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Waffensysteme im polizeilichen Einsatztraining – Die psychophysiologische Wirkung konventioneller Munition und nicht-tödlicher Trainingsmunition auf Polizeibeamte

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Waffensysteme im polizeilichen Einsatztraining –
Die psychophysiologische Wirkung konventioneller Munition
und nicht-tödlicher Trainingsmunition auf Polizeibeamte
1 Einleitung
Im Rahmen des Einsatz- oder Polizeitrainings erweitern Polizeibeamte regelmäßig
ihre Kompetenzen in der Bewältigung von Konflikt- und Gewaltsituationen im Einsatz.
Hierbei wird regelmäßig auf Trainingsmaßnahmen zurückgegriffen, in denen mögli-
che Einsatzsituationen unter der Verwendung von Trainingswaffen oder Simulations-
waffen mit nicht-tödlicher Trainingsmunition geübt werden. Der Einsatz unterschied-
licher Waffensysteme unterliegt dabei trainingsdidaktischen Überlegungen (Staller,
Bertram & Körner, 2017), die maßgeblich vom Spannungsfeld zwischen Repräsen-
tativität der angedachten Trainingsaktivität bzw. höchstmöglicher Sicherheit und Un-
verletztheit der beteiligten Personen geprägt sind (siehe Staller, Zaiser & Körner, in
diesem Band).
Dieses Spannungsfeld erfordert einen Kompromiss zwischen authentischer Erfah-
rung und Übungssicherheit in der Gestaltung von Übungsaktivitäten (Staller, Zaiser
& Körner, 2017). Dieser Kompromiss wird als Einflussgröße begriffen, der die Reprä-
sentativität des Trainingsdesigns einschränkt und damit den erfolgreichen Transfer
von Fertigkeiten aus dem Training in die Anwendungssituation hemmt. So fordert die
Gestaltung von Übungsformen im „scharfen Schuss“ (konventionelle Munition), dass
diese zu keiner Gefährdung von Personenhrt. Entsprechend werden Übungen we-
niger dynamisch und ohne Gegnereinwirkung durchgeführt. Auf der einen Seite ist
hier eine hohe physische Repräsentativität durch den Einsatz einer Echtwaffe gege-
ben, allerdings wird die Repräsentativität bezüglich perzeptuell-kognitiver (Entschei-
den in hoch-dynamischen Situationen) und affektiver Elemente (Angst vor Geg-
nereinwirkung) deutlich eingeschränkt.
Ein mögliches Herabsetzen der physischen Repräsentativität durch die Verwendung
eines Trainings- oder Simulationswaffensystems wird in der Praxis regelmäßig als
Argument für hohe Übungsanteile mit konventioneller Munition angeführt, ohne je-
doch empirisch validiert zu sein.
Aktuelle Untersuchungen (Kratzig, 2013; Getty, 2014) zeigen, dass in statischen
Schießtrainings, wie sie zu Beginn der Schießausbildung durchgeführt werden, Echt-
waffen nicht repräsentativer sind als Simulationswaffensysteme. Die hier dargestellte
Studie baut auf diesen Beobachtungen auf und untersucht, ob Unterschiede in Bezug
auf die physische Repräsentativität der Waffensysteme mit entsprechender Muniti-
onsart – Echtwaffe mit konventioneller Munition und Simulationswaffe mit nicht-töd-
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licher Trainingsmunition – bestehen. Als Marker hierfür wird die psychophysiologi-
sche Beanspruchung, operationalisiert über die Herzratenvariabilität, herangezogen.
In der Praxis wird konventioneller Munition häufig ein anderes „Stresslevel“ als nicht-
tödlicher Trainingsmunition attestiert. Ferner ist über die Wirkung des Einsatzes von
Simulationswaffen, verglichen mit Echtwaffen, auf das Stressempfinden von Polizei-
beamten bislang noch wenig bekannt.
2 Methode
Die vorliegende Studie wurde als quasi-experimentelle Feldstudie mit Messwieder-
holung durchgeführt. Die unabhängige Variable bildeten die genutzten Waffensys-
teme mit der entsprechenden Munitionsart. Jeder Teilnehmer absolvierte zwei
Durchgänge mit jeweils einem Waffensystem. Die Parameter der psychophysiologi-
schen Beanspruchung (kardiovaskuläre Daten) bildeten die abhängigen Variablen.
2.1 Stichprobe
Zweiundvierzig Polizeibeamte mit Spezialverwendung nahmen an der vorliegenden
Studie teil. Für 25 Teilnehmer lagen vollständige kardiovaskuläre Daten vor. Bei den
übrigen Teilnehmern führte die hohe Dynamik der zu absolvierenden Kampf- und
Schießübung zu Datenverlusten in den zur Datenaufnahme benutzen Instrumenten.
