor - im Sinne der Kontrolle staatlichen Hanàehs. Für planer/in-
nen eine neue Rolle, denn sie müssten dann ,,Diskurse anstoßen und moderieren..,
könnten aber dann dazu beitragen, ,,räumliche Szenarien hinsichtlich der Gestaltung
von Lebenszukünften, der schaffrrng von Lebensräumen, von Nachbarschaften und
alternativen Verkehrspraxen zu entwickeln (. . . )...
Thematisierten die beiden ersten Beiträge quartiersbezogene Nachhaltigkeits-
diskurse ohne das Drei-Säulenmodell (ökonomìe, ökologie. Soziales) an sich in
Frage zu stellen, steuert der Beitrag von stephanie weiss genau aufdiesén punkt zu.
Der Kultur kommt ihres Erachtens zu wenig Aufmerksamkeit zu, obschon es sich
beim wohnen um eine soziale Kulturtechnik handelt und obschon gerade eine ,,ge-
lebte Quartierskultur" massgeblich von wohnen und wohnkultur gef,rägt ist. Zudem
machf weiss in der Art und weise, wie nachhaltige Entwicklung".r anrgãttandelt und
auch umgesetzt werden, wie Praxis bewahrt oder transformlãrt wir4 einen engen
Zusammenhang mit der Funktion des Kulturellen aus. Dem Drei-säulenmodell nun
eine vierte Säule beizuordnen empfiehlt die Autorin nicht; vielmehr übernimmt die
kulturelle Dimension die Funktion einer,,Aushandlungspartnerin.. von widersprü-
Matthias und Olaf Schnur Nachhaltigkeit in - einftihrende Anmerkungen 31
Fntwicklungsstrategien stellt er eine Diskrepanz zwischen den Forderungen seitens
der us-amerikanischen Forschung und tatsächlichen Ansätzen zu einer,,integrierten
Betrachtung des Quartiers als einerVerbindung von Raumeinheit und darin lebender
Gesellschaft" fest. Seine akteursbezogene Untersuchung der Stadt Franklinton zeigt,
dass ,,die überwiegende Mehrheit der zentralen Akteure uS-amerikanischer Stadt-
entwicklung nach wie vor einem einseitigen Raumbezug verhaftet bleibt und ihre
Bemühungen um eine Aufwertung des Quartiers vielfach örtlich bindet (area based
politics)". Steuerung scheint so auf den alten Duktus des starken und umsichtigen
Staates zurückzufallen. Bei den bürgerschaftlichen Institutionen findet Günzel
wenig Steuerungsbegehren, was allenfallsAusdruck eines amerikanischenVerständ-
nisses einer,,philanthropic community" sein könnte.
Stärker auf Governancefragen in benachteiligten euartieren gehen die beiden
weiteren Beiträge ein. Joachim schöffelund Raimund Kemperbeziehensich auf das
schweizerische Programmprojets urbain, das in Modellgemeinden versucht, parti-
zipative Quartiersentwicklung zu fordern. Steuerungsrelevante Akteure sind hier vor
allem der Bund, die sich beteiligenden Kantone sowie die Gemeinden, die projekte
realisieren. Letzteren obliegt es, einen vorschlag einer Kooperation mit den Akteu-
ren im betreffenden Quartier zu formulieren - ein Steuerungsverständnis, das
die Autoren im Gegensatz zu den deutschen Modellen der Sozialen Stadt durch
,,größere Pragmatik" kennzeichnen und das ,,viel Spielraum lässt für individuelle,
passgenaue und damit auch nachhaltig wirksame Lösungsansätze vor ort". Das aber
auch - und dies verdeutlichen sie am projet urbain der Gemeinde spreitenbach -
ohne Kriterien zur Programmumsetzung umgehen muss. Ein vor allernbei kleineren
Gemeinden schwieriges vorhaben, denn hier fehlt ,,Know-how und Methodenkom-
petenz für Prozesse nachhaltiger Quartierentwicklung". Sie plädieren daher weniger
für die spontane Herausbildung einer Steuerungsform, sondern sehen in den Kanto-
nen - quasi als intermediäre Instanz zwischen Bund und Gemeinden - denjenigen
Akteur mit herausgehobenen Steuerungsaufgaben.
, Der Beitrag von Jeanne Grabner ist das pendent aus dem programm Soziale
stadt in Deutschland. Dargestellt am Beispiel Berlin zeigt sie, welchã widersprüche
sichzwischen Programmatik und Nachhaltigkeitsanspruch ergeben. Diese beginnen
für die Autorin bereits bei der Antragstellung, wo in Kürze dargelegt werden muss,
was am Projekt nachhaltig ist und zumeist mit einer,,ehrenamtlichen weiterführung
nach Projektende" begründet wird. Nach der Darstellung mehrerer solcher pas-
sungsprobleme schlägt Grabner eine Reihe von Massnahmen vor, deren Berück-
sichtigung einer nachhaltigen Quartiersentwicklung näher käme- Dazu gehören
Quartiersbudgets ebenso wie die strukturelle Einbindung von Bürger/imen als
,,Fördernehmer/innen" in die Projekte.
Nachhaltige Quartiersentwicklung steht unter politischer ,,Aufsicht.. und muss
sich ihr gegenüber rechtfertigen. Daher wird in einem abschließenden Teil ein Blick
auf Fragen des Monitoring und Bewertens nachhaltiger euartiersentwicklung
gerichtet werden. welche systematiken eignen sich und welche Erfahrungen mii
Bewerh:ngsinstrumenten gibt es?
30
chen z. B. zwischen Kontinuität und wandel im Rahmen eines Quartierentwick-
l.-grpror.rr.s. In dem Sinne wäre von einer kulturell nachhaltigen Quartiersent-
;i;îñ"g dann die Rede, ,,wenn es gelingt, dominante Kulturmuster und die Forde-
.""g"1 ä"fr zukunftsfüúigen und ñactltattigen Wohn- und Lebensweisen als sich
schánbar widersprechende Ansprüche kollektiv auszuhandeln'"
Ein zweiterTèil des Sammelbandes verortet sich auf der Steuerungsebene. Wenn
die Organisiertheit nachhaltiger Quartiersentwicklung einem Regimegedanken folgt
lugt- ñ.iiling & Schnur ZOO-9;, Oànn fragt sich, wie das Zusammenspiel zwischen
àJn en"u.J1 aus Politik, Blrgerschafg Eigentümern/Immobilienwirtschaft und
lerwaltong gestaltet und wie weitreichend die Akteursnetzwerke sind?
