Gesprächspsychotherapie: Lehrbuch
Abstract
Das Lehrbuch der Gesprächspsychotherapie für Studium und Praxis
Die Gesprächspsychotherapie ist die von Carl Rogers begründete Psychotherapie humanistischer Grundorientierung, in deren Mittelpunkt die therapeutische Beziehung steht. Sie ist nicht durch spezifische Techniken bestimmt. Handlungsleitend ist eine Theorie des psychotherapeutischen Prozesses und der Entwicklung der Person.
Dieses praxisnahe Lehrbuch umfasst theoretische Grundlagen, aber auch konkretes Handwerkszeug für das tägliche therapeutische Handeln.
Fundiert und umfassend
- Klientenzentrierte Persönlichkeits- und Therapietheorie, Entwicklungs- und Krankheitslehre
- Therapieziele, Diagnostik und Indikationsstellung
- Messung des Therapieerfolgs, Evaluation und Qualitätssicherung
Anwendungsfelder und Settings
- Psychotherapie
- Personzentrierte Beratung
- Gesprächstherapie mit Kindern und Jugendlichen
Für die Praxis
- Exemplarische Abläufe (z. B. Erstinterview)
- Interventionsregeln
- Typische Probleme und störungsspezifische Besonderheiten
- Infos zur Aus- und Weiterbildung
Chapters (6)
Jahrzehntelange psychotherapeutische Praxis und Forschung haben dazu beigetragen, dass wir heute die psychischen Störungen benennen können, für die Psychotherapie in der Regel eine Hilfe darstellt. Diese sog. „Psychotherapie-indikativen“ Störungen sind zu Störungsgruppen zusammengefasst worden, die als „Anwendungsbereiche
für Psychotherapie“ bezeichnet werden. Eine solche Einteilung der Psychotherapie-indikativen Störungen in größere Bereiche ist als Grundlage für Regelungen zur Anwendung von Psychotherapie sinnvoll, weil wir noch weit davon entfernt sind, für jede einzelne der fast 100 im ICD-10 (Weltgesundheitsorganisation 1991) aufgelisteten Störungen eine Aussage darüber machen zu können, mit welcher Wahrscheinlichkeit welche Psychotherapie bei ihr wie wirksam ist.
Während im ▶ Kap. 6 die theoretischen Grundlagen des therapeutischen Prozesses erörtert worden sind, wird in diesem Kapitel der gesprächspsychotherapeutische Prozess in der Praxis beschrieben.
Patienten, die eine Gesprächspsychotherapie abgeschlossen haben, können, wie das folgende Beispiel zeigt, in der Regel ziemlich klar sagen, was sich für sie verändert hat.
In diesem Kapitel wird die Theorie und Praxis der Kinder- und Jugendlichenpsychotherapie
im Klientenzentrierten Konzept dargestellt. Klientenzentrierte Psychotherapie
mit Kindern und Jugendlichen hat eine lange Tradition und findet ihre Wurzeln bereits in den frühen Werken von Carl Rogers. Rogers machte seine ersten therapeutischen Erfahrungen in den 30er-Jahren des 20. Jahrhunderts mit verhaltensauffälligen Kindern und Jugendlichen und entwickelte daraus seine ersten theoretischen Überlegungen zur Entwicklung des Klientenzentrierten Konzepts. Seiner Tradition folgten Axline, Ellinwood, Dorfman und Moustakas in den 50er- und 60er-Jahren. Danach fand die Weiterentwicklung des Klientenzentrierten Ansatzes in Bezug auf die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen vorzugsweise im europäischen Raum statt. (Auch im Bereich der Kinder- und Jugendtherapie ist neben die Bezeichnung „Klientenzentrierte Psychotherapie“ die Bezeichnung „Personzentrierte Psychotherapie“ getreten, so dass wir in diesem Beitrag beide Bezeichnungen verwenden.)
Im Folgenden wird ein Überblick über weitere Anwendungsbereiche und Settings von Gesprächspsychotherapie und konzeptuelle Weiterentwicklungen gegeben.
In Deutschland ist die Psychotherapieausbildung
für die zugelassenen Ausgangsberufe Arzt, Psychologe, Pädagoge und Sozialpädagoge formal unterschiedlich. Für Ärzte handelt es sich um eine Weiterbildung
im Zusammenhang mit einer Facharztausbildung (z. B. Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie) oder eine gesonderte Post-Facharzt-Weiterbildung, z. B. Erwerb des Zusatztitels Psychotherapie, für die anderen Berufsgruppen handelt es sich um eine Ausbildung. Ärzte können sich in Gesprächspsychotherapie im Rahmen der Weiterbildungsordungen der Landesärztekammern ausbilden lassen.
Ausgehend von der alltäglichen Erfahrung als Psychotherapeut*in, dass die Rogerschen Konzepte dank ihrem hohen Abstraktions-grad einerseits einen grossen Freiraum und einen kohärenten Reflexions- und Orientierungsrahmen bieten, andererseits aber ihre Abstraktheit die Gefahr birgt, dass Haltung und Handlung vermischt und die Therapeutenpersonen in der ganz konkreten thera-peutischen Situation allein gelassen werden, treten die Autorin und der Autor in einen Dialog. Ihrer Meinung nach hat diese Schwierigkeit mit einem Stopp im Konzeptbildungsprozess des PZA zu tun, den sie historisch im Wisconsin-Projekt verorten. Die damaligen Auseinandersetzungen haben dazu geführt, dass das Experiencing Konzept von Eugene Gendlin, das eine Handhabe für die konkrete Situation bieten könnte, nie wirklich in die PZA-Konzepte eingeflossen ist.
In this set of studies we explored the influence of the client’s affiliation and potential competition on the coach’s empathy. We expected that both competition and low affiliation would negatively affect the coach’s inner empathy. In three studies we manipulated the coaching client in terms of affiliation and competition. In the first study (N₁ = 198) the participants were asked to coach either an affiliating, competing, or neutral client. In the second study (N₂ = 155) they were asked to coach either a less affiliating, competing, or neutral client. In the third study (N₃ = 52) they coached either a neutral client or a client who was both competing and less affiliating. The results of all three studies revealed that both competition and affiliation influenced the coach’s affiliation feelings and inner empathy but not their expressed empathy. We further found that coaches felt less authentic in their behavior and their empathy when coaching a competing and less affiliating client than when coaching a neutral client. The set of studies provides evidence for the client’s influence on a coach’s empathy with a valuable degree of external validity because a mixed sample, future psychologists, and real coaches were tested. The results of these studies suggest that the coach’s expressed empathy does not change dependent on the client. Thus, coaches stay in their professional role. However, staying authentic seems to be difficult when being confronted with a competing and less affiliating client. (PsycInfo Database Record (c) 2021 APA, all rights reserved)
Humanistische und experientielle Psychotherapieverfahren umfassen verschiedene Therapieansätze, welche mit ihrer Anerkennung einer kongruenten, empathischen und wertschätzenden therapeutischen Beziehung als notwendige und hinreichende Voraussetzung für Veränderungen, ihrem Fokus auf die Erfahrung im therapeutischen Prozess und auf das persönlichem Wachstum sowie ihrer expliziten Personzentrierung ein eigenständiges Verständnis- und Vorgehensparadigma darstellen. Ausgehend von frühen empirischen Beobachtungen Carl Rogers und deren Weiterentwicklung haben die humanistischen und experientiellen Psychotherapieverfahren fortlaufende Differenzierungen erfahren, wobei hier die motivierende Gesprächsführung und die emotionsfokussierten Psychotherapie als einflussreiche Bespiele zu nennen sind. Die Wirksamkeit von humanistischen und experientiellen Psychotherapieverfahren ist empirisch belegt und die angenommenen Wirkmechanismen sind durch die Ergebnisse der Psychotherapieforschung bestätigt.
Zusammenfassung
Das zentrale Therapeutikum der Gesprächspsychotherapie ist ihr Beziehungsangebot: Der/die TherapeutIn bemüht sich, die PatientIn in ihrem Erleben bedingungsfrei positiv zu beachten und empathisch genau zu verstehen. Dieser Beitrag beschreibt und erläutert, wie sich die Symptomatik des/r Borderline-PatientIn, die vor allem Ausdruck einer Beziehungsstörung ist, auf die Möglichkeiten des/r PatientIn auswirkt, dieses Beziehungsangebot wahr- und anzunehmen.
Es wird dargestellt, wie der/die GesprächspsychotherapeutIn damit umgehen kann und dass ein/e TherapeutIn, die eine/ n Borderline-PatientIn in Therapie nimmt, sich auf eine krisenanfällige Langzeitbehandlung einstellen sollte.