Die 25 Polizeibeamten hatten ein mittleres Alter von M = 29,00 Jahren (SD = 5,52),
eine mittlere Erfahrung von M = 7,94 (SD = 7,94) Jahren im Polizeiberuf und M = 4,12
(SD = 4,48) Jahren in einer Spezialverwendung.
2.2 Material
Die psychophysiologische Beanspruchung wurde über Herzfrequenz (HR) und Herz-
ratenvariabilität (HRV) operationalisiert. Die Intervalle zwischen benachbarten R-Za-
cken (interbeat interval) wurde mittels Suunto Herzfrequenzmessgeräten (Suunto
T6c, T6d, und Suunto Memory Belt) detektiert und aufgenommen. Der HRV Parame-
ter RMSSD (root mean square of sucessive differences) wurde als Ausdruck para-
sympathischer Aktivität für die weitere Analyse genutzt, analog zu vergleichbaren
Forschungsbeiträgen (Brisinda, Venuti, Cataldi, Efremov, Intorno & Fenici, 2015; ;
Strahler & Ziegert, 2015) und gemäß Empfehlungen im Rahmen der HRV Messung
und Analyse (Task Force of The European Society of Cardiology and The North Ame-
rican Society of Pacing and Heart rate Variability Standards of Measurement, Physi-
ological Interpretation, and Clinical Use, 1996; Laborde & Mosley, 2016;).
Die mittlere HR (mHR) und RMSSD wurden anhand von 60 Sekunden Intervallen
berechnet. Gerade in schnellen, dynamischen Interaktionen wie polizeilichen Ausei-
nandersetzungen wird eine Verkürzung der Berechnungssegmente auf bis zu 30 Se-
kunden empfohlen (Brisinda et al., 2015).
Die Teilnehmer nutzten ihre Dienstwaffen mit konventioneller Munition. Sofern das
Experiment das Nutzen von nichttödlicher Trainingsmunition vorsah, wurden den
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Teilnehmern Simulationswaffen der Firma „Simunition FX“ desselben Models ausge-
händigt. Die Angreifer während des Szenarios trugen RedMan Schutzanzüge, die
Teilnehmer hingegen ihre persönliche Einsatzausrüstung.
2.3 Durchführung
Die Studie wurde an drei verschiedenen Tagen durchgeführt. Jeder Teilnehmer nahm
an nur einem Tag teil. Die Teilnehmer gaben ihre Einwilligung zur Teilnahme an der
Studie nach erfolgter Aufklärung zum Ziel und Zweck des Experiments. Jeder Teil-
nehmer absolvierte zwei Durchgänge der Übung: ein Treatment mit konventioneller
Munition unter Verwendung der Dienstwaffe und ein Treatment mit nicht-tödlicher
Trainingsmunition unter Verwendung einer Simulationswaffe (Farbmarkierungs-
waffe). Jeder Teilnehmer startete mit einer 10-minütigen Ruhephase in sitzender Po-
sition, in welcher die Ruhemessung der HRV erfolgte. Das Treatment bestand aus
drei Teilen, welche jeweils ohne Pause nacheinander durchgeführt wurden. Zuerst
wurden die Teilnehmer gebeten, so oft wie möglich zwischen zwei Schlagpolstern
hin- und herzurennen und jeweils eine Angriffskombination mit mindestens drei
Schlagtechniken auszuführen. Im Anschluss mussten die Teilnehmer eine Ringer-
puppe mit einem Gewicht von 60kg über eine Distanz von 13 Metern ziehen. Dabei
wurden sie von einem Angreifer in einem RedMan Suit attackiert. Nachdem die Teil-
nehmer sich gegen den Aggressor verteidigt hatten, mussten sie die Ringerpuppe
weiter ziehen. Die Distanz von 13 Metern musste so ufig wie möglich innerhalb
von zwei Minuten zurückgelegt werden (inklusive Angriff durch den RedMan). Nach
Beendigung der zwei Minuten zogen die Teilnehmer direkt eine Schutzbrille und Ge-
hörschutz auf und rannten in die vorgegebene Schießposition, die sich 6 Meter von
der Zieldarstellung entfernt befand. Den Teilnehmern wurde die Erwartung mitgeteilt,
jede rote Zieldarstellung zweimal zu beschießen, ohne dabei das Ziel zu verfehlen
oder eine andersfarbige Zieldarstellung zu treffen. Im Laufe der Schießübung musste
ein schneller Magazinwechsel durchgeführt werden, da in einem Magazin nur 6 Pat-
ronen enthalten waren. Nach Beendigung der Schießübung musste die Waffe ge-
holstert werden und die Teilnehmer setzten sich direkt an einen vorbereiteten Tisch,
an dem ein Test zur Erfassung der Leistung des Arbeitsgedächtnisses durchgeführt
wurde. Dieser Test dauerte 4 Minuten. Anschließend nahmen die Teilnehmer in ei-
nem angrenzenden Erholungsraum für 15 Minuten Platz. Die Reihenfolge der Trea-
tments erfolgte randomisiert mit einer Pause von mindestens 2,5 Stunden zwischen
den Durchgängen.
