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Auf dem Weg zu einer transformativen Wirtschaftswissenschaft Kommunikations-und Institutionalisierungsstrategien für ein neues Wissenschaftsverständnis

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Auf dem Weg
zu einer transformativen
Wirtschaftswissenschaft
Kommunikations- und
Institutionalisierungsstrategien für ein neues
Wissenschaftsverständnis
Jonathan Barth und Florian Rommel
1. Motivation und Einleitung
Mit dem Thema der 8. Spiekerooger Klimagespräche: „Transformative
Ökonomik - Anforderungen an zukunftsfähige Wirtschaftswissenschaften“
rückt nicht mehr nur die Wirtschaft „als Produzent des Klimawandels“ in
den Fokus eines Dialogforums über Fragen des Klimawandels.
1
Der Blick
1
Zielsetzung der Spiekerooger Klimagespräche: http://www.spiekerooger-klimage-
spraeche.de/node/4
2 Autor
22.11.2017 16:50, 170603_BarthRommel_SpiekerroogSammelband last, lars.hochmann@uni-oldenburg.de
wird nun auch auf die spezifische Rolle der Wirtschaftswissenschaft ge-
lenkt
2
. Die Art gegenwärtiger wissenschaftlicher Betrachtung erscheint so-
mit als Mitverursacher des Klimawandels und als Hemmnis auf dem Weg
in eine auf sozialer Teilhabe und ökologischer Nachhaltigkeit fußende Ge-
sellschaft (Raworth 2017; Göpel 2016). Die Wirtschaftswissenschaft wird
damit als Denkrahmen problematisiert, der Entscheidungsträger/innen und
andere Akteure in ihrem kreativen Prozess der Lösungsfindung ein-
schränkt. Die Beziehung zwischen Wirtschaftswissenschaft und Gesell-
schaft ist sicherlich nicht monokausal. Doch mit der „performativen
Wende“ muss sich auch die Wirtschaftswissenschaft die Frage stellen, wel-
che Verantwortung sie für die derzeitigen Probleme der Gesellschaft trägt.
Im Angesicht der Größe der Herausforderungen wird es zukünftig nicht
reichen, die Wirtschaftswissenschaft nur zu befragen, etwa zu den Kosten
des Klimawandels unter verschiedenen Szenarien. Vielmehr müssen wir
die Wirtschaftswissenschaft selbst als Wissen und Wirklichkeit schaffen-
den Prozess hinterfragen.
Eine Reflexion des heutigen modus operandi der Wirtschaftswis-
senschaft wird deshalb den Anfang unseres Beitrages bilden. Dafür werden
wir in Kapitel zwei sowohl auf die Art der Wissensproduktion und die ge-
sellschaftliche Wirkung dieses Wissens als auch auf die institutionelle Re-
produktion der Wirtschaftswissenschaft eingehen und die Folgen benen-
nen, die aus dieser Arbeitsweise erwachsen. Darauf aufbauend werden wir
in Anknüpfung an die anderen Beiträge in diesem Sammelband in Kapitel
drei Kriterien für ein alternatives Verständnis des Wissenschaftsprozesses
entwickeln und sowohl innerwissenschaftliche Veränderungsstrategien als
auch außerwissenschaftliche Kommunikationsstrategien aufzeigen.
2
Wir verwenden in diesem Beitrag den Singular „Wirtschaftswissenschaft“, da wir
uns besonders auf die Rolle der Volkswirtschaft konzentrieren. Dies bedeutet nicht,
dass in der Betriebswirtschaftslehre nicht ähnliche Probleme vorhanden sind, sondern
ist unserem wissenschaftlichen Hintergrund und unserer Expertise geschuldet. Wir
gehen davon aus, dass viele der hier Skizzierten Argumentationen auch auf die Be-
triebswirtschaft übertragbar sind.
Titel 3
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2. Erkenntnistheoretische und institutionelle Voraussetzungen der
neoklassischen Wirtschaftswissenschaft
Wirtschaftswissenschaft wird gegenwärtig weltweit an fast allen Universi-
täten durch einen uniformen Lehrbuchkanon unterrichtet. In diesem Ver-
ständnis definiert sich Wirtschaftswissenschaft relativ zu ihrer Methode
(Graupe 2012, Mäki 2009, Hirte 2013). Auch wenn in der Forschung zahl-
reiche Weiterentwicklungen und Variationen existieren, ist es dieser Lehr-
buchkanon, der auf einen verkürzten methodologischen Individualismus,
rationale Entscheidungstheorie und Gleichgewichtsmodellierungen setzt
und weltweit ein uniformes Bild von Wirtschaft vermittelt. Durch eine a-
historische Vermittlung einer einzigen Sicht auf Wirtschaft wird dabei ein
Denkrahmen in den Köpfen junger Menschen verankert, in dem über Wirt-
schaft nachgedacht werden kann.
3
Diesen engen Kanon bezeichnen wir hier
und im Folgenden als neoklassische Wirtschaftswissenschaft.
4
Als Modellwissenschaft (Godfrey-Smith 2006) tritt sie dabei zumeist mit
dem Anspruch auf, beschreibend positive Aussagen über die Welt zu tref-
fen, die von wertenden, normativen Empfehlungen getrennt werden kön-
nen (Mankiw 2014, 17). Dabei wird häufig übersehen, dass die Selbstbin-
dung an ein methodisches Fundament als Erkenntnisnorm systematisch den
Erkenntnishorizont begrenzt und somit die möglichen normativen Implika-
tionen beeinflusst. Dadurch, so die These, hat sich die Wirtschaftswissen-
schaft zunehmend eine eigene Wirklichkeit geschaffen (Vogel 2014,
Boldyrev und Svetlova 2016).
In diesem Kapitel wollen wir zunächst die angesprochene erkennt-
nistheoretische Verengung und die konsequente Wirkung neoklassischer
Theorie thematisieren (2.1), um anschließend die institutionalisierten Vo-
raussetzungen dieser Wissensproduktion zu fassen (2.2).
3
Aufbauend auf die gegenwärtige Kognitionspsychologie hat Silja Graupe (2017)
zuletzt an einigen gegenwärtigen Lehrbüchern einen Nachweis für die unbewusste
Wissensvermittlung erbracht.
4
Wir sind uns dabei bewusst, dass diese Definition die Ausdifferenzierungen der
heutigen neoklassischen Wirtschaftswissenschaft und die Synthesen mit anderen
Denkschulen nur verkürzt wiedergibt. Dennoch soll uns diese Definition als Arbeits-
begriff dienen, der in Colander 2000, Colander et al. 2004, Kapeller und Dobusch
2012 sowie Davis 2013 weiter ausgeführt ist.
4 Autor
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2.1 Wissensgenese in der neoklassischen Wirtschaftswissenschaft
Die eingangs formulierte These, die neoklassische Wirtschaftswissenschaft
würde durch eine Art Blindsehen ein Hemmnis für eine gesellschaftliche
Transformation darstellen, muss als bloße Anschuldigung gelten, wenn Sie
nicht auf zwei Ebenen Substanz erhält.
Zum einen gilt es die spezifische Art des Sehens auf die Welt der
gegenwärtigen Wirtschaftswissenschaft zu rekonstruieren und die damit
einhergehenden Probleme zu benennen (2.1.1). Zum anderen muss gezeigt
werden, dass dieses Wissen gesellschaftlich bereits Wirkung entfaltet und
nach dem eigenen Verständnis transformiert (2.1.2).
2.1.1 Wissenschaftstheoretische Betrachtung ökonomischer
Modellierung
In den meisten Standardlehrbüchern wird explizit gemacht, dass ökonomi-
sche Modelle auf kontrafaktischen Annahmen basieren müssen. Oft wird
eine Annäherung an die Wirklichkeit mit zunehmender mathematischer
Komplexität versprochen. Weniger intensiv wird ausgeführt, warum zu-
meist von einem bestimmten uniformen kontrafaktischen Annahmenset
ausgegangen wird oder wie es dazu kam. Darüber hinaus thematisieren die
Lehrbücher erst sehr spät, zumeist erst auf Master-Niveau, dass das übliche
Annahmenset einige schwerwiegende formale Limitationen mit sich
bringt, die nicht überwunden werden können. Die Unmöglichkeit, zentrale
kontrafaktische Annahmen zu de-idealisieren
5
, ist mathematisch erwiesen
und hat historisch zu einer Verengung des Narrativ auf einen repräsentati-
ven Agenten geführt (Rizvi 2006, Keen 2011).
Auch im wissenschaftstheoretischen Diskurs der „Philosophy of
Economics“ gehört das Problem kontrafaktischer Annahmen in der Öko-
nomik zu den vielbehandelten Grundfragen (Maki 2009b, 2011, Sugden
2009, Cartwright 2005, Grüne-Yanhoff 2011). Dort wird betont, dass fal-
sche Annahmen ein Modell nicht per se seiner Erklärungskraft berauben.
Vor allem entlang zweier Argumentationen wurde bisher versucht, ein Ler-
nen über die Wirklichkeit zu legitimieren.
5
Damit ist die Idee angesprochen, dass einschränkende Annahmen, die Modelle als
unrealistisch erscheinen lassen, im späteren Prozess gelockert und die Modelle realis-
tischer werden.
Titel 5
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Prominent von Milton Friedman (1953) vorgebracht gibt es einerseits die
Idee, dass die Faktizität von Annahmen überhaupt keine Rolle spielt. Tat-
sächlich eingetroffene Vorhersagen, so die Idee des Instrumentalismus,
würden ein Modell legitimieren.
