Der Mann ohne Eigenschaften I: Erstes und Zweites Buch
Der Aufsatz untersucht, inwiefern der Sprache in der Phänomenologie die Rolle zukommt, das Individuum deiktisch in den Situationen seiner Existenz zu orientieren, indem sie kategorial auf Gegebenheiten seiner Erfahrung zeigt. Phänomenologisches Philosophieren geht in dieser Hinsicht über das bloße, innertheoretische Geben und Nehmen von Gründen sowie die Absicherung objektiver Wissensbestände (zu denen es gleichfalls nicht in Opposition tritt) hinaus, und zielt dabei evokativ auf orientierende Erkenntniseffekte im Subjekt. Statt als innersprachliche "Deskriptionen" oder Bezeichnungen von Phänomenen fungieren phänomenologische Begriffe und Beschreibungen als verbale Zeigegesten, die dem Individuum im erfolgreichen Fall die bezeigten (und in diesem Sinne "be-deuteten") Phänomene selbst vor Augen führen.
Ein eigens entwickeltes Planspiel im weiterbildenden Programm MPA (Master Public Administration) der Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin gab angehenden Führungskräften die Gelegenheit, ihre beruflich erworbenen Kompetenzen zu reflektieren und um ein Verhaltensrepertoire zu erweitern, das in der Bürokratie selten, aber in Zeiten populistischer Bedrohungen der Demokratie umso bedeutender ist: Sie sollten wie von Horst Bosetzky mit Bezug auf Heinrich von Kleists Drama konzipiert, wie ein Prinz von Homburg lernen, mutig Initiative zu ergreifen und sich gegen Order durchzusetzen, wenn sie dies nach sorgfältiger Prüfung ihres professionellen Gewissens für richtig hielten.
Wie vielschichtig und anspruchsvoll Ausbildung und Praxis im Berufsschullehramt sind, zeigen die Beiträge dieses Sammelbandes. Aus der Perspektive der Gestaltung von Studiengängen, die ins Berufsschullehramt führen, beschreiben die Autorinnen und Autoren Bildungsziele, Studienstrukturen sowie fachdidaktische Herausforderungen.
In Teil I werden Bildungsziele sowie inhaltliche Profilsetzungen der berufspädagogischen Studienanteile diskutiert. Teil II widmet sich der Gestaltung ausgewählter beruflicher Fachrichtungen und Fachdidaktiken: Agrarwirtschaft, Elektrotechnik, Informationstechnik, Metalltechnik sowie personenbezogene Dienstleistungen. In Teil III werden innovative Ansätze als Antworten auf aktuelle Herausforderungen aufgeführt.
Zahlreiche Erkenntnisse der wissenschaftlichen Psychologie – z. B.: Konstruktivismus, Kohärenzprinzip und Kommunikationstheorien – untermauern und konkretisieren die dargestellten Grundlagen eines systemischen Verständnisses. So erscheinen Befunde aus der Wahrnehmungs- und Gedächtnispsychologie im systemischen Verständnis als typische Prozesse der Musterbildung. Damit wird eine anspruchsvolle Grundlage für das Verständnis von Coaching gelegt.
Wenn man fragt, was Coaching auszeichnet, fallen häufig die Formulierungen „Coaching ist eine Frage der Haltung“, „Hilfe zur Selbsthilfe“ und „Beratung ohne Ratschlag“. Eine weitere Definition wird mit „Prozessberatung“ geliefert. Bei näherer Betrachtung dieser Definitionen offenbaren sich jedoch erhebliche Schwierigkeiten. Die Charakterisierung von Coaching als professioneller Dienstleistung kann diese Schwierigkeiten überwinden und an systemisches Denken anschließen.
Nicht nur die moderne Pädagogik, sondern die Rede von der Moderne insgesamt, als einer zeit- und raumumgreifend mit massiven Veränderungen für Mensch und Welt einhergehenden Epoche, wird mit vielschichtigen Diagnosen in Bezug auf die Möglichkeiten der Bemächtigung ,unserer Wirklichkeit‘ und deren Thematisierung verknüpft. So folgt eine im vorliegenden Kontext charakteristische Linie nicht zuletzt einem Bild, in dem ‚unser Zeitalter‘ von einer Erosion jeglicher das menschliche Dasein transzendierenden Instanzen, Zweck- und Zielsetzungen gezeichnet erscheint (vgl. Benner 2010; Wimmer 2014; Arendt 2015a). Damit wird ein Motiv hervorgehoben, das ebenso mit Beschreibungen einer „transzendentale[n] Obdachlosigkeit“ (Lukács 1971, S. 32) und Zerrissenheit des (modernen) Menschen, mit Ungewissheit und Verlust verbunden werden kann, wie mit unterschiedlichen Graden einer bejahenden Akzentuierung von Freiheit(en), etwa im Sinne von offenen Denk-, Erfahrungs- und Gestaltungsräumen (vgl. ebd., S. 31f.; Zirfas 2010).