2.4 HRV Analyse
Die Aufbereitung der R-R-Daten sowie die anschließende Frequenzbereichsanalyse
erfolgte mit der Software Kubios HRV v.2.1 (Tarvainen, Niskanen, Lipponen, Ranta-
aho & Karjalainen, 2014). Zunächst wurde aus dem ursprünglich unregelmäßig ab-
getasteten, diskreten R-R- Intervall-Signal eine äquidistant abgetastete, kontinuierli-
che Zeitreihe konstruiert. Kubios HRV nutzt zur Darstellung der Zeitreihe als stetige
Funktion eine stückweise Spline-Interpolation. Neben der visuellen Überprüfung der
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Daten auf offensichtliche Artefakte kam die Artefaktkorrekturfunktion der Kubios HRV
mit einer Korrekturstärke von „very strong“ mit einem Schwellenwert von 0,05 Se-
kunden zum Einsatz. Die notwendige, zumindest schwache Stationarität der R-R-
Zeitreihe wurde durch das Trendbereinigungsverfahren „smoothness priors“ mit
einer hier gewählten Grenzfrequenz von 0,035 Hz (Lambda = 500) gewährleistet.
Kardiovaskuläre Parameter wurden in vier Intervallen zu je 60 Sekunden analysiert
(Brisinda et al., 2015): a) im Ruhezustand (T1), b) während des Treatments (Intervall
wurde zentriert auf der maximalen HR; T2), c) 2 min nach Beendigung des Treat-
ments (T3) und d) 8 min nach Beendigung des Treatments (T4). Anhand der Inter-
valle wurden HR sowie die parasympathische Aktivierung (RMSSD) als Marker der
psychophysiologischen Beanspruchung berechnet.
2.5 Statistische Analyse
Jedes Datenset (mHR und RMSSD) wurde mittels Shapiro-Wilk Test, visueller Be-
trachtung der Histogramme, der normalen Quantile-Quantile-Plots sowie der Box-
Plots auf Normalverteilung analysiert (Doane & Seward, 2011).
Die Ergebnisse zeigten eine Normalverteilung des mHR Datensets. Entsprechend
wurde eine 2x2 faktorielle ANOVA (Zeit X Waffensystem) mit Messwiederholung auf
beiden Faktoren gerechnet. Mauchly’s Test zeigte eine Verletzung der Annahme der
Sphärizität für den Haupteffekt von Zeit,
χ
2
(5) = 25.40, p < .001, sowie den Interakti-
onseffekt zwischen Zeit und Waffensystem,
χ
2
(5) = 34.20, p < .001. Entsprechend
wurden die Freiheitsgrade mittels Greenhouse-Geisser korrigiert (ε = .66 für den
Haupteffekt von Zeit und ε = .54 für den Interaktionseffekt zwischen Zeit und Waffen-
system).
Das Datenset RMSSD war nicht normalverteilt. Transformationen führten ebenfalls
zu keiner Normalisierung der Daten. Da keine robusten faktoriellen ANOVAS mit
Messwiederholung existieren (Field, Miles & Field, 2012), wurden separate robuste
ANOVAs für jedes Waffensystem mittels der rmanova() Funktion (20% getrimmte
Mittelwerte) gerechnet (Wilcox, 2012).
Etwaige Differenzen zwischen den beiden Waffensystemen wurden für jeden Zeit-
punkt einzeln mittels eines robusten t-Tests mit Bootstrapping für mHR und RMSSD
berechnet. Die statistische Auswertung erfolgte mittels SPSS Version 24.0 und R.
Das Signifikanzniveau wurde auf p = 0.05 gesetzt.
3 Ergebnisse
Die Ergebnisse der faktoriellen ANOVA zeigten für mHR keinen signifikanten Haupt-
effekt für das Waffensystem F(1, 24) = 1.86, p = .185,
η
p2
= .072 und keinen Interak-
tionseffekt zwischen dem Zeitpunkt der Messung und dem Waffensystem, F(1.61,
38.54) = 1.43, p = .251,
η
p2
= .056. Ein signifikanter Haupteffekt für Zeit wurde fest-
gestellt: F(1.97, 47.16) = 634.68, p < .001,
η
p2
= .964. Bonferroni-korrigierte paar-
weise Vergleiche zeigten hochsignifikante (p < .001) Unterschiede zwischen allen
Messzeitpunkten (siehe Abb. 1).
