Die von Hans Göppinger initiierte Tübinger Jungtäter-Vergleichsuntersuchung war eine der ersten in der Bundesrepublik Deutschland durchgeführten kriminologischen Längsschnittuntersuchungen. Ihr zentrales Anliegen war es, so genau wie möglich die Lebenssituationen, aber auch die lebensgeschichtliche Entwicklung von Straftätern nachzuzeichnen. Göppinger entschied sich, nicht einzelnen
... [Show full abstract] kriminologischen Hypothesen nachzugehen, sondern über eine Vielzahl von Faktoren ihre Lebensgeschichte zu rekonstruieren. Dieser sogenannte „multifaktorielle“ Forschungsansatz hatte zur Folge, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der verschiedenster wissenschaftlicher Disziplinen — Soziologie, Psychologie, Sozialarbeit, Medizin und Jura -bei diesem Projekt zusammenarbeiteten und ihre jeweiligen Fachkenntnisse einbrachten. Für unsere Arbeit erweist sich dieser multifaktorielle Ansatz als ein Glücksfall, da es aufgrund der Vielfalt der erhobenen Dimensionen möglich ist, theoretische Überlegungen der aktuellen kriminologischen Diskurse auf ihre Tragfähigkeit zu prüfen.