This contribution introduces the ‘fragmentary essay-novel’ in terms of an emerging hybrid genre within the experimental branch of contemporary Anglophone literature. Reading David Shields’s manifesto Reality Hunger (2010) as a poetics which literally ‘essays’ a “path for the novel” (Smith 2008: n. pag.) in the early 21st-century, it also discusses Tom McCarthy’s recent work Satin Island (2015) as a prime representative of the fragmentary essay-novel. Both Shields’s and McCarthy’s texts are contextualized and framed as aesthetic responses to the digital age, especially to the implications that processes of digitization have for our shifting understanding of ‘reality’, ‘authenticity’, ‘literature’, ‘reading’, and ‘authorship’. Special attention will be given to the question of how the organization of knowledge in digital networks affects the epistemological situation of the novelist and the human individual. In addition to putting the essay-novel on the map of contemporary fiction, we aim to raise awareness of the tradition and general significance of this unduly neglected genre.
In diesem Essay nähern wir uns der Sprache der Liebe an, tasten sie sprachwissenschaftlich nach Ernst Leisi (2016 [1978]), psychologisch nach John Gottman (1994, 2015 [1999]) und paartherapeutisch nach Harville Hendrix (2007) ab, suchen leidenschaftlich und finden uns wieder in den Bemühungen, der schwierigsten Kommunikation aller Beziehungsarten, weil sie eben der ehrlichste Spiegel von uns ist, auf die Spur zu kommen. Dazwischen werden szenische Gedanken über die verschiedenen Stadien der Liebe und ihrer Sprachen eingebracht.
The writings of the Austrian novelist and essayist Robert Musil provide sociology with vital problems and reflections. Indeed, Musil introduces discussions that extend conventional understanding of modernity – sociology’s general object of analysis. The article focuses on two major sets of questions in Musil’s work: the shapelessness of man and the relation between reason and sentiments. Both problems are essential in that genuine twentieth-century experience which Musil calls functional stupidity: the functionalisation of the mind to collective demands of the party, the race and the nation. The article discusses Musil’s arguments by relating them to central propositions in classical sociology (Simmel, Weber, Kracauer, Tönnies, Park). Classical sociology, in turn, is defined as a sub-discourse of classical modern reflection.
Welche Relevanz hat die phänomenologisch orientierte Vignettenforschung als Beispiel empirischer Unterrichtsforschung für pädagogische Theorie und Praxis? In diesem Beitrag wird Grundlegendes zur lernseitigen Perspektivierung und intersubjektiven Verortung der Forschung mittels Verdichtung phänomenologischer Wahrnehmung in Vignetten vorgestellt. Ausgelotet wird das produktive und spannungsreiche Verhältnis von Phänomenologie und Pädagogik im Hinblick auf bildende Lernvollzüge der Schülerinnen und Schüler, aber auch der Forschenden selbst. Während aus der Forschungshaltung der teilnehmenden Erfahrung Forschende in Schulklassen die dort miterfahrende Erfahrung der Schülerinnen und Schüler in leicht verdichtete Erzählungen transformieren, nimmt im Lesen der Vignette eine neue Erfahrung ihren Ausgang, die einen Lernmoment bezüglich pädagogischer Praxis und Theorie allererst ermöglicht. Abschließend wird am Beispiel einer konkreten Vignetten-Lektüre aufgezeigt, wie Vignetten aufgrund ihres ästhetischen Potenzials die meist ausgeblendeten Aspekte der Leiblichkeit zum Erscheinen bringen und für pädagogisches Denken und Handeln fruchtbar machen können.
Die moderne Expansion der Verantwortung bedeutet Ersetzung der traditionellen Pflichtethik durch eine Weberianische Verantwortungsethik. Der Globalisierungsprozess erfordert eine Reflexion auf die Handlungsfolgen, auch die entferntesten und die unbeabsichtigten. Beides, die Expansion der Verantwortung und die schwierige Vorhersehbarkeit von Konsequenzen, bedeutet eine außerordentliche Belastung individueller Entscheidungsfindung und führt zu Konzeptionen von Institutionenethiken, welche die traditionellen Ethikkonzepte verdrängen.