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Abb. 1. Mittlere HR (mHR) zu den unterschiedlichen Messzeitpunkten für beide Durchgänge mit unterschied-
lichen Waffensystemen.
Potentielle Effekte des Messzeitpunktes auf die RMSSD Werte wurden anhand ro-
buster ANOVAs mittels der rmanova()-Funktion basierend auf 20% getrimmten Mit-
telwerten berechnet. Die robusten ANOVAs wurden für beide Durchgänge (Dienst-
waffe, Simulationswaffe) getrennt in R berechnet.
Für die Durchgänge mit konventioneller Munition zeigten die Ergebnisse einen signi-
fikanten Haupteffekt des Messzeitpunktes auf die RMSSD Werte: F(2.28, 31.96) =
158.49, p < .001.
Post-hoc Tests, basierend auf 20% getrimmten Mittelwerten, zeigten Differenzen
zwischen den folgenden Messzeitpunkten: T1 und T2, psihat = 12.96 (9.12, 16.81),
p < .001, T1 und T3, psihat = 19.32 (16.09, 22.56), p < .001, T1 und T4, psihat =
17.72 (12.65, 22.79), p < .001, T2 und T3, psihat = 5.74 (4.37, 7.01), p < .001, T2
und T4, psihat = 3.65 (0.72, 6.57), p < .001. Die Analyse ergab keinen signifikanten
Effekt zwischen T3 und T4: psihat = -1.47 (-3.67, 0.72), p > .05.
Für den Durchgang mit Simulationswaffen zeigten die Ergebnisse einen signifikanten
Haupteffekt der Zeit auf den Messzeitpunkt der RMSSD Werte: F(2.03, 28,40) =
49.97, p < .001. Post-hoc Tests, basierend auf 20% getrimmten Mittelwerten, zeigten
Differenzen zwischen den folgenden Messzeitpunkten: T1 und T2, psihat = 8.65
(4.56, 12.73), p < .001, T1 und T3, psihat = 13.30 (10.86, 15.74), p < .001, T1 und
T4, psihat = 11.50 (6.53, 16.47), p < .001, T2 und T3, psihat = 4.01 (1.66, 6.37),
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p < .001, und T2 und T4, psihat = 2.70 (0.24, 5.16), p < .001. Die Analyse ergab
keinen signifikanten Effekt zwischen T3 und T4, psihat = -0.98 (-2.63, 0.67), p > .05.
Abbildung 2 zeigt die RMSSD Werte der vier Messzeitpunkte für beide Durchgänge
(Dienstwaffe, Simulationsaffe).
Abb. 2. RMSSD zu den unterschiedlichen Messzeitpunkten für beide Durchgänge mit unterschiedlichen Waf-
fensystemen.
Potentielle Unterschiede der kardiovaskulären Daten zwischen Dienst- und Simula-
tionswaffen wurden mittels einzelner T-tests mit Messwiederholung zu sämtlichen
Messzeitpunkten analysiert. Die Ergebnisse wiesen keine signifikanten Unterschiede
zwischen dem Gebrauch von konventioneller und nicht-tödlicher Trainingsmunition
zu den Messzeitpunkten auf (siehe Tab. 1).
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4 Diskussion
Die vorliegende Studie zeigt, dass es keinen Unterschied zwischen dem Gebrauch
von konventioneller Munition (der „scharfe Schuss“) im Vergleich zu nicht-tödlicher
Trainingsmunition (FX Farbmarkierungsmunition), gemessen an der psychophysiolo-
gischen Beanspruchung, gibt. Forschungsarbeiten im Kontext von laser-basierten
Trainingssystemen zeigen, dass für die Entwicklung von (statischen) Schießfertigkei-
ten der „scharfe Schuss“ nicht nötig ist (Kratzig, 2013; Getty, 2014). Die vorliegenden
Ergebnisse erweitern diese Erkenntnisse insofern, dass nicht-tödliche Trainingsmu-
nition zu denselben psychophysiologischen Veränderungen führt wie konventionelle
Munition.
Unbeabsichtigte Schussabgaben mit Verletzungs- oder gar Todesfolgen sind ein
schwerwiegendes Risiko (Heim, Schmidtbleicher & Niebergall, 2006a, 2006b; Barber
& Hemenway, 2011; Fowler, Dahlberg, Haileyesus & Annest, 2015;), das es im Rah-
men von Trainingssettings zu vermeiden gilt. Das Gestalten von Trainingsbedingun-
gen mit Waffensystemen, die dazu beitragen, Verletzungs- und Todesfolgen zu
minimieren, erscheint in diesem Kontext besonders wichtig. Der Gebrauch von nicht-
tödlicher Trainingsmunition ermöglicht eine enorme Reduzierung des Gesundheits-
risikos der beteiligten Personen, ohne die Repräsentativität zu verringern.