VereníS-chaffer eröffnet die Diskussion mit dem Beispiel Kronsberg in Hanno-
u"¡ "in"- *.itiáufig bekannten Modellprojekt, das Ende der l980er Jahre als Mass-
,ruli-" der Stadterwãiterung die Wohnungsnot beantworten sollte. Dezidiert geht sie
auf die einzelnen Akteure und ihre vernetzung ein und zeigt, wie sich Steuerungs-
formen im prozessverlauf geändert und inhaitlich fokussiert haben, auch um die
ft.ã"-ng nach Verstetigung auf einer Strukh¡rebene nachzuzeichnen. Laut ihrer
Einschätãrng ist es zu eiãeniquatitativen Mehrwert durch die auf unterschiedlichen
Ebenen angãsiedelten und miieinander vernetzten Akteure gekommen. Vor allem
der ,,starkeìr Verwaltung" mit einer klaren Zielvorstellung räumt sie hohe Gestal-
tungstraft ein (,,Verwenáen kooperativer Instrumente bei gleichzeitig starker hierar-
"ftií"tr"r Steueáng und der staiken Stellung der öffentlichen Hand"), auch weil so
die Interessen der Bürgerschaft vor privatwirtschaftlichen Interessen geschützt wer-
den konnten.
Gabriel spitzner führt in seinem Beitrag in die vorphase operativer_ steuerung,
^, nrug" ,ruéh d.n überlegungen über und Vorstellungen von nachhaltiger Quar-
ti"rr"r,tîi"kln,g. Seine Auãfüliungen stellen den Nachhaltigkeitsanspruch ¡ahezu
;;i d.; Kopf, Jenn in der ,,heuristischen Suchbewegung postmoderner (Stadt-) Ge-
siulturrg.. *"fr"n (hier: immobilienwirtschaftliche) Akteure n19fr-ulterstützenden
Â.g"Àî"tu.l.r, rrr,à b.di.n"n sich dabei gerne - allerdings inhaltlich,losgelöst - des
Naîffiraltlgkeitskonzepts. Deshalb plädiert spitzner für eine veränderte Fragestel-
iurrg, ,ra-îi"n der nach dem Verständnis eines Akteurs von nachhaltiger Quartiers-
"rrtli.klrrng, seiner Wahrnehmung und seiner sprachlichen Umsetzung (2. B. als
Entwicklungsprogramm). Diese Kðnstruktionen sind soziale Prozesse, weshalb eine
Orientierun! ån handluígstheoretischen Ansätzen der Geographie empfohlen wird'
Der Beitrag-schliesst - ã'u "t auf eine noch laufende Dissertation Bezug nimmt -
suchend ñagend und mit Thesen zur Exploration eines solchen ,,Geographie-
machenÁ.,- ã.rr.r, Erforschung er als für unabdingbar für die Governanceansätze
proklamiert.
' W'"* man Revitalisierung als ein Konzept der nachhaltigen Quartiersentwick-
lung auffasst, dann können õlche ,,heuristischen Suchbewegungen" konkretisiert
*".ã.rr. Marian Günzelbietet hier in seinem Beitrag den geeigneten Anknüpfungs-
punkt, wenn er über innerstädtische Quartiere in den USA schreibt und dabei aufdas
verhältnis zwischenverwaltung und Èürgerschaft abzíelt.Am Beispiel realtypischer
32 Matthias und Olaf Schnur Nachhaltigkeit in der Quartiersentwicklung - einñihrende Anmerkungen JJ
Monika Heydea Andreas Huber und Andreas Koch stellen in ihrem Beitrag
idealtypische Prozesse der Herausbildung nachhaltiger Stadtquartiere gegenüber
und analysieren diese auf der Grundlage von Nachhaltigkeitszertifikaten unter-
schiedlicher Länder (BREEAM, LEED, DGNB). Dabei nutzen sie eine Liste von
,,grundlegenden Voraussetzungen", die die Labels erfüllen müssen, wie z. B. dass
sie wissenschaftlich abgesichert sein müssen, dass sie laufend weiterzuentwickeln
sind oder dassAdressat und Geber des Zertifikates nicht identisch sein dürfen. Den
Zertifizierungssystemen, die ,,eine Übertragbarkeit auf Städte unterschiedlichster
Art" ermöglichen, stellen sie als zweiten ,,idealtypischen Prozess der Herausbil-
dung nachhaltiger Stadtquartiere" die lokalen Initiativen gegenüber, díe nxnZiel
haben, ,,kontextbezogene, an die Situation der beteiligten Bürger angepasste
Lösungen eines gemeinschaftlichen, nachhaltigen Lebens in den betreffenden
Vierteln zu finden." Aus ihrer Sicht können sich beide Prozesse gewinnbringend
ergarrzen. Den Nachhaltigkeitszertifizierungssystemen bescheinigen sie Offen-
heit ,,gegenüber unterschiedlichsten Formen nachhaltigen gemeinschaftlichen
Lebens", was als identitätsstiftend für lokale bürgerschaftliche Initiativen wirken
kann.
Mit dem Leitbild der ,,2000-Watt-Gesellschaft" setzt sich Severin Lenel aus-
einander. Er geht dabei stark aufdie ökologischenAspekte ein und verdeutlicht die
Herausforderung, ein Leitbild zu operationalisieren und im politischen Kontext ver-
bindlich umzusetzen. An verschiedenen Beispielen aus der Schweiz werden Werk-
zeuge für die Umsetzung dargestellt, wobei der Autor darauf hinweist, dass ihre
Anwendung aufder Ebene von Quartieren eine übergreifende Betrachtung notwen-
dig macht. Im Sinne einer Chronologie der Weiterentwicklung eines Leitbildes zeigt
er auf, wie zusätzliche Leitbild-Projekte wie z. B. ,,2000-Watt-Areale" versuchen,
diese Lücke zu schließen. Als zukünftig zentral definiert Lenel die Anschlussfähig-
keit an bestehende Zertifízierwgssysteme wie LEED for Neighbourhoods oder das
der Deutschen Gesellschaft für nachhaltiges Bauen.
Den Band schließt ein Beitrag von Ulli Meisel ab, der ein Bewertungssystem für
nachhaltige Quartiersentwicklung und sechs Dimensionen für praktisches nachhal-
tiges Handeln vorstellt. Vor allem den Effizienz- und Suffizienz-Strategien, der An-
passbarkeit und den Nutzungszyklen, aber auch der Erlebbarkeit, Nutzenerfahrung
und den Handlungsimpulsen für die Akteure, weist er der in diesem Zusammenhang
besondere Bedeutung bei der Bewertung der Wirksamkeit von Nachhaltigkeit bei.
Auf diese A¡t entstehen Dimensionen (oder besser,,Zielkorridore") fiir Nachhaltig-
keit, die offen und diskursiv zu verhandeln sind. Meisel sieht diese Vorschläge
einerseits als einen Beitrag von Architektur und Städtebau zur Förderung interdiszi-
plinárer, anwendungsorientierter Quartiersentwicklung und andererseits als ,,wichti-
ge Elemente für eine - vorwiegend baulich-physische, jedoch mit engen sozialen
Bezügen ausgerichtete - Routenplanung fiir praktisches nachhaltiges Handeln in
Quartieren."