Die Idee des Realismus ist es hingegen, Modelle als falsch in Bezug
auf die gesamte Wirklichkeit zu interpretieren, aber ihnen zu unterstellen,
dass ein wahrer Kern einen Teil der Wirklichkeit abbilden soll. Präzise wer-
den hier verschiedene Arten von Annahmen nach ihren Zwecken voneinan-
der unterschieden: Sie werden getroffen, um vernachlässigbare Faktoren
auszuschließen, um das Modell für einen bestimmten Kontext anwendbar
zu machen, aus pädagogischen Gründen oder mit dem Ziel, Berechenbar-
keit zu ermöglichen (Mäki 2000, Hindrichs 2006). Zentral sind in dieser
„Mustgave-Mäki-Typologie“ die substanziellen Annahmen, die den wirk-
lichen, faktischen Mechanismus reproduzieren und der durch die anderen
kontrafaktischen Annahmen lediglich isoliert wird.
Dafür wäre es allerdings nötig, dass die kontrafaktischen Annahmen nicht
in diesen Mechanismus eingreifen. Einige Wissenschaftstheoretiker haben
jedoch stringent nachgewiesen, dass in der neoklassischen Theorie die für
den Mechanismus substantiellen Annahmen nicht von Annahmen getrennt
werden können, die nur für die Ermöglichung der Berechenbarkeit getrof-
fen werden müssen. Der bisherige Konsens lautet, dass diese Annahmen
den zu isolierenden Wahrheitskern „verunreinigen“ (Cartwright 2005 und
2011, Alexandrova 2006, Grüne-Yanoff 2011). Neoklassische Modelle
wären insofern nicht streng wissenschaftlich, sondern würden strenger wis-
senschaftlicher Methodenreflexion nicht gerecht (Cartwright 2005).
Auch für die Legitimationsstrategie der empirischen Überprüfung
modellbasierter Vorhersagen spielen die Berechenbarkeitsannahmen eine
wichtige Rolle. Um volkswirtschaftliche Modelle zu überprüfen, muss die
Empirie immer bereits zahlenförmig gefasst sein. Die Messtheorie wichti-
ger Kenngrößen ist dabei immer bereits theoriegeladen (Sawyer 1997).
Während eine Gleichgewichtsmodellierung also lediglich die hypotheti-
sche Optimalität einer bestimmten Reform nahelegen kann, setzt die empi-
rische Überprüfung einen Kontext voraus, der Zahlen produziert, wodurch
oft wichtige qualitative Merkmale umdefiniert werden müssen (Krautz
2007, Hermann-Pillath 2013). Selbst wenn eine Vorhersage zunehmend
präziser wird, gilt es also zu prüfen, ob das ökonomische Modell sich dem
Kontext oder der Kontext dem ökonomischen Modell angepasst hat. Dieser
6 Autor
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Gedanke leitet jedoch schon zur performativen Dimension im nächsten Ab-
schnitt über: Aus Modellen gewonnenes Wissen verharrt nicht einfach im
wissenschaftlichen Elfenbeinturm, sondern gestaltet Wirklichkeit. Dieses
Phänomen ist Gegenstand des Diskurses zur „Performativität der Ökono-
mik“.
2.1.2 Wirkung von Wissen in der Gesellschaft
In der Lücke, die eigene Wirkung in der Gesellschaft zu reflektieren, wel-
che die neoklassische Wirtschaftswissenschaft bisher lässt, hat sich ein
ganzer Diskurs zur „Performativität der Ökonomik“ etabliert. Ausgehend
von John L. Austins Gedanken, dass Sprache nicht nur beschreibt, sondern
notwendig eine Handlungsdimension hat, wird darin die gesellschaftliche
Wirkungsdimension der Wirtschaftswissenschaft der rein epistemischen
Wissensebene hinzugefügt.
Das inzwischen berühmteste Beispiel der Wirkung ökonomischer
Theorie wurde von MacKenzie beschrieben. Er hat detailliert nachvollzo-
gen, wie Formeln zur Berechnung des Wertes von Anleihen aus einem Fi-
nanzmarktmodell über Berater ihren Weg in die Bewertungspraxis institu-
tioneller Anleger und über standardisierte Lehrbücher in die Regulierungs-
praxis gefunden haben. Bis schließlich die Wirklichkeit des Finanzmarktes
sich an die in dem Modell beschriebene angepasst hatte (MacKenzie 2002
und 2006).
Ähnliche Studien liegen für die Wirkung der Humankapitaltheorie
auf das gegenwärtige Bildungssystem (Krautz 2007, Krautz und Graupe
2014) oder etwa der „Economics of Accounting“ auf die „International Fi-
nancial Reporting Standards“ vor, die seit 2005 die Buchführung aller in
der EU gezeichneten Aktiengesellschaften prägen (lke und Perry 2009,
Hermann-Pillath 2013, Rommel 2015). Die Dokumentation der vielfältigen
Wirkungen ökonomischer Theorie wird immer umfangreicher (Boldyrev
und Svetlova 2016, Pahl et al. 2016).
Eine große Schwierigkeit dabei besteht darin, dass in der wirt-
schaftspolitischen Umsetzung der Modelle meist die Sensibilität für die
Annahmen der Modelle verloren geht und eine situative und kulturelle
Kontextualisierung ausbleibt. Dies zeigt sich exemplarisch an einem von
Harvard-Professor Dani Rodrik (2015, S. 149) angebrachten Beispiel: In
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einer Umfrage für seinen Blog hat Greg Mankiw
6
Ökonom/innen befragt,
ob sie mit bestimmten wirtschaftspolitischen Aussagen wie a ceiling on
rents reduces the quantity and quality of housing availablezustimmen.
Über 90% der Befragten stimmten den Aussagen zu, obwohl die zugrunde-
liegenden Annahmen, die für die Richtigkeit der Aussagen notwendig sind,
nicht dargelegt wurden.
Es mag zwar sein, dass in wissenschaftlichen Diskussionen meist
kritisch über eine Übertragung von Modellen auf die Welt diskutiert wird.
Wenn diese Übertragung in der Praxis jedoch unreflektiert und ohne Kon-
textualisierung erfolgt, dann birgt dies die Gefahr, dass Entscheidungen
nicht die gewünschten, sondern vielleicht sogar gegensätzliche Effekte er-
zielen. Da in der Praxis die Kontextualisierung und Annahmenreflexion je-
doch meist ausbleibt, entsteht der Eindruck, dass ökonomische Modelle e-
her zur Begründung bestimmter Handlungsroutinen dienen, welche durch
die Wahl der Annahmen effizienter erscheinen als andere.
2.2 Die institutionellen Pfadabhängigkeiten
wirtschaftswissenschaftlicher Reproduktion
Vor dem Hintergrund der erkenntnistheoretischen und performativen Di-
mension gegenwärtiger Wirtschaftswissenschaft stellt sich die Frage, wie
eine derartige Standardisierung der Wissensproduktion überhaupt möglich
war und wie sie sich reproduziert. Besonders auf die Frage der Reproduk-
tion wollen wir hier eingehen, um später notwendige Änderungen des in-
stitutionellen Umfelds zu thematisieren.
Im Gegensatz zur „Soziologie der Wissenschaft“ befindet sich die
„Soziologie der Wirtschaftswissenschaft“ als Grundlage für eine solche
Analyse noch in ihren Anfängen (Heise et al. 2017). Inzwischen sind je-
doch im deutschsprachigen Raum vereinzelte Publikationen erschienen,
die besonders die Heterodoxie und die Barrieren ihrer Institutionalisierung
in den Blick nehmen (Heise et al. 2017; Beckenbach et al. 2016; Kapeller
et al. 2016; Dobusch und Kapeller 2009).
7
In diesem Abschnitt wollen wir
6
Greg Mankiw, “News Flash: Economists Agree,” February 14, 2009, Greg
Mankiw’s Blog, http://gregmankiw.blogspot.com/2009/02/news -flash-economists-
agree.html.
7
Eine diskurstheoretische Analyse der Ökonomik und ihrer gesellschaftlichen Rolle
findet sich bei Maeße (2015).
8 Autor
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die zentralen Erkenntnisse dieser Arbeiten aggregieren, da auch die Mög-
lichkeit der Institutionalisierung einer transformativen Wirtschaftswissen-
schaft maßgeblich von den reproduktiven Mechanismen der neoklassi-
schen Wirtschaftswissenschaft insgesamt abhängt.
8
Es soll hier im Beson-
deren um innerwissenschaftliche Mechanismen gehen, für die Relationen
zu anderen außerwissenschaftlichen „Feldern“ (Bourdieu) oder „Syste-
men“ sei der Leser auf die genannte Literatur verwiesen.
9
Wir vertreten die These, dass die Stabilität des im in Kapitel 2.1.1
dargelegten „methodischen Fundaments“ und des „Gestaltungsverständ-
nisses“ neoklassischer Wirtschaftswissenschaft durch die sich gegenseitig
verstärkenden Abhängigkeiten verschiedener Bereiche der Wissenschaft
begründet werden kann, wie in Abbildung 1 dargestellt. Der Zusammen-
hang, der im Folgenden ausgeführt wird, kann kurz in etwa so gefasst wer-
den: Lehrmaterialien beeinflussen die Kompetenzentwicklung wissen-
schaftlichen Nachwuchses. Diese Kompetenzen wirken über die darauf
aufbauende Forschung und eine mögliche Berufung auf die Lehrmateria-
lien und die weitere Kompetenzentwicklung zurück. In der Folge entsteht
ein „lock-in“ (Heise et al. 2017; Dobusch und Kapeller 2009), der eine zu-
nehmende Durchdringung der Wirtschaftswissenschaft mit einer einheitli-
chen Methodik (vgl. Kapitel 2.1.1) nach sich zieht, in der alles Abwei-
chende als „nicht-ökonomisch“ (Dobusch und Kapeller 2009) deklariert
wird. Der Kreislauf der Reproduktion ist in Abbildung 1 dargestellt.