Weiterhin zeigt die Studie, dass die HR während des Treatments den Maximalwert
von ca. 200 Schlägen pro Minute erreichte. Derartig hohe HR Messwerte wurden in
bisherigen Forschungsarbeiten zum polizeilichen Einsatzverhalten noch nicht berich-
tet (Armstrong, Clare & Plecas, 2014; Strahler & Ziegert, 2015; Andersen, Pitel, Wee-
rasinghe & Papazoglou, 2016). Hingegen werden im Bereich des Kampfsportes re-
gelmäßig Maximalwerte zwischen 195 und 205 Schlägen pro Minute gemessen
(Bouhlel, Jouini, Gmada, Nefzi, Ben Abdallah & Tabka, 2006; Markovic, Vucetic, &
Cardinale, 2008; Haddad, Chaouachi, Wong, Castagna & Chamari, 2011; Santos,
González, Iscar, Brime, Fernández-Río, Rodríguez & Montoliu, 2011). In Kombina-
tion mit den Ergebnissen der vorliegenden Studie kann davon ausgegangen werden,
dass HR Werte von 200 Schlägen pro Minute erreicht werden, sofern der körperliche
Kampf eine Rolle in der Auseinandersetzung spielt. Entsprechend sollten Polizeibe-
amte Lernumgebungen ausgesetzt werden, welche die Erfahrung dieser Beanspru-
chung in Kombination mit leistungsorientiertem Handeln ermöglichen.
Die Ergebnisse dieser Studie bringen neue Einsichten in die Gestaltung repräsenta-
tiver Einsatztrainings-Designs. Bislang waren korrespondierende Erkenntnisse auf
statische Schießtrainings, wie z. B. zu Beginn der Schießausbildung üblich, be-
schränkt. Nunmehr kann davon ausgegangen werden, dass Einsatztrainings, die Si-
mulationswaffen verwenden, genauso repräsentativ wie Trainings mit Echtwaffen
sind. Das bedeutet, dass der Transfer relevanter Fertigkeiten vom Training in die
Echtsituation in gleichem Maße gewährleistet ist.
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4.1. Limitationen
Mehrere Schwachstellen der Studie müssen angemerkt werden. Erstens wurden
innerhalb der Studie drei verschiedene kognitive Tests eingesetzt. Obwohl (a) die
Testzeiten mit jeweils vier Minuten gleich und (b) die Teilnehmer ausgeglichen den
jeweiligen Treatments zugeordnet waren, besteht die Möglichkeit, dass die kardiovas-
kulären Daten zwischen den drei Durchgängen variierten. Zweitens schossen die
Teilnehmer in der Studie mit den jeweiligen Munitionsarten auf statische nicht-
menschliche Ziele, während sie wussten, dass nicht auf sie geschossen wird. Die
psychophysiologische Beanspruchung ist damit geringer einzuordnen als dies in
Echtlagen der Fall sein könnte. Es ist davon auszugehen, dass in Echtlagen die
psychophysiologische Beanspruchung noch größer ist.
4.2. Schlussbemerkungen
Die vorliegende Studie erbringt einen Beleg dafür, dass nicht-tödliche Trainingsmuni-
tion zum selben Grad an psychophysiologischer Beanspruchung führt wie konventio-
nelle Munition. Entsprechend bietet das Nutzen von nicht-tödlicher Trainingsmunition
eine sichere, aber dennoch repräsentative Möglichkeit, den Umgang und Fertigkeiten
mit der Dienstwaffe zu erlernen. Weiterhin weist die Studie darauf hin, dass körperli-
che Auseinandersetzungen eine sehr hohe Belastung für das Individuum darstellen
und dass Polizeibeamte auf diese Belastungen vorbereitet sein müssen. Künftige For-
schungsvorhaben sollten die vorliegenden Ergebnisse für andere nicht-tödliche Mu-
nitionsarten und laser-basierte Waffensysteme replizieren. Darüber hinaus wäre es
sinnvoll, die Fertigkeitsentwicklung im Längsschnitt in Abhängigkeit des Trainingssys-
tems zu untersuchen. Systematische Interventionen mit Transfer- und Retentions-
tests könnten dabei helfen die Frage zu beantworten, ob letztendlich Fertigkeiten ge-
lernt wurden oder nicht (Kratzig, 2013).