Literatur
Aicher, J. (2003): ,,Eine Handvoll Männeken". wie sich eine kleine Gruppe von süddeutschen
Mittelständlern ñir das Stromeinspeisegesetz stark machte und damit Milliardenlnvesti-
tionen auslösten. In A. Dornheim/S. Greiffenhagen (Hrsg.): Identitãt und politische Kultur.
Stuttgart: Kohlhammer. 37 6-390.
Alisch, M- (2001): Zwischen Leitbild und Handeln. Alte Forderungen nach einer neuen politi-
schen Kultur. In: M. Alisch (Hrsg.): Sozial-Gesund-Nachhaltig. Vom Leitbild zu verträg-
lichen Entscheidungen in der Stadt des 21. Jahrhunderts. Opladen: Leske und Budrich.
9-26.
Alisch, M./Dangschat, J. s. (1996): Die Akteure der Gentrifizierung und ihre ,,Karrieren... In:
J. Friedrichs/R. Kecskes (Hrsg.): Gentrification. Theorie und Forschungsergebnisse. Op-
laden: Leske und Budrich. 95-129.
Alisch, M./Dangschat, J. S. (1998): Armut und soziale Integration. Strategien sozialer Stadtent-
wicklung und lokaler Nachhaltigkeit. Opladen: Leske und Budrich.
Alisch, M./Herrmann, H. (2001): Soziale Nachhaltigkeit: Lernprozesse für eine nachhaltige
Zukunft. In: M. Alisch (Hrsg.): Sozial-Gesund-Nachhaltig. ùom Leitbild zu verträglichen
Entscheidungen in der stadt des 21. Jahrhunderts. opladen: Leske und Budrich. g5-r14.
Angst, M- (2004): zõne de I'imaginaire - vom potential der Zwischennutzung im südlichen
BahnhofsgebietAarau. Rapperswil: Hochschule für Raumplanung (Diplom-arbeit).
Baudepartement Basel-stadt (2001): Zukunft Basel. Bericht r* nu.hÃuìtig.n Entwici<lung im
Kanton Basel-Stadt. Basel: [online] Available: http://www.aue.bs.ch./z-ukunft_basel.pdf.
Baumgärtner, E. (2009): Lokalität und kulturelle Heterogenität.. Selbstverortgng}d ldentitat
in der multi-ethischen Stadt. Bielefeld: Transkipt.
Baumgartner, D./Gysi, S./ Henz, A. (1993): Die wohntiberbauung Davidsboden in Basel. Er-
fahrungsbericht über die Mietermitwirkung. Bem: Bundesami für'wohnungswesen.
Beck, u. (1986): Risikogesellschaft. Auf dem weg in eine andere Moderne. F-rankfi¡rt a.M.:
Suhrkamp.
Berger, P. A. (1996): Individualisierung. Statusunsicherheit und Erfahrungsvielfalt. Opladen:
Westdeutscher Verlag.
Bernt, M. (2005): Stadtumbau im Gefangenendilemma. In: weiske, c., Kabisch. S. und c.
Hannemann (Hrsg.): Kommunikative Steuerung des Stadtumbaus. Interessengegensätze,
Koalitionen und Entscheidungsstrukturen in schrumpfenden Städten. Wiesbadèn: VS-Ver-
lag für Sozialwissenschaften. 109-13 l.
Blasius, J. (1993): Gentrification und Lebensstile. Eine empirische Untersuchung. Wiesbaden:
Deutscher Universitãtsverlag.
Bornschier, V (2001): Gesellschaftlicher Zusammenhalt und Befaihigung zu Sozialkapitalbil-
dung - Determinanten des generalisierten Vertrauens im explorativen Vergleich demokra-
* tischer Marktverfassungen. In: schweizerische Zeitscb¡ift für Soziologie, h ç¡, +lt-llz.
Borst, R./Krätke, s. (1993): stadt der Inseln. Die sozialrdumliche Ausdifferenzieiung ,,-"t.o-
politaner" Stadtregionen. In: Zeitschdft ñir sozialistische Politik und Wirtschaft (72),
22-31.
Bourdieu, P (1983): ökonomisches Kapital, kulh'elles Kapital, soziales Kapital. In: R.
K¡eckel (Hrsg.): Soziale ungleichheiten. soziale welt Sonde¡band 2 Göttingen: otto
Schwartz & Co. 183-198.
Bourdieu, P (1991): Physischer, sozialer und angeeigneter physischer Raum. In: M. wentz
(Hrsg.): Stadt-Räume. F¡ankfurt a. M.: Campus. 25-34.
-
Nachhaltigkeit in der einführende Anmerkungen 35
34 Matthias Drilling und Olaf Schnur
Bramley, G./Power, S. (2009): Urban form and social sustainability: the role of density and
housing type. In: Environment and Planning, 36 (1), 30-48.
Brandl, S. (2002): Kot:øepte sozialer Nachhaltigkeit im deutschen Diskurs. In: T- Ritt (Hrsg.):
Soziale Nachhaltigkeit: Von der Umweþolitik zur Nachhâltigkeit. Wien: Kammer für
Arbeiter und Angestellte für Wien. I l-33.
Braun, S. (2001): Putnam und Bourdieu und das soziale Kapital in Deutschland. Der ¡hetori-
sche Kurswert einer sozialwissenschaftlichen Kategorie. In: Leviathan, 29 (3),337-354.
Bruhns, K./Mack, W. (Hrsg.) (2001): Aufuachsen und Lernen in der Sozialen Stadt. Kinder
und Jugendliche in schwierigen Lebensräumen. Opladen: Leske und Budrich.
Bundesamt für Raumentwicklung ARE (2006): Programme d'encouragement pour le develop-
pement durable. Etat des lieux 2001-2005. Grenchen: [Online] Available: http://
www.are.admin.ch/imperia/mdlcontentlarelnachhaltigeentwicklung/26.pdf?PHPSES-
SID:8d2e30e3 6a7 23 4f3 6 5.
Burckardt, L./Frisch, M./Kutter, M. (1955): Achtung: die Schweiz. Ein Gespräch über unsere
Lage und ein Vorschlag zur Tat. Basel: E Handschin.
Cavigelli, N. (2003): Sozialhilfe - Entwicklung, Ausmass, Struktur und räumliche Aspekte in
Basel. Basel: Diplomarbeit am Institut ñir Geographie der Universität Basel.