Wir beginnen mit der Kompetenzentwicklung des studentischen Nach-
wuchses und den darauf einwirkenden Mechanismen (linke Seite in Abbil-
dung 1). Kompetenzbildung findet maßgeblich durch die Inhaltsvermitt-
lung in Vorlesungen und Seminaren des jeweiligen Studienfaches statt.
Diese Inhalte hängen wiederum von den verfügbaren Lehrmaterialien ab,
mit denen die Dozenten/innen arbeiten. Als Lehrmaterialien werden zu-
meist Standardlehrbücher herangezogen (Graupe 2012), da deren Inhalte in
8
Wir beschränken uns dabei auf die regulativen und normativen Institutionen (Scott
1995) und ihre wechselseitigen Abhängigkeiten, da einem Wandel in der Ökonomik
häufig nicht der Wille der Wissenschaftler/innen, sondern vielmehr Normen und Re-
gularien entgegenstehen (Beckenbach et al. 2016).
9
Wir sind uns bewusst, dass die Darstellung dabei an wesentlichen Stellen extrem
verkürzt ist, was sich jedoch aufgrund des Umfangs dieses Beitrags nicht vermeiden
lässt.
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der Regel den in der Akkreditierung festgelegten Inhalten der Modulhand-
bücher entsprechen und diese aufgrund des umfangreichen Begleitmateri-
als mit wenig Aufwand einsetzbar sind (Beckenbach et al. 2016). Es kann
davon ausgegangen werden, dass sowohl die Akkreditierung der Modul-
handbücher als auch die Verfügbarkeit von Lehrbüchern die entscheiden-
den Determinanten bei der Festlegung des Lehrmaterials sind. Dies wäre
konsistent mit der Feststellung, dass einige Dozierenden entgegen ihrem
Willen meist den neoklassischen Methodenkanon vermitteln (Beckenbach
et al. 2016). Ein weiterer Einflussfaktor auf die Lehrmaterialienentwick-
lung ist die inhaltliche Ausrichtung der verantwortlichen Professur/Lehr-
stuhls, wobei festzustellen ist, dass Forschungsergebnisse von Lehrstühlen
nur zu kleinen Teilen in die Lehre einfließen (Beckenbach et al. 2016) und
die zuvor genannten Faktoren demnach größeren Einfluss auf die Lehrma-
terialienentwicklung haben.
Abbildung 1: Reproduktionskreislauf der Wirtschaftswissenschaft
Betrachtet man die Folgewirkungen der Kompetenzbildung (rechte Seite in
Abbildung 1), liegt nahe, dass die Kompetenzbildung an erster Stelle die
Inhalte der Forschung von Nachwuchswissenschaftler/innen prädetermi-
niert und sich diese in ihrer Arbeit bevorzugt am Mainstream orientieren
(Heise et al. 2017). Dieser inhaltliche Fokus wird durch die abnehmende
Anzahl heterodoxer Stellenausschreibungen an Universitäten weiterbeför-
dert, da dadurch Anreize für einen Berufsweg abseits des Mainstreams feh-
len. Folglich kann das für die Karriere und die Aufnahme in die „scientific
10 Autor
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community“ entscheidende „akademische und intellektuelle Kapital“
(Bourdieu (1988) nach Kloot (2009)) zum größten Teil durch Reputation,
Anerkennung und Sichtbarkeit im Mainstream erlangt werden. Dabei geht
es jedoch vordergründig nicht um qualitativ hochwertige innovative For-
schung, die sich an den zentralen Fragen und Problemstellungen unserer
Zeit orientiert, sondern um die Erfüllung standardisierter Evaluationskrite-
rien, wie die Häufigkeit von Zitationen oder die Menge an eingeworbenen
Drittmitteln (Dobusch und Kapeller 2009; Frey 2003; Heise et al. 2017)
10
.
Für hohe Zitationszahlen sind wiederum erfolgreiche Publikationen in
„high-ranked“ Journals
11
entscheidend, wobei die Veröffentlichung in die-
sen wesentlich von der Bewertung durch die Editor/innen und Gutach-
ter/innen abhängt (Frey 2005). In der Regel verlangen Gutachter/innen
nach Forschung, die mit dem Mainstreamparadigma im Einklang steht
(Dobusch und Kapeller 2009), weshalb auch hier der Fokus auf Forschung
im Mainstream gelenkt wird. Es ist davon auszugehen, dass bei Drittmit-
telausschreibungen ein ähnlicher selbstverstärkender Mechanismus greift,
da allein aufgrund der höheren personellen Ausstattung der Mainstream
größere Einflussmöglichkeiten auf die Gremien hat, die Drittmittelaus-
schreibungen verfassen. So haben zum Beispiel Heterodoxe einen schlech-
ten Zugang zu wichtigen Förderorganen wie der DFG, welche mit über die
meisten Forschungsgelder verfügt. Ähnlich verhält es sich bei der Aus-
schreibung neuer Stellen, die meist unter der Federführung der bestehenden
Professuren formuliert wird und damit eher im Mainstream zu verorten ist,
wie die Historie der Lehrstuhlentwicklung zeigt (Heise et al. 2017).
Folglich gilt: Wer eine wissenschaftliche Karriere in der Ökonomik
antreten will, ist gut beraten, sich den Pfadabhängigkeiten des Systems un-
terzuordnen, da andernfalls wenig Chancen bestehen, Teil der „scientific
community“ zu werden. Ob dieser Zwang ein Problem ist, hängt jedoch
von der Perspektive ab. Es erscheint zwar im Angesicht dieser Pfadabhän-
gigkeiten schwer, neue Methoden oder gar ein anderes Wissenschaftsver-
ständnis wie die „transformative Wirtschaftswissenschaft“ zu etablieren.
Auf der anderen Seite führen die Pfadabhängigkeiten ganz im Sinne einer
10
Zur Frage, inwieweit Rankings die Qualität einer Arbeit erfassen, vgl. Frey und
Osterloh (2012), Frey und Rost (2010), Osterloh und Frey (2009) und Frey und Os-
terloh (2006).
11
Besonders hervorzuheben sind hier die Rankings des Handelsblatts und der Frank-
furter Allgemeinen Zeitung (Beckenbach et al. 2016)
Titel 11
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„Normalwissenschaft“ (Kuhn 2003) zu einer fortwährenden Standardisie-
rung, Spezialisierung und Ausdifferenzierung innerhalb eines Paradigmas
und damit zur Fortentwicklung der Disziplin. Ob es sich also um einen
„virtuous circle“ oder einen „vicious circle“ handelt, liegt ganz in der Per-
spektive des Betrachters. Aus unserer Perspektive handelt es sich jedoch
um einen Teufelskreis, da durch die Art der Reproduktion eine Immunisie-
rung vor Kritik von „nicht-ökonomischer“/ heterodoxer Forschung erfolgt,
die dem wissenschaftlichen Fortschritt und einer kritischen Auseinander-
setzung mit der Ontologie, Epistemologie und Methodologie dienlich wäre
und in deren Kontext auch eine Reflexion der gesellschaftlichen Wirkung
stattfinden könnte.
3. Auf dem Weg zu einer transformativen Wirtschaftswissenschaft
Wie in Kapitel 2 ausgeführt, ist die Wirtschaftswissenschaft gegenwärtig
in einen Reproduktionszyklus eingebettet, in dem eine uniforme Erkennt-
nisweise zum einen selbstreferentiell reproduziert wird, die zum anderen
jedoch auch als Blaupause für institutionelle Gestaltungsprozesse dient,
ohne die Fähigkeit zu besitzen, diese selbst zu reflektieren. Ohne in diesem
Aufsatz ein umfassendes Alternativbild einer Wirtschaftswissenschaft
zeichnen zu können (vgl. dazu die anderen Artikel in diesem Band), lassen
sich doch zentrale Kriterien für eine Neuorientierung identifizieren (3.1)
und auf deren Basis wichtige institutionelle Strategien für eine Transfor-
mation der Wirtschaftswissenschaft benennen (3.2).
3.1 Die Konturen einer transformativen Wirtschaftswissenschaft
Die Idee einer Transformativen Wissenschaft verstehen wir bisher weniger
als ein bereits abgeschlossenes Konzept denn als Frage nach einem neuen,
vor allem bewussteren bzw. reflektierten Moment von Wissenschaft. Ohne
dieses Neue bereits vorwegzunehmen, möchten wir hier aufbauend auf die
geäußerte Kritik und die Aufrufe für Pluralismus in den Wirtschaftswissen-
schaften (ISIPE 2014) und für eine Transformative Wirtschaftswissen-
schaft (Schneidewind, Pfriem et al. 2016) klare Kriterien benennen, die es
ermöglichen, konkrete Schritte zu gehen und institutionelle Weichen zu
stellen (3.2).
12 Autor
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Über das zweite Kapitel resümierend lässt sich wohl vor allem feststellen,
dass die gegenwärtig vorherrschende neoklassische Wirtschaftswissen-
schaft mit Blick auf eine unbewusste Produktion von Wissen und gesell-
schaftlichen Konsequenzen beschrieben wurde. Es ist wichtig, hier noch
einmal zu betonen, dass diese Unbewusstheit keine notwendige Eigen-
schaft neoklassischer oder mathematischer Modellierung sein muss (vgl.