Die moderne Expansion der Verantwortung bedeutet Ersetzung der traditionellen Pflichtethik durch eine Weberianische Verantwortungsethik. Der Globalisierungsprozess erfordert eine Reflexion auf die Handlungsfolgen, auch die entferntesten und die unbeabsichtigten. Beides, die Expansion der Verantwortung und die schwierige Vorhersehbarkeit von Konsequenzen bedeutet eine außerordentliche Belastung individueller Entscheidungsfindung und führt zu Konzeptionen von Institutionenethiken, welche die traditionellen Ethikkonzepte verdrängen.
The modern expansion of responsibility takes place in form of a replacement of the traditional ethics of duties by a Weberian ethics of responsibility. The process of globalization demands a reflection upon the consequences of actions, especially unintended consequences. Both, the expansion of responsibility and the unpredictability of consequences put excessive demands on individual decision-making and lead to conceptions of institutional ethics, which take the place of traditional concepts.
“Can a television series change att itudes about death?“ Unter dieser – für einen Medienwissenschaftler beinahe rhetorischen – Frage erstellten die Kommunikationswissenschaftler E. Schiappa, P.B. Gregg und D.E. Hewes im Jahr 2003 eine empirische Analyse der Rezeption der TV-Serie Six Feet Under (HBO, 2001-2005) durch 174 Studierende an der Universität von Minnesota, die im folgenden Jahr in der akademischen Zeitschrift Death Studies veröff entlicht wurde.
Die Ablehnung des Vertrags über eine Verfassung für Europa durch Volksabstimmungen in Frankreich (am 29. Mai 2005) und in den Niederlanden (am 1. Juni 2005) stellt einen bedeutenden Umbruch im europäischen Integrationsprozess dar. Trotz dieser Tatsache bemühten sich nicht wenige Politiker und Analytiker, die Bedeutung dieser Entwicklung herunterzuspielen, indem sie behaupteten, dass das Ganze nur auf einem Missverständnis beruht habe und dass Fehler im Management der Überzeugungskampagne für diesen Ausgang verantwortlich gewesen seien (das Gleiche erklärten sie übrigens später auch 2008, nachdem die Bürger Irlands in dem ersten Referendum den Vertrag von Lissabon abgelehnt hatten). Nach diesen Stimmen sollten die Bürgerentscheidungen in den genannten Ländern auf den weiteren europäischen Integrationsprozess keine schwerwiegenden Folgen zeitigen. Die Realität sieht allerdings etwas anders aus. Bereits nach wenigen Jahren ist es offensichtlich, dass diese Volksabstimmungen für eine symbolische Zäsur im europäischen Integrations-prozess stehen, deren Bedeutung mit zunehmendem Abstand wohl noch klarer werden wird. Dabei geht es nicht nur um die Ablehnung des Europäischen Verfassungsvertrags an sich. Von Relevanz ist vielmehr der ganze Komplex der politischen, sozialen und kulturellen Zusammenhänge, die hinter dem negativen Votum der Bürger zweier Gründerstaaten der EU standen und die inzwischen erkennbarer hervortreten.
In den vergangenen Jahren hat sich im Coaching zunehmend eine systemische Grundhaltung und Vorgehensweise etabliert. Dabei erleidet das Attribut „systemisch“ oft das gleiche Schicksal wie der Begriff Coaching: es wird häufig inflationär benutzt. Wenn wir hier die Grundlagen eines systemischen Verständnisse skizzieren, knüpfen wir an Erkenntnissen der wissenschaftlichen Psychologie (Konstruktivismus) an und wenden sie aufs Coaching an. Dabei wird deutlich, dass Coaching zuallererst eine Frage der Haltung ist; erst auf dieser Basis soll der reflektierte Einsatz von sog. Tools erfolgen.
Nach systemischem Denken erscheint ein Experten-Ansatz im Coaching nicht gerechtfertigt. Nun stellt sich allerdings die Frage: Wie kann man (trotzdem) erfolgreich coachen? Mit den Stichworten Musterwechsel, Perspektiven- und Kontextwechsel sowie Erhöhung der Komplexität des Coaching-Settings werden gangbare Wege gewiesen. Dies setzt aber eine reflektierte Haltung des Coachs voraus.
According to the notion of Modernism as a critical reaction to post-Enlightenment modernity, the totalitarian epistemological model of modern reason annihilated the individual through crystallized schemata that mediate the relation between the subject and the world. Modernism would be an attempt to save the individual, or an identity seeking process which dismantles established constructions of reality and produces alternative narratives of the whole that preserve the individual. Modernism becomes a self-conscious aesthetic rationality that tends to a mode of discourse that aims at contouring the subject in its relation with the world: the Essay. In German-speaking narrative fiction of the early 20th century the confluence of Modernism and essayism led to interesting textual hybrids. Here, multiple kinds of mirror effects equate the dissolution of traded epistemological and aesthetic paradigms with new solutions for a fictional re-writing of reality and the self.
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