Pharmakotherapie: Klinische Pharmakologie
Abstract
Lemmer/Brune: Das Lehrbuch der klinischen Pharmakologie, jetzt in der 13. Auflage!
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Chapters (37)
Die Häufigkeit von fehlender oder ungenügender erwünschter Wirkung einer Arzneimitteltherapie (häufig 20–70%; ⊡ Abb. 3.1) und die Inzidenz von unerwünschten Arzneimittelwirkungen (UAW) machen das Suchen nach pharmakodynamischen Endpunkten (Therapie-Monitoring) zu einer wichtigen Aufgabe jedes verschreibenden Arztes. Ein Monitoring ist aus Aspekten der Arzneimittelsicherheit (Risiken durch UAW) und der Patientenführung (Noncompliance in 30–80% aller Langzeittherapien), aber auch aus ökonomischen Überlegungen (fehlende Wirkung bei laufenden Kosten, Zusatzkosten durch UAW) von zentraler Bedeutung. Als qualitätssichernde Maßnahme verfolgt das Monitoring von Pharmakotherapien somit das Ziel, frühzeitig Patienten zu erkennen, die auf die Therapie nicht wie gewünscht ansprechen (Nonresponder; ⊡ Abb. 3.1) oder UAW erleiden.
⊡ Abb. 3.1.
Schematische Darstellung der Nonresponder-Raten einer Auswahl von akuten und chronischen Arzneimitteltherapien. Aufgeführt sind Therapieindikation, primärer Endpunkt und das eingesetzte Arzneimittel bzw. die Arzneimittelkombination. Falls mehrere Arzneimittel mit demselben Resultat vergleichend getestet wurden, sind sie durch Kommata getrennt
Der physiologische Schmerz erfüllt eine lebensnotwendige Funktion, indem er vor potenzieller Gewebeschädigung warnt. Im Rahmen von Entzündungen, Verletzungen und Nervenschädigungen kann es aber zu einer Sensibilisierung des nozizeptiven Systems kommen, bei der der Schmerz zu einer körperlichen und seelischen Belastung für den Patienten wird.
Der geläufige Begriff „Neuroleptika“ („Nervendämpfungsmittel“) wird zunehmend verlassen, da sich diese Bezeichnung von den unerwünschten Wirkungen dieser Substanzklasse ableitet. Die Bezeichnung „Antipsychotikum“ definiert die Indikationen dieser Medikamentengruppe eindeutiger. Antipsychotika werden mittlerweile in zwei Gruppen, Antipsychotika der ersten („konventionelle“, „typische“, „klassische“ Antipsychotika) und Antipsychotika der zweiten („atypische“ Antipsychotika) Generation, eingeteilt (⊡ Tab. 8.1). Der Begriff „atypisch“ wird immer weniger verwendet, da fast alle Vertreter dieser Gruppe die aktuell geforderten Kriterien für eine Atypizität, wie beispielsweise
eine Wirksamkeit bei der unter einer Schizophrenie auftretenden Negativsymptomatik,
eine Effektivität bei therapieresistenter Schizophrenie,
eine Verminderung kognitiver Defizite,
keine oder geringe extrapyramidale Nebenwirkungen und
keine oder geringe Erhöhung des Prolaktinspiegels
Tab. 8.1
Übersicht über die in Deutschland am häufigsten verordneten Antipsychotika (Stand November 2008)
Für den Erfolg einer antibakteriellen Therapie ist die exakte Indikationsstellung ausschlaggebend. Zu berücksichtigen sind
die klinische Situation, der Schweregrad der Erkrankung und damit die Dringlichkeit einer antibakteriellen Therapie, die mikrobiologische
Verdachtsdiagnose oder das Ergebnis mikrobiologischer Untersuchungen wie Mikroskopie, Antibiogramm, Antigennachweis sowie
klinisch-chemischer Untersuchungen und bildgebender Verfahren. Vor Therapiebeginn sollte nach Möglichkeit Untersuchungsmaterial
für Erregernachweis und Antibiogramm abgenommen werden. Es ist zu bedenken, dass Fieber und allgemeine uncharakteristische
Symptome nicht immer bakteriellen Ursprungs sind und daher nicht immer einer Antibiotikatherapie bedürfen. So sind akute respiratorische
Infekte meist viralen Ursprungs und keine Indikation für den Antibiotikaeinsatz.