Graupe & Schwaetzer in diesem Band). Viele gute Ökonomen und erst
recht die Gründungsväter unter ihnen waren sich sehr klar darüber, dass
Modellierung zunächst in einer abstrakten Sphäre geschieht und die Rück-
führung von Erkenntnissen in die konkrete Wirklichkeit nur mit großer
Vorsicht und Sensibilität für den Anwendungskontext ebenso wie für die
Genese des Modellresultats geschehen kann (von Neumann und Morgen-
stern 1944). Der bisher attestierte unbewusste Charakter der neoklassischen
Wirtschaftswissenschaft rührt aus konkreten Haltungen beim Prozess des
„Wissen schaffens“. Einerseits wurde dabei die unbewusste, auf Einüben
fokussierte ahistorische Vermittlung ohne alternative theoretische oder
wissenschaftstheoretische Kontrastfolien angeführt (2.1.1). Zweitens ha-
ben wir auf das Problem hingewiesen, die eigene Wirkung auf Gesellschaft
weitestgehend auszublenden (2.1.2). Drittens wurde argumentiert, dass der
strenge akademische Nimbus mit methodisch restriktiven Zeitschriften und
daran orientierten Berufungsverfahren vor allem auf Anpassung, nicht auf
Reflexion hin selektiert (2.2).
Resultat ist daraus bisweilen ein trügerisches Selbstbewusstsein, das sich
mehr aus einer Selbstüberzeugung als aus Selbstreflexion speist.
Ins Positive gewendet ergeben sich daraus Kriterien, die sich weitestgehend
mit den oben angesprochenen Forderungen nach pluraler und transforma-
tiver Ökonomik decken:
1. Vielfalt: Die Forderung nach einer Theorien- und Methodenvielfalt
wird missverstanden, wenn darunter ein rein quantitatives mehr gese-
hen wird. Pluralität bietet einerseits die Ergänzung um bisher nicht re-
präsentierte Standpunkte, Blickwinkel und Stimmen, die vorher nicht
wahrnehmbar waren, andererseits ist sie die Voraussetzung, um zu ei-
nem Bewusstsein der eigenen theoretischen Perspektive zu gelangen.
2. Reflexion: Ebenso dienen Wissenschaftstheorie und Dogmenge-
schichte der Selbstreflexion und der Transparenz über den wirklich ei-
genen Beitrag der eigenen wissenschaftlichen Arbeit.
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3. Orientierung: Die transformative Wirtschaftswissenschaft ergänzt die
überwiegend epistemisch motivierte Forderung eines Pluralismus um
eine axiologische Wirkungs- bzw. Orientierungsdimension. Dies be-
deutet, dass sich ein Teil der Forschung besonders mit den dringenden
Problemen unserer Zeit beschäftigen muss, ohne sich allein den frag-
würdigen institutionellen Normen wirtschaftswissenschaftlicher For-
schung zu fügen. Es gilt, sich der performativen Wirkung wissen-
schaftlicher Arbeit bewusst zu werden und Wirtschaftswissenschaft in
diesem Sinne auch als Möglichkeitswissenschaft verstehen (vgl. den
Beitrag von Reinhard Pfriem in diesem Band), die eine Vielfalt an ge-
sellschaftlichen Lösungswegen, Zukünften und Strategien zur Dispo-
sition stellt.
Eine an den Diskurs über Plurale Ökonomik anknüpfende Transformative
Wirtschaftswissenschaft fügt also der Forderung nach Vielfalt und einem
historisch-systematischen Bewusstsein für das Zustandekommen ihrer Per-
spektivität ein Bewusstsein ihrer eigenen Wirkung und einen Gestaltungs-
willen hinzu, indem gesellschaftliche Interessen reflektiert und neue Zu-
kunftsperspektiven formuliert werden.
Diese drei Kriterien (Vielfalt, Reflexion und Orientierung) können
als Ideale für einen bewussteren „Wissen – Schaffenden“-Prozess verstan-
den werden. Transformative Wirtschaftswissenschaft definiert sich so nicht
mehr relativ zu einer Methode, sondern vielmehr durch die Qualität eines
wissensschaffenden Prozesses über wirtschaftliche Kontexte. Demarkati-
onskriterium wäre somit, ein Wissen, das in einer gesellschaftlichen Praxis
liegt, nachvollziehbar auf ein reflexives Niveau, auf eine begriffliche
Ebene zu heben. Auf Grundlage dieser Begriffe können durchaus auch ma-
thematische Modelle entworfen werden. Dabei darf jedoch nicht vergessen
werden, dass die gewählten Begriffe ein menschliches Produkt wissen-
schaftlicher Arbeit sind, die mit einer Perspektive und mit Wertungen ein-
hergehen. Werden die gebildeten Begriffe zu Kategorien, nach denen Er-
folg evaluiert wird, ist es notwendig, über andere Erkenntniszugänge und
auf Grundlage von alternativen Begriffen zu reflektieren, ob die ge-
wünschte Wirkung in der Gesellschaft eintritt oder nicht. Erst auf dieser
Basis können Prozesse auf gesellschaftspolitisch Erstrebenswertes hin aus-
gerichtet werden, anstatt von impliziten Ausrichtungen bestimmter Metho-
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22.11.2017 16:50, 170603_BarthRommel_SpiekerroogSammelband last, lars.hochmann@uni-oldenburg.de
den oder verwendeter Medien getrieben zu werden. Auf welche Weise Ge-
sellschaft an solchen Werteebenen mit partizipiert, ist dabei bisher im Dis-
kurs zu transformativer Wissenschaft noch zu konkretisieren.
Gerade an diesem Punkt des Diskurses ist es wichtig, bereits die
institutionelle Dimension mitzudenken. Sie ermöglicht, einerseits ganz
konkret im weitesten Sinne transformativ zu forschen und einen Möglich-
keitsraum zu erkunden, der andererseits von einer wissenschaftstheoreti-
schen Reflexion begleitet werden muss, um ein immer besseres Verständ-
nis einer transformativen Wirtschaftswissenschaft zu erhalten und expli-
zierbar zu machen.
3.2 Institutionalisierungs- und Kommunikationsstrategien
Wie lässt sich nun auf diesen Kriterien basierendes transformatives Wis-
senschaftsverständnis institutionalisieren? Wie kann ein Diskurs angesto-
ßen werden, der die gesellschaftliche Rolle der Wirtschaftswissenschaft
kritisch in den Blick nimmt und eine Veränderung hin zu einem anderen
Wissenschaftsverständnis katalysiert?
12
Da es hier im Besonderen um die
Umsetzung der genannten drei Kriterien geht, wollen wir diese Gedanken
in diesem Artikel kurz mit der Debatte um die Reproduktion der neoklas-
sischen Wirtschaftswissenschaft aus Kapitel 2.2 und den Möglichkeiten ih-
rer Pluralisierung verknüpfen. Die Ermöglichungsbedingungen der Plura-
lisierung der Wirtschaftswissenschaft, als eines der oben genannten Krite-
rien, werden wir dabei als Blaupause nutzen.
13
Für die Analyse der Verän-
derungsmöglichkeiten der Wirtschaftswissenschaft widmen wir uns zwei
Fragen. Zum einen, ob und wie die Reproduktionsmechanismen durch in-
nerwissenschaftliche Reformen verändert werden können. Wir gehen dabei
davon aus, dass eine Veränderung aus der Wissenschaft selbst heraus nur
sehr begrenzt möglich ist, es jedoch einige wenige Handlungsfelder gibt,
12
Schneidewind und Singer-Brodowski (2014) haben dies in ihrem programmati-
schen Buch „Transformative Wissenschaft“ bereits für Wissenschaft generell ausführ-
lich erläutert.
13
Zwar gehen wir mit der Forderung nach „Orientierung“ noch einen Schritt weiter
als die Forderungen nach einer „pluralen Ökonomik“. Doch sind Veränderungsbestre-
bungen der Wirtschaftswissenschaft insgesamt mit den gleichen institutionellen Rah-
menbedingungen konfrontiert. Wir gehen deshalb davon aus, dass die Hürden, die
einer „pluralen Ökonomik“ entgegenstehen, auch für die „transformativen Wirt-
schaftswissenschaft“ herangezogen werden können.
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die einen ersten Schritt für die Umsetzung der genannten Kriterien darstel-
len. Deshalb bleibt auf der anderen Seite zu untersuchen, welche Rolle au-
ßerwissenschaftliche Akteure in der Veränderung der Wirtschaftswissen-
schaft einnehmen können, wie diese innerwissenschaftliche Veränderungs-
prozesse katalysieren können und welche Komplementaritäten es zwischen
inner- und außerwissenschaftlichen Strategien gibt.