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... Neben polizeilichen Standardsituationen gilt es auch kritische Konfliktkonstellationen professionell zu handhaben (Makin et al., 2018;Rajakaruna, Henry, Cutler, & Fairman, 2017;Staller & Zaiser, 2015). Die hierfür nötigen Kompetenzen werden in institutionellen Lehr-Lern-Settings entwickelt, trainiert und optimiert (Körner & Staller, 2017;Schmalzl, 2008), welche national und international unter verschiedenen Begrifflichkeiten firmieren (Rajakaruna et al., 2017;Renden, Landman, Savelsbergh, & Oudejans, 2015;Staller, Bertram, & Körner, 2017a;Staller, Zaiser, Körner, & Cole, 2017d). In Deutschland werden die Trainingsangebote unter anderem mit den Begriffen "Einsatztraining" (Hessisches Ministerium des Innern und für Sport, 2016), "polizeiliches Einsatztraining" (Hochschule des Bundes für öffentliche Verwaltung, 2015) oder "Polizeitraining" (Hochschule der Sächsischen Polizei, 2016) überschrieben und werden in Ausbildung (z.B. im Rahmen der Ausbildung / des Studiums oder einer Spezialverwendung) und Fortbildung (regelmäßige Auffrischungstrainings) unterteilt. ...
Chapter
Der polizeiliche Schusswaffengebrauch gegen Personen stellt sowohl rechtlich als auch ethisch die Ultima Ratio polizeilicher Intervention dar. Folgt man der Grundannahme, dass im Regelfall im Rahmen der gesetzlichen Befugnisse von der Dienstwaffe Gebrauch gemacht wird, liegt in diesen Situationen regelmäßig eine Gefahr für die Gesundheit oder gar das Leben der handelnden Polizeivollzugsbeamt*innen oder Dritten vor. Kann diese Gefahr nur durch den Einsatz der Dienstwaffe abgewendet werden, stehen die Beamt*innen einem komplexen Anforderungsszenario im Kontext eigener Vulnerabilität gegenüber, welches teils in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung über Leben und Tod erfordern kann. Der hohe Stresspegel, der zweifelsohne anzunehmen ist, kann dabei die Handlungsfähigkeit (auch im Sinne einer professionellen Angemessenheit) eklatant beeinträchtigen und so gravierende Folgen für den Verlauf der Einsatzsituation haben. Das rückblickende Empfinden von Hilflosigkeit in Verbindung mit der Manifestation von Angstempfindungen kann sich langfristig auswirken und psychische Belastungsstörungen hervorrufen. Um Schusswaffengebräuchen als Hochstressereignissen optimal begegnen zu können, ist eine umfassende Trainingsvorbereitung erforderlich. Dazu ist neben motorisch repetitiven Handlungsabläufen und Simulationen möglichst repräsentativer Stressbelastung auch die ethische Einordnung und Reflexion der eigenen Handlungsoptionen unbedingt erforderlich, um die Trainierenden Schritt für Schritt an die zu erwartenden Schwierigkeiten und Herausforderungen heranführen zu können.
Chapter
Polizeitraining besitzt eine zentrale Funktion in der Aus- und Fortbildung von Polizeikräften. Es hat die Aufgabe, Einsatzkräfte optimal auf eine unvorhersehbare und mitunter gefährliche Einsatzdynamik vorzubereiten. Konkret muss das Polizeitraining dabei sicherstellen, dass Einsatzkräfte unter Lebensgefahr in diesen dynamischen Einsatzsituationen hinreichend funktional bleiben, das heißt gegebene Gefahrenmomente wahrnehmen und einschätzen sowie gemäß Verhaltnismäßigkeit entscheiden und entsprechend handeln können. Angesichts dieser Bedeutung des Polizeitrainings erscheint gegenwärtig die wissenschaftliche Fundierung und empirische Evaluation eher gering. Vielmehr liefern polizeiliche Meisterlehren eine intuitive Orientierung für die Trainingsgestaltung. Nachdem die Theoriebildung als Kernstück des empirischen Forschungsprozesses identifiziert ist, wird die Notwendigkeit empirisch validierter Anforderungsprofile als Voraussetzung des Polizeitrainings herausgestellt. Zur inhaltlichen Gestaltung des Trainings schlagen wir sodann in Anlehnung an Leistungsstrukturmodelle der Sport- und Trainingswissenschaften ein allgemeines Modell zur Struktur polizeilicher Leistung vor. Dieser Vorschlag soll als Rahmenkonzeption für Polizeitrainings eine Diskussionsgrundlage und ein initialer Orientierungspunkt für im Feld Tätige darstellen. Hieran werden zentrale Ideen für das Polizeitraining diskutiert. Der Beitrag schließt mit Empfehlungen für die Stärkung der Wissenschaftlichkeit im Polizeitraining ab.