Cercle indicateurs (2005): Kernindikatoren für die nachhaltige Entwicklung in Städten und
Kantonen. Bericht des Cercle Indicateurs. Bern: [Online] Available: htþ://www.are.
admin. ch./imperia"/md/content/arelnachhaltigeentwicklungicercleind/23.pdf.
Charta von Aalborg (1994): Charta der europäischen Städte und Gemeinden auf dem Weg zur
Zukunftsfähigkeit, am 27.5.1994 verabschiedet. Aalborg: o.V Available [On-line]:
http:/iwww.agenda-transfer.de/agenda-service/admir/download/ChartaAalborg.pdf.
Coleman, J. S. (1988): Social Capital in the Creation of Human Capital. In: American Journal
of Sociology, 94 (Supplement), 95-120.
Coleman, J. S. (1991): Grundlagen der Sozialtheorie. Band 1: Handlungen und Handlungs-
systeme. München: Oldenbourg.
Colombo, U./Turani, G. (1986): Der zweite Planet. Wien: EuropaVerlag.
Dangschat, J. S. (1995): ,,Soziale Brennpunkte" - ein ehrlicher Begrifffür die bürgerliche Hilf-
losigkeit. In: Widersprüche (55), 33-46.
Dangschat, J. S. (1996): Raum als Dimension sozialer Ungleichheit und Ort als Bühne der Le-
bensstilisierung? - Zum Raumbezug sozialer Ungleichheit und von Lebensstilen. In: O. G.
Schwenk (Hrsg.): Lebensstil zwischen Sozialstrukturanalyse und Kulturwissenschaft:
Opladen. 99-135.
Dangschat, J. S. (1997): Sag mi¡ wo Du wohnst und ich sag Dir, wer Du bist! Zum aktuellen
Stand der deutschen Segregationsforschung. In: Prokla - Zeitschrift für kritische Sozial-
wissenschaft, 27 (4), 619-647.
Dangschat, J. S. (2001): Wie nachhaltig ist die Nachhaltigkeitsdebatte? In: M. Alisch (Hrsg.):
Sozial-Gesund-Nachhaltig. Vom Leitbild zu verträglichen Entscheidungen in der Stadt des
2 1 . Jahrhunderts. Opladen: Leske und Budrich. 7 I-94.
Danner, M./Hoch, H. (2004): Die Wirkung von Umweltkommunikation und sozialer Arbeit.
Ergebnisse der Vergleichsuntersuchung in Freiburg-Rieselfeld und Hannover-Kronsberg.
In: K. Maier/G. Michelsen (Hrsg.): Nachhaltige Stadtentwicklung. Eine Herausforderung
für Umweltkommunikation und Soziale Arbeit: Fra¡kfurt a. M.: VAS Verlag fi.ir akademi-
sche Schriften. 94-228.
Deilmann, C. (2002): Zukunft - Wohngebiet: Entwicklungslinien für städtische Teilräume.
Verlag für Wissenschaft und Forschung: Berlin.
Deutscher Bundestag (Hrsg.) (1998): Konzept Nachhaltigkeit. Vom Leitbild zur Umsetzung.
Abschlussbericht der Enquete-Kommission,,schutz der Menschen und der umwelt - ziÀ-
le und Rahmenbedingungen einer nachhaltig zukunftsvertrãglichen Entwicklung,. Bonn:
Deutscher Bundestag.
Döring, D./Hanesch, w/Huste¡ E.-u. (Hrsg.) (1990): Armut im wohlstand. Frankfurt a. M.:
Suhrkamp.
Drilling, M. (2011): Planning Sustainable Cities: Why Environmental Policv needs Social
Policy. In: vy'allima¡n, I. (Hrsg.): Environmental policy is Social policy - social policy is
_ .-fnvilonmental Policy. Syracuse: Syracuse University press. (im Erschéinen).
Drilling, M. (2010): Verstetigung in der nachhaltigen Quartiersentwicklung. Eine Analyse aus
Sicht der U¡ban Regime Theory. In: Geographica Hevetica - Schweizerische Zeitschrift ñir
Geographie (64), 208-217 .
Drilling, M. (200a): Young urban poor. Abstiegsprozesse in den Zentren der Sozialstaaten.
Wiesbaden: VS Verlag.
Drilling, M-/Schnur, o. (Hrsg.) (2009): Governance der euartiersentwicklung. Theoretische
_. und praktische zttgânge zu neuen steuerungsformen. wiesbaden. vS-verlãg.
Elsen, S./Ries, H. A./Löns, N. (Hrsg.) (2000): sozialen wandel gestalten - iernen ñir die
Zivilgesellschaft (Vol. 2000). Neuwied: Luchterhand.
Empacher, C./!V'ehling, P. (2002): Soziale Dimension der Nachhaltigkeit. Theoretische Grund-
lagen und Indikatoren. Frankfurt Main: Institut für sozial-ökologische Forschung.
Esser' H. (2000): Soziologie. Spezielle Grundlagen. Band 4: Opportunitäten und Restriktionen.
Frankfurt a. M.: Campus.
Fachstelle für Stadtentwicklung (2004): Zunch- Stadt mit Weitsicht. Nachhaltigkeitsbericht
der Stadt Zttrich. Ztnich: [Online] Available: http://www.stadt-zue-rich.ch/internet/fste/
home/nachh-entw-top/nachhaltigkeitsbericht.ParãgraphContainerl,ist.paragraphContai-
_ .nerl.Paragraphlisr.0008.File.pdf,î{achhaltigkeitsbericht2004.pdf .
Fachstelle für stadtentwicklung der stadt zürich (2003): Befragung der Einwohnerinnen und
Einwohner der Stadt Zfüich. Zurich: Fachstelle ñir Stadtentwicklung.
Furyi*'4. (2001): Segregierte Armut in der Stadt. ursachen und soãale Folgen der räum-
lichen Konzentration von sozialhilfeempfängern. opladen: Leske und Budãch.
Fisch_er-Kowalski, M. (2002): Das magische óreieck-von Nachhaltigkeit. Lebensqualität,
wohlstand und ökologische verträglichkeit. In: A. Klotz/o. rreyw Rosinak/iudwig
Botzmann Institut ñir Interdisziplinäre Stadtforschung (Hrsg.): Stadt und Nachhaltigkeii
Ein Diskurs. Wien: Springer. 25-41.
Freitag, M' (2000): Soziales Kapital und Arbeitslosigkeit. In: Schweizerische Zeitschrift für
Soziologie, 29 (3), 186-201.
Frey, o./Rosinak, w. (2002): Die Diskussion. In: A. Klotz/o. Frey/w Rosinak/Ludwig Botz-
mann Institut für Interdisziplin¿ire Stadtforschung (Hrsg.): Stadt und Nachhaltigkãit. Ein
Diskurs. Wien: Springer. 203-2.09.