14
3.2.1 Komplementäre Zusätze zum Reproduktionskreislauf: Potentiale
innerhalb der Wissenschaft
Eine Pluralisierung der Wirtschaftswissenschaft in Deutschland ist aus
sich selbst heraus, also vorangetrieben durch die Gemeinschaft der Wirt-
schaftswissenschaftler, ganz ausdrücklich nicht zu erwarten“ schließen
Heise et al. (2017, S. 177) im Fazit ihres Buches zum „Ende der Heterodo-
xie“ und erteilen innerwissenschaftlichen Veränderungsbestrebungen da-
mit eine Absage. Sowohl die ökonomischen als auch die sozialen und sym-
bolischen Kapitalausstattungen der Vertreter einer Heterodoxie und des
„Mainstreamsseien zu unterschiedlich (Heise et al. 2017). Ähnliches zeigt
sich auch bei Schneidewind und Singer-Brodowski (2014), welche sich pri-
mär auf mögliche außerwissenschaftliche Veränderungsimpulse konzent-
rieren. Einen Grund für die Beständigkeit der beschriebenen innerwissen-
schaftlichen Reproduktionsmechanismen liefert das Transformationsver-
ständnis von Mahoney und Thelen (2010): Wenn bestehende Institutionen
wenig Raum für eine (Um-)Interpretation lassen und es aufgrund von Res-
sourcenasymmetrien gleichzeitig hohe Durchsetzungsmöglichkeiten des
Status Quo durch eine bestimmte Interessengruppe gibt, dann erscheint
Wandel beinahe unmöglich. Dies gilt zumindest solange bis die bestehen-
den Institutionen durch eine tiefgreifende Krise fundamental in Frage ge-
stellt werden und selbst langzeitige Unterstützer beginnen sie zu kritisieren.
Dies lässt sich gut auf die Wirtschaftswissenschaft übertragen: Wie in Ka-
pitel 2.2 ausgeführt, kann die institutionelle Norm, was als „ökonomisch“
gilt und wie sich Wissenschaft reproduziert, besonders von Vertreter/innen
der neoklassischen Wirtschaftswissenschaft definiert werden, was eine
14
Punktuell werden wir dabei auf Theorien des „institutional change“ verweisen, ins-
besondere die Arbeit von John Campbell (2004), welche sich ausführlich mit Verän-
derungsprozessen in Gesellschaften insgesamt auseinandergesetzt hat. Ziel ist es da-
bei nicht, eine ausführliche theoretische Abhandlung zu liefern, sondern theoretische
Anknüpfungspunkte für die Strategien der Veränderung anzubieten.
16 Autor
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hohe Beständigkeit des beschriebenen Reproduktionskreislaufs und der Ar-
ten der Wissensgenese nach sich zieht. Dies erscheint zumindest solange
gültig zu sein, wie die gesellschaftliche und ökologischen Krisen kein Aus-
maß erreicht haben, das auch die Wirtschaftswissenschaft bis in ihre Fun-
damente zum Wanken bringt. Auch wenn es einzelne Indizien gibt, dass
die Rolle der Wirtschaftswissenschaften zunehmend in eine öffentliche
Kritik gerät (vgl. Kapitel 3.2.2) scheinen bisher die Beharrungskräfte der
neoklassischen Wirtschaftswissenschaft die Oberhand zu behalten.
Auch wenn wir deshalb grundsätzlich die Analyse teilen, dass sich die
Wirtschaftswissenschaft im Moment nicht fundamental aus sich selbst her-
aus verändern wird, halten wir es doch nicht für ausgeschlossen, dass be-
stimmte Strategien auch innerhalb der Wissenschaft stückweise zu einer
kleinen Verbesserung führen können. So führen auch Mahoney und Thelen
(2010) aus, dass trotz der beschriebenen Beharrungskräfte die Möglichkeit
für Wandel durchaus gegeben ist, wenn institutionelle Veränderungen die
Form komplementärer Zusätzehaben. Dies bedeutet, dass Strategien, die
nicht darauf abzielen, alte Institutionen zu ersetzen, sondern zu ergänzen,
eine größere Erfolgswahrscheinlichkeit haben. In ihrer Summe können
diese dann wiederum eine schleichende, aber umfassende Veränderung
nach sich ziehen. Deshalb wollen wir zunächst vier Handlungsfelder skiz-
zieren, die nach unserem Verständnis eine Strategie der komplementäre
Zusätzedarstellen und damit den beschränkten Veränderungsbedingun-
gen in der Wirtschaftswissenschaft Rechnung tragen.
15
1. Entwicklung neuer Lehrbücher und Lehrmaterialien
Wie unter Kapitel 2.2 bereits erläutert, hat die Verfügbarkeit von Lehrma-
terialien und Lehrbüchern einen großen Einfluss auf die Lehre. Die Ent-
wicklung von Materialien, die an den genannten Kriterien von Vielfalt, Re-
flexion und Orientierung ausgerichtet sind, ist deshalb ein wichtiger Schritt
zu einer möglichen Veränderung. Denn durch neue Lehrmaterialien wer-
den insbesondere für die Dozierenden, die Wirtschaftswissenschaft gerne
15
Es ist hier wichtig hervorzuheben, dass wir damit einen pragmatischen Ansatz ver-
folgen und versuchen, unsere normativen Vorstellungen, welche in den drei Kriterien
ihre Ausprägung finden, mit strategischen Überlegungen zu deren Umsetzbarkeit in
Einklang zu bringen. Die folgenden Handlungsfelder sind folglich bei weitem nicht
ausreichend, um den Kriterien in ihrer Gänze Rechnung zu tragen, bilden aber einen
ersten Schritt in diese Richtung.
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anders unterrichten wollen, die Hürden gesenkt (Beckenbach et al. 2016).
Somit sind neue Lehrmaterialien eine notwendige Voraussetzung dafür,
dass neue Generationen ein anderes Wissenschaftsverständnis vermittelt
bekommen. Die Tagung „Teaching Economics in the 21st Century“ bietet
dafür einen wichtigen Aufhänger (Netzwerk Plurale Ökonomik 2015). Für
die Zukunft scheint es wichtig, diese Impulse auszubauen und weiterzufüh-
ren, um so mittelfristig zur Entwicklung einer Vielfalt an alternativen Lehr-
materialien für verschiedene Module beizutragen, die sowohl Vielfalt ab-
bilden, Reflexion ermöglichen und die Notwendigkeit von Orientierungs-
wissen aufzeigen.
2. Entwicklung neuer Formen der Wissensvermittlung
Die Aneignung von Wissen findet heute nicht mehr nur über Vorlesungen
und Seminare, sondern auch durch Online-Kurse („Massive Open Online
Cources“) statt. Die „Virtuelle Akademie Nachhaltigkeit“ (Müller-Christ
2011) ist dafür ein Beispiel. In eine ähnliche Kerbe schlägt die Online-
Lehrplattform „Exploring-Economics“ (Netzwerk Plurale Ökonomik
2017). Diese Strategien eignen sich genauso wie alternative Lehrmateria-
lien für die Ausbildung kritischer Ökonom/innen, aber auch für die Kom-
munikation ökonomischer Inhalte nach außen und damit für die Erzeugung
von Aufmerksamkeit für die vorgenommenen Verkürzungen der neoklas-
sischen Wirtschaftswissenschaft. Es gilt diese Angebote weiterzuführen,
aufzubauen, ihre Finanzierung sicher zu stellen und durch Summer Schools
und andere Formate zu ergänzen.
3. Institutionelle Entrepreneure und Netzwerke
Aufgrund der beinahe Unmöglichkeit, mit transformativ angelegten For-
schungsansätzen eine wissenschaftliche Karriere in der Wirtschaftswissen-
schaft einzuschlagen, braucht es einzelne „institutionelle Entrepreneure“,
an denen ein neues Wissenschaftsverständnis erprobt wird und wissen-
schaftlicher Nachwuchs F fassen kann. Diese sollten durch übergrei-
18 Autor
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fende Forschungsnetzwerke transformativer Wirtschaftswissenschaft er-
gänzt werden.
16
Um bestehende Gräben zu überwinden und eine Auf-
bruchsstimmung zu erzeugen, scheint es zentral, abseits der etablierten
Netzwerke wie des „Arbeitskreises Politische Ökonomie“ oder der „Me-
morandum-Gruppe“ (s. Heise et al. 2017) die Forscher/innen transformati-
ver Wirtschaftswissenschaft zusammenzuführen. Auch die Einbeziehung
studentischer Netzwerke, wie des „Netzwerks Plurale Ökonomik“, oder
disziplinübergreifender sozialwissenschaftlicher, philosophischer oder
psychologischer Netzwerke kann zielführend sein (Schneidewind und Sin-
ger-Brodowski 2014).
Neben der Funktion, wissenschaftlichem Nachwuchs eine Plattform zu
geben, bilden neue Orte und Netzwerke eine wichtige Brücke für die öf-
fentliche Kommunikation der Thematik in die Gesellschaft und können als
Katalysator außerwissenschaftlichen Veränderungsdruck mobilisieren.
Beispiele hierfür sind das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung
(IÖW), das Institut für transformative Nachhaltigkeitswissenschaft (IASS)
und die Cusanus Hochschule. Auch innerhalb der Wissenschaft gibt es im-
mer wieder einzelne Möglichkeitsfenster, wie die Etablierung des Masters
an der Universität Siegen, die es zu nutzen gilt. Insgesamt erscheint es sinn-
voll, in Zukunft auch die Möglichkeiten außerwissenschaftlicher Finanzie-
rungsmechanismen einzubeziehen und besonders gesellschaftliche Akteure
von der Wichtigkeit einer anderen Wirtschaftswissenschaft zu überzeugen,
wie wir im nächsten Abschnitt darlegen werden.
4. Entwicklung neuer Evaluations- und Berufungskriterien
Nicht nur für die interne Evaluation, sondern im Besonderen auch für die
Kommunikation der Ergebnisse und der Erfolge einer transformativen
Wirtschaftswissenschaft nach außen, braucht es neue Evaluations- und Be-
rufungskriterien, die gerade mit Hilfe der zuvor genannten Orte und Netz-
werke entwickelt werden können (Schneidewind und Singer-Brodowski
(2014). Das Problem der quantitativen Bewertung durch Zitationszahlen ist
keines, was allein für die Wirtschaftswissenschaft gültig ist, auch der Wis-
senschaftsrat (2015) macht sich für andere Maßstäbe stark. Vorschläge ab-
seits von Zitationsindizes sind hier zahlreich vorhanden (s. bspw. Frey und
16
Die Notwendigkeit von „institutionellen Entrepreneuren“ und „Netzwerken“ für in-
stitutionellen Wandel wird z.B. durch Campbell (2004) betont.