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Physical assaults are an inherent problem of modern society. One strategy available to try to prevent violence is to strengthen one’s personal capacities to defend oneself. This is the scope of various self-defence programs and systems within the civil domain. While training in self-defence facilitates the use of self-protective strategies in real life situations, it is important to ascertain whether individuals learn the skills taught in self-defence classes and whether they are able to perform the skills when these are required. In order to test the effectiveness of self-defence skills in an ethically acceptable way, instructors and scholars have to design environments in which valid and practically relevant results about the performance of the learner can be obtained. The imprecise nature and the multidimensional use of terms like ‘realism’ and ‘reality-based’ leads to difficulties in designing such environments. In this article, we argue for the need to shift the emphasis from ‘realistic’ to ‘representative’ design in testing and learning environments, with the aim of developing transferable self-defence skills within the civil domain. The Trade- Off Model of Simulation Design that we propose is intended to help instructors and scholars to make more informed decisions when designing tasks for testing or training.
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The development of transferable skills that help officers in preventing and dealing with armed and unarmed confrontations is crucial to police use-of-force (PUOF) training. Based on the concept of representative learning designs guided by an ecological dynamics perspective to learning, we argue, that skill acquisition is predicated on continuous information-based interaction between the learner and the performance environment. This nonlinear pedagogical approach to PUOF practice requires PUOF coaches to underpin their operational practice with a clear understanding of the interactional relationship between the informational variables and the goal-directed behavior. As such, a sound knowledge of the functional properties of used weapon systems is essential, in order to efficiently locate their use within the context of PUOF learning environments. The paper proposes a categorisation matrix to weapon systems that are used in PUOF training settings according to their functional properties and their opportunities for learning. On a practical level the matrix enables PUOF coaches to make decisions about the use of different training systems based on their functional properties. On an organisational level the matrix helps law enforcement agencies to evaluate the cost-benefit ratio, when investing in new training systems.
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This research aimed to establish the extent to which scenario-based use-of-force training undertaken by the Royal Canadian Mounted Police (RCMP) replicates aspects of the essential physiological characteristics of real-life, highstress police activity. Using heart rate monitors, the physiological stress reactions of 132 officers were recorded while they completed one of four use-of-force training scenarios (including a control, where no use-of-force was required). Average heart rate information was used as a proxy measure for officer stress reactions at four time points during the scenarios: (a) 10 minute pre-scenario, (b) during the scenario when verbal contact was made, (c) during the scenario when physical contact was made, and (d) 10 minute post-scenario. Relative to pre- and post-scenario rates, heart rates were elevated during verbal and physical contact. No differences in this pattern were observed between scenarios, including the control scenario. Relative to previous use-of-force simulation evaluations, the strengths of this design are the size and quality of the sample of participants, the collection of the stress proxy measure during the scenarios, and the inclusion of a control scenario. Overall, this examination demonstrated that the RCMP’s current scenario-based use-of-force skills refresher program produces heart rate patterns that are consistent with the elevated physiological stress produced by real-world policing as demonstrated in prior field research.
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This revised book provides a thorough explanation of the foundation of robust methods, incorporating the latest updates on R and S-Plus, robust ANOVA (Analysis of Variance) and regression. It guides advanced students and other professionals through the basic strategies used for developing practical solutions to problems, and provides a brief background on the foundations of modern methods, placing the new methods in historical context. Author Rand Wilcox includes chapter exercises and many real-world examples that illustrate how various methods perform in different situations. Introduction to Robust Estimation and Hypothesis Testing, Second Edition, focuses on the practical applications of modern, robust methods which can greatly enhance our chances of detecting true differences among groups and true associations among variables. * Covers latest developments in robust regression * Covers latest improvements in ANOVA * Includes newest rank-based methods * Describes and illustrated easy to use software.
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This paper examines the epidemiology of fatal and nonfatal firearm violence in the United States. Trends over two decades in homicide, assault, self-directed and unintentional firearm injuries are described along with current demographic characteristics of victimization and health impact. Fatal firearm injury data were obtained from the National Vital Statistics System (NVSS). Nonfatal firearm injury data were obtained from the National Electronic Injury Surveillance System (NEISS). Trends were tested using Joinpoint regression analyses. CDC Cost of Injury modules were used to estimate costs associated with firearm deaths and injuries. More than 32,000 persons die and over 67,000 persons are injured by firearms each year. Case fatality rates are highest for self-harm related firearm injuries, followed by assault-related injuries. Males, racial/ethnic minority populations, and young Americans (with the exception of firearm suicide) are disproportionately affected. The severity of such injuries is distributed relatively evenly across outcomes from outpatient treatment to hospitalization to death. Firearm injuries result in over $48 billion in medical and work loss costs annually, particularly fatal firearm injuries. From 1993 to 1999, rates of firearm violence declined significantly. Declines were seen in both fatal and nonfatal firearm violence and across all types of intent. While unintentional firearm deaths continued to decline from 2000-2012, firearm suicides increased and nonfatal firearm assaults increased to their highest level since 1995. Firearm injuries are an important public health problem in the United States, contributing substantially each year to premature death, illness, and disability. Understanding the nature and impact of the problem is only a first step toward preventing firearm violence. A science-driven approach to understand risk and protective factors and identify effective solutions is key to achieving measurable reductions in firearm violence. Copyright © 2015. Published by Elsevier Inc.