Der Beitrag schließt mit Empfehlungen zum therapeutischen Rahmen bzw. Versorgungsaspekten.
Dieses Kapitel behandelt den Zusammenhang zwischen Emotionsregulation (ER) und psychischen Störungen. Die Basis bildet ein Überblick zu klinischen Modellen der ER. Nachfolgend werden die Ergebnisse einer systematischen Literaturrecherche zu spezifischen ER-defiziten im Rahmen psychischer Störungen vorgestellt. Den Abschluss dieses Kapitels bildet die Betrachtung der ER als potenziell verfahrensübergreifender Behandlungsfokus in Psychotherapien.
Wenn Psychotherapie eine umfassende, bewusste und geplante Behandlung sein soll, so inkludiert dies die Überprüfung, ob die gegebenen Störungen und Leidenszustände solche sind, die durch Psychotherapie gemildert oder behoben werden können, sowie die Überprüfung, ob eine Psychotherapie für die Person unter den gegebenen Umständen sinnvoll und passend ist. Es geht in diesem Kapitel also um Diagnose und Indikation.
In diesem Beitrag werden Erfordernisse, die im Rahmen eines Erstgesprächs durch eine möglichst offene Exploration sowie diagnostische Abklärung zu erheben sind, dargestellt. Sie dienen der Überprüfung der Indikation zur Psychotherapie und der differenziellen Indikation für eine Personzentrierte Psychotherapie. Außerdem werden Rahmenbedingungen sowie die Arbeitsweise dem Klienten gegenüber erläutert, damit eine Therapieplanung erfolgen und der Klient letztlich dem Therapieangebot zustimmen kann, sowie weitere Aspekte reflektiert, etwa Therapieziel, -dauer bzw. -ende.
Der theoretische Teil dieses Buches ist relativ kurz gehalten, zumal sein Schwerpunkt auf der Praxis liegt. An einer gründlicheren Darlegung der Konzepte Interessierte seien hier auf einschlägige Übersichten verwiesen, in denen die theoretischen Grundlagen ausführlicher behandelt werden.
Das konkrete therapeutische Vorgehen bei der Psychotherapie von Borderline-Persönlichkeitsstörungen hängt zum einen davon ab, welchen therapietheoretischen Hintergrund der Therapeut hat, und zum anderen davon, welche Annahmen zur Entstehung der Störung zugrunde gelegt werden. Die Standardbehandlungsprozeduren, wie sie ursprünglich für die Therapie von Personen mit sogenannten neurotischen Störungen entwickelt wurden, sind im Hinblick auf die Besonderheiten der BPS jeweils modifiziert worden. Eine psychotherapeutische Behandlung dieser Patienten ist schwierig und langwierig, die Abbruchraten und Rückfallquoten sind hoch, und die Patienten sind stark suizidgefährdet. Daher sollte die auf die besondere Verletzlichkeit von Borderline-Patienten abgestimmte Beziehungsaufnahme bereits in der diagnostischen Phase beginnen.
Ausgehend von verschiedenen psychotherapeutischen Richtungen und Schulen gibt es kognitiv-behaviorale, analytisch-»aufdeckende«, humanistisch-erlebnisorientierte, interpersonelle und systemische Therapieverfahren, daneben Verfahren mit eingeschränkterem Wirkungsspektrum wie Entspannungsverfahren oder suggestive Methoden. Neuere Ansätze wie die Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT), das Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy (CBASP) oder die Schematherapie integrieren Vorgehensweisen, die verschiedenen Therapieschulen zugeordnet werden können, mit dem Ziel, auch als besonders schwierig geltende Patientengruppen behandeln zu können. International gesehen geht die Entwicklung der Psychotherapie hin zu einer schulenübergreifenden, integrativen Psychotherapie. Einfluss auf das Behandlungsergebnis nehmen die Therapiemethode, Patienten- und Therapeutenmerkmale, die Qualität der therapeutischen Beziehung sowie externe bzw. soziokulturelle Kontextfaktoren.
Die Rahmenbedingungen sind im Vergleich zur therapeutischen Beziehung im personzentrierten Diskurs unterbelichtet. Sie sind aber nicht zu vernachlässigende Eckpfeiler der therapeutischen Arbeit. Nicht zuletzt erweisen sie sich aus professioneller Sicht als Strukturgeber für die therapeutische Beziehung, bilden das rechtliche Fundament der Kooperation und sind für die Therapieplanung unerlässlich. In diesem Zusammenhang kommt den ersten Kontakten zwischen Klient und Psychotherapeut eine gewichtige Rolle zu, werden dabei doch in Form von Vereinbarungen maßgebliche Weichenstellungen vorgenommen. Diese stecken zusammen mit allgemeinen Richtlinien den therapeutischen Rahmen ab – bis nach dem Ende der Therapie. In seinem Bezug zu Pflichten und Aufgaben von Psychotherapeuten steht das folgende Kapitel in einer Ergänzungsreihe mit den darauffolgenden, in denen diagnostische, indikationsbezogene, ethische und rechtliche Aspekte vertieft werden.
Diagnostik ist in der Psychotherapie zunächst für die generelle und die differenzielle Indikationsstellung erforderlich. Generell ist zu klären, ob die jeweiligen Beschwerden und Leiden durch Psychotherapie gemildert oder behoben werden können und ob Psychotherapie für die jeweiligen Personen geeignet ist. Eine differenzielle Indikation für die Personzentrierte Psychotherapie liegt vor, wenn der Klient für die Therapie „ansprechbar“ ist und eine gute „Passung“ von Klient (und dessen Störung) und Therapeut (mit seinem Behandlungsmodell) wahrnehmbar ist. Beginnend mit Rogers wird das Für und Wider von Diagnostik erörtert, wobei die Notwendigkeit von Diagnostik und Indikationsstellung betont wird. Psychotherapeutische Diagnostik ist grundsätzlich prozessuale Diagnostik, ein gemeinsamer Explorationsprozess, der als initiale Diagnostik, als Verlaufs- und als Ergebnisdiagnostik beschrieben wird.
Erst in den 70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts wurde damit begonnen, Menschen mit Persönlichkeitsstörungen, insbesondere Personen mit einer Borderline-Persönlichkeitsstörung, psychotherapeutisch zu behandeln. Ermöglicht wurde das durch neue Erkenntnisse über die Entstehung einer Borderline-Störung und durch Abstimmung der Therapie auf die Besonderheiten dieser Störung, insbesondere auf die spezifischen Beziehungsprobleme.
Im Rahmen des Klientenzentrierten Konzepts werden der therapeutische Umgang mit Verkennungen und Verzerrungen der Wahrnehmung der eigenen Person durch den Patienten, die besondere Rolle der Nicht-Direktivität und die der Abweichungen von der bedingungsfreien positiven Beachtung, die Notwendigkeit von Störungswissen und die Beachtung von vermiedenen Gefühlen sowie Hinweise zu wichtigen Themenbereichen und zur Strukturierung des therapeutischen Rahmens dargestellt.
Für die konkrete psychotherapeutische Praxis sind grundlegende theoretische Markierungen als orientierende Wegweiser unerlässlich. Daher werden in diesem Kapitel vor dem weitaus umfangreicheren Praxisteil in kompakter Form philosophische Fundamente (z. B. humanistisches Menschenbild) sowie die persönlichkeits-, motivations-, entwicklungs- und störungstheoretischen Grundlagen (und in ▶ Kap. 2 dann die personzentrierte Therapietheorie) erörtert. Demgemäß werden hier grundlegende theoretische Konzepte, wie Aktualisierungstendenz, Organismus, Selbstkonzept, Bedürfnis nach positiver Beachtung und nach Selbstbeachtung, Bewertungsbedingungen, Abwehr und Inkongruenz, erläutert, ergänzt um eine kurze Charakterisierung der verschiedenen therapeutischen Strömungen innerhalb des Personzentrierten Ansatzes, die wir aus unserem integrativ-pluralistischen Verständnis in diesem Buch einbezogen haben.
Psychotherapie und Supervision sind gleichwertige Formate. Ein bewusster Rollenwechsel des Beraters hilft, ratsuchenden Menschen mit ihren Problemen im Arbeitsleben und im Privatleben gerecht zu werden. Psychotherapie und Supervision basieren auf unterschiedlichen Referenzmodellen mit unterschiedlichen Begrifflichkeiten und einer unterschiedlichen Diagnostik. Es gilt daher präzise im Einzelfall auszuloten, wie sich supervisorische Aspekte in die Psychotherapie integrieren lassen und inwieweit das Privatleben in der Supervision berücksichtigt werden kann und wo Grenzen gezogen werden müssen. Der Rollenwechsel erfordert Transparenz gegenüber den Klienten.
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