Titel 19
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Osterloh 2012). Gerade für transformative Forschung erscheinen Bewer-
tungsmaßstäbe, die die transformative Wirkung (sozial und politisch) in
Betracht nehmen, wie z.B. der „Social return on investement“ SROI Index
(Emerson und Cabaj 2000) wichtig. Neue Bewertungsmaßstäbe als Kom-
plemente zu den bestehenden, können Akzeptanz und Sichtbarkeit beför-
dern. Dabei wird es wichtig sein, den Einfluss solcher Kriterien wiederum
zu reflektieren
3.2.2 Die Veränderung katalysieren: Potentiale außerhalb der
Wissenschaft
Aufgrund der Robustheit der innerwissenschaftlichen Reproduktionsme-
chanismen erscheint es uns wichtig, den Blick auf Akteure und Ressourcen
außerhalb der Wissenschaft zu legen. Welche Akteure für die Veränderung
der Wirtschaftswissenschaft zu adressieren sind und welche spezifischen
Ressourcen diese jeweils mitbringen, wurde von Schneidewind und Singer-
Brodowski (2014) bereits ausführlich erörtert. Wir wollen hier deshalb die
Möglichkeiten betrachten, wie diese Akteure mobilisiert werden können.
Zentral ist dabei, dass gesellschaftliche Akteure beginnen, den derzeitigen
Status Quo in der Ökonomik informiert als gesellschaftliches „Problem“
bzw. „Krise“ zu interpretieren (Campbell 2004). Denn ob ein Zustand ein
Problem ist, ist nie objektiv feststellbar, sondern immer eine kontextuell
bedingte Interpretationsleistung, bei der verschiedene Faktoren eine Rolle
spielen. Damit eine „Krise“ als solche wahrgenommen wird, braucht es
Wissen über die Zustände, das den Kontext für die subjektive Interpretation
liefert. Dabei unterteilen wir dieses Wissen nach Campbell (2004) in ver-
schiedene „Ideentypen“, die in ihrer Summe Institutionen stabilisieren oder
destabilisieren und zu einer veränderten Problemwahrnehmung beitragen
können. Zum einen nennt Campbell (2004) Ideen, die eher kognitiver Natur
sind. Dazu gehören im Hintergrund wirksame Paradigmen („Paradigms“)
wie mentale Modelle davon, was als wissenschaftlich gilt, Vorstellungen
darüber, welche Rolle Wissenschaft in der Gesellschaft spielt und wie sich
Wissenschaft und Gesellschaft gegenseitig bedingen. Auch verfügbare
Handlungsstrategien („Programs“) mit klaren Schritten zur Umsetzung
von Veränderungen zählen dazu. Auf der anderen Seite sind normative
Ideen entscheidend. Dazu zählen die öffentliche Meinung („Public senti-
ments“) dazu, was gesellschaftlich als erstrebenswert gilt, und vorhandene
20 Autor
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Legitimationsmuster („Frames“) für politische Handlungen. Alle Ideenty-
pen bedingen sich gegenseitig. Laut Campbell (2004) bilden öffentliche
Meinungsbildung und Paradigmen die Grundlage für den Erfolg von Legi-
timationsmustern und Handlungsstrategien. Außerdem geht jeder dieser
Ideentypen einher mit spezifischen Akteuren, die diese Ideen (re-)produ-
zieren und verändern (Campbell 2004). Für die Umsetzung eines anderen
Wissenschaftsverständnisses muss deshalb, wie bei jeder intendierten Ver-
änderung, an vielen Stellen angesetzt und eine Vielzahl von Akteuren er-
reicht werden.
1. Paradigmen
Auf abstraktester Ebene stehen die Paradigmen
17
, die als „cognitive locks“
(Blyth 2011), „mentale Modelle“ (Campbell 2004) oder konsensbildende
„Meta-Konzepte“ (Ansell 2011) darüber entscheiden, welchen Handlungs-
spielraum Entscheidungsträger überhaupt wahrnehmen. In dem hier behan-
delten Kontext erscheinen dabei die Paradigmen der „Unabhängigkeit von
Wissenschaft“ und einer „Modus 1 – Wissenschaft“ (Nowotny et al. 2004)
entscheidend zu sein. In beiden wird angenommen, dass Wissenschaft
möglichst unabhängig von der Gesellschaft zu funktionieren hat und sich
allein an innerwissenschaftlichen Selektionskriterien orientierten soll. Die
bilden damit ein mentales Modell einer von Unabhängigkeit geprägten In-
teraktion zwischen Wissenschaft und Gesellschaft, welches sich auf die
Wahrnehmung der Einflussmöglichkeiten auf die Wissenschaft durch po-
litische und gesellschaftliche Akteure auswirkt. Dass Wissenschaft in Ge-
sellschaft wirkt, haben wir bereits in Kapitel 2 erläutert. Gleichwohl kann
man feststellen, dass umgedreht gesellschaftliche Interessengruppen,
Werte und Normen seit je her einen Einfluss auf die wissenschaftliche For-
schung ausüben (van den Hove 2007). Vor dem Hintergrund der vorhande-
nen reziproken Wechselwirkungen zwischen Wissenschaft und Gesell-
schaft und der daraus resultierenden gesellschaftlichen Verantwortung von
17
Dabei handelt es sich hier um gesamtgesellschaftliche Paradigmen, welche nicht zu
verwechseln sind mit einem wissenschaftlichen Paradigma im Sinne Kuhns.
Titel 21
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Wissenschaft erscheint es jedoch wichtig, ein Paradigma bewusster Wech-
selwirkungen zu ergänzen
18
(vgl. den Beitrag von Schneidewind in Brozus
et al. 2017)), indem sich Wissenschaft zumindest in Teilen im Sinne der
obigen Kriterien auch als Reflexions- und Orientierungsinstanz für gesell-
schaftliche Transformationsprozesse versteht (vgl. Kapitel 3.1) und außer-
wissenschaftliche Akteure diese Form der Wissenschaft aktiv fördern.
19
Dabei geht es nicht nur darum, wissenschaftlichen, sondern auch gesell-
schaftlichen Akteuren Deutungsmodelle anzubieten, welche Rolle Wirt-
schaftswissenschaft zu spielen hat und welche Einflussmöglichkeiten auf
Wissenschaft durch Förderprogramme etc. für diese Akteure legitim sind.
Dass die Veränderung hier bereits in vollem Gange ist, kann in den zuneh-
menden außerwissenschaftlichen Steuerungsmöglichkeiten wie Exzellenz-
initiative, Hochschulpakt und Co. bereits antizipiert werden. In Zukunft
muss es darum gehen, die bestehenden konkurrierenden Paradigmen einer
anderen Wirtschaftswissenschaft („transformative Wirtschaftswissen-
schaft“, „plurale Ökonomik“, „Economics for the 21st Century“ etc.) mehr
aufeinander zu beziehen. In ihrer Summe besteht das Potential, dass diese
Paradigmen die Grundlage dafür bilden, um gesellschaftliche Akteure zu
überzeugen, wissenschaftliche Forschung „von außen“ zu unterstützen.
2. Handlungsstrategien
Nach Campbell (2004) ist es für institutionellen Wandel unabdingbar, Pa-
radigmen in Handlungsstrategien zu übersetzen, welche einfach verständ-
lich sind und nächste Schritte klar definieren, wie die Kriterien von Viel-
falt, Reflexion und Orientierung erfüllt werden können. Die Handlungs-
strategien können in allgemeiner Art, wie bei Schneidewind und Singer-
18
Sicherlich sollte es Ziel sein, dass ein Großteil wissenschaftlicher Forschung mög-
lichst unabhängig von gesellschaftlichen Institutionen erfolgen kann, um der Wahr-
heit und nicht besonderen Interessen verpflichtet zu sein. Ein Argument, das von den
Kritikern einer transformativen Wirtschaftswissenschaft immer wieder angebracht
wird (Brozus et al. 2017).
19
Schneidewind und Singer-Brodowski (2014) und das Positionspapier von Schnei-
dewind/ Pfriem et al. (2016) haben hier bereits wichtige Arbeit geleistet. Daneben
sind die Arbeiten des Netzwerks Plurale Ökonomik und der International Students
Initiative for Pluralism in Economics (ISIPE 2014) oder von Kate Raworth (2017)
wichtige Meilensteine auf dem Weg zur Definition eines zeitgenössischen Paradigmas
für die Wirtschaftswissenschaften und ihr Zusammenspiel mit Gesellschaft.
22 Autor
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Brodowski (2014), aber auch sehr spezifisch, wie Empfehlungen an das
BMBF, Politikpapiere oder andere Arten der Politikkommunikation formu-
liert sein. Sie bilden eine wichtige Grundlage für die Orientierung von Ent-
scheidungsträger/innen wie wissenschaftlichen Akteuren an der Schnitt-
stelle von wissenschaftlichen und gesellschaftlichen Institutionen, Verwal-
tungen und Ministerien. Diesbezüglich sehen wir weiteren Handlungsbe-
darf. Die Debatte um eine transformative Wissenschaft konzentriert sich
nach unserer Wahrnehmung zum Großteil auf die Akademia. Für eine wei-
tere Diffusion müssen die Forderungen noch besser gesellschaftlich über-
setzt werden. Es braucht die Definition klarer nächster Schritte, wie Insti-
tutionen verändert und ergänzt werden müssen, um andere wirtschaftswis-
senschaftliche Forschung zu ermöglichen.