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Operational stress is a complex matter. It requires a better understanding based on scientific knowledge of the psychophysiology of stress to improve training methods for officer’s survival and prevention of post-traumatic stress disorders. This study aimed to assess the reliability and sensitivity of heart rate and of heart rate variability (HRV) as possible objective methods to quantify police operational stress (OS) in the real world and to differentiate the contribution of overlapping physical stress (PhS) during realistic training scenarios. 12-lead ECG of 113 police officers (POs) were continuously monitored during rest, daily activity (control state), and during 172 realistic tactical training scenarios requiring the use of force and/or of shooting firearms (OS, with or without associated PhS). Baseline physiological and psychological measurements were collected on the days of the training session. POs behavior and tactical outcome were rated by police instructors and documented with multiple video cameras. Real-time imaging of tactical stress was tempted with time-varying (TV) spectral HRV analysis (HRVa). Quantitative estimates of time-domain (TD), frequency-domain (FD), and nonlinear HRV parameters were computed from standard (300 and 120 seconds) and very short-term (60 and 30 seconds) intervals. The study was approved by a local Institutional Review Board. TV spectral HRVa provided dynamic imaging of transient cardiac autonomic adaptation induced by OS and/or PhS. Quantitative estimation of the majority of TD and FD HRV parameters were not significantly affected by shortening the length of the explored time-segments from 300 to 30 seconds, as demonstrated by the intraclass correlation coefficient analysis (> 0.70). Discrimination analysis of HRV parameters allowed a differentiation between rest and stress conditions and between mental and physical stress. HRVa provides dynamic imaging and quantification of transient stress-induced autonomic adaptation in police officers during realistic tactical training scenarios.
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This paper discusses common approaches to presenting the topic of skewness in the classroom, and explains why students need to know how to measure it. Two skewness statistics are examined: the Fisher-Pearson standardized third moment coefficient, and the Pearson 2 coefficient that compares the mean and median. The former is reported in statistical software packages, while the latter is all but forgotten in textbooks. Given its intuitive appeal, why did Pearson 2 disappear? Is it ever useful? Using Monte Carlo simulation, tables of percentiles are created for Pearson 2. It is shown that while Pearson 2 has lower power, it matches classroom explanations of skewness and can be calculated when summarized data are available. This paper suggests reviving the Pearson 2 skewness statistic for the introductory statistics course because it compares the mean to the median in a precise way that students can understand. The paper reiterates warnings about what any skewness statistic can actually tell us.
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Introduction: Police work is one of the most demanding professions with various sources of high occupational stress. Among the most demanding tasks are amok situations, such as school shootings. Hardly anything is known about endocrine and cardiovascular markers in safety professionals during emergency situations in real life and how this relates to stress perception and management. This study will therefore explore police officers' stress responses to a reality-based school shooting simulation assessing neuroendocrine, cardiovascular, and psychological stress markers. Methods: A convenience sample of 50 police officers (39.5 ± 8.7 yrs, 9 women) participating in a basic or refresher amok training session for the German uniformed and criminal police were recruited. Saliva samples were collected shortly before the simulation task (school shooting), immediately after, 20 and 45 min after finishing the task for the assessment of cortisol and alpha-amylase (sAA), as markers of the hypothalamic-pituitary-adrenal axis and the autonomic nervous system, respectively. Heart rate (variability) was assessed continuously. Officers rated their actual mood right before and 10 min after the simulation. Subjective experience of task stressfulness was assessed minutes after finishing the simulation. Results: Overall, the simulated school shooting did not result in changes of mood, tiredness, or calmness but higher restlessness was experienced during the basic training, which was also experienced as more controllable. Female officers reported to experience more strain and anxiety. Cortisol showed highest levels at the beginning of the training and steadily decreasing values thereafter. In contrast, sAA increased substantially right after the simulation with officers on the front position showing most pronounced changes. Cardiovascular reactivity was highest in officers acting on the side positions while advancing to find the suspect. Furthermore higher self-efficacy as well as, by trend, controllability and relevance of results correlated with cardiovascular measures. Discussion: Autonomic but not endocrine stress markers increased to a simulated school shooting, which were further related to the subjective experience of the simulation. Our results provide a more in-depth picture of stress responses in such situations, which will in the long run raise the possibility to refine training programs, design more effective stress-management strategies for these critical incidents, and improve performance but also coping with work-related stress.