Freyberg T. v. (1996): Der gespaltene Fortschritt. Zur stãdtischen Modernisierung am Beispiel
Frankfurt am Main. Frankfurt a. M.: Campus.
Friedrich, S. (2004): Stadtumbau. wohnen. ursachen und methodische Grundlagen für die
stadtentrvicklung mit Fallstudien zu wohngebieten in Zürich. Zürich: vdf.
Friedrichs, J. (1996): Gentrification: Forschungsstand und methodologische probleme. In: J.
Friedrichs/R. Kecskes (Hrsg.): Gent¡ification. Theorie und Forscñungsergebnisse. Opla-
den: Leske und Budrich. l3-40.
Friedrichs, J. (1998): Gentrification. In: H. Häussermann (Hrsg.): Grossstadt. Soziologische
Stichworte. Opladen: Leske und Budrich. 57-66.
Matthias und Olaf Schnur Nachhaltigkeit in der - einfi.ihrende Anmerkungen 37
36
Friedrichs, J./Blasius, J. (2000): Leben in benachteiligten Wohngebieten. Opladen: Leske und
Budrich.
Friedrichs, J./Kecskes, R. (Hrsg.) (1996): Gentrification. Theorie und Forschungsergebnisse'
Opladen: Leske und Budrich.
GabriåL o. w./Kunz, V/Rossteutscher, s./van Deth, J. w. (2002): sozialkapital und Demokra-
tie. Zivilgesellschaftliche Ressourcen im vergleich. wien: wljV-universitäts-verlag'
Gambetta, O. (tS¡S), Mafia: the Price of Distrust. In: D. Gambetta (Hrsg.): Trust: Making and
Breaking Cooperative Relations. Oxford: Blackwell. I 58-1 75'
Granovetter, M. (1-SSS): Economic Action and Social Structure: the Problem of Embeddedness.
In: American Journal of Socioloþy, 9 I (3)' 48 1-5 1 0.
Greiffenhagen, S. (2003): Lebensqualität im Stadtteil. Zur Bedeutung des subjektiven Faktors
im Bund-Länder-Programm ,,Soziale stadt". In: A. Dornheim/s. Greiffenhagen (Hrsg.);
Identität und politische Kultur. Stuttgart: Kohlhammer. 361-368'
Gross, P. (1994): Die Multioptionsgesellschaft. Frankfurt a. M.: Suhrkamp'
Häberli, M./Schneider, N. (2002): Nachhaltigkeitsvergleich Z,trich- Berlin. Opladen: Leske
und Budrich.
Hall, P/Pfeiffer, U. (2000): Urban Future 21. A global agenda for twenty-first century cities.
Berlin: Bundesministerium für Bauen, Wohnen undVerkehr.
Hall, P./Pfeiffer, u. (Hrsg.) (2000): weltbericht für die Zukunft der Städte URBAN 21. ImAuf-
trag des Bundesministeriums ñir Verkehr, Bau- und Wohnungswesen. Berlin: [Online]
Avãilable: http:i/\¡/ww.bbr.bund.de/staedteba'/download'iweltbericht'pdf'
Halm, D./Saue., tr,l. IZOOO¡, Parallelgesellschaft und ethnische Schichtung' Aus Politik und
Zeitgeschichte (l-2), 18-24.
Hamm, É. (1973): Betrifft: Nachbarschaft. Verständigung über Inhalt und Gebrauch eines viel-
deutigen Begriffs. Dússeldorf: Bertelsmann.
Harriss, i lZOOeJ, Das eingebildete Sozialkapital. Peripherie. Zeitschrift für Politik und Öko-
nomie in der Dritten welt,25 (99),267-287.
Hauff, V (1987): Unsere gemeinsame Zukunft. Der Brundtland-Bericht der Weltkommission
fiir Umwelt und Entwicklung. Greven: Eggenkamp.
Haug, S. (1997): Soziales Kapital. Ein kritischer Überblick über den aktuellen Forschungs-
stand. Mannheim: Mannheimer Zentrum für Europãische Sozialforschung. Arbeitspapier,
Arbeitsbereich II/ Nr. 15 [Online] Available: htp://www.mzes'uni-man¡heim.de/
publications/wp/wp-start.html.
ffaus, Ir¡. (2005): Ziviigesellschaft und soziales Kapital im städtischen Raum. In: Aus Politik
und Zeitgeschichte (3), 25-3 I .
Häussermann, H. (2002): Segregation und sozialräumlicher Wandel im ,Neuen Berlin'. In: A.
Mayr/M. Meurer/J. Vogt (Hrsg.): stadt und Region. Dynamik von Lebenswelten. Tagungs-
bericht und wissenschaftliche Abhandlungen des 53. Deutschen Geographentags. Leipzig:
o.Y.273-282.
Häussermann, H./Siebel, W. (1987): Neue Urbanität. Fra¡kfurt a. M': Suhrkamp'
Hayoz, N./Sergeyeg V (o.J.): Social Networks in Russian Politics: [online] Available:
- htip://www.unifr.ch/pol-wiss/archiv/2000-01/pouvoirregles200l .doc/dokumente/
nicolas-hayo"-2 00 I -social-networks-in-russian-politics.pdf.
Heitmeyer, w. ltlea¡: Versagf die ,,Integrationsmaschine" Stadt? Zum Problem der ethnisch-
kulturellen Segregation und ihren Konfliktfolgen. In: W Heitmeyer/R. Dollase/O. Backes
(Hrsg.): Oie K¡ise der Städte: Analysen zu den Folgen desintegrativer Stadtentwicklung für
das ethnisch-kulturelle Zusammenleben. Frankfurt a. M.: Suhrkamp' 443468'
!:lsinki university of Technology (2001): urban catalysts. Helsinki: universiry press.
Hinding, B. (2004). Zur Bedeutung der Nachbarschaft für die Förderung nachhaitiger Konsum-
muster. In: K. Maier/G. Michelsen (Hrsg.): Nachhaltige Stadtentwicklung. Eine Heraus-
forderung für Umweltkommunikation und Soziale A¡beit. Frankfurt a. M.:-VAS Verlag für
akademische Schriften. 254-265.
Hohm, H.-J. (2003): urbane soziale Brennpunkte, Exklusion und soziale Hilfe. opladen:
Leske und Budrich.
Honneth, A. (2000): Das Andere der Gerechtigkeit. Frankfurt a. M.: Suhrkamp.
Immerfall, S. (1999): Sozialkapital in der Bundesrepublik. Thesen zuKonzeptund Grössen-
ordnung. In: E. Kistler/H.-H. Noll/E. Priller (Hrsg.): Perspektiven gesellichaftlichen Zu-
sammenhalts. Empirische Befunde, praxiserfahrungen, Messkonzipte. Berlin: Edition
Sigma. 121-128.
Independent commission on Disarmament and Security Issues (19g2): common Security: a
blueprint for survival. New York: Simon and Schuster.
Institut fiir Landes- und Stadtentwicklungsforschung des Landes Nordrhein-Wesþhalen
(2000): Soziales Kapital mobilisieren. Gemeinwesenorientierung als Defizit und Chance
lokaler Beschäftigungspolitik. Gutachten für die Enquete-Kommission ,,Zukunft der Er-
werbsarbeit" des Landtags von Nordrhein-Wesþhalen. Dortmund: Institut für Landes- und
_ StadtentwicklungsforschungdesLandesNordrhein-Vy'esþhalen.
Internationales Forum fiir Gestaltung (Hrsg.) (1999): straiegischer Raum - urbanität im
21. Jahrhundert. Ulm: Anabas.
Janssen, A./Polat, A. (2006): Soziale Netzwerke türkischer Migrantinnen und Migranten. In:
Aus Politik und Zeitgeschichte (l-2), u_17.
Kecskes, R. (1996): Die Dynamik der Aufuertung innenstadtnaher Wohnviertel. Zur Begnindung
unterschiedlicher Prozessverläufe der Gentrification. In: J. Friedrichs/R. Kecskes (Flrsg.):
Gentrification. Theorie und Forschungsergebnisse. opladen: Leske und Budrich. 55-94.
Kecskes, R. (1997): Das Individuum und der Wandel städtischer Wohnviertel: eine handlungs-
,- --theoytische Erklärung vonAuñvertungsprozessen. pfaffenweiler: centaurusverlag.
Keller, c. (1999): Armut in der Stadt. Zur Segregation benachteiligter Gruppen in Deutsch-
land. Opladen: Westdeutscher Verlag.
Kessl, F./otto, H.-u. (Hrsg.) (2004): Soziale Arbeit und Soziales Kapital. zur Kdtik lokaler
Gemeinschaft lichkeit. Wiesbaden: VS-Verlag.
Klages, H. (1968): Der Nachbarschaftsgedanke und die nachbarschaftliche Wirklichkeit in der
Grossstadt. Stuttgart: Kohlhammer.
Knorr-siedow, T./Gandelsonas, c. (200\: Lokales wissen in stadt- und euartierentwicklung.
In: u,. Matthiesen (Hrsg.): Stadtregion und wissen. Analysen und pläàoyers ñir eine wis-
- sensbasierte Stadtpolitik. Wiesbaden: VS Verlag. 293-309.
Kreibich, Y. (2002): Nachhaltige siedlungs- und Siadtentwicklung. vom Leitbild zur umset-
zung. In: A. Mayr/M. Meurer/J. Vogt (Hrsg.): Stadt und Region. Dl,namik von Lebenswel_
ten. Tagungsbericht und wissenschaftliche Abhandlungen des 53. Deutschen Geographen-
tags. Leipzig: o.Y. 619-63i.
Kronauer, M. (2002): Exklusion. Die Geführdung des Sozialen im hoch entwickelten Kapita-
lismus. Frankfurt a. M.: Campus.
Kronauer, M-/vogel, B. (2004): Erfahrungen und Bewältigung von sozialerAusgrenzung in der
Grossstadt: was sind Quartierseffekte, was Lageeffekie. In: H. HäussermanlM. Kronauer/
_ w. siebel (Hrsg.): An den Rändern der Städte. Frankfrrt a. M.: suhrkamp .235-257.
Landert, c.lEarago, P.lDavatz (2002): Gründe des wegzugs der privaten Hãushalte. Zürich:
Eigenpublikation.
T
Nachhaltigkeit in der Quartiersentwicklung - einführende 39
38 Matthias Drilling und Olaf Schnur
Lang-Wojtasik, G. (2003): Bildung für Nachhaltigkeit. Lernofferten für junge Menschen in so-
ãiul"n B."nnp*kten. In: Stiftung sPI (Hrsg.): 5. Zielgruppenkonferenz der vertreter/
innen von Stâdten und Gemeinden der E&C-Gebiete. Nachhaltigkeit - ein Qualitätsmerk-
mal sozialräumlicherArbeit. Berlin: Regiestelle E&C der Stiftung sPI. 5-12.
Lees, L./Slater, T./Wyly, E. (2008): Gentrification. Routledge: NewYork'
Lefèbwe, H. (1976): Die Revolution der Städte. Frankfurt a. M': Syndikat'
Leu, R. E. (t99e): ronzepte der Armutsmessung. In: R. Fluder/M. Nolde/T. Priester/A' wag-
ner (Hrsg.): Armut verstehen. Armut bekämpfen. Armutsberichterstattung aus Sicht der
Statistik. Neuenburg: Bundesamt fiir Statistik. 39-64'
Lewis, O. (1966): The Culture of Poverty. In: Scientific American, 215 (4),19-25 '
Lompe, K.'(Hrsg.) (1987): Die Realität der neuen Armut. Analysen der Beziehungen zwischen
Rrbeitsiosigkeit und Armut in einer Problemregion. Regensburg: Transfer.
Löw, M. (2001): Raumsoziologie. Frankfurt a- M.: Suhrkamp'
tvtaciert, i. (20b3): Ausschliesiung und Usurpation: Multikulturalismus und soziale Exklusion
i1 s"h1iess.-gstheoretischer Perspektive. In: Schweizerische Zeitschrift für Soziologie,29
(1),6e-e1.
Ueaàáws, D. (1974): Die Grenzen des Wachstums. Bericht des Club of Rome zur Lage der
Menschheit. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt.
Maier, K. (1995): Dai Konzept der Quartiersarbeit. In: K. Maier (Hrsg.): Der Beitrag der
Sozialarbeit zum Aufbau neuer Stadtteile. Freiburg i. Br.: Kontaktstelle für praxisorien-
tierte Forschung e-V
Maier, K. (2004): bas Wohnquartier als Bedingungsrahmen für gelingenden Alltag. Über-
legungèn zur Evaluation dès Bund-Lãnder-Programms Soziale Stadt aus der Perspektive
dei Sozialen Arbeir. In: S. Greiffenhagen/N. Keller (Hrsg.): Praxis ohne Theorie? Wissen-
schaftliche Diskurse zum Bund-Länder-Programmm Stadtteile mit besonderem Entwick-
lungsbedarf - die Soziale stadt. wiesbaden: vS-Verlag für sozialwissenschaften.
Maier, Í../trrtichelsen, G. (Hrsg.) (2004): Nachhaltige Stadtentwicklung. Eine Herausfordenrng
ñir umweltkommunikatiõn und soziale Arbeit. Frankfurt a. M.: vAS Verlag für akademi-
sche Schriften.
Maier, K./Sommerfeld, P. (2001): Für einen konstruktiven Umgang mit professionellen Para-
doxien. Entwicklung eines Modells konkurrierender Rollen der Sozialarbeit beim Aufbau
einer tragfåhigenAlltagskultur im Stadtteil. In: Sozialmagazn,26 (9),32a1'-
Maie¡, K./Sonrmerfeld, P (2005): Inszenierung des Sozialen im Wohnquartier. Darstellung,
Evaluation und Ertrag des Projektes ,Quartiersaufbau Rieselfeld'. Freiburg i. Br': FEL Ver-
lag.
tvtaieif./Sommerfel{ P./Hoch, H. (2003): Die Inszenienrng des Sozialen im Wohnquartier.
Darstellung, Evaluation und Ertrag des Projektes ,,Quartiersaufbau Rieselfeld". Freiburg
i.Br.: Kontaktstelle für praxisorientierte Forschung e.V an der EFH Freiburg.
Marcuse, P. (1989): ,,Dual ôity": a muddy metaphor for a quarted ciry In: International journal
of urban and regional resea¡ch (13),697J08-
Mayer, M. (2001): ioziales Kapital und Stadtentwicklungspolitik: ein ambivalenter Diskurs.
-tn: M. Èaus (Hrsg.): Loka-le Politik, soziales Kapital und Bürgergesellschaft. Opladen:
Leske und Budrich.
Meadows, D.L. (1974): Die Grenzen des wachstums. Bericht des club of Rome zur Lage der
Menschheit. Stuttgart: DVA.
Mollenkopf, J. H./casiells, M. (Hrsg.) (1992): Dual city. Restructuring NewYork. NewYork:
Russell Sage.
Mnnch, c. (2004): Ist Engagement im stadtteil nur für,,gute" Bürger? In: K. Maier/G. Michel-
sen (Hrsg.): Nachhaltige Stadtenfwicklung. Eine Hèrausfordélrng für Umweltkommuni-
kation und Soziale Arbeit. Frankfurt a. M.: VAS verlag für ãkademische Schriften.
266-276.
Newman, K. S. (1999): No Shame in My Game. The working poor in the inner city. Newyork:
Vintage.
Nord-Süd Kommission (Hrsg.) (1980): Das Überleben sichern: gemeinsame Interessen der In-
dustrie- und Entwicklungsländer. Köln: Kiepenheuer und Witsch.
Noller, P. (1999): Globalisierung, Stadträume unã Lebensstile. Kulturelle und lokale Repräsen-
tationen des globalen Raums. Opladen: Leske und Budrich.
Nord-Süd Kommission (1980.¡: Das Überleben sichem: gemeinsame Interessen der Industrie-
und Entwicklungsländer. Kdln: Kiepenheuer und Wiisch.
novatlantis. (2003). Kernindikatoren für Nachhaltigkeit von Städten und Kantonen. Schlussbe-
richt vom 10. 4. 2003. Zollikon: Ernst Basler+ partner AG.
offer_c, (1999): ,,Sozialkapital" Begriffliche probleme und wirkungsweise. In: E. Kistler/H.-
H. NolVE. Priller (Hrsg.): Perspektiven gesellschaftlichen Zuiammenhalts. Empirische
Befunde, Praxiserfahrungen, Messkonzepte. Berlin: Edition Sigma. I 13-120.
offe, c./Fuchs, s. (2001): schwund des Sozialkapitals? Der Fall ñeutschland. In: R. D. put-
nam (Hrsg.): Gesellschaft und Gemeinsinn. Sozialkapital im internationalen Vergleich.
Gütersloh: Verlag Bertelsmannn- Stiftung. 417 -5 | 4.
Otte, G. (2004): Sozialstrukturanalysen mif Lebensstilen. Eine Studie zur theoretischen und
methodischen Neuorientierung der Lebensstilforschung. Wiesbaden: VS Verlag für Sozial-
wissenschaften.
PeteLrA..(2009): Stadtquartiere auf Zeit. Lebensqualität imAlter in schrumpfenden Städten.
Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.
pug:, \ (2002): Die geteilte .stadt, zürich. Eine Analyse zu Armut und sozialer Ausgrenzung
im Postfordismus. Lizentiatsarbeit an der Universìtãt Bern, Institut für Soziologià.
Parþ R. E./Burgess, E. w/McKenzie, R. D. (1967): The city. Suggestions for Inveitigation of
Human Behavior in the Urban Environment. Chicago: ihicagõ eress.
Parkin, F._(1983): Strategien sozialer Schliessung und Klassenbilãung. In: R. Kreckel (Hrsg.):
Soziale ungleichheiten. soziale vy'elt, Sonderband 2. Göttingen: otto schwartz & co.
t2t-135.
Portes, A. (1998): Social capital. Its origins and Applications in Modern Sociology. In: Annu-
al Reviews of Sociology, 24, 114.
Putnam, R- D. (1993): Making Democracy Work. Civic Traditions in Modern ltaly. princeton.
Putnam, R. D. (1995): Bowling Alone: America's Declining social capital. In: Journal of De-
m-oclacy, 6 (1), 65-78 [online] Available: http://musejhu.eduidemo/journal_oldemocracy/
v006/putnam.html.
Putnam, R D. (2000a): Bowling Alone. The collapse and Revival of American community.
NewYork: Touchstone.
Putnam, R. D. (2000b): Niedergan_g de_s- sozialen Kapitals. warum kleine Netzwerke wichtig
sind frir staat, wirtschaft und Gesellschaft. In: w. Dettling (Hrsg.): Denken, Handeln, GeI
stalten-. Neue Perspektiven für Wirtschaft und Gesellschañ. Èin É¡,mposium der DG Bank.
Frankfurt a. M.: Edition Politeia. TT-97.
Putnam, R. D./Goss, K. A. (2001): Einleitung. In: R. D. putnam (Hrsg.): Gesellschaft und Gemein-
_ :i*- Sozialkapital im internationalen vergleich. Gütersloh: Bertiismann-stiftung . 1543.
Regierungsrat des Kantons Basel-Stadt (2005): Zukunft Basel konkret. Bericht z; nachhalti-
gen Entwicklung Basel-Stadt 2005. Basel: [online] Available: htÞ:/ vww.staristik-
bs.ch/kennzahlen/nachhaltigkeit/Nachhaltigkeitsberichtþaf.
40 Matthias Drilling und Olaf Schnur
Reutlinger, C. (2004): Sozialraumorientierte Vernetzung in,,sozialen Brennpunkten": der ter-
ritoiiale Aspekt im Bundesprogramm E & C. In: F. KessliH.-U. otto (Hrsg.): Soziale Arbeit
und Soziales Kapital. Zur Kritik lokaler Gemeinschaftlichkeit. Wiesbaden: VS.25l-267 '
santos, M. (1977): Spatial Dialectics: TheTwo circuits of urban Economy in underdeveloped
Conntries. In: Antipode (9), 49-59.
Schnur, O. (1999): Sozialkapital und Stadtentwicklung. Neue sozialwissenschaftliche Perspek-
tiven - auch für die kommunale Praxis? In: RaumPlanung (87)' 255J62.
Schnur, O. (2002): Wege aus der Exklusion: Sozialkapital als neue Perspektive für die Entwick-
lung marginalisierter stadtquartiere. In: A. Mayr/M. Meurer/J. Vogt (Hrsg.): stadt und Re-
gion. Dynamik von Lebenswelten. Tagungsbericht und wissenschaftliche Abhandlungen
des 53- Deutschen Geographentags. Leipzig: o.V 306-320.
Schnur, O. (2003): Lokales Sozialkapital für die ,,soziale Stadt". Politische Geographien sozi-
aler Quartiersentwicklung am Beispiel Berlin-Moabit. Opladen: Leske und Budrich.
Schnur, O. (200a): Am Rande der City: Nachba¡schafts- und Engagemenþotenziale in Quar-
tiermanagementgebieten der neuen Berliner Mitte. Berliner Geographische Arbeiten, 97,
109-l 16.
Schnur, O. (2010): Demographischer Impact in städtischen Wohnquartieren: Entwicklungssze-
narien und Handlungsoptionen. Wiesbaden: VS-Verlag für Sozialwissenschaften.
Schnur, O. (Hrsg.) (2000): Nachbarschaft, Sozialkapital & Bürgerengagement: Potentiale sozi-
aler Stadtentwicklung? Berlin: Geographisches Instituts der Humboldt Universität.
Schultz, B./Keiner, M./Schmid, W. A. (2001): Nachhaltigkeitsindikatoren fìir die Stadt Zürich.
Schlussbericht. Zürich: ETH Zürich [Online] Available: http://www.stadt-zuerich.ch/
internet/fste,ihome/dokumente/nachh-entw.Pa¡agraphContainerlist.ParagraphContainerl -
Paragraphlist.0054.File.pdfl23 I schlussberichtOl.pdf.
Schulze, G. (1990): Die Transformation sozialer Milieus in der Bundesrepublik Deutschland.
In: P. A. Berger/S. Hradil (Hrsg.): Lebenslagen. Lebensläufe. Lebensstile. Göttingen: Otto
Schwartz &.Co.409432.
Selle, K. (1991): Mit den Bewohnern die Stadt erneuern. Der Beitrag intermediåirer Organisa-
tionen zur Entwicklung städtischer Quartiere. Beobachtungen aus sechs Ländern. Dort-
mund: Wohnbund-Verlag für wissenschaftliche Publikationen.
Senghaas-Knobloch, E. (2009): ,,Soziale Nachhaltigkeit" - Konzeptionelle Perspektiven. In:
R. eopp/E. Schüll (Hrsg.): Zukunftsforschung und Zukunftsgestaltung Berlin: Springer
Yerlag.569-578.
Sommerfèld, P. (2002): Siedlungen KraftWerkl und Regina Kägi-Hof. Begleitstudien undVer-
gleich von zwei innovativen Wohnsiedlungen in der Stadt Zürich. Olten: Fachhochschule
Solothurn Nordwestschweiz.
Sommerfeld" P. (2004): Sind gesellschaftliche Probleme gemeinschaftlich lösbar? Soziale Ar-
beit und der zivigesellschaftliche Umbau des Wohlfahrtsstaates. In: F. Kessl/H.-U. Otto
(Hrsg.): Soziale Arbeit und Soziales Kapital. Zur Kritik lokaler Gemeinschaftlichkeit.
Wiesbaden: VS-Verlag. 225-250.
Streek, W. (1999): Verbände als soziales Kapital: Vom Nutzen und Nutzung des Korporatismus
in einer Gesellschaft im Wandel. Max-Plank-Institut ñir Gesellschaftsforschung: [Online]
Available: http://wm¡/.mpi-fg-koeln.mpg.de/pu/worþap lwp99-2lwp99-2-htm1
Thierstein, A./Tschander, B. (2001): Nachhaltigkeit in Boomtown? In: Uni-ETH. Magazin der
Universität Zärich. Thema: Ztirichs Zukunft. Nachhaltige Perspektiven (l),14-17.
Vaskovics, L. A. (1982): Residentielle Segregation und soziale Probleme. In: L. A. Vaskovics
(Hrsg.): Raumbezogenheit sozialer Probleme. opladen: westdeutscher verlag. 200-227 .
Nachhaltigkeit in der - einführende Anmerkungen 4t
v,ierecke, K. D. (1972): Nachbarschaft: ein Beihag zur Stadtsoziologie. Köln: J. p. Bachem.
walther, u.-J. (Hrsg.) (2002): Soziale stadt. zwischenbilanz. Ein prãgramm aufiem weg zur
Sozialen Stadt? Opladen: Leske und Budrich.
Weidneq H. (2002): Gemeinwohl und Nachhaltigkeit - ein prekäres Verhältnis. Discussion
Paper FS II 02-303. Berlin: wissenschaftszentrum Berlin hir sozialforschung.
weizsäcker, E. u. vor/Lovins, A. B.llovins, L. H. (1995): Faktor vier: doppeltJi wohlstand,
halbierter Naturverbrauch. Der neue Bericht an den club of Rome. Mir¡chen: Droemer
Knaur.
welz, G. (1994): Der Tod des Lokalen als Ekstase des Lokalismus. Am Beispiel des Frankfur-
ter Gallus-Vierrel. In: p NollerlvVi prigge/K. Ronneberger (Hrsg.): staàt-welt. úber dL
__-._ Globalisierung stãdtischer Milieus. Frankfurt a. M.: Campus. Zñ_ZSS.
wils1t1, w J. (1987): The Truly Disadvantaged. The Inner Òiry th. underclass, and public
_ . Policy. Chicago: University of Chicago press.
wilson, v{ J. (1997): when work Disappears. The world of the New urban poor. Newyork:
Random House.
Zentrum ñir Tü¡keistudien (2000): Das integrative bzw. desintegrative potential türkischer
Selbstorganisationen unter besonderer Berücksichtigung etbnisch verdichteter Stadtteile.
Endbericht der Studie ,,Die Ablehnung und Akzeptarø infrastruktureller Eiffichtungen der
türkischen Minderheit durch die aufrrehmende ðesellschaft und Konfliktkonstellationen
individueller, infrastruktureller und regionaler Desintegrationspotentiale.. im Aufoag des
Ministeriums fü¡ Schule und weiterbildung, wissenõhaft ,rod ro.schunj Jes Landes
Nordrhein-Westfalen. Essen: Zentrum für Türkeistudien.