3. Legitimationsmuster
Die Umsetzung von Handlungsstrategien hängt maßgeblich von der Ver-
fügbarkeit von Legitimationsmustern für Entscheidungsträger ab. Von be-
sonderer Bedeutung ist hier die Ansprache von Eliten und einflussreichen
Pionieren mit einem hohen Maß an Anerkennung, die Paradigmen in Legi-
timationsmuster übersetzen und damit neue Argumente für eine Debatte
um die Förderung ökonomischer Forschung durch außerwissenschaftliche
Akteure anbieten (Campbell 2004). Für eine Legitimation spielt auf der ei-
nen Seite die Kommunikation der Erfolge eine Rolle, wie z.B. die der in
Kapitel 3.2.1 dargestellten Netzwerke und Entrepreneure. Damit diese
kommuniziert und verständlich dargestellt werden können, ist die auch dort
genannte Entwicklung neuer Evaluationskriterien zentral, die eine Bewer-
tung von Erfolg und Misserfolg erst ermöglichen und aufzeigen, welchen
Mehrwert und welches zusätzliche Verständnis Vielfalt und Reflexion ge-
bracht haben und welche neuen Orientierungsangebote dadurch entstanden
sind. Auf der anderen Seite ist es wichtig zu betonen, welche Rolle die
Wirtschaftswissenschaft bei der Bearbeitung drängender gesellschaftlicher
Herausforderungen spielt. Die bisherigen Forderungen sind hier bereits
sehr konkret (Schneidewind und Singer-Brodowski 2014; ISIPE 2014; Ra-
worth 2017). Auch in der Vergangenheit wurde dieser gesellschaftliche
Problembezug als erfolgreiches Argument für die Besetzung von Stellen
durch heterodoxe Ökonom/innen an Reformuniversitäten genutzt (Heise et
al. 2017). Aus der Perspektive der Legitimation erscheint es sinnvoll, sich
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weniger an wissenschaftlichen Legitimationen abzuarbeiten, da, wie be-
reits dargelegt, aus der Wissenschaft heraus nur wenig Veränderungsim-
pulse zu erwarten sind. Stattdessen sollte erwogen werden, besonders auf
gesellschaftliche und politische Legitimationen zu setzen, indem der Be-
darf nach Zielwissen in Form neuer Orientierungsangebote und an System-
und Transformationswissen durch die Reflexion ökonomischer Forschung
und Wirkung öffentlich kommuniziert und diskutiert wird. Es gilt also, wie
es Kate Raworth (2017) erfolgreich vorführt, die Kritik an der Wirtschafts-
wissenschaft gesellschaftlich anschlussfähig zu machen.
4. Öffentliche Meinung
Durch die Verfügbarkeit von Paradigmen und Legitimationsmustern, die
Handlungsstrategien begründen, wird eine öffentliche Auseinandersetzung
mit der gesellschaftlichen Rolle wirtschaftswissenschaftlicher Forschung
und der Notwendigkeit von Vielfalt, Reflexion und Orientierung möglich.
Dies ist bereits in den letzten Jahren durch die vermehrte Publikation von
Zeitungsartikeln zum Thema „Plurale Ökonomik“ zu beobachten. Dadurch
entsteht eine Kulisse, in der außerwissenschaftliche Akteure zunehmend
auf das Thema aufmerksam werden und sich mit ihren Möglichkeiten aus-
einandersetzen, wie sie zum Wandel beitragen können. Die öffentliche
Meinung wirkt dabei selbstverstärkend auf die anderen Ideentypen zurück,
indem durch ihre Veränderung neue Legitimationen entstehen und Hand-
lungsstrategien eine größere Aufmerksamkeit erfahren. Bisher wurden Ak-
teure, wie politische, gesellschaftliche und wirtschaftliche Eliten, die die-
sen öffentlichen Diskurs laut Campbell (2004) maßgeblich prägen, jedoch
nur punktuell mit den Themen „plurale Ökonomik“ oder „transformative
Wissenschaft“ konfrontiert. Für eine größere Wirkmächtigkeit dieser For-
derungen wäre es zukünftig notwendig, diese Akteure zu erreichen, um so
eine größere Debatte um die Neuausrichtung der Ökonomik anzustoßen.
Es zeigt sich, dass nicht eine, sondern verschiedene parallele Kommunika-
tionsstrategien zu einer vermehrten Problemwahrnehmung führen, die die
Grundlage für die Veränderung von Institutionen und die Mobilisation von
Ressourcen bilden
20
(Campbell 2004). Trotzdem ist festzuhalten, dass es
20
Vor allem finanzielle Ressourcen sind nach Campbell (2004) das entscheidende
Kriterium für den Erfolg von Veränderung. Aufgrund des Umfangs können wir darauf
24 Autor
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sich hier selbstverständlich nicht um einen Selbstläufer handelt. Es gibt ge-
nug Paradigmen, Handlungsstrategien, Meinungen und Legitimationen, die
einem anderen Wissenschaftsverständnis diametral entgegenstehen. Es soll
deshalb nicht der Eindruck erweckt werden, dass mit den skizzierten Über-
legungen die Institutionalisierung einer transformativen Wirtschaftswis-
senschaft auf jeden Fall gelingt. Trotzdem halten wir die skizzierten Kom-
munikationsstrategien für zentral, um eine breite Debatte anzustoßen, in
deren Folge außerhalb der Wissenschaft Akteure und Ressourcen mobili-
siert werden, die auf eine Veränderung hinwirken.
4. Zusammenfassung und Ausblick
Wir haben im Verlauf dieser Arbeit die Erkenntnisstruktur neoklassischer
Wirtschaftswissenschaft aus Sicht der Wissenschaftstheorie dargelegt und
die institutionellen Pfadabhängigkeiten in der Vermittlung der Theorie und
der Ausgestaltung der akademischen Landschaft skizziert. Angesichts der
gesellschaftlichen Wirkung der neoklassischen Wirtschaftswissenschaft er-
scheint es fragwürdig, ob ihre Wirkung und ihre Stellung als Leitwissen-
schaft gerechtfertigt sind, und es erscheint bedrohlich, dass ihre Wirkungs-
macht nicht immanent reflektiert wird bzw. werden kann. Resultat ist ein
enormer Einfluss wirtschaftswissenschaftlicher Forschung auf die institu-
tionelle Gestaltung unserer Gesellschaft und die kognitive Beschränkung
der Denkhorizonte in den Köpfen zahlreicher Entscheidungsträger in der
Gesellschaft. Es erscheint naheliegend, dass diese beiden Faktoren eine
wichtige Rolle darin spielen, wenn es um die Suche nach den Gründen an-
dauernder sozialer und ökologischer Krisen geht. Denn auf Basis dieses
Denkhorizonts ist es schwer, alternative Gestaltungselemente zu imaginie-
ren, weshalb auch Nachhaltigkeitsdiskurse schnell auf die Etablierung
neuer rkte oder ein Subsumieren der ökologischen Dimension unter abs-
trakt wirtschaftliche Ziele fallen: Es bleibt immer nur ein mehr oder weni-
ger desselben Rezepts. Wie genau ökonomisches Wissen bestimmte politi-
sche Positionen fördert und Denkweisen einschränkt konnten wir hier je-
doch nur andeuten. Zukünftige Forschung sollte hier ansetzen und auf die
nicht weiter eingehen, sondern zielen mit unserer Argumentation lediglich darauf ab,
dass durch eine veränderte Problemwahrnehmung die Wahrscheinlichkeit der finan-
ziellen Ressourcenmobilisation durch außerwissenschaftliche Akteure steigt.
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bisherige Performativitätsforschung aufbauen, um weitere Kanäle heraus-
arbeiten durch welche ökonomisches Wissen gesellschaftlich wirksam
wird. Mit Blick auf eine alternative bewusstere Form von Wirtschaftswis-
senschaft, wie sie die Idee einer „transformativen Wissenschaft“ fordert,
haben wir uns sodann institutionellen Gestaltungsperspektiven und Aufga-
ben gewidmet. Wir haben gezeigt, dass es innerhalb der wissenschaftlichen
Reproduktionskreisläufe nur wenig Spielraum für die Verschiebung von
Machtverhältnissen und eine institutionelle Veränderung gibt. Lediglich
Veränderungen, die sich als „komplementäre Zusätze“ zum Status Quo ver-
stehen, haben nach unserer Einschätzung in der aktuellen Situation eine
Aussicht auf Erfolg, solange die Wirtschaftswissenschaft trotz bestehender
ökologischer und ökonomischer Krisen von innen heraus und von außen
nicht fundamental in Frage gestellt wird.
Dazu gehören vier mögliche Strategien, wie die Entwicklung neuer Lehr-
materialien, neue Formen der Wissensvermittlung, der Aufbau institutio-
neller Entrepreneure und Netzwerke und die Erstellung von Bewertungs-
bzw. Prozesskriterien für transformative Forschung. Neben diesen inner-
wissenschaftlichen Strategien erscheint es sinnvoll, sich durch verschie-
dene Kommunikationsstrategien außerwissenschaftliche Akteure für die
Notwendigkeit einer Veränderung zu gewinnen. Dabei bildet die Diffusion
neuer Paradigmen des Verhältnisses von Wissenschaft und Gesellschaft im
Zuge einer öffentlichen Debatte um den Zustand der Wirtschaftswissen-
schaft die Grundlage für Legitimationen von Strategien zur Veränderung.