Neben chirurgischen und strahlentherapeutischen Maßnahmen ist die Pharmakotherapie die dritte Säule der Tumorbehandlung. Die
besonders auf stark proliferierende Tumoren wirkende klassische Chemotherapie (⊡ Tab. 11.1) nützt die häufig größere Empfindlichkeit des malignen gegenüber dem normalen Gewebe.
⊡ Tab. 11.1. Zentrale Wirkmechanismen bei der klassischen Chemotherapie von Tumoren
Sexualhormone gehören in Deutschland zu den am häufigsten verordneten Arzneimitteln. Sexualhormone werden zur Therapie, Prophylaxe und Diagnostik verschiedener Störungen der Sexualfunktion bei Mann und Frau eingesetzt. Ein wichtiges Einsatzgebiet von Sexualsteroiden ist die Behandlung von Symptomen im Klimakterium und in der Postmenopause, die auf eine verminderte Synthese ovarieller Steroide zurückzuführen sind. Weiterhin werden Sexualhormone verabreicht, um gezielt durch Beeinflussung der zentralen Regelkreise auf der Ebene des Hypothalamus und der Hypophyse die endogene Hormonproduktion zu hemmen. Darüber hinaus stellen Sexualhormone und ihre Derivate das Rückgrat der endokrinen Therapie hormonabhängiger Tumoren dar.
Die kardiovaskuläre und zerebrovaskuläre Morbidität und Mortalität ist umso größer, je höher der Blutdruck ist. Es gibt jedoch keinen kritischen Schwellenwert, ab dem das Risiko überproportional ansteigt. Die Grenze zwischen normalen und erhöhten Blutdruckwerten muss deshalb willkürlich festgelegt werden. Vor diesem Hintergrund muss eine operationale Definition und Klassifizierung der Hypertonie zur Verfügung stehen, damit eine rationale Therapie und Verlaufsbeobachtung von Patienten mit Bluthochdruck in der Praxis durchgeführt werden kann. Die antihypertensive Pharmakotherapie gehört zu den wirksamsten Maßnahmen, um die Manifestation und Progression von Herzkreislauferkrankungen zu verhindern.
Unter einer Herzinsuffizienz versteht man die Unfähigkeit des Herzens, eine dem Bedarf der Peripherie und dem venösen Angebot entsprechende Förderleistung zu erbringen. Die wichtigsten Symptome sind Stauungserscheinungen im kleinen und großen Kreislauf („Rückwärtsversagen“; beispielsweise Dyspnoe, Nykturie, Ödeme) und Zeichen peripherer Minderperfusion („Vorwärtsversagen“; beispielsweise Hypotonie, kalte Extremitäten, Müdigkeit, Schwindel, Zyanose, pektanginöse Beschwerden und Tachykardie).
Herzrhythmusstörungen äußern sich unter einer vielgestaltigen Symptomatik, die Herzstiche als unspezifisches Symptom, Herzjagen, Palpitationen bei Extrasystolien und Bigemini sowie Schwindel, Adam-Stokes-Anfälle (rhythmogene Synkopen) und Angina pectoris einschließt. Schwindel, Synkopen und Angina pectoris treten insbesondere bei Tachykardien, Bradyarrhythmien und höhergradigen Leitungsblockierungen auf. Daneben können aber auch maligne Rhythmusstörungen unter Umständen jahrelang völlig symptomlos bleiben.
Anämie ist gekennzeichnet durch eine verringerte Erythrozytenzahl, oder eine Reduktion des Hämatokrit und/oder Hämoglobin
im Blut. Anhand der Erythozytengröße wird eingeteilt in mikro-, normo- oder makrozytäre Anämien. Weiter unterscheidet man
aufgrund der intra-erythrozytären Hämoglobinkonzentration normochrome, hypochrome oder hyperchrome Anämien. Die Ursachen von
Anämien sind vielfältig und beinhalten Blutverluste, Störungen der Erythropoese bzw. Hämoglobinsynthese oder auf einer beschleunigten
Zerstörung von Erythrozyten beruhen.
Die Arteriosklerose ist eine systemische Erkrankung, die die Intima großer und mittelgroßer Arterien betrifft. Kardiovaskuläre Erkrankungen, insbesondere die koronare Herzerkrankung, sind die häufigste Todesursache in den Industriestaaten.
Unter bronchopulmonalen Erkrankungen werden die Krankheitsbilder Bronchitis, Emphysem, Asthma (Asthma bronchiale) und die chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) zusammengefasst
Unter dem Begriff der rheumatischen Erkrankungen werden schmerzhafte, entzündliche und degenerative Struktur- und Funktionsstörungen des muskuloskelettalen Systems zusammengefasst. Bei Chronifizierung können sie zu Destruktionen und Bewegungsunfähigkeit führen. Leitsymptom der rheumatischen Erkrankungsformen ist der „wandernde“ (griech. rhein = fließen) Schmerz, der erst akut und rezidivierend, später chronisch unterschiedliche Gelenke befällt. Als Ursache dieser Gelenk-, Muskel- und Weichteilerkrankungen kommen degenerative Gewebeschäden (Arthrose) in Betracht oder immunologische Reaktionen auf Infektionen, bakterielle oder bisher noch unbekannte Antigene. Die Pathogenese der chronischen (entzündlichen) rheumatischen Erkrankungen (rheumatoide Arthritis, syn. chronische Polyarthritis, juvenile chronische Arthritis, andere Autoimmunopathien) ist noch unklar, die Beteiligung autoimmunologischer Mechanismen gilt als sicher. Auch die Genese der Arthrose ist nicht vollständig geklärt. Eine kausale Therapie dieser Volkskrankheiten fehlt daher meist.
Funktionsstörungen der Schilddrüse gehören zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Jeder dritte erwachsene Bundesbürger weist krankhafte Veränderungen der Schilddrüse auf. Bei ca. 25% der Erwachsenen treten Knoten auf, deren Inzidenz bei den über 45-Jährigen auf ca. 50% ansteigt.
Der Morbus Parkinson ist eine neurodegenerative Erkrankung, die hauptsächlich durch vier Kardinalsymptome — Hypokinese, Rigor, Ruhetremor und posturale Instabilität — gekennzeichnet ist. Aber auch psychiatrische Symptome sind im Verlauf dieser chronisch-progredienten Erkrankung häufig. Die Gesamtprävalenz der Erkrankung liegt bei 1–2% und nimmt mit steigendem Alter kontinuierlich zu. Die Prävalenz bei den über 60-Jährigen beträgt in Deutschland bereits 1%, bei über 70-Jährigen 2-3%. Das durchschnittliche Erkrankungsalter liegt zwischen 50 und 60 Jahren, wobei die Erkrankung um das 1,5- bis 2-fache häufiger bei Männern als bei Frauen auftritt.
Bei der Therapie von Augenerkrankungen dominiert die topische Applikation. Dabei wird der Arzneistoff in wässriger Lösung, als Suspension oder in Gel- bzw. Salbenform auf das äußere Auge aufgebracht.
Eine allgemein anerkannte Definition des biologischen Alter(n)s gibt es nicht. Altern ist ein kontinuierlicher Prozess. Dementsprechend
unterscheidet sich auch die Arzneitherapie beim alten Menschen nicht grundsätzlich von derjenigen beim jüngeren, sie besitzt
jedoch einige, vorwiegend quantitative Besonderheiten.
Quellstoff- und Anthranoiddrogen sowie Rizinusöl bzw. daraus hergestellte Zubereitungen sind effizient wirksame Phytotherapeutika, die bei akuter und chronischer Obstipation im Sinne der “evidence-based medicine” eingesetzt werden können. Nahezu problemlos ist die Verwendung von Quellstoff-Laxanzien bei habitueller bzw. chronischer Obstipation auch über lngere Anwendungszeiten sowie bei Kindern und Schwangeren möglich. Für die Beratungspraxis ist hier unbedingt auf die Aufnahme mit ausreichend Flüssigkeit hinzuweisen. Anthranoid-haltige Phytotherapeutika und das Rizinusöl eignen sich vorrangig für die Therapie der akuten Obstipation, bei bestimmungsgemßem Gebrauch und in Abstimmung mit dem behandelnden Arzt ist eine lngerfristige Therapie aber möglich. Derzeit gibt es keine Hinweise auf unvertretbare Risiken durch Anwendung dieser Phytotherapeutika. Für Kinder und Schwangere bzw. Stillende sind diese Drogen bzw. Zubereitungen daraus nicht primr zu empfehlen.
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