Indem außerwissenschaftliche Akteure beginnen, die institutionellen und
epistemischen Voraussetzungen der heutigen Wirtschaftswissenschaft als
gesellschaftlich problematisch wahrzunehmen, besteht das Potential, dass
diese Akteure sich zukünftig vermehrt von außerhalb der Wissenschaft für
eine Veränderung einzusetzen und weitere Ressourcen für den Wandel mo-
bilisieren. Sollte es gelingen, politische Entscheidungsträger, größere Stif-
tungen, Kirchen und Spender/innen zu überzeugen, in die Förderung und
Institutionalisierung einer „transformativen Wirtschaftswissenschaft“ zu
investieren, dann kann zumindest davon ausgegangen werden, dass sich
dieses neue Wissenschaftsverständnis in einzelnen Nischen weiterentwi-
ckeln kann. Ob die „transformative Wirtschaftswissenschaft“ durch die
Aufrechterhaltung dieses kontinuierlichen Veränderungsdrucks eine wei-
tere Verbreitung erfährt, wird die Zukunft zeigen.
26 Autor
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22.11.2017 16:50, 170603_BarthRommel_SpiekerroogSammelband last, lars.hochmann@uni-oldenburg.de
Jonathan Barth studiert an der Universität Oldenburg Umweltmodellierung (M.Sc.) und
beschäftigt sich mit den Wechselwirkungen von Ökonomie und Nachhaltigkeit,
sowie den Ermöglichungsbedingungen einer Pluralen Ökonomik. jo-
nathan.barth@uni-oldenburg.de
Florian Rommel (M.A. Ökonomie), wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Cusanus
Hochschule in Bernkastel-Kues, dort forscht er zur Dogmengeschichte, Erkennt-
nistheorie der Ökonomik, Performativität und Wirkung ökonomischer Theorie.
floian.rommel@cusanus-hochschule.de
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Analog zur Bezugswissenschaft Ökonomik stellt sich auch in der universitären (sozio-)ökonomischen Lehrerbildung die Frage einer gelingenden Umsetzung und Etablierung von pluraler Ökonomik und epistemologischer Reflexion. Denn wenn angehende Lehrerinnen und Lehrer im Studium eine maßgeblich einseitige ökonomische Bildung erfahren, ihnen Alternativen im Denken und Handeln über Ökonomie vorenthalten werden, wie können diese dann Schülerinnen und Schüler befähigen, zentrale Probleme (Klimakrise, Ungleichheiten) multiperspektivisch zu befragen und anzugehen? Dieses Problem wird in meinem Beitrag einerseits vertieft, andererseits werden anhand eines fachdidaktischen Seminars in einem Bachelor-Studiengang konkrete Lösungsansätze für die Hochschullehre aufgezeigt. Dieses Seminar verfolgte das Ziel, Pluralität sowie Reflexivität zu den obersten Prämissen der fachwissenschaftlichen sowie fachdidaktischen Auseinandersetzung zu machen.
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Von Beginn an haben die modernen Wirtschaftswissenschaften gesellschaftliche Prozesse nicht nur beobachtet und beschrie-ben, sondern diese auch selbst katalysiert und beeinflusst. Damit haben sie einer Entwicklung den Weg gebahnt, die neben unbestrittenen Erfolgen zu ökologischen Zerstörungen, sozia-len Verwerfungen und immer wiederkehrenden ökonomischen Krisen geführt hat. Mehr denn je braucht es eine transforma-tive Wirtschaftswissenschaft, die insbesondere auch die Bedingungen und Möglichkeiten einer nachhaltigen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft analysiert und verbessern hilft.
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Von Beginn an haben die modernen Wirtschafts-wissenschaften gesellschaftliche Prozesse nicht nur beobachtet und beschrieben, sondern diese auch selbst katalysiert und beeinflusst. Damit haben sie einer Entwicklung den Weg gebahnt, die neben unbestrittenen Erfolgen zu ökologischen Zerstörungen, sozialen Verwerfungen und immer wiederkehrenden ökonomischen Krisen geführt hat. Mehr denn je braucht es eine transformative Wirtschaftswissenschaft, die insbesondere die Bedingungen und Möglichkeiten einer nachhaltigen Entwicklung von Wirtschaft und Gesellschaft analysiert und verbessern hilft.
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Economics as a science not only investigates what is (as a positive science) and what should be (as a normative science), but influences, through its fundamental ideas, what facts and norms are recognized as such in society. This holds especially true for economic education. My article explains this thesis and elaborates, in particular, how this form of education stipulates a particular vision of human beings worldwide. First, I show how economics actively seeks to influence the inscription of the commonplace image of the human through economics education. Second, I discuss economics as a textbook science in Thomas Kuhn’s sense: as a science incapable of giving the students any plural or critical understanding of their self and the world. In the third step, I identify the essential features of the human image lying at the base of the economic curriculum; an image (so I argue), which splits society into mere cogs in the machine of the economy on the one side and omnipotent social engineers on the other side.
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In this book, sociologists, philosophers, and economists investigate the conceptual issues around the performativity of economics over a variety of disciplinary contexts and provide new case studies illuminating this phenomenon. In featuring the latest contributions to the performativity debate the book revives discussion of the fundamental questions: What precise meaning can we attribute to the notion of performativity? What empirical evidence can help us recognize economics as performative? And what consequences does performativity have for contemporary societies? The contributions demonstrate how performativity can serve as a powerful conceptual resource in dealing with economic knowledge, as an inspiring framework for investigating performative practices, and as an engine of discovery for thinking of the economic proper.
Book
This book picks up where Karl Polanyi's study of economic and political change left off. Building upon Polanyi's conception of the double movement, Blyth analyzes the two periods of deep seated institutional change that characterized the twentieth century: the 1930s and the 1970s. Blyth views both sets of changes as part of the same dynamic. In the 1930s labor reacted against the exigencies of the market and demanded state action to mitigate the market's effects by 'embedding liberalism.' In the 1970s, those who benefited least from such 'embedding' institutions, namely business, reacted against these constraints and sought to overturn that institutional order. Blyth demonstrates the critical role economic ideas played in making institutional change possible. Great Transformations rethinks the relationship between uncertainty, ideas, and interests, achieving profound new insights on how, and under what conditions, institutional change takes place.
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THE SUNDAY TIMES BESTSELLER'I see [Raworth] as the John Maynard Keynes of the 21st Century: by reframing the economy, she allows us to change our view of who we are, where we stand, and what we want to be.' George Monbiot, Guardian'This is sharp, significant scholarship . . . Thrilling.' Times Higher Education'[A] really important economic and political thinker.' Andrew MarrEconomics is broken. It has failed to predict, let alone prevent, financial crises that have shaken the foundations of our societies. Its outdated theories have permitted a world in which extreme poverty persists while the wealth of the super-rich grows year on year. And its blind spots have led to policies that are degrading the living world on a scale that threatens all of our futures.Can it be fixed? In Doughnut Economics, Oxford academic Kate Raworth identifies seven critical ways in which mainstream economics has led us astray, and sets out a roadmap for bringing humanity into a sweet spot that meets the needs of all within the means of the planet. En route, she deconstructs the character of ‘rational economic man’ and explains what really makes us tick. She reveals how an obsession with equilibrium has left economists helpless when facing the boom and bust of the real-world economy. She highlights the dangers of ignoring the role of energy and nature’s resources – and the far-reaching implications for economic growth when we take them into account. And in the process, she creates a new, cutting-edge economic model that is fit for the 21st century – one in which a doughnut-shaped compass points the way to human progress.Ambitious, radical and rigorously argued, Doughnut Economics promises to reframe and redraw the future of economics for a new generation.'An innovative vision about how we could refocus away from growth to thriving.' Daily Mail'Doughnut Economics shows how to ensure dignity and prosperity for all people.' Huffington Post
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Die Wahl Donald Trumps, der Brexit und der Erfolg populistischer Parteien in Europa zeigen tiefsitzende Skepsis gegenüber Experten und Eliten und deren komplexen Erklärungen der politischen und wirtschaftlichen Zusammenhänge. Ökonomen wird vorgeworfen, sich in Detailfragen zu verlieren und ein unrealistisches Menschenbild zu pflegen. Tatsächlich wäre es aber wichtig, die Unabhängigkeit der Ökonomen abzusichern, mehr Transparenz über die Hintergründe ihrer Ergebnisse herzustellen und stärker auf die Relevanz ihrer Forschungsfragen zu achten. Zudem sollten sie mehr Wert auf eine für alle verständliche Kommunikation mit Politik und Medien legen. Umgekehrt sollten letztere sich aber auch ernsthaft mit den ökonomischen Ergebnissen auseinandersetzen.
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Publication and citation rankings have become major indicators of the scientific worth of universities and determine to a large extent the career of individual scholars. Such rankings do not effectively measure research quality, which should be the essence of any evaluation. These quantity rankings are not objective; two citation rankings, based on different samples, produce entirely different results. For that reason, an alternative ranking is developed as a quality indicator, based on membership on academic editorial boards of professional journals. It turns out that the ranking of individual scholars based on that measure is far from objective. Furthermore, the results differ markedly, depending on whether research quantity or quality is considered. Thus, career decisions based on rankings are dominated by chance and do not reflect research quality. We suggest that evaluations should rely on multiple criteria. Public management should return to approved methods such as engaging independent experts who in turn provide measurements of research quality for